Parallel Corpus


Book Name The Gambler Der Spieler
Book Language en de
Is Translation? true true
Total Chapters 17 17
Author Fyodor Dostoevsky Fjodor Dostojewski
Source http://originalbook.ru/ http://originalbook.ru/



Chapter - 1

CHAPTER I Erstes Kapitel
I’VE FINALLY COME BACK from my two week absence. Endlich bin ich nach vierzehntägiger Abwesenheit zurückgekehrt.
Our people have already been in Roulettenburg for three days. Die Unsrigen befinden sich schon seit drei Tagen in Roulettenburg.
I thought they would be waiting for me God knows how eagerly, but I was mistaken. The general had an extremely independent look, spoke to me condescendingly, and sent me to his sister. Ich hatte geglaubt, sie warteten bereits auf mich mit der größten Ungeduld; indes ist dies meinerseits ein Irrtum gewesen.
It was clear they had got hold of money somewhere. Der General zeigte eine sehr stolze, selbstbewußte Miene, sprach mit mir ein paar Worte sehr von oben herab und schickte mich dann zu seiner Schwester.
It even seemed to me that the general was a little ashamed to look at me. Es kam mir sogar so vor, als sei es dem General einigermaßen peinlich, mich anzusehen.
Marya Filippovna was extremely busy and scarcely spoke with me; she took the money, however, counted it, and listened to my whole report. Marja Filippowna hatte außerordentlich viel zu tun und redete nur flüchtig mit mir; das Geld nahm sie aber in Empfang, rechnete es nach und hörte meinen ganzen Bericht an.
Mezentsov, the little Frenchman, and some Englishman or other were expected for dinner; as usual, when there’s money, then at once it’s a formal dinner; Moscowstyle. Zum Mittagessen erwarteten sie Herrn Mesenzow, außerdem noch einen kleinen Franzosen und einen Engländer. Das ist bei ihnen einmal so Brauch: sobald Geld da ist, werden auch gleich Gäste zum Diner eingeladen, ganz nach Moskauer Art.
Polina Alexandrovna, seeing me, asked what had taken me so long, and went off somewhere without waiting for an answer. Als Polina Alexandrowna mich erblickte, fragte sie mich, was ich denn solange gemacht hätte; aber sie entfernte sich dann, ohne meine Antwort abzuwarten.
Of course, she did it on purpose. Selbstverständlich tat sie das mit Absicht.
We must have a talk, however. A lot has accumulated. Indessen müssen wir uns notwendigerweise miteinander aussprechen.
I’ve been assigned a small room on the fourth floor of the hotel. Es hat sich viel Stoff angesammelt. Es wurde mir ein kleines Zimmer im vierten Stock des Hotels angewiesen.
It’s known here that I belong to “But I don’t even have any money,” I said calmly. Hier ist bekannt, daß ich »zur Begleitung des Generals« gehöre.
“To lose it, you have to have it.” “You shall have it at once,” the general replied, blushing slightly. Aus allem war zu entnehmen, daß sie es bereits verstanden hatten, sich ein Ansehen zu geben.
He rummaged in his desk, consulted a ledger, and it turned out that he owed me about a hundred and twenty roubles. Den General hält hier jedermann für einen steinreichen russischen Großen.
“How are we going to reckon it up?” he began. “It has to be converted into thalers. Here, take a hundred thalers, a round figure–the rest, of course, won’t get lost.” I silently took the money. Noch vor dem Diner gab er mir, außer anderen Kommissionen, auch den Auftrag, zwei Tausendfrancscheine, die er mir einhändigte, zu wechseln.
“Please don’t be offended by my words, you’re so touchy… If I made that observation, it was, so to speak, to warn you, and, of course, I have a certain right to do so… ” Coming back home with the children before dinner, I met a whole cavalcade. Ich bewerkstelligte das im Büro des Hotels. Nun werden wir, wenigstens eine ganze Woche lang, für Millionäre gehalten werden. Ich wollte mit Mischa und Nadja spazierengehen, wurde aber, als ich schon auf der Treppe war, zum General zurückgerufen; er hielt es für nötig, mich zu fragen, wohin ich mit den Kindern gehen wolle.
Our people had gone to have a look at some ruins. Two excellent carriages, magnificent horses! Mlle Blanche in the same carriage with Marya Filippovna and Polina; the little Frenchman, the Englishman, and the general on horseback. Passersby stopped and looked; an effect was produced; only it won’t come to any good for the general. Dieser Mann ist schlechterdings nicht imstande, mir gerade in die Augen zu sehen; in dem Wunsch, es doch fertigzubringen, versucht er es öfters; aber ich antworte ihm jedesmal mit einem so unverwandten, respektlosen Blick, daß er ordentlich verlegen wird.
I calculated that with the four thousand francs I had brought, plus whatever they had evidently managed to get hold of here, they now had seven or eight thousand francs. That is too little for Mlle Blanche. Mlle Blanche is also staying in our hotel, along with her mother; our little Frenchman is here somewhere as well. In sehr schwülstiger Redeweise, wobei er eine hohle Phrase an die andere reihte und schließlich völlig in Verwirrung geriet, gab er mir zu verstehen, ich möchte mit den Kindern irgendwo im Park spazierengehen, in möglichst weiter Entfernung vom Kurhaus.
The servants call him “M. le comte,” Mlle Blanche’s mother is called “Mme la comtesse”; well, maybe they really are comte and comtesse. Zum Schluß wurde er ganz ärgerlich und fügte in scharfem Ton hinzu: »Also bitte, führen Sie sie nicht ins Kurhaus zum Roulett.
I just knew that M. le comte would not recognize me when we gathered for dinner. Nehmen Sie es mir nicht übel; aber ich weiß, Sie sind noch ziemlich leichtsinnig und wären vielleicht imstande, sich am Spiel zu beteiligen.
The general, of course, did not even think of introducing us or of presenting me to him; and M. le comte himself has visited Russia and knows what small fry an I first met this strange Englishman in Prussia, on a train where we sat opposite each other, when I was catching up with our people; then I ran into him on entering France, and finally in Switzerland; twice in the course of these two weeks–and now I suddenly met him in Roulettenburg. Ich bin zwar nicht Ihr Mentor und hege auch gar nicht den Wunsch, eine solche Rolle zu übernehmen; aber jedenfalls habe ich wenigstens ein Recht darauf, mich von Ihnen nicht kompromittiert zu sehen, um mich so auszudrücken.« »Ich habe ja gar kein Geld«, antwortete ich ruhig. »Um Geld verspielen zu können, muß man doch welches besitzen.« »Geld sollen Sie sofort erhalten«, erwiderte der General, wühlte in seinem Schreibtisch umher, nahm ein kleines Buch heraus und sah darin nach; es ergab sich, daß er mir ungefähr hundertzwanzig Rubel schuldig war.
Never in my life have I met a shyer man; he’s shy to the point of stupidity, and, of course, he knows it himself, because he’s not at all stupid. »Wie wollen wir also unsere Rechnung erledigen?« sagte er; »wir müssen es in Taler umrechnen.
However, he’s very nice and quiet. I got him to talk at our first meeting in Prussia. He announced to me that he had been at Nordkap that summer, and that he would like very much to go to the Nizhny Novgorod fair. Nehmen Sie da zunächst hundert Taler; das ist eine runde Summe; das übrige bleibt Ihnen natürlich sicher.« Ich nahm das Geld schweigend hin.
I don’t know how he became acquainted with the general; I believe he’s boundlessly in love with Polina. When she came in, he flushed a flaming crimson. He was very glad that I sat down beside him at the table, and it seems he considers me a bosom friend. At table the Frenchman set the tone extraordinarily; he was careless and pompous with everyone. »Sie müssen sich durch meine Worte nicht gekränkt fühlen; Sie sind so empfindlich… Ich wollte Sie durch meine Bemerkung nur sozusagen warnen, und das zu tun habe ich doch natürlich ein gewisses Recht… « Als ich vor dem Mittagessen mit den Kindern nach Hause zurückkehrte, fand ich eine ganze Kavalkade vor.
And in Moscow, I remember, he just blew soap bubbles. Die Unsrigen machten einen Ausflug, um eine Ruine zu besuchen.
He talked terribly much about finance and Russian politics. The general sometimes ventured to contradict–but modestly, only enough so as not to definitively damage his own importance. I was in a strange state of mind. Eine schöne Equipage, mit prächtigen Pferden bespannt, hielt vor dem Hotel; darin saßen Mademoiselle Blanche, Marja Filippowna und Polina; der kleine Franzose, der Engländer und unser General waren zu Pferde.
Of course, before dinner was halfthrough, I managed to ask myself my customary and habitual question: “How come I hang around with this general and didn’t leave them long, long ago?” Now and then I glanced at Polina Alexandrovna; she ignored me completely. Die Passanten blieben stehen und schauten; der Effekt war großartig, kam aber dem General verhältnismäßig teuer zu stehen. Ich rechnete mir aus: wenn man die viertausend Franc, die ich mitgebracht hatte, und das Geld, das sie inzwischen augenscheinlich erlangt hatten, zusammennahm, so mochten sie jetzt sieben- oder achttausend Franc haben.
It ended with me getting angry and deciding to be rude. Das war für Mademoiselle Blanche eine gar zu geringe Summe.
It began with me suddenly, for no rhyme or reason, interfering in their conversation, loudly and without being asked. Above all, I wanted to quarrel with the little Frenchman. Mademoiselle Blanche wohnt gleichfalls in unserem Hotel, und zwar mit ihrer Mutter; desgleichen auch unser kleiner Franzose.
I turned to the general and suddenly, quite loudly and distinctly, and, it seems, interrupting him, observed that in hotels this summer it was almost impossible for Russians to dine at the “If you’re a selfrespecting man,” I let myself go on, “you will unavoidably invite abuse and will have to put up with being exceedingly slighted. Die Hoteldienerschaft nennt ihn »Monsieur le comte«, und Mademoiselle Blanches Mutter wird »Madame la comtesse« betitelt; nun, vielleicht sind sie auch wirklich ein Graf und eine Gräfin. Ich wußte vorher, daß Monsieur le comte mich nicht erkennen werde, als wir uns nach dem Mittagessen zusammenfanden.
In Paris, on the Rhine, even in Switzerland, there are so many little Poles and sympathizing little Frenchmen at the I said it in French. The general looked at me in perplexity, not knowing whether he should get angry or merely be astonished that I had forgotten myself so. Dem General kam es natürlich nicht in den Sinn, uns miteinander bekannt zu machen oder auch nur mich ihm vorzustellen; Monsieur le comte aber hat sich selbst in Rußland aufgehalten und weiß, was für eine unbedeutende Person ein Hauslehrer in Rußland ist.
“That means that somebody somewhere has taught you a lesson,” the little Frenchman said carelessly and contemptuously. Er kennt mich übrigens recht gut. Aber, die Wahrheit zu gestehen, ich erschien beim Mittagessen, ohne überhaupt dazu aufgefordert zu sein; der General hatte wohl vergessen, eine Anordnung darüber zu treffen; sonst hätte er mich wahrscheinlich geheißen, an der Table d'hôte zu essen.
“In Paris I began by quarreling with a Pole,” I replied, “then with a French officer who supported the Pole. Ich stellte mich von selbst ein, so daß der General mir einen unzufriedenen Blick zuwarf.
And then some of the Frenchmen took my side, when I told them how I wanted to spit in the monseigneur’s coffee.” “Spit?” the general asked with pompous perplexity, and even looked around. The little Frenchman studied me mistrustfully. “Just so, sir,” I replied. Die gute Marja Filippowna wies mir sogleich einen Platz an; aber mein früheres Zusammentreffen mit Mister Astley half mir aus der Verlegenheit, und so wurde ich, wie wenn das selbstverständlich wäre, als berechtigtes Mitglied dieser Gesellschaft angesehen.
“Since I was convinced for a whole two days that I might have to go to Rome briefly to take care of our business, I went to the office of the Holy Father’s embassy in Paris to get a visa in my passport. Mit diesem sonderbaren Engländer war ich zum erstenmal in Preußen zusammengetroffen, im Eisenbahnwagen, wo wir uns gegenübersaßen, als ich in Eile den Unsrigen nachreiste.
{2} There I was met by a little abbé, about fifty years old, dry and with frost in his physiognomy, who, having heard me out politely, but extremely dryly, asked me to wait. Dann war ich jetzt auf ihn gestoßen, als ich nach Frankreich hineinfuhr, und endlich in der Schweiz, also während dieser zwei Wochen zweimal.
Though I was in a hurry, I did sit down, of course, took out “ ‘What! Und nun kam ich mit ihm plötzlich hier in Roulettenburg zusammen.
Just when the cardinal is sitting with him!’ the abbé cried, recoiling from me in horror, rushed to the door, and spread his arms crosswise, showing that he would sooner die than let me pass. Nie in meinem Leben habe ich einen Menschen gefunden, der schüchterner gewesen wäre; seine Schüchternheit streift schon an Dummheit, und er selbst weiß das natürlich, da er ganz und gar nicht dumm ist.
“Then I answered him that I was a heretic and a barbarian, ‘ “Really, though,” the general began… “What saved you was calling yourself a barbarian and a heretic,” the little Frenchman observed, grinning. Im übrigen ist er ein sehr lieber, stiller Mensch. Gleich bei der ersten Begegnung in Preußen faßte er ein solches Zutrauen zu mir, daß er ganz gesprächig wurde.
“ “What, should I look to our Russians? They sit here, don’t dare peep, and are ready, perhaps, to renounce the fact that they’re Russians. Er teilte mir mit, er sei in diesem Sommer am Nordkap gewesen und habe große Lust, sich die Messe in Nischni-Nowgorod anzusehen.
At any rate in my hotel in Paris they began to treat me with much greater attention when I told everybody about my fight with the abbé. Ich weiß nicht, wie er mit dem General bekannt wurde; mir scheint, daß er bis über die Ohren in Polina verliebt ist.
The fat Polish “That cannot be,” the little Frenchman seethed, “a French soldier would not shoot a child!” “Yet so it was,” I replied. Als sie eintrat, wurde sein Gesicht rot wie der Himmel beim Aufgang der Sonne.
“It was told to me by a respectable retired captain, and I myself saw the scar from the bullet on his cheek.” The Frenchman began talking much and quickly. Er freute sich sehr darüber, daß ich bei Tisch neben ihm saß, und scheint mich schon als seinen Busenfreund zu betrachten.
The general tried to support him, but I recommended that he read, for instance, bits from the At first we began, naturally, with business. Bei Tisch spielte sich der kleine Franzose stark auf und benahm sich gegen alle geringschätzig und hochmütig.
Polina simply became angry when I gave her only seven hundred guldens in all. Und dabei weiß ich noch recht gut, wie knabenhaft er in Moskau zu reden pflegte.
She was sure I’d bring her from Paris, in pawn for her diamonds, at least two thousand guldens or even more. Er sprach jetzt furchtbar viel über Finanzwesen und über die russische Politik.
“I need money at all costs,” she said, “and I must get it; otherwise I’m simply lost.” I started asking about what had happened in my absence. Der General raffte sich mitunter dazu auf, ihm zu widersprechen, aber nur in bescheidener Weise und lediglich in der Absicht, auf seine Würde nicht völlig Verzicht zu leisten.
“Nothing, except that we received two pieces of news from Petersburg, first, that grandmother was very unwell, and, two days later, that it seemed she had died. Ich befand mich in einer eigentümlichen Stimmung. Selbstverständlich legte ich mir, schon ehe noch die Mahlzeit halb zu Ende war, meine gewöhnliche, stete Frage vor: »Warum gebe ich mich mit diesem General ab und bin nicht schon längst von all diesen Menschen weggegangen?« Mitunter blickte ich zu Polina Alexandrowna hin; sie schenkte mir gar keine Beachtung.
This was news from Timofei Petrovich,” Polina added, “and he’s a precise man. Schließlich wurde ich ärgerlich und bekam Lust, grob zu werden.
We’re waiting for the final, definitive news.” “So everyone here is in expectation?” I asked. Ich machte den Anfang damit, daß ich mich auf einmal ohne jede Veranlassung laut und ungefragt in ein fremdes Gespräch einmischte.
“Of course: everyone and everything; for the whole six months that’s the only thing they’ve hoped for.” “And you’re hoping, too?” I asked. Namentlich hatte ich den Wunsch, mich mit dem kleinen Franzosen zu zanken.
“Why, I’m not related to her at all, I’m only the general’s stepdaughter. But I know for certain that she’ll remember me in her will.” “It seems to me you’ll get a lot,” I said affirmatively. Ich wandte mich an den General und bemerkte, indem ich ihn unterbrach, auf einmal sehr laut und in sehr bestimmtem Ton, es sei in diesem Sommer für Russen so gut wie unmöglich, in den Hotels an der Table d'hôte zu speisen.
“Yes, she loved me; but why does it seem so to “Tell me,” I answered with a question, “our marquis, it seems, is also initiated into all the family secrets?” “And why are you interested in that?” asked Polina, giving me a stern and dry look. Der General warf mir einen verwunderten Blick zu. »Wenn man einige Selbstachtung besitzt«, fuhr ich fort, »so gerät man unfehlbar in Streit und setzt sich argen Beleidigungen aus.
“Why not? If I’m not mistaken, the general has already managed to borrow money from him.” “You’ve guessed quite correctly.” “Well, would he lend him money if he didn’t know about grandma? Did you notice, at dinner: three times or so, speaking about grandmother, he called her ‘grandma’–‘ “Yes, you’re right. In Paris und am Rhein, sogar in der Schweiz sitzen an der Table d'hôte so viel Polen und so viel Franzosen, die mit ihnen sympathisieren, daß es unmöglich ist, ein Wort zu reden, wenn man bloß Russe ist.« Ich hatte das auf französisch gesagt.
As soon as he learns that I’m also getting something in the will, he’ll immediately propose to me. Is that what you wanted to find out?” “Only then? Der General sah mich ganz verblüfft an und wußte nicht, sollte er sich darüber ärgern oder sich nur darüber wundern, daß ich mich so vergessen hatte.
I thought he proposed a long time ago.” “You know perfectly well he hasn’t!” Polina said testily. “Where did you meet this Englishman?” she asked after a moment’s silence. »Es hat Ihnen gewiß irgendwo jemand eine Lektion erteilt«, sagte der kleine Franzose in nachlässigem, geringschätzigem Ton.
“I just knew you’d ask about him right away.” I told her about my previous meetings with Mr. Astley during my trip. “He’s shy and amorous and, of course, already in love with you?” “Yes, he’s in love with me,” Polina replied. »In Paris stritt ich mich einmal zuerst mit einem Polen herum«, antwortete ich, »und dann mit einem französischen Offizier, der die Partei des Polen nahm.
“And he’s certainly ten times richer than the Frenchman. What, does the Frenchman really have anything? Isn’t that open to doubt?” “No, it’s not. He has some sort of château. Darauf aber ging ein Teil der Franzosen auf meine Seite über, als ich ihnen erzählte, daß ich einmal einem Monsignore hätte in den Kaffee spucken wollen.« »Spucken?« fragte der General mit würdevollem Erstaunen und blickte rings um sich.
The general told me that yesterday. Der kleine Franzose sah mich ungläubig an.
Well, so, is that enough for you?” “In your place, I’d certainly marry the Englishman.” “Why?” asked Polina. »Allerdings«, erwiderte ich. »Da ich ganze zwei Tage lang glaubte, daß ich in unserer geschäftlichen Angelegenheit möglicherweise würde für ein Weilchen nach Rom reisen müssen, so ging ich in die Kanzlei der Gesandtschaft des Heiligen Vaters in Paris, um meinen Paß visieren zu lassen.
“The Frenchman’s handsomer, but he’s meaner; and the Englishman, on top of being honest, is also ten times richer,” I snapped. “Yes, but then the Frenchman is a marquis and more intelligent,” she replied with the greatest possible equanimity. Dort fand ich so einen kleinen Abbé, etwa fünfzig Jahre alt, ein dürres Männchen mit kalter Miene; der hörte mich zwar höflich, aber sehr gleichgültig an und ersuchte mich zu warten.
“Is that true?” I went on in the same way. “Perfectly.” Polina terribly disliked my questions, and I saw that she wanted to make me angry with her tone and the wildness of her answer. I told her so at once. Obwohl ich es eilig hatte, setzte ich mich natürlich doch hin, um zu warten, zog die Opinion nationale aus der Tasche und begann eine furchtbare Schimpferei auf Rußland zu lesen.
“Why, it does indeed amuse me to see you in a fury. Währenddessen hörte ich, wie jemand durch das anstoßende Zimmer zu dem Monsignore ging, und sah, wie mein Abbé ihn durch eine Verbeugung grüßte.
You ought to pay for the fact alone that I allow you to put such questions and make such surmises.” “I do indeed consider it my right to put all sorts of questions to you,” I replied calmly, “precisely because I’m prepared to pay for them however you like, and my own life I now count for nothing.” Polina burst out laughing: “Last time, on the Schlangenberg, you told me you were ready at my first word to throw yourself down headfirst, and I believe it’s a thousandfoot drop. Ich wandte mich noch einmal an ihn mit meiner früheren Bitte; aber in noch trocknerem Ton ersuchte er mich wieder zu warten. Bald darauf trat noch jemand ein, kein Bekannter, sondern einer, der ein geschäftliches Anliegen hatte, ein Österreicher; er wurde angehört und sogleich nach oben geleitet. Da wurde ich nun aber sehr ärgerlich; ich stand auf, trat an den Abbé heran und sagte zu ihm in entschiedenem Ton, da der Monsignore empfange, so könne er auch mich abfertigen.
One day I’ll speak that word, solely to see how you’re going to pay, and you may be sure I’ll stand firm. Mit einer Miene des äußersten Erstaunens wankte der Abbé vor mir zurück.
You are hateful to me–precisely because I’ve allowed you so much, and more hateful still, because I need you so much. But for the time being I do need you–I must take good care of you.” She went to get up. Es war ihm geradezu unfaßbar, wie so ein wertloser Russe es wagen könne, sich mit den andern Besuchern des Monsignore auf eine Stufe zu stellen.
She had spoken with irritation. Lately she has always finished a conversation with me with spite and irritation, with real spite. “Allow me to ask you, what is this Mlle Blanche?” I asked, not wanting to let her go without an explanation. “You know yourself what Mlle Blanche is. Im unverschämtesten Ton, wie wenn er sich darüber freute, mich beleidigen zu können, rief er, indem er mich vom Kopf bis zu den Füßen mit seinen Blicken maß: ›Meinen Sie wirklich, daß Monsignore um Ihretwillen seinen Kaffee stehenlassen wird?‹ Nun fing ich gleichfalls an zu schreien, aber noch stärker als er: ›Spucken werde ich Ihrem Monsignore in seinen Kaffee; das mögen Sie nur wissen!
Nothing more has been added. Mlle Blanche will probably become Madame la Générale–naturally, if the rumor of grandmother’s death is confirmed, because Mlle Blanche, and her mother, and her second cousin, the marquis, all know very well that we are ruined.” “And the general is definitively in love?” “That’s not the point now. Wenn Sie meinen Paß nicht augenblicklich fertigmachen, so gehe ich zu ihm selbst hin.‹ ›Wie?
Listen and remember: take these seven hundred florins and go gambling, win me as much as you can at roulette; I need money now at all costs.” Having said this, she called Nadenka and went to the vauxhall, where she joined our whole company. Während der Kardinal bei ihm ist?‹ rief der kleine Abbé, indem er erschrocken von mir wegtrat, zur Tür eilte, die Arme kreuzweis übereinanderlegte und dadurch zu verstehen gab, daß er eher sterben als mich durchlassen wolle.
I, however, turned into the first path to the left, pondering and astonished. It was as if I’d been hit on the head, after the order to go and play roulette. Strange thing: I had enough to ponder, and yet I immersed myself wholly in an analysis of my feelings for Polina. Da antwortete ich ihm, ich sei ein Ketzer und ein Barbar, que je suis hérétique et barbare, und all diese Erzbischöfe, Kardinäle, Monsignori usw. seien mir absolut gleichgültig.
Really, it had been easier for me during those two weeks of absence than now, on the day of my return, though on the way I had longed for her like a madman, had thrashed about like a man in a frenzy, and even in sleep had seen her before me every moment. Kurz, ich machte Miene, meinen Willen durchzusetzen. Der Abbé blickte mich mit grenzenlosem Ingrimm an; dann riß er mir meinen Paß aus der Hand und ging mit ihm nach oben. Eine Minute darauf war er schon visiert.
Once (this was in Switzerland), I had fallen asleep on the train, and it seems I began talking aloud with Polina, which made all my fellow travelers laugh. »Da ist er; wollen Sie ihn sich ansehen?« Ich zog den Paß heraus und zeigte das römische Visum. »Aber da haben Sie denn doch… «, begann der General.
And now once more I asked myself the question: do I love her? And once more I was unable to answer it, that is, better to say, I answered myself again, for the hundredth time, that I hated her. »Das hat Sie gerettet, daß Sie sich als einen Barbaren und Ketzer bezeichneten«, bemerkte der kleine Franzose lachend.
Yes, she was hateful to me. There were moments (and precisely each time at the end of our conversations) when I would have given half my life to strangle her! »Cela n'était pas si bête.« »Sollen wir Russen uns so behandeln lassen?
I swear, if it had been possible to sink a sharp knife slowly into her breast, it seems to me I’d have snatched at it with delight. Aber unsere Landsleute sitzen hier, wagen nicht, sich zu mucken, und verleugnen wohl gar ihre russische Nationalität.
And yet, I swear by all that’s holy, if on the Schlangenberg, on the fashionable However, I had her commission–to win at roulette at all costs. Aber wenigstens in Paris, in meinem Hotel, gingen die Leute mit mir weit respektvoller um, nachdem ich allen mein Renkontre mit dem Abbé erzählt hatte.
There was no time to reflect on why and how soon I had to win, and what new considerations had been born in that eternally calculating head. Ein dicker polnischer Pan, der an der Table d'hôte am feindseligsten gegen mich aufgetreten war, sah sich völlig in den Hintergrund gedrängt.
Besides, during these two weeks, evidently, no end of new facts had accrued, of which I still had no idea. All this had to be figured out, it all had to be grasped, and as soon as possible. But meanwhile now there was no time: I had to go to the roulette table. Die Franzosen nahmen es sogar geduldig hin, als ich erzählte, daß ich vor zwei Jahren einen Menschen gesehen hätte, auf den im Jahre 1812 ein französischer Chasseur geschossen habe, einzig und allein, um sein Gewehr zu entladen.


Chapter - 2

CHAPTER II Zweites Kapitel
I CONFESS, THIS WAS unpleasant for me. Ich muß gestehen: dieser Auftrag war mir nicht angenehm.
Though I had decided that I would play, it was not at all my intention to begin by playing for others. Ich hatte mir zwar vorgenommen gehabt, mich gleichfalls am Spiel zu beteiligen, dabei aber in keiner Weise angenommen, daß ich damit anfangen würde, es für andere zu tun.
It even threw me off somewhat, and I went into the gaming rooms with a most vexatious feeling. Das stieß mir gewissermaßen meine Pläne über den Haufen, und so betrat ich denn die Spielsäle in einer recht verdrießlichen Stimmung.
I can’t stand this lackeyishness in the gossip columns of the whole world, and mainly in our Russian newspapers, where almost every spring our columnists tell about two things: first, the extraordinary magnificence and splendor of the gaming rooms in the roulette towns on the Rhine, and second, the heaps of gold that supposedly lie on the tables. Unausstehlich ist mir die Lakaienhaftigkeit in den Feuilletons der Zeitungen der ganzen Welt und namentlich unserer russischen Zeitungen, wo fast in jedem Frühjahr unsere Feuilletonisten von zwei Dingen erzählen: erstens von der prachtvollen, luxuriösen Einrichtung der Spielsäle in den Roulettstädten am Rhein, und zweitens von den Haufen Goldes, die angeblich auf den Tischen liegen.
They’re not paid for that; they simply do it out of disinterested obsequiousness. Bezahlt werden ja die Schriftsteller dafür nicht; sie erzählen das aus eigenem Antrieb, aus uneigennütziger Dienstfertigkeit.
There is no magnificence in these trashy rooms, and as for the gold, not only are there no heaps on the tables, but there’s scarcely even the slightest trace. Von Pracht ist in diesen dürftigen Sälen nicht die Rede, und Gold bekommt man überhaupt kaum zu sehen, geschweige denn, daß es in Haufen auf den Tischen läge.
Of course, now and then during the season some odd duck suddenly turns up, an Englishman, or some sort of Asiatic, a Turk, as happened this summer, and suddenly loses or wins a great deal; the rest all play for small change, and, on the average, there’s usually very little money lying on the table. Allerdings, manchmal erscheint im Laufe der Saison plötzlich irgendeine wunderliche Persönlichkeit, ein Engländer oder ein Asiat oder wie in diesem Sommer ein Türke, und verliert oder gewinnt auf einmal eine sehr große Summe; aber alle übrigen spielen um ein paar lumpige Gulden, und im großen und ganzen liegt auf den Tischen immer nur sehr wenig Geld.
As I had only just entered the gaming room (for the first time in my life), I did not venture to play for a while. Als ich in den Spielsaal trat (es war das erstemal in meinem Leben), konnte ich mich eine Zeitlang nicht dazu entschließen mitzuspielen.
Besides, it was crowded. Ich fühlte mich durch das dichte Gedränge abgestoßen.
But if I had been alone, even then I think I would sooner have left than started playing. Aber auch wenn ich allein dagewesen wäre, auch dann wäre ich wohl am liebsten bald wieder weggegangen und hätte nicht angefangen zu spielen.
I confess, my heart was pounding, and I was not coolheaded; I knew for certain and had long resolved that I would not leave Roulettenburg just so; something radical and definitive was bound to happen in my fate. So it must be, and so it would be. Ich bekenne: das Herz klopfte mir stark, und ich war nicht kaltblütig; ich glaubte zuverlässig und sagte mir das schon lange mit aller Bestimmtheit, daß es mir nicht beschieden sein werde, aus Roulettenburg so ohne weiteres wieder fortzukommen, daß sich da mit Sicherheit etwas zutragen werde, was für mein Lebensschicksal von tiefgehender, entscheidender Bedeutung sei.
Ridiculous as it is that I should expect to get so much from roulette, it seems to me that the routine opinion, accepted by all, that it is stupid and absurd to expect anything at all from gambling, is even more ridiculous. Das sei ein Ding der Notwendigkeit und werde so geschehen. Mag es auch lächerlich sein, daß ich vom Roulett soviel für mich erwarte, für noch lächerlicher halte ich die landläufige, beliebte Meinung, daß es töricht und sinnlos sei, vom Spiel überhaupt etwas zu erwarten.
Why is gambling worse than any other way of making money–trade, for instance? Und warum soll denn das Spiel schlechter sein als irgendein anderes Mittel des Gelderwerbs, zum Beispiel schlechter als der Handel?
It’s true that only one in a hundred wins. Das ist ja richtig, daß von hundert nur einer gewinnt.
But what do I care about that? Aber was geht mich das an?
In any case, I decided to look on at first and not start anything serious that evening. Jedenfalls beschloß ich, zunächst nur zuzusehen und an diesem Abend nichts Ernstliches zu unternehmen.
That evening, if something did happen, it would be accidental and slight–and that’s what I settled on. Wenn an diesem Abend überhaupt etwas geschah, so sollte es nur zu- fällig und nebenbei geschehen; das war meine Absicht.
Besides, I had to study the game itself; because, despite the thousands of descriptions of roulette I had always read with such avidity, I understood decidedly nothing of how it worked until I saw it myself. Überdies mußte ich doch auch das Spiel selbst erst lernen; denn trotz tausend Beschreibungen des Rouletts, die ich stets mit großer Gier gelesen hatte, verstand ich, ehe ich nicht seine Einrichtung selbst gesehen hatte, schlechterdings nichts davon.
First, it all seemed so filthy to me–somehow morally nasty and filthy. Von vornherein erschien mir alles überaus schmutzig, ich meine im übertragenen Sinne garstig und schmutzig.
I am by no means speaking of those greedy and restless faces that stand in dozens, even in hundreds, around the gaming tables. Ich rede nicht von jenen gierigen, unruhigen Gesichtern, die zu Dutzenden, ja zu Hunderten die Spieltische umgeben.
I see decidedly nothing filthy in the desire to win sooner and more; I have always found very stupid the thought of one wellnourished and prosperous moralist, who, in response to someone’s excuse that “they play for low stakes,” replied: so much the worse, because there’s little interest. As if little interest and big interest were not the same. Ich sehe absolut nichts Schmutziges in dem Wunsch, möglichst schnell und möglichst viel Geld zu gewinnen; als sehr dumm ist mir immer der Gedanke eines behäbigen, wohlsituierten Moralphilosophen erschienen, der auf jemandes Entschuldigung: »Es wird ja nur niedrig gespielt«, antwortete: »Um so schlimmer, da dann der Eigennutz kleinlich ist.« Als ob kleinlicher Eigennutz und großartiger Eigennutz nicht auf dasselbe hinauskämen!
It’s a matter of proportion. Das sind nur relative Begriffe.
What’s small for Rothschild, is great wealth for me, and as for gains and winnings–people everywhere, not only at the roulette table, do nothing but gain or win something from each other. Was für Rothschild eine Kleinigkeit ist, das ist für mich eine große Summe; aber was Gewinn und Profit anlangt, so geht das Streben der Menschen nicht etwa nur beim Roulett, sondern auf allen Gebieten nur darauf, einander etwas wegzunehmen oder abzugewinnen.
Whether gain and profit are vile in themselves–is another question. But I won’t decide it here. Ob Profitmachen und Gewinnen überhaupt etwas Garstiges ist, das ist eine andere Frage, auf deren Beantwortung ich mich jetzt nicht einlasse.
Since I myself was possessed in the highest degree by a desire to win, all this interest and all this interested filth, if you wish, was for me, as I entered the room, somehow the more helpful, the more congenial. Da ich selbst im höchsten Grade von dem Wunsch, zu gewinnen, erfüllt war, so hatte all dieser Eigennutz und, wenn man es so ansehen will, all dieser Schmutz des Eigennutzes beim Eintritt in den Saal für mich sozusagen etwas Vertrautes und Verwandtes.
It’s really nice when people don’t stand on ceremony, but act in an open and unbuttoned way with each other. And why should one deceive oneself? Das beste ist, wenn einer dem andern gegenüber keine gewundenen Redensarten macht, sondern offen und ehrlich verfährt; und nun gar sich selbst zu betrügen, was hat das für einen Zweck?
It’s the most futile and illcalculated occupation! Eine ganz wertlose, unökonomische Tätigkeit!
Especially unattractive, at first sight, in all this roulette riffraff was the respect for what they were doing, the grave and even deferential way they all stood around the tables. Besonders häßlich erschien mir auf den ersten Blick bei dem unfeinen Teil der Roulettspieler die Wichtigkeit, die sie ihrer Tätigkeit beilegten, das ernste, sogar respektvolle Wesen, mit dem sie alle die Tische umringten.
That’s why there is a sharp distinction here between the kind of gambling known as The riffraff do indeed play very filthily. Darum wird hier scharf unterschieden zwischen derjenigen Art zu spielen, die als »mauvais genre« bezeichnet wird, und derjenigen, die einem anständigen Menschen gestattet ist.
I’m even not averse to the thought that a lot of the most common thievery goes on here at the table. Es gibt eben zwei Arten zu spielen: eine gentlemanhafte und eine plebejische, selbstische, das ist die der unfeinen Menge, des Pöbels.
The croupiers who sit at the ends of the table, look after the stakes, and make the payments, have a terrible amount of work. Hier wird dazwischen ein strenger Unterschied gemacht; und doch, wie wertlos ist in Wirklichkeit dieser Unterschied!
There’s more riffraff for you! For the most part they’re Frenchmen. However, I’m observing and making remarks here not at all in order to describe roulette; I’m attuning myself, in order to know how to behave in the future. Ein Gentleman wird zum Beispiel fünf oder zehn Louisdor, selten mehr, setzen oder auch, wenn er sehr reich ist, tausend Franc; aber er darf das lediglich um des Spieles willen tun, nur zum Zeitvertreib, eigentlich nur um den Vorgang des Gewinnens oder Verlierens zu verfolgen; für den Gewinn selbst darf er durchaus kein Interesse zeigen.
I noticed, for instance, that there was nothing more ordinary than for someone’s hand suddenly to reach out from behind the table and take what you’ve won. An argument begins, there’s often shouting, and–I humbly ask you to prove, to find witnesses, that the stake is yours! Hat er gewonnen, so darf er zum Beispiel laut lachen, zu einem der Umstehenden eine Bemerkung machen; er darf sogar noch einmal setzen und dabei verdoppeln, aber einzig und allein aus Wißbegierde, um die Chancen zu beobachten und Berechnungen anzustellen, aber nicht in dem plebejischen Wunsch zu gewinnen.
At first this was all Chinese to me; I only guessed and figured out somehow that one can stake on numbers, odds and evens, and colors. Kurz, all diese Spieltische, Rouletts und Trente-et-quarante-Spiele darf er nur als einen Zeitvertreib betrachten, der lediglich zu seinem Amüsement eingerichtet ist.
That evening I decided to try a hundred guldens of Polina Alexandrovna’s money. The thought that I was setting out to play for someone else somehow threw me off. Von der Gewinnsucht und den Fallstricken, die die Grundlage und Einrichtung der Spielbank bilden, darf er nicht einmal eine Ahnung haben.
The sensation was extremely unpleasant, and I wanted to be done with it quickly. I kept fancying that by starting out for Polina I was undermining my own luck. Is it really impossible to touch a gaming table without being infected at once with superstition? Sehr gut wäre es sogar, wenn es ihm schiene, daß auch alle übrigen Spieler, dieser Pöbel, der um einen Gulden bangt und zittert, daß auch sie ebensolche reichen Leute und Gentlemen seien wie er selbst und nur zur Zerstreuung und zum Zeitvertreib spielten.
I began by taking out five friedrichs d’or, that is, fifty guldens, and staking them on evens. Eine solche völlige Unkenntnis der Wirklichkeit und harmlose Meinung von den Menschen wäre gewiß sehr aristokratisch.
The wheel spun and it came up thirteen–I lost. With some morbid feeling, solely to be done with it somehow and leave, I staked another five friedrichs d’or on red. Ich sah, daß viele Mütter ihre unschuldigen, hübschen, fünfzehn- oder sechzehnjährigen Töchter zum Spieltisch vorwärtsschoben, ihnen einige Goldstücke gaben und sie über das Spiel belehrten.
It came up red. I staked all ten friedrichs d’or–again it came up red. I again staked it all at once, and again it came up red. Die jungen Damen gewannen oder verloren, lächelten aber in jedem Falle und traten sehr zufrieden wieder zurück.
I took the forty friedrichs d’or and staked twenty on the twelve middle numbers, not knowing what would come of it. I was paid triple. Unser General kam in gemessenem Schritt und würdevoller Haltung zum Spieltisch; ein Diener eilte herbei, um ihm einen Stuhl zu reichen; aber er bemerkte den Diener gar nicht.
Thus, from ten friedrichs d’or, I had suddenly acquired eighty. Some extraordinary and strange sensation made it so unbearable for me that I decided to leave. Sehr langsam zog er seine Börse heraus, sehr langsam entnahm er ihr dreihundert Franc in Gold, setzte sie auf Schwarz und gewann.
It seemed to me that I would play quite differently if I were playing for myself. Er nahm den Gewinn nicht, sondern ließ ihn auf dem Tisch.
Nevertheless, I staked all eighty friedrichs d’or once more on evens. Wieder kam Schwarz; auch diesmal nahm er nichts an sich, und als nun beim drittenmal Rot kam, verlor er mit einem Schlag zwölfhundert Franc.
This time it came up four; they poured out another eighty friedrichs d’or for me, and, taking the whole heap of a hundred and sixty friedrichs d’or, I went to look for Polina Alexandrovna. Er ging lächelnd weg und fiel nicht aus der Rolle. Ich bin überzeugt, daß sein Herz sich krampfhaft zusammenzog, und daß, wäre der Einsatz zwei- oder dreimal so groß gewesen, er seiner Rolle nicht treu geblieben wäre, sondern seine Erregung verraten hätte.
They had all gone for a stroll somewhere in the park, and I managed to see her only at supper. Übrigens gewann in meiner Gegenwart ein Franzose bis zu dreißigtausend Franc und verlor dann diese Summe wieder, beides mit heiterer Miene und ohne jede sichtbare Erregung.
This time the Frenchman wasn’t there, and the general made a display of himself; among other things, he found it necessary to observe to me again that he did not wish to see me at the gaming table. Ein wirklicher Gentleman darf, selbst wenn er sein ganzes Vermögen im Spiel verlöre, sich nicht darüber aufregen. Das Geld muß so tief unter der Würde eines Gentleman stehen, daß es kaum wert erscheint, daß man sich darum kümmere.
In his opinion, it would be very compromising for him if I somehow lost too much; “but even if you were to win a lot, then, too, I would be compromised,” he added significantly. Gewiß, es würde sehr aristokratisch sein, die ganze moralische Unsauberkeit des gesamten Pöbels und der gesamten Umgebung überhaupt nicht zu bemerken.
“Of course, I have no right to control your actions, but you must agree… ” Here, as usual, he didn’t finish. I answered dryly that I had very little money and that, consequently, I could not lose too conspicuously, even if I should gamble. On the way to my room upstairs, I managed to hand Polina her winnings and declared to her that I would not play for her another time. Manchmal indessen ist das entgegengesetzte Verfahren nicht minder aristokratisch, nämlich dieses ganze Pack zu bemerken, das heißt, es zu betrachten, es etwa durch die Lorgnette in Augenschein zu nehmen, aber nur in der Weise, daß man diesen ganzen Schwarm und diesen ganzen Schmutz als eine Art von Zerstreuung auffaßt, gleichsam als eine zur Unterhaltung der Gentlemen arrangierte Vorstellung.
“Why not?” she asked anxiously. “Because I want to play for myself,” I replied, studying her with astonishment, “and this hampers me.” “So you resolutely go on being convinced that roulette is your salvation and your only way out?” she asked mockingly. Man kann sich selbst in dieser Menge mit herumdrängen, muß dabei aber mit der festen Überzeugung um sich blicken, daß man eigentlich nur ein Beobachter ist und in keiner Weise zu dieser Gattung gehört.
I answered again very seriously that, yes; that as for my absolute assurance of winning, let it be ridiculous, I agree, “so long as I’m left alone.” Polina Alexandrovna insisted that I absolutely must share today’s winnings half and half with her, and wanted to give me eighty friedrichs d’or, suggesting that we go on playing in the future on that condition. Übrigens würde es auch wieder ungehörig sein, wenn man all dies sehr aufmerksam betrachten wollte; das wäre wieder nicht gentlemanhaft, weil dieses Schauspiel jedenfalls eine längere und besonders aufmerksame Betrachtung nicht verdient. Überhaupt gibt es wenige Schauspiele, die einer besonders aufmerksamen Betrachtung von seiten eines Gentleman würdig wären.
I refused the half resolutely and definitively, and declared that I could not play for others, not because I didn’t want to, but because I was sure to lose. “However, I myself, stupid as it may be, also hope almost only in roulette,” she said pensively. Persönlich war ich trotzdem der Meinung, daß all dies recht wohl einer sehr aufmerksamen Betrachtung wert sei, namentlich für denjenigen, der nicht allein um der Betrachtung willen gekommen ist, sondern sich selbst offen und ehrlich zu diesem ganzen Pack zählt.
“And therefore you absolutely must go on playing half and half with me, and–of course–you will.” Here she left me, not listening to my further objections. Was aber meine innersten moralischen Überzeugungen anlangt, so ist für die natürlich in meinen jetzigen Überlegungen kein Platz vorhanden. Mag es meinetwegen so sein; ich rede, um mein Gewissen zu erleichtern.


Chapter - 3

CHAPTER III Drittes Kapitel
HOWEVER, FOR THE whole day yesterday she didn’t say a word to me about gambling. And she generally avoided talking with me yesterday. Gestern aber sprach sie den ganzen Tag über mit mir nicht ein einziges Wort vom Spiel.
Her earlier manner with me did not change. The same complete carelessness of attitude when we met, and even something scornful and hateful. Und überhaupt vermied sie es gestern, mit mir zu reden.
Generally she doesn’t wish to conceal her loathing for me; I can see that. Ihr früheres Benehmen gegen mich hatte keine Veränderung erfahren.
In spite of that, she also doesn’t conceal from me that she needs me for something and is saving me for something. Some sort of strange relations have been established between us, in many ways incomprehensible to me–considering her pride and arrogance with everyone. Dieselbe völlige Gleichgültigkeit im Verkehr und bei Begegnungen und sogar eine gewisse Geringschätzung und eine Art von Haß.
She knows, for instance, that I love her madly, she even allows me to speak of my passion–and, of course, she could in no way express her scorn of me more fully than by this permission to speak to her of my love unhindered and uncensored. Überhaupt gibt sie sich keine Mühe, ihre Abneigung gegen mich zu verbergen; das sehe ich deutlich. Trotzdem verbirgt sie mir andrerseits auch nicht, daß sie mich zu irgendwelchem Zweck nötig hat und mich dazu aufspart.
“Meaning,” so to say, “I hold your feelings of so little account that it is decidedly all the same to me what you speak to me about and what you feel for me.” Of her own affairs she talked a lot with me before as well, but she was never fully candid. Es hat sich zwischen uns ein sonderbares Verhältnis herausgebildet, das mir in vieler Hinsicht unverständlich ist, wenn ich ihren Stolz und Hochmut allen gegenüber in Betracht ziehe.
What’s more, there were the following subtleties in her disregard for me: she knows, let’s say, that I’m aware of some circumstance of her life or of something that troubles her greatly; she will even tell me something of her circumstances herself, if she needs to use me somehow for her own purposes, like a slave, or for running errands; but she will always tell me exactly as much as someone needs to know who is used for running errands, and–if the whole sequence of events is still unknown to me, if she sees herself how I suffer and worry over her sufferings and worries, she will never deign to set me fully at ease by friendly candor, though, as she often employed me on not only troublesome but even dangerous errands, she was obliged, in my opinion, to be candid with me. Sie weiß zum Beispiel, daß ich sie bis zur Raserei liebe, gestattet mir sogar, von meiner Leidenschaft zu sprechen, und sicherlich könnte sie mir ihre Geringschätzung durch nichts deutlicher ausdrücken, als eben durch diese Erlaubnis, frei und unbehindert zu ihr von meiner Liebe zu reden. Sie sagt damit gewissermaßen zu mir: »Ich schätze deine Gefühle so gering, daß es mir völlig gleichgültig ist, worüber du mit mir redest, und was du für mich empfindest.« Von ihren eigenen Angelegenheiten hat sie auch früher viel mit mir gesprochen, ist aber nie ganz offenherzig gewesen.
And was it worth caring about my feelings, about the fact that I also worried, and maybe cared and suffered three times more over her cares and misfortunes than she did herself? Three weeks ago I already knew of her intention to play roulette. She even warned me that I was to play in her place, because it was indecent for her to play. By the tone of her words I noticed then that she had some serious concern, and not merely a wish to win money. Und nicht genug damit, in ihrer Geringschätzung gegen mich liegen auch noch gewisse Feinheiten: weiß sie zum Beispiel, daß mir irgendein Umstand ihres Lebens oder etwas von ihren Gemütsbewegungen bekannt ist, so erzählt sie mir unaufgefordert etwas von sich, wenn sie meiner irgendwie für ihre Zwecke zu Sklaven- oder Laufburschendiensten bedarf; aber sie erzählt mir immer nur gerade so viel, als jemand zu wissen nötig hat, der zu solchen Diensten benutzt wird, so daß mir der ganze Zusammenhang der Dinge noch unbekannt bleibt.
What was money in itself to her! There’s a goal here, some circumstance that I may guess at, but that I don’t yet know. Of course, the humiliation and slavery in which she holds me could give me (quite often do give me) the possibility of questioning her crudely and directly. Aber obgleich sie dann selbst sieht, welche Pein und Aufregung ich meinerseits über ihre Pein und Aufregung empfinde, so läßt sie sich doch nie dazu herab, mich durch freundschaftliche Offenherzigkeit zu beruhigen.
Since I’m a slave to her and all too insignificant in her eyes, there is no point in her being offended at my crude curiosity. But the thing is that, while she allows me to ask questions, she doesn’t answer them. Sometimes she doesn’t notice them at all. Und doch wäre sie meiner Ansicht nach dazu verpflichtet, offenherzig gegen mich zu sein, da sie mich nicht selten zu recht mühevollen, ja gefährlichen Aufträgen benutzt.
That’s how it is with us! Yesterday there was a lot of talk among us about a telegram sent to Petersburg four days ago and to which there has been no reply. The general is visibly worried and pensive. It has to do, of course, with grandmother. Ist es denn der Mühe wert, sich um meine Gefühle zu kümmern, sich darum zu kümmern, daß ich mich gleichfalls aufrege und mich vielleicht über ihre Sorgen und Nöte dreimal so sehr ängstige und quäle als sie selbst?
The Frenchman is worried as well. Yesterday, for instance, they had a long and serious talk after dinner. Ich wußte schon seit ungefähr drei Wochen von ihrer Absicht, am Roulett zu spielen.
The Frenchman’s tone with us all was extraordinarily arrogant and careless. Precisely as in the proverb: invite a pig to the table and he’ll put his feet on it. Sie hatte mir sogar angekündigt, ich müsse mit ihr zusammen spielen, weil es für sie selbst nicht schicklich sei zu spielen.
Even with Polina he was careless to the point of rudeness; however, he enjoys taking part in general strolls in the vauxhall or in cavalcades and drives out of town. An dem Ton, in dem sie sprach, hatte ich schon damals gemerkt, daß sie irgendeine ernste Sorge hatte und nicht etwa nur so einfach den Wunsch hegte, Geld zu gewinnen.
I have long been informed of some of the circumstances binding the Frenchman and the general: in Russia they were going to start a factory together; I don’t know whether their project has fallen through or they’re still talking about it. Was liegt ihr denn an dem Geld an und für sich! Da muß eine bestimmte Absicht dahinterstecken, irgendwelche Umstände, die ich vielleicht erraten kann, bis jetzt aber nicht kenne.
Besides that, I chanced to learn part of a family secret: the Frenchman actually helped the general out last year and gave him thirty thousand to make up a deficit in government funds as he handed over his post. Natürlich könnte der Zustand der Erniedrigung und Sklaverei, in dem sie mich hält, mir die Möglichkeit geben (und er gibt sie mir wirklich sehr oft), sie dreist und geradezu selbst zu fragen.
And so, of course, the general is in his clutches; but now, right now, the main role in all this is being played all the same by Mlle Blanche, and in that I’m sure I’m not mistaken. Who is Mlle Blanche? Da ich für sie ein Sklave bin und in ihren Augen nicht die geringste Bedeutung habe, so hat sie keinen Anlaß, sich durch meine dreiste Neugier beleidigt zu fühlen.
Among us here they say she’s a French noblewoman, who goes around with her mother and has a colossal fortune. Aber die Sache ist die, daß sie mir zwar erlaubt, Fragen zu stellen, sie aber nicht beantwortet.
It is also known that she is some sort of relation of our marquis, only a very distant one, some sort of cousin or second cousin. Manchmal beachtet sie sie überhaupt nicht. So stehen wir zueinander.
They say that before my trip to Paris, contacts between the Frenchman and Mlle Blanche were somehow much more ceremonious, they seemed to be on a much more refined and delicate footing; while now their acquaintance, friendship, and family connection have emerged as somehow more coarse, more intimate. Gestern wurde bei uns viel von einem Telegramm gesprochen, das schon vor vier Tagen nach Petersburg abgeschickt, auf das aber noch keine Antwort eingegangen war. Der General ist sichtlich aufgeregt und mit seinen Gedanken beschäftigt.
Maybe our situation seems so bad to them that they no longer find it necessary to be too ceremonious with us and to hide things. Es handelt sich natürlich um die alte Tante. Auch der Franzose ist in Aufregung.
I noticed two days ago how Mr. Astley was studying Mlle Blanche and her mother. It seemed to me that he knew them. So sprachen sie gestern nach dem Mittagessen lange und ernst miteinander.
It even seemed to me that our Frenchman had met Mr. Astley previously as well. Der Ton des Franzosen ist uns allen gegenüber sehr hochmütig und geringschätzig.
However, Mr. Astley is so shy, prudish, and reserved that one can virtually count on him–he won’t wash any dirty linen in public. The Frenchman, at any rate, barely greets him and almost doesn’t look at him; which means he’s not afraid of him. That’s understandable; but why is it that Mlle Blanche almost doesn’t look at him either? The more so as yesterday the marquis let something slip: in general conversation he suddenly said, I don’t remember on what occasion, that Mr. Astley was colossally rich and he knew it for a fact; and so Mlle Blanche might well look at Mr. Astley! Es geht hier genau nach dem Sprichwort: »Wenn man ihn an den Tisch nimmt, so legt er gleich die Füße darauf.« Sogar gegen Polina benimmt er sich geringschätzig bis zur Ungezogenheit; jedoch nimmt er mit Vergnügen an den gemeinsamen Spaziergängen im Kurpark und an den Ausflügen zu Pferde und zu Wagen in die Umgegend teil.
The general is now thoroughly worried. It’s clear what a telegram about his aunt’s death could mean for him now! Though it seemed certain to me that Polina was avoiding conversation with me, as if on purpose, I myself assumed a cold and indifferent air as well: I kept thinking she was just about to approach me. Instead, yesterday and today I turned all my attention predominantly to Mlle Blanche. Mir ist schon längst etwas von den Beziehungen bekannt, die zwischen dem Franzosen und dem General bestehen: in Rußland wollten sie zusammen eine Fabrik errichten; ich weiß nicht, ob das Projekt aufgegeben ist, oder ob sie noch immer davon sprechen.
The poor general, he’s utterly lost! To fall in love with such strong passion at the age of fiftyfive is of course a misfortune. Add to that his widowerhood, his children, his completely ruined estate, his debts, and, finally, the woman he had to fall in love with. Mlle Blanche is quite beautiful. Außerdem ist mir zufällig ein Teil eines Familiengeheimnisses bekanntgeworden: der Franzose hat im vorigen Jahr dem General wirklich aus einer bösen Klemme geholfen, indem er ihm dreißigtausend Rubel gab zur Deckung eines Defizits bei den Staatsgeldern, das sich herausstellte, als der General sein Amt abgab.
But I don’t know whether I’ll be understood if I say that hers is one of those faces that can be frightening. At any rate I have always been afraid of such women. She must be about twentyfive. She is tall and well built, with shapely shoulders; her neck and bosom are luxuriant; her complexion is a swarthy yellow; her hair is black as ink, and there is a terrible amount of it, enough for two coiffures. Und nun hat er natürlich den General im Schraubstock; jetzt aber, gerade jetzt spielt in allen diesen Dingen doch Mademoiselle Blanche die Hauptrolle, und ich bin überzeugt, daß ich auch hierin mich nicht irre.
Her eyes are black, the whites are yellowish, her gaze is insolent, her teeth are very white, her lips always rouged; she smells of musk. Was ist diese Mademoiselle Blanche für eine Person? Hier bei uns wird gesagt, sie sei eine vornehme Französin, die mit ihrer Mutter zusammen lebe und ein kolossales Vermögen besitze.
She dresses showily, richly, with I also found Mr. Astley curious yesterday and today. Yes, I’m convinced that he is in love with Polina! Es ist auch bekannt, daß sie eine Verwandte unseres Marquis ist, aber eine sehr entfernte Verwandte, eine weitläufige Cousine.
It’s curious and ridiculous how much the gaze of a prudish and painfully chaste man, touched by love, can sometimes express, and that precisely at a moment when the man would, of course, sooner be glad to fall through the earth than say or express anything with a word or a look. We run into Mr. Astley very often during our walks. He doffs his hat and passes by, dying, naturally, from the desire to join us. If he’s invited, he immediately declines. Man sagt, vor meiner Abreise nach Paris hätten der Franzose und Mademoiselle Blanche sich gegeneinander weit förmlicher benommen und ihr Verkehr hätte sich in viel feinerer, gewählterer Form vollzogen; jetzt sähen ihre Bekanntschaft, Freundschaft und Verwandtschaft ungenierter und intimer aus.
At resting places, in the vauxhall, at a concert, or near the fountain, he unfailingly stops somewhere not far from our bench, and wherever we may be, in the park, in the woods, or on the Schlangenberg–you need only raise your eyes, look around, and unfailingly somewhere, on the nearest path, or behind a bush, a little corner of Mr. Astley will appear. Vielleicht erscheint ihnen unsere Lage schon als dermaßen schlecht, daß sie es nicht für nötig erachten, vor uns erst noch viele Umstände zu machen und sich zu verstellen. Ich bemerkte schon vorgestern, daß Mister Astley Mademoiselle Blanche und ihre Mutter aufmerksam betrachtete.
He seems to be seeking an occasion to speak with me privately. Es machte mir den Eindruck, als kenne er sie beide schon.
This morning we met and exchanged a couple of words. He sometimes speaks somehow extremely abruptly. Es schien mir auch, daß unser Franzose bereits früher mit Mister Astley zusammengetroffen sei.
Without even a “good morning,” he began by declaring: “Ah, Mlle Blanche!… I’ve seen many women like Mlle Blanche!” He fell silent, looking at me significantly. Indes ist Mister Astley so schüchtern, schwach und schweigsam, daß man sicher sein kann, er wird keine Indiskretion begehen.
What he wanted to say by that, I don’t know, because when I asked him what it meant, he nodded with a sly smile and added: “Quite so. Is Mlle Pauline very fond of flowers?” “I don’t know, I simply don’t know,” I replied. Wenigstens grüßt ihn der Franzose kaum und sieht ihn beinah nicht an, wonach anzunehmen ist, daß er sich nicht vor ihm fürchtet.
“What? You don’t know that either?” he cried in great amazement. “I don’t know, I simply never noticed,” I repeated, laughing. Das kann man noch verstehen; aber warum sieht Mademoiselle Blanche ihn gleichfalls nicht an?
“Hm, that gives me a particular thought.” Here he nodded and walked on. He looked pleased, however. We speak to each other in the most vile French. Sie tat es nicht einmal, als der Marquis sich gestern verplapperte: bei einem Gespräch, an dem sich alle beteiligten, sagte er auf einmal, ich weiß nicht mehr aus welchem Anlaß, Mister Astley sei kolossal reich, das wisse er; da jedenfalls hätte doch Mademoiselle Blanche Mister Astley ansehen müssen!


Chapter - 4

CHAPTER IV Viertes Kapitel
TODAY WAS A RIDICULOUS, outrageous, absurd day. Heute war ein komischer, sinnloser, verrückter Tag.
Now it’s eleven o’clock at night. Jetzt ist es elf Uhr nachts.
I’m sitting in my little room and remembering. Ich sitze in meinem Zimmerchen und überdenke das Geschehene.
It started with my having to go in the morning and play roulette for Polina Alexandrovna. Es fing damit an, daß ich mich am Morgen genötigt sah, zum Roulett zu gehen, um für Polina Alexandrowna zu spielen.
I took all her hundred and sixty friedrichs d’or, but on two conditions: first, that I did not want to go halves, that is, if I won, I’d take nothing for myself; and second, that in the evening Polina would explain to me precisely why she has such a need to win and precisely how much money. Ich nahm zu diesem Zwecke ihre ganzen hundertsechzig Friedrichsdor von ihr in Empfang, aber unter zwei Bedingungen: erstens, ich wolle mit ihr nicht auf Halbpart spielen, das heißt, im Falle des Gewinnens wolle ich nichts für mich nehmen, und zweitens, Polina solle mir am Abend Aufklärung darüber geben, wozu sie es eigentlich so nötig habe, Geld zu gewinnen, und wieviel Geld sie haben müsse.
I still can in no way suppose that it is simply for the sake of money. Ich konnte mir doch gar nicht vorstellen, daß dabei das Geld ihr letzter Zweck sein sollte.
Money is obviously necessary here, and as soon as possible, for some particular purpose. Offenbar war da irgendein besonderer Zweck, zudem sie das Geld nötig hatte, und zwar mit solcher Eile.
She promised to explain, and I went. Sie versprach, mir die verlangte Aufklärung zu geben, und ich ging hin.
There was a terrible crowd in the gaming rooms. In den Spielsälen herrschte ein furchtbares Gedränge.
How insolent they all are, and how greedy! Wie unverschämt und gierig all diese Leute aussahen!
I pushed my way to the middle and stood right next to the croupier; then I began timidly to play, staking two or three coins. Ich drängte mich nach der Mitte hindurch und kam dicht neben einen Croupier zu stehen. Dann probierte ich das Spielen schüchtern, indem ich jedesmal zwei oder drei Goldstücke setzte.
Meanwhile I observed and took note; it seemed to me that calculation meant rather little in itself and had none of the importance many gamblers attach to it. Währenddessen stellte ich meine Beobachtungen an und bemerkte dies und das; es schien mir, daß die Berechnungen eigentlich herzlich wenig zu bedeuten haben und ganz und gar nicht die Wichtigkeit besitzen, die ihnen viele Spieler beimessen.
They sit with ruled sheets of paper, note down the stakes, calculate, deduce the chances, reckon up, finally place their bet, and–lose in exactly the same way as we simple mortals, who play without calculation. Sie sitzen mit liniierten Papierblättern da, notieren die einzelnen Resultate, zählen, folgern daraus Chancen, rechnen, setzen endlich und – verlieren gerade ebenso wie wir gewöhnlichen Sterblichen, die wir ohne Berechnung spielen.
But, on the other hand, I drew one conclusion that seems to be correct: in the sequence of accidental chances, there is indeed, if not a system, at any rate the semblance of some order–which, of course, is very strange. Dafür aber abstrahierte ich mir eine Regel, die ich für richtig halte: im Laufe der zufälligen Einzelresullate ergibt sich tatsächlich wenn auch nicht ein bestimmtes System, so doch eine gewisse Ordnung – was doch gewiß sehr seltsam ist.
For instance, it happens that after the twelve middle numbers come the twelve last ones; twice, let’s say, the ball lands on these twelve last ones, and then goes on to the twelve first. Es kommt zum Beispiel vor, daß nach den zwölf mittleren Zahlen die zwölf letzten herankommen; es trifft, sagen wir, zweimal diese letzten zwölf und geht dann auf die zwölf ersten über.
Having landed on the twelve first, it goes on again to the twelve middle numbers, lands three or four times on the twelve middle ones, then again goes on to the twelve last, from where again, after landing twice, it goes on to the first, lands there once, goes on to land three times on the middle ones, and so it continues for an hour and a half, for two hours. Nachdem die zwölf ersten daran gewesen sind, geht es wieder auf die zwölf mittleren über, trifft drei-, viermal hintereinander auf die mittleren und geht wieder auf die zwölf letzten über, von wo es, wieder nach zwei Malen, zu den ersten übergeht; es trifft wieder einmal auf die ersten und geht wieder für drei Treffer zu den mittleren über, und so setzt sich das anderthalb oder zwei Stunden lang fort.
One, three, and two; one, three, and two. Eins, drei, zwei; eins, drei, zwei.
It’s very amusing. Das ist sehr interessant.
One day or one morning it goes, for instance, so that red alternates with black and vice versa, every moment almost without any order, so that the ball doesn’t land on the same color more than two or three times in a row. An manchem Tag oder an manchem Morgen geht es so, daß Rot und Schwarz fast ohne jede Ordnung alle Augenblicke miteinander abwechseln, so daß nie mehr als zwei oder drei Treffer hintereinander auf Rot oder auf Schwarz fallen.
But the next day, or the next evening, it happens, for instance, that it lands on red alone up to twentytwo times in a row, and it’s sure to go on that way for some time–a whole day, for instance. An einem andern Tag oder an einem andern Abend kommt oftmals hintereinander, vielleicht bis zu zweiundzwanzig Malen, nur eine der beiden Farben, und dann erst wieder die andere, und so geht das unweigerlich längere Zeit hindurch, etwa einen ganzen Tag über.
A lot of this was explained to me by Mr. Astley, who spent the whole morning at the gaming tables, but did not stake once himself. Vieles auf diesem Gebiet erklärte mir Mister Astley, der den ganzen Vormittag über bei den Spieltischen stand, aber selbst nicht ein einziges Mal setzte.
As for me, I lost everything, and very quickly. Was mich betrifft, so verlor ich alles, alles, und zwar sehr schnell.
I straight away staked twenty friedrichs d’or on evens and won, staked five and won again, and so it went two or three more times. Ich setzte ohne weiteres mit einemmal zwanzig Friedrichsdor auf Paar und gewann; ich setzte wieder und gewann wieder, und so noch zwei- oder dreimal.
I think about four hundred friedrichs d’or came into my hands in some five minutes. Ich glaube, es hatten sich in etwa fünf Minuten gegen vierhundert Friedrichsdor in meinen Händen angesammelt.
I should have walked away right then, but some strange sensation was born in me, some defiance of fate, some desire to give it a flick, to stick my tongue out at it. Nun hätte ich weggehen sollen; aber es war in mir eine seltsame Empfindung rege geworden, der Wunsch, gewissermaßen das Schicksal herauszufordern, ein Verlangen, ihm sozusagen einen Nasenstüber zu geben und die Zunge herauszustrecken.
I placed the biggest stake permitted, four thousand guldens, and lost. Ich setzte den höchsten erlaubten Satz von viertausend Gulden und verlor.
Then, getting excited, I took out all I had left, staked it in the same way, and lost again, after which I left the table as if stunned. Hitzig geworden, zog ich alles heraus, was mir geblieben war, setzte es auf dieselbe Stelle und verlor wieder, worauf ich wie betäubt vom Tisch zurücktrat.
I didn’t even understand what had happened to me, and announced my loss to Polina Alexandrovna only just before dinner. Ich konnte gar nicht fassen, was mir widerfahren war, und machte Polina Alexandrowna von meinem Verlust erst kurz vor dem Mittagessen Mitteilung.
The time till then I spent loitering in the park. Bis dahin war ich im Park umhergeirrt.
At dinner I was again in an agitated state, just as three days ago. Bei Tisch befand ich mich wieder in erregter Stimmung, ebenso wie zwei Tage vorher.
The Frenchman and Mlle Blanche were again dining with us. Der Franzose und Mademoiselle Blanche speisten wieder mit uns.
It turned out that Mlle Blanche had been in the gaming rooms that morning and had seen my exploits. Es kam zur Sprache, daß Mademoiselle Blanche am Vormittag in den Spielsälen gewesen war und mein kühnes Spiel mitangesehen hatte.
This time she talked with me somehow more attentively. Sie erwies mir diesmal im Gespräch etwas mehr Aufmerksamkeit.
The Frenchman was more straightforward and simply asked me if I had really gambled away my own money. Der Franzose schlug ein kürzeres Verfahren ein und fragte mich geradezu, ob das mein eigenes Geld gewesen sei, das ich verloren hätte.
It seems to me he suspects Polina. Mir scheint, er hat Polina im Verdacht.
In short, there’s something there. Kurz, da steckt etwas dahinter.
I lied at once and said it was my money. Ich log ohne Zaudern und sagte, es sei das meinige gewesen.
The general was extremely surprised: where had I gotten so much money? Der General wunderte sich sehr, woher ich so viel Geld gehabt hätte.
I explained that I had begun with ten friedrichs d’or, that six or seven wins in a row, doubled, gained me five or six thousand guldens, and that I had then lost it all in two turns. Ich sagte zur Erklärung, ich hätte mit zehn Friedrichsdor angefangen; sechs oder sieben glückliche Treffer nacheinander, bei jedesmaliger Verdoppelung des Einsatzes, hätten mich bis auf fünf- oder sechstausend Gulden gebracht, und dann hätte ich alles auf zwei Einsätze wieder eingebüßt.
All that, of course, was probable. All dies klang ja wahrscheinlich.
While explaining it, I looked at Polina, but could make out nothing in her face. Während ich diese Erklärung vortrug, warf ich einen Blick nach Polina, konnte aber aus ihrem Gesicht keinen besonderen Ausdruck erkennen.
However, she let me lie and did not correct me; from that I concluded that I did have to lie and conceal that I was playing for her. Aber sie ließ mich doch lügen, ohne mich zu korrigieren; daraus schloß ich, daß ich in ihrem Sinne gehandelt hatte, wenn ich log und es verheimlichte, daß ich für sie gespielt hatte.
In any case, I thought to myself, she owed me an explanation and this morning had promised to reveal something or other to me. In jedem Fall, dachte ich bei mir, ist sie verpflichtet, mir Aufklärung zu geben; sie hat mir ja vor kurzem versprochen, mir einiges zu enthüllen.
I thought the general would make some remark, but he kept silent; instead I noticed worry and uneasiness in his face. Ich dachte, der General würde mir irgendeine Bemerkung machen; indes er sehwieg. Wohl aber bemerkte ich auf seinem Gesicht eine gewisse Erregung und Unruhe.
Maybe, in his tough circumstances, it was simply hard for him to hear that such a respectable pile of gold had come and gone in a quarter of an hour for such a wasteful fool as me. Vielleicht war es ihm in seinen bedrängten Verhältnissen lediglich eine schmerzliche Empfindung, zu hören, daß ein so erklecklicher Haufe Gold innerhalb einer Viertelstunde einem so unpraktischen Dummkopf wie mir zugefallen und dann wieder entglitten war.
I suspect that a heated controversy had taken place between him and the Frenchman yesterday evening. Ich vermute, daß er gestern abend mit dem Franzosen ein scharfes Renkontre gehabt hat.
They had locked themselves in and talked hotly about something for a long time. Sie sprachen hinter verschlossenen Türen lange und hitzig miteinander über irgend etwas.
The Frenchman had come out looking vexed at something, and early this morning had gone to the general again–probably in order to continue yesterday’s conversation. Der Franzose ging anscheinend in gereizter Stimmung weg, kam aber heute frühmorgens wieder zum General, wahrscheinlich um das gestrige Gespräch fortzusetzen.
Hearing of my loss, the Frenchman observed to me caustically and even spitefully that I ought to be more sensible. Als der Franzose von meinem Spielverlust hörte, bemerkte er, zu mir gewendet, in scharfem und geradezu boshaftem Ton, ich hätte verständiger sein sollen.
He added, I don’t know why, that while many Russians gamble, in his opinion, Russians are incapable even of gambling. Ich weiß nicht, weshalb er noch hinzufügte, es spielten zwar viele Russen, nach seiner Meinung verständen die Russen aber gar nicht zu spielen.
“And in my opinion, roulette is just made for Russians,” I said, and when the Frenchman smirked scornfully at my response, I observed to him that, of course, the truth was on my side, because, in speaking of Russians as gamblers, I was abusing them much more than praising them, and that meant I could be believed. »Aber nach meiner Meinung«, sagte ich, »ist das Roulett geradezu für die Russen erfunden.« Und als der Franzose über meine Antwort geringschätzig lächelte, bemerkte ich ihm, die Wahrheit sei entschieden auf meiner Seite; denn wenn ich von der Neigung der Russen zum Spiel spräche, so sei das weit mehr ein Tadel als ein Lob, und deshalb könne man es mir glauben.
“On what do you base your opinion?” asked the Frenchman. »Worauf gründen Sie denn Ihre Meinung?« fragte der Franzose.
“On the fact that the ability to acquire capital entered the catechism of virtues and merits of the civilized Western man historically and almost as the main point. »Meine Begründung ist folgende. In den Katechismus der Tugenden und Vorzüge, der im zivilisierten westlichen Europa gilt, hat infolge der historischen Entwicklung auch die Fähigkeit, Kapitalien zu erwerben, Aufnahme gefunden, ja sie bildet darin beinahe das wichtigste Hauptstück.
While a Russian is not only incapable of acquiring capital, but even wastes it somehow futilely and outrageously. Aber der Russe ist nicht nur unfähig, Kapitalien zu erwerben, sondern er vergeudet sie auch, wenn er sie besitzt, in ganz sinnloser und unverständiger Weise.
Nevertheless, we Russians also need money,” I added, “and therefore we are very glad of and very prone to such methods as, for instance, roulette, where one can get rich suddenly, in two hours, without any work. Dennoch«, fuhr ich fort, »brauchen auch wir Russen Geld, und infolgedessen greifen wir mit freudiger Gier nach solchen Mitteln wie das Roulett, wo man in der Zeit von zwei Stunden, ohne sich anzustrengen, reich werden kann.
We find that very attractive; but since we also gamble futilely, without working at it, we lose!” “That is partly true,” the Frenchman observed smugly. Das hat für uns einen großen Reiz; und da wir nun unbedachtsam und ohne rechte Bemühung spielen, so ruinieren wir uns durch das Spiel völlig.« »Daran ist etwas Wahres«, bemerkte der Franzose selbstzufrieden.
“No, it’s not true, and it’s shameful to speak that way of your fatherland,” the general observed sternly and imposingly. »Nein, das ist nicht wahr, und Sie sollten sich schämen, so über Ihr Vaterland zu reden«, sagte der General in strengem, nachdrücklichem Ton.
“For pity’s sake,” I answered him, “is it really not clear yet which is more vile–Russian outrageousness, or the German way of accumulation through honest work?” “What an outrageous thought!” exclaimed the general. »Aber ich bitte Sie«, antwortete ich ihm, »es ist ja noch nicht ausgemacht, was garstiger ist: das russische wüste Wesen oder die deutsche Art, durch ehrliche Arbeit Geld zusammenzu- bringen.« »Was für ein sinnloser Gedanke!« rief der General.
“What a Russian thought!” exclaimed the Frenchman. »Ein echt russischer Gedanke!« rief der Franzose.
I laughed, I wanted terribly to egg them on. Ich lachte; ich hatte die größte Lust, sie beide ein bißchen zu reizen.
“And I’d rather spend all my life roaming about in a Kirghiz tent,” I cried, “than worship a German idol.” “What idol?” cried the general, beginning to get seriously angry. “The German way of accumulating wealth. »Ich meinerseits«, sagte ich, »möchte lieber mein ganzes Leben lang mit den Kirgisen als Nomade umherziehen und mein Zelt mit mir führen, als das deutsche Idol anbeten.« »Was für ein Idol?« fragte der General, der schon anfing, ernstlich böse zu werden.
I haven’t been here long, but, nevertheless, all the same, what I’ve managed to observe and verify here arouses the indignation of my Tartar blood. »Die deutsche Art, Reichtümer zusammenzuscharren. Ich bin noch nicht lange hier; aber was ich bemerkt und beobachtet habe, erregt mein tatarisches Blut.
By God, I don’t want such virtues! Bei Gott, solche Tugenden wünsche ich mir nicht!
I managed to make a sevenmile tour here yesterday. Ich bin hier gestern zehn Werst weil umhergegangen: es ist ganz ebenso wie in den moralischen deutschen Bilderbüchern.
Well, it’s exactly the same as in those moralizing little German picture books: everywhere here each house has its “Now, don’t be angry, General, let me tell it as touchingly as possible. Überall, in jedem Hause, gibt es hier einen Hausvater, der furchtbar tugendhaft und außerordentlich redlich ist, schon so redlich, daß man sich fürchten muß, ihm näherzutreten.
I myself remember my late father reading such books aloud to me and my mother in the evenings, under the lindens, in the front garden… I can judge it properly myself. Ich kann solche redlichen Leute nicht ausstehen, denen näherzutreten man sich fürchten muß. Jeder derartige Hausvater hat eine Familie, und abends lesen alle einander laut belehrende Bücher vor.
Well, so every such family here is in total slavery and obedience to a “I don’t know if there’s much truth in what you’ve said,” the general observed pensively, “but I know for certain that you begin showing off insufferably as soon as you’re allowed to forget yourself the least bit… ” As was usual with him, he did not finish what he was saying. Über dem Häuschen rauschen Ulmen und Kastanien. Sonnenuntergang, auf dem Dach ein Storch, alles höchst rührend und poetisch… Werden Sie nur nicht böse, General; lassen Sie mich nur von solchen rührsamen Dingen reden! Ich erinnere mich aus meiner eigenen Kindheit, wie mein seliger Vater ebenfalls unter den Lindenbäumen im Vorgärtchen abends mir und meiner Mutter solche Büchelchen vorlas; ich habe daher über dergleichen selbst ein richtiges Urteil.
If our general began speaking about something just a bit more significant than ordinary conversation, he never finished. Nun also, so lebt hier jede solche Familie beim Hausvater in vollständiger Knechtschaft und Untertänigkeit.
The Frenchman listened carelessly, goggling his eyes slightly. Alle arbeiten wie die Ochsen, und alle scharren Geld zusammen wie die Juden.
He understood almost nothing of what I said. Polina looked on with some sort of haughty indifference. It seemed she heard nothing that was said, not only by me, but by anyone else at the table this time. Gesetzt, ein Vater hat schon eine bestimmte Menge Gulden zusammengebracht und beabsichtigt, dem ältesten Sohn sein Geschäft oder sein Stückchen Land zu übergeben; dann erhält aus diesem Grunde die Tochter keine Mitgift und muß eine alte Jungfer werden, und den jüngeren Sohn verkaufen sie als Knecht oder als Soldaten und schlagen den Erlös zum Familienkapital.


Chapter - 5

CHAPTER V Fünftes Kapitel
SHE WAS UNUSUALLY PENSIVE, but as soon as we left the table, she told me to accompany her on a walk. Sie war ungewöhnlich nachdenklich; aber unmittelbar nachdem wir vom Tisch aufgestanden waren, forderte sie mich auf, sie auf einem Spaziergang zu begleiten.
We took the children and went to the fountain in the park. Wir nahmen die Kinder mit und begaben uns in den Park zur Fontäne.
As I was particularly agitated, I blurted out a question stupidly and crudely: why is it that our marquis des Grieux, the little Frenchman, not only doesn’t accompany her now, when she goes out somewhere, but doesn’t even speak to her for whole days at a time? Da ich mich in besonders erregter Stimmung befand, so platzte ich dumm und plump mit der Frage heraus, warum denn unser Marquis des Grieux, der kleine Franzose, sie jetzt auf ihren Ausgängen gar nicht mehr begleite, ja ganze Tage lang nicht mir ihr spreche.
“Because he’s a scoundrel,” she answered strangely. »Weil er ein Lump ist«, war ihre sonderbare Antwort.
I had never before heard such an opinion about des Grieux from her, and I kept silent, afraid to understand this irritability. Ich hätte noch nie von ihr eine solche Äußerung über de Grieux gehört und schwieg dazu, weil ich mich davor fürchtete, den Grund dieser Gereiztheit zu erfahren.
“And did you notice that he’s not on good terms with the general today?” “You want to know what’s the matter?” she answered dryly and irritably. »Haben Sie wohl bemerkt«, fragte ich, »daß er sich heute mit dem General nicht in gutem Einvernehmen befand?« »Sie möchten gern wissen, was vorliegt«, erwiderte sie in trockenem, gereiztem Ton.
“You do know that the general is entirely mortgaged to him, everything he owns is his, and if grandmother doesn’t die, the Frenchman immediately comes into possession of all that’s mortgaged to him.” “Ah, so it’s really true that everything’s mortgaged? »Sie wissen, daß der General bei ihm tief in Schulden steckt; das ganze Gut ist ihm verpfändet, und wenn die alte Tante nicht stirbt, so gelangt der Franzose in kürzester Zeit in den Besitz alles dessen, was ihm verpfändet ist.« »Also ist das wirklich wahr, daß alles verpfändet ist?
I’d heard, but didn’t know it was decidedly everything.” “But of course!” “And with that it’s goodbye Mlle Blanche,” I observed. Ich hatte so etwas gehört, wußte aber nicht, daß es sich dabei um das ganze Besitztum handelt.« »Allerdings.« »Unter diesen Umständen ist es dann wohl mit Mademoiselle Blanche nichts«, bemerkte ich.
“She won’t be a generaless then! »Dann wird sie nicht Generalin werden.
You know what: it seems to me the general is so in love that he might shoot himself if Mlle Blanche abandons him. Wissen Sie, ich glaube, der General ist so verliebt, daß er sich am Ende gar erschießt, wenn Mademoiselle Blanche ihm den Laufpaß gibt.
At his age it’s dangerous to be so in love.” “I think myself that something will happen to him,” Polina Alexandrovna observed pensively. In seinen Jahren ist es gefährlich, sich so zu verlieben.« »Ich fürchte selbst, daß mit ihm noch etwas passiert«, erwiderte Polina Alexandrowna nachdenklich.
“And how splendid that is,” I cried. “She couldn’t show more crudely that she had consented to marry only for money. »Und eigentlich«, rief ich, »ist es doch prachtvoll: einen handgreiflicheren Beweis dafür kann es ja gar nicht geben, daß sie nur das Geld heiraten wollte!
Here even decencies weren’t observed, it all happened quite without ceremony. Nicht einmal der Anstand ist hier gewahrt worden; alles ist ganz ungeniert vorgegangen.
A wonder! Erstaunlich!
And as for grandmother, what could be more comical and filthy than to send telegram after telegram, asking: ‘Is she dead, is she dead?’ Eh? How do you like it, Polina Alexandrovna?” “That’s all nonsense,” she said with disgust, interrupting me. Aber was die Tante betrifft, was kann komischer und gemeiner sein als ein Telegramm nach dem anderen abzusenden und sich zu erkundigen: ›Ist sie gestorben, ist sie gestorben?‹ Wie gelallt Ihnen das, Polina Alexandrowna?« »Das ist ja alles dummes Zeug«, unterbrach sie mich verdrossen.
“On the contrary, I’m astonished that you’re in such a merry mood. »Ich wundere mich im Gegenteil darüber, daß Sie in so heiterer Stimmung sind.
What are you glad about? Worüber freuen Sie sich denn so?
Can it be because you lost my money?” “Why did you give it to me to lose? Etwa darüber, daß Sie mein Geld verspielt haben?« »Warum haben Sie es mir zum Verspielen gegeben?
I told you I couldn’t play for others, the less so for you. Ich habe Ihnen doch gesagt, daß ich für andere nicht spielen kann, und am allerwenigsten für Sie.
I’ll obey whatever orders you give me; but the result doesn’t depend on me. Ich gehorche jedem Befehl, den Sie mir erteilen; aber das Resultat hängt nicht von mir ab.
I warned you that nothing would come of it. Ich habe Sie ja gewarnt und darauf hingewiesen, daß dabei nichts Gutes herauskommen werde.
Tell me, are you very crushed to have lost so much money? Sagen Sie, sind Sie sehr niedergeschlagen, weil Sie soviel Geld verloren haben?
What do you need so much for?” “Why these questions?” “But you yourself promised me to explain… Listen: I’m perfectly convinced that when I start playing for myself (I have twelve friedrichs d’or), I’ll win. Wozu brauchen Sie denn so viel?« »Wozu diese Fragen?« »Aber Sie haben mir doch selbst versprochen, mir Aufklärung zu geben… Wissen Sie was: ich bin fest überzeugt, wenn ich für mich selbst zu spielen anfange (und ich habe zwölf Friedrichsdor), so werde ich gewinnen.
Then take as much as you need from me.” She made a scornful face. Dann, bitte, nehmen Sie von mir an, soviel Sie brauchen!« Sie machte eine verächtliche Miene.
“Don’t be angry with me,” I went on, “for such an offer. »Nehmen Sie mir diesen Vorschlag nicht übel!« fuhr ich fort.
I’m so pervaded by the awareness that I’m a zero before you, that is, in your eyes, that you can even accept money from me. »Ich bin völlig durchdrungen von dem Bewußtsein, daß ich in Ihren Augen eine Null bin; daher können Sie ruhig von mir Geld annehmen.
A present from me cannot offend you. Ein Geschenk von mir kann Sie nicht beleidigen.
Besides, I lost yours.” She gave me a quick glance and, noticing that I was speaking irritably and sarcastically, changed the subject again: “There’s nothing interesting for you in my circumstances. Überdies habe ich Ihnen ja Ihr Geld ver- spielt.« Sie richtete einen schnellen Blick auf mich, und da sie meinen gereizten, sarkastischen Gesichtsausdruck bemerkte, brach sie das Gespräch über diesen Punkt wieder ab.
If you want to know, I simply owe the money. »An meinen Umständen kann Sie nichts interessieren.
I borrowed money and would like to pay it back. Ich habe mir Geld geliehen und möchte es gern zurückgeben.
I had the crazy and strange notion that I was sure to win here at the gaming table. Da kam ich auf den seltsamen, sinnlosen Gedanken, ich würde hier am Spieltisch sicher gewinnen.
Why I had that notion I don’t understand, but I believed in it. Woher ich das dachte, das begreife ich selbst nicht; aber ich glaubte es fest.
Who knows, maybe I believed because I had no other choice.” “Or because there was all too much Polina was surprised. Wer weiß, vielleicht glaubte ich es deshalb, weil mir keine andere Chance blieb.« »Oder weil bei Ihnen das Bedürfnis zu gewinnen schon zu groß war.
“Why,” she asked, “aren’t you hoping for the same thing yourself? Es ist dieselbe Geschichte wie mit dem Ertrinkenden, der nach einem Strohhalm greift.
Two weeks ago you yourself once spoke to me, a lot and at length, about your being fully convinced of winning here at roulette, and tried to persuade me not to look at you as a madman–or were you joking then? Sie werden zugeben: wenn er nicht nahe am Ertrinken wäre, würde er den Strohhalm nicht für einen Baumast halten.« Polina war erstaunt. »Aber sie selbst setzen doch auch Ihre Hoffnung darauf?« fragte sie.
But I remember you spoke so seriously that it couldn’t possibly have been taken for a joke.” “That’s true,” I answered pensively. Aber ich erinnere mich, Sie sprachen so ernsthaft, daß es ganz unmöglich war, es für Scherz zu halten.« »Das ist wahr«, antwortete ich nachdenklich.
“To this day I’m fully convinced of winning. »Ich bin bis auf diesen Augenblick völlig davon überzeugt, daß ich gewinnen werde.
I’ll even confess to you that you’ve just now led me to a question: precisely why has my senseless and outrageous loss today not left me with any doubts? Ich will Ihnen sogar gestehen, Sie haben mich soeben veranlaßt, mir die Frage vorzulegen: wie geht es zu, daß mein heutiger sinnloser, häßlicher Verlust in mir keinen Zweifel hat rege werden lassen?
I’m still fully convinced that as soon as I start playing for myself, I’m sure to win.” “Why are you so completely certain?” “If you like–I don’t know. Denn trotz alledem bin ich vollständig überzeugt, daß, sowie ich anfange für mich selbst zu spielen, ich unfehlbar gewinnen werde.« »Warum sind Sie denn davon so fest überzeugt?« »Die Wahrheit zu sagen – ich weiß es nicht.
I know only that I “Which means you also have all too much “I’ll bet you doubt I’m capable of feeling a serious need.” “It’s all the same to me,” Polina replied quietly and indifferently. Ich weiß nur, daß ich gewinnen muß, daß dies auch für mich die einzige Rettung ist. Vielleicht ist das für mich der Grund zu glauben, daß mir ein guter Erfolg sicher ist.« »Also ist auch bei Ihnen die Notlage sehr arg, wenn Sie eine so fanatische Überzeugung hegen?« »Ich möchte wetten, Sie zweifeln daran, daß ich für eine ernstliche Notlage ein Empfindungsvermögen habe?« »Das ist mir ganz gleich«, antwortete Polina ruhig und in gleichgültigem Ton.
“If you like– “By the way,” I interrupted, “you said you had to repay a debt. »Wenn Sie es hören wollen: ja, ich zweifle, daß sie jemals eine ernsthafte Not gequält hat.
A nice debt, then! Not to the Frenchman?” “What are these questions? Auch Sie mögen dies und das haben, was Sie quält, aber nicht ernsthaft.
You’re particularly sharp today. Sie sind ein unordentlicher, haltloser Mensch.
What do you mean, why? Wozu haben Sie Geld nötig?
Money’s everything!” “I understand, but not falling into such madness from desiring it! You also reach the point of frenzy, of fatalism! Unter all den Gründen, die Sie mir damals anführten, habe ich keinen einzigen ernsthaften gefunden.« »Apropos«, unterbrach ich sie, »Sie sagten, Sie müßten eine Schuld zurückzahlen.
There’s something in it, some special goal. Nun gut, also eine Schuld. Wem sind Sie denn schuldig?
Speak without meandering, I want it that way.” It was as if she was beginning to get angry, and I liked terribly that she put so much heart into her questioning. Dem Franzosen?« »Was sind das für Fragen? Sie sind heute besonders dreist. Sie sind doch wohl nicht betrunken?« »Sie wissen, daß ich mir erlaube, alles zu sagen, was mir in den Sinn kommt, und mitunter sehr offenherzig frage.
“Of course there’s a goal,” I said, “but I’m unable to explain what it is. No more than that with money I’ll become a different person for you, and not a slave.” “What? Ich wiederhole es Ihnen, ich bin Ihr Sklave, und vor einem Sklaven schämt man sich nicht, und ein Sklave kann einen nicht beleidigen.« »Das ist lauter dummes Zeug!
How are you going to achieve that?” “How achieve it? What, you don’t even understand how I can achieve that you look at me otherwise than as a slave? Well, that’s just what I don’t want, such surprises and perplexities.” “You said this slavery was a pleasure for you. I thought so myself.” “You thought so,” I cried with some strange pleasure. Ihr Gerede vom Sklaven ist mir zuwider.« »Beachten Sie, daß ich von meiner Sklaverei nicht deshalb spreche, weil ich den Wunsch hätte, Ihr Sklave zu sein; sondern ich spreche ganz einfach von einer Tatsache, die gar nicht von meinem Willen abhängt.« »Sagen Sie doch geradezu: wozu brauchen Sie Geld?« »Wozu möchten Sie das wissen?« fragte ich zurück.
“Ah, how good such naïveté is coming from you! »Wie Sie wollen«, antwortete sie mit einer stolzen Kopfbewegung.
Well, yes, yes, to be enslaved to you is a pleasure. There is, there is pleasure in the ultimate degree of humiliation and insignificance!” I went on raving. »Das Gerede vom Sklaven ist Ihnen zuwider; aber die Sklaverei verlangen Sie: ›Antworten, ohne zu räsonieren!‹ Nun gut, meinetwegen!
“Devil knows, maybe there is in the knout, too, when the knout comes down on your back and tears your flesh to pieces… But may be I want to try other pleasures as well. Wozu ich Geld brauche, fragen Sie? Wozu? Nun, für Geld ist doch alles zu haben.« »Das weiß ich recht wohl; aber wenn jemand es sich nur so ganz im allgemeinen wünscht, so wird er nicht in solchen Wahnsinn hineingeraten!
Earlier at the table, in your presence, the general read me a lesson, because of the seven hundred roubles a year which I still may not even get from him. Sie sind ja ebenfalls schon bis zur Raserei gekommen, bis zum Fatalismus. Da steckt etwas dahinter, irgendein besonderer Zweck.
The marquis des Grieux raises his eyebrows, scrutinizes me, and at the same time doesn’t notice me. Sprechen Sie ohne Ausflüchte; ich verlange das von Ihnen!« Sie schien zornig zu werden, und ich war sehr zufrieden damit, daß sie mich in so erregter Art ausfragte.
And maybe I, for my part, passionately desire to take the marquis des Grieux by the nose in your presence?” “A milksop’s talk. »Natürlich habe ich dabei einen Zweck«, sagte ich, »aber ich weiß nicht näher zu erklären, worin er besteht.
One can behave with dignity in any situation. If there’s a struggle involved, it’s elevating, not humiliating.” “Straight out of a copybook! Ich kann weiter nichts sagen, als daß ich mit Geld auch in Ihren Augen ein anderer Mensch werde und kein Sklave mehr bleibe.« »Wie können Sie das erreichen?« »Wie ich das erreichen kann?
Just try to suppose that I may not know how to behave with dignity. That is, perhaps I’m a dignified man, but I don’t know how to behave with dignity. Sie können sich nicht einmal vorstellen, daß ich das erreichen kann, von Ihnen für etwas anderes als für einen Sklaven angesehen zu werden?
Do you understand that it may be so? All Russians are that way, and you know why? Sehen Sie, eben das kann ich nicht leiden, diese Verwunderung und Verständnislosigkeit!« »Sie sagten, diese Sklaverei sei für Sie ein Genuß.
Because Russians are too richly and multifariously endowed to be able to find a decent form for themselves very quickly. Und das habe ich auch selbst geglaubt.« »Sie haben das geglaubt!« rief ich mit einem eigenartigen Wonnegefühl. »Ach, wie hübsch ist diese Naivität von Ihrer Seite!
It’s a matter of form. Ja, ja, Ihr Sklave zu sein, das ist mir ein Genuß.
For the most part, we Russians are so richly endowed that it takes genius for us to find a decent form. Es liegt wirklich ein Genuß darin, auf der untersten Stufe der Erniedrigung und Herabwürdigung zu stehen!« fuhr ich in meiner aufgeregten Rederei fort.
Well, but most often there is no genius, because generally it rarely occurs. It’s only the French, and perhaps some few other Europeans, who have so welldefined a form that one can look extremely dignified and yet be a most undignified man. »Wer weiß, vielleicht gewährt auch die Knute einen Genuß, wenn sie auf den Rücken niedersaust und das Fleisch in Fetzen reißt… Aber möglicherweise beabsichtige ich auch andere Genüsse kennenzulernen.
That’s why form means so much to them. A Frenchman can suffer an insult, a real, heartfelt insult, and not wince, but a flick on the nose he won’t suffer for anything, because it’s a violation of the accepted and timehonored form of decency. Eben erst hat mir der General für die siebenhundert Rubel jährlich, die ich vielleicht gar nicht von ihm bekommen werde, in Ihrer Gegenwart bei Tisch Vorhaltungen gemacht.
That’s why our young ladies fall so much for Frenchmen, because they have good form. Der Marquis de Grieux starrt mich mit emporgezogenen Augenbrauen an und bemerkt mich gleichzeitig nicht einmal.
In my opinion, however, there’s no form there, but only a rooster, “Maybe that’s why you count on buying me with money,” she said, “since you don’t believe in my nobility?” “When did I ever count on buying you with money?” I cried. Vielleicht hege ich meinerseits den leidenschaftlichen Wunsch, den Marquis de Grieux in Ihrer Gegenwart bei der Nase zu nehmen!« »Das sind Reden eines unreifen jungen Menschen. In jeder Lebenslage kann man sich eine würdige Stellung schaffen.
“Your tongue ran away with you and you lost your thread. If it’s not me, it’s my respect you think you can buy with money.” “Well, no, that’s not so at all. Wenn das einen Kampf kostet, so erniedrigt ein solcher Kampf den Menschen nicht, sondern er dient sogar dazu, ihn zu erhöhen.« »Ganz wie die Vorschriften im Schreibheft!
I told you, it’s hard for me to explain. Sie nehmen an.
You intimidate me. Don’t be angry at my babbling. You see why it’s impossible to be angry with me: I’m simply mad. But, anyhow, it’s all the same to me if you are angry. ich verstände vielleicht nur nicht, mir eine würdige Stellung zu schaffen, das heißt, es möge ja immerhin sein, daß ich ein Mensch sei, der eine gewisse Würde besitze; aber mir eine würdige Stellung zu schaffen, das verstände ich nicht.
When I’m upstairs in my little room, I only have to remember and imagine the rustle of your dress, and I’m ready to bite my hands. Sie sehen ein, daß es so sein kann? Aber alle Russen sind von dieser Art, und wissen Sie, warum? Weil die Russen zu reich und vielseitig begabt sind, um für ihr Benehmen schnell die anständige Form zu finden.
And why are you angry with me? Hier kommt alles auf die Form an.
Because I call myself a slave? Avail yourself, avail yourself of my slavery, avail yourself! Wir Russen sind größtenteils so reich begabt, daß wir, um die anständige Form zu treffen, Genialität nötig hätten.
Someday I’ll kill you, do you know that? Not because I’ve fallen out of love or become jealous, but–just so, simply kill you, because I sometimes long to eat you up. Aber an Genialität fehlt es bei uns freilich sehr oft, weil die überhaupt nur selten vorkommt.
You’re laughing… ” “I’m not laughing at all,” she said with wrath. “I order you to be silent.” She stopped, barely able to breathe from wrath. Nur bei den Franzosen und vielleicht auch bei einigen anderen europäischen Völkern hat sich die Form so bestimmt herausgebildet, daß man höchst würdig aussehen und dabei der unwürdigste Mensch sein kann.
By God, I don’t know whether she was goodlooking or not, but I always liked looking at her when she stood before me like that, and so I often liked to provoke her wrath. Deshalb wird bei ihnen auf die Form auch so viel Wert gelegt. Der Franzose erträgt eine Beleidigung, eine wirkliche, ernste Beleidigung, ohne die Stirn kraus zu ziehen; aber einen Nasenstüber läßt er sich um keinen Preis gefallen, weil das eine Verletzung der konventionellen, für alle Zeit festgesetzten Form des Auslands ist.
I told her that. “What filth!” she exclaimed with disgust. “It makes no difference to me,” I went on. Daher sind auch unsere Damen in die Franzosen so vernarrt, weil diese so gute Formen haben.
“Do you know, too, that it’s dangerous for us to go about together: many times I’ve had an irrepressible longing to beat you, to mutilate you, to strangle you. Oder richtiger: zu haben scheinen; denn meiner Ansicht nach besitzt der Franzose eigentlich gar keine Form, sondern ist lediglich ein Hahn, le coq gaulois. Indessen verstehe ich davon nichts; ich bin kein Frauenzimmer.
And what do you think, won’t it come to that? Vielleicht sind die Hähne wirklich schön.
You’ll drive me to delirium. Am I afraid of a scandal? Of your wrath? What is your wrath to me? Aber ich bin da in ein törichtes Schwatzen hineingeraten, und Sie unterbrechen mich auch nicht.
I love without hope, and I know that after that I’ll love you a thousand times more. Unterbrechen Sie mich nur öfter, wenn ich mit Ihnen rede; denn ich neige dazu, alles herauszusagen, alles, alles.
If I ever kill you, I’ll have to kill myself, too; well, so–I’ll put off killing myself for as long as I can, in order to feel this unbearable pain of being without you. Es kommt mir dabei all und jede Form abhanden. Ich gebe sogar zu, daß ich nicht nur keine Form besitze, sondern auch keinerlei wertvolle Eigenschaften. Das spreche ich Ihnen gegenüber offen aus.
Do you know an incredible thing: I love you “What stupid babble!” she cried. Es ist mir an derartigen Eigenschaften auch gar nichts gelegen. Jetzt ist in meinem Innern alles ins Stocken geraten.
“It’s none of my affair whether it’s stupid or intelligent,” I cried. Sie wissen selbst, woher. Ich habe keinen einzigen verständigen Gedanken im Kopf.
“I know that in your presence I have to talk, talk, talk–and so I talk. Ich weiß schon seit langer Zeit nicht mehr, was in der Welt passiert, in Rußland oder hier.
I lose all selfrespect in your presence, and it makes no difference to me.” “Why should I make you jump off the Schlangenberg?” she said dryly and somehow especially offensively. Ich bin durch Dresden hindurchgefahren und kann mich nicht erinnern, wie diese Stadt aussieht. Sie wissen selbst, was mich so vollständig absorbiert hat.
“It would be completely useless to me.” “Splendid!” I cried. “You said that splendid ‘useless’ on purpose, in order to intimidate me. Da ich gar keine Hoffnung habe und in Ihren Augen eine Null bin, so rede ich offen: ich sehe überall nur Sie, und alles übrige ist mir gleichgültig.
I see right through you. Useless, you say? Warum ich Sie liebe, und wie das so gekommen ist – ich weiß es nicht.
But pleasure is always useful, and wild, boundless power–if only over a fly–is also a pleasure of a certain sort. Wissen Sie wohl, daß Sie vielleicht überhaupt nicht gut sind? Denken Sie nur an: ich weiß gar nicht, so Sie gut sind oder nicht, nicht einmal, ob Sie schön von Gesicht sind.
Man is a despot by nature and likes to play the torturer. You like it terribly.” I remember she studied me with some especially close attention. It must be that my face then expressed all my senseless and absurd feelings. Ihr Herz ist wahrscheinlich nicht gut und Ihre Denkweise nicht edel; das ist gut möglich.« »Vielleicht spekulieren Sie eben deswegen darauf, mich mit Geld zu erkaufen«, sagte sie, »weil Sie bei mir keine edle Gesinnung voraussetzen.« »Wann habe ich darauf spekuliert, Sie mit Geld zu erkaufen?« rief ich.
I recall now that our conversation actually went on like that almost word for word, as I’ve described it here. »Sie sind aus dem Konzept gefallen und haben mehr gesagt, als Sie eigentlich sagen wollten.
My eyes were bloodshot. Froth clotted on the edges of my lips. And as for the Schlangenberg, I swear on my honor even now: if she had ordered me to throw myself down then, I would have done it! Wenn Sie nicht mich selbst zu erkaufen hofften, so dachten Sie doch, meine Achtung sich durch Geld zu erwerben.« »Nicht doch, es ist ganz und gar nicht so.
If she had said it only as a joke, said it with contempt, spitting on me–even then I would have jumped! Ich habe Ihnen gesagt, daß es mir schwerfällt, mich klar auszudrücken. Ihre Anwesenheit nimmt mir die Denkkraft.
“No, why, I believe you,” she said, but as only she knows how to speak sometimes, with such contempt and sarcasm, with such arrogance, that, by God, I could have killed her at that moment. Seien Sie über mein Geschwätz nicht böse! Sie sehen ja wohl, warum man mir nicht zürnen kann: ich bin eben ein Wahnsinniger. Übrigens ist mir alles gleich; meinetwegen mögen Sie mir auch zürnen.
She was taking a risk. I also wasn’t lying about that, talking to her. “Are you a coward?” she asked me suddenly. “I don’t know, maybe I am. Wenn ich bei mir oben m meinem Zimmerchen bin und mich nur an das Rascheln Ihres Kleides erinnere und mir das vorstelle, dann möchte ich mir die Hände zerbeißen.
I don’t know… I haven’t thought about it for a long time.” “If I told you: kill this man, would you kill him?” “Who?” “Whoever I wanted.” “The Frenchman?” “Don’t ask, answer–whoever I point to. Und warum wollen Sie mir böse sein? Weil ich mich als Ihren Sklaven bezeichne? Nutzen Sie meine Dienste aus; ja, tun Sie das! Wissen Sie auch, daß ich Sie später einmal töten werde?
I want to know whether you were speaking seriously just now.” She waited so seriously and impatiently for my reply that I felt somehow strange. “But will you tell me, finally, what’s going on here?” I cried. Ich werde Sie töten, nicht etwa weil meine Liebe zu Ihnen ein Ende genommen hätte oder ich eifersüchtig wäre, sondern ohne solchen Grund, einfach weil ich manchmal einen Drang verspüre, Sie aufzufressen.
“Are you afraid of me, or what? I myself can see all the disorders here. Sie lachen… « »Ich lache durchaus nicht«, sagte sie zornig.
You’re the stepdaughter of a ruined and crazy man, infected with a passion for that shedevil–Blanche; then there’s this Frenchman with his mysterious influence over you, and–now you ask me so seriously… such a question. »Ich befehle Ihnen zu schweigen.« Sie hielt inne, da sie vor Zorn kaum Atem holen konnte. Wahrhaftig, ich weiß nicht, ob sie schön von Gestalt war; aber ich sah sie zu gern, wenn sie so vor mir stand und ihr die Sprache versagte, und darum machte ich mir auch oft die Freude, sie zum Zorn zu reizen.
At any rate let me know: otherwise I’ll go mad right here and do something. Vielleicht hatte sie das bemerkt und stellte sich absichtlich zornig. Ich sprach ihr diese Vermutung aus.
Or are you ashamed to honor me with your candor? »Was für ein garstiges Gerede!« rief sie mit dem Ausdruck des Widerwillens.
Can you really be ashamed with me?” “I’m not talking about that at all. »Mir ist alles gleich«, fuhr ich fort. »Aber noch eins: wissen Sie, daß es gefährlich ist, wenn wir beide allein zusammen gehen?
I asked you and I’m waiting for a reply.” “Of course I’ll kill,” I cried, “whoever you order me to, but can you really… would you really order that?” “What do you think, that I’ll feel sorry for you? Es ist in mir oft ein unwiderstehliches Verlangen aufgestiegen, Sie zu prügeln, zu verstümmeln, zu erwürgen. Und was glauben Sie, wird es nicht dahin kommen? Sie versetzen mich in eine fieberhafte Raserei.
I’ll order you to do it, and stay out of it myself. Meinen Sie, daß ich mich vor einem öffentlichen Skandal fürchte?
Can you bear that? Oder vor Ihrem Zorn?
No, how could you! Was kümmert mich Ihr Zorn?
You might kill on orders and then come and kill me for having dared to send you.” It was as if something hit me on the head at these words. Ich liebe Sie ohne Hoffnung und weiß, daß ich Sie nach einer solchen Tat noch tausendmal mehr lieben werde.
Of course, even then I considered her question half as a joke, as a challenge; but all the same she said it much too seriously. Wenn ich Sie einmal töte, so werde ich ja auch mich selbst töten müssen; aber ich werde den Selbstmord möglichst lange hinausschieben, um den unerträglichen Schmerz, daß Sie nicht mehr da sind, auszukosten.
All the same, I was struck by her speaking it out like that, by her having such a right over me, accepting such power over me, and saying so directly: “Go to your ruin, and I’ll stay out of it.” There was something so cynical and frank in these words that, in my opinion, it was far too much. Ich will Ihnen etwas sagen, was kaum zu glauben ist: ich liebe Sie mit jedem Tag mehr, und doch ist das beinah unmöglich. Und bei alledem soll ich nicht Fatalist sein? Erinnern Sie sich doch, vorgestern auf dem Schlangenberg flüsterte ich, von Ihnen herausgefordert, Ihnen zu: >Sagen Sie ein Wort, und ich springe in diesen Abgrund!< Hätten Sie dieses Wort gesprochen, so wäre ich damals hinuntergesprungen.
So that’s how she looks at me then? This was going beyond the bounds of slavery and nonentity. Glauben Sie etwa nicht, daß ich hinuntergesprungen wäre?« »Was für ein törichtes Geschwätz!« rief sie.
To have such a view is to raise a man to one’s own level. »Ob es töricht oder klug ist, das ist mir ganz gleich!« rief ich.
And however absurd, however unbelievable our whole conversation was, my heart shook. »Ich weiß, daß ich in Ihrer Gegenwart reden muß, immer reden und reden, und so rede ich denn.
Suddenly she burst out laughing. We were sitting on a bench then in front of the playing children, across from the place where carriages stopped and unloaded the public on the avenue before the vauxhall. In Ihrer Gegenwart verliere ich allen Ehrgeiz, und alles wird mir gleichgültig.« »Weshalb hätte ich Sie veranlassen sollen, vom Schlangenberg hinunterzuspringen?« fragte sie in einem trockenen Ton, der besonders beleidigend klang.
“Do you see that fat baroness?” she cried. “It’s Baroness Wurmerhelm. »Davon hätte ich doch nicht den geringsten Nutzen gehabt.« »Vorzüglich!« rief ich.
She came only three days ago. See her husband: a long, dry Prussian with a stick in his hand? »Sie bedienen sich absichtlich dieses vorzüglichen Ausdrucks ›nicht den geringsten Nutzen‹, um mich zu demütigen.
Remember him looking us over two days ago? Ich durchschaue Sie vollständig. ›Nicht den geringsten Nutzen‹, sagen Sie?
Go now, walk over to the baroness, take off your hat, and say something to her in French.” “Why?” “You swore you’d jump off the Schlangenberg; you swear you’re ready to kill if I order it. Aber ein Vergnügen hat immer einen Nutzen, und die Ausübung einer wilden, unbegrenzten Gewalt (und wär's auch nur über eine Fliege), das ist in seiner Art doch auch ein Genuß. Der Mensch ist von Natur ein Despot und liebt es, andere Wesen zu quälen.
Instead of all these killings and tragedies, I want only to laugh. Go without any excuses. Sie lieben es im höchsten Grade.« Ich erinnere mich, sie sah mich lange und unverwandt an.
I want to see the baron beat you with his stick.” “You’re challenging me; you think I won’t do it?” “Yes, I’m challenging you, go, that’s how I want it!” “I’ll go, if you please, though it’s a wild fantasy. Wahrscheinlich drückte mein Gesicht in diesem Augenblick alle meine törichten, unsinnigen Gedanken aus. Mein Gedächtnis sagt mir jetzt, daß unser Gespräch damals tatsächlich fast Wort für Wort so stattfand, wie ich es hier aufgezeichnet habe.
Only here’s the thing: won’t there be trouble for the general, and for you through him? Meine Augen waren mit Blut unterlaufen. An den Rändern meiner Lippen hatte sich Schaum gebildet.
By God, I don’t worry about myself, but about you, well–and the general. And what is this fantasy of going and insulting a woman?” “No, you’re a mere babbler, I can see,” she said contemptuously. Was den Schlangenberg betrifft, so schwöre ich auf meine Ehre, auch jetzt noch: wenn sie mir damals befohlen hätte, mich hinabzustürzen, so hätte ich es getan!
“Your eyes became bloodshot earlier–however, maybe that’s because you drank a lot of wine at dinner. Auch wenn sie es nur im Scherz gesagt hätte oder aus Geringschätzung und Verachtung, auch dann wäre ich hinuntergesprungen!
As if I don’t understand myself that it’s stupid, and trite, and that the general will get angry? »Nein, was hätte es für Zweck gehabt? Daß Sie es getan hätten, glaube ich Ihnen«, sagte sie, aber in einer Art, wie nur sie manchmal zu sprechen versteht, mit solcher Verachtung und Bosheit und mit solchem Hochmut, daß ich, bei Gott, sie in diesem Augenblick hätte totschlagen können.
I simply want to laugh. Sie schwebte in Gefahr.
Well, I want to, that’s all! And why should you insult a woman? Auch hierin hatte ich sie nicht belogen, als ich es ihr sagte.
You’ll sooner get beaten with a stick.” I turned and silently went to do her bidding. »Sie sind kein Feigling?« fragte sie mich plötzlich. »Ich weiß es nicht, vielleicht bin ich einer.
Of course it was stupid, and of course I failed to get out of it, but as I went up to the baroness, I remember something seemed to egg me on, namely, schoolboy prankishness. And I was terribly worked up, as if drunk. Ich weiß es nicht… ich habe lange nicht darüber nachgedacht.« »Wenn ich zu Ihnen sagte: ›Töten Sie diesen Menschen!‹ – würden Sie ihn töten?« »Wen?« »Denjenigen, den ich getötet sehen möchte.« »Den Franzosen?« »Fragen Sie nicht, sondern antworten Sie!


Chapter - 6

CHAPTER VI Sechstes Kapitel
TWO DAYS HAVE NOW gone by since that stupid day. Nun sind schon zwei Tage nach jenem dummen Streich vergangen.
And so much shouting, noising, knocking, talking! Und wieviel Geschrei und Lärm und Gerede und Skandal ist die Folge davon gewesen!
And it’s all such disorder, confusion, stupidity, and banality, and I’m the cause of it all. Und wie häßlich war auch die ganze Geschichte, wie konfus, wie dumm und wie gemein; und ich bin an allem schuld.
However, sometimes it seems funny–to me at any rate. Manchmal kommt einem übrigens die Sache lächerlich vor, mir wenigstens.
I’m unable to give myself an accounting for what has happened to me, whether I’m indeed in a state of frenzy, or have simply jumped off the rails and gone on a rampage till they tie me up. At times it seems I’m going mad. Ich weiß mir nicht Rechenschaft darüber zu geben, was mit mir eigentlich vorgegangen ist: ob ich mich wirklich in einem Zustand der Raserei befinde, oder ob ich nur aus dem Geleise geraten bin und Tollheiten treibe, bis man mir das Handwerk legt und mich bindet.
And at times it seems I’m still not far from childhood, from the schoolbench, and it’s simply crude prankishness. It’s Polina, it’s all Polina! Manchmal scheint es mir, daß ich irrsinnig bin; zu andern Zeiten habe ich die Vorstellung, ich sei dem Kindesalter und der Schulbank noch nicht lange entwachsen und beginge nur Schülerungezogenheiten.
Maybe there would be no schoolboy pranks if it weren’t for her. Und das bewirkt alles Polina, alles sie! Wenn sie nicht wäre, würde ich mich wohl nicht so schülerhaft benehmen.
Who knows, maybe I’m doing it all out of despair (however stupid it is to reason this way). Wer weiß, vielleicht habe ich das alles aus Verzweiflung getan (mag auch diese Anschauung noch so dumm sein).
And I don’t understand, I don’t understand what’s so good about her! Und ich begreife nicht, begreife schlechterdings nicht, was an ihr Gutes ist!
Goodlooking she is, though; yes, it seems she’s goodlooking. Schön ist sie übrigens, schön ist sie; schön muß sie wohl sein.
Others lose their minds over her, too. She’s tall and trim. Sie bringt ja auch andere Leute als mich um den Verstand.
Only very thin. Nur sehr schlank.
It seems to me you could tie her in a knot or bend her double. Es kommt mir vor, als könnte man ihre ganze Gestalt zusammcnknoten oder doppelt zusammenlegen.
The print of her foot is narrow and long–tormenting. Ihre Fußspur ist schmal und lang und hat für mich etwas Peinigendes.
Her hair has a reddish tint. Ihr Haar hat einen rötlichen Schimmer.
Her eyes–a real cat’s, but how proud and arrogant she can look with them. Ihre Augen sind richtige Katzenaugen; aber wie stolz und hochmütig versteht sie mit ihnen zu blicken!
Four months ago, when I had just entered their service, she had a long and heated conversation with des Grieux one evening in the drawing room. Vor vier Monaten, als ich eben meine Stelle angetreten hatte, führte sie einmal abends im Saal mit de Grieux ein langes, hitzig werdendes Gespräch.
And she looked at him in such a way… that later, when I went to my room to go to bed, I imagined that she had given him a slap–given it a moment before, then stood in front of him and looked at him… That evening I fell in love with her. Und dabei sah sie ihn mit einem solchen Blick an, mit einem solchen Blick, daß ich nachher, als ich auf mein Zimmer gegangen war, um mich schlafen zu legen, mir einbildete, sie hätte ihm eine Ohrfeige gegeben und stände nun vor ihm und sähe ihn an. Von diesem Abend an bin ich in sie verliebt gewesen.
However, to business. Aber zur Sache!
I went down the path to the avenue, stood in the middle of the avenue, and waited for the baroness and baron. Ich ging auf einem schmalen Sieig nach der Allee, stellte mich mitten in der Allee hin und erwartete die Baronin und den Baron.
From five paces away I took off my hat and bowed. Als sie noch fünf Schritte von mir entfernt waren, nahm ich den Hut ab und verbeugte mich.
I remember the baroness was wearing a silk dress of boundless circumference, light gray in color, with flounces, a crinoline, and a train. Die Baronin trug, wie ich mich erinnere, ein seidenes Kleid von gewaltigem Umfang und hellgrauer Farbe, mit Falbeln, Krinoline und Schleppe.
She was short and extraordinarily fat, with a terribly fat, pendulous chin, so that her neck couldn’t be seen at all. Sie war klein von Gestalt, aber außerordentlich dick und hatte ein furchtbar dickes, herabhängendes Kinn, so daß der Hals gar nicht zu sehen war.
A purple face. Small eyes, wicked and insolent. She walks along as if she’s doing everyone an honor. Ihr Gesicht war dunkelrot, die Augen klein, mit einem boshaften, impertinenten Ausdruck.
The baron is dry, tall. Sie ging einher, als ob sie allen damit eine Ehre antäte.
His face, as German faces usually are, is crooked and covered with a thousand tiny wrinkles; eyeglasses; fortyfive years old. Sein Gesicht war schief, wie das bei den Deutschen oft der Fall ist, und mit tausend kleinen Runzeln bedeckt; er trug eine Brille und mochte fünfundvierzig Jahre alt sein.
His legs begin almost at the level of his chest; that takes breeding. Die Beine fingen bei ihm fast unmittelbar an der Brust an; das liegt in der Rasse.
Proud as a peacock. A bit clumsy. Er ging stolz wie ein Pfau, aber etwas schwerfällig.
Something sheeplike in the expression of his face, which in its way replaces profundity. Der hammelartige Ausdruck seines Gesichtes vertrat in seiner Weise den Ausdruck ernster Denkarbeit.
All this flashed in my eyes within three seconds. All diese Wahrnehmungen drängten sich für mich in einen Zeitraum von drei Sekunden zusammen.
My bow and the hat in my hand at first barely caught their attention. Meine Verbeugung und der Hut, den ich in der Hand hielt, zogen anfangs kaum ihre Aufmerksamkeit auf sich.
Only the baron knitted his brows slightly. Nur zog der Baron die Augenbrauen ein wenig zusammen.
The baroness just came sailing towards me. Die Baronin segelte gerade auf mich zu.
“ Then I bowed, put my hat on, and walked past the baron, politely turning my face to him and smiling. »Madame la baronne«, sagte ich absichtlich sehr laut, indem ich jedes Wort besonders deutlich aussprach, »j'ai l'honneur d'être votre esclave.« Darauf verbeugte ich mich, setzte den Hut wieder auf und ging an dem Baron vorüber, wobei ich höflich das Gesicht zu ihm hinwandte und lächelte.
She had told me to take off my hat, but the bowing and prankishness were all my own. Den Hut abzunehmen hatte sie mir befohlen; aber mich zu verbeugen und mich schülermäßig zu benehmen, das war mein eigener Einfall.
Devil knows what pushed me. Weiß der Himmel, was mich dazu trieb.
It was as if I was flying off a hilltop. Mir war, als flöge ich von einem Berg hinab.
“ I turned and stopped in respectful expectation, continuing to look at him and smile. »Nanu!« rief oder, richtiger gesagt, krächzte der Baron, indem er sich mit zorniger Verwunderung nach mir umdrehte.
He was obviously perplexed and raised his eyebrows to the “ “ “ “ The baron and baroness quickly turned and all but fled from me in fright. Ich wandte mich ebenfalls um und blieb in respektvoll wartender Haltung stehen, indem ich ihn fortwährend anblickte und lächelte.
Some of the public started talking, others looked at me in perplexity. Er war offenbar völlig perplex und zog die Augenbrauen so hoch hinauf, wie es nur irgend ging.
However, I don’t remember it very well. Sein Gesicht wurde immer grimmiger.
I turned and walked at an ordinary pace towards Polina Alexandrovna. Auch die Baronin drehte sich nach mir um und musterte mich ebenfalls mit zornigem Erstaunen.
But I was still about a hundred yards from her bench when I saw her get up and go towards the hotel with the children. Manche Passanten blickten nach uns hin; einige blieben sogar stehen. »Nanu!« krächzte der Baron noch einmal mit verdoppelter Energie und verdoppeltem Zorn.
I caught up with her by the porch. »Jawohl!« sagte ich auf deutsch.
“I performed… the foolery,” I said, drawing even with her. “Well, what of it? Ich sprach die beiden Silben sehr gedehnt und blickte ihm dabei gerade in die Augen.
Now you can deal with it,” she replied, without even looking at me, and went up the stairs. »Sind Sie rasend?« rief er. Er schwang seinen Stock, schien jedoch gleichzeitig ein wenig den Mut zu verlieren.
That whole evening I spent walking in the park. Vielleicht verwirrte ihn mein Kostüm.
Through the park and then through the woods, I even walked to another principality. Ich war sehr anständig, sogar elegant gekleidet, wie jemand, der durchaus zur besten Gesellschaft gehört.
{8} In one cottage I ate scrambled eggs and drank wine. For this idyll I was fleeced as much as one and a half thalers. I came home only at eleven o’clock. The general sent for me at once. »Jawo-o-ohl!« schrie ich plötzlich aus voller Kehle, indem ich das o langzog, wie es die Berliner tun, die im Gespräch alle Augenblicke den Ausdruck »jawohl« gebrauchen und dabei den Vokal o zum Ausdruck verschiedener Nuancen der Gedanken und Empfindungen mehr oder weniger in die Länge, ziehen.
Our people occupy two suites in the hotel; they have four rooms. The first–a big one–is the salon, with a grand piano. Der Baron und die Baronin wandten sich schnell um und entfernten sich, vor Schreck beinahe laufend, von mir.
Next to it another big room–the general’s study. Einige aus dem Publikum sprachen miteinander über den Vorfall; andere sahen mich erstaunt an.
He was waiting for me there, standing in the middle of the study in an extemely majestic attitude. Aber ich erinnere mich nicht genau daran. Ich machte kehrt und ging in meinem gewöhnlichen Schritt auf Polina Alexandrowna zu.
Des Grieux was sprawled on the sofa. “My dear sir, allow me to ask, what you have done?” the general began, addressing me. Aber als ich noch ungefähr hundert Schritte von ihrer Bank entfernt war, sah ich, daß sie aufstand und mit den Kindern die Richtung nach dem Hotel einschlug.
“I would like you to get straight to the point, General,” I said. Ich holte sie an den Stufen beim Portal ein.
“You probably want to speak of my encounter with a certain German today?” “A certain German?! »Ich habe es getan… ich habe die Dummheit begangen«, sagte ich, sobald ich mich neben ihr befand. »Nun schön!
This German is Baron Wurmerhelm and an important person, sir! You were rude to him and to the baroness.” “Not in the least.” “You frightened them, my dear sir,” cried the general. Sehen Sie jetzt zu, wie Sie aus der Geschichte herauskommen!« antwortete sie, ohne mich auch nur anzusehen, ging hinein und die Treppe hinauf.
“Not at all. Back in Berlin this I confess, I was terribly glad of this highly schoolboyish explanation. Diesen ganzen Abend wanderte ich im Park umher.
I had an astonishing wish to smear the whole story around as absurdly as possible. Den Park und dann einen Wald durchschreitend, gelangte ich sogar in ein anderes Fürstentum.
And the further it went, the more I got a taste for it. “Are you laughing at me, or what?” shouted the general. In einem Bauernhaus aß ich einen Eierkuchen und trank Wein dazu; für dieses idyllische Mahl nahm man mir ganze anderthalb Taler ab.
He turned to the Frenchman and told him in French that I was decidedly inviting a scandal. Erst um elf Uhr kehrte ich nach Hause zurück. Ich wurde sogleich zum General gerufen. Die Unsrigen haben im Hotel vier Zimmer belegt.
Des Grieux smiled contemptuously and shrugged his shoulders. Das erste, große, dient als Salon, und es steht ein Flügel darin.
“Oh, don’t think that, it’s nothing of the sort!” I cried to the general. Daneben liegt ein gleichfalls großes Zimmer, das Wohnzimmer des Generals.
“My act was not nice, of course, and I admit it to you frankly in the highest degree. Hier erwartete er mich; er stand in sehr großartiger Pose mitten im Zimmer. De Grieux saß, halb liegend, auf dem Sofa.
My act may even be called stupid and indecent prankishness, but–nothing more. »Mein Herr, gestatten Sie die Frage, was Sie da angerichtet haben«, begann der General, zu mir gewendet.
And you know, General, I’m repentant in the highest degree. »Es wäre mir lieb, General, wenn Sie gleich zur Sache kämen«, antwortete ich.
But there’s one circumstance here which, in my eyes, almost even spares me any repentance. »Sie wollen wahrscheinlich von meinem heutigen Renkontre mit einem Deutsehen sprechen?« »Mit einem Deutschen?!
Lately, for some two or even three weeks, I’ve been feeling unwell: sick, nervous, irritable, fantastic, and on some occasions I even lose all control of myself. Dieser Deutsche ist der Baron Wurmerhelm und eine hochangesehene Persönlichkeit! Sie haben sich gegen ihn und die Baronin ungezogen benommen.« »Ganz und gar nicht.« »Sie haben die Herrschaften brüskiert, mein Herr!« rief der General.
Really, I’ve sometimes wanted terribly to address the marquis des Grieux all at once and… However, there’s no point in saying it; he may get offended. »Keineswegs. Schon in Berlin ärgerte mich der Ausdruck ›Jawohl‹, den die Leute dort unaufhörlich einem jeden gegenüber wiederholen und in einer widerwärtigen Weise in die Länge ziehen.
In short, these are signs of illness. I don’t know whether Baroness Wurmerhelm will take that circumstance into consideration when I offer my apologies (because I intend to apologize). Als ich dem Baron und der Baronin in der Allee begegnete, kam mir (ich weiß nicht, woher) auf einmal dieses ›Jawohl‹ ins Gedächtnis und wirkte auf mich aufreizend… Und außerdem hat die Baronin (das ist schon dreimal vorgekommen), wenn sie mir begegnet, die Gewohnheit, gerade auf mich lozugehen, als wäre ich ein Wurm, den sie mit dem Fuß zertreten könnte.
I suppose she won’t, the less so in that, from what I know, this circumstance has lately been misused in the legal world: in criminal trials, lawyers have begun quite frequently to justify their clients, the criminals, by saying that at the moment of the crime they remembered nothing and that it was supposedly some such illness. Auch ich darf mein Selbstgefühl haben, das werden Sie selbst zugeben müssen. Ich nahm den Hut ab und sagte höflich (ich versichere Sie, daß ich es ganz höflich sagte): ›Madame, j'ai l'honneur d'être votre esclave‹. Als der Baron sich umwandte und ›Nanu!‹ sagte, spürte ich einen unwiderstehlichen Drang, ihm ›Jawohl‹ zu erwidern. Und so sagte ich das zweimal, das erstemal in gewöhnlicher Weise, das zweitemal sehr laut und langgezogen.
‘He beat someone,’ they say, ‘and remembers nothing.’ And imagine, General, medical science agrees with them–it really confirms that there is such an illness, such a temporary madness, when a man remembers almost nothing, or halfremembers, or a quarterremembers. Das ist die ganze Geschichte.« Ich muß gestehen, daß mir diese meine knabenhafte Darstellung das größte Vergnügen bereitete. Es reizte mich außerordentlich, den ganzen Hergang in möglichst absurder Weise auszumalen. Und je länger ich sprach, um so mehr kam ich auf den Geschmack. »Sie wollen sich wohl über mich lustig machen?« rief der General.
But the baron and baroness are people of the older generation, and Prussian Junkers and landowners to boot. Er wandte sich zu dem Franzosen und teilte ihm auf französisch mit, ich hätte es entschieden auf einen Skandal angelegt gehabt.
They must still be unfamiliar with this progress in the legal and medical world, and therefore will not accept my explanations. De Grieux lächelte geringschätzig und zuckte die Achseln. »Denken Sie das nicht; das ist durchaus nicht richtig!« rief ich dem General zu.
What do you think, General?” “Enough, sir!” the general uttered sharply and with restrained indignation, “enough! »Mein Benehmen war allerdings nicht schön; das gebe ich Ihnen mit größter Offenherzigkeit zu.
I will try to rid myself once and for all of your prankishness. Apologize to the baron and baroness you will not. Man kann das, was ich getan habe, sogar einen dummen, unpassenden Schülerstreich nennen, mehr aber auch nicht.
Any relations with you, even if they consist solely of your asking forgiveness, would be too humiliating for them. Und wissen Sie, General, ich bereue das Getane tief. Aber es ist da noch ein Umstand, der mich in meinen Augen beinah sogar der Verpflichtung zu bereuen enthebt.
The baron, having learned that you belong to my household, already had a talk with me in the vauxhall, and, I confess to you, a little more and he would have demanded satisfaction from me. In der letzten Zeit, in den letzten zwei, drei Wochen, fühle ich mich nicht wohl: ich bin krank, nervös, reizbar, phantastisch und verliere manchmal vollständig die Gewalt über mich.
Do you realize what you have subjected me to–me, my dear sir? Wirklich, es überkam mich mehrmals plötzlich ein heftiges Verlangen, mich zu dem Marquis de Grieux zu wenden und… Aber ich will den Satz nicht zu Ende sprechen; es könnte für ihn beleidigend sein.
I, I was forced to offer my apologies to the baron and give him my word that, immediately, this very day, you would cease to belong to my household… ” “Pardon me, pardon me, General, so it was he himself who absolutely demanded that I not belong to your household, as you’re pleased to put it?” “No; but I myself considered it my duty to give him that satisfaction, and, naturally, the baron remained pleased. Mit einem Wort, das sind Krankheitssymptome. Ich weiß nicht, ob die Baronin Wurmerhelm diesen Umstand mit in Betracht ziehen wird, wenn ich sie um Entschuldigung bitte; denn das beabsichtige ich zu tun. Ich fürchte, daß sie es nicht tun wird, namentlich auch da, soweit mir bekannt, man in letzter Zeit in juristischen Kreisen angefangen hat, mit der Verwertung dieses Umstandes Mißbrauch zu treiben: die Advokaten verteidigen jetzt in Kriminalprozessen sehr oft ihre Klienten, die Verbrecher, mit der Behauptung, diese hätten im Augenblick des Verbrechens keine Besinnung gehabt, und das sei gewissermaßen eine Krankheit.
We are parting, my dear sir. I still owe you those four friedrichs d’or and three florins in local currency. Here’s the money, and here’s the paper with the accounting; you may verify it. Goodbye. ›Er hat zugeschlagen‹ sagen sie, ›und hat keine Erinnerung dafür.‹ Und denken Sie sich, General: die medizinische Wissenschaft stimmt ihnen bei, sie behauptet tatsächlich, es gebe eine solche Krankheit, eine solche zeitweilige Geistesstörung, wo der Mensch beinah keine Erinnerung hat oder nur eine halbe oder viertel Erinnerung.
We are strangers from here on out. I have seen nothing from you but trouble and unpleasantness. Aber der Baron und die Baronin sind Leute alten Schlages und gehören überdies noch zum preußischen Junker- und Gutsbesitzerstande.
I will summon the desk clerk at once and announce to him that starting tomorrow I do not answer for your hotel expenses. Ihnen ist dieser Fortschritt in der gerichtlichen Medizin wahrscheinlich noch unbekannt, und daher werden sie meine entschuldigende Erklärung nicht annehmen.
I have the honor to remain your obedient servant.” I took the money, the paper on which the accounting was penciled, bowed to the general, and said to him quite gravely: “General, the matter cannot end this way. Was meinen Sie darüber, General?« »Genug, mein Herr!« sagte der General in scharfem Ton, mühsam seinen Grimm unterdrückend, »genug! Ich werde bemüht sein, mich ein für allemal von jeder Beziehung zu Ihren törichten Streichen freizumachen.
I am very sorry that you were subjected to unpleasantness by the baron, but–excuse me–you yourself are to blame for it. Bei der Baronin und dem Baron werden Sie sich nicht entschuldigen. Jeder Verkehr mit Ihnen, auch wenn dieser nur in Ihrer Bitte um Verzeihung bestände, würde unter ihrer Würde sein.
How is it that you took it upon yourself to answer to the baron for me? What is the meaning of the expression that I belong to your household? I am simply a tutor in your house, and only that. Der Baron, der erfahren hatte, daß Sie zu meinem Haus gehören, hat sich bereits mit mir im Kurhaus ausgesprochen, und ich muß Ihnen bekennen, es fehlte nicht viel daran, daß er von mir Genugtuung verlangt hätte.
I am not your son, I am not under your guardianship, and you cannot answer for my acts. Begreifen Sie wohl, mein Herr, in was für eine unangenehme Situation Sie mich gebracht haben?
I am a legally competent person. I am twentyfive years old, I have a university degree, I am a nobleman, I am a perfect stranger to you. Only my boundless respect for your merits keeps me from demanding satisfaction from you right now and a further accounting for the fact that you took upon yourself the right to answer for me.” The general was so dumbfounded that he spread his arms, then turned to the Frenchman and told him hurriedly that I had just all but challenged him to a duel. Ich, ich sah mich genötigt, den Baron um Entschuldigung zu bitten, und gab ihm mein Wort, daß Sie unverzüglich, noch heute, aus meinem Haus ausscheiden würden.« »Erlauben Sie, erlauben Sie, General, er hat also selbst entschieden verlangt, daß ich, wie Sie sich auszudrücken belieben, aus Ihrem Haus ausscheiden solle?« »Nein, aber ich erachtete mich selbst für verpflichtet, ihm diese Genugtuung zu geben, und der Baron erklärte sich natürlich dadurch für befriedigt.
The Frenchman guffawed loudly. Wir scheiden also hiermit voneinander, mein Herr.
“But I do not intend to let the baron off,” I continued with perfect equanimity, not embarrassed in the least by M. des Grieux’s laughter, “and since you, General, by consenting today to listen to the baron’s complaint, and thereby entering into his interests, have put yourself in the position of a participant, as it were, in this whole business, I have the honor to inform you that, no later than tomorrow morning, I will, in my own name, demand a formal explanation from the baron of the reasons why, having business with me, he bypassed me and addressed himself to another person, as if I could not or was not worthy to answer him for myself.” What I anticipated happened. Sie haben von mir diese vier Friedrichsdor hier und drei Gulden nach hiesigem Geld zu erhalten. Hier ist das Geld, und hier ist auch ein Zettel mit der Berechnung; Sie können sie nachprüfen. Leben Sie wohl! Von jetzt an kennen wir einander nicht mehr.
The general, hearing this new silliness, became terribly scared. Ich habe von Ihnen nichts gehabt als Mühe und Unannehmlichkeiten.
“What, can you really intend to go on with this cursed business?” he cried. “But what are you doing to me, oh, Lord! Ich werde sogleich den Kellner rufen und ihm mitteilen, daß ich vom morgigen Tage an für Ihre Ausgaben im Hotel nicht mehr aufkomme.
Don’t you dare, don’t you dare, my dear sir, or I swear to you!… There are authorities here, too, and I… I… in short, by my rank… and the baron also… in short, you’ll be arrested and sent away from here by the police, so that you won’t make a row! Ergebenster Diener!« Ich nahm das Geld und den Zettel, auf dem mit Bleistift eine Berechnung geschrieben stand, machte dem General eine Verbeugung und sagte zu ihm in durchaus ernstem Ton: »General, die Sache kann damit nicht erledigt sein. Es tut mir sehr leid, daß Sie von seiten des Barons Unannehmlichkeiten gehabt haben; aber (nehmen Sie es mir nicht übel!)
Understand that, sir!” And though he was choking with wrath, all the same he was terribly scared. daran sind Sie selbst schuld. Warum übernahmen Sie es, dem Baron gegenüber für meine Handlungsweise einzustehen?
“General,” I replied, with an equanimity intolerable to him, “one cannot be arrested for rowdiness before there’s any rowdiness. Was bedeutet der Ausdruck, daß ich zu Ihrem Haus gehöre? Ich bin einfach bei Ihnen Hauslehrer, nichts weiter.
I have not yet begun my talk with the baron, and it is as yet completely unknown to you in what manner and on what basis I intend to go about the business. Ich bin nicht Ihr leiblicher Sohn, stehe auch nicht unter Ihrer Vormundschaft; für das, was ich tue, tragen Sie keine Verantwortung. Ich bin im juristischen Sinne eine selbständige Persönlichkeit.
My only wish is to clarify the offensive suggestion that I am under the guardianship of a person who supposedly has power over my free will. Ich bin fünfundzwanzig Jahre alt, habe die Universität besucht und als Kandidat verlassen, gehöre zum Adelsstande und stehe Ihnen ganz fremd gegenüber.
You needn’t trouble and worry yourself so much.” “For God’s sake, for God’s sake, Alexei Ivanovich, drop this senseless intention!” the general muttered, suddenly changing his wrathful tone to a pleading one and even seizing me by the hands. “Well, imagine what will come of it? Another unpleasantness! Nur meine unbegrenzte Hochachtung vor Ihren vortrefflichen Eigenschaften hält mich davon ab, von Ihnen jetzt Genugtuung zu verlangen, sowie auch weitere Rechenschaft darüber, daß Sie sich das Recht beigelegt haben, an meiner Statt zu antworten.« Der General war dermaßen erstaunt, daß er die Arme auseinanderbreitete; dann wandte er sich plötzlich zu dem Franzosen und erzählte ihm eilig, ich hätte ihn soeben beinahe zum Duell gefordert.
You must agree, I have to behave myself in a special manner here, especially now!… especially now!… Oh, you don’t know, you don’t know all my circumstances!… When we leave here, I’m prepared to take you back. Der Franzose schlug ein lautes Gelächter auf. »Aber den Baron beabsichtige ich das nicht so leicht hingehen zu lassen«, fuhr ich höchst kaltblütig fort, ohne mich im geringsten durch das Lachen dieses Monsieur de Grieux beirren zu lassen, »und da Sie, General, sich heute dazu verstanden haben, die Beschwerde des Barons anzuhören, auf seine Seite getreten sind und sich dadurch gewissermaßen zum Mitgenossen bei dieser ganzen Angelegenheit gemacht haben, so habe ich die Ehre, Ihnen zu vermelden, daß ich gleich morgen früh in meinem eigenen Namen von dem Baron eine förmliche Angabe der Gründe verlangen werde, aus denen er, obwohl er es mit mir zu tun hatte, sich über meinen Kopf hinweg an eine andere Person gewandt hat, als ob ich nicht imstande oder nicht würdig wäre, mich ihm gegen- über selbst zu verantworten.« Was ich vorhergesehen hatte, trat ein.
It’s only just so, well, in short–you do understand the reasons!” he cried desperately. Als der General diese neue Dummheit hörte, bekam er es heftig mit der Angst. »Was?
“Alexei Ivanovich, Alexei Ivanovich!… ” Retreating to the door, I again earnestly begged him not to worry, promised that everything would turn out well and decently, and hastened to leave. Haben Sie wirklich vor, diese verfluchte Geschichte noch weiter fortzusetzen?« schrie er. »Was schüren Sie mir da an, gerechter Gott!
Russians abroad are sometimes much too cowardly and are terribly afraid of what will be said of them, and how they’ll be looked at, and whether this or that will be proper; in short, they behave as if they’re in corsets, especially those who make claims to significance. Wagen Sie es nicht, wagen Sie es nicht, mein Herr, oder ich schwöre Ihnen… Auch hier gibt es eine Obrigkeit, und ich… ich… mit einem Wort, bei meinem Rang… und der Baron gleichfalls… mit einem Wort, Sie werden arretiert und unter polizeilicher Bewachung von hier entfernt werden, damit Sie hier keine Gewalttätigkeiten verüben.
What they like most is some preconceived, preestablished form, which they follow slavishly–in hotels, on promenades, at assemblies, while traveling… But on top of that the general had let slip that he had some special circumstances, that he somehow had to “behave specially.” That was why he was suddenly so pusillanimous and cowardly and changed his tone with me. Das lassen Sie sich gesagt sein!« Er war so zornig, daß er kaum Luft bekam; aber trotzdem hatte er schreckliche Angst. »General«, erwiderte ich mit einer Ruhe, die er gar nicht ertragen konnte, »für Gewalttätigkeiten kann man nicht eher arretiert werden, ehe man sie nicht verübt hat. Ich habe meine Aussprache mit dem Baron noch nicht begonnen, und es ist Ihnen noch vollständig unbekannt, in welchem Sinne und mit welcher Begründung ich in dieser Angelegenheit vorzugehen beabsichtige.
I took that into consideration and made note of it. And, of course, tomorrow he might foolishly turn to some authorities, so that I indeed had to be careful. Ich wünsche nur die für mich beleidigende Annahme richtigzustellen, daß ich mich unter der Vormundschaft einer andern Person befände, die gewissermaßen Gewalt über meinen freien Willen hätte.
However, I had no interest at all in angering the general himself; but I did want to anger Polina a little now. Polina had dealt so cruelly with me, and had pushed me onto such a stupid path, that I wanted very much to drive her to the point of asking me to stop. Sie erregen und beunruhigen sich ohne jeden Grund.« »Um Gottes willen, um Gottes willen, Alexej Iwanowitsch, stehen Sie von diesem unsinnigen Vorhaben ab!« murmelte der General, indem er seinen zornigen Ton plötzlich mit einem flehenden vertauschte und mich sogar bei den Händen ergriff.
My prankishness might finally compromise her as well. Ȇberlegen Sie doch nur, was die Folge davon sein wird!
Besides that, some other sensations and desires were taking shape in me. Eine neue Unannehmlichkeit! Sie müssen doch selbst einsehen, daß ich hier ganz besonders darauf bedacht sein muß, meine Stellung zu wahren, namentlich jetzt!
If, for instance, I voluntarily vanish into nothing before her, that does not at all mean that I’m a wet chicken before people, and it is certainly not for the baron to “beat me with a stick.” I wanted to make fun of them all and come out as a fine fellow. Namentlich jetzt!… Ach, Sie kennen meine ganze Lage nicht; Sie kennen sie nicht!… Wenn wir von hier wegreisen, bin ich gern bereit, Ihnen Ihre bisherige Stellung wieder zu übertragen. Ich muß nur jetzt so… nun, mit einem Wort, Sie verstehen ja doch meine Gründe!« rief er ganz verzweifelt.
Let them see. Never fear! she’ll be afraid of a scandal and call for me again. And if she doesn’t, she’ll still see that I’m not a wet chicken… (Astonishing news: I’ve just heard from our nanny, whom I met on the stairs, that Marya Filippovna set off today for Karlsbad, all by herself, on the evening train, to visit her cousin. »Alexej Iwanowitsch, Alexej Iwanowitsch!« Mich zur Tür zurückziehend, bat ich ihn nochmals dringend, sich nicht zu beunruhigen; ich versprach, es solle alles einen guten, anständigen Verlauf nehmen, und beeilte mich hinauszukommen.
What kind of news is that? The nanny says she had been intending to for a long time; but how is it no one knew? However, maybe only I didn’t know. Mitunter sind die Russen im Ausland gar zu feige und haben eine schreckliche Angst davor, was die Leute von ihnen sagen könnten, und wofür man sie ansehen werde, und ob auch dies und das anständig sei.
The nanny let slip that Marya Filippovna had had a big talk with the general two days ago. I understand, sir. Mit einem Wort, sie benehmen sich, als ob sie ein Korsett trügen, namentlich diejenigen, die den Anspruch erheben, etwas vorzustellen.
It’s probably–Mlle Blanche. Yes, something decisive is coming for us.) Am liebsten befolgen sie sklavisch irgendein vorgeschriebenes, ein für allemal festgesetztes Schema: in den Hotels, auf den Spaziergängen, in den Gesellschaften, auf der Reise… Aber der General hatte sich verplappert, wenn er sagte, es lägen für ihn noch außerdem besondere Umstände vor, und er habe besondern Anlaß, seine Stellung zu wahren.


Chapter - 7

CHAPTER VII Siebentes Kapitel
THE NEXT MORNING I sent for the desk clerk and told him that my account should be kept separately. Am Morgen rief ich den Kellner und teilte ihm mit, meine Rechnung solle von nun an gesondert geschrieben werden.
My room was not so expensive that I should get very frightened and leave the hotel. Mein Zimmer war nicht so teuer, daß der Preis mich erschreckt und veranlaßt hätte, ganz aus dem Hotel auszuziehen.
I had sixteen friedrichs d’or, and there… there, maybe, lay riches! Ich besaß sechzehn Friedrichsdor, und dort… dort fielen mir vielleicht Reichtümer zu!
Strange thing, I haven’t won yet, but I act, feel, and think like a rich man, and I can’t imagine myself otherwise. Sonderbar: ich habe noch nicht gewonnen; aber ich benehme mich in meinen Gefühlen und Gedanken wie ein reicher Mann und kann mir gar nicht vorstellen, daß ich das nicht wäre.
I planned, despite the early hour, to go at once and see Mr. Astley at the Hôtel d’Angleterre, very near us, when suddenly des Grieux came into my room. Ich gedachte, trotz der frühen Stunde mich sogleich zu Mister Astley in das Hotel d'Angleterre zu begeben, das ganz in der Nähe des unsrigen liegt, als plötzlich de Grieux bei mir eintrat.
This had never happened before, and, on top of that, the gentleman and I had lately been in the most alienated and strained relations. Das war noch nie vorgekommen, und überdies hatte ich mit diesem Herrn in der ganzen letzten Zeit in einem sehr kühlen und gespannten Verhältnis gestanden.
He plainly did not conceal his contempt for me, even made an effort not to conceal it; while I–I had my own reasons not to favor him. Er hatte aus seiner Geringschätzung gegen mich in keiner Weise ein Hehl gemacht, sondern im Gegenteil sie offen an den Tag zu legen gesucht; und ich meinerseits hatte meine besonderen Gründe, weshalb ich ihm nicht gewogen war.
In short, I hated him. Kurz, ich haßte diesen Menschen.
His visit surprised me very much. Sein Kommen setzte mich in großes Erstaunen.
I realized at once that something very special was brewing. Ich sagte mir sofort, da müsse etwas Besonderes im Gange sein.
He came in very amiably and paid my room a compliment. Er benahm sich bei seinem Eintritt sehr liebenswürdig und sagte mir ein Kompliment über mein Zimmer.
Seeing that I had my hat in my hand, he inquired if I was really going for a walk so early. Da er sah, daß ich den Hut in der Hand hatte, so erkundigte er sich, ob ich denn schon so früh spazierengehen wolle.
When he heard that I was going to see Mr. Astley on business, he reflected, understood, and his face acquired an extremely preoccupied look. Als er hörte, ich wolle zu Mister Astley gehen, um mit ihm zu reden, dachte er einen Augenblick nach und legte sich das zurecht; dabei nahm sein Gesicht einen sehr ernsten Ausdruck an.
Des Grieux was like all Frenchmen, that is, cheerful and amiable when it was necessary and profitable, and insufferably dull when the necessity to be cheerful and amiable ceased. De Grieux war wie alle Franzosen, das heißt heiter und liebenswürdig, wenn dies nötig und vorteilhaft war, aber unerträglich langweilig, wenn die Nötigung, heiter und liebenswürdig zu sein, wegfiel.
A Frenchman is rarely amiable by nature; he is always amiable as if on command, out of calculation. Der Franzose ist selten aus eigener Natur liebenswürdig, sondern immer wie auf Befehl, aus Berechnung.
If, for instance, he sees the necessity of being fantastic, original, out of the ordinary, then his fantasy, being most stupid and unnatural, assembles itself out of “I’ve come to see you on business,” he began extremely independently, though, by the way, politely, “and I will not conceal that I’ve come as an ambassador or, better to say, a mediator from the general. Erkennt er es etwa als notwendig, sich phantasievoll und originell zu zeigen, so sind die Produkte seiner Phantasie von der dümmsten und unnatürlichsten Art und setzen sich aus altkonventionellen, längst schon vulgär gewordenen Formen zusammen. Der Franzose, wie er wirklich von Natur ist, besteht aus durchaus kleinbürgerlichem, geringwertigem, gewöhnlichem Stoff; kurz gesagt, er ist das langweiligste Wesen von der Welt.
Knowing Russian very poorly, I understood almost nothing yesterday; but the general explained it to me in detail, and I confess… ” “Listen, M. des Grieux,” I interrupted him, “here you’ve undertaken to be a mediator in this business as well. Nach meiner Meinung können nur Neulinge und namentlich junge russische Damen sich von den Franzosen blenden lassen. Jeder vernünftige Mensch wird diese ein für allemal festgesetzten Formen der salonmäßigen Liebenswürdigkeit, Gewandtheit und Heiterkeit, eine Art von Nationaleigentum, sofort erkennen und unerträglich finden.
I am, of course, ‘ He didn’t like my question. It was only too transparent for him, and he didn’t want to let anything slip. »Ich komme aus besonderem Anlaß zu Ihnen«, begann er sehr ungezwungen, wiewohl durchaus höflich, »und ich verberge Ihnen nicht, daß ich in der Eigenschaft eines Abgesandten oder, richtiger ausgedrückt, eines Vermittlers vom General zu Ihnen komme.
“I am connected with the general partly by business, partly by I objected to him quite calmly that he was somewhat mistaken; that maybe I would not be chased out of the baron’s, but, on the contrary, be listened to; and I asked him to admit that he had probably come in order to worm out of me precisely how I was going to set about this whole business. Da ich nur sehr schlecht Russisch kann, so habe ich gestern so gut wie nichts verstanden; aber der General hat mir nachher eingehende Mitteilungen gemacht, und ich muß gestehen… « »Aber hören Sie einmal, Monsieur de Grieux«, unterbrach ich ihn, »Sie haben also auch in dieser Angelegenheit die Rolle eines Vermittlers übernommen.
“Oh, God, since the general is so involved, he would certainly like to know what you are going to do and how! It’s so natural!” I started to explain, and he began to listen, sprawling, cocking his head slightly towards me, with an obvious, unconcealed ironic nuance in his face. Ich bin ja allerdings nur ein Hauslehrer und habe auf die Ehre, ein naher Freund dieses Hauses zu sein, und auf irgendwelche intimeren Beziehungen zu demselben niemals Anspruch erhoben und bin daher auch nicht mit allen Verhältnissen vertraut; aber erklären Sie mir doch eines: Gehören Sie denn jetzt vollständig zu den Mitgliedern dieser Familie?
In general, he behaved with extreme haughtiness. I tried with all my might to pretend that I looked at the business from the most serious point of view. Weil Sie doch an allem solchen Anteil nehmen und bei allem sofort unfehlbar als Vermittler auftreten… « Meine Frage gefiel ihm nicht.
I explained that, since the baron had addressed a complaint against me to the general, as though I was the general’s servant, he had, first of all, deprived me thereby of my post, and, second, treated me as a person who is unable to answer for himself and is not worth talking to. Sie war ihm zu unverfroren, und er hatte keine Lust, mir zuviel mitzuteilen. »Es verbinden mich mit dem General sowohl geschäftliche Beziehungen als auch gewisse besondere Umstände«, erwiderte er trocken. »Der General hat mich hergeschickt, um Sie zu bitten, Sie möchten die gestern von Ihnen ausgesprochene Absicht unausgeführt lassen.
Of course, I am justified in feeling myself offended; however, understanding the difference in age, of position in society, and so on, and so forth (I could barely keep from laughing at this point), I do not want to take another frivolity upon myself, that is, directly demand satisfaction from the baron, or even merely suggest it to him. Alles, was Sie vortrugen, ist ohne Zweifel sehr scharfsinnig; aber er ersuchte mich namentlich, Ihnen vorzustellen, daß Ihnen die Ausführung Ihrer Absicht schlechterdings nicht gelingen wird; ja, der Baron wird Sie gar nicht empfangen, und schließlich stehen ihm ja jedenfalls alle erforderlichen Mittel zur Verfügung, um weiterer Unannehmlichkeiten von Ihrer Seite überhoben zu sein. Das müssen Sie doch selbst einsehen.
Nevertheless, I consider myself perfectly within my rights in offering him, and especially the baroness, my apologies, the more so in that lately I have indeed been feeling unwell, upset, and, so to speak, fantastic, and so on, and so forth. Ich bitte Sie, was für einen Zweck hat es, der Sache noch eine Fortsetzung zu geben? Der General gibt Ihnen das bestimmte Versprechen, Sie wieder in sein Haus zu nehmen, sobald die Verhältnisse es nur irgend gestatten, und Ihr Gehalt, vos appointements, bis dahin weiterlaufen zu lassen.
However, by offensively addressing the general yesterday and insisting that the general deprive me of my post, the baron has put me in such a position that I can no longer offer him and the baroness my apologies, because he, and the baroness, and the whole world would probably think I am coming with my apologies out of fear, in order to get my post back. Das ist doch für Sie ein recht vorteilhaftes Anerbieten, nicht wahr?« Ich erwiderte ihm sehr ruhig, daß er sich da doch einigermaßen irre und der Baron mich vielleicht doch nicht werde fortjagen lassen, sondern mich anhören werde, und bat ihn einzugestehen, daß er (was ich für wahrscheinlich hielte) gekommen sei, um in Erfahrung zu bringen, wie ich eigentlich in der ganzen Sache zu verfahren vorhätte.
It follows from all this that I now find myself forced to ask the baron to apologize to me first, in the most moderate terms–for instance, by saying he had by no means wished to offend me. »Aber, mein Gott, da der General bei der Angelegenheit so interessiert ist, so wird es ihm selbstverständlich angenehm sein zu erfahren, was Sie tun wollen, und wie.
And once the baron speaks it out, then I, my hands now untied, will offer him my openhearted and sincere apologies. In short, I concluded, I ask only that the baron untie my hands. Das ist ja so natürlich!« Ich begann meine Auseinandersetzung, und er hörte zu; er hatte sich sehr bequem hingesetzt und beugte den Kopf ein wenig zur Seite nach mir hin; auf seinem Gesicht lag offen und unverhohlen ein leiser Ausdruck von Ironie.
“Fie, such scrupulousness and such subtleties! Überhaupt benahm er sich sehr von oben herab.
And why should you apologize? Well, you will agree, “Excuse me, “ “And what is it to the general? Ich suchte mir aus allen Kräften den Anschein zu geben, als sähe ich die Sache im allerernstesten Licht.
He said something yesterday about having to keep himself on some sort of footing… and he was so alarmed… but I understood nothing.” “Here there is… here precisely there exists a special circumstance,” des Grieux picked up in a pleading tone, in which more and more vexation could be heard. Ich erklärte ihm, indem der Baron sich mit einer Beschwerde über mich an den General gewandt habe, als ob ich ein Diener des Generals wäre, habe er mich erstens um meine Stelle gebracht und mich zweitens wie jemanden behandelt, der nicht imstande sei, für sich selbst einzustehen, und mit dem zu reden nicht der Mühe verlohne.
“Do you know Mlle de Cominges?” “You mean Mlle Blanche?” “Well, yes, Mlle Blanche de Cominges… “I don’t see any scandals or stories here that have anything to do with his marriage.” “But “It will be with me, then, not with you, since I no longer belong to the household… ” (I deliberately tried to be as muddleheaded as possible.) Insofern hätte ich allerdings ein Recht, mich für beleidigt zu erachten; indes in Anbetracht des Unterschiedes der Jahre und der gesellschaftlichen Stellung usw. usw. (an dieser Stelle konnte ich kaum das Lachen zurückhalten) wolle ich nicht noch eine neue Unbesonnenheit begehen, das heißt vom Baron geradezu Genugtuung verlangen oder ihm diesen Weg auch nur vorschlagen.
“But, excuse me, so it’s decided that Mlle Blanche will marry the general? What are they waiting for? I mean to say–why conceal it, at any rate from us, the household?” “I cannot tell you… however, it is still not entirely… though… you know, they are waiting for news from Russia; the general must arrange his affairs… ” “Aha! Nichtsdestoweniger hielte ich mich für völlig berechtigt, ihm und besonders der Baronin meine Bitte um Entschuldigung anzubieten, um so mehr, da ich mich tatsächlich in der letzten Zeit unwohl gefühlt und Spuren geistiger Zerrüttung sowie eine Neigung zu Exzentrizitäten an mir wahrgenommen hätte usw. usw.
Des Grieux looked at me with hatred. “In short,” he interrupted, “I fully trust in your innate courtesy, your intelligence, your tact… you will, of course, do it for the family, in which you were like their own, were loved, respected… ” “Good God, I’ve been thrown out! Jedoch habe der Baron selbst durch seine gestrige für mich beleidigende Beschwerde beim General und durch die Forderung, daß der General mich aus meiner Stelle wegschicken solle, mich in eine solche Lage gebracht, daß ich jetzt ihm und der Baronin meine Bitte um Entschuldigung nicht mehr aussprechen könne, da er und die Baronin und alle Leute dann sicher denken würden, es bewege mich zu der Abbitte nur der Wunsch, meine Stelle wiederzubekommen.
You insist now that it was for the sake of appearances; but you must agree that if you say: ‘Of course, I don’t want to box your ears, but for the sake of appearances allow me to box your ears… ’ Well, isn’t it almost the same?” “If so, if no entreaties have any influence on you,” he began sternly and presumptuously, “then allow me to assure you that measures will be taken. Das Resultat all dieser Erwägungen sei dieses: ich hielte mich jetzt für genötigt, den Baron zu bitten, er möge sich vor allen Dingen selbst bei mir entschuldigen; dabei würden mir die maßvollsten Ausdrücke genügen; er brauche zum Beispiel nur zu sagen, daß er keineswegs die Absicht gehabt habe, mich zu beleidigen. Wenn der Baron das ausspreche, dann würden mir dadurch die Hände frei gemacht sein, und ich würde offen und ehrlich ihm auch meinerseits meine Bitte um Entschuldigung vorlegen.
There are authorities here, you will be sent away today– “But I won’t go myself,” I replied with extraordinary calm, “you’re mistaken, M. des Grieux, it will all work out with much greater decency than you think. »Kurz«, schloß ich, »um was ich bitte, ist nur dies, daß der Baron mir die Hände frei macht.« »Ach, was für Pedanterie und was für Spitzfindigkeiten! Und wozu brauchen Sie sich zu entschuldigen?
I will now go to Mr. Astley and ask him to be my mediator, in short, to be my second. The man likes me and certainly will not refuse me. He will go to the baron, and the baron will receive him. If I myself am The Frenchman was decidedly scared; indeed, it all very much resembled the truth, and consequently it appeared that I really was capable of starting a whole story. Nun, geben Sie es nur zu, Monsieur… Monsieur… , daß Sie diese ganze Geschichte absichtlich ins Werk gesetzt haben, um den General zu ärgern… aber vielleicht hatten Sie noch irgendwelche besonderen Absichten… mon cher monsieur… pardon, j'ai oublié votre nom, monsieur Alexis?… N'est-ce pas?« »Aber erlauben Sie, mon cher marquis, was geht Sie das an?« »Mais le général… « »Und was geht es den General an?
“But I beg you,” he began in a thoroughly pleading voice, “drop it all! It is as if you are pleased that a whole story will come of it! It is not satisfaction you want, but a story! Er redete gestern so etwas, er müsse seine Stellung wahren… und dabei war er so ängstlich… aber ich habe nichts davon begriffen.« »Es ist da… es liegt da gerade ein besonderer Umstand vor«, fiel de Grieux in bittendem Ton ein, dem aber immer mehr der Ärger anzuhören war.
I told you, it will come out amusing and even clever–which is maybe what you are after–but, in short,” he concluded, seeing that I had stood up and was taking my hat, “I have come to convey to you these few words from a certain person. »Sie kennen Mademoiselle de Cominges?… « »Sie meinen Mademoiselle Blanche?« »Nun ja, Mademoiselle Blanche de Cominges… et madame sa mère… Sie müssen selbst zugeben, der General… mit einem Wort, der General ist verliebt, und es wird hier vielleicht sogar… sogar zur Eheschließung kommen.
Read them. I was told to wait for an answer.” So saying, he took from his pocket a little note, folded and sealed with wax, and handed it to me. It was written in Polina’s hand: Everything seemed to turn upside down as I read these lines. My lips went white, and I began to tremble. Und nun stellen Sie sich vor, wenn dabei allerlei Skandalgeschichten und häßliche Vorfälle… « »Ich weiß von keinen Skandalgeschichten und häßlichen Vorfällen, die mit dieser Eheschließung etwas zu tun hätten« »Aber le baron est si irascible, un caractère prussien, vous savez, enfin il fera une querelle d'Allemand.« »Das wird sich dann doch gegen mich richten und nicht gegen Sie, da ich nicht mehr zum Hause gehöre… « (Ich bemühte mich absichtlich, möglichst sinnlos zu reden.)
The cursed Frenchman looked on with an exaggeratedly modest air and averted his eyes from me, as if in order not to see my confusion. »Aber erlauben Sie, ist denn das schon entschieden, daß Mademoiselle Blanche den General heiraten wird? Warum warten sie denn noch damit?
It would have been better if he had burst out laughing at me. “Very well,” I said, “tell “Oh, I wanted… generally this is all so strange that you must pardon my natural impatience. I wanted the sooner to learn your intentions for myself, from you personally. Ich meine, warum halten Sie die Sache geheim und machen nicht wenigstens uns, den Angehörigen des Hauses, Mitteilung davon?« »Ich kann Ihnen nicht… übrigens ist das noch nicht ganz… indessen… Sie wissen wohl, der General erwartet Nachrichten aus Rußland; er muß seine Angelegenheiten ordnen… « »Ach so, die liebe, alte Tante!« De Grieux warf mir einen haßerfüllten Blick zu.
However, I do not know what is in this note, and thought I would always have time to give it to you.” “I see, you were simply told to give it to me as a last resort, and not to give it if you could settle it verbally. »Kurz«, unterbrach er mich, »ich verlasse mich vollständig auf Ihre angeborene Liebenswürdigkeit, auf Ihre Klugheit, auf Ihr Taktgefühl… Sie werden das gewiß für eine Familie tun, in der Sie wie ein Sohn aufgenommen und geliebt und geehrt wurden… « »Aber ich bitte Sie!
Right? Weggejagt hat man mich!
Talk straight, M. des Grieux!” “ I took my hat; he inclined his head and left. I fancied there was a mocking smile on his lips. And how could it be otherwise? “We’ll settle accounts, Frenchy, we’ll measure forces!” I muttered, going down the stairs. Sie versichern jetzt freilich, das sei nur so zum Schein geschehen; aber sagen Sie selbst, wenn einer zu Ihnen sagt: ›Ich will dich nicht an den Ohren ziehen; aber erlaube, daß ich es zum Schein tue‹, so kommt das beinah auf dasselbe heraus!« »Wenn es so steht und Bitten auf Sie nichts vermögen«, begann er in strengem, hochmütigem Ton, »so gestatten Sie mir, Sie zu benachrichtigen, daß die erforderlichen Maßregeln gegen Sie werden ergriffen werden.
I still couldn’t grasp anything, as if I’d been hit on the head. Es gibt hier eine Obrigkeit; Sie werden noch heute von hier weggeschafft werden, que diable!
The fresh air revived me a little. After a couple of minutes, when I just began to grasp things clearly, two thoughts distinctly presented themselves to me: Un blanc bec comme vous will eine solche Persönlichkeit wie den Baron zum Duell herausfordern!


Chapter - 8

CHAPTER VIII Achtes Kapitel
ON THE PROMENADE, as they call it here, that is, the chestnut avenue, I met my Englishman. Auf der »Promenade«, wie man das hier nennt, das heißt in der Kastanienallee, traf ich meinen Engländer.
“Oho!” he began when he saw me, “I’m going to you, and you to me. »Oh, oh!« begann er, als er mich erblickte, »ich wollte zu Ihnen, und Sie zu mir.
So you’ve already parted from your people?” “Tell me, first of all, how you know about all this,” I asked in surprise. Also Sie haben sich von den Ihrigen schon getrennt?« »Sagen Sie mir zuerst, woher Sie das alles wissen«, fragte ich erstaunt.
“Can it be that everybody knows all about it?” “Oh, no, everybody does not know; and it’s better if they don’t. »Ist das denn schon so allgemein bekannt?« »O nein, allgemein bekannt ist es nicht.
Nobody’s talking about it.” “Then how do you know?” “I know because I chanced to learn. Now where are you going to go from here? Es hat ja auch keiner ein Interesse daran, daß es bekannt würde; und daher redet niemand davon.« »Also woher wissen Sie es denn?« »Ich habe es so zufällig erfahren.
I like you, that’s why I was coming to see you.” “You’re a nice man, Mr. Astley,” I said (though I was terribly struck: where did he find out? Wo werden Sie denn nun von hier hinfahren? Ich meine es gut mit Ihnen und wollte deshalb zu Ihnen gehen.« »Sie sind ein prächtiger Mensch, Mister Astlcy«, sagte ich (ich war übrigens ganz verblüfft: woher wußte er es?
), “and since I haven’t had my coffee yet, and you probably did a poor job on yours, let’s go to the vauxhall café, sit there, have a smoke, and I’ll tell you everything, and… you’ll also tell me.” The café was a hundred paces away. ), »und da ich noch nicht Kaffee getrunken habe und Sie wahrscheinlich nur schlechten, so kommen Sie mit in das Café im Kurhaus; da wollen wir uns hinsetzen und rauchen, und ich werde Ihnen alles erzählen… und Sie mir auch… « Das Café war nur hundert Schritt entfernt.
Coffee was brought, we sat down, I lit a cigarette, Mr. Astley didn’t light anything and, fixing his eyes on me, prepared to listen. Wir setzten uns; es wurde uns Kaffee gebracht, und ich zündete mir eine Zigarette an. Mister Astley rauchte nicht; mich unverwandt ansehend, machte er sich bereit zuzuhören.
“I’m not going to go anywhere, I’m staying here,” I began. »Ich fahre nirgend hin; ich bleibe hier«, begann ich.
“I was just sure you’d stay,” Mr. Astley said approvingly. »Ich war davon überzeugt, daß Sie hierbleiben würden«, äußerte Mister Astley beifällig.
On my way to see Mr. Astley, I had had no intention and even purposely did not want to tell him anything about my love for Polina. In all those days I had scarcely said a single word to him about it. Als ich mich auf den Weg zu Mister Astley machte, hatte ich nicht die Absicht gehabt, ihm etwas von meiner Liebe zu Polina zu sagen; ja, ich wollte es sogar absichtlich vermeiden.
Besides, he was very shy. I had noticed from the first that Polina had made a great impression on him, but he never mentioned her name. All diese Tage her hatte ich mit ihm kein Wort darüber gesprochen.
But, strangely, suddenly, now, as soon as he sat down and fixed me with his intent, tinny gaze, an urge came over me, I don’t know why, to tell him everything, that is, all my love and with all its nuances. Überdies war er sehr zartfühlend; ich hatte gleich von Anfang an bemerkt, daß Polina auf ihn außerordentlichen Eindruck gemacht hatte; aber er hatte nie ihren Namen ausgesprochen.
I spent a whole halfhour telling him, and I found it extremely pleasant to be telling about it for the first time! Noticing that in some especially ardent places he became embarrassed, I deliberately increased the ardor of my story. Jedoch es ging mir seltsam: jetzt, sowie er sich nur hingesetzt und seine starren, zinnernen Augen auf mich gerichtet hatte, jetzt bekam ich (ich weiß nicht warum) plötzlich die größte Lust, ihm alles zu erzählen, die ganze Geschichte meiner Liebe mit all ihren Einzelheiten und Schattierungen.
One thing I regret: I may have said some unnecessary things about the Frenchman… Mr. Astley listened, sitting opposite me, without moving, without uttering a word or a sound, and looking me in the eye; but when I started speaking of the Frenchman, he suddenly cut me short and asked sternly whether I had the right to mention this extraneous circumstance. Nur eines bereue ich: daß ich über den Franzosen vielleicht etwas mehr gesagt habe, als gut war… Während Mister Astley zuhörte, saß er mir gegenüber, ohne sich zu regen und ohne ein Wort zu sprechen oder einen Laut von sich zu geben, und blickte mir in die Augen; aber als ich von dem Franzosen zu sprechen anfing, fiel er mir plötzlich ins Wort und fragte in strengem Ton, ob ich ein Recht hätte, diesen nicht zur Sache gehörigen Umstand zu erwähnen.
Mr. Astley always put his questions in a very strange way. Mister Astley stellte seine Fragen immer in so sonderbarer Weise.
“You’re right: I’m afraid I don’t,” I replied. »Sie haben recht; ich fürchte, nein«, antwortete ich.
“You can say nothing precise about this marquis and Miss Polina, apart from mere surmises?” Again I was surprised at such a categorical question from such a shy man as Mr. Astley. »Sie können über diesen Marquis und über Miß Polina nur bloße Vermutungen vorbringen, nichts Zuverlässiges?« Wieder wunderte ich mich über eine so energische Frage von seiten eines so schüchternen Menschen wie Mister Astley.
“No, nothing precise,” I replied, “of course not.” “If so, you have done a wrong thing not only in talking about it with me, but even in thinking about it to yourself.” “All right, all right! I acknowledge it; but that’s not the point now,” I interrupted, surprised in myself. »Nein, Zuverlässiges nicht«, erwiderte ich, »das freilich nicht.« »Wenn dem so ist, so haben Sie schlecht gehandelt, nicht nur insofern, als Sie mit mir davon zu sprechen anfingen, sondern sogar schon insofern, als Sie bei sich dergleichen gedacht haben.« »Nun ja, nun ja, ich will es zugeben; aber darum handelt es sich jetzt nicht«, unterbrach ich ihn, im stillen sehr verwundert.
Here I told him the whole of yesterday’s story in all its details, Polina’s escapade, my adventure with the baron, my dismissal, the general’s extraordinary cowardice, and finally I gave him a detailed account of today’s visit from des Grieux, with all its nuances; in conclusion, I showed him the note. Hierauf erzählte ich ihm den ganzen gestrigen Vorfall mit allen Einzelheiten: Polinas tollen Einfall, meine Affäre mit dem Baron, meine Entlassung, die auffallende Ängstlichkeit des Generals, und endlich berichtete ich ihm eingehend von de Grieux' heutigem Besuch in allen seinen Phasen; zum Schluß zeigte ich ihm das Briefchen.
“What do you make of it?” I asked. »Was schließen Sie nun daraus?« fragte ich.
“I was precisely coming to learn your thoughts. »Ich ging eben deswegen zu Ihnen, um Ihre Meinung zu hören.
As for me, I think I could kill that little Frenchman, and maybe I will.” “And I, too,” said Mr. Astley. Was mich betrifft, so möchte ich diesen nichtswürdigen Franzosen am liebsten totschlagen, und vielleicht tue ich es auch noch.« »Ich auch«, erwiderte Mister Astley.
“As for Miss Polina… you know, we enter into relations even with people we hate, if necessity demands it of us. »Was Miß Polina betrifft, so… Sie wissen, wir treten mitunter auch zu Leuten, die uns verhaßt sind, in Beziehung, wenn uns die Notwendigkeit dazu zwingt.
Here there may be relations unknown to you, which depend on extraneous circumstances. Hier können Beziehungen vorliegen, die Ihnen unbekannt sind, Beziehungen, die von andersartigen Umständen abhängen.
I think you can rest easy–in part, to be sure. Ich glaube, daß Sie sich beruhigen dürfen, wenigstens zum Teil, selbstverständlich.
As for her action yesterday, it is, of course, strange–not because she wanted to get rid of you and sent you under the baron’s stick (which he didn’t use, though I don’t understand why, since he had it in his hand), but because such an escapade from such a… from such an excellent miss… is improper. Was ihr gestriges Benehmen anlangt, so ist es allerdings sonderbar, nicht deswegen, weil sie Sie lozuwerden wünschte und Sie der Gefahr aussetzte, mit dem Stock des Barons Bekanntschaft zu machen (ich begreife übrigens nicht, warum er von seinem Stock keinen Gebrauch machte, da er ihn doch in der Hand hatte), sondern weil ein derartiger toller Streich für eine so… für eine so vortreffliche junge Dame sich nicht schickt.
Naturally, she couldn’t have foreseen that you would literally carry out her jesting wish… ” “You know what?” I cried suddenly, peering intently at Mr. Astley. Natürlich konnte sie nicht voraussehen, daß Sie ihren komischen Wunsch buchstäblich ausführen würden… « »Wissen Sie was?« rief ich plötzlich und sah dabei Mister Astley unverwandt an.
“I have the feeling that you’ve already heard about all this, and do you know from whom?–from Miss Polina herself!” Mr. Astley looked at me in surprise. »Mir scheint, Sie haben das alles bereits gehört, wissen Sie von wem? Von Miß Polina selbst!« Mister Astley blickte mich verwundert an.
“Your eyes flash, and I read suspicion in them,” he said, recovering his former equanimity at once, “but you haven’t the least right to reveal your suspicions. »Ihre Augen funkeln ja nur so, und ich lese in ihnen einen Argwohn«, sagte er, seine Ruhe sofort wiedergewinnend. »Aber Sie haben nicht das geringste Recht, Ihren Argwohn zu äußern.
I cannot acknowledge that right, and I totally refuse to answer your question.” “Well, enough! Ich kann ein solches Recht nicht anerkennen und lehne es durchaus ab, Ihre Frage zu beantworten.« »Nun, lassen Sie es gut sein!
And you needn’t!” I cried, strangely agitated and not understanding why that had popped into my mind! Es ist ja auch nicht nötig!« rief ich in starker Aufregung; ich begriff nicht, woher mir das hatte in den Sinn kommen können!
And when, where, how could Mr. Astley have been chosen by Polina as a confidant? Wann, wo und auf welche Weise hätte Mister Astley von Polina zum Vertrauten erwählt sein können?
Lately, however, I had partially let Mr. Astley slip from sight, and Polina had always been an enigma to me–so much an enigma that now, for instance, in setting out to tell Mr. Astley the whole history of my love, I was suddenly struck, during the telling, by the fact that I could say almost nothing precise and positive about my relations with her. In der letzten Zeit hatte ich allerdings Mister Astley zum Teil aus den Augen verloren gehabt, und Polina war immer für mich ein Rätsel gewesen, dergestalt ein Rätsel, daß ich zum Beispiel jetzt, wo ich es unternommen hatte, Mister Astley die ganze Geschichte meiner Liebe zu erzählen, während des Erzählens davon überrascht war, daß ich über meine Beziehungen zu ihr fast nichts Bestimmtes und Positives sagen konnte.
On the contrary, everything was fantastic, strange, insubstantial, and even bore no resemblance to anything. Im Gegenteil, alles war phantastisch, sonderbar, haltlos und geradezu unerhört.
“Well, all right, all right; I’m confused, and now there are still many things I can’t grasp,” I replied as if breathlessly. »Nun gut, gut«, antwortete ich; ich konnte vor Erregung kaum Luft bekommen. »Ich bin ganz in Verwirrung geraten und kann mir jetzt vieles noch nicht zurechtlegen.
“However, you’re a good man. Aber Sie sind ein guter Mensch.
Now it’s a different matter, and I ask your–not advice, but opinion.” I paused and began: “Why do you think the general got so scared? Why did they make such a story out of my most stupid mischievousness? Jetzt handelt es sich um etwas andres, und ich bitte Sie nicht um Ihren Rat, sondern um Ihre Ansicht.« Ich schwieg einen Augenblick und begann dann: »Wie denken Sie darüber: warum wurde der General so ängstlich?
Such a story that even des Grieux himself found it necessary to interfere (and he interferes only in the most important cases), visited me (how about that! Warum haben sie aus meinem törichten Narrenstreich alle eine so große Geschichte gemacht? Eine so große Geschichte, daß sogar de Grieux selbst für nötig fand sich einzumischen (und er mischt sich nur bei den wichtigsten Angelegenheiten ein), mich besuchte (was noch nie dagewesen ist!
), begged, pleaded with me–he, des Grieux, with me! ), mich bat, anflehte, er, de Grieux, mich!
Finally, note for yourself that he came at nine o’clock, just before nine, and Miss Polina’s note was already in his hands. Beachten Sie endlich auch dies: er kam, ehe es noch neun Uhr war, und doch befand sich Miß Polinas Brief bereits in seinen Händen.
When, may I ask, was it written? Wann, frage ich, war er denn geschrieben worden?
Maybe Miss Polina was awakened just for that! Vielleicht ist Miß Polina dazu erst aufgeweckt worden?
Besides, from that I can see that Miss Polina is his slave (because she even asked my forgiveness! )–besides that, what is all this to her, to her personally? Ich ersehe daraus, daß Miß Polina seine Sklavin ist, da sie sogar mich um Verzeihung bittet; aber außerdem: was geht diese ganze Sache denn sie, sie persönlich an?
Why is she so interested? Warum interessiert sie sich so dafür?
Why are they afraid of some baron? Weshalb haben sie vor so einem beliebigen Baron Angst bekommen?
And so what if the general is marrying Mlle Blanche de Cominges? Und was ist das für eine Geschichte, daß der General Mademoiselle Blanche de Cominges heiraten wird?
They say they have to behave in some Mr. Astley smiled and nodded his head. “Indeed, it seems that in this, too, I know a great deal more than you do,” he said. Sie sagen, infolge dieses Umstandes müßten sie ganz besonders darauf achten, ihre Stellung zu wahren; aber das ist doch gar zu eigentümlich, sagen Sie selbst!
“This whole business concerns Mlle Blanche alone, and I’m sure it’s perfectly true.” “Well, what about Mlle Blanche?” I cried impatiently (I suddenly had a hope that something would be revealed now about Mlle Polina). Wie denken Sie darüber? Ich sehe es Ihnen an den Augen an, daß Sie auch hiervon mehr wissen als ich!« Mister Astley lächelte und nickte mit dem Kopf. »In der Tat weiß ich, wie es scheint, auch hiervon wesentlich mehr als Sie«, erwiderte er.
“It seems to me that Mlle Blanche has at the present moment a special interest in avoiding any kind of meeting with the baron and baroness–all the more so an unpleasant meeting, worse still a scandalous one.” “Well? Well?” “Two years ago, Mlle Blanche was here in Roulettenburg during the season. And I also happened to be here. »Bei dieser ganzen Geschichte handelt es sich einzig und allein um Mademoiselle Blanche; daß das die volle Wahrheit ist, davon bin ich überzeugt.« »Nun, was ist denn mit Mademoiselle Blanche?« rief ich ungeduldig; es erwachte auf einmal in meinem Herzen die Hoffnung, ich würde jetzt eine Enthüllung über Mademoiselle Polina zu hören bekommen.
Mlle Blanche was not known as Mlle de Cominges then, nor was her mother, Madame “But he does have a respectable circle of acquaintances?” “Oh, that may be. Even Mlle Blanche may. But two years ago Mlle Blanche, on a complaint from this same baroness, received an invitation from the local police to leave town, and leave she did.” “How was that?” “She appeared here first then with an Italian, some sort of prince with a historic name something like “Oh, yes.” “They’re not worth noticing. »Es scheint mir, daß Mademoiselle Blanche im gegenwärtigen Augenblick ein besonderes Interesse daran hat, unter allen Umständen eine Begegnung mit dem Baron und der Baronin zu vermeiden, und namentlich eine unangenehme Begegnung und nun gar eine, die mit häßlichem Aufsehen verbunden wäre.« »So, so!« »Mademoiselle Blanche war schon einmal, vor zwei Jahren während der Saison, hier in Roulettenburg.
To the vexation of the decent public, there’s no lack of them here, at any rate those of them who change thousandfranc notes at the tables every day. Ich befand mich zu jener Zeit gleichfalls hier. Mademoiselle Blanche nannte sich damals nicht Mademoiselle de Cominges; auch existierte ihre Mutter, Madame veuve Cominges, damals nicht; wenigstens wurde nie von ihr gesprochen.
However, as soon as they stop changing notes, they’re immediately asked to leave. Einen de Grieux, de Grieux gab es hier gleichfalls nicht.
Mlle Zelmà still went on changing notes; but her game went still more unluckily. Ich hege die feste Überzeugung, daß die beiden miteinander gar nicht verwandt sind, ja sich sogar erst seit kurzer Zeit kennen.
Note that these ladies are quite often lucky at gambling; they have astonishing selfcontrol. However, my story is over. Marquis ist dieser de Grieux auch erst ganz kürzlich geworden; davon bin ich überzeugt, aus einem triftigen Grunde.
One day, exactly like the prince, the count, too, vanished. Man kann sogar vermuten, daß er erst neuerdings angefangen hat, sich de Grieux zu nennen.
Mlle Zelmà appeared in the evening to play alone; this time no one appeared to offer her his arm. In two days she lost everything. Ich kenne hier jemand, der ihm früher unter einem andern Namen begegnet ist.« »Aber er besitzt doch tatsächlich einen soliden Bekanntenkreis.« »Oh, das kann schon sein.
Having staked her last louis d’or and lost it, she looked around and saw Baron Wurmerhelm nearby, studying her with great attention and deep indignation. Selbst Mademoiselle Blanche besitzt möglicherweise einen solchen. Aber vor zwei Jahren erhielt Mademoiselle Blanche infolge einer Beschwerde eben dieser Baronin von der hiesigen Polizei die Aufforderung, die Stadt zu verlassen, und verließ sie denn auch.« »Wie kam das?« »Sie erschien damals hier zuerst mit einem Italiener, irgendeinem Fürsten mit einem historischen Namen, so etwas wie Barberini oder so ähnlich.
But Mlle Zelmà did not perceive the indignation and, turning to the baron with a certain kind of smile, asked him to put ten louis d’or on red for her. Dieser Mensch trug eine Unmenge von Ringen und Brillanten an seinem Leibe, und sie waren nicht einmal falsch. Sie fuhren immer in einer wundervollen Equipage.
As a result of that, on the baroness’s complaint, she received that evening an invitation not to appear in the vauxhall anymore. Mademoiselle Blanche spielte beim Trente-et-quarante anfangs mit gutem Erfolg; dann aber trat bei ihr ein starker Glückswechsel ein; ich erinnere mich dessen recht wohl.
If it surprises you that I know all these small and completely indecent details, it is because I finally heard them from Mr. Feeder, a relation of mine, who that same evening took Mlle Zelmà in his carriage from Roulettenburg to Spa. Ich weiß noch, eines Abends verspielte sie eine außerordentlich hohe Summe. Aber noch schlimmer war es, daß un beau matin ihr Fürst verschwunden war, ohne daß man gewußt hätte, wo er geblieben war, und auch die Pferde waren verschwunden und die Equipage, mit einem Wort, alles.
Now understand: Mlle Blanche wants to become the general’s wife, probably, so that she will never again receive such invitations as she did two years ago from the vauxhall police. Die Schuld im Hotel war erschreckend hoch. Mademoiselle Selma (aus einer Barberini hatte sie sich plötzlich in eine Mademoiselle Selma verwandelt) befand sich in größter Verzweiflung.
Now she no longer gambles; but that is because, by all tokens, she now has capital, which she lends to local gamblers on interest. Sie heulte und kreischte, daß man es durch das ganze Hotel hörte, und zerriß in einem Anfall von Raserei ihr Kleid.
That is much more prudent. I even suspect that the unfortunate general owes her money. Maybe des Grieux does, too. Maybe des Grieux is her associate. In demselben Hotel logierte ein polnischer Graf (alle reisenden Polen sind Grafen), und Mademoiselle Selma, die sich ihre Kleider zerrissen und sich ihr Gesicht mit ihren schönen, in Parfüm gewaschenen Händen wie eine Katze zerkratzt hatte, machte auf ihn einen starken Eindruck.
You must agree that, at least until the wedding, she would not wish to attract the attention of the baron or the baroness for any reason. Sie verhandelten miteinander, und beim Diner hatte sie sich bereits getröstet. Am Abend erschien er mit ihr Arm in Arm im Kurhaus.
In short, in her position scandal is the least profitable thing for her. Mademoiselle Selma lachte nach ihrer Gewohnheit sehr laut und benahm sich noch ungenierter als sonst.
You are connected with their household, and your acts could cause a scandal, the more so as she appears every day in public arm in arm with the general or with Miss Polina. Sie trat nun geradezu in die Klasse jener roulettspielenden Damen ein, die, wenn sie an den Spieltisch treten, durch einen kräftigen Stoß mit der Schulter einen Spieler beiseite drängen, um sich einen Platz frei zu machen.
Now do you understand?” “No, I don’t!” I cried, banging the table with all my might, so that the frightened “Tell me, Mr. Astley,” I repeated in frenzy, “if you know this whole story, and consequently know by heart what Mlle Blanche de Cominges is–how is it that you haven’t warned at least me, the general himself, and above all Miss Polina, who has appeared here in the vauxhall, in public, arm in arm with Mlle Blanche? Das ist bei ihnen ein besonderer Kunstgriff. Sie haben diese Damen gewiß auch schon bemerkt?« »O ja.« »Sie sind nicht wert, daß man sie beachtet. Zum Ärger des anständigen Publikums lassen sie sich hier nicht vertreiben, wenigstens nicht diejenigen von ihnen, die täglich am Spieltisch Tausendfrancnoten wechseln. Allerdings, sobald sie aufhören, solche Banknoten zu wechseln, ersucht man sie sogleich, sich zu entfernen.
Can this be possible?” “There was no point in warning you, because there was nothing you could do,” Mr. Astley replied calmly. Mademoiselle Selma wechselte noch immer Banknoten; aber sie hatte im Spiel immer mehr Unglück.
“And anyhow, what was there to warn you about? The general may know more about Mlle Blanche than I do, and all the same he goes strolling with her and Miss Polina. Sie können die Beobachtung machen, daß diese Damen sehr oft mit Glück spielen; denn sie besitzen eine erstaunliche Selbstbeherrschung.
The general is an unfortunate man. Übrigens nähert sich meine Geschichte damit dem Ende.
Yesterday I saw Mlle Blanche riding a splendid horse with M. des Grieux and that little Russian prince, and the general riding behind them on a chestnut. Ebenso, wie vorher der Fürst, verschwand nun auch der Graf. Mademoiselle Selma erschien an diesem Abend bereits ohne Begleitung beim Spiel; diesmal war niemand da, der ihr den Arm geboten hätte.
In the morning he had said that his legs hurt, but he sat his horse well. In zwei Tagen hatte sie alles verloren, was sie besaß.
And at that moment the thought suddenly occurred to me that this was a completely lost man. Moreover, this is all none of my business, and I had the honor of meeting Miss Polina only recently. Nachdem sie den letzten Louisdor gesetzt und verloren hatte, sah sie sich rings um und erblickte neben sich den Baron Wurmerhelm, der sie sehr aufmerksam und mit starkem Mißfallen betrachtete.
However,” Mr. Astley suddenly caught himself, “I’ve already told you that I cannot acknowledge your right to certain questions, though I sincerely like you… ” “Enough,” I said, getting up. Aber Mademoiselle Selma bemerkte dieses Mißfallen nicht, wandte sich mit ihrem bekannten Lächeln an den Baron und bat ihn, für sie auf Rot zehn Louisdor zu setzen.
“It’s clear as day to me now that Miss Polina also knows all about Mlle Blanche, but she can’t part with her Frenchman, and therefore ventures to stroll with Mlle Blanche. Infolgedessen erhielt sie auf eine Beschwerde der Baronin hin am Abend die Weisung, nicht mehr im Kurhaus zu erscheinen.
Believe me, no other influence would induce her to stroll with Mlle Blanche and beg me in a note not to touch the baron. Here there must be precisely that influence before which everything bows! And yet it was she who loosed me on the baron! Wenn Sie sich darüber wundern, daß mir all diese kleinen, wenig anständigen Einzelheiten bekannt sind, so erklärt sich das daher, daß ich sie als sicher von Mister Feader, einem Verwandten von mir, gehört habe, der an demselben Abend Mademoiselle Selma in seinem Wagen von Roulettenburg nach Spaa mitnahm.
Devil take it, nothing can be sorted out here!” “You forget, first, that this Mlle de Cominges is the general’s fiancée, and, second, that Miss Polina, the general’s stepdaughter, has a little brother and sister, the general’s own children, totally abandoned by this crazy man and, it seems, robbed as well.” “Yes, yes, that’s so! Nun werden Sie verstehen: Mademoiselle Blanche möchte Frau Generalin werden, wahrscheinlich um in Zukunft nicht wieder von der Polizei eines Kurortes solche Weisungen zu erhalten wie vor zwei Jahren. Jetzt beteiligt sie sich nicht mehr am Spiel; aber das hat seinen Grund darin, daß sie jetzt, nach allen Anzeichen zu urteilen, ein Kapital besitzt, das sie hiesigen Spielern gegen Prozente vorstreckt.
Leaving the children means abandoning them completely, staying means protecting their interests, and maybe saving shreds of the estate as well. Das ist ein weit vorsichtigeres finanzielles Verfahren. Ich vermute sogar, daß sich auch der unglückliche General unter ihren Schuldnern befindet.
Yes, yes, that’s all true! But still, still! Vielleicht ist auch de Grieux ihr Schuldner.
Oh, I understand why they’re all now so interested in “In whom?” asked Mr. Astley. Es kann aber auch sein, daß de Grieux mit ihr ein Kompaniegeschäft hat.
“In that old witch in Moscow who won’t die and about whom they’re expecting a telegram that she’s dead.” “Well, yes, of course, the whole interest converges in her. Da werden Sie sich selbst sagen können, daß sie wenigstens bis zur Hochzeit nicht wünschen kann, die Aufmerksamkeit der Baronin und des Barons auf irgendwelche Weise auf sich zu lenken.
The whole point lies in the inheritance! Kurz, in ihrer Lage müßte ihr ein öffentlicher Skandal äußerst nachteilig sein.
When the inheritance is announced, the general will get married; Miss Polina will be unbound, and des Grieux… ” “Well, and des Grieux?” “Des Grieux will be paid his money; that’s all he’s waiting for here.” “All! Sie aber stehen in enger Beziehung zu der Familie des Generals, und Ihre Handlungen können einen solchen Skandal für sie hervorrufen, um so mehr, da sie täglich Arm in Arm mit dem General oder mit Miß Polina in der Öffentlichkeit erscheint.
You think that’s all he’s waiting for?” “I know nothing more.” Mr. Astley fell stubbornly silent. “But I know, I know!” I repeated in a rage. Verstehen Sie jetzt?« »Nein, ich verstehe es nicht!« rief ich und schlug dabei mit aller Kraft auf den Tisch, so daß der Kellner erschrocken herbeigelaufen kam.
“He’s also waiting for the inheritance, because Polina will get a dowry, and once she gets the money, she’ll immediately throw herself on his neck. Women are all like that! And the proudest of them come out as the most banal slaves! Polina is capable only of loving passionately and nothing more! »Sagen Sie, Mister Astley«, fuhr ich wütend fort, »wenn Ihnen diese ganze Geschichte schon bekannt war und Sie somit genau wußten, wes Geistes Kind diese Mademoiselle Blanche de Cominges ist, warum haben Sie dann nicht wenigstens mir davon Mitteilung gemacht, oder dem General selbst, oder endlich, was das Wichtigste, das Allerwichtigste gewesen wäre, Miß Polina, die sich hier im Kurhaus in aller Öffentlichkeit Arm in Arm mit Mademoiselle Blanche zeigt?
That’s my opinion of her! Look at her, especially when she’s sitting alone, deep in thought: it’s something predestined, foredoomed, accursed! Wie konnten Sie denn da schweigen?« »Ihnen etwas davon mitzuteilen hatte keinen Zweck, weil Sie doch nichts bei der Sache tun konnten«, antwortete Mister Astley ruhig.
She’s capable of all the horrors of life and passion… she… she… but who’s that calling me?” I suddenly exclaimed. »Und dann: wovon hätte ich denn Mitteilung machen sollen? Der General weiß über Mademoiselle Blanche vielleicht noch mehr als ich und geht trotzdem mit ihr und mit Miß Polina spazieren.
“Who’s shouting? I heard somebody shout ‘Alexei Ivanovich!’ in Russian. Der General ist ein unglücklicher Mensch.
A woman’s voice, listen, listen!” At that moment we were approaching our hotel. We had left the café long ago, almost without noticing it. “I heard a woman shout, but I don’t know who she’s calling; it was in Russian. Ich sah gestern, wie Mademoiselle Blanche auf einem schönen Pferd mit Monsieur de Grieux und diesem kleinen russischen Fürsten dahingaloppierte, und hinter ihnen her jagte auf einem Fuchs der General.
Now I can see where it’s coming from,” Mr. Astley was pointing, “it’s that woman shouting, the one sitting in a big armchair and who has just been carried up to the porch by so many footmen. Er hatte am Morgen gesagt, er habe Schmerzen in den Beinen; aber sein Sitz war gut. Und sehen Sie, in diesem Augenblick schoß mir auf einmal der Gedanke durch den Kopf, daß er ein vollständig verlorener Mensch ist.
They’re carrying her suitcases behind her; that means the train has just arrived.” “But why is she calling me? Außerdem geht mich das alles eigentlich nichts an, und daß ich die Ehre hatte, Miß Polina kennenzulernen, ist noch nicht lange her.
She’s shouting again; look, she’s waving to us.” “I see that she’s waving,” said Mr. Astley. “Alexei Ivanovich! Alexei Ivanovich! Ah, Lord, what a dolt!” desperate cries came from the porch of the hotel. Übrigens«, unterbrach sich Mister Astley plötzlich, »habe ich Ihnen bereits gesagt, daß ich Ihnen keine Berechtigung zuerkennen kann, mir irgendwelche Fragen zu stellen, obwohl ich Sie von Herzen gern habe… « »Genug«, sagte ich, indem ich aufstand.
We almost ran to the entrance. I reached the landing and… my arms dropped in amazement, and my feet became rooted to the stone. »Jetzt ist es mir sonnenklar, daß auch Miß Polina über Mademoiselle Blanche vollkommen Bescheid weiß, sich aber von ihrem Franzosen nicht trennen kann und sich deshalb dazu versteht, mit Mademoiselle Blanche spazierenzugehen.


Chapter - 9

CHAPTER IX Neuntes Kapitel
ON THE UPPER LANDING of the wide hotel porch, carried up the steps in a chair and surrounded by manservants and maidservants and the numerous, obsequious hotel staff, in the presence of the manager himself, who had come out to meet the exalted guest arriving with so much flurry and noise, with her own servants and with so many suitcases and valises, sat– “Well, what are you doing, dearie, standing in front of me with your eyes popping out!” grandmother went on yelling at me. Oben auf der breiten Plattform vor dem Portal des Hotels saß in einem Lehnstuhl, auf dem sie die Stufen hinangetragen war, umgeben von ihrer Dienerschaft und dem zahlreichen, diensteifrigen Hotelpersonal mit Einschluß des Oberkellners selbst, der herausgekommen war, um die hohe Besucherin zu begrüßen, die mit so viel Lärm und Geräusch, mit eigener Dienerschaft und mit einer solchen Unmenge von Koffern und Schachteln angereist kam – ja, wer saß da?
“You don’t know how to bow and greet a body, eh? Die alte Tante!
Or you’ve grown proud and don’t want to? Or maybe you don’t recognize me? You hear, Potapych,” she turned to a grayhaired old man in a tailcoat and white tie and with a pink bald spot, her butler, who had accompanied her on her journey, “you hear, he doesn’t recognize me! They’ve got me buried! Ja, sie war es selbst, die gebieterische, reiche, fünfundsiebzigjährige Antonida Wassiljewna Tarassewitschewa, Gutsbesitzerin und Moskauer Hausbesitzerin, die Tante, um derentwillen so viele Telegramme abgeschickt und eingelaufen waren, die Tante, die immer im Sterben gelegen hatte und doch nicht gestorben war, und die nun auf einmal selbst in höchsteigener Person wie ein Blitz aus heiterem Himmel bei uns erschien.
They send one telegram after another: is she dead or not? I know everything! And here, you see, I’m as alive as can be!” “Good heavens, Antonida Vassilyevna, why would I wish you ill?” I answered cheerfully, coming to my senses. “I was only surprised… And how not marvel at such an unexpected… ” “But what’s so surprising for you? Sie war erschienen, obgleich sie nicht gehen konnte; sie ließ sich eben, wie stets während der letzten fünf Jahre, im Sessel tragen; aber sie war wie immer: energisch, kampflustig, selbstzufrieden, saß gerade, redete laut und herrisch, schimpfte auf alle Menschen, kurz, sie war genau ebenso, wie ich sie bei zwei, drei Gelegenheiten zu sehen die Ehre gehabt hatte, seit ich in das Haus des Generals als Hauslehrer eingetreten war.
I got on the train and came. It’s a quiet ride, no jolts. Sehr natürlich, daß ich vor ihr ganz starr vor Verwunderung dastand.
You’ve been for a walk, have you?” “Yes, I strolled to the vauxhall.” “It’s nice here,” said grandmother, looking around, “warm, and there’s a wealth of trees. I like that. Are our people at home? The general?” “Oh, yes! Sie hatte mich mit ihren Luchsaugen schon auf hundert Schritt Entfernung erblickt, als sie auf ihrem Stuhl ins Hotel getragen wurde, hatte mich erkannt und bei meinem Vornamen und Vatersnamen gerufen, wie sie denn solche Namen, wenn sie sie einmal gehört hatte, für immer im Gedächtnis zu behalten pflegte.
at this hour they’re probably all at home.” “So they’ve established a schedule here and all the ceremonies? Setting the tone. I’ve heard they keep a carriage, “Yes, Polina Alexandrovna, too.” “And the little Frenchman? »Und von einer solchen Frau haben sie gehofft, sie würden sie im Sarg und beerdigt sehen und ihre Erbschaft antreten!« Das war der Gedanke, der mir durch den Kopf schoß.
Well, I’ll see them all for myself, Alexei Ivanovich, show me the way straight to him. »Die wird uns alle und die ganze Bewohnerschaft des Hotels überleben!
Do you find it nice here?” “So so, Antonida Vassilyevna.” “And you, Potapych, tell that dolt of a manager to give me comfortable quarters, nice ones, not too high up, and carry my things there at once. Aber, um Gottes willen, was wird nun aus den Unsrigen, was wird aus dem General! Sie wird nun das ganze Hotel auf den Kopf stellen!« »Nun, lieber Freund, warum stehst du denn so vor mir da und reißt die Augen auf?« schrie mich die alte Dame an.
Why is everybody in a rush to carry me? Why are they getting at me? Eh, what slaves! »Eine Verbeugung zu machen und guten Tag zu sagen, das verstehst du wohl nicht, he?
Who’s that with you?” she turned to me again. Oder bist du stolz geworden und willst es nicht tun?
“This is Mr. Astley,” I replied. Oder hast du mich vielleicht nicht wiedererkannt?
“Who is this Mr. Astley?” “A traveler, my good acquaintance; he also knows the general.” “An Englishman. That’s why he’s staring at me and doesn’t unclench his teeth. I like Englishmen, though. Well, drag me upstairs, straight to their place; where are they?” Grandmother was carried; I walked ahead up the wide hotel stairway. Hörst du wohl, Potapytsch«, wandte sie sich an einen grauhaarigen Alten in Frack und weißer Krawatte und mit einer rosenfarbenen Glatze, ihren Haushofmeister, der sie auf der Reise begleitete, »hörst du wohl, er erkennt mich nicht wieder!
Our procession was very impressive. Sie haben mich schon begraben!
Everyone who came our way stopped and looked at us all eyes. Our hotel was considered the best, the most expensive, and the most aristocratic at the spa. Ein Telegramm schickten sie über das andere: ›Ist sie gestorben oder nicht?‹ Ja, ja, ich weiß alles!
On the stairs and in the corridors one always met magnificent ladies and important Englishmen. Many made inquiries downstairs of the manager, who, for his own part, was deeply impressed. Aber siehst du wohl, ich bin noch fuchsmunter.« »Aber ich bitte Sie, Antonida Wassiljewna, wie sollte es mir in den Sinn kommen, Ihnen Übles zu wünschen?« erwiderte ich in heiterem Ton, sobald ich meine Gedanken wieder gesammelt hatte.
He, of course, replied to all who asked that this was an important foreign lady, “She interests me greatly,” Mr. Astley whispered to me, going up the stairs beside me. »Ich war nur zu erstaunt… Und wie sollte man sich auch da nicht wundern, wenn Sie so unerwartet… « »Was ist dir dabei verwunderlich?
“She knows about the telegrams,” I thought, “she’s also been informed about des Grieux, but it seems she still knows little about Mlle Blanche.” I immediately communicated this to Mr. Astley. Ich habe mich auf die Bahn gesetzt und bin hergefahren. Im Waggon fährt es sich ruhig; der stößt nicht wie ein Wagen. Du bist wohl spazierengegangen, wie?« »Ja, ich war nach dem Kurhaus gegangen.« »Hier ist es hübsch«, sagte die Tante, sich umschauend.
Sinful man! My first surprise had no sooner passed, than I rejoiced terribly at the thunderbolt we were about to produce at the general’s. »Es ist warm, und da sind herrliche Bäume.
It was as if something was egging me on, and I led the way extremely cheerfully. Das habe ich gern! Sind unsere Leute zu Hause?
Our people were quartered on the second floor. I made no announcement, did not even knock at the door, but simply thrust it open, and grandmother was carried in in triumph. As if on purpose, they were all gathered in the general’s study. Auch der General?« »Oh, gewiß werden sie zu Hause sein; zu dieser Stunde sind sie sicher alle zu Hause.« »Haben sie etwa auch hier Empfangsstunden eingeführt und alle möglichen andern Zeremonien?
It was twelve o’clock, and they seemed to be planning an excursion–some were going in carriages, others on horseback, the entire company; besides that, other acquaintances had been invited. Sie geben ja wohl den Ton in der Gesellschaft an. Ich habe gehört, sie halten sich Equipage, les seigneurs russes! Wenn sie sich in Rußland durch ihre Verschwendung ruiniert haben, dann heißt's: nun ins Ausland!
Besides the general, Polina with the children, their nanny, there were in the study: des Grieux, Mlle Blanche, again in a riding habit, her mother Mme “Well, here I am! Ist auch Praskowja[R1] bei ihnen?« »Ja, Polina Alexandrowna ist auch hier.« »Auch der kleine Franzose? Na, ich werde sie ja bald alle selbst sehen.
Instead of a telegram!” grandmother burst out at last, breaking the silence. Alexej Iwanowitsch, zeige mir den Weg direkt zu ihm.
“What, you didn’t expect me?” “Antonida Vassilyevna… auntie… but how on earth… ” the unfortunate general murmured. If grandmother hadn’t begun speaking for a few seconds more, he might have had a stroke. “What do you mean, how? I got on the train and came. Geht es dir hier gut?« »Es macht sich ja, Antonida Wassiljewna.« »Und du, Potapytsch, sage diesem Tölpel von Kellner, er solle mir ein bequemes Logis anweisen, ein hübsches Logis, nicht zu hoch gelegen; und dahin laß auch gleich die Sachen bringen!
What’s the railroad for? And you all thought I’d stretched out my bones and left you an inheritance? Aber warum drängen sich denn alle dazu, mich zu tragen?
I know how you sent telegrams from here. Warum sind sie so aufdringlich?
Paid a lot of money for them, I suppose. So ein Sklavenpack! Wen hast du da bei dir?« wandte sie sich wieder zu mir.
It’s not cheap from here. »Das ist Mister Astley«, erwiderte ich.
But I shouldered my old bones and came here. Is this that Frenchman? M. des Grieux, I believe?” “ “Hm, “This is Mlle Blanche de Cominges, and this is her mother, Mme de Cominges; they’re staying at this hotel,” I reported. [F1: Ein vulgärer Name, wohl Polinas Taufname, der in der Familie des Generals durch den ausländischen Polina ersetzt worden war.
“Is the daughter married?” grandmother inquired without ceremony. (A. d. Ü.)] »Was für ein Mister Astley?« »Ein vielgereister Marnn und ein guter Bekannter von mir; er ist auch mit dem General bekannt.« »Ein Engländer.
“Mlle de Cominges is unmarried,” I replied as respectfully as I could, purposely lowering my voice. Na ja, darum glotzt er mich auch so an und bringt die Zähne nicht auseinander.
“A merry girl?” I didn’t understand the question at first. Übrigens mag ich die Engländer gern.
“She’s not boring to be with? Does she understand Russian? This des Grieux picked up a smattering of it with us in Moscow.” I explained to her that Mlle de Cominges had never been to Russia. Na also, dann tragt mich nach oben, geradeswegs zu ihnen in ihre Wohnung; wo wohnen sie denn hier?« Die Tante wurde weitergetragen; ich ging auf der breiten Hoteltreppe voran.
“ “ “Ah, she’s lowered her eyes, she’s mincing and prancing; you can tell the bird at once; some sort of actress. Unser Zug machte einen großartigen Effekt. Alle, auf die wir trafen, blieben stehen und betrachteten uns mit weit geöffneten Augen.
I’m staying downstairs in this hotel,” she suddenly turned to the general, “I shall be your neighbor; are you glad or not?” “Oh, auntie! Unser Hotel gilt als das beste, teuerste und aristokratischste dieses Badeortes. Auf der Treppe und den Korridoren begegnet man stets sehr elegant gekleideten Damen und vornehmen Engländern.
Believe in the sincere feeling… of my pleasure,” the general picked up. Viele erkundigten sich unten beim Oberkellner, der seinerseits einen außerordentlichen tiefen Eindruck empfangen hatte.
He had already recovered somewhat, and since he was capable on occasion of speaking aptly, imposingly, and with a claim to a certain effect, he began expatiating now as well. Er antwortete selbstverständlich allen Fragern, es sei eine sehr vornehme Ausländerin, une russe, une comtesse, grande dame, und sie nehme dasselbe Quartier, das eine Woche vorher la grande-duchessc de N. innegehabt habe.
“We were so alarmed and struck by the news of your ill health… We received such hopeless telegrams, and suddenly… ” “Lies, lies!” grandmother interrupted at once. Den Haupteffekt machte das herrische und gebieterische äußere Wesen, das die Tante zeigte, während sie auf ihrem Stuhl nach oben getragen wurde.
“But how is it,” the general also hastened to interrupt and raised his voice, trying to ignore this “lies,” “how is it, though, that you ventured upon such a journey? Bei der Begegnung mit jeder neuen Person maß sie diese sofort mit einem neugierigen Blick und befragte mich laut nach allen.
You must agree that at your age and with your health… at any rate it’s all so unexpected that our astonishment is comprehensible. Die Tante war aus einer Familie von stämmigem Körperbau, und obgleich sie von ihrem Stuhl nicht aufstand, so merkte man doch, wenn man sie ansah, daß sie sehr hochgewachsen war.
But I’m so glad… and we all”(he started smiling sweetly and rapturously) “will try as hard as we can to make your season here pass most pleasantly… ” “Well, enough empty chatter; laying it on thick as usual; I can get along by myself. Den Rücken hielt sie gerade wie ein Brett und lehnte sich nicht im Stuhl hinten an. Den grauhaarigen, großen Kopf mit den derben, scharfen Gesichtszügen trug sie hoch aufgerichtet; ihre Miene hatte dabei sogar etwas Hochmütiges und Herausforderndes.
However, I have nothing against you; I don’t bear any grudges. How, you ask? Es war deutlich, daß ihr Blick und ihre Bewegungen vollkommen natürlich waren.
What’s so surprising? In the simplest way. Why are they all so surprised? Hello, Praskovya. Trotz ihrer fünfundsiebzig Jahre sah ihr Gesicht noch ziemlich frisch aus, und selbst die Zähne hatten nicht allzuviel gelitten.
What are you doing here?” “Hello, grandmother,” said Polina, going up to her. Ihr Anzug bestand aus einem schwarzen Seidenkleid und einer weißen Haube.
“Was it a long trip?” “Well, this one has asked the smartest question, none of this oh and ah! »Sie interessiert mich außerordentlich«, flüsterte mir Mister Astley zu, der neben mir die Treppe hinaufstieg.
You see, I lay and lay, got treated and treated, then I chased the doctors away and summoned the sacristan from St. Nicholas’s. He had cured one woman of the same illness with hay dust. »Von den Telegrammen weiß sie«, dachte ich bei mir; »de Grieux ist ihr ebenfalls bekannt; aber von Mademoiselle Blanche weiß sie anscheinend noch wenig.« Ich teilte dies sogleich Mister Astley mit.
Well, and he helped me; on the third day I sweated all over and got up. Ich bin doch ein recht schändlicher Mensch!
Then all my Germans gathered again, put on their spectacles, and began to opinionate: ‘If you were to go abroad now to a spa and take a cure,’ they said, ‘your gripes would go away completely.’ And why not? Kaum hatte sich mein erstes Erstaunen gelegt, da freute ich mich furchtbar über den Donnerschlag, der unser Erscheinen im nächsten Augenblick für den General sein mußte.
I thought. The FoolBlazers start their ohing: ‘You can’t go so far!’ they say. Well, so there! Ich hatte ein Gefühl, als ob mich innerlich etwas aufstachelte, und ging in sehr heiterer Stimmung voran.
In one day I got ready and on Friday last week I took my maid, and Potapych, and the footman Fyodor, only in Berlin I chased this Fyodor home, because I saw there was simply no need for him, I could get here all by myself… I’m riding in a separate compartment, and there are porters at all the stations, they’ll carry me wherever I like for twenty kopecks. Die Unsrigen wohnten in der dritten Etage; ich ließ uns nicht anmelden und klopfte nicht einmal an der Tür an, sondern schlug einfach die Flügel weit zurück, und die Tante wurde im Triumph hereingetragen. Alle befanden sich, wie durch eine besondere Fügung, im Zimmer des Generals beisammen.
Look, what quarters you occupy!” she concluded, glancing around. “With what money are you paying for it, dearie? Everything you’ve got is mortgaged. You owe quite a lump to this little Frenchman alone! Es war zwölf Uhr, und sie besprachen, wie es schien, gerade einen geplanten Ausflug teils zu Wagen, teils zu Pferde; es sollte daran die ganze Gesellschaft teilnehmen, und es waren außerdem noch einige Bekannte aufgefordert.
I know everything, everything!” “Auntie… ” the general began, all embarrassed, “I’m astonished, auntie… it seems that, even without anyone’s control, I can… what’s more, my expenses do not exceed my means, and here we… ” “Don’t exceed your means? Come now! Außer dem General, Polina, den Kindern und ihrer Kinderfrau waren im Zimmer anwesend: de Grieux, Mademoiselle Blanche, wieder im Reitkleid, ihre Mutter, Madame veuve Cominges, der kleine Fürst und endlich ein gelehrter Reisender, ein Deutscher, den ich bei ihnen zum erstenmal sah.
You must have robbed the children of their last penny–a fine guardian!” “After this, after such words… ” the general began indignantly, “I really don’t know… ” “He doesn’t know! Die Träger setzten den Stuhl mit der Tante gerade in der Mitte des Zimmers, drei Schritte vom General entfernt, nieder. Gott im Himmel, nie werde ich den Eindruck vergessen, den das hervorbrachte!
I’ll bet you never leave the roulette tables here! Vor unserm Eintritt hatte der General etwas erzählt und de Grieux es berichtigt.
Have you blown it all?” The general was so astounded that he almost spluttered from the rush of his agitated feelings. “Roulette! I? With my importance… I? Es muß bemerkt werden, daß Mademoiselle Blanche und de Grieux schon seit zwei, drei Tagen aus irgendwelchem Grunde dem kleinen Fürsten stark den Hof machten, worüber sich der arme General ärgerte.
You forget yourself, auntie, you must still be unwell… ” “Lies, lies; I’ll bet they can’t drag you away; it’s all lies! I’m going to have a look at what this roulette is right today. Die ganze Gesellschaft befand sich, wenn das auch vielleicht nur gekünstelt war, in der heitersten Stimmung, und das Gespräch wurde in munterem, familiärem Ton geführt.
You, Praskovya, tell me what there is to be seen here, and Alexei Ivanovich will show me, and you, Potapych, write down all the places to go. Beim Anblick der Tante wurde der General plötzlich starr, riß den Mund auf und verstummte mitten in einem Wort.
What’s there to see here?” she suddenly turned to Polina again. “There are the ruins of a castle nearby, then there’s the Schlangenberg.” “What is this Schlangenberg? Die Augen traten ihm ordentlich aus dem Kopf, und er schaute sie an, als wäre er durch den Blick eines Basilisken bezaubert.
A woods, or what?” “No, not a woods, it’s a mountain; there’s a “What sort of “The highest part of the mountain, an enclosed place. Die Tante schaute ihn ebenfalls schweigend und ohne sich zu rühren an; aber was war das für ein triumphierender, herausfordernder, spöttischer Blick!
The view from there is magnificent.” “That means dragging the armchair up the mountain. So sahen sie einander wohl zehn volle Sekunden lang an, unter tiefem Schweigen aller Anwesenden.
Can it be done, or not?” “Oh, it should be possible to find porters,” I replied. At that moment, Fedosya, the nanny, came up to greet grandmother, bringing the general’s children. De Grieux war zunächst wie versteinert gewesen; aber sehr bald kam auf seinem Gesicht eine heftige Unruhe zum Ausbruch.
“Well, there’s no need for smooching! I don’t like to kiss children, they’re all snotty! How are you getting on here, Fedosya?” “It’s vurry, vurry nice here, Antonida Vassilyevna, ma’am,” Fedosya replied. Mademoiselle Blanche zog die Augenbrauen in die Höhe, machte den Mund auf und richtete ihre verstörten Blicke auf die Tante.
“And how have you been, ma’am? We’ve been grieving over you so.” “I know, you’re a simple soul. Der Fürst und der Gelehrte betrachteten mit verständnislosem Staunen dieses ganze Bild, das sich ihnen darbot.
What have you got here, all guests, or something?” she turned to Polina again. “This runty one in the spectacles?” “That’s Prince Nilsky, grandmother,” Polina whispered to her. “A Russian? And I thought he wouldn’t understand! In Polinas Blick drückte sich eine grenzenlose Verwunderung aus; aber auf einmal wurde sie bleich wie Leinwand; einen Augenblick darauf schlug ihr das Blut schnell ins Gesicht zurück, so daß ihre Wangen dunkelrot wurden.
Maybe he didn’t hear! I’ve already seen Mr. Astley. Ja, das war für sie alle eine Katastrophe!
Here he is again,” grandmother caught sight of him again. “Hello!” she suddenly addressed him. Ich ließ meine Augen fortwährend zwischen der Tante und der ganzen Gesellschaft hin und her wandern.
Mr. Astley silently bowed to her. “Well, do you have something nice to say to me? Say something! Mister Astley stand etwas beiseite, wie gewöhnlich in ruhiger, wohlanständiger Haltung.
Translate for him, Polina.” Polina translated. “That I am looking at you with great pleasure and rejoicing that you are in good health,” Mr. Astley replied gravely, but with great readiness. »Na, da bin ich also: Persönlich, statt eines Telegramms!« Mit diesen Worten unterbrach die Tante endlich das Schweigen.
It was translated for grandmother, and she obviously liked it. “Englishmen always answer well,” she observed. “For some reason I’ve always liked Englishmen, no comparison with these little Frenchmen! »Nicht wahr, das hattet ihr wohl nicht erwartet?« »Antonida Wassiljewna… Liebe Tante… Aber wie geht es nur zu… «, murmelte der unglückliche General.
Call on me,” she turned to Mr. Astley again. “I’ll try not to bother you too much. Hätte die Tante noch ein paar Sekunden länger geschwiegen, so würde ihn vielleicht der Schlag gerührt haben.
Translate it for him and tell him that I’m downstairs here, downstairs here–you hear, downstairs, downstairs,” she repeated to Mr. Astley, pointing down with her finger. »Wie es zugeht? Ich habe mich auf die Eisenbahn gesetzt und bin hergefahren. Wozu wäre denn die Eisenbahn sonst da?
Mr. Astley was extremely pleased with the invitation. Grandmother looked Polina over from head to foot with an attentive and satisfied gaze. Und ihr habt alle gedacht, ich hätte schon die Augen für immer zugemacht und euch meine Erbschaft hinterlassen?
“I could love you, Praskovya,” she said suddenly, “you’re a nice girl, better than all of them, but what a little character you’ve got–oof! Siehst du, ich weiß, daß du von hier eine Menge Telegramme abgeschickt hast. Du wirst einen tüchtigen Batzen Geld dafür bezahlt haben, denke ich mir.
Well, yes, I have my character, too; turn around; that’s not a hairpiece, is it?” “No, grandmother, it’s my own.” “Hm, I don’t like this stupid modern fashion. Von so weit her ist das nicht billig. Aber ich habe mich aufgemacht und bin hierhergefahren. Ist das der Franzose von früher?
You’re a very pretty girl. I’d fall in love with you if I were a young man. How is it you don’t get married? However, it’s time I was off. Monsieur de Grieux, wenn mir recht ist?« »Oui, madame«, erwiderte de Grieux, »et croyez, je suis si enchanté… votre santé… c'est un miracle… vous voir ici… une surprise charmante… « »So, so, charmante; ich kenne dich, du Heuchler; ich glaube dir auch nicht so viel!« Dabei zeigte sie es ihm an ihrem kleinen Finger.
I want to go outside, it’s been nothing but the train, the train… Well, what’s with you, still angry?” she turned to the general. »Was ist denn das für eine?« fragte sie, indem sie sich umwandte und auf Mademoiselle Blanche wies.
“Come now, auntie, for pity’s sake!” the happy general roused himself. “I understand, at your age… ” “ “I want to have a look at everything here. Die hübsche Französin, im Reitkleid, die Reitpeitsche in der Hand, erregte offenbar ihr lebhaftes Interesse.
Will you lend me Alexei Ivanovich?” grandmother continued to the general. “Oh, for as long as you like, but I myself… and Polina, and M. des Grieux… we’ll all consider it a pleasure to accompany you… ” “ “Hm, Grandmother was lifted up again, and the whole crowd of us set out, following the armchair down the stairs. »Wohl eine von hier, wie?« »Das ist Mademoiselle Blanche de Cominges, und dort ist auch ihre Mutter, Madame de Cominges; sie wohnen ebenfalls hier im Hotel«, berichtete ich.
The general walked as if stunned by the blow of a bludgeon on the head. »Ist die Tochter verheiratet?« erkundigte sich die Tante ganz ungeniert.
Des Grieux was mulling something over. Mlle Blanche made as if to stay, but then for some reason decided to go with everybody else. »Mademoiselle de Cominges ist ledig«, antwortete ich möglichst respektvoll und absichtlich nur halblaut.
The prince at once set out after her, and only the German and Mme »Ist sie eine lustige Person?« Der Sinn dieser Frage war mir nicht sofort klar.


Chapter - 10

CHAPTER X Zehntes Kapitel
AT SPAS–AND, IT SEEMS, all over Europe–hotel administrators and managers, when assigning rooms to their guests, are guided not so much by their demands and wishes as by their own personal view of them; and, it must be noted, they are rarely mistaken. In den Badeorten (und, wie es scheint, auch im ganzen übrigen westlichen Europa) lassen sich die Hoteliers und Oberkellner, wenn sie den Gästen ihr Logis anweisen, nicht sowohl von deren Forderungen und Wünschen leiten, als vielmehr von ihrem eigenen persönlichen Urteil über sie, und man muß zugeben, daß sie dabei nur selten Irrtümer begehen. Aber der Tante war (warum eigentlich?)
But grandmother, God knows why, was given such rich quarters that they even overdid it: four magnificently decorated rooms, with a bathroom, servants’ quarters, a special room for the maid, and so on, and so forth. ein so großartiges Quartier angewiesen, daß sie denn doch überschätzt war: vier prachtvoll möblierte Zimmer, nebst einem Badezimmer, den erforderlichen Räumlichkeiten für die Dienerschaft, einem besonderen Zimmerchen für die Zofe usw. usw. In diesen Zimmern hatte tatsächlich eine Woche vorher eine Großherzogin logiert, was denn auch natürlich den neuen Bewohnern sofort mitgeteilt wurde, um damit eine weitere Erhöhung des an sich schon hohen Wohnungspreises zu rechtfertigen.
Indeed, a week earlier some I don’t know who they took grandmother for, but it seems they thought her an extremely important and, above all, a very rich personage. Die Tante wurde in allen Zimmern umhergetragen oder, richtiger gesagt, in ihrem Rollstuhl umhergefahren und unterzog sie einer aufmerksamen, strengen Musterung. Der Oberkellner, ein schon bejahrter Mann mit kahlem Kopf, begleitete sie respektvoll bei dieser ersten Besichtigung.
They at once entered in the register: “ “Whose portrait is that?” The manager declared that it was probably some countess. Wofür eigentlich alle die Tante hielten, weiß ich nicht genau; aber anscheinend taxierte man sie für eine sehr vornehme Persönlichkeit und, was die Hauptsache war, für außerordentlich reich.
“How is it you don’t know? You live here and you don’t know? What’s it doing here? In das Fremdenbuch wurde sogleich eingetragen: Madame la générale princesse de Tarassevitcheva, obwohl die Tante ganz und gar keine Fürstin war.
Why is she crosseyed?” The manager was unable to give satisfactory answers to all these questions and was even at a loss. “What a blockhead!” grandmother retorted in Russian. They carried her further on. The same story was repeated with a Saxony statuette, which grandmother inspected for a long time and then ordered to be removed, no one knew why. Die eigene Dienerschaft, das besondere Abteil auf der Eisenbahn, die Unmenge unnötiger Koffer, Schachteln und Kisten, die sie mit sich führte, hatten für diese Wertschätzung wahrscheinlich den Grund gelegt; und der Lehnstuhl, der entschiedene Ton, die scharfe Stimme der alten Dame und die absonderlichen Fragen, die sie in der ungeniertesten, keinen Widerspruch duldenden Weise stellte, kurz, ihr ganzes Wesen, rücksichtslos, scharf, gebieterisch, steigerte die allgemeine Hochachtung vor ihr noch um ein Beträchtliches.
She finally badgered the manager about the cost of the bedroom carpets and where they had been made. The manager promised to find out. Bei der Besichtigung ließ die Tante ein paarmal den Rollstuhl plötzlich anhalten, zeigte auf ein oder das andere Stück des Meublements und wandte sich mit unerwarteten Fragen an den respektvoll lächelnden, aber bereits etwas ängstlich werdenden Oberkellner.
“What asses!” grandmother grumbled and turned all her attention to the bed. Sie stellte ihre Fragen auf französisch, das sie aber ziemlich schlecht sprach, so daß ich es meistens erst noch übersetzen mußte.
“Such a magnificent canopy! Unmake it.” The bed was unmade. Die Antworten des Oberkellners mißfielen ihr größtenteils und schienen ihr unbefriedigend.
“Go on, go on, unmake it all. Aber sie fragte auch fortwährend nach Gott weiß was für Dingen.
Take away the pillows, the pillowcases, lift up the feather bed.” Everything was turned upside down. So machte sie zum Beispiel auf einmal vor einem Gemälde halt, einer ziemlich schwachen Kopie irgendeines bekannten Originals, das ein Wesen der Mythologie darstellte.
Grandmother inspected it all attentively. »Wessen Porträt ist das?« Der Oberkellner erwiderte, es werde wohl eine Gräfin sein.
“A good thing they don’t have bedbugs. »Wie kommt es, daß du das nicht weißt? Wohnst hier und weißt das nicht!
Take off all the linen! Wozu ist das Bild überhaupt hier?
Remake it with my linen and my pillows. Anyhow, it’s all much too magnificent, an old woman like me doesn’t need such a suite: I’ll be bored by myself. Und warum schielen auf ihm die Augen so?« Auf all diese Fragen war der Oberkellner nicht imstande, befriedigend zu antworten und wurde ganz verlegen.
Alexei Ivanovich, come and see me often, when you’re done teaching the children.” “Since yesterday I no longer work for the general,” I replied, “and I’m living in the hotel completely on my own.” “Why’s that?” “The other day a distinguished German baron and the baroness, his wife, came here from Berlin. »So ein Tölpel!« rief die alte Tante auf russisch. Sie wurde weitergefahren. Dieselbe Geschichte wiederholte sich bei einer kleinen Meißner Porzellanfigur, die die Alte lange betrachtete und dann (niemand wußte, warum) fortzuschaffen befahl. Endlich brachte sie den Oberkellner mit der Frage in Bedrängnis, was die Teppiche im Schlafzimmer gekostet hätten, und wo sie gewebt seien.
Yesterday on the promenade I addressed him in German without keeping to the Berlin accent.” “Well, what of it?” “He considered it insolent and complained to the general, and the general dismissed me the same day.” “What, did you abuse him, this baron, or something? Der Oberkellner versprach, sich danach zu erkundigen. »Was sind das hier für Esel!« brummte die Tante und richtete nun ihre ganze Aufmerksamkeit auf das Bett. »So ein luxuriöser Baldachin! Schlagt mal den Vorhang zurück!« Der Bettvorhang wurde zurückgeschlagen.
(Even if you did, it wouldn’t matter! »Noch weiter, noch weiter, schlagt ihn ganz zurück!
)” “Oh, no. On the contrary, the baron raised his stick at me.” “And you, you dribbler, allowed your tutor to be treated that way,” she suddenly turned on the general, “and dismissed him from his post to boot! Nehmt die Kissen weg, das Laken; hebt das Federbett in die Höhe!« Alles wurde umgewälzt.
You’re dunderheads–you’re all dunderheads, I can see.” “Don’t worry, auntie,” the general replied with a slight tinge of haughty familiarity, “I know how to handle my own affairs. Die Tante schaute aufmerksam hin. »Gut, daß keine Wanzen da sind. Weg mit der ganzen Bettwäsche! Das Bett soll mit meinen eigenen Kissen und mit meiner eigenen Bettwäsche zurechtgemacht werden.
Besides, Alexei Ivanovich did not report it to you quite accurately.” “And you just let it pass?” she turned to me. Aber all das ist viel zu luxuriös; wozu brauche ich alte Frau eine solche Wohnung? Da langweile ich mich nur darin, wenn ich allein bin.
“I wanted to challenge the baron to a duel,” I replied as modestly and calmly as I could, “but the general was against it.” “Why were you against it?” grandmother turned to the general again. Alexej Iwanowitsch, komm recht oft zu mir, wenn du mit dem Unterricht der Kinder fertig bist!« »Ich bin seit gestern nicht mehr in Stellung beim General«, antwortete ich. »Ich wohne im Hotel als ganz selbständiger Gast.« »Woher ist denn das gekommen?« »Es ist hier neulich ein vornehmer deutscher Baron mit seiner Gemahlin, der Baronin, aus Berlin angekommen.
“(And you may go, dearie, come back when you’re called,” she also turned to the manager, “no point in standing there gaping. I can’t stand his Nuremberg mug! Ich redete die beiden gestern auf der Promenade deutsch an, ohne mich an die Berliner Aussprache zu halten.« »Nun, und was weiter?« »Er hielt das für eine Frechheit und beschwerte sich beim General, und der General entließ mich gestern aus meiner Stellung.« »Du hast ihn wohl beschimpft, den Baron, nicht wahr?
)” The man bowed and left, without, of course, understanding grandmother’s compliment. Aber wenn du das auch getan hättest, so schadete es nichts!« »O nein, das habe ich nicht getan.
“Good heavens, auntie, duels really aren’t possible,” the general answered with a smile. “Why aren’t they? Men are all cocks, so they ought to fight. Im Gegenteil, der Baron hat den Stock gegen mich erhoben.« »Und du, schlapper Kerl, hast es geduldet, daß jemand deinen Hauslehrer so behandelt?« wandte sie sich brüsk an den General, »und hast ihn obendrein aus dem Dienst gejagt?
You’re all dunderheads. I can see, you don’t know how to stand up for your country. Well, lift me up! Schlafmützen seid ihr hier, lauter Schlafmützen, das sehe ich schon.« »Regen Sie sich nicht auf, liebe Tante«, erwiderte der General mit einer halb hochmütigen, halb familiären Tonfärbung; »ich weiß schon allein in meinen Angelegenheiten das Richtige zu treffen.
Potapych, arrange it so that two porters are always ready, hire them and settle it. Potapytsch, sorge dafür, daß immer zwei Dienstmänner bereit sind; engagiere sie und mache mit ihnen alles ab!
No need for more than two. Mehr als zwei sind nicht nötig.
They’ll only have to carry me on the stairs, but on the level, on the street, they can roll me–tell them that; and pay them in advance, they’ll be more respectful. Zu tragen brauchen sie mich nur auf den Treppen; wo es eben ist, auf der Straße, müssen sie mich schieben; das setze ihnen auseinander! Und bezahle ihnen ihr Geld im voraus; dann sind solche Leute respektvoller.
You yourself must always be with me, and you, Alexei Ivanovich, show me this baron on the promenade: I’d at least like to see what sort of von baron he is. Du selbst bleibe immer um mich, und du, Alexej Iwanowitsch, zeige mir doch diesen Baron auf der Promenade; ich möchte mir diesen ›Herrn Baron von‹ doch wenigstens einmal ansehen.
Well, so where’s this roulette?” I explained that the roulette tables were in rooms of the vauxhall. Nun also, wo ist denn dieses Roulett?« Ich berichtete ihr, das Roulett sei im Kurhaus untergebracht, in den dortigen Sälen.
Then followed questions: how many are there? do many people play? Does it go on all day? How is it set up? Nun folgten weitere Fragen: ob viele Roulettspiele da seien, ob viele Leute spielten, ob den ganzen Tag über gespielt werde, wie das Spiel eingerichtet sei.
I answered, finally, that it would be best of all to see it with her own eyes, and that it was quite difficult to describe it just like that. Ich antwortete schließlich, das beste wäre, es mit eigenen Augen anzusehen; denn es bloß so zu beschreiben sei eine recht schwere Aufgabe. »Na gut, dann schafft mich geradewegs dorthin! Geh voran, Alexej Iwanowitsch!« »Wie, liebe Tante!
“Well, then carry me straight there! Wollen Sie sich denn wirklich nicht einmal erst von der Reise erholen?« fragte der General sorglich.
Lead the way, Alexei Ivanovich!” “Why, auntie, are you not even going to rest after the trip?” the general asked solicitously. Er war in eine gewisse Unruhe geraten, und auch die andern waren alle einigermaßen verlegen geworden und wechselten Blicke miteinander.
He seemed to be in a bit of a flutter, and they were all somehow perplexed and began exchanging glances. Wahrscheinlich genierten sie sich ein bißchen oder schämten sich sogar, die alte Tante geradeswegs nach dem Kurhaus zu begleiten, wo sie selbstverständlich irgendwelche Wunderlichkeiten begehen konnte, und zwar, was das Schlimmste war, in aller Öffentlichkeit.
They probably found it slightly ticklish, even shameful, to accompany grandmother straight to the vauxhall, where she, of course, was capable of committing all sorts of eccentricities, but now in public. Indes erboten sich trotzdem alle, sie dorthin zu begleiten. »Wozu brauche ich mich erst noch zu erholen? Ich bin nicht müde; ich habe ohnehin fünf Tage lang gesessen. Und dann wollen wir uns ansehen, was es hier für Brunnen und Heilquellen gibt, und wo sie sind.
However, they themselves had all volunteered to accompany her. “Why should I rest? I’m not tired; I’ve been sitting for five days as it is. Und dann… dann wollen wir nach dem Aussichtspunkt, von dem du sagtest, Praskowja, Und was gibt es hier sonst noch zu sehen?« »Da ist noch vielerlei, Großmütterchen«, erwiderte Polina, die sich nicht gleich zu helfen wußte.
And then we’ll go to look at what sort of springs and medicinal waters they’ve got and where they are. »Na, du weißt es wohl selbst nicht. Maria, du kommst auch mit mir mit«, sagte sie zu ihrer Zofe. »Aber wozu soll denn die mitkommen, liebe Tante?« wandte der General beunruhigt ein.
And then… what was it you said, Praskovya–a “A “Well, if it’s “There are lots of things, grandmother,” Polina hesitated. »Es wird auch gar nicht gehen; auch Potapytsch wird schwerlich in das Kurhaus hereingelassen werden.« »Ach, dummes Zeug! Bloß weil sie eine Dienerin ist, sollte ich mich nicht um sie kümmern?
She’s also a human being; we’ve been riding the rails for a week now, she also wants to see things. Sie ist ja doch auch ein lebendiger Mensch; nun haben wir schon eine Woche auf der Bahn gesessen, da wird sie auch Lust haben, etwas zu sehen.
Who will she go with, if not me? Und mit wem soll sie ausgehen als mit mir?
Alone she won’t dare peek outside.” “But, grandmother… ” “What, are you ashamed to come with me? Allein würde sie ja nicht wagen, auch nur die Nase auf die Straße zu stecken.« »Aber, Großmütterchen… « »Schämst du dich etwa, mit mir zu gehen?
Stay home then, nobody’s inviting you. Dann bleib doch zu Hause; es bittet dich ja niemand mitzukommen.
Look, what a general; I’m a general’s widow myself. Nun seh einer so einen vornehmen General! Aber ich bin ja auch selbst eine Frau Generalin.
And why indeed should I go dragging such a train behind me? Und was hat das überhaupt für einen Zweck, wenn ihr alle hinter mir herzieht? Das ist ja eine ordentliche Schleppe!
I’ll look at everything with Alexei Ivanovich… ” But des Grieux resolutely insisted that we all escort her, and produced the most amiable phrases about the pleasure of accompanying her and so on. Ich kann mir auch mit Alexej Iwanowitsch allein alles besehen… « Aber de Grieux bestand energisch darauf, daß alle sie begleiten müßten, und erging sich in den liebenswürdigsten Redewendungen über das Vergnügen, mit ihr gehen zu dürfen usw. So setzten sich denn alle in Bewegung.
We all set off. “ It was about a quarter of a mile to the vauxhall. The way led us down the chestnut avenue to the green, beyond which one went straight into the vauxhall. »Elle est tombée en enfance«, sagte de Grieux noch einmal, wie vorher zu mir, so jetzt leise zum General; »seule, elle fera des bêtises… « Was er weiter sagte, konnte ich nicht verstehen; aber offenbar hatte er irgendwelche Absichten, und vielleicht waren bei ihm auch schon wieder Hoffnungen rege geworden.
The general calmed down a bit, because our procession, though eccentric enough, was nevertheless decorous and decent. Bis zum Kurhaus waren etwa neunhundert Schritt. Unser Weg ging durch die Kastanienallee zu einem viereckigen Platz mit Anlagen; um diesen mußte man herumgehen und trat dann unmittelbar ins Kurhaus.
And there was nothing surprising in the fact of an ailing person with paralyzed legs appearing at the spa. Und es war ja auch nichts Verwunderliches an dem Umstand, daß eine kranke, schwache Person, die nicht gehen konnte, sich in diesem Kurort eingefunden hatte.
But the general was obviously afraid of the vauxhall: why should an ailing person with paralyzed legs, and an old woman at that, go to the roulette tables? Aber augenscheinlich fürchtete der General den Eindruck, den unser Erscheinen in den Spielsälen machen mußte. Was hat ein kranker Mensch, der nicht gehen kann, und noch dazu eine alte Dame, beim Roulett zu suchen? Polina und Mademoiselle Blanche gingen jede an einer Seite des Rollstuhls.
Polina and Mlle Blanche walked on either side of her, beside the rolling chair. Mademoiselle Blanche lachte, zeigte eine bescheidene Heiterkeit und scherzte sogar mitunter in liebenswürdigster Weise mit der Tante, so daß diese sie schließlich lobte.
Mlle Blanche laughed, was modestly merry, and from time to time even played up quite amiably to grandmother, so that she finally praised her. Polina, die auf der andern Seite ging, mußte auf die zahllosen Fragen antworten, die die Tante alle Augenblicke an sie richtete, Fragen von dieser Art: »Wer war das, der da eben vorbeiging? Was fuhr da für eine Dame? Ist die Stadt groß?
Polina, on the other hand, was obliged to answer grandmother’s constant and innumerable questions, such as: “Who’s that man walking by? Ist der Park groß? Was sind das für Bäume? Was sind das für Berge? Fliegen da Adler?
who’s that woman driving by? how big is the town? how big is the garden? Was ist das für ein komisches Dach?« Mister Astley ging neben mir und flüsterte mir zu, er erwarte von diesem Vormittag vieles.
What trees are those? What mountains are these? Are there eagles here? What’s that funny roof?” Mr. Astley was walking beside me and whispered to me that he expected much from this morning. Potapytsch und Marfa gingen unmittelbar hinter dem Rollstuhl, Potapytsch in seinem Frack und mit seiner weißen Krawatte, aber jetzt mit einer Schirmmütze, Marfa, ein etwa vierzigjähriges Mädchen mit frischem Teint, aber bereits ergrauendem Haar, in einem Kattunkleid, mit einem Häubchen und mit derbledernen, knarrenden Schuhen.
Potapych and Marfa walked behind, just after the chair–Potapych in his tailcoat and white tie, but in a peaked cap, and Marfa, a fortyyearold maiden, redcheeked but already beginning to go gray, in a bonnet, a cotton dress, and creaking kidskin shoes. Die Tante drehte sich sehr häufig zu ihnen um und sprach mit ihnen. De Grieux, der mit dem General redete, zeigte eine energische Miene; vielleicht sprach er ihm Mut zu, und augenscheinlich erteilte er ihm Ratschläge. Aber die Tante hatte vorhin bereits das fatale Wort gesprochen: »Geld werde ich dir nicht geben.« Möglicherweise meinte de Grieux, diese Ankündigung sei wohl nicht so ernst gemeint; aber der General kannte sein liebes Tantchen.
Grandmother turned and spoke to them very often. Ich beobachtete, daß de Grieux und Mademoiselle Blanche fortfuhren, miteinander verstohlene Blicke zu wechseln.
Des Grieux and the general lagged behind a little and talked about something with great vehemence. Den Fürsten und den deutschen Reisenden bemerkte ich ganz hinten am Ende der Allee; sie waren zurückgeblieben und bogen nun, um sich von uns zu trennen, seitwärts ab.
The general was very downcast; des Grieux talked with a resolute air. Das Kurhaus betraten wir wie ein Triumphzug. Der Portier und die Diener legten dieselbe respektvolle Ehrerbietung an den Tag wie die Hoteldienerschaft, betrachteten uns aber dabei doch mit einer gewissen Neugier.
Maybe he was trying to encourage the general; obviously he was giving him advice. Die Tante ließ sich zunächst durch alle Säle fahren; manches lobte sie, gegen andres blieb sie völlig gleichgültig; nach allem fragte sie.
But earlier grandmother had already uttered the fatal phrase: “I won’t give you any money.” This news may have seemed incredible to des Grieux, but the general knew his aunt. Endlich gelangten wir auch zu den Spielsälen. Der Diener, der als Schildwache an der geschlossenen Tür stand, schlug, höchlichst überrascht, schnell beide Türflügel weit zurück. Das Erscheinen der Tante beim Roulett machte einen starken Eindruck auf das Publikum.
I noticed that des Grieux and Mlle Blanche continued to exchange winks. I caught sight of the prince and the German traveler at the very end of the avenue: they lagged behind and made off from us somewhere. Um die Roulettische und den Tisch mit Trente-et-quarante, der am anderen Ende des Saales aufgestellt war, drängten sich vielleicht hundertfünfzig bis zweihundert Spieler in mehreren Reihen hintereinander.
We arrived at the vauxhall in triumph. The doorman and the attendants showed the same deference as the servants in the hotel. They looked at us, however, with curiosity. Diejenigen, denen es gelungen war, sich bis unmittelbar an einen Tisch durchzudrängen, behaupteten ihre Plätze wie gewöhnlich mit zäher Energie und gaben sie nicht früher auf, als bis sie alles verspielt hatten; denn nur so als bloße Zuschauer dazustehen und nutzlos einen Platz innezuhaben, an dem gespielt werden konnte, war nicht gestattet.
Grandmother first of all ordered them to carry her around all the rooms; some things she praised, to others she remained completely indifferent; about everything she asked questions. Wiewohl um den Tisch herum Stühle aufgestellt sind, setzen sich doch nur wenige Spieler hin, besonders bei starkem Andrang des Publikums. Denn im Stehen nimmt man weniger Raum ein und kann darum leichter einen Platz ergattern; auch seine Einsätze macht man mit mehr Bequemlichkeit, wenn man steht.
They finally reached the gaming rooms. The footman who was standing guard by the closed doors suddenly, as if in astonishment, flung them open. Gegen die erste Reihe drückte von hinten eine zweite und dritte, in der die Menschen darauf lauerten, wann sie selbst darankommen würden; aber mitunter schob sich aus der zweiten Reihe ungeduldig eine Hand durch die erste hindurch, um einen Einsatz zu machen.
Grandmother’s appearance in the gambling hall made a deep impression on the public. There were maybe a hundred and fifty or two hundred players crowding in several rows around the roulette tables and at the other end of the room where the table for Grandmother observed all this from a distance, with wild curiosity. Sogar aus der dritten Reihe praktizierte ein oder der andere auf diese Weise mit besonderer Geschicklichkeit seinen Einsatz auf den Tisch; die Folge davon war, daß keine zehn oder auch nur fünf Minuten vergingen, ohne daß es an einem der Tische zu Skandalszenen wegen strittiger Einsätze gekommen wäre.
She liked it very much that the thieves were removed. Übrigens ist die Polizei des Kurhauses recht gut.
Grandmother began by examining the players. She asked me sharp, abrupt questions in a halfwhisper: who’s that man? who’s that woman? Gegen das Gedränge läßt sich natürlich nichts tun; im Gegenteil freut man sich über den Andrang des Publikums wegen des damit verbundenen Vorteils; aber die acht Croupiers, die an den Tischen sitzen, passen mit angestrengter Aufmerksamkeit auf die Einsätze auf; sie sind es auch, die die Gewinne auszahlen und, falls Streitigkeiten entstehen, diese entscheiden.
She especially liked one very young man at the end of the table, who played a very big game, staked thousands, and had already won, as the whisper went around, up to forty thousand francs, which lay in a heap before him, in gold and banknotes. Schlimmstenfalls rufen sie die Polizei herbei, und dann wird die Sache im Umsehen erledigt. Die Polizisten sind dauernd im Saal stationiert und befinden sich in Zivilkleidung unter den Zuschauern, so daß man sie nicht erkennen kann. Sie passen besonders auf Diebe und Gauner auf, deren es wegen der außerordentlich bequemen Ausübung dieses Gewerbes beim Roulett sehr viele gibt.
He was pale; his eyes flashed and his hands trembled; he staked now without any calculation, as much as his hands snatched up, and yet he kept winning and winning, raking and raking it all in. Und in der Tat, überall sonst muß man aus Taschen und verschlossenen Behältnissen stehlen, und das endet im Falle des Mißlingens sehr unangenehm. Hier aber braucht man es nur ganz einfach folgendermaßen zu machen: man geht zum Roulett, fängt an zu spielen, nimmt sich auf einmal offen und vor aller Augen einen fremden Gewinn und steckt ihn in seine Tasche; entsteht ein Streit, so behauptet der Gauner laut und mit aller Bestimmtheit, der Einsatz sei der seinige.
Attendants bustled about him, put a chair behind him, cleared a space around him so that he would have more room and not be crowded–all this in expectation of a rich reward. Wenn das geschickt gemacht wird und die Zeugen sich ihrer Sache nicht ganz sicher sind, so gelingt es dem Dieb oft, sich das Geld anzueignen, selbstverständlich nur dann, wenn die Summe nicht sehr beträchtlich ist. Im letzteren Fall pflegt sie schon vorher die Aufmerksamkeit des Croupiers oder eines der Mitspieler erregt zu haben.
Certain players, when they’re winning, will sometimes give them money without counting, just like that, out of joy, also as much as their hand snatches from their pocket. Ist aber die Summe nicht so bedeutend, so verzichtet der wirkliche Eigentümer mitunter sogar aus Scheu vor einem Skandal auf eine Fortsetzung des Streites und geht davon. Gelingt es dagegen, einen Dieb zu überführen, so wird er sogleich unter großem Aufsehen abgeführt.
A little Pole had already settled himself next to the young man, bustling with all his might, and whispered something to him, respectfully but constantly, probably telling him how to stake, advising and directing the play–naturally, also hoping for a handout afterwards. Alles das sah sich die Tante von weitem und mit scheuer Neugier an. Es gefiel ihr sehr, daß ein paar Diebe hinaustransportiert wurden. Das Trente-et-quarante erweckte ihr Interesse nur in geringem Grade; besser gefiel ihr das Roulett mit dem herumlaufenden Kügelchen. Endlich bekam sie Lust, das Spiel aus größerer Nähe mit anzusehen.
But the gambler scarcely looked at him, staking at random and raking it all in. He was obviously becoming flustered. Grandmother observed him for several minutes. “Tell him,” grandmother suddenly fluttered up, giving me a nudge, “tell him to quit, to take the money and leave quickly. Ich begreife nicht, wie es möglich war, aber die Saaldiener und einige eifrige Kommissionäre (es sind dies vorzugsweise Polen, die ihr ganzes Geld verspielt haben und nun glücklicheren Spielern sowie allen Ausländern ihre Dienste aufdrängen) fanden trotz des argen Gedränges einen Platz, den sie für die Tante frei machten, gerade in der Mitte des Tisches neben dem Obercroupier, und rollten ihren Stuhl dorthin.
He’ll lose, he’ll lose everything now!” she fussed, nearly breathless with agitation. “Where’s Potapych? Send Potapych to him! Eine Menge von Besuchern, die nicht selbst spielten, sondern nur aus einiger Entfernung dem Spiel zuschauten (in der Hauptsache Engländer mit ihren Familien), drängte sich sogleich zu diesem Tisch, um hinter den Spielern stehend die alte Dame zu beobachten.
Tell him, tell him,” she nudged me, “no, where indeed is Potapych? Viele Lorgnetten richteten sich auf sie. Die Croupiers gaben sich besonderen Hoffnungen hin: von einem so originellen Spieler konnte man allerdings etwas Ungewöhnliches erwarten.
“How vexing! The man’s lost, which means he wants it that way himself… I can’t watch him, I’m all upset. Eine fünfundsiebzigjährige Dame, die nicht gehen konnte und spielen wollte, das war freilich ein Fall, wie er nicht alle Tage vorkam.
What a dolt!” And grandmother quickly turned in another direction. Ich drängte mich gleichfalls zum Tisch durch und stellte mich neben die Tante.
There, to the left, on the other side of the table, among the players, a young lady could be noticed and beside her some sort of dwarf. Potapytsch und Marfa hatten in weiter Entfernung zurückbleiben müssen und standen dort irgendwo mitten im Menschenschwarm. Der General, Polina, de Grieux und Mademoiselle Blanche standen gleichfalls ziemlich weit entfernt von uns unter den Zuschauern.
Who this dwarf was, I don’t know: a relation of hers perhaps, or else just brought along for effect. Die Tante betrachtete zunächst die Spieler und flüsterte mir in ihrem scharfen Ton kurze Fragen zu: »Was ist das für einer?
I had noticed the lady before; she came to the gaming table every day at one in the afternoon and left at exactly two; she played for one hour every day. They knew her by now and offered her a chair at once. Wer ist diese Dame?« Besonders gefiel ihr an einem Ende des Tisches ein noch sehr junger Mensch, der hoch spielte, Tausende mit einem Male setzte und, wie unter den Umstehenden geflüstert wurde, bereits gegen vierzigtausend Franc gewonnen hatte, die in einem Häufchen vor ihm lagen, Gold und Banknoten.
She would take some gold from her pocket, some thousandfranc notes, and begin to stake quietly, coolly, with calculation, marking the numbers on a paper with her pencil and trying to find the system by which the chances were grouped at the moment. Er sah blaß aus; seine Augen glänzten, die Hände zitterten ihm; er setzte bereits, ohne überhaupt zu zählen, soviel er mit der Hand gerade erfaßte, und dabei gewann er fortwährend und häufte immer mehr Geld zusammen. Die Saaldiener waren eifrig um ihn beschäftigt; sie rückten ihm von hinten einen Sessel heran und hielten um ihn herum etwas Raum frei, damit er sich besser bewegen könne und von den andern nicht so gedrängt werde – alles in Erwartung eines reichen Trinkgeldes.
She staked significant amounts. Every day she won one, two, at the most three thousand francs, not more, and, having won, she immediately left. Denn manche Spieler geben von ihrem Gewinn den Dienern, ohne zu zählen, in der Freude ihres Herzens, soviel sie mit der Hand in der Tasche zu fassen bekommen.
Grandmother studied her for a long time. “Well, that one’s not going to lose! that one there’s not going to lose! What is she? Neben dem jungen Mann hatte bereits ein Pole Aufstellung genommen, der sich aus allen Kräften um ihn bemühte und ihm respektvoll, aber ohne Unterlaß etwas zuflüsterte, Anweisungen, wie er setzen solle, Ratschläge und Belehrungen das Spiel betreffend – natürlich erwartete er ebenfalls nachher ein Geldgeschenk!
You don’t know? Who is she?” “A Frenchwoman, must be, or the like,” I whispered. Aber der Spieler sah fast gar nicht nach ihm hin, setzte, wie es sich gerade traf, und strich immer neue Gewinne ein.
“Ah, you can tell a bird by its flight. Er wußte offenbar gar nicht mehr, was er tat. Die Alte beobachtete ihn ein paar Minuten lang.
You can see her little nails are sharpened. Now explain to me what every turn means and how to stake.” I explained to grandmother, as far as possible, the meaning of the numerous combinations of stakes, “And what is “It’s “Fancy that! »Sage ihm doch«, wandte sie sich plötzlich voller Eifer an mich, indem sie mich anstieß, »sage ihm doch, er möchte aufhören, er möchte schleunigst sein Geld nehmen und davongehen.
And I don’t get anything?” “No, grandmother, if you staked on “What, thirtyfive times? Er wird verlieren, im nächsten Augenblick wird er alles verlieren!« Sie konnte vor Aufregung kaum atmen. »Wo ist Potapytsch? Schicke doch Potapytsch zu ihm hin!
And does it come up often? Sage es ihm doch, sage es ihm doch!« wiederholte sie, mich wieder anstoßend.
The fools, why don’t they stake on it?” “The odds are thirtysix to one, grandmother.” “That’s rubbish! »Aber wo in aller Welt ist denn Potapytsch? Sortez, sortez!« begann sie selbst dem jungen Mann zuzurufen.
Potapych! Potapych! Wait, I have money on me–here!” She took a tightly stuffed purse from her pocket and took out a friedrich d’or. Ich beugte mich zu ihr herunter und flüsterte ihr nachdrücklich zu, so zu rufen sei hier nicht gestattet, nicht einmal laut zu reden, da das die Berechnungen störe; es sei zu befürchten, daß wir sofort hinausgewiesen würden.
“Here, stake it right now on “Grandmother, “Eh, lies, go on, stake!” “As you wish, but it may not come up till evening, you’ll lose as much as a thousand, such things happen.” “Eh, nonsense, nonsense! »So ein Ärger! Der Mensch ist verloren! Na, es ist sein eigener Wille… ich mag gar nicht nach ihm hinsehen; mir wird ganz übel davon. So ein Dummkopf!« Bei diesen Worten drehte sich die Tante schnell nach der anderen Seite.
Nothing ventured, nothing gained. What? you lost? Stake again!” We lost the second friedrich d’or; staked a third. Dort, zur Linken, an der andern Hälfte des Tisches, zog unter den Spielern eine junge Dame, neben der ein Zwerg stand, die Aufmerksamkeit auf sich.
Grandmother could barely sit still, she simply fastened her burning eyes on the ball bouncing over the grooves of the turning wheel. Wer dieser Zwerg war, weiß ich nicht; ob es ein Verwandter von ihr war, oder ob sie ihn nur so um Aufsehen zu erregen, mitnahm. Diese Dame hatte ich schon früher bemerkt; sie erschien am Spieltisch täglich um ein Uhr mittags und ging pünktlich um zwei.
We lost the third as well. Sie war schon allgemein bekannt, und es wurde ihr bei ihrem Erscheinen sofort ein Sessel hingestellt.
Grandmother was beside herself, she simply couldn’t sit still, she even banged her fist on the table when the croupier announced “Drat it!” grandmother said angrily, “won’t that cursed little “Grandmother!” “Stake them, stake them! Sie zog ein paar Goldstücke oder ein paar Tausendfrancscheine aus der Tasche und begann zu setzen, ruhig, kaltblütig, mit Überlegung; auf einem Blatt Papier notierte sie mit Bleistift die Zahlen, die herausgekommen waren, und suchte die systematische Ordnung zu erkennen, in der sich diese gruppierten. Ihre Einsätze waren von ansehnlicher Höhe.
They’re not yours.” I staked two friedrichs d’or. Sie gewann täglich ein-, zwei-, höchstens dreitausend Franc, nicht mehr, und ging, sobald sie die gewonnen hatte, sofort weg.
The ball rolled around the wheel for a while, then began bouncing over the grooves. Die Tante beobachtete sie längere Zeit. »Na, die da wird nicht verlieren! Die wird nicht verlieren! Was ist das für eine?
Grandmother froze and squeezed my hand, and suddenly–plop! Kennst du sie nicht? Wer ist sie?« »Es ist eine Französin, wahrscheinlich so eine«, flüsterte ich.
“ “You see, you see!” grandmother quickly turned to me, beaming all over and very pleased. »Ah, man erkennt den Vogel am Fluge. Die hat offenbar scharfe Krallen.
“I told you, I told you! The Lord himself put it into my head to stake two gold pieces. Well, how much will I get now? Why don’t they give it to me? Jetzt erkläre mir, was jeder Umlauf der Kugel bedeutet, und wie man setzen muß!« Ich setzte der Tante nach Möglichkeit auseinander, was es mit den zahlreichen Arten des Setzens für eine Bewandtnis hat: mit rouge et noir, pair et impair, manque et passe, sowie endlich mit den verschiedenen Variationen beim Setzen auf Zahlen.
Potapych, Marfa, where are they? Where have all our people gone? Die Tante hörte aufmerksam zu, merkte sich, was ich sagte, fragte, wo sie etwas nicht verstand, und gewann so einen guten Einblick.
Potapych, Potapych!” “Later, grandmother,” I whispered. “Potapych is by the door, they won’t let him in here. Für jede Gattung von Einsätzen konnte ich ihr sofort Beispiele vor Augen führen, so daß sie vieles sehr leicht und schnell begriff und sich einprägte.
Look, grandmother, they’re giving you your money, take it!” They tossed her a heavy roll of fifty friedrichs d’or sealed in dark blue paper and counted out another twenty unsealed friedrichs d’or. Die Tante war sehr befriedigt. »Aber was bedeutet zéro? Dieser Croupier da, der krausköpfige, der oberste von ihnen, hat eben gerufen: >zéro »Zéro, Großmütterchen, das ist der Vorteil für die Bank. Wenn die Kugel auf zéro fällt, so gehören alle Einsätze auf dem Tisch der Bank, ohne weitere Berechnung.
I raked it all towards grandmother. “ “Lord! we’re too late! They’re about to spin it! Allerdings hat man noch die Möglichkeit des Quittspiels; aber dann zahlt im Falle des Gewinnes die Bank nichts.« »Na, so etwas!
Stake, stake!” grandmother fussed. “Don’t dawdle, be quick,” she was getting beside herself, nudging me with all her might. Und ich bekomme gar nichts?« »Nicht doch, Großmütterchen; wenn Sie vorher auf zéro gesetzt haben und zéro dann herauskommt, so wird Ihnen das Fünfunddreißigfache bezahlt.« »Was?
“Stake on what, grandmother?” “On “Collect yourself, grandmother! Das Fünfunddreißigfache? Und kommt das oft heraus? Warum setzen sie denn nicht darauf, die Dummköpfe?« »Es sind sechsunddreißig Chancen dagegen, Großmütterchen.« »Ach was, Unsinn!
Sometimes it doesn’t come up once in two hundred turns! Potapytsch, Potapytsch! Warte mal, ich habe selbst Geld bei mir – da!« Sie zog eine wohlgespickte Geldbörse aus der Tasche und entnahm ihr einen Friedrichsdor.
I assure you, you’ll lose all your capital.” “Eh, lies, lies! »Da! Setz das gleich mal auf zéro!« »Großmütterchen, zéro ist eben herausgekommen«, sagte ich, »also wird es jetzt lange Zeit nicht herauskommen.
stake it! Don’t wag your tongue! Sie werden viel verlieren, wenn Sie bis dahin immer auf zéro setzen wollen.
I know what I’m doing.” Grandmother was even shaking with frenzy. Warten Sie lieber noch ein Weilchen!« »Rede nicht dummes Zeug!
“According to the rules, you’re not allowed to stake more than twelve friedrichs d’or at a time on “How not allowed? Setze nur!« »Wie Sie wünschen; aber es kommt vielleicht bis zum Abend nicht wieder heraus; Sie können Tausende von Francs verlieren; das ist alles schon vorgekommen.« »Ach, Unsinn, Unsinn!
You wouldn’t be lying, would you? Wer sich vor dem Wolf fürchtet, der muß nicht in den Wald gehen.
Moosieu, moosieu!” she began nudging the croupier, who was sitting just to her left and preparing to spin, “ I hastened to explain her question in French. Was? Ich habe verloren? Setz noch einmal!« Auch der zweite Friedrichsdor ging verloren: wir setzten den dritten. Die Tante konnte kaum stillsitzen; mit heißen Augen folgte sie der Kugel, die an den Zacken des sich drehenden Rades hinsprang.
“ “Well, no help for it, stake twelve.” “ The wheel spun, and thirteen came up. Auch der dritte ging verloren. Die Tante war außer sich; sie rückte auf ihrem Sitz fortwährend hin und her und schlug sogar mit der Faust auf den Tisch, als der Croupier »trente-six« rief, statt des erwarteten zéro.
We lost! “Again! again! again! »Na so ein Kerl!« ereiferte sich die Tante.
stake again!” cried grandmother. »Wird denn dieses verdammte zéro nicht bald herauskommen?
I no longer objected and, shrugging my shoulders, staked another twelve friedrichs d’or. Ich will des Todes sein, wenn ich nicht sitzenbleibe, bis es herauskommt! Das macht alles dieser verdammte krausköpfige Croupier da; bei dem kommt es nie heraus!
The wheel spun for a long time. Alexej Iwanowitsch, setze zwei Goldstücke mit einemmal!
Grandmother simply trembled as she watched it. “Does she really think she’ll win again on “ “So there!! Du setzt ja so wenig, daß, auch wenn zéro wirklich kommt, wir nichts Ordentliches einnehmen.« »Großmütterchen!« »Setze, setze!
!” grandmother turned to me in furious triumph. Es ist nicht dein Geld!« Ich setzte zwei Friedrichsdor.
I myself was a gambler; I felt it that same moment. Die Kugel flog lange im Rad herum; endlich begann sie an den Zacken zu springen.
My hands and feet were trembling, my head throbbed. Die alte Dame war ganz starr und preßte meine Hand zusammen. Und auf einmal kam's: »Zéro!« rief der Croupier.
Of course, it was a rare case that As grandmother had won the most significant sum, they paid her with particular attention and deference. »Siehst du, siehst du?« wandte sich die Tante schnell zu mir; sie strahlte über das ganze Gesicht und war selig. »Ich habe es dir ja gesagt! Das hat mir Gott selbst eingegeben, gleich zwei Goldstücke zu setzen! Na, wieviel bekomme ich nun?
She was to receive exactly four hundred and twenty friedrichs d’or, that is, four thousand florins and twenty friedrichs d’or. Warum zahlen sie mir denn das Geld nicht aus? Potapytsch. Marfa! Wo sind sie denn?
She was given the twenty friedrichs d’or in gold and the four thousand in banknotes. Wo sind die Unsrigen alle geblieben? Potapytsch, Potapytsch!« »Großmütterchen, alles nachher, nachher!« flüsterte ich ihr zu.
This time grandmother did not call Potapych; she was otherwise occupied. »Potapytsch steht an der Tür, man läßt ihn nicht bis hierher.
She didn’t even nudge me or tremble outwardly. She trembled–if it’s possible to put it so–inwardly. She was all concentrated on something, aiming at it: “Alexei Ivanovich! Sehen Sie, Großmütterchen, da zahlen sie Ihnen das Geld aus; nehmen Sie es in Empfang!« Man warf ihr eine schwere, versiegelte Rolle in blauem Papier, die fünfzig Friedrichsdor enthielt, hin und zählte ihr noch zwanzig lose Friedrichsdor auf.
he said one can stake only four thousand florins a time? Dieses ganze Geld zog ich mit einer Krücke zu der Tante heran. »Faites le jeu, messieurs!
Here, take and put this whole four thousand on red,” grandmother decided. Faites le jeu, messieurs! Rien ne va plus?« rief der Croupier, zum Setzen auffordernd, und schickte sich an, das Roulett zu drehen.
It was useless to try talking her out of it. »Mein Gott! Wir kommen zu spät! Er dreht gleich los! Setze, setze!« rief die Tante eifrig.
The wheel spun. Das Rad drehte sich lange.
“ Again a win of four thousand florins, meaning eight in all. Die Tante, die das Rad gespannt beobachtete, zitterte am ganzen Leib.
“Give me four here, and put four on red again,” grandmother commanded. »Kann sie wirklich glauben, daß zéro wieder gewinnen wird?« dachte ich, während ich sie erstaunt anblickte.
I staked four thousand again. “ “A total of twelve! Give it all here. Pour the gold here, into this purse, and put away the banknotes. Auf ihrem strahlenden Gesicht lag der Ausdruck der festen Überzeugung, daß sie gewinnen werde, der bestimmten Erwartung, es werde im nächsten Augenblick gerufen werden: »Zéro!« Die Kugel sprang in ein Fach.
“Enough! Home! »Zéro!« rief der Croupier.
Roll on!” »Na also!« wandte sich die Tante mit einer Miene wilden Triumphes zu mir.


Chapter - 11

CHAPTER XI Elftes Kapitel
THE CHAIR WAS ROLLED to the door at the other end of the room. Der Stuhl wurde zur Tür nach dem andern Ende des Saales hingerollt.
Grandmother was beaming. Die Tante strahlte.
All our people crowded around her at once with congratulations. Die Unsrigen umdrängten sie sogleich alle mit Glückwünschen.
However eccentric grandmother’s behavior was, her triumph covered up a lot, and the general no longer feared compromising himself in public by being related to such an odd woman. Mochte auch das Benehmen der Tante sehr exzentrisch sein, ihr Triumph deckte vieles zu, und der General fürchtete jetzt nicht mehr, sich in der Öffentlichkeit durch seine verwandtschaftlichen Beziehungen zu einer so sonderbaren Dame zu kompromittieren.
With a condescending and familiarly cheerful smile, as if placating a child, he congratulated grandmother. Mit einem leutseligen, vertraulichheiteren Lächeln, wie wenn er mit einem Kind Scherz triebe, beglückwünschte er seine Tante.
However, he was evidently struck, as were all the spectators. Übrigens war er augenscheinlich im höchsten Grade überrascht, wie auch alle andern Zuschauer.
The people around were talking and pointing at grandmother. Ringsherum sprach man von der Tante und wies auf sie hin.
Many walked past her in order to get a closer look. Viele gingen absichtlich an ihr vorbei, um sie aus der Nähe anzusehen.
Mr. Astley, standing to one side, was talking about her with two Englishmen of his acquaintance. Mister Astley redete in einiger Entfernung mit zwei seiner englischen Bekannten über sie.
Several majestic spectators, ladies, gazed at her as at some wonder, with majestic perplexity. Einige stolze Damen betrachteten sie mit hochmütiger Verwunderung, wie wenn sie eine Art Wundertier wäre… De Grieux leistete Unglaubliches in Komplimenten und stetem Lächeln.
Des Grieux simply dissolved in smiles and congratulations. »Quelle victoire!« sagte er. »Mais, madame, c'etait du feu!« fügte Mademoiselle Blanche mit einem scherzhaften Lächeln hinzu.
“ “ “Yes, ma’am, I just up and won twelve thousand florins! »Na ja, ich bin einfach hierhergekommen und habe zwölftausend Gulden gewonnen!
Twelve, nothing, what about the gold? Was sage ich, zwölftausend; da ist ja noch das Gold!
With the gold it comes out to nearly thirteen. Mit dem Gold kommen beinah dreizehntausend heraus. Wieviel ist das nach unserem Geld?
How much is that in our money? Some six thousand, eh?” I reported that it was over seven and, with the exchange what it was, maybe even eight. Es werden etwa sechstausend Rubel sein, nicht wahr?« Ich bemerkte, daß es sogar siebentausend Rubel übersteige und nach dem jetzigen Kurs vielleicht an achttausend herankommen möge.
“No joking, eight thousand! »Ein schöner Spaß, achttausend Rubel!
And you dunderheads sit here and do nothing! Und ihr sitzt hier still, ihr Schlafmützen, und tut nichts!
Potapych, Marfa, did you see?” “Dearie, but how can it be? Potapytsch, Marfa, habt ihr es gesehen?« »Mütterchen, wie haben Sie das nur angefangen?
Eight thousand roubles!” Marfa exclaimed, twining about. Achttausend Rubel!« rief Marfa und krümmte sich dabei ganz zusammen.
“Take, here’s five gold pieces from me for each of you, here!” Potapych and Marfa rushed to kiss her hands. »Da! Hier hat jeder von euch fünf Goldstücke! Da, nehmt!« Potapytsch und Marfa griffen nach den Händen der Tante, um sie stürmisch zu küssen. »Auch die Dienstmänner sollen jeder einen Friedrichsdor haben.
“The porters get one friedrich d’or each. Gib jedem von ihnen ein Goldstück, Alexej Iwanowitsch!
Give them a gold piece each, Alexei Ivanovich. Warum verbeugt sich dieser Saaldiener, und der andre auch? Sie gratulieren?
What’s that attendant bowing for, and the other one also? Congratulating me? Give them each a friedrich d’or as well.” “ “Give him a friedrich d’or as well. No, give him two; well, enough, there’ll be no end to it. Gib ihnen auch jedem einen Friedrichsdor!« »Madame la princesse… un pauvre expatrié… malheur continuel… les princes russes sont si généreux… « Mit diesen Worten scharwenzelte um den Rollstuhl herum ein schnurrbärtiges Subjekt in abgetragenem Oberrock und bunter Weste, die Mütze in der Hand, das Gesicht zu einem kriecherischen Lächeln verziehend.
Up and carry! »Gib ihm auch einen Friedrichsdor!… Nein, gib ihm zwei!
Praskovya,” she turned to Polina Alexandrovna, “tomorrow I’ll buy you stuff for a dress, and also for this Mlle… how’s she called, Mlle Blanche, or something, I’ll also buy her stuff for a dress. Nun aber soll's genug sein; sonst nimmt das mit diesen Menschen kein Ende. Hebt an und tragt mich weiter! Praskowja«, wandte sie sich an Polina Alexandrowna, »ich werde dir morgen Stoff zu einem Kleid kaufen, und der hier auch, dieser Mademoisdelle, wie heißt sie doch? Mademoiselle Blanche, gut, der werde ich auch Stoff zu einem Kleid kaufen.
Translate, Praskovya!” “ “Fedosya, I’m thinking how surprised Fedosya will be now,” said grandmother, remembering her acquaintance, the general’s nanny. Übersetze es ihr, Praskowja!« »Merci, madame«, erwiderte Mademoiselle Blanche mit einem graziösen Knicks und tauschte dann spöttisch lächelnd mit de Grieux und dem General einen Blick aus. Der General wurde einigermaßen verlegen und war sehr froh, als wir endlich die Allee erreicht hatten.
“She should also be given money for a dress. Hey, Alexei Ivanovich, Alexei Ivanovich, give something to this beggar!” Some ragamuffin with a bent back was going down the road and looking at us. »Da fällt mir Fedosja ein, wie die sich jetzt wundern wird«, sagte die Tante, die gerade an die ihr wohlbekannte Kinderfrau im Haushalt des Generals dachte.
“Maybe he’s not a beggar, grandmother, but some sort of rascal.” “Give! »Der muß ich auch Zeug zu einem Kleid schenken. Höre, Alexej Iwanowitsch, Alexej Iwanowitsch, gib diesem Bettler etwas!« Ein zerlumpter Mensch mit gekrümmtem Rücken ging auf dem Weg an uns vorbei und sah uns an.
give! give him a gulden!” I went over and gave it to him. »Aber das ist vielleicht gar kein Bettler, Großmütterchen, sondern irgendein Vagabund.« »Gib nur, gib!
He gazed at me in wild perplexity, though he silently took the gulden. Gib ihm einen Gulden!« Ich trat an ihn heran und gab ihm das Geld. Er sah mich mit scheuer Verwunderung an, nahm aber schweigend den Gulden hin.
He reeked of wine. Er roch stark nach Branntwein.
“And you, Alexei Ivanovich, have you tried your luck yet?” “No, grandmother.” “Your eyes were burning, I saw it.” “I’ll try it yet, grandmother, for certain, later on.” “And stake directly on “Only twenty friedrichs d’or, grandmother.” “Not much. »Hast du denn noch nicht dein Glück probiert, Alexej Iwanowitsch?« »Nein, Großmütterchen.« »Aber die Augen brannten dir am Spieltisch nur so; ich habe es wohl gesehen.« »Ich werde schon noch mein Glück versuchen, Großmütterchen, ganz bestimmt, ein andermal.« »Und setze nur geradezu auf zéro! Dann wirst du schon sehen! Wieviel Geld hast du denn?« »Ich habe im ganzen nur zwanzig Friedrichsdor, Großmütterchen.« »Das ist wenig.
I’ll lend you fifty friedrichs d’or, if you like. Ich will dir fünfzig Friedrichsdor borgen, wenn du willst.
Here’s that same roll, take it, and you, dearie, don’t get your hopes up, I won’t give you anything!” she suddenly turned to the general. Hier, du kannst gleich diese Rolle nehmen. – Aber du, lieber Freund«, wandte sie sich auf einmal an den General, »mach dir keine Hoffnungen; dir gebe ich nichts!« Der General zuckte zusammen; aber er schwieg. De Grieux machte ein finsteres Gesicht.
The man was as if bowled over, but he said nothing. »Que diable, c'est une terrible vieille!« flüsterte er durch die Zähne dem General zu.
Des Grieux frowned. “ “A beggar, a beggar, again a beggar!” cried grandmother. »Ein Bettler, ein Bettler, wieder ein Bettler!« rief die Tante.
“Alexei Ivanovich, give this one a gulden, too.” This time we met a grayhaired old man on a wooden leg, in some sort of longskirted blue frock coat and with a long cane in his hand. »Alexej Iwanowitsch, gib dem auch einen Gulden!« Diesmal war derjenige, der uns begegnete, ein grauköpfiger alter Mann mit einem Stelzfuß; er trug einen blauen Rock mit langen Schößen und hatte einen langen Rohrstock in der Hand.
He looked like an old soldier. Er sah aus wie ein alter Soldat.
But when I offered him a gulden, he stepped back and examined me menacingly. Aber als ich ihm den Gulden hinhielt, trat er einen Schritt zurück und blickte mich grimmig an.
“ “Eh, the fool!” cried grandmother, waving her hand. “Drive on! »Zum Teufel, was soll das vorstellen?« schrie er und fügte dem noch eine Reihe von Schimpfworten hinzu.
I’m hungry! »Na, so ein Dummkopf!« rief die Tante.
I’ll have dinner right now, then loll about for a bit and go back again.” “You want to gamble again, grandmother?” I cried. »Dann läßt er's bleiben! Fahrt mich weiter! Ich bin ganz hungrig geworden! Nun wollen wir gleich zu Mittag essen; dann will ich mich ein Weilchen hinlegen und mich dann wieder dorthin begeben.« »Sie wollen wieder spielen, Großmütterchen?« rief ich.
“What do you think? »Was hast du dir denn gedacht?
You all sit here and mope, so I’ve got to look at you?” “ “ “What is it to all of you? It’s my money I’ll be losing, not yours! And where is that Mr. Astley?” she asked me. Weil ihr alle hier still sitzt und die Hände in den Schoß legt, soll ich es euch wohl nachmachen!« »Mais, madame«, bemerkte nähertretend de Grieux, »les chances peuvent tourner, une seule mauvaise chance et vous perdrez tout… surtout avec votre jeu… c'était horrible!« »Vous perdrez absolument«, zwitscherte Mademoiselle Blanche.
“He stayed at the vauxhall, grandmother.” “A pity; he’s such a nice man.” On reaching home, grandmother, meeting the manager while still on the stairs, called to him and boasted of her win; then she called Fedosya, gave her three friedrichs d’or and ordered dinner served. »Was geht denn das euch alle an? Wenn ich verliere, verliere ich ja nicht euer Geld, sondern meins! Aber wo ist denn dieser Mister Astley?« fragte sie mich. »Er ist im Kurhaus geblieben, Großmütterchen.« »Schade; das ist ein sehr netter Mensch.« Als wir nach Hause gekommen waren, begegneten wir auf der Treppe dem Oberkellner, und die Tante rief ihn sogleich heran und rühmte sich ihres Spielgewinns; darauf ließ sie Fedosja rufen, schenkte ihr drei Friedrichsdor und befahl, das Mittagessen aufzutragen.
Fedosya and Marfa simply dissolved before her during dinner. Fedosja und Marfa zerrissen sich bei Tisch fast vor Dienstfertigkeit gegen sie.
“I’m watching you, dearie,” Marfa rattled out, “and I say to Potapych, what is it our dearie means to do? »Ich sah so nach Ihnen hin, Mütterchen«, schwatzte Marfa, »und da sagte ich zu Potapytsch: ›Was will unser Mütterchen nur da machen?‹ Und auf dem Tisch lag Geld, eine Unmenge Geld, o Gott, o Gott!
And all that money on the table, all that money, saints alive! In meinem ganzen Leben habe ich noch nicht so viel Geld gesehen. Und darum herum saßen Herrschaften, lauter vornehme Herrschaften.
in my whole life I never saw so much money, and gentlefolk all around, nothing but gentlefolk. How is it, Potapych, I say, it’s all such gentlefolk here? Mother of God, I think, help her. Und ich sagte: ›Wo mögen bloß all diese vielen Herrschaften hier herkommen, Potapytsch?‹ Ich dachte bei mir: ›Möge ihr die Mutter Gottes selbst beistehen!‹ Und ich betete für Sie, Mütterchen; aber mein Herz war mir so beklommen, ganz beklommen war es mir, und ich zitterte nur so, am ganzen Leibe zitterte ich.
I’m praying for you, dearie, and my heart sinks, it just sinks, I’m trembling, I’m trembling all over. ›Gott gebe ihr alles Gute!‹ dachte ich; na, und sehen Sie, da hat Gott Ihnen denn auch seinen Segen geschickt.
Grant her, Lord, I think, and so here the Lord sent it to you. And till now I’m still trembling, dearie, just trembling all over.” “Alexei Ivanovich, after dinner, at around four, get ready and we’ll go. Bis diesen Augenblick zittere ich noch, Mütterchen; sehen Sie nur, wie ich am ganzen Leibe zittre!« »Alexej Iwanowitsch, nach Tisch, so um vier Uhr, dann mach dich fertig; dann wollen wir wieder hin.
Meanwhile, goodbye–oh, yes, and don’t forget to send me some little doctor, I also have to drink the waters. Jetzt aber, für die Zwischenzeit, adieu! Und vergiß auch nicht, mir so einen Doktor herzuschicken; ich muß doch auch Brunnen trinken.
Or else you may forget.” I left grandmother’s as if in a daze. Tu's nur bald, sonst vergißt du es am Ende noch!« Als ich von der Tante herauskam, war ich wie betäubt.
I tried to imagine what would happen now with all our people and what turn affairs would take. Ich suchte mir eine Vorstellung davon zu machen: was wird jetzt aus den Unsrigen allen werden, und welche Wendung werden die Dinge nehmen?
I saw clearly that they (the general mainly) had not yet managed to collect their senses, even from the first impression. Ich sah klar, daß die Unsrigen, und ganz besonders der General, noch nicht einmal von der ersten Überraschung wieder recht zur Besinnung gekommen waren.
The fact of grandmother’s appearance, instead of the telegram about her death (and therefore about the inheritance as well) that had been expected at any moment, had so shattered the whole system of their intentions and alreadymade decisions, that they treated grandmother’s further exploits at roulette with decided perplexity and a sort of stupor, which had come over them all. Die Tatsache, daß die alte Tante in Person eingetroffen war, statt der von Stunde zu Stunde erwarteten Nachricht von ihrem Tod und damit auch der Nachricht von der Erbschaft, diese Tatsache hatte den ganzen Aufbau ihrer Absichten und Pläne so gründlich zerstört, daß sie nun den Großtaten der Tante am Roulettisch völlig verblüfft, ja gewissermaßen wie von einem Starrkrampf befallen gegenüberstanden. Und doch fiel diese zweite Tatsache, das Glücksspiel der Tante, fast noch schwerer in die Waagschale als die erste. Denn wenn auch die Alte zweimal erklärt hatte, sie werde dem General kein Geld geben – nun, wer weiß, man brauchte darum doch nicht alle Hoffnungen aufzugeben.
Des Grieux, who was involved in all the general’s affairs, had not. So gab denn auch de Grieux, der an allen Angelegenheiten des Generals stark beteiligt war, die Hoffnung nicht auf.
I was sure that Mlle Blanche, who was also quite involved (what else: a general’s wife and a considerable inheritance!) Und ich war überzeugt, daß auch Mademoiselle Blanche, die gleichfalls bei der Sache höchst interessiert war (na, und ob! wo sie Frau Generalin zu werden und in den Besitz einer bedeutenden Erbschaft zu gelangen hoffte!
would not lose hope and would use all the seductions of coquetry on grandmother–in contrast to the proud and unyielding Polina, who was not given to tenderness. ), daß auch sie die Hoffnung nicht verlieren, sondern der Tante gegenüber alle Künste der Koketterie zur Anwendung bringen würde – ganz im Gegensatz zu der stolzen Polina, die zu ungelehrig war und nicht verstand, sich einzuschmeicheln.
But now, now, when grandmother had performed such exploits at roulette, now, when grandmother’s personality was stamped so clearly and typically before them (an obstinate, domineering old woman, All these considerations wandered through my head while I was going up the central stairway from grandmother’s to the topmost floor, to my little room. Aber jetzt, jetzt, wo die Tante so großartige Erfolge beim Roulett aufzuweisen hatte, jetzt, wo sich deren ganzes Wesen ihnen allen in voller Klarheit und Deutlichkeit als der Typus eines eigensinnigen, herrschsüchtigen, kindisch gewordenen alten Weibes enthüllt hatte, jetzt war vielleicht alles verloren. Sie freute sich ja über ihren Gewinn wie ein kleines Kind, und so war zu erwarten, daß sie, wie das so zu gehen pflegt, alles verspielen werde.
All this concerned me greatly; though, of course, I could guess in advance the main, the thickest threads connecting the actors before me, I still did not ultimately know all the means and secrets of this game. Polina was never fully trusting with me. »Mein Gott«, dachte ich, und Gott verzeihe mir, daß ich dabei recht schadenfroh lachte, »mein Gott, jeder Friedrichsdor, den die Alte vorhin setzte, hat gewiß dem General einen Stich ins Herz gegeben und diesen Monsieur de Grieux schwer geärgert und Mademoiselle de Cominges in Wut versetzt; dieser letzteren mag zumute gewesen sein, als ob man den vollen Löffel ihr erst gezeigt und dann an dem begehrlich geöffneten Mund vorbeigeführt hätte.
Though, true, it did happen that she would open her heart to me occasionally, as if inadvertently, I noticed that often, even almost always, after being open, she either turned everything she had said to ridicule, or deliberately made it look confused and false. Oh, she concealed a lot! In any case, I sensed that the finale was approaching for this whole mysterious and tense situation. Und dann war da noch eine bedenkliche Tatsache: sogar als die Tante den großen Spielgewinn gemacht hatte und voll Freude darüber war und an alle möglichen Leute Geld verteilte und jeden Passanten für einen unterstützungswürdigen Armen ansah, selbst da hatte sie zu dem General schroff gesagt: ›Dir werde ich trotzdem nichts geben!‹ Das hieß doch: ›Ich habe mich auf diesen Gedanken versteift, es mir fest vorgenommen, mir selbst das Wort darauf gegeben.‹ Eine böse, böse Sache!« Alle diese Gedanken gingen mir durch den Kopf, während ich von dem Logis der Tante die breite Treppe nach der obersten Etage hinanstieg, in der mein Zimmerchen lag.
One more stroke and everything would be finished and revealed. All diese Vorgänge erregten mein lebhaftes Interesse.
About my own fate, which was also caught up in it all, I almost didn’t worry. Zwar hatte ich schon früher die wichtigsten, stärksten Fäden erraten können, durch die die Akteure des vor meinen Augen sich abspielenden Dramas miteinander verknüpft waren; aber alle Hilfsmittel und Geheimnisses dieses Spieles kannte ich trotzdem noch nicht.
I was in a strange mood: in my pocket a total of twenty friedrichs d’or; I’m far away in a foreign land, with no post and no means of existence, no hopes, no plans and–it doesn’t worry me! Ich befand mich in einer sonderbaren Gemütsverfassung: in der Tasche hatte ich nur zwanzig Friedrichsdor; ich befand mich fern von der Heimat in fremdem Lande, ohne Stellung und ohne Existenzmittel, ohne Hoffnung und ohne Pläne – und machte mir darüber keine Sorgen!
If it hadn’t been for the thought of Polina, I would simply have surrendered myself entirely to the comic interest of the coming denouement and laughed my head off. Wäre nicht der Gedanke an Polina gewesen, so hätte ich einfach mein ganzes Interesse auf die Komik der bevorstehenden Lösung gerichtet und aus vollem Halse gelacht. Aber der Gedanke an sie regte mich auf; ihr Schicksal mußte sich jetzt entscheiden, das ahnte ich; aber, ich bekenne es, ihr Schicksal beunruhigte mich gar nicht.
But Polina confounds me. Her fate is being decided, I can feel that, but, I confess, it’s not at all her fate that troubles me. Ich wünschte, in ihre Geheimnisse einzudringen; ich hätte gewünscht, daß sie zu mir gekommen wäre und gesagt hätte: »Ich liebe dich ja«, und wenn das nicht geschah, wenn das eine undenkbare Verrücktheit war, dann… ja, was hätte ich dann gewünscht?
I’d like to penetrate her secrets; I’d like her to come to me and say: “I love you,” and if not, if that madness is unthinkable, then… well, what should I wish for? Wußte ich denn etwa, was ich wünschte? Ich war selbst ganz wirr im Kopf: nur bei ihr sein, in ihrem Strahlenkreis, in dem Glanzschimmer, der sie umgibt, immer, unaufhörlich, das ganze Leben lang! Von weiteren Wünschen wußte ich nichts! War ich denn überhaupt imstande, von ihr fortzugehen?
Do I know what to wish for? I’m as if lost myself; all I need is to be near her, in her aura, in her radiance, forever, always, all my life. Als ich in der dritten Etage auf dem Korridor war, an dem die Zimmer der Unsrigen liegen, hatte ich eine Empfindung, als ob mich jemand anstieße.
Beyond that I know nothing! And can I possibly leave her? Ich drehte mich um und erblickte in einer Entfernung von zwanzig oder noch mehr Schritten Polina, die aus einer Tür herauskam.
On the third floor, in their corridor, it was as if something nudged me. Sie schien auf mich gewartet und nach mir Ausschau gehalten zu haben und winkte mich sogleich zu sich heran.
I turned and, twenty or more paces away, saw Polina coming out the door. »Polina Alexandrowna… « »Leiser, leiser«, sagte sie in gedämpftem Ton.
She seemed to have been waiting and watching for me, and immediately beckoned to me. »Können Sie sich das vorstellen«, flüsterte ich, »es war mir soeben, als stieße mich jemand von der Seite an; ich drehte mich um – und da stehen Sie!
“Polina Alexandrovna… ” “Quiet!” she warned. “Imagine,” I whispered, “it’s as if something just nudged me in the side; I turn around–it’s you! Gerade als wenn eine Art Elektrizität von Ihnen ausginge!« »Nehmen Sie diesen Brief«, sagte Polina, die eine sorgenvolle düstere Miene zeigte; das, was ich gesagt hatte, hatte sie wahrscheinlich gar nicht ordentlich gehört, »und übergeben Sie ihn persönlich Mister Astley, aber sogleich!
As if you give off some kind of electricity!” “Take this letter,” Polina said with a preoccupied and frowning air, probably without hearing what I had just said, “and deliver it personally to Mr. Astley right away. So schnell wie irgend möglich; ich bitte Sie darum. Eine Antwort ist nicht nötig. Er wird schon selbst… « Sie sprach den begonnenen Satz nicht zu Ende. »Mister Astley?« fragte ich erstaunt.
Be quick, I beg you. No reply is needed. Aber Polina war schon hinter der Tür verschwunden.
He himself… ” She didn’t finish. »Aha! Also sie haben eine Korrespondenz miteinander!« Selbstverständlich machte ich mich eiligst auf, um Mister Astley aufzusuchen, zuerst in seinem Hotel, wo ich ihn nicht antraf, dann im Kurhaus, wo ich durch alle Säle lief; als ich endlich ärgerlich und beinahe in Verzweiflung nach Hause zurückging, begegnete ich ihm zufällig: er ritt mit einer Kavalkade von Engländern und Engländerinnen spazieren.
“To Mr. Astley?” I repeated in astonishment. Durch Winken mit der Hand veranlagte ich ihn anzuhalten und übergab ihm den Brief.
But Polina had already disappeared through the door. Wir hatten kaum Zeit, einander ordentlich anzusehen; aber ich kann mich des Verdachtes nicht erwehren, daß Mister Astley mit Absicht sein Pferd schnell wieder in Bewegung setzte.
“Aha, so they correspond!” Naturally, I ran at once to look for Mr. Astley, first in his hotel, where I didn’t find him, then in the vauxhall, where I ran around all the rooms, and finally, in vexation, almost in despair, on my way home, I met him by chance in a cavalcade of some English men and ladies, on horseback. Quälte mich Eifersucht? Ich weiß nicht, ob das der Fall war, aber jedenfalls befand ich mich in sehr gedrückter Stimmung. Es lag mir nicht einmal daran, zu erfahren, worüber sie eigentlich korrespondierten. Also das war ihr Vertrauensmann.
I beckoned to him, stopped him, and gave him the letter. »Er ist ihr Freund, ihr Freund«, dachte ich; »das ist klar (nur: wann hat er Zeit gefunden, ihr Freund zu werden?
We had no time even to exchange glances. ); aber liegt hier auch Liebe vor?« »Nein, gewiß nicht«, flüsterte mir die Vernunft zu.
But I suspect that Mr. Astley deliberately hastened to urge his horse on. Aber die Vernunft allein vermag in solchen Fällen wenig. Jedenfalls mußte ich auch diesen Punkt klarstellen.
Was I tormented by jealousy? Die Angelegenheit komplizierte sich in einer unangenehmen Weise.
I was indeed in the most broken state of mind. I didn’t even want to know what they corresponded about. So he was her confidant! “A friend he may be,” I thought, and that was clear (and when had he found time to become one? Kaum hatte ich das Hotel wieder betreten, als mir der Portier sowie der Oberkellner, der aus seinem Büro herauskam, mitteilten, die Herrschaften wünschten mich zu sprechen, ließen mich suchen und hätten sich schon dreimal erkundigen lassen, wo ich sei; ich würde gebeten, so schnell wie möglich in das Logis des Generals zu kommen.
), “but is there love in it?” “Of course not,” reason whispered to me. Ich war in der garstigsten Gemütsverfassung. Im Zimmer des Generals fand ich außer dem General selbst Monsieur de Grieux und Madernoiselle Blanche, letztere allein, ohne ihre Mutter.
But reason alone is not enough in such cases. In any case, this, too, was to be clarified. Die Mutter war zweifellos eine erkaufte Person, die nur zu Paradezwecken diente; sobald ernste Angelegenheiten materieller Art vorlagen, handelte Mademoiselle Blanche allein.
The business was becoming unpleasantly complicated. Und jene hatte von solchen Angelegenheiten ihrer angenommenen Tochter auch kaum irgendwelche Kenntnis.
I no sooner entered the hotel than the doorman and the manager, coming out of his room, informed me that I was being asked for, looked for, that three times there had been an inquiry about where I was, and a request that I go as quickly as possible to the general’s suite. Sie waren in hitziger Beratung über irgend etwas begriffen und hatten sogar die Zimmertür zugeschlossen, was sonst noch nie geschehen war. Als ich mich der Tür näherte, hörte ich laute Stimmen und unterschied de Grieux' dreiste, boshafte Redeweise, Mademoiselle Blanches zorniges Kreischen und freches Schimpfen und die klägliche Stimme des Generals, der sich offenbar über etwas, was ihm zum Vorwurf gemacht wurde, rechtfertigte.
I was in the nastiest state of mind. In the general’s study, besides the general himself, I found des Grieux and Mlle Blanche, alone, without her mother. Bei meinem Eintritt suchten alle zu einem maßvollen Benehmen zurückzukehren und ihre Mienen und ihre äußere Erscheinung wieder in Ordnung zu bringen.
The mother was decidedly a dummy personage, used only for display; when it came to real The three of them were hotly conferring about something, and the door of the study was even shut, something that had never happened before. De Grieux strich sich die Haare zurecht und verwandelte sein Gesicht aus einem zornigen in ein lächelndes; es war jenes widerwärtige, konventionellhöfliche französische Lächeln, das mir so verhaßt ist. Der General, der den Eindruck starker Bedrücktheit und Niedergeschlagenheit gemacht hatte, bemühte sich, sein würdevolles Aussehen wiederzugewinnen, wiewohl nur in mechanischer Weise, als ob er mit seinen Gedanken nicht dabei wäre.
Approaching the door, I heard loud voices–the brazen and caustic talk of des Grieux, the impudently abusive and furious shouting of Blanche, and the pitiful voice of the general, who was apparently trying to justify himself for something. Nur Mademoiselle Blanche änderte ihren wütenden Gesichtsausdruck mit den zornig funkelnden Augen fast gar nicht und beschränkte sich darauf, zu verstummen, wobei sie auf mich einen Blick ungeduldiger Erwartung richtete. Beiläufig bemerkt: sie hatte mich bisher mit einer unglaublichen Geringschätzung behandelt, nicht einmal meine Verbeugungen erwidert und mich überhaupt völlig ignoriert.
On my appearance, they all seemed to restrain themselves and put themselves to rights. Des Grieux put his hair to rights and made his angry face into a smiling one–with that nasty, officially courteous French smile I hate so much. »Alexej Iwanowitsch«, begann der General im Ton milden Vorwurfs, »gestatten Sie mir die Bemerkung, daß ich Ihr Verhalten gegen mich und meine Familie… mit einem Wort, ich finde es sonderbar, im höchsten Grade sonderbar, daß Sie… mit einem Wort… « »Eh!
The general, crushed and at a loss, assumed a dignified air, but somehow mechanically. ce n'est pas ça«, unterbrach ihn de Grieux ärgerlich und geringschätzig; es war klar, daß er hier das Kommando führte.
Mlle Blanche alone made scarcely a change in her angerflashing physiognomy and only fell silent, directing her gaze at me with impatient expectation. »Mon cher monsieur, notre cher général« (aber ich will seine Worte auf russisch wiedergeben) »hat sich im Ton vergriffen; aber er wollte Ihnen sagen… daß heißt Sie davor warnen oder, richtiger gesagt, Sie inständig bitten, ihn nicht zugrunde zu richten – nun ja, ihn nicht zugrunde zu richten!
I will note that till then she had treated me with incredible negligence, had not even responded to my greetings–simply hadn’t noticed me. Ich bediene mich absichtlich dieses Ausdrucks… « »Aber wodurch tue ich denn das? Wodurch?« unterbrach ich ihn. »Ich bitte Sie, Sie haben das Amt eines Mentors (oder wie soll ich mich ausdrücken?)
“Alexei Ivanovich,” the general began in a gently upbraiding tone, “allow me to declare to you that it is strange, strange in the highest degree… in short, your behavior regarding me and my family… in short, strange in the highest degree… ” “ “But how, how?” I interrupted. bei dieser alten Dame, cette pauvre terrible vieille, übernommen« (hier geriet de Grieux selbst in Verwirrung); »aber sie wird ja alles verspielen; sie wird alles verspielen bis auf den letzten Groschen! Sie haben selbst gesehen. Sie waren selbst Zeuge, in welcher Art sie spielte! Wenn sie erst einmal ins Verlieren kommt, wird sie aus Hartnäckigkeit und Ingrimm nicht mehr vom Spieltisch weggehen, und wird immerzu spielen und spielen; aber auf die Art bringt man Spielverluste nie wieder ein, und dann… dann… « »Und dann«, fiel der General ein, »dann richten Sie die ganze Familie zugrunde!
“Good heavens, you’ve undertaken to be the guide (or how do they say?) Ich und meine Familie, wir sind ihre Erben; nähere Verwandte als uns hat sie nicht.
of this old woman, “And then,” the general picked up, “then you will ruin the entire family! Ich will Ihnen offen sagen: meine Vermögensverhältnisse sind zerrüttet, völlig zerrüttet. Zum Teil werden Sie das selbst schon gewußt haben… Wenn sie nun eine bedeutende Summe verspielt oder vielleicht am Ende gar ihr ganzes Vermögen (mein Gott, mein Gott!
Me and my family, we’re her heirs, she has no closer relations. ), was soll dann aus… aus meinen Kindern werden?« (Der General wendete sich nach de Grieux um.)
I’ll tell you frankly: my affairs are in disarray, extreme disarray. »Und aus mir selbst?« (Er blickte zu Mademoiselle Blanche, die sich aber mit verächtlicher Miene von ihm abwandte.)
You partly know yourself… If she loses a considerable sum, or even perhaps the whole fortune (oh, God! »Alexej Iwanowitsch, retten Sie uns, retten Sie uns!« »Aber wodurch denn? Sagen Sie selbst, General, wodurch kann ich denn… Was habe ich denn dabei zu sagen?« »Weigern Sie sich, ihr weiter beim Spiel behilflich zu sein; machen Sie sich von ihr los… !« »Dann wird sich ein anderer finden!« rief ich.
), what will become of them then, of my children!” (the general turned to des Grieux) “of me!” (He looked at Mlle Blanche, who turned away from him with contempt.) »Ce n'est pas ça, ce n'est pas ça«, mischte sich wieder de Grieux hinein, »que diable! Nein, machen Sie sich nicht von ihr los; aber versuchen sie wenigstens, ihr Rat zu geben, sie zu überreden, sie zurückzuhalten… Kurz gesagt, lassen Sie sie nicht allzuviel verspielen; halten Sie sie auf irgendeine Weise zurück!« »Aber wie soll ich das anfangen?
“Alexei Ivanovich, save us, save us!… ” “But how, General, tell me, how can I… What do I amount to here?” “Refuse, refuse, drop her!… ” “Then she’ll find somebody else!” I cried. Vielleicht wäre es das beste, wenn Sie es selbst übernähmen, Monsieur de Grieux«, fügte ich hinzu, mich möglichst naiv stellend. In diesem Augenblick bemerkte ich, daß Mademoiselle Blanche dem Franzosen einen raschen, funkelnden, fragenden Blick zuwarf.
“ “But how can I do that? If you were to take it upon yourself, M. des Grieux,” I added as naïvely as I could. Über dessen eigenes Gesicht huschte ein eigentümlicher Ausdruck, als ob unwillkürlich seine wahre Gesinnung zum Vorschein käme.
Here I noticed the quick, fiery, questioning glance Mlle Blanche gave des Grieux. »Das ist es ja eben, daß sie mich jetzt nicht an sich herankommen läßt!« rief er, mißmutig den Arm schwenkend.
In des Grieux’s own face something peculiar flashed, something frank, which he was unable to hold back. »Ja, wenn… dann… « Er blickte Mademoiselle Blanche schnell und bedeutsam an. »Oh, mon cher monsieur Alexis, soyez si bon!« sagte nun Mademoiselle Blanche selbst, mit einem bezaubernden Lächeln auf mich zutretend, ergriff meine beiden Hände und drückte sie kräftig.
“That’s just it, that she won’t take me now!” des Grieux cried, waving his hand. Hol's der Teufel! Dieses diabolische Gesicht verstand es, sich in einem Augenblick vollständig zu verändern.
“If only!… later… ” Des Grieux glanced quickly and significantly at Mlle Blanche. “ The general jumped up after her–precisely jumped: “Alexei Ivanovich, forgive me for speaking to you like that earlier, I meant to say something else… I beg you, I implore you, I bow down before you Russianstyle–you, you alone can save us! Jetzt hatte ich auf einmal ein so inständig bittendes, ein so liebenswürdiges, kindlich lächelndes und sogar schelmisches Gesicht vor mir; und am Ende dieses Satzes zwinkerte sie mir, geheim vor den anderen, in einer ganz spitzbübischen Weise zu: sie legte es darauf an, mich mit einem Schlag zu gewinnen!
Mlle de Cominges and I implore you–you understand? Und es kam nicht übel heraus, nur allerdings zu derb, gar zu derb.
you do understand?” he implored, indicating Mlle Blanche to me with his eyes. Nach ihr eilte der General auf mich zu: »Alexej Iwanowitsch, verzeihen Sie, daß ich zu Ihnen vorhin zuerst nicht in der richtigen Art redete; ich meinte es aber ganz und gar nicht schlimm… Ich bitte Sie, ich flehe Sie an, ich verbeuge mich vor Ihnen bis zum Gürtel, wie wir Russen sagen – Sie sind der einzige, der uns retten kann, Sie allein!
He was very pitiful. Er bot einen überaus kläglichen Anblick.
At that moment there came three quiet and respectful knocks at the door; they opened–the floorboy had knocked, and a few steps behind him stood Potapych. In diesem Augenblick wurde dreimal leise und respektvoll an die Tür geklopft, und als geöffnet wurde, stand ein Kellner da und einige Schritte hinter ihm Potapytsch. Sie waren von der Tante geschickt und hatten den Auftrag, mich zu suchen und unverzüglich zu ihr zu bringen.
The ambassadors were from grandmother. »Die gnädige Frau sind schon ärgerlich«, berichtete Potapytsch.
There was a request to find me and deliver me immediately–“she being angry,” Potapych informed me. »Aber es ist ja erst halb vier«, sagte ich. »Die gnädige Frau konnten gar nicht einschlafen, sondern wälzten sich immer umher, standen dann auf einmal auf, verlangten den Rollstuhl und schickten nach Ihnen.
“But it’s still only halfpast three!” “She couldn’t sleep, kept tossing, then suddenly got up, demanded her chair, and sent for you. Die gnädige Frau sind jetzt schon vor dem Portal… « »Quelle mégère!« rief de Grieux. In der Tat fand ich die Tante bereits vor dem Portal, außer sich vor Ungeduld darüber, daß ich nicht da war.
She couldn’t wait till four o’clock. Sie hatte es nicht bis vier Uhr aushalten können.
“Well, lift me up!” she cried, and we set off again for the roulette tables. »Na, dann schafft mich hin!« rief sie, und wir begaben uns wieder zum Roulett.


Chapter - 12

CHAPTER XII Zwölftes Kapitel
GRANDMOTHER WAS IN AN impatient and irritable state of mind; it was clear that roulette had lodged itself firmly in her head. Die Tante befand sich in sehr ungeduldiger, reizbarer Stimmung; es war deutlich, daß sie an weiter nichts dachte als an das Roulett.
She paid no attention to anything else, and was generally extremely distracted. Für alles andere hatte sie keine Aufmerksamkeit übrig und war überhaupt im höchsten Grade zerstreut.
For instance, she didn’t ask questions about anything on the way, as she had earlier. So zum Beispiel fragte sie unterwegs nach nichts mit dem Interesse wie am Vormittag.
Seeing a very rich carriage that raced past us like the wind, she raised her hand and asked: “What’s that? Als sie eine prächtige Equipage sah, die an uns vorbeisauste, hob sie wohl die Hand ein wenig auf und sagte: »Was war das?
Whose is it?”–but didn’t seem to hear my reply; her pensiveness was constantly broken by abrupt and impatient movements and actions. Wem gehörte die?« schien aber dann meine Antwort gar nicht zu verstehen. Sie saß in Gedanken versunken da, unterbrach aber diese Versunkenheit fortwährend durch heftige, ungeduldige Körperbewegungen und scharfe Worte.
When I pointed out Baron and Baroness Wurmerhelm in the distance, as we were approaching the vauxhall, she looked distractedly and said quite indifferently: “Ah!”–and, turning quickly to Potapych and Marfa, who were walking behind her, said sharply: “Well, why are you tagging along? Als ich ihr (wir waren nicht mehr weit vom Kurhaus) in einiger Entfernung den Baron und die Baronin Wurmerhelm zeigte, sagte sie zerstreut und in ganz gleichgültigem Ton: »Ah!«, drehte sich dann hastig zu Potapytsch und Marfa um, die hinter ihr gingen, und herrschte sie an: »Na, wozu kommt ihr denn wieder mitgelaufen? Jedesmal kann ich euch nicht mitnehmen! Macht, daß ihr nach Hause kommt!
You needn’t be taken every time! Go home! You’re enough for me,” she added to me, when the other two hastily bowed and returned home. Ich habe an dir genug«, fügte sie, zu mir gewendet, hinzu, während jene beiden sich eilig verbeugten und nach Hause umkehrten.
Grandmother was already expected in the vauxhall. Im Spielsaal erwartete man die Tante bereits.
She was at once allotted the same place next to the croupier. Es wurde ihr sofort wieder derselbe Platz neben dem Croupier freigemacht.
It seems to me that these croupiers, who are always so decorous and pretend to be ordinary officials for whom it is decidedly almost all the same whether the bank wins or loses, are not at all indifferent to the bank’s losses and, of course, are furnished with certain instructions for attracting gamblers and keeping better watch over the establishment’s interests–for which they certainly receive prizes and awards. Es will mir scheinen, daß diese Croupiers, die sich immer so wohlanständig benehmen und sich als gewöhnliche Beamte geben, denen es so gut wie gleichgültig sei, ob die Bank gewinne oder verliere, es will mir scheinen, daß diese Leute gegen Verluste der Bank durchaus nicht gleichgültig sind, sondern ihre besonderen Instruktionen zur Anlockung von Spielern und zur Erhöhung der Einnahmen der Bank haben und als Lohn für besondere Erfolge besondere Prämien erhalten. Wenigstens betrachteten sie die Tante bereits als ihr Schlachtopfer. Nunmehr geschah, was die Unsrigen vorausgesagt hatten.
At any rate they already looked upon grandmother as a nice little victim. Die Sache trug sich folgendermaßen zu. Die Tante stürzte sich ohne weiteres wieder auf Zéro und befahl mir sogleich, jedesmal zwölf Friedrichsdor darauf zu setzen.
Thereupon, what had been assumed of us–happened. Wir setzten einmal, ein zweites Mal, ein drittes Mal – Zéro kam nicht.
Here’s how it went. »Setze nur, setze!« sagte die Tante und stieß mich ungeduldig an.
Grandmother fell directly on “How many times have we lost?” she asked finally, grinding her teeth in impatience. Ich gehorchte. »Wieviel haben wir schon gesetzt?« fragte sie endlich, mit den Zähnen vor Ungeduld knirschend. »Ich habe schon zwölfmal gesetzt, Großmütterchen.
We’ve lost a hundred and fortyfour friedrichs d’or. Hundertvierundvierzig Friedrichsdor haben wir verloren.
I tell you, grandmother, it may not be till evening… ” “Silence!” grandmother interrupted. Ich sage Ihnen, Großmütterchen, es dauert vielleicht bis zum Abend… « »Schweig!« unterbrach mich die Tante.
“Stake on Red came up, but the “See, see!” whispered grandmother, “we won back almost everything we lost. »Setze auf Zéro, und setze gleich auch auf Rot tausend Gulden! Hier ist eine Banknote.« Rot kam, aber Zéro wieder nicht. Wir erhielten tausend Gulden ausgezahlt.
Stake again on But by the fifth time grandmother had become quite bored. »Siehst du, siehst du?« flüsterte die Tante. »Wir haben beinahe alles, was wir verloren hatten, wieder eingebracht.
“To hell with it, drop that nasty little “Grandmother! it’s too much, what if red doesn’t come up?” I implored; but grandmother nearly hit me. Setze wieder auf Zéro; noch ein dutzendmal wollen wir darauf setzen, dann wollen wir es aufgeben.« Aber beim fünften Mal hatte sie es bereits ganz und gar satt bekommen.
(However, she nudged me so hard that one could almost call it beating.) »Hol dieses nichtswürdige Zéro der Teufel; ich will nichts mehr davon wissen.
There was nothing to be done, I staked all the four thousand guldens we had won earlier on red. Da, setze diese ganzen viertausend Gulden auf Rot!« befahl sie.
The wheel spun. Das Rad drehte sich.
Grandmother sat calmly and proudly erect, not doubting the certainty of winning. Die Tante saß gerade aufgerichtet mit ruhiger, stolzer Miene da, ohne im geringsten an dem bevorstehenden Gewinn zu zweifeln.
“ At first grandmother didn’t understand, but when she saw the croupier rake in her four thousand guldens along with everything that was on the table, and learned that the “Saints alive! »Zéro!« rief der Croupier. Zuerst begriff sie nicht, was es damit auf sich hatte; aber als sie sah, daß der Croupier, zusammen mit allem, was sonst noch auf dem Tisch lag, auch ihre viertausend Gulden zu sich heranharkte, und als sie zu der Erkenntnis gelangte, daß dieses Zéro, das so lange nicht gekommen war, und auf das wir über zweihundert Friedrichsdor verloren hatten, wie mit Absicht nun gerade in dem Augenblick erschienen war, wo sie eben darauf geschimpft und es nicht mehr besetzt hatte, da stöhnte sie laut auf und schlug die Hände zusammen, so daß man es durch den ganzen Saal hörte.
The cursed thing had to pop up just now!” grandmother yelled. Die Leute um sie herum lachten. »Ach herrje, ach herrje, gerade jetzt ist nun dieses nichtswürdige Ding gekommen!« jammerte sie.
“What a fiendish, fiendish thing! »So ein verfluchtes Ding! Daran bist du schuld!
It’s you! It’s all you!” she fell upon me ferociously, shoving me. Nur du bist daran schuld!« fuhr sie grimmig auf mich los und versetzte mir Stöße in die Seite.
“You talked me out of it.” “Grandmother, I talked sense to you, how can I be responsible for all the chances?” “I’ll give you your chances!” she whispered threateningly. »Du hast mir abgeredet.« »Großmütterchen, was ich gesagt habe, war ganz vernünftig; aber wie kann ich für alle Chancen einstehen?« »Ich werde dich lehren, Chancen!« flüsterte sie wütend.
“Get out of here!” “Goodbye, grandmother,” I turned to leave. »Scher dich weg von mir!« »Adieu, Großmütterchen!« Ich drehte mich um und wollte weggehen.
“Alexei Ivanovich, Alexei Ivanovich, stay! »Alexej Iwanowitsch, Alexej Iwanowitsch, bleib doch hier!
Where are you going? Wo willst du hin?
Well, what is it? Na, was ist denn?
what is it? Was ist denn?
Look, he’s angry! Fool! Ist der Mensch gleich ärgerlich geworden!
Stay, stay awhile, don’t be angry, I’m a fool myself! Du Dummkopf! Na, bleib nur hier, bleib nur noch, ärgere dich nicht, ich bin selbst ein Dummkopf!
Well, tell me, what am I to do now?” “I won’t venture to tell you, grandmother, because you’re going to accuse me. Na, nun sage, was ich jetzt tun soll!« »Nein, Großmütterchen, ich lasse mich nicht mehr darauf ein, Ihnen Rat zu geben; denn Sie würden mir nachher doch wieder die Schuld beimessen.
Play on your own; order me, and I’ll stake.” “Well, well! Spielen Sie selbst! Geben Sie mir Ihre Anweisungen, und ich werde setzen.« »Nun gut, gut!
so stake another four thousand guldens on red! Na, dann setze noch viertausend Gulden auf Rot!
Here’s my wallet, take it.” She took the wallet from her pocket and gave it to me. Hier ist meine Brieftasche, nimm!« Sie zog sie aus der Tasche und reichte sie mir.
“Well, take it quickly, there’s twenty thousand roubles in cash here.” “Grandmother,” I whispered, “such amounts… ” “I’ll win it back if it kills me. Stake!” We staked and lost. »Na, nimm nur schnell hin; es sind Zwölftausend Gulden Bargeld darin.« »Großmütterchen«, wandte ich stockend ein, »so große Einsätze… « »Ich will nicht am Leben bleiben, wenn ich es nicht wiedergewinne… Setze!« Wir setzten und verloren.
“Stake, stake, stake the whole eight thousand!” “I can’t, grandmother, the biggest stake is four!… ” “Stake four then!” This time we won. »Setze, setze; setze gleich alle achttausend Gulden!« »Das geht nicht, Großmütterchen; der höchste Einsatz ist viertausend!« »Na, dann setz viertausend!« Dieses Mal gewannen wir.
Grandmother took heart. Die Alte faßte wieder Mut.
“See, see!” she nudged me. “Stake four again.” We staked and lost; staked again and lost again. »Siehst du wohl, siehst du wohl«, sagte sie wieder mit einem Puff in meine Seite.
“Grandmother, the whole twelve thousand is gone,” I reported. »Großmütterchen, die ganzen zwölftausend Gulden sind hin«, meldete ich ihr.
“I see it’s gone,” she said in some sort of calm fury, if I may put it so, “I see, dearie, I see,” she muttered, staring fixedly in front of her and as if pondering. »Das sehe ich, daß sie alle hin sind«, erwiderte sie mit einer Art von ruhiger Wut, wenn man sich so ausdrücken kann. »Das sehe ich, mein Lieber, das sehe ich«, murmelte sie vor sich hin, ohne sich zu rühren und wie in Gedanken versunken.
“Eh, even if it kills me, stake another four thousand guldens!” “But we have no money, grandmother; there are some Russian five percent notes and some postal money orders in the wallet, but no money.” “And in the purse?” “Only small change left, grandmother.” “Do they have exchange bureaus here? »Ach was, ich will nicht am Leben bleiben… setze noch einmal viertausend Gulden!« »Aber ist es kein Geld mehr da, Großmütterchen. Hier in der Brieftasche sind nur noch russische fünfprozentige Staatsschuldscheine und außerdem einige Dokumente; Geld ist nicht mehr da.« »Und in der Börse?« »Es ist nur noch Kleingeld darin übrig, Großmütterchen.« »Gibt es hier ein Wechselgeschäft?
I was told I could cash any Russian papers here,” grandmother asked resolutely. Ich habe mir sagen lassen, hier könne ich alle unsere Papiere umwechseln«, fragte die Tante in entschlossenem Ton.
“Oh, as much as you like! »Oh, Papiere können Sie hier umwechseln, so viele Sie nur wollen!
But you’ll lose so much on the exchange that… the Jew himself will be horrified.” “Rubbish! Aber was Sie beim Umwechseln verlieren werden… da würde selbst ein Jude einen Schreck bekommen.« »Unsinn! Das gewinne ich alles wieder!
I’ll win it back. Bring mich hin!
Take me. Call those blockheads!” I rolled the chair away, the porters appeared, and we rolled out of the vauxhall. Rufe diese Tölpel, die Dienstmänner, her!« Ich rollte ihren Stuhl vom Tisch weg; die Dienstmänner erschienen, und wir verließen das Kurhaus.
“Hurry, hurry!” grandmother commanded. »Schneller, schneller, schneller!« befahl die Alte.
“Show the way, Alexei Ivanovich, the shortest… is it far?” “Two steps away, grandmother.” But at the turn from the green into the avenue, we met our whole company: the general, des Grieux, and Mlle Blanche with her mama. »Zeige den Weg, Alexej Iwanowitsch, aber nimm den nächsten Weg… ist es weit?« »Nur ein paar Schritte, Großmütterchen.« Aber in dem Augenblick, als wir von dem Schmuckplatz in die Allee einbogen, begegnete uns unsere ganze Gesellschaft: der General, de Grieux und Mademoiselle Blanche mit ihrer Mama.
Polina Alexandrovna was not with them, nor was Mr. Astley. Polina Alexandrowna war nicht bei ihnen, auch Mister Astley nicht.
“Well, well, well! »Zu, zu! Nicht stehenbleiben!« rief die Tante.
no stopping!” shouted grandmother. »Was wollt ihr denn?
“Well, what do you care? I have no time for you!” I walked behind; des Grieux sprang over to me. Ich habe jetzt für euch keine Zeit!« Ich ging hinter dem Rollstuhl; de Grieux trat hastig auf mich zu.
“She lost all she won in the morning and blew twelve thousand guldens of her own. »Den ganzen vorigen Gewinn hat sie verspielt und dazu noch zwölftausend Gulden eigenes Geld.
We’re on our way to exchange the five percent notes,” I whispered to him hurriedly. Jetzt gehen wir, Staatsschuldscheine umwechseln«, flüsterte ich ihm schnell zu.
Des Grieux stamped his foot and dashed to tell the general. De Grieux stampfte mit dem Fuß und beeilte sich, es dem General mitzuteilen.
We went on rolling grandmother. Wir setzten unsern Weg mit der Tante fort.
“Stop her, stop her!” the general whispered in a frenzy. »Halten Sie sie zurück, halten Sie sie zurück!« flüsterte mir der General ganz außer sich zu.
“You go and try stopping her,” I whispered to him. »Versuchen Sie es einmal, sie zurückzuhalten«, erwiderte ich gleichfalls leise.
“Auntie!” the general approached, “auntie… we’re just… we’re just… ” his voice trembled and faltered, “going to hire horses and drive out of town… A most delightful view… a “Eh, you and your “There’s a village… we’ll have tea… ” the general went on, now in total despair. “ “Eh, you and your milk! Go and guzzle it yourself, it gives me a bellyache. »Liebe Tante«, sagte der General, zu ihr herantretend, »liebe Tante… wir sind gerade im Begriff… wir sind gerade im Begriff… « Die Stimme fing ihm an zu zittern und versagte… »Wir wollen uns einen Wagen nehmen und eine Spazierfahrt in der Umgegend des Ortes machen… Ein entzückender Blick… ein Aussichtspunkt… wir kamen, um Sie dazu aufzufordern.« »Ach, laß mich in Ruhe mit deinem Aussichtspunkt!« antwortete die Alte gereizt mit einer wegwerfenden Handbewegung.
Why are you bothering me? !” cried grandmother. »Es ist dort ein Dorf… da wollen wir Tee trinken… « fuhr der General in heller Verzweiflung fort.
“I tell you, I have no time!” “Here we are, grandmother!” I cried. »Nous boirons du lait, sur l'herbe fraîche«, fügte de Grieux mit schändlicher Bosheit hinzu.
“This it it!” We rolled up to the house where the banker’s office was. I went to exchange the notes; grandmother stayed waiting by the entrance; des Grieux, the general, and Blanche stood to one side, not knowing what to do. Du lait, de l'herbe fraîche, aus diesen beiden Stücken setzt sich für den Pariser Bourgeois das Ideal einer Idylle zusammen; daraus besteht bekanntlich seine ganze Vorstellung von dem, was er la nature et la vérité nennt!
Grandmother looked at them wrathfully, and they went off down the road to the vauxhall. »Du mit deiner Milch! Labbere du sie allein; ich bekomme davon Bauchschmerzen. Aber warum belästigt ihr mich denn?« schrie die Tante.
I was offered such terrible terms that I didn’t dare accept and went back to grandmother to ask for instructions. »Ich habe doch schon gesagt, daß ich keine Zeit habe!« »Wir sind schon da, Großmütterchen!« sagte ich. »Hier ist es!« Wir waren bei einem Haus angelangt, in dem sich ein Bankgeschäft befand.
“Ah, the robbers!” she cried, clasping her hands. “Well! Never mind! Exchange them!” she cried resolutely. Ich ging hinein, um das Umwechseln zu erledigen; die Tante blieb draußen auf der Straße und wartete; der General, de Grieux und Blanche standen in einiger Entfernung von ihr und wußten nicht, was sie tun sollten.
“Wait, call the banker to me!” “Maybe one of the clerks, grandmother?” “All right, a clerk, it’s all the same. Die Alte warf ihnen zornige Blicke zu; so gingen sie denn fort und schlugen den Weg nach dem Kurhaus ein.
Ah, the robbers!” The clerk agreed to come out, having learned that he had been asked by a paralyzed old countess who couldn’t walk. Was man mir in dem Bankgeschäft für die Wertpapiere bot, war so erschreckend wenig, daß ich nicht glaubte, auf eigene Hand den Verkauf abschließen zu sollen, sondern zur Tante zurückkehrte, um mir von ihr Instruktion zu erbitten.
Grandmother reproached him for thievery, at length, wrathfully, and loudly, and bargained with him in a mixture of Russian, French, and German, with me helping to translate. »Ach, diese Räuber!« rief sie und schlug die Hände zusammen. »Na, aber es hilft nichts! Verkaufe sie!« fuhr sie kurz entschlossen fort. »Warte mal, rufe doch mal den Bankier zu mir her!« »Wohl einen von den Kontoristen, Großmütterchen?« »Na, also einen Kontoristen, ganz gleich!
The grave clerk kept looking at the two of us and silently wagging his head. He gazed at grandmother even with a much too intent curiosity–which was impolite. Ach, diese Räuber!« Der Kontorist fand sich bereit mit hinauszukommen, als er hörte, es lasse ihn eine alte Gräfin bitten, die körperlich leidend sei und nicht gehen könne.
Finally, he began to smile. “Well, away with you!” cried grandmother. “Choke on my money! Exchange with him, Alexei Ivanovich, there’s no time, otherwise we could go elsewhere… ” “The clerk says others will give still less.” I don’t remember the figures exactly, but it was terrible. Lange Zeit machte ihm die Tante mit lauter Stimme zornige Vorwürfe wegen solcher Gaunerei und suchte mit ihm zu handeln; sie redete dabei einen Mischmasch von Russisch, Französisch und Deutsch, bei dem ich als Dolmetscher half.
I exchanged about twelve thousand florins in gold and notes, took the receipt, and brought it to grandmother. Der ernste Kontorist sah uns beide an und schüttelte schweigend den Kopf. Die Tante betrachtete er sogar mit einer so beharrlichen Neugier, daß es ordentlich unhöflich herauskam; schließlich fing er an zu lächeln.
“Well! well! well! »Na, nun pack dich!« schrie die Alte.
No point in counting it,” she waved her hands, “quick, quick, quick!” “I’ll never stake on that cursed This time I tried as hard as I could to persuade her to make smaller stakes, insisting that, with a turn of the chances, there would always be a moment for staking a big amount. »Mögest du an meinem Gelde ersticken! Wechsle es bei ihm um, Alexej Iwanowitsch! Wir haben keine Zeit; sonst könnten wir zu einem andern fahren… « »Der Kontorist sagt, bei andern würden wir noch weniger bekommen.« Genau besinne ich mich nicht mehr auf die Rechnung, die uns damals gemacht wurde; aber sie war schauderhaft. Ich erhielt etwa zwölftausend Gulden in Gold und Banknoten, nahm die Rechnung und trug alles der Tante hinaus.
But she was so impatient that, though she agreed at first, it was impossible to hold her back during the play. »Schon gut, schon gut! Du brauchst es mir nicht erst vorzuzählen!« winkte sie ab. »Nur schnell, schnell, schnell!« »Nie mehr werde ich auf dieses verwünschte Zéro setzen, und auf Rot auch nicht«, sagte sie vor sich hin, als wir uns dem Kurhaus näherten.
As soon as she began to win stakes of ten or twenty friedrichs d’or, “Well, there! Well, there!” she began nudging me, “well, there, we’ve won–if we’d staked four thousand instead of ten, we’d have won four thousand, and what now? Diesmal bemühte ich mich aus allen Kräften, sie dazu zu bewegen, nur möglichst kleine Einsätze zu machen, indem ich ihr vorstellte, daß sie bei einer günstigen Wendung der Chancen immer noch Zeit habe, größere Summen zu setzen.
It’s all you, all you!” And vexed as I was, watching her play, I finally decided to keep quiet and give no more advice. Suddenly des Grieux sprang over. Aber sie war für ein solches Verfahren zu ungeduldig; obwohl sie sich anfänglich damit einverstanden erklärt hatte, war es doch ein Ding der Unmöglichkeit, sie im Laufe des Spiels zurückzuhalten.
The three of them were nearby; I noticed that Mlle Blanche and her mama were standing to one side, exchanging courtesies with the little prince. Kaum fing sie an, auf Einsätze von zehn, zwanzig Friedrichsdor zu gewinnen, so hieß es unter Puffen in meine Seite: »Na, siehst du wohl, siehst du wohl?
The general was obviously out of favor, almost in the doghouse. Blanche didn’t even want to look at him, though he fidgeted about her with all his might. Gewonnen haben wir; wir hätten viertausend Gulden setzen sollen statt der zehn Friedrichsdor; dann hätten wir viertausend Gulden gewonnen; aber was haben wir jetzt?
Poor general! He turned pale, red, trembled, and even no longer followed grandmother’s play. Blanche and the little prince finally left; the general ran after them. Das ist nur deine Schuld, nur deine Schuld!« Und wie sehr ich mich auch ärgerte, wenn ich ihre Art zu spielen ansah, so entschied ich mich schließlich doch dafür zu schweigen und ihr keine weiteren Ratschläge mehr zu geben.
“ “And how, then? Go on, teach me!” grandmother turned to him. Auf einmal trat de Grieux eilig zu ihr heran.
Des Grieux suddenly began babbling rapidly in French, giving advice, fussing, saying one had to wait for the chance, started calculating some numbers… Grandmother understood nothing. Auch unsere übrige Gesellschaft war in der Nähe; ich bemerkte, daß Mademoiselle Blanche mit ihrer Mama etwas abseits stand und mit dem kleinen Fürsten kokettierte. Der General war in offenbarer Ungnade und so gut wie abgesetzt.
He turned to me constantly, asking me to translate; jabbed his finger at the table, pointing, finally snatched a pencil and was beginning to work something out on paper. Blanche wollte ihn nicht einmal ansehen, obwohl er sich aus allen Kräften mit Liebenswürdigkeiten um sie zu schaffen machte. Der arme General! Er wurde abwechselnd blaß und rot, zitterte und verfolgte nicht einmal mehr das Spiel der Tante.
Grandmother finally lost patience. “Well, away, away with you! Schließlich gingen Blanche und der kleine Fürst hinaus; der General lief ihnen nach.
it’s all rubbish! “ “Well, stake once as he says,” grandmother told me, “let’s see; maybe it will really work.” Des Grieux wanted only to distract her from big stakes: he suggested staking on numbers singly and in groups. »Madame, madame«, flüsterte de Grieux der Tante zu, indem er sich ganz dicht an ihr Ohr hinabbeugte, »madame, so geht das nicht mit dem Setzen… nein, nein, das ist nicht möglich… « radebrechte er auf russisch, »… nein!« »Aber wie denn?
I staked, at his direction, one friedrich d’or on each of the series of odd numbers from one to twelve, and five friedrichs d’or on groups of numbers between twelve and eighteen, and between eighteen and twentyfour: in all we staked sixteen friedrichs d’or. Na, dann belehre mich mal!« antwortete ihm die Tante. Nun begann de Grieux sehr schnell Französisch zu plappern und eifrig Ratschläge zu geben; er sagte, man müsse eine Chance abwarten, und führte irgendwelche Zahlen an – die Alte begriff nichts von alledem. Fortwährend wandte er sich dabei an mich, mit der Bitte, seine Worte zu übersetzen; er tippte mit dem Finger auf den Tisch und demonstrierte dies und das; zuletzt ergriff er einen Bleistift und begann auf einem Blatt Papier zu rechnen.
The wheel spun. Schließlich verlor die Alte die Geduld.
“ “What a blockhead!” cried grandmother, turning to des Grieux. »Na, nun scher dich weg! Du schwatzt ja doch nur dummes Zeuge! ›Madame, madame!‹ aber er selbst versteht von der Sache nichts.
“Vile little Frenchman that you are! You and your fiendish advice! Away, away! Scher dich weg!« »Mais, madame«, schnatterte de Grieux wieder los und fing von neuem an zu schwadronieren und zu zeigen.
He doesn’t understand a thing, and he pokes his nose into it anyway!” Terribly offended, des Grieux shrugged his shoulders, gave grandmother a contemptuous look, and walked off. Er war in einen unhemmbaren Eifer hineingeraten. »Na, dann setze einmal so, wie er sagt!« befahl mir die Tante. »Wir wollen mal sehen; vielleicht glückt es wirklich.« De Grieux wollte sie nur von großen Einsätzen abbringen; er schlug ihr vor, auf Zahlen zu setzen, auf einzelne Zahlen und auf Zahlengruppen.
He felt ashamed now that he had gotten involved; he just couldn’t help it. An hour later, despite all our efforts, we had lost everything. “Home!” cried grandmother. She didn’t say a word till we got to the avenue. Ich setzte nach seiner Anweisung je einen Friedrichsdor auf die ungeraden Zahlen von eins bis zwölf und je fünf Friedrichsdor auf die Zahlengruppe von zwölf bis achtzehn und auf die Zahlengruppe von achtzehn bis vierundzwanzig; im ganzen hatten wir sechzehn Friedrichsdor gesetzt.
In the avenue and already approaching the hotel, exclamations began to escape her. Das Rad drehte sich. »Zéro!« rief der Croupier. Wir hatten alles verloren. »So ein Esel!« rief die Alte, indem sie sich zu de Grieux umdrehte.
“What a fool! what a great big fool! »So ein Jammerkerl von Franzose!
You old fool, you!” We had only just entered the suite: “Bring me tea!” grandmother cried, “and get ready at once! Der gibt noch Ratschläge, der Taugenichts! Scher dich weg, scher dich weg! Versteht nichts und tut hier wichtig!« Tief gekränkt zuckte de Grieux mit den Achseln, warf der Tante einen Blick voller Verachtung zu und entfernte sich.
We’re going!” “Where would you be pleased to be going, dearie?” Marfa tried to ask. Er schämte sich jetzt selbst, daß er sich mit ihr eingelassen hatte; länger hielt er es jedenfalls nicht aus.
“What business is that of yours? To your last, shoemaker! Nach einer Stunde hatten wir, trotz allen Kämpfens und Ringens, alles verloren.
Potapych, pack up everything, all the luggage! »Nach Hause!« schrie die Tante. Ehe wir die Allee erreicht hatten, sprach sie kein Wort.
We’re going back to Moscow! I’ve “Fifteen thousand, dearie! My God!” cried Potapych, clasping his hands touchingly, probably hoping to oblige. Als wir in der Allee waren und uns schon dem Hotel näherten, da kamen bei ihr stoßweise die ersten Ausrufe: »So ein dummes Weib!
“Well, well, you fool! So ein verrücktes Weib!
None of this sniveling! Silence! Get ready! Du altes, altes, verrücktes Weib du!« Sobald wir wieder in ihrem Logis waren, schrie sie: »Bringt mir Tee!
The bill, quickly, quickly!” “The next train leaves at halfpast nine, grandmother,” I reported, to stop her furor. Und packt sofort ein! Wir reisen ab!« »Wohin belieben Sie zu reisen, Mütterchen?« fragte Marfa schüchtern. »Was geht dich das an? Kümmere dich um deine eigene Nase!
“And what is it now?” “Halfpast seven.” “How vexing! Potapytsch, pack alles zusammen, mach alles fertig! Wir fahren zurück, nach Moskau.
Well, never mind! Alexei Ivanovich, I haven’t a kopeck. Ich habe fünfzehntausend Rubel verspielt!« »Fünfzehntausend Rubel, Mütterchen!
Here are two more notes, run off to that place, exhange them for me. Otherwise I’ll have nothing for the road.” I went. Mein Gott, mein Gott!« fing Potapytsch an und schlug, wie tief ergriffen, die Hände zusammen, wahrscheinlich in der Meinung, es damit der Alten recht zu machen.
Half an hour later, on returning to the hotel, I found all our people at grandmother’s. »Na, na, du Schafskopf! Fang womöglich noch an zu heulen! Schweig still! Pack die Sachen!
Having learned that grandmother was leaving altogether for Moscow, they seemed to be even more struck than by her losses. Und schnell die Rechnung, schnell.« »Der nächste Zug geht um halb zehn, Großmütterchcn«, bemerkte ich in der Absicht, ihr Toben zu hemmen. »Und wieviel ist es jetzt?« »Halb acht.« »Das ist ärgerlich!
Suppose that going away would save her fortune, but what would become of the general now? Na, ganz egal! Alexej Iwanowitsch, Geld habe ich auch nicht eine Kopeke mehr. Da hast du noch zwei Staatsschuldscheine; lauf und wechsle mir die auch noch um.
Who would pay des Grieux? Sonst habe ich kein Geld zum Fahren.« Ich ging hin.
Mlle Blanche certainly wouldn’t wait until grandmother died, and would probably slip away now with the little prince or somebody else. Als ich nach einer halben Stunde ins Hotel zurückkam, fand ich bei der Tante die sämtlichen Unsrigen vor. Anscheinend waren sie über die Mitteilung, daß die Tante nach Moskau zurückzufahren beabsichtige, noch mehr bestürzt als über deren Spielverlust.
They were all standing in front of her, comforting her, trying to talk sense into her. Polina again was not there. Allerdings wurde durch diese Abreise das übrige Vermögen der alten Dame gerettet; aber auf der anderen Seite: was sollte jetzt aus dem General werden?
Grandmother was shouting furiously at them. Wer würde de Grieux' Forderungen begleichen?
“Leave me alone, you devils! What business is it of yours? Why is this goatbeard getting at me?” she shouted at des Grieux. Mademoiselle Blanche würde selbstverständlich nicht warten mögen, bis die Alte stürbe, sondern wahrscheinlich gleich jetzt mit dem kleinen Fürsten oder sonst jemandem davongehen.
“And you, you shank of a girl, what do you want?” she turned to Mlle Blanche. Sie standen alle vor der Tante, trösteten sie und redeten ihr freundlich zu. Polina war wieder nicht dabei.
“What are you fussing about?” “ “ “Ah, so you’re counting on my death?” grandmother screamed at the general. Die Tante schrie ihnen grimmig zu: »Macht, daß ihr fortkommt, ihr Kanaillen! Was geht euch die ganze Geschichte an? Wozu drängt sich dieser Ziegen- bart« (das war Monsieur de Grieux) »mir immer auf?
“Get out! Throw them all out, Alexei Ivanovich! Is it any of your business? Und du, kokette Person« (hier wandte sie sich an Mademoiselle Blanche), »was willst du von mir?
I’ve blown my money, not yours!” The general shrugged his shoulders, stooped, and left. Des Grieux followed. Warum scharwenzelst du um mich herum?« »Diantre!« murmelte Mademoiselle Blanche, in deren Augen die Wut funkelte; aber plötzlich lachte sie auf und ging hinaus.
“Call Praskovya,” grandmother told Marfa. »Elle vivra cent ans!« rief sie in der Tür dem General zu.
Five minutes later Marfa returned with Polina. »So, so! Also du rechnest auf meinen Tod?« kreischte die Alte den General an.
All this time Polina had been sitting in her room with the children and, it seems, had purposely decided not to go out all day. »Mach, daß du fortkommst! Jage sie alle hinaus, Alexej Iwanowitsch! Was geht es euch an? Ich habe mein eigenes Geld verspielt und nicht eures!« Der General zuckte mit den Achseln und ging in gekrümmter Haltung hinaus.
Her face was serious, sad, and preoccupied. De Grieux folgte ihm. »Rufe Praskowja her!« befahl die Tante ihrer Zofe Marfa.
“Praskovya,” grandmother began, “is it true, what I learned from someone today, that your fool of a stepfather supposedly wants to marry that silly French fidget–an actress, isn’t she, or something still worse? Nach fünf Minuten kehrte Marfa mit Polina zurück. Polina hatte diese ganze Zeit über mit den Kindern in ihrem Zimmer gesessen und sich anscheinend vorgenommen, den ganzen Tag nicht auszugehen. Ihr Gesicht war ernst, traurig und sorgenvoll.
Tell me, is it true?” “I don’t know for certain, grandmother,” Polina answered, “but from the words of Mlle Blanche herself, who finds concealment unnecessary, I conclude… ” “Enough!” grandmother interrupted energetically, “I understand everything! »Praskowja«, begann die Tante, »ist das wahr, was ich vor kurzem auf einem Umweg gehört habe, daß dieser Dummkopf, dein Stiefvater, diese dumme, flatterhafte Französin heiraten will? Sie ist ja wohl eine Schauspielerin, wenn nicht etwas noch Schlimmeres?
I always reckoned he was up to just that, and always considered him the emptiest and flightiest of men. He goes around swaggering that he’s a general (he got the rank after he retired as a colonel), and putting on airs. Sag, ist das wahr?« »Sicheres weiß ich darüber nicht, Großmütterchen«, antwortete Polina; »aber aus den eigenen Worten der Mademoiselle Blanche, die es nicht für nötig hält, ein Geheimnis daraus zu machen, schließe ich… « »Genug«, unterbrach die Alte sie energisch.
I know it all, my dear, how you sent telegram after telegram to Moscow–‘Will the old crone turn her toes up soon?’ They were waiting for the inheritance; without money, that mean wench–what’s her name?–de Cominges or something, wouldn’t even take him as a lackey, with false teeth at that. »Ich verstehe alles! Ich habe mir gleich gesagt, daß ihm das ganz ähnlich sehe, und habe ihn von jeher für einen ganz hohlen, leichtsinnigen Menschen gehalten. Er hat sich so einen Dünkel zugelegt, weil er General geworden ist (eigentlich war er nur Oberst und hat den Generalsrang erst beim Abschied bekommen); darauf ist er nun stolz.
They say she has heaps of money herself, lends it on interest, having earned it in a nice way. I don’t blame you, Praskovya; it wasn’t you who sent the telegrams; nor do I want to remember old wrongs. Ich weiß alles, mein Kind, wie ihr ein Telegramm nach dem andern nach Moskau geschickt habt: ›Wird denn die Alte noch nicht bald die Augen zumachen?‹ Ihr wartetet auf die Erbschaft; wenn der General kein Geld hat, nimmt ihn diese gemeine Dirne (wie heißt sie doch?
I know what a nasty character you’ve got–a wasp! de Cominges, nicht wahr?) nicht einmal als Lakaien zu sich, noch dazu mit seinen falschen Zähnen.
it swells when you sting, but I feel sorry for you, because I loved your late mother Katerina. Sie hat, wie es heißt, selbst eine tüchtige Menge Geld und verleiht es auf Zinsen, ein netter Erwerbszweig!
Well, do you want to drop all this here and come with me? You’ve got nowhere to go; and it’s improper for you to be with them now. Dir, Praskowja, mache ich keine Vorwürfe; du hast keine Telegramme abgeschickt, und an alte Geschichten will ich auch nicht weiter denken.
Wait!” grandmother interrupted Polina, who was about to begin a reply, “I haven’t finished yet. Ich weiß, daß du einen garstigen Charakter hast; du bist die reine Wespe! Wo du hinstichst, da gibt es eine Geschwulst.
I won’t demand anything of you. Aber du tust mir leid; denn ich habe deine Mutter, die verstorbene Katerina, sehr gern gehabt.
My house in Moscow you know–it’s a palace, you can have a whole floor and not come down to see me for weeks, if you don’t fancy my character. Na, willst du? Laß hier alles stehn und liegen und fahr mit mir mit! Du weißt ja doch eigentlich nicht, wo du bleiben sollst, und hier bei denen zu sein paßt sich gar nicht einmal für dich.
Well, do you want to or not?” “Allow me to ask you first: do you really mean to leave right now?” “Do you think I’m joking, dearie? Warte« (Polina hatte schon zu einer Antwort angesetzt; aber die Alte ließ sie nicht zu Wort kommen), »ich bin noch nicht fertig. Mein Haus in Moskau ist, wie du weißt, so groß wie ein Schloß.
I said I’d leave, and I’ll leave. I’ve dumped fifteen thousand roubles today at your thricecursed roulette. Meinetwegen kannst du darin eine ganze Etage bewohnen und brauchst wochenlang nicht zu mir zu kommen, wenn mein Wesen dir nicht zusagt.
Five years ago I promised to replace the wooden church on my estate near Moscow with a stone one, and instead I whistled it away here. Nun, willst du oder willst du nicht?« »Gestatten Sie mir zunächst die Frage: wollen Sie wirklich jetzt gleich fahren?« »Du denkst wohl, ich mache nur Scherz, mein Kind?
Now, dearie, I’m going to go and build that church.” “And the waters, grandmother? Ich habe gesagt, daß ich fahre, und werde es auch tun. Ich habe heute fünfzehntausend Rubel bei eurem dreimal verfluchten Roulett verloren.
Haven’t you come to take the waters?” “Eh, you and your waters! Don’t vex me, Praskovya; are you doing it on purpose, or what? Auf meinem Gut bei Moskau habe ich vor fünf Jahren gelobt, eine hölzerne Kirche zu einer steinernen umzubauen, und statt dessen habe ich nun hier mein Geld vergeudet.
Tell me, will you come along?” “I thank you very, very much, grandmother,” Polina began with feeling, “for the refuge you’re offering me. Jetzt fahre ich hin, mein Kind, um die Kirche zu bauen.« »Aber die Brunnenkur, Großmütterchen? Sie sind doch hergekommen, um Brunnen zu trinken?« »Ach, geh mir mit deinem Brunnen!
You’ve partly guessed my situation. Mach mich nicht ärgerlich, Praskowja; oder war das gerade deine Absicht?
I’m so grateful that, believe me, I may even come to you soon; but now there are reasons… important ones… and I can’t decide at once, this minute. Sag, fährst du mit oder nicht?« »Ich bin Ihnen sehr, sehr dankbar, Großmütterchen«, erwiderte Polina mit warmer Empfindung, »für das Asyl, das Sie mit anbieten. Zum Teil haben Sie meine Lage richtig erraten.
If you were staying two weeks… ” “You mean you don’t want to?” “I mean I can’t. Ich erkenne Ihr Güte aus vollem Herzen an und werde (seien Sie dessen versichert!)
Besides, in any case I can’t leave my brother and sister, and since… since… since they may indeed be all but abandoned, then… if you’ll take me with the little ones, grandmother, I’ll certainly come to you, and, believe me, I’ll come to deserve it of you,” she added warmly, “but without the children I can’t, grandmother.” “Well, don’t snivel!” (Polina had never thought of sniveling, and she never cried.) zu Ihnen kommen, vielleicht sogar schon sehr bald; aber jetzt habe ich Gründe… wichtige Gründe… und ich kann mich so plötzlich, in diesem Augenblick, nicht dazu entschließen. Wenn Sie wenigstens noch ein paar Wochen hierblieben… « »Also du willst nicht?« »Ich kann es nicht. Außerdem kann ich jedenfalls meinen Bruder und meine Schwester nicht verlassen; denn… denn… denn es könnte sonst wirklich so kommen, daß sie niemand auf der Welt haben, der sich ihrer annimmt. Wenn Sie also mich mitsamt den Kleinen aufnehmen wollen, Großmütterchen, dann werde ich bestimmt zu Ihnen ziehen, und glauben Sie mir: ich werde Ihnen Ihre Güte lohnen!« fügte sie warm und herzlich hinzu.
“There’ll be room for the chicks as well; it’s a big chicken coop. Besides, it’s time they went to school. »Aber ohne die Kinder kann ich es nicht, Großmütterchen.« »Na, heule nur nicht!« (Polina war vom Heulen weit entfernt, wie sie denn überhaupt niemals weinte.)
Well, so you’re not coming now? Well, Praskovya, watch out! »Es wird sich auch für deine Küchlein schon noch ein Plätzchen finden; mein Hühnerstall ist ja geräumig.
I’d like to wish you well, but I know why you’re not coming. Überdies ist's für sie bald Zeit, daß sie in die Schule kommen. Na, also du fährst jetzt nicht mit!
I know everything, Praskovya! Nun, Praskowja, sei auf deiner Hut!
That little Frenchman won’t bring you any good.” Polina flushed. Ich meine es gut mit dir; aber ich weiß ja, warum du nicht mitfährst. Ich weiß alles.
I gave a start. Praskowja.
(Everybody knows! I alone, therefore, know nothing!) Dieser Franzose wird dir keinen Segen bringen.« Polina wurde dunkelrot.
“Well, well, don’t frown. Ich fuhr ordentlich zusammen.
I won’t embroider on it. (Alle wissen Bescheid! Nur ich weiß von nichts!)
Only watch out that nothing bad happens, understand? »Nun, nun, du brauchst kein finsteres Gesicht zu machen. Ich will nicht weiter darüber reden.
You’re a smart girl; I’d be sorry for you. Sei nur auf deiner Hut, daß nichts Schlimmes passiert, verstehst du?
Well, enough, I don’t even want to look at you all! Du bist ein verständiges Mädchen; es würde mir um dich leid tun. Na, nun genug!
Go! Goodbye!” “I’ll still come to see you off, grandmother,” said Polina. Hätte ich euch alle nur gar nicht wiedergesehen!
“No need to; don’t bother me, I’m sick of you all.” Polina kissed grandmother’s hand, but she pulled her hand away and kissed Polina on the cheek. Geh! Lebewohl!« »Ich begleite Sie noch auf den Bahnhof, Großmütterchen«, sagte Polina. »Nicht nötig; sei mir nicht im Wege: ich habe euch sowieso schon alle satt.« Polina wollte der Alten die Hand küssen; aber diese zog die Hand weg und küßte selbst Polina auf die Wange.
As she passed me, Polina glanced at me quickly and at once turned away. Als Polina an mir vorbeiging, sah sie mich mit einem schnellen Blick an und wendete sogleich die Augen wieder weg.
“Well, goodbye to you, too, Alexei Ivanovich! It’s only an hour till the train. »Na, dann leb auch du wohl, Alexej Iwanowitsch; es ist nur noch eine Stunde bis zur Abfahrt des Zuges.
And you’re tired of me, I think. Und du wirst auch von dem Zusammensein mit mir müde geworden sein, denke ich mir.
Here, take these fifty gold pieces.” “I humbly thank you, grandmother, I’m ashamed to… ” “Well, well!” cried grandmother, but so energetically and menacingly that I didn’t dare refuse and accepted. Da, nimm für dich diese fünfzig Goldstücke!« »Ich danken Ihnen herzlich, Großmütterchen; aber es ist mir peinlich… « »Ach was!« schrie die Tante in so energischem, grimmigem Ton, daß ich mich nicht zu weigern wagte und das Geld annahm.
“In Moscow, when you’re running around without a job, come to me; I’ll recommend you to someone. »Wenn du in Moskau bist und da ohne Stellung herumläufst, dann komm zu mir; ich werde dich irgendwohin empfehlen.
Well, out with you!” I went to my room and lay down on the bed. Na, nun mach, daß du wegkommst!« Ich ging auf mein Zimmer und legte mich auf das Bett.
I think I lay for half an hour on my back, my hands thrust behind my head. Ich glaube, etwa eine halbe Stunde lang lag ich da, auf dem Rücken, die Hände unter dem Kopf.
The catastrophe had broken out, there was something to think about. Die Katastrophe brach bereits herein; da gab es vieles, worüber ich nachdenken mußte.
I decided imperatively to talk with Polina tomorrow. Ich nahm mir vor, am nächsten Tag mit Polina ein ernstes Wort zu reden.
Ah! the little Frenchman? Ah, dieser kleine Franzose!
So then it’s true! Also war es wirklich wahr!
What could there be to it, though? Polina and des Grieux! Aber dennoch: von welcher Art konnte denn dieses Verhältnis sein?
Lord, what a juxtaposition! Polina und de Grieux! O Gott, was für eine Zusammenstellung!
All this was simply unbelievable. Das alles war doch geradezu unglaublich.
I suddenly jumped up, beside myself, to go looking for Mr. Astley at once and make him speak at all costs. Ich sprang plötzlich, ganz außer mir, vom Bett auf, um sofort wegzugehen und Mister Astley aufzusuchen und ihn um jeden Preis zum Reden zu bringen.
Here, too, of course, he knows more than I do. Er wußte sicherlich auch hiervon mehr als ich. Mister Astley?
Mr. Astley? There’s another riddle for me! Der war mir auch für seine eigene Person noch ein Rätsel!
But suddenly there came a knock at my door. Da hörte ich jemand an meine Tür köpfen.
I looked–Potapych. Ich sah nach – es war Potapytsch.
“Alexei Ivanovich, my dear: the mistress, she’s calling.” “What is it? »Alexej Iwanowitsch, die gnädige Frau lassen Sie zu sich bitten!« »Was gibt es denn?
Is she leaving or something? Sie will wohl abfahren, nicht wahr?
It’s still twenty minutes till the train.” “She’s restless, my dear, can barely sit still. Es sind noch zwanzig Minuten bis zur Abfahrt des Zuges.« »Die gnädige Frau sind so unruhig und können kaum stillsitzen.
‘Quick, quick!’–meaning you, my dear; for Christ’s sake, don’t delay.” I raced downstairs at once. ›Schnell, schnell!‹ sagen die gnädige Frau, nämlich, daß ich Sie schnell holen soll. Um Christi willen, kommen Sie schnell!« Ich lief sogleich hinunter.
Grandmother had already been rolled out to the corridor. Die Tante hatte sich schon auf den Korridor hinaustragen lassen.
She had the wallet in her hands. In der Hand hielt sie ihre Brieftasche.
“Alexei Ivanovich, lead the way, come on!… ” “Where to, grandmother?” “It may kill me, but I’ll win back what I lost! »Alexej Iwanowitsch, geh voran; wir wollen hin!« »Wohin, Großmütterchcn?« »Ich will nicht am Leben bleiben, wenn ich es nicht wiedergewinne! Na, marsch, ohne weiter zu fragen!
Well, march, no questions! They play till midnight there, don’t they?” I was dumbfounded, reflected, but made up my mind at once. Das Spiel dauert dort ja wohl bis Mitternacht?« Ich war starr, überlegte einen Augenblick, hatte dann aber sofort meinen Entschluß gefaßt.
“As you will, Antonida Vassilyevna, but I won’t go.” “Why not? »Nehmen Sie es mir nicht übel, Antonida Wassiljewna, ich komme nicht mit.« »Warum nicht?
What’s this now? Was soll das wieder heißen?
Are you all moonstruck or something?” “As you will, but afterwards I’d reproach myself; I don’t want to! Ihr seid hier wohl alle nicht recht bei Trost?« »Nehmen Sie es mir nicht übel; aber ich würde mir nachher selbst Vorwürfe deswegen machen; ich will nicht.
I don’t want either to witness it or to participate in it; spare me, Antonida Vassilyevna. Ich will weder Zeuge noch Teilnehmer sein; dispensieren Sie mich davon, Antonida Wassiljewna!
Here are your fifty friedrichs d’or back; goodbye!” And, placing the roll of friedrichs d’or right there on a little table next to grandmother’s chair, I bowed and left. Da haben Sie ihre fünfzig Friedrichsdor zurück; leben Sie wohl!« Ich legte die Rolle mit den Friedrichsdor dort auf ein Tischchen, neben dem der Stuhl der Tante gerade vorbeikam, verbeugte mich und ging weg.
“What rubbish!” grandmother cried after me. »So ein Unsinn!« rief sie mir nach.
“Don’t come then, if you please, I’ll find the way myself! »Dann laß es bleiben, meinetwegen; ich werde den Weg auch allein finden!
Potapych, come with me! Potapytsch, komm du mit!
Well, pick me up, get going.” I didn’t find Mr. Astley and went back home. Na, hebt mich auf und tragt mich!« Mister Astley fand ich nicht und kehrte nach Hause zurück.
Late, past midnight, I learned from Potapych how grandmother’s day had ended. Erst spät, nach Mitternacht, erfuhr ich von Potapytsch, wie dieser Tag für die Alte geendet hatte.
She had lost everything I had exchanged for her earlier, that is, another ten thousand roubles, by our reckoning. Sie hatte alles verspielt, was ich ihr kurz vorher eingewechselt hatte, das heißt nach unserem Geld nochmal zehntausend Rubel.
That same little Pole to whom she had given two friedrichs d’or had attached himself to her and guided her play the whole time. Jener selbe Pole, dem sie unlängst zwei Friedrichsdor geschenkt hatte, hatte sich an sie herangemacht und während der ganzen Zeit ihr Spiel dirigiert.
First, before the little Pole, she had made Potapych stake for her, but soon chased him away; it was then that the little Pole popped up. Zuerst, ehe sich der Pole einfand, hatte sie den Versuch gemacht, ihre Einsätze durch Potapytsch bewerkstelligen zu lassen; aber den hatte sie bald weggejagt, und dann war der Pole eingetreten.
As luck would have it, he understood Russian and could even chatter in a mixture of three languages, so that they somehow managed to understand each other. Das Unglück wollte, daß er Russisch verstand und sogar einigermaßen sprach, in einem Gemisch von drei Sprachen, so daß sie sich leidlich untereinander verständlich machen konnten.
Grandmother scolded him mercilessly all the time, and though he constantly “laid himself out at my lady’s feet,” he was “no comparison with you, Alexei Ivanovich,” Potapych recounted. “She treated you Die Tante hatte ihm die ganze Zeit über die derbsten Schimpfworte an den Kopf geworfen, und »obgleich er«, erzählte Potapytsch, »sich fortwährend ›der gnädigen Frau zu Füßen legte‹, wurde er von ihr doch ganz anders behandelt wie Sie, Alexej Iwanowitsch; gar kein Vergleich.


Chapter - 13

CHAPTER XIII Dreizehntes Kapitel
IT’S ALMOST A WHOLE month now since I’ve touched these notes of mine, begun under the effect of strong though disorderly impressions. Beinah ein ganzer Monat ist schon vergangen, seit ich diese meine Aufzeichnungen nicht mehr angerührt habe, die ich damals im Bann unklarer, aber starker Affekte begann.
The catastrophe, the approach of which I anticipated then, did come, but a hundred times more drastically and unexpectedly than I had thought. Die Katastrophe, deren Herannahen ich damals vorausfühlte, ist wirklich eingetreten, aber in sehr viel heftigerer Form und anderer Art, als ich es mir gedacht hatte.
It was all something strange, ugly, and even tragic, at any rate for me. All diese Vorgänge trugen einen sonderbaren, widerwärtigen, ja tragischen Charakter, wenigstens für mich.
Certain things happened to me that were almost miraculous; so at least I look at them to this day–though from another point of view, and especially judging by the whirl I was then spinning in, they were at most only somewhat out of the ordinary. Ich habe einzelnes erlebt, was an Wunder grenzt; so sehe ich wenigstens noch immer diese Dinge an, wiewohl sie von einem anderen Standpunkt aus, und namentlich wenn man erwägt, in welchem Wirbel ich damals herumgetrieben wurde, nur als Ereignisse von vielleicht nicht ganz gewöhnlicher Art erscheinen mögen.
But most miraculous of all for me was the way I regarded these events. To this day I don’t understand myself! Aber das Allerwunderbarste ist für mich die Art und Weise, wie ich mich selbst diesen Ereignissen gegenüber verhielt.
And it all flew away like a dream–even my passion, and yet it really was strong and true, but… where has it gone now? Und all das ist dahingeflogen wie ein Traum, sogar meine Leidenschaft, die doch stark und aufrichtig war; aber wo ist die jetzt geblieben?
Indeed, the thought occasionally flits through my head: “Didn’t I go out of my mind then and spend the whole time sitting in a madhouse somewhere, and maybe I’m sitting there now–so that for me it was all a I collected and reread my pages. Wirklich: manchmal huscht mir der Gedanke durch den Kopf: habe ich vielleicht damals den Verstand verloren und dann diese ganze Zeit über irgendwo in einem Irrenhaus gesessen, oder sitze ich vielleicht auch jetzt noch in einem solchen und all diese Dinge waren und sind nur Produkte meiner Einbildung?
(Who knows, maybe so as to convince myself that I hadn’t written them in the madhouse?) Now I’m all alone. Ich habe meine Blätter zusammengesucht und wieder durchgelesen; vielleicht habe ich es nur in der Absicht getan, mich zu überzeugen, ob ich sie nicht wirklich in einem Irrenhaus geschrieben habe.
Autumn is coming, the leaves are turning yellow. Der Herbst rückt heran, das Laub wird gelb.
I’m sitting in this dreary little town (oh, how dreary little German towns are! Ich sitze in diesem trostlosen Städtchen (oh, wie trostlos sind die kleinen deutschen Städte!
), and instead of thinking over the next step, I live under the influence of feelings just past, under the influence of fresh memories, under the influence of all this recent whirl, which drew me into that turbulence then, and threw me out of it again somewhere. ), und statt zu überlegen, was ich nun weiter tun soll, lebe ich in den Empfindungen der jüngsten Vergangenheit, in frischen Erinnerungen und überlasse mich dem Gedanken an jenen Wirbelsturm, der mich damals packte und umherschleuderte und mich nun wieder irgendwohin ausgeworfen hat.
It still seems to me at times that I’m spinning in the same whirl, and that the storm is about to rush upon me, snatch me up with its wing in passing, and I will again break out of all order and sense of measure, and spin, spin, spin… However, maybe I’ll settle somehow and stop spinning, if I give myself as precise an account as possible of all that happened this month. Manchmal habe ich die Vorstellung, als drehte ich mich immer noch in diesem Wirbel herum, und als werde im nächsten Augenblick jener Sturm wieder heranbrausen und im Vorbeijagen mich mit seinem Flügel erfassen, und als werde ich wieder aus dem Geleise herausgerissen werden und alles gesunde Urteil verlieren und im Kreise herumgetrieben werden, immer im Kreise, im Kreise… Aber vielleicht komme ich von diesem Zustand des schwindelerregenden Umherkreisens los und gelange wieder zur Ruhe, wenn ich versuche, mir von allem, was in diesem Monat vorgefallen ist, genaue Rechenschaft zu geben.
I’m drawn to my pen again; and sometimes there’s nothing at all to do in the evenings. Ich fühle wieder einen Drang, zur Feder zu greifen, und ich habe auch mitunter abends gar nichts zu tun.
Strangely, in order to occupy myself with at least something, I go to the mangy local library and take out the novels of Paul de Kock{11} (in German translation! Sonderbar: um wenigstens eine Beschäftigung zu haben, entnehme ich aus der hiesigen elenden Leihbibliothek als Lektüre Romane von Paul de Kock (in deutscher Übersetzung!
), which I can barely stand, but I read them and–marvel at myself: it’s as if I’m afraid to spoil the charm of what has only just passed by a serious book or some serious occupation. As if this ugly dream and all the impressions it left behind are so dear to me that I’m even afraid to touch it with something new, lest it vanish in smoke! ), obwohl ich sie nicht leiden kann; aber ich lese sie und wundere mich über mich selbst: es hat fast den Anschein, als fürchtete ich durch die Lektüre eines ernsten Buches oder irgendwelche andere ernste Beschäftigung den Zauberbann zu zerstören, in den mich die letzte Vergangenheit geschmiedet hat.
Is it so dear to me, or what? Yes, of course it is; maybe I’ll remember it even forty years later… And so, I set about writing. However, all this can now be told partially and more briefly: the impressions are not at all the same… First, to finish with grandmother. Als wäre mir dieser schreckliche Traum nebst allen von ihm zurückgebliebenen Empfindung so lieb und teuer, daß ich nicht einmal mit etwas Neuem an ihn rühren möchte, damit er nicht in Rauch verfliege!
The next day she definitively lost everything. Ist mir das alles so lieb und leuer, wie?
That’s how it had to happen: once that kind of person starts out on this path, then, like sliding down a snowy hill on a sled, it all goes faster and faster. Ja, gewiß, es ist mir lieb und teuer; vielleicht werde ich noch nach vierzig Jahren mich wehmütig daran erinnern… Ich beginne also wieder zu schreiben.
She played all day, until eight o’clock in the evening; I wasn’t present when she played and know it only from hearsay. Potapych attended her at the vauxhall the whole day. Aber ich brauche das Folgende nicht mit der Ausführlichkeit zu erzählen wie das Frühere; waren doch auch meine Gefühle und Empfindungen dabei von ganz anderer Art.
The little Poles who guided grandmother changed several times that day. Zuerst möchte ich das, was ich von der alten Tante berichtete, zum Abschluß bringen.
She started by chasing away the previous day’s little Pole, whose hair she had pulled, and taking another one, but he turned out to be almost worse. Am andern Tage verspielte sie alles, was sie mithatte, schlechthin alles. Es konnte nicht anders kommen: gerät ein Mensch von solchem Charakter auf diesen Weg, so ist es, als ob er im Schlitten einen Schneeberg hinabführe: es geht immer schneller und schneller hinunter.
Having chased that one away and taken back the first one, who hadn’t left and poked about during the whole time of his banishment right there behind her chair, thrusting his head in every moment–she finally fell into decided despair. Sie spielte den ganzen Tag bis acht Uhr abends. Ich war dabei nicht zugegen; ich weiß davon nur aus Erzählungen. Potapytsch hielt sich im Kurhaus den ganzen Tag über zu ihrer Verfügung. Die Polen, von denen die Tante sich beim Spiel beraten ließ, wechselten an diesem Tag mehrmals ab.
The second chasedaway little Pole also refused to leave; one stationed himself to her right, the other to her left. Sie begann damit, daß sie den Polen von gestern, den sie an den Haaren gerissen hatte, wegjagte und einen andern annahm; aber es stellte sich bald heraus, daß dieser andere womöglich noch schlimmer war.
They quarreled and abused each other all the time over stakes and strategy, called each other But grandmother gained very, very little from having rid herself of the two Poles. Sie jagte also auch diesen weg und nahm den ersten wieder an, der nicht weggegangen war und während der ganzen Zeit, wo er sich in Ungnade befand, sich dicht dabei, hinter ihrem Stuhl, herumgedrückt und alle Augenblicke seinen Kopf zu ihr hindurchgeschoben hatte.
In their place a third Pole appeared at once to serve her, speaking perfectly pure Russian, dressed like a gentleman, though he smacked of the footman all the same, with enormous mustaches and with By Potapych’s reckoning, grandmother lost in that day a total of ninety thousand roubles, besides the money she had lost the day before. Durch all das geriet die Tante schließlich in einen Zustand völliger Verzweiflung. Der weggejagte zweite Pole wollte gleichfalls um keinen Preis weichen; der eine postierte sich rechts vom Stuhl der Tante, der andere links. Die ganze Zeit über stritten und schimpften sie untereinander wegen der Höhe der Einsätze und wegen der Auswahl, worauf zu setzen sei, und belegten einander mit dem Titel »Lajdak«, Strolch, und andern polnischen Schmeichelnamen; dann vertrugen sie sich wieder, warfen mit dem Geld ohne alle Ordnung umher und schalteten und walteten damit ganz leichtfertig.
All her bonds–the five percent bonds, the state bonds, all the shares she had brought with her–she had cashed one after the other. Zu Zeiten, wo sie sich gezankt hatten, setzte ein jeder von ihnen auf seiner Seite, was ihm beliebte, zum Beispiel der eine auf Rot, der andere auf Schwarz.
I marveled at her ability to hold out for the whole seven or eight hours, sitting in her chair and hardly ever leaving the table, but Potapych told me that, on some three occasions, she had actually begun to win heavily, and, borne up by renewed hope, had no longer been able to leave. Schließlich machte all dies die Tante ganz schwindlig und denkunfähig, so daß sie zuletzt, dem Weinen nahe, sich an den Obercroupier wandte, mit der Bitte, sie zu beschützen und die beiden Polen wegzujagen.
However, gamblers know how a man can sit almost around the clock in the same place over cards, without taking his eyes off the right one or the left. Meanwhile, all that day quite decisive things were happening with us in the hotel. Diese wurden denn auch unverzüglich fortgewiesen, trotz ihres Geschreis und ihrer Proteste: sie schrien beide zugleich und behaupteten, die alte Dame sei vielmehr ihnen Geld schuldig, sie habe sie irgendwie betrogen und sich gegen sie unehrenhaft und gemein benommen.
In the morning, before eleven o’clock, when grandmother was still at home, our people–that is, the general and des Grieux–resolved upon an ultimate step. Learning that grandmother had no thought of leaving, but, on the contrary, was setting out again for the vauxhall, the whole conclave of them (except for Polina) came to talk things over with her definitively and even That same morning I went to see Mr. Astley, or, better to say, I spent the whole morning looking for Mr. Astley, but couldn’t find him anywhere. Der unglückliche Potapytsch erzählte mir alles dies unter Tränen noch an demselben Abend, an dem der Spielverlust stattgefunden hatte, und klagte mir, die beiden hätten sich die Taschen voll Geld gestopft; er habe selbst gesehen, wie sie schamlos gestohlen und sich alle Augenblicke etwas in die Taschen gesteckt hätten.
He was neither at home, nor in the vauxhall, nor in the park. Auch allerlei Kunstgriffe hätten sie angewandt.
He did not dine at his hotel that day. Between four and five, I suddenly saw him coming from the railway platform straight to the Hôtel d’Angleterre. So habe zum Beispiel der eine die Tante um fünf Friedrichsdor als Belohnung für seine Dienste gebeten und dieses Geld sogleich im Roulett gesetzt, neben den Einsätzen der Tante.
He was hurrying and very preoccupied, though it was hard to make out the preoccupation or any sort of perplexity in his face. Habe nun die Tante gewonnen, so habe er geschrien, der Einsatz, der gewonnen habe, gehöre ihm, der der Tante habe verloren.
He offered me his hand affably, with his usual exclamation: “Ah!” but without stopping in the road and continuing on his way at a rather quick pace. Als sie fortgewiesen wurden, war dann Potapytsch vorgetreten und hatte der Tante berichtet, daß sie die ganzen Taschen voller Geld hätten.
I tagged along behind him; but he was somehow able to answer me in such a way that I didn’t manage to ask him about anything. Besides, for some reason I was terribly ashamed to ask about Polina; he didn’t ask a word about her himself. Die Tante hatte sofort den Croupier gebeten, sich der Sache anzunehmen, und obwohl die beiden Polen ein großes Geschrei vollführten (gerade wie zwei Hähne, die man mit den Händen greift), war die Polizei erschienen und hatte ihnen zum Vorteil der Tante die Taschen ausgeleert.
I told him about grandmother; he listened attentively and gravely, and shrugged his shoulders. “She’ll lose everything,” I observed. Solange die Tante nicht ihr ganzes Geld verspielt hatte, erfreute sie sich an diesem ganzen Tag bei den Croupiers und überhaupt bei allen Beamten des Kurhauses offenkundiger Hochachtung.
“Oh, yes,” he replied, “she already went to play earlier, as I was leaving, and so I knew for certain that she’d lose. Allmählich hatte sich eine Kunde von ihr in der ganzen Stadt verbreitet.
If I have time I’ll stop by the vauxhall to have a look, because it’s curious… ” “Where did you go?” I cried, amazed that I hadn’t asked till then. Alle Kurgäste jeder Nationalität, vornehm und gering, strömten in den Spielsaal, um sieh da »une vieille russe, tombée en enfance« anzusehen, die bereits »einige Millionen« verspielt hatte.
“I was in Frankfurt.” “On business?” “Yes, on business.” Well, what more was there for me to ask? Aber es nützte der Tante herzlich wenig, daß man sie von den beiden Polacken befreit hatte.
However, I was still walking beside him, but he suddenly turned into the Hôtel des Quatre Saisons, which stood on the road, nodded to me, and disappeared. On the way home I gradually realized that, even if I talked with him for two hours, I would learn decidedly nothing, because… I had nothing to ask him! An Stelle derselben erschien sogleich dienstbereit ein dritter Pole; dieser sprach ein vollkommen reines Russisch, war wie ein Gentleman gekleidet, wiewohl er dabei doch wie ein Lakai aussah, trug einen gewaltigen Schnurrbart und kehrte ein großes Ehrgefühl heraus.
Yes, of course, it was so! There was no way I could now formulate my question. All that day, Polina either walked in the park with the children and the nanny, or sat at home. She had long been avoiding the general and barely spoke to him, at any rate about anything serious. Er küßte gleichfalls, nach seinem Ausdruck, die Fußspuren der gnädigen Frau und legte sich ihr zu Füßen, benahm sich aber gegen alle, die er um sich hatte, hochmütig, maßte sich eine despotische Herrschaft an, kurz, er trat gleich von vornherein nicht als Diener der Tante, sondern als ihr Gebieter auf.
I had long noticed it. But, knowing the situation the general was in that day, I thought he couldn’t pass her by, that is, it was impossible for there not to be any important family discussions. Alle Augenblicke, bei jedem Einsatz, wandte er sich zu ihr und schwor mit den fürchterlichsten Eiden, er sei ein Ehrenmann und nehme nicht eine Kopeke von ihrem Geld.
Nevertheless, when, on returning to the hotel after my conversation with Mr. Astley, I met Polina and the children, her face reflected the most untroubled calm, as if all the family storms had passed by her alone. Er wiederholte diese Schwüre so oft, daß die Tante schließlich ganz eingeschüchtert wurde. Aber da dieser Herr tatsächlich anfangs einen günstigen Einfluß auf ihr Spiel auszuüben schien und Gewinne erzielte, so glaubte die Tante selbst, sich nicht von ihm losmachen zu sollen.
In response to my bow she nodded her head. I came to my room totally angry. Of course, after the incident with the Wurmerhelms, I avoided talking with her and never once got together with her. Eine Stunde später erschienen die beiden früheren Polen, die aus dem Spielsaal heraustransportiert worden waren, von neuem hinter dem Stuhl der Tante und boten ihr wieder ihre Dienste an, wenn auch nur zu Botengängen.
In that I was partly showing off and posturing; but as time went on, real indignation seethed in me more and more. Potapytsch beteuerte eidlich, daß der Ehrenmann ihnen heimlich zugeblinzelt und ihnen sogar etwas in die Hand geschoben habe.
Even if she didn’t love me in the least, it still seemed wrong to trample on my feelings that way and receive my declarations with such contempt. She does know that I truly love her; she herself has allowed, has permitted me to speak that way with her! Da die Tante nichts zu Mittag gegessen hatte und fast gar nicht von ihrem Stuhl weggegangen war, so kam ihr der eine Pole mit seiner Dienstfertigkeit ganz gelegen: er mußte nach dem Restaurant des Kurhauses laufen und ihr eine Tasse Bouillon holen, dann auch eine Tasse Tee.
True, it began somehow strangely with us. Übrigens liefen die Polen immer beide zugleich.
Sometime long ago now, a good two months back, I began to notice that she wanted to make me her friend, a confidant, and she was even partly testing me. Aber am Ende des Tages, als es schon allen klar war, daß sie ihre letzte Banknote verspielen werde, standen hinter ihrem Stuhl schon ganze sechs Polen, von denen vorher nichts zu sehen und zu hören gewesen war.
But for some reason it didn’t get going between us then; and instead it has remained in these present strange relations; that was why I began to speak that way with her. But if she’s repulsed by my love, why not forbid me outright to speak of it? She doesn’t forbid me; she herself even occasionally initiated a conversation with me, and… of course, did it to make fun of me. Und als die Tante wirklich im Begriff stand, ihr letztes Geld zu verlieren, da gehorchte keiner von ihnen mehr ihren Weisungen, ja sie beachteten die Alte gar nicht mehr, drängten sich geradezu neben ihr vorbei an den Tisch, griffen selbst nach dem Geld, verfügten eigenmächtig darüber, setzten, stritten und schrien, wobei sie mit dem Ehrenmann auf dem Duzfuß verkehrten; der Ehrenmann selbst aber hatte die Existenz der Tante beinah überhaupt vergessen.
I know for certain, I firmly noted it–it was a pleasure for her to listen to me and exacerbate me painfully, to stun me suddenly with a show of the greatest contempt and negligence. And she knows that I can’t live without her. It’s three days now since the story with the baron, and I can no longer bear our She has a secret–that’s clear! Her conversation with grandmother pricked my heart painfully. Sogar dann, als die Tante alles verspielt hatte und am Abend gegen acht Uhr ins Hotel zurückkehrte, selbst da konnten sich drei oder vier Polen immer noch nicht entschließen, von ihr abzulassen, sondern liefen rechts und links neben ihrem Stuhl her, schrien aus Leibeskräften und behaupteten in schneller Rede, die alte Dame habe sie irgendwie betrogen und müsse ihnen etwas herausgeben.
A thousand times I’ve invited her to be frank with me, and she knew that I was actually ready to lay down my life for her. So kamen sie bis zum Hotel mit, von wo sie schließlich mit Püffen und Stößen weggetrieben wurden.
But she always got off with near contempt, or, instead of the sacrifice of my life, which I had offered her, demanded escapades from me like that time with the baron! Nach Potapytschs Berechnung muß die Tante an diesem Tag im ganzen gegen neunzigtausend Rubel verspielt haben, abgesehen von dem Geld, das sie tags zuvor verloren halte.
Isn’t it outrageous? Can it be that for her the whole world is in this Frenchman? And Mr. Astley? But here the affair was becoming decidedly incomprehensible, and meanwhile–God, how I suffered! Alle fünfprozentigen Staatsschuldscheine in inländischen Anleihen, alle Aktien, die sie mithatte, ließ sie, ein Stück nach dem ändern, umwechseln.
Having come home, in a fit of rage I seized a pen and scribbled the following: Polina Alexandrovna, I see clearly that the denouement has come, which will, of course, affect you as well. I repeat for the last time: do you need my life or not? If you need me I sealed this note and sent it with the floorboy, with orders that he put it directly into her hands. Ich drückte mein Erstaunen darüber aus, wie sie es diese ganzen sieben oder acht Stunden lang habe aushalten können, auf ihrem Stuhl zu sitzen, beinahe ohne jemals vom Tisch fortzugehen; aber Potapytsch erzählte mir, sie habe etwa dreimal wirklich stark zu gewinnen angefangen; durch die wiedererwachte Hoffnung neu belebt, habe sie dann nicht von ihrem Platz weggekonnt.
I didn’t expect an answer, but three minutes later the floorboy came back, saying that “the lady sends her greetings.” Sometime after six I was summoned to the general. Spieler haben ja Verständnis dafür, wie ein Mensch es fertigbringt, fast vierundzwanzig Stunden lang auf einem Fleck bei den Karten zu sitzen und weder rechts noch links zu blicken.
He was in his study and dressed as if he was about to go out. His hat and stick lay on the sofa. Unterdes waren im Laufe des Tages bei uns im Hotel gleichfalls sehr wichtige Dinge vorgegangen.
I fancied, as I came in, that he was standing in the middle of the room, his legs straddled, his head bowed, saying something aloud to himself. Schon am Vormittag, vor elf Uhr, als die Tante noch zu Hause war, entschlossen sich die Unsrigen, das heißt der General und de Grieux, zu einem letzten Schritt.
But as soon as he saw me, he rushed to me all but with a shout, so that I involuntarily drew back and was about to run away; but he seized me by both hands and pulled me to the sofa; he sat down on the sofa himself, seated me directly opposite him in an armchair, and, without letting go of my hands, with trembling lips, with tears suddenly glistening on his eyelashes, said to me in a pleading voice: “Alexei Ivanovich, save me, save me, spare me!” For a long time I could understand nothing; he kept talking, talking, talking, and kept repeating: “Spare me, spare me!” I finally realized that he expected something like advice from me; or, better to say, abandoned by everybody, anguished and anxious, he had remembered me and summoned me in order to talk, talk, talk. Da sie erfahren hatten, daß die Tante nicht mehr daran dachte, abzureisen, sondern vielmehr im Begriff war, sich nach dem Kurhaus aufzumachen, so begaben sie sich als vollständiges Konklave (mit Ausnahme von Polina) zu ihr, um mit ihr nachdrücklich und sogar offenherzig zu reden. Der General, der angesichts der schrecklichen Folgen, die die Spielwut der Tante für ihn haben mußte, vor Angst verging und am ganzen Leibe zitterte, griff aber dabei zu Mitteln, die gar zu kräftig waren: nachdem er eine halbe Stunde lang gebeten und gefleht und sogar alles offenherzig gestanden hatte, nämlich alle seine Schulden und selbst seine Leidenschaft für Mademoiselle Blanche (er war eben ganz kopflos geworden), schlug er auf einmal einen drohenden Ton an und begann sogar seine Tante anzuschreien und mit den Füßen zu stampfen; er schrie, sie verunehre seine und ihre Familie, verursache in der ganzen Stadt ein skandalöses Aufsehen, und schließlich… schließlich sagte er noch: »Sie bringen Schande über unser russisches Vaterland, gnädige Frau!« und deutete darauf hin, daß es dagegen noch eine Polizei gebe!
He had gone crazy, or at any rate was bewildered in the highest degree. Die Alte jagte ihn endlich mit einem Stock hinaus, mit einem wirklichen Stock.
He clasped his hands and was ready to throw himself on his knees before me to persuade me to–what do you think?–to go at once to Mlle Blanche and beg her, exhort her to return to him and marry him. Der General und de Grieux berieten sich noch ein- oder zweimal im Laufe dieses Vormittags, wobei sie besonders die Frage beschäftigte, ob es denn wirklich ganz unmöglich sei, irgendwie ein Eingreifen der Polizei herbeizuführen.
“For pity’s sake, General,” I cried, “it may well be that Mlle Blanche hasn’t noticed me up to now! What can I do?” But it was useless to object: he didn’t understand what was said to him. Man könnte ja sagen, diese unglückliche, aber höchst achtungswerte Dame habe den Verstand verloren und sei jetzt dabei, ihr letztes Geld zu verspielen usw.
He began talking about grandmother as well, only it was terribly incoherent; he still stood by the notion of sending for the police. Kurz, ob es nicht möglich sei, eine Art von Aufsicht oder ein Spielverbot zu erwirken.
“With us, with us,” he began, suddenly boiling over with indignation, “in short, with us, in our wellorganized state, where authorities do exist, such old women would immediately be taken into custody! Aber de Grieux zuckte nur mit den Achseln und lachte dem General ins Gesicht, der ohne Aufhören in diesem Sinne redete und im Zimmer auf und ab ging. Endlich verließ de Grieux mit einer wegwerfenden Handbewegung nach dem General hin das Zimmer.
Yes, my dear sir, yes,” he went on, suddenly lapsing into a scolding tone, jumping up and pacing the room, “you still don’t know that, my dear sir,” he turned to some imaginary dear sir in the corner, “so now you’ll learn… yes, sir… with us such old women get tied in a knot, yes, a knot, a knot, sir… oh, devil take it!” And he threw himself down on the sofa again, but a minute later, all but spluttering, breathless, he hastened to tell me that Mlle Blanche wouldn’t marry him because grandmother had come instead of a telegram, and it was now clear that he would get no inheritance. Am Abend wurde bekannt, daß er das Hotel mit seinem ganzen Gepäck verlassen habe, nachdem er vorher noch eine sehr ernste, geheimnisvolle Unterredung mit Mademoiselle Blanche gehabt habe. Was Mademoiselle Blanche anlangt, so hatte sie gleich am Vormittag entscheidende Maßregeln ergriffen: sie hatte den General vollständig abgehalftert und ließ ihn überhaupt nicht mehr vor ihre Augen kommen. Als der General ihr nach dem Kurhaus nachlief und sie dort Arm in Arm mit dem kleinen Fürsten traf, kannten Mademoiselle Blanche und Madame veuve Cominges ihn gar nicht mehr. Auch der kleine Fürst grüßte ihn nicht.
He thought I still didn’t know any of it. I tried to mention des Grieux; he waved his hand: “Gone! Everything I own is mortgaged to him; I’m naked as a worm! Diesen ganzen Tag über experimentierte Mademoiselle Blanche an dem Fürsten herum und bearbeitete ihn mit allen möglichen Mitteln, um ihn endlich zu einer entscheidenden Erklärung zu bringen.
That money you brought… that money–I don’t know how much is left, I think about seven hundred francs, and–enough, sir, that’s it, and beyond that I don’t know, I don’t know, sir!… ” “How are you going to pay for the hotel?” I cried in alarm, “and… then what?” He glanced around pensively, but didn’t seem to understand, and maybe hadn’t even heard me. Aber o weh! In ihren Spekulationen auf den Fürsten sah sie sich grausam getäuscht! Diese kleine Katastrophe trug sich erst gegen Abend zu: Es stellte sich nämlich auf einmal heraus, daß der Fürst kahl wie eine Kirchenmaus war und sogar seinerseits darauf gehofft hatte, von ihr Geld auf einen Wechsel zu bekommen, um dann Roulett spielen zu können.
I tried to start talking about Polina Alexandrovna, about the children; he hurriedly answered, “Yes! Blanche gab ihm entrüstet den Laufpaß und schloß sich in ihr Zimmer ein.
yes!” but at once began talking about the prince again, about the fact that Blanche was now going off with him, and then… “and then… what am I to do, Alexei Ivanovich?” he suddenly turned to me. Am Morgen dieses selben Tages ging ich zu Mister Astley, oder, richtiger gesagt, ich suchte Mister Astley den ganzen Vormittag über, konnte ihn aber nirgends finden. Er war weder bei sich zu Hause noch im Kurhaus oder im Park.
“I swear to God! What am I to do?–tell me, that’s really ungrateful! Auch am Diner nahm er diesmal in seinem Hotel nicht teil.
isn’t it ungrateful?” Finally, he dissolved in a flood of tears. There was nothing to be done with a man like that; to leave him alone was also dangerous; something might happen to him. Zwischen vier und fünf Uhr erblickte ich ihn plötzlich, wie er vom Bahnhof geradewegs nach dem Hotel d'Angleterre ging.
However, I somehow got rid of him, but gave the nanny to know that she should look in on him often, and besides that I told the floorboy, a very sensible fellow, who for his part also promised me to keep an eye on him. Er hatte es eilig und schien seine Sorgen zu haben, wiewohl es schwer war, jemals auf seinem Gesicht einen Ausdruck von Sorge oder irgendwelcher Verlegenheit zu erkennen.
I no sooner left the general than Potapych came to me with a summons from grandmother. It was eight o’clock, and she had just come back from the vauxhall after losing definitively. Er streckte mir freudig mit seinem gewöhnlichen Ausruf: »Ah!« die Hand entgegen, blieb aber nicht auf der Straße stehen, sondern setzte seinen Weg ziemlich schnellen Schrittes fort.
I went to her: the old woman was sitting in her chair, totally exhausted, and evidently sick. Marfa served her a cup of tea, which she almost forced her to drink. Ich schloß mich ihm an; aber er verstand es, mir solche Antworten zu geben, daß ich nicht dazu kam, ihn nach etwas Wichtigerem zu fragen.
Grandmother’s voice and tone were markedly changed. “Good evening, dearest Alexei Ivanovich,” she said, inclining her head slowly and gravely, “forgive me for troubling you once more, forgive an old woman. Außerdem war es mir sehr peinlich, das Gespräch auf Polina zu bringen, und er selbst erwähnte sie mit keinem Wort.
I, my dear, left everything there, nearly a hundred thousand roubles. You were right not to go with me yesterday. Ich erzählte ihm von der Tante; er hörte aufmerksam und mit ernster Miene zu und zuckte mit den Achseln.
I have no money now, not a penny. »Sie wird alles verspielen«, bemerkte ich.
I don’t want to delay for a moment, I’ll leave at halfpast nine. »O ja«, erwiderte er. »Vorhin, als ich wegfahren wollte, traf ich sie auf dem Weg zum Spielsaal, und da sagte ich ihr mit Bestimmtheit, daß sie alles verlieren werde.
I’ve sent to that Englishman of yours, Astley or whatever, and want to borrow three thousand francs from him for a week. You persuade him, so he doesn’t get some notion and say no. I’m still quite rich, my dear. Wenn ich Zeit habe, will ich nach dem Spielsaal gehen, um zuzusehen; denn so etwas ist interessant.« »Wo waren Sie denn hingefahren?« fragte ich und wunderte mich selbst darüber, daß ich danach bisher noch nicht gefragt hatte.
I have three estates and two houses. And some money can be found, I didn’t take it all with me. »Ich war in Frankfurt.« »In geschäftlichen Angelegenheiten?« »Jawohl.« Wonach konnte ich ihn nun noch weiter fragen?
I say it so that he won’t have doubts of some sort… Ah, here he is! You can tell a good man when you see one.” Mr. Astley came hurrying at grandmother’s first summons. Ich ging immer noch neben ihm her; aber plötzlich bog er in das an unserem Weg stehende Hôtel des quatre saisons ein, nickte mir mit dem Kopf zu und war verschwunden.
Without much reflection or talk, he at once counted out three thousand francs against a promissory note which grandmother proceeded to sign. The business concluded, he bowed and hurriedly left. “And now you go, too, Alexei Ivanovich. Nach Hause zurückgekehrt, wurde ich mir allmählich darüber klar, daß ich, selbst wenn ich zwei Stunden lang mit ihm gesprochen hätte, doch schlechterdings nichts erfahren haben würde, weil… weil es gar nichts gab, wonach ich ihn hätte fragen können!
There’s a little more than an hour left–I want to lie down, my bones ache. Ja, es war wirklich so! Ich war jetzt absolut nicht imstande, meine Frage zu formulieren.
Don’t judge me too harshly, fool that I am. Now I’ll never accuse young people of lightmindedness, and it would also be a sin now for me to accuse that unfortunate fellow, that general of yours. Diesen ganzen Tag über ging Polina bald mit den Kindern und der Kinderfrau im Park spazieren, bald saß sie zu Hause.
Even so I won’t give him any money, as he wants, because in my opinion he’s as foolish as they come, though I’m no smarter than he is, old fool that I am. Den General mied sie schon seit längerer Zeit und redete mit ihm fast gar nicht, wenigstens nicht über ernsthafte Dinge. Das hatte ich schon lange bemerkt.
Truly, God judges old age as well and punishes pride. Well, goodbye. Marfusha, lift me up.” I wished to see grandmother off, however. Besides, I was in some sort of expectation, I kept expecting that something was about to happen. Aber da ich wußte, in welcher Situation sich der General heute befand, so sagte ich mir, er würde wohl nicht umhin gekonnt haben mit ihr zu sprechen, das heißt, es müsse wohl mit Notwendigkeit zwischen ihnen zu einer ernsten Aussprache gekommen sein, wie sie bei so wichtigen Angelegenheiten zwischen Familienmitgliedern unerläßlich ist.
I couldn’t sit in my room. I went out to the corridor several times, even went out for a moment to wander in the avenue. My letter to her had been clear and decisive, and the present catastrophe was, of course, definitive. In the hotel I heard of des Grieux’s departure. Als ich jedoch nach meinem Gespräch mit Mister Astley nach dem Hotel zurückging und unterwegs Polina mit den Kindern traf, da lag auf ihrem Gesicht ein Ausdruck ungetrübter Ruhe, als ob all die Stürme, unter denen die Familie litt, nur sie allein verschonten.
Finally, if she rejects me as a friend, maybe she won’t reject me as a servant. Meine Verbeugung erwiderte sie mit einem Kopfnicken. Ich ging wütend auf mein Zimmer.
She does need me, at any rate to run errands; I’ll be useful, it can’t be otherwise! By train time I ran to the station and got grandmother seated. Allerdings hatte ich es seit dem Vorfall mit dem Wurmerhelmschen Ehepaar vermieden, mit ihr zu sprechen, und war seitdem kein einziges Mal mit ihr zusammen gewesen.
They all settled in a special family car. “Thank you, dearie, for your disinterested concern,” she said at parting, “and tell Praskovya what I said to her yesterday–I’ll be waiting for her.” I went home. Das war von mir zum Teil nur Getue und Gehabe gewesen; aber je länger es dauerte, um so heißer glühte in mir eine wirkliche Entrüstung auf.
Passing by the general’s suite, I met the nanny and inquired about the general. “Him, dearie? He’s all right,” she answered glumly. I stepped in anyhow, but in the doorway to the study I stopped in decided amazement. Auch wenn sie mich nicht ein bißchen liebte, durfte sie meiner Ansicht nach dennoch nicht meine Gefühle in dieser Weise mit Füßen treten und meine Geständnisse mit solcher Geringschätzung aufnehmen.
Mlle Blanche and the general were laughing their heads off over something. Having paused on the threshold of the general’s study, I decided not to go in and went away unnoticed. Sie wußte ja doch, daß ich sie mit einer wahren, echten Liebe liebte, und hatte mir selbst gestattet und erlaubt, davon zu ihr zu reden!
Going up to my room and opening the door, I suddenly noticed some figure in the semidarkness, sitting on a chair in the corner by the window. Freilich, diese unsere Beziehungen hatten in eigentümlicher Weise ihren Anfang genommen.
It didn’t get up when I appeared. I quickly approached, looked, and–my breath was taken away: it was Polina! Vor geraumer Zeit, schon vor zwei Monaten, hatte ich bemerkt, daß sie mich zu ihrem Freund und Vertrauten zu machen wünschte und mich gelegentlich auch schon als solchen behandelte.


Chapter - 14

CHAPTER XIV Vierzehntes Kapitel
I CRIED OUT. Ich konnte einen Schrei des Erstaunens nicht unterdrücken.
“What is it? »Was ist denn?
What is it?” she asked strangely. Was ist denn?« fragte sie seltsamerweise.
She was pale and looked gloomy. Sie war blaß und hatte ein finsteres Gesicht.
“What do you mean, what? »Wie können Sie so fragen!
You? Sie hier?
here, in my room?” “If I come, I come I lit a candle. Hier bei mir?« »Wenn ich komme, so komme ich auch ganz.
She stood up, went to the table, and placed an unsealed letter before me. Sie stand auf, trat an den Tisch und legte einen geöffneten Brief vor mich hin.
“Read it,” she ordered. »Lesen Sie!« befahl sie.
“This–this is des Grieux’s hand!” I cried, snatching the letter. »Das ist… das ist de Grieux' Handschrift!« rief ich, sobald ich den Brief in die Hand genommen hatte.
My hands shook, and the lines leaped before my eyes. Die Hände zitterten mir, und die Buchstaben tanzten vor meinen Augen.
I’ve forgotten the exact terms of the letter, but here it is, if not word for word, at least thought for thought. Ich habe den genaueren Wortlaut des Briefes vergessen; aber hier ist sein Inhalt, wenn auch nicht Wort für Wort, so doch nach der Reihenfolge der Gedanken.
“Well, it’s all clear,” I said, turning to Polina, “not that you could have expected anything else,” I added indignantly. »Mademoiselle«, schrieb de Grieux, »unangenehme Umstände zwingen mich zu sofortiger Abreise. Sie haben gewiß selbst bemerkt, daß ich eine endgültige Aussprache mit Ihnen absichtlich vermied, ehe sich nicht die ganze Lage geklärt haben würde.
“I wasn’t expecting anything,” she replied with apparent calm, but something seemed to tremble in her voice. Die Ankunft Ihrer alten Verwandtin (de la vieille dame) und deren unsinniges Benehmen haben all meinen Zweifeln ein Ende gemacht.
“I resolved everything long ago; I read his mind and knew what he thought. He thought that I was seeking… that I’d insist… ” She stopped and, without finishing, bit her lip and fell silent. Die Zerrüttung meiner eigenen Vermögensverhältnisse verbietet es mir kategorisch, jene süßen Hoffnungen länger zu hegen, an denen ich mich eine Zeitlang so gern berauschte.
“I purposely doubled my contempt for him,” she began again, “I waited for what he would do. If the telegram about the inheritance had come, I would have flung my idiot stepfather’s debt at him and chased him away! Ich bedauere das Zurückliegende; aber ich hoffe, daß Sie in meinem Verhalten nichts finden werden, was eines Edelmannes und eines Mannes von Ehre (gentilhomme et honnête homme) unwürdig wäre.
He’s been hateful to me for a long, long time. Oh, this was not the man of before, a thousand times not, and now, and now!… Oh, what happiness it would be now to fling that fifty thousand in his mean face, and spit… and smear it around!” “But the paper–that mortgage for fifty thousand he returned–isn’t it with the general? Da ich fast mein ganzes Geld Ihrem Stiefvater geliehen habe und jetzt fürchten muß, es zu verlieren, so sehe ich mich gezwungen, auf die verbliebenen Vermögensstücke die Hand zu legen; ich habe daher bereits meine Freunde in Petersburg angewiesen, den Verkauf der mir verpfändeten Besitztümer ungesäumt in die Wege zu leiten.
Take it and give it to des Grieux.” “Oh, that’s not it! That’s not it!” “Yes, true, that’s not it! And what use is the general now? But what about grandmother?” I cried suddenly. Da ich aber weiß, daß Ihr leichtsinniger Stiefvater auch Ihr eigenes Geld vergeudet hat, so habe ich mich entschlossen, ihm fünfzigtausend Franc zu erlassen, und gebe ihm einige seiner Pfandverschreibungen in diesem Betrag zurück, so daß Sie jetzt in den Stand gesetzt sind, alles, was Sie verloren haben, wieder einzubringen, wenn Sie Ihr Eigentum von ihm auf gerichtlichem Wege zurückfordern.
Polina looked at me somehow distractedly and impatiently. “Why grandmother?” Polina said with vexation. Ich hoffe, Mademoiselle, daß bei dem jetzigen Stand der Dinge mein Verfahren lür Sie sehr vorteilhaft sein wird.
“I can’t go to her… And I don’t want to ask anyone’s forgiveness,” she added irritably. Und weiter hoffe ich, daß ich durch dieses Verfahren die Pflicht eines anständigen, ehrenhaften Mannes in vollem Maße erfülle.
“What’s to be done, then?” I cried. “And how, how could you love des Grieux! Oh, the scoundrel, the scoundrel! Well, if you like, I’ll kill him in a duel! Seien Sie versichert, daß mein Herz die Erinnerung an Sie mein ganzes Leben lang bewahren wird.« »Nun, das ist ja alles deutlich«, sagte ich, mich zu Polina wendend.
Where is he now?” “He’s in Frankfurt and will be there for three days.” “One word from you, and I’ll go tomorrow by the first train,” I said in some sort of stupid enthusiasm. »Haben Sie denn auch etwas anderes erwarten können?« fügte ich ingrimmig hinzu. »Ich habe nichts erwartet«, antwortete sie anscheinend ruhig, aber ihre Stimme klang doch, als ob es in ihrem Innern zuckte, »ich hatte schon längst meinen Entschluß gefaßt; ich las ihm seine Gedanken vom Gesicht ab und wußte, was er glaubte.
She laughed. “Why, he might just say: first return the fifty thousand francs. Er glaubte, mein Streben ginge danach… ich würde darauf bestehen… « Sie stockte, biß sich, ohne den Satz zu Ende zu bringen, auf die Lippe und schwieg.
And why would he fight?… What nonsense!” “But where, then, where can we get these fifty thousand francs?” I repeated, grinding my teeth, as if one could just suddenly pick them up off the floor. »Ich habe ihm absichtlich in verstärktem Maße meine Verachtung bezeigt«, begann sie dann wieder; »ich wartete, wie er sich wohl benehmen werde. Wäre das Telegramm über die Erbschaft gekommen, so hätte ich ihm das Geld, das ihm dieser Idiot (der Stiefvater) schuldet, hingeworfen und ihn weggejagt!
“Listen: Mr. Astley?” I asked, turning to her with the beginnings of some strange idea. Er war mir schon lange, schon lange verhaßt. Oh, er war früher ein anderer, ein ganz, ganz anderer; aber jetzt, aber jetzt… !
Her eyes flashed. “What, do It seems at that moment her head began spinning from agitation, and she suddenly sat down on the sofa as if in exhaustion. It was like being struck by lightning: I stood there and couldn’t believe my eyes, couldn’t believe my ears! Oh, mit was für einem Wonnegefühl würde ich ihm jetzt die fünfzigtausend Franc in sein gemeines Gesicht schleudern und ihn anspeien… « »Aber dieses Schriftstück, diese von ihm zurückgegebene Pfandverschreibung im Betrag von fünfzigtausend Franc, hat doch wohl der General jetzt in Händen?
So it meant she loved me! She came A wild thought flashed in my head. “Polina! Give me just one hour! So lassen Sie sie sich doch von ihm geben, und stellen Sie sie diesem de Grieux wieder zu!« »Nein, nein, das geht nicht, das geht nicht!« »Sie haben recht, Sie haben recht, das geht nicht.
Wait here for only one hour and… I’ll come back! Der General ist ja auch jetzt zu allem unfähig.
It’s… it’s necessary! You’ll see! Aber wie ist's mit der Tante?« rief ich plötzlich.
Stay here, stay here!” And I ran out of the room without responding to her astonished, questioning look; she called out something after me, but I didn’t go back. Polina sah mich zerstreut und ungeduldig an. »Was soll dabei die Tante?« fragte sie ärgerlich. »Ich kann nicht zu ihr gehen… Und ich mag auch niemanden um Verzeihung bitten«, lugte sie gereizt hinzu.
Yes, sometimes the wildest thought, the seemingly most impossible thought, gets so firmly settled in your head that you finally take it for something feasible… Moreover, if the idea is combined with a strong, passionate desire, you might one day take it, finally, for something fatal, inevitable, predestined, for something that can no longer not be and not happen! »Was ist dann zu machen?« rief ich. »Aber wie, wie in aller Welt war es nur möglich, daß Sie einen Menschen wie diesen de Grieux liebten! O der Schurke, der Schurke! Wenn Sie wollen, werde ich ihn im Duell töten!
Maybe there’s also something else, some combination of presentiments, some extraordinary effort of will, a selfintoxication by your own fantasy, or whatever else–I don’t know; but on that evening (which I will never forget as long as I live) a miraculous event took place. Wo ist er jetzt?« »Er ist in Frankfurt und wird da drei Tage bleiben.« »Sie brauchen nur ein Wort zu sagen, so fahre ich hin, morgen, mit dem ersten Zug!« erbot ich mich in einer Art von törichtem Enthusiasmus. Sie lachte auf. »Nun ja, er wird dann vielleicht gar noch sagen: >Geben Sie mir zuerst die fünfzigtausend Franc wieder!< Und was hätte er für Anlaß sich zu schlagen?… Das ist ja Unsinn!« »Aber wo, wo sollen wir denn diese fünfzigtausend Franc hernehmen?« rief ich zähneknirschend.
Though it is perfectly justified arithmetically, nonetheless for me it is still miraculous. »Von der Erde können wir sie nicht so ohne weiteres aufheben! Hören Sie mal: Mister Astley?« sagte ich in fragendem Ton zur ihr, da sich eine seltsame Idee in meinem Gehirn zu bilden begann.
And why, why did this certainty lodge itself so deeply and firmly in me then, and now so long ago? Ihre Augen fingen an zu funkeln. »Wie? Du selbst verlangst, daß ich von dir zu diesem Engländer gehe?« sagte sie, indem sie mir mit einem durchdringenden Blick ins Gesicht sah und bitter lächelte.
I surely must have thought of it, I repeat to you, not as an event that might happen among others (and therefore also might not happen), but as something that simply could not fail to happen! Es war das erstemal im Leben, daß sie zu mir du sagte. Es schien sie in diesem Augenblick infolge der starken Aufregung ein Schwindel zu überkommen, und sie setzte sich schnell auf das Sofa, wie wenn ihr schwach würde.
It was a quarterpast ten; I entered the vauxhall in such firm hopes and at the same time in such excitement as I had never experienced before. Mir war, als hätte mich ein Blitz getroffen; ich stand da und traute meinen Augen nicht, traute meinen Ohren nicht! Also… also sie liebte mich! Zu mir war sie gekommen, nicht zu Mister Astley!
There were still enough people in the gaming rooms, though twice less than in the morning. Sie, ein junges Mädchen, kam ganz allein zu mir auf mein Zimmer, in einem Hotel, kompromittierte sich also vor allen Leuten – und ich, ich stand vor ihr und begriff noch immer nicht!
After ten o’clock, those left around the gaming tables are the real, desperate gamblers, for whom nothing exists at the spa except roulette, who come for the sake of it alone, who give poor notice to what happens around them, and are interested in nothing else during the whole season, but only play from morning till night, and would be ready, perhaps, to play all night till dawn, if it were possible. Ein toller Gedanke blitzte in meinem Kopfe auf. »Polina, gib mir nur eine einzige Stunde Zeit! Warte hier nur eine Stunde, und… ich komme wieder! Das… das ist notwendig!
And they always go away grudgingly when the roulette closes at midnight. Du wirst sehen! Bleib hier, bleib hier!« Mit diesen Worten lief ich aus dem Zimmer, ohne auf ihren verwunderten, fragenden Blick zu antworten; sie rief mir etwas nach, aber ich wandte mich nicht mehr um.
And when, around midnight, before closing the roulette, the head croupier announces: “ “ I won–and again staked everything: the previous money and the winnings. Ja, mitunter setzt sich ein ganz toller, anscheinend ganz unmöglicher Gedanke derartig im Kopf fest, daß man ihn schließlich für etwas Wirkliches hält.
“ I was as if in a fever and pushed this whole pile of money onto red–and suddenly came to my senses! And for the only time that whole evening, in all that playing, fear sent a chill over me and came back as a trembling in my hands and legs. Und noch mehr: wenn eine solche Idee mit einem starken, leidenschaftlichen Wunsch verbunden ist, so betrachtet man sie manchmal am Ende sogar als etwas vom Schicksal Verhängtes, Unvermeidliches, Vorherbestimmtes, als etwas, was sich gar nicht anders zutragen kann!
With terror I sensed and instantly realized what it meant for me now to lose! My whole life was at stake! “ Then, I remember, I staked two thousand florins on the twelve middle numbers again and lost; I staked my gold and eighty friedrichs d’or and lost. Es mag sein, daß dabei noch irgend etwas anderes mitwirkt, eine Kombination von Ahnungen, eine außerordentliche Anspannung der Willenskraft, eine Selbstvergiftung durch die eigene Phantasie oder sonst noch etwas – ich weiß es nicht; aber mir begegnete an diesem Abend, den ich in meinem ganzen Leben nie vergessen werde, ein ganz wundersames Erlebnis.
Rage came over me: I seized the last remaining two thousand florins and staked them on the twelve first numbers–just so, in case, like that, without calculation! Obgleich es sich durch die Regeln der Arithmetik vollständig erklären läßt, bleibt es dennoch für mich bis auf diesen Tag ein Wunder. Und woher kam es, woher kam es, daß diese Überzeugung damals in mir so tief, so fest wurzelte, und zwar schon seit so langer Zeit?
However, there was one moment of expectation, perhaps similar in impression to that experienced by Mme Blanchard, in Paris, as she fell to the ground from a hotair balloon. {13} “ It came up black. Ich wiederhole es: Ich betrachtete das von mir erwartete Ereignis nicht als einen Zufall, der unter der ganzen Menge der übrigen Zufälle eintreten konnte oder somit auch ausbleiben konnte, sondern als etwas, was mit unbedingter Notwendigkeit geschehen mußte.
Here I no longer remember either my reckoning or the order of my stakes. Es war ein Viertel auf elf. Ich ging nach dem Kurhaus in einer so festen Hoffnung und zugleich in einer so starken Aufregung, wie ich sie noch nie empfunden hatte.
I only remember, as in a dream, that it seems I won sixteen thousand florins; then, in three unlucky turns, I blew twelve of them; then I pushed the remaining four thousand onto I think no more than half an hour had gone by since my arrival. In den Spielsälen befanden sich noch ziemlich viel Menschen, wiewohl nur etwa halb so viel wie am Vormittag. Nach zehn Uhr bleiben an den Spieltischen nur die echten, passionierten Spieler zurück, für die an den Kurorten nichts weiter existiert als das Roulett, die nur um deswillen hingekommen sind, die kaum bemerken, was um sie herum vorgeht, sich während der ganzen Saison für weiter nichts interessieren, sondern nur vom Morgen bis in die Nacht hinein spielen und womöglich auch noch die ganze Nacht über bis zum Morgengrauen würden spielen wollen, wenn es gestattet wäre.
Suddenly the croupier informed me that I had won thirty thousand florins, and since the bank could not answer for more at one time, it meant that the roulette would close till the next morning. Nur ungern und unwillig gehen sie allabendlich weg, wenn um zwölf Uhr das Roulett geschlossen wird. Und wenn der Obercroupier vor dem Schluß des Roulett gegen Mitternacht ruft: »Les trois derniers coups, messieurs!« so setzen sie mitunter bei diesen drei letzten Malen alles, was sie in der Tasche haben, und pflegen tatsächlich gerade dann am meisten zu verlieren.
I grabbed all my gold, poured it into my pockets, grabbed all the banknotes, and at once moved to another table, in another room, where there was another roulette; a whole crowd flocked after me; a place was cleared for me at once, and I began staking again, anyhow and without calculating. Ich ging zu demselben Tisch, an dem kurz vorher die Tante gesessen hatte. Es war kein übermäßiges Gedränge, so daß ich sehr bald einen Stehplatz erlangte. Gerade vor mir stand auf dem grünen Tuche das Wort passe geschrieben. Passe, das bedeutet die Gruppe der Zahlen von neunzehn bis sechsunddreißig.
I have no idea what saved me! Occasionally, however, calculation began to flash in my head. Die erste Gruppe, von eins bis achtzehn, heißt manque; aber was kümmerte mich das?
I would latch on to certain numbers and choices, but soon abandoned them and staked again almost unawares. I must have been very distracted; I remember that the croupiers corrected my play several times. Ich rechnete nicht: ich hatte nicht einmal gehört, welche Zahl zuletzt herausgekommen war, und erkundigte mich auch nicht danach, als ich zu spielen begann, wie es doch jeder auch nur ein wenig rechnende Spieler getan hätte.
I made bad mistakes. My temples were damp with sweat, and my hands shook. Ich zog alle meine zwanzig Friedrichsdor aus der Tasche und warf sie auf das vor mir stehende passe.
Little Poles ran up to me with their services, but I didn’t listen to anyone. »Vingt-deux!« rief der Croupier. Ich hatte gewonnen – und setzte wieder alles: was ich gehabt hatte, und was hinzugekommen war.
My luck held out! Suddenly loud talk and laughter arose around me. »Trente et un«, ertönte die Stimme des Croupiers.
“Bravo, bravo!” everyone cried, some even clapped their hands. Ein neuer Gewinn. Im ganzen besaß ich jetzt also achtzig Friedrichsdor.
I won thirty thousand florins here as well, breaking the bank, which was closed till the next day! “Leave, leave,” someone’s voice whispered to me on my right. Ich schob sie alle achtzig auf die Gruppe der zwölf mittleren Zahlen (man erhält zu seinem Einsatz das Doppelte als Gewinn hinzu, hat aber zwei Chancen gegen sich und nur eine für sich); das Rad drehte sich, und es kam Vierundzwanzig.
It was some Frankfurt Jew; he had been standing next to me all the while and, it seems, had occasionally helped me to play. Man legte mir drei Rollen mit je fünfzig Friedrichsdor und zehn einzelne Goldstücke hin; mit dem Früheren zusammen hatte ich jetzt zweihundertvierzig Friedrichsdor.
“For God’s sake, leave,” another voice whispered in my left ear. I glanced up fleetingly. Ich war wie im Fieber und schob diesen ganzen Haufen Geld auf Rot – und nun kam ich plötzlich zur Besinnung!
It was a quite modestly and decently dressed lady of about thirty, with a sickly pale, weary face, but even now recalling her wonderful former beauty. Nur dieses einzige Mal im Laufe des ganzen Abends, während meines ganzen Spiels, geschah es, daß mir vor Angst ein kalter Schauder über den Rücken lief und mir die Arme und Beine zitterten.
At that moment I was stuffing my pockets with banknotes, which I just crumpled up, and gathering the gold that was left on the table. Mit Schrecken erkannte und fühlte ich für einen Moment, was es für mich bedeutete, wenn ich jetzt verlor! Mit diesem Einsatz stand mein ganzes Leben auf dem Spiel!
Seizing the last roll of fifty friedrichs d’or, I managed, quite unnoticed, to put it into the pale lady’s hand; I wanted terribly to do that then, and I remember her slender, thin fingers pressed my hand hard as a sign of warmest gratitude. »Rouge!« rief der Croupier – und ich atmete tief auf; ein feuriges Kribbeln ging über meinen ganzen Leib. Die Auszahlung an mich erfolgte in Banknoten; im ganzen hatte ich also jetzt viertausend Gulden und achtzig Friedrichsdor. Ich war zu diesem Zeitpunkt noch imstande, die einzelnen Rechenexempel auszuführen.
All this took only a moment. Having gathered up everything, I quickly went on to the It actually seemed that fate was urging me on. Ich erinnere mich, daß ich dann zweitausend Gulden auf die zwölf mittleren Zahlen setzte und sie verlor; ich setzte mein ganzes Gold, die achtzig Friedrichsdor, und verlor es.
This time, as if on purpose, a certain circumstance occurred, which, however, is repeated rather often in gambling. Da packte mich die Wut: ich nahm die letzten mir verbliebenen zweitausend Gulden und setzte sie auf die zwölf ersten Zahlen – gedankenlos, aufs Geratewohl, wie es sich gerade traf, ohne jede Berechnung!
Luck attaches itself, for instance, to red, and doesn’t leave it for ten, even fifteen times in a row. I had heard two days earlier that, a week before, red had come up twentytwo times in a row; no one even remembered such a thing happening at roulette, and it was retold with amazement. Aber es trat doch für mich ein Augenblick der Erwartung ein, in welchem meine Empfindung eine gewisse Ähnlichkeit gehabt haben mag mit der Empfindung der Madame Blanchard, als sie in Paris vom Luftballon herabfiel und auf die Erde zustürzte.
Naturally, everyone abandoned red at once, and after ten times, for instance, almost no one dared to stake on it. »Quatre!« rief der Croupier. Nun hatte ich mit dem Einsatz wieder sechstausend Gulden. Jetzt fühlte ich mich bereits als Sieger; ich fürchtete nichts, schlechterdings nichts mehr und warf viertausend Gulden auf Schwarz.
But no experienced gambler would have staked on black then as opposed to red. Ein Dutzend Spieler beeilte sich, meinem Beispiel folgend, gleichfalls auf Schwarz zu setzen.
An experienced gambler knows what this “whim of chance” means. Die Croupiers warfen sich wechselseitig Blicke zu und besprachen sich miteinander.
For instance, it would seem that, after sixteen reds, the seventeenth is bound to be black. Die Umstehenden redeten von diesem Einsatz und warteten gespannt auf den Ausgang. Es kam Schwarz.
Novices fall upon it in crowds, doubling and tripling their stakes, and lose terribly. Von da an besinne ich mich weder auf die Höhe noch auf die Reihenfolge meiner Einsätze.
But I, by some strange whim, noticing that red had come up seven times in a row, deliberately latched on to it. I’m convinced that it was half vanity; I wanted to astonish the spectators with an insane risk, and–oh, strange feeling–I distinctly remember that suddenly, indeed without any challenge to my vanity, I was overcome by a terrible thirst for risk. Ich habe nur eine traumhafte Erinnerung, daß ich schon stark gewonnen hatte, etwas sechzehntauscnd Gulden, und auf einmal, durch drei unglückliche Spiele, zwölftausend davon wieder einbüßte; dann schob ich die übrigen viertausend auf passe (aber jetzt hatte ich dabei fast gar keine besondere Empfindung mehr; ich wartete nur sozusagen mechanisch, ohne Gedanken) und gewann wieder; darauf gewann ich noch viermal hintereinander.
Maybe, having gone through so many sensations, my soul was not sated but only exacerbated by them, and demanded more sensations, ever stronger and stronger, to the point of utter exhaustion. Ich erinnere mich nur, daß ich das Geld zu Tausenden einheimste; auch besinne ich mich, daß besonders häufig die zwölf mittleren Zahlen herauskamen, an denen ich daher auch vorzugsweise festhielt.
And, I’m truly not lying, if the rules of the game had allowed me to stake fifty thousand florins at once, I would certainly have staked them. Sie erschienen mit einer gewissen Regelmäßigkeit unfehlbar drei-, viermal hintereinander; dann verschwanden sie für zweimal und kehrten darauf wieder für drei- oder viermal nacheinander zurück.
Around me they cried that it was insane, that red had already come up fourteen times! “ I suddenly came to my senses. What? I had won a hundred thousand florins that evening! Diese wunderbare Regelmäßigkeit kommt mitunter sozusagen strichweise vor – und das ist es gerade, was die eingefleischten Spieler aus dem Konzept bringt, die mit dem Bleistift in der Hand rechnen.
What did I need more for? I fell upon the banknotes, crumpled them into my pocket without counting, raked up all my gold, all the rolls, and ran out of the vauxhall. Und mit welchem schrecklichen Hohn und Spott behandelt das Schicksal hier nicht selten die Spieler!
Around me everyone laughed as I passed through the rooms, looking at my bulging pockets and my uneven gait owing to the weight of the gold. I think it weighed over seventeen pounds. Several hands reached out to me; I gave money away by the handful, as much as I got hold of. Ich glaube, es war seit meiner Ankunft nicht mehr als eine halbe Stunde vergangen, da benachrichtigte mich der Croupier, ich hätte dreißigtausend Gulden gewonnen, und da die Bank bei so hohem einmaligen Verlust zur Fortsetzung des Spieles nicht verpflichtet sei, so werde das Roulett bis morgen früh geschlossen.
Two Jews stopped me at the exit. “You’re bold! You’re very bold!” they said to me. “But leave tomorrow morning without fail, otherwise you’ll lose it all… ” I didn’t listen to them. Ich nahm all mein Gold und schüttete es mir in die Taschen; ich nahm auch alle meine Banknoten und ging an einen anderen Tisch hinüber, in einen anderen Saal, wo sich ein anderes Roulett befand; hinter mir her strömte der ganze Spielerschwarm dorthin.
The avenue was so dark that I couldn’t see my own hand. It was about a quarter of a mile to the hotel. Hier wurde sogleich für mich ein Platz freigemacht, und ich begann wieder zu setzen, blindlings und ohne zu überlegen.
I had never been afraid of thieves or robbers, even when I was little; I didn’t think of them now either. Ich begreife nicht, was mich rettete! Mitunter huschte mir allerdings der Gedanke durch den Kopf, ich müsse doch mit Berechnung setzen.
However, I don’t remember what I thought about on the way; there were no thoughts. My only sensation was of some terrible pleasure–luck, victory, power–I don’t know how to express it. Ich hielt mich dann eine Weile an bestimmte Zahlen und bestimmte andere Arten des Einsatzes, hörte damit aber bald wieder auf und setzte von neuem fast ohne Bewußtsein.
The image of Polina flashed before me as well; I remembered and was conscious that I was going to her, that I would presently be together with her and would be telling her, showing her… but I barely remembered what she had said to me earlier, and why I had gone, and all those recent sensations, which had been there an hour and a half ago, now seemed to me something long past, corrected, outdated–of which we would make no further mention, because now everything would start anew. Ich mußte wohl sehr zerstreut sein; denn ich erinnere mich, daß die Croupiers mein Spiel mehrfach korrigierten. Ich beging grobe Fehler. Meine Schläfen waren feucht von Schweiß, und die Hände zitterten mir. Auch die Polen wollten sich mir mit ihren Diensten aufdrängen; aber ich hatte für niemand Ohren.
Almost at the end of the avenue fear suddenly came upon me: “What if I’m murdered and robbed right now!” With each step, my fear redoubled. Das Glück blieb mir fortwährend treu! Auf einmal erhob sich um mich herum Stimmengeschwirr und Lachen. »Bravo, bravo!« riefen alle, und manche klatschten sogar in die Hände.
I nearly ran. Suddenly at the end of the avenue our hotel shone all at once, lit up by countless lights–thank God: home! Ich hatte auch hier dreißigtausend Gulden erbeutet, und auch diese Bank wurde bis zum nächsten Tag geschlossen.
I ran up to my floor and quickly opened the door. »Gehen Sie fort, gehen Sie fort!« flüsterte mir eine Stimme von rechts zu.
Polina was there, sitting on my sofa in front of a lighted candle, her arms crossed. Es war ein Frankfurter Jude; er halle die ganze Zeit über neben mir gestanden und mir wohl manchmal beim Spiel geholfen.
She looked at me in amazement, and I certainly was a strange sight at that moment. »Um Gottes willen, gehen Sie fort!« flüsterte eine andere Stimme an meinem linken Ohr. Ich blickte flüchtig hin.
I stopped before her and began flinging my whole pile of money on the table. Es war eine sehr bescheiden und anständig gekleidete Dame von etwa dreißig jahren, mit einem krankhaft blassen, müden Gesicht, das aber doch noch ihre frühere wundervolle Schönheit erkennen ließ.


Chapter - 15

CHAPTER XV Fünfzehntes Kapitel
I REMEMBER SHE LOOKED terribly intently into my face, but without moving, without even changing her position. Ich erinnere mich, daß sie mir ganz starr ins Gesicht blickte, aber ohne sich vom Platz zu rühren und ohne auch nur ihre Körperhaltung zu ändern.
“I won two hundred thousand francs,” I cried, flinging down my last roll. »Ich habe zweihunderttausend Franc gewonnen!« rief ich, indem ich die letzte Goldrolle aus der Tasche zog und hinwarf.
The enormous pile of banknotes and rolls of gold covered the whole table, and I couldn’t take my eyes off it; at moments I completely forgot about Polina. Der gewaltige Haufe von Banknoten und Goldrollen bedeckte den ganzen Tisch; ich vermochte meine Augen nicht mehr von ihm abzuwenden; in einzelnen Augenblicken hatte ich Polinas Anwesenheit völlig vergessen.
Now I’d begin putting all those heaps of banknotes in order, stacking them together, now I’d gather the gold into one common heap; then I’d abandon it all and begin pacing the room in quick strides, lapsing into thought; then I’d suddenly go up to the table and begin counting the money again. Bald begann ich diese Haufen von Banknoten in Ordnung zu bringen und zusammenzupacken, das Gold zu einem einzigen Haufen zusammenzuschieben; bald ließ ich alles stehn und liegen und ging in Gedanken versunken mit schnellen Schritten im Zimmer auf und ab; dann trat ich plötzlich wieder an den Tisch und fing wieder an, das Geld zu zählen.
Suddenly, as if coming to my senses, I rushed to the door and quickly locked it, turning the key twice. Auf einmal stürzte ich, wie von einem plötzlichen Einfall erfaßt, nach der Tür und schloß sie schnell zu, wobei ich den Schlüssel zweimal umdrehte.
Then I stopped, pondering, before my little suitcase. Darauf blieb ich, da mir wieder ein neuer Gedanke gekommen war, vor meinem kleinen Koffer stehen.
“Shouldn’t I put it in the suitcase till tomorrow?” I asked, suddenly turning to Polina, and I suddenly remembered about her. »Soll ich es nicht bis morgen in den Koffer legen?« fragte ich Polina; ich hatte mich erinnert, daß sie da war, und wandte mich nun hastig zu ihr.
She went on sitting without stirring, in the same place, but was watching me intently. Sie saß immer noch auf demselben Fleck da, ohne sich zu rühren, folgte aber unablässig mit den Augen meinen Bewegungen.
The expression on her face was somehow strange; I didn’t like that expression! Auf ihrem Gesicht lag ein eigenartiger Ausdruck, ein Ausdruck, der mir nicht gefiel!
I wouldn’t be mistaken if I said there was hatred in it. Ich irre mich nicht, wenn ich sage, daß es ein Ausdruck des Hasses war.
I quickly went over to her. Ich trat schnell zu ihr hin.
“Polina, here’s twentyfive thousand florins–that’s fifty thousand francs, even more. »Polina, hier sind fünfundzwanzigtausend Gulden; das sind fünfzigtausend Franc, sogar mehr.
Take it, fling it in his face tomorrow.” She didn’t answer me. Nehmen Sie sie, und werfen Sie sie ihm morgen ins Gesicht!« Sie gab mir keine Antwort.
“If you like, I’ll take it myself, early in the morning. »Wenn Sie wollen, werde ich sie ihm selbst hinbringen, morgen früh.
Shall I?” She suddenly began to laugh. Ja?« Sie lachte auf. Dieses Lachen dauerte lange.
She laughed for a long time. Erstaunt und gekränkt sah ich sie an.
I looked at her with astonishment and sorrowful feeling. This laughter was very much like her recent, frequent, mocking laughter at me, which always came at the time of my most passionate declarations. Dieses Lachen hatte die größte Ähnlichkeit mit jenem spöttischen Gelächter über mich, in das sie in letzter Zeit häufig ausgebrochen war, und zwar immer gerade, wenn ich ihr in leidenschaftlicher Weise meine Liebe erklärt hatte.
Finally, she stopped and frowned; she looked me over sternly from under her eyebrows. “I won’t take your money,” she said contemptuously. Endlich hörte sie auf und machte nun ein finsteres Gesicht; unter der gesenkten Stirn hervor warf sie mir einen ärgerlichen Blick zu.
“How’s that? What’s wrong?” I cried. »Ich nehme Ihr Geld nicht«, sagte sie verächtlich.
“Why, Polina?” “I don’t take money for nothing.” “I’m offering it to you as a friend; I’m offering you my life.” She looked at me with a long, searching gaze, as if she wanted to pierce me through. »Wie? Was bedeutet das?« rief ich. »Warum nicht, Polina?« »Ich lasse mir kein Geld schenken.« »Ich biete es Ihnen als Freund an; ich biete Ihnen mein Leben an.« Sie betrachtete mich mit einem langen, prüfenden Blick, als wollte sie mich durch und durch sehen.
“You’re paying too much,” she said, smiling, “des Grieux’s mistress isn’t worth fifty thousand francs.” “Polina, how can you speak to me like that!” I cried in reproach. »Sie geben einen zu hohen Preis«, sagte sie lächelnd. »De Grieux' Geliebte ist nicht fünfzigtausend Franc wert.« »Polina, wie können Sie so zu mir reden!« rief ich vorwurfsvoll.
“Am I des Grieux?” “I hate you! »Bin ich denn ein de Grieux?« »Ich hasse Sie!
Yes… yes!… I dislike you more than des Grieux,” she cried, suddenly flashing her eyes. Ja… ja… Ich liebe Sie nicht mehr als de Grieux!« rief sie, und ihre Augen funkelten zornig auf.
Here she suddenly covered her face with her hands and went into hysterics. I rushed to her. In diesem Augenblick schlug sie plötzlich die Hände vor das Gesicht und brach in ein krampfhaftes Weinen aus.
I realized that something had happened to her in my absence. Ich stürzte zu ihr hin. Es mußte während meiner Abwesenheit etwas mit ihr vorgegangen sein.
It was as if she was not at all in her right mind. Sie war wie eine Irrsinnige. »Kaufe mich! Willst du?
“Buy me! Willst du?
You want to? you want to? for fifty thousand francs, like des Grieux?” she burst out with convulsive sobs. Für fünfzigtausend Franc wie de Grieux?« stieß sie unter heftigem Schluchzen hervor.
I embraced her, kissed her hands, her feet, fell on my knees before her. Ich umarmte sie, küßte ihre Hände, ihre Füße, fiel vor ihr auf die Knie.
Her hysterics were passing. Der Weinkrampf war vorübergegangen.
She put both hands on my shoulders and studied me intently. It seemed as if she wanted to read something in my face. Sie legte beide Hände auf meine Schultern und betrachtete mich unverwandt; sie schien auf meinem Gesicht etwas lesen zu wollen.
She listened to me, but apparently without hearing what I said to her. Sie hörte an, was ich sagte, aber offenbar ohne es zu verstehen.
Some sort of care and pensiveness appeared in her face. Ein Ausdruck von sorgenvollem Nachdenken zeigte sich auf ihrem Gesicht.
I feared for her; it decidedly seemed to me that her mind was becoming deranged. Ich ängstigte mich um sie; ich hatte entschieden den Eindruck, daß sie von Irrsinn befallen wurde.
She would suddenly begin to draw me gently to her; a trustful smile would wander over her face; then she would suddenly push me away, and again start peering at me with a darkened look. Suddenly she rushed to embrace me. Ganz unerwartet begann sie, mich leise an sich zu ziehen, und ein vertrauensvolles Lächeln breitete sich schon über ihr Gesicht; dann aber stieß sie mich plötzlich von sich und betrachtete mich wieder mit finsterer Miene.
“You do love me, don’t you?” she said. Auf einmal umarmte sie mich stürmisch.
“Why, you wanted… you wanted to fight with the baron over me!” And she suddenly burst out laughing–as if something funny and dear had suddenly flashed in her memory. »Du liebst mich doch, du liebst mich doch?« sagte sie. »Du wolltest… du wolltest dich ja um meinetwillen mit dem Baron duellieren!« Dann lachte sie auf, als hätte sie sich soeben an etwas Komisches und Hübsches erinnert.
She wept and laughed at the same time. Sie weinte und lachte, alles zu gleicher Zeit.
Well, what was I to do? Was konnte ich tun!
I was as if in a fever myself. Ich befand mich selbst in einem fieberhaften Zustand.
I remember she began saying something to me, but I could understand almost nothing. Ich erinnere mich, sie fing an, mir etwas zu sagen; aber ich konnte so gut wie nichts davon verstehen.
It was some kind of raving, some kind of prattle–as if she wanted to tell me something quickly–raving interrupted now and then by the merriest laughter, which began to frighten me. Es war eine Art von Irrereden, eine Art von Gestammel, als wenn sie mir recht schnell etwas erzählen wollte; und dieses Gerede wurde ab und zu von einem sehr heiteren Lachen unterbrochen, das mich erschreckte.
“No, no, you’re a dear, a dear!” she repeated. »Nein, nein, du Lieber, Guter!« sagte sie einmal über das andere.
“You’re my faithful one!” and she again put her hands on my shoulders, again peered at me and went on repeating: “You love me… love me… will you love me?” I couldn’t take my eyes off her; I had never yet seen her in these fits of tenderness and love; true, it was, of course, raving, but… noticing my passionate look, she would suddenly begin to smile slyly; for no reason at all she would start talking about Mr. Astley. »Du bist mir treu!« Und von neuem legte sie mir ihre Hände auf die Schultern, von neuem schaute sie mich prüfend an und sagte immer wieder: »Du liebst mich, nicht wahr?… Du liebst mich… Und du wirst mich immer lieben?« Ich konnte die Augen nicht von ihr abwenden; noch nie hatte ich sie in einem solchen Anfall von Zärtlichkeit und Liebe gesehen. Sie redete freilich wie im Fieber; aber als sie meinen leidenschaftlichen Blick bemerkte, lächelte sie schelmisch und fing ohne jeden äußeren Anlaß auf einmal an von Mister Astley zu sprechen.
However, she mentioned Mr. Astley constantly (especially earlier, when she had tried to tell me something), but precisely what it was, I couldn’t grasp; it seemed she even laughed at him; she constantly repeated that he was waiting… and did I know that he was certainly standing under the window now? Sie redete von ihm geraume Zeit ohne Unterbrechung und bemühte sich eine Weile besonders, mir etwas aus der jüngsten Vergangenheit zu erzählen; aber was es eigentlich war, das konnte ich nicht verstehen; sie schien sich sogar über ihn lustig zu machen; unaufhörlich wiederholte sie, daß er warte.
“Yes, yes, under the window–well, open it, look, look, he’s here, here!” She pushed me towards the window, but as soon as I made as if to go to it, she dissolved in laughter, and I stayed by her, and she rushed to embrace me. »Weißt du wohl«, sagte sie, »er steht gewiß in diesem Augenblick unten vor dem Fenster. Ja, ja, unten vor dem Fenster. Mach doch einmal das Fenster auf und sieh zu; er ist gewiß da, er ist gewiß da!« Sie wollte mich zum Fenster hindrängen; aber kaum machte ich eine Bewegung, um hinzugehen, als sie in ein Gelächter ausbrach.
“So we’re leaving? Aren’t we leaving tomorrow?” suddenly came anxiously to her head. Ich blieb bei ihr stehen, und sie umarmte mich wieder leidenschaftlich.
“Well… ”(and she fell to thinking), “well, will we catch up with grandmother, do you think? »Wir fahren doch fort? Wir fahren doch morgen fort?« fragte sie unruhig, da ihr dieser Gedanke plötzlich in den Kopf gekommen war.
In Berlin, I think, we’ll catch up with her. »Ja… « (sie überlegte) »ja, ob wir wohl die Tante noch einholen?
What do you think she’ll say when we catch up with her and she sees us? Was meinst du? Ich denke mir, wir werden sie in Berlin einholen.
And Mr. Astley?… Well, that one won’t jump off the Schlangenberg, do you think?” (She laughed loudly.) Was meinst du, was wird sie sagen, wenn wir sie einholen und sie uns sieht? Und was wird Mister Astley sagen… ?
“Well, listen: do you know where he’s going next summer? Na, der wird nicht vom Schlangenberg hinabspringen, was meinst du?« (Sie kicherte.)
He wants to go to the North Pole for scientific research, and he invited me to go with him, ha, ha, ha! »Hör mal zu: weißt du, wohin er im nächsten Sommer reisen wird? Er will zum Zwecke wissenschaftlicher Untersuchungen nach dem Nordpol fahren und hat mich eingeladen mitzukommen, hahaha!
He says that without the Europeans we Russians don’t know anything and can’t do anything… But he’s also kind! Er sagt, daß wir Russen ohne die Westeuropäer nichts verständen und nichts leisten könnten… Aber er ist ebenfalls ein guter Mensch!
You know, he excuses the ‘general’; he says that Blanche… that passion–well, I don’t know, I don’t know,” she suddenly repeated as if wandering and at a loss. “Poor things, I’m so sorry for them and for grandmother… No, listen, listen, who are you to go killing des Grieux? Weißt du, er entschuldigt die Handlungsweise des Generals; er sagt, daß Blanche… daß die Leidenschaft… na, ich weiß nicht mehr… ich weiß nicht mehr«, sagte sie ein paarmal hintereinander, wie wenn sie wirr geredet und den Faden verloren hätte.
And did you really and truly think you’d kill him? Oh, silly boy! Could you possibly think I’d let you fight with des Grieux? »Die Armen, wie leid sie mir tun; und auch die alte Tante tut mir leid… Na, hör mal, hör mal, wie willst du denn das anfangen, de Grieux zu töten?
And you wouldn’t kill the baron either,” she added, suddenly bursting into laughter. Hast du denn wirklieh gedacht, daß es dazu kommen würde? Du Lieber, Dummer!
“Oh, how ridiculous you were then with the baron; I watched the two of you from my bench; and how reluctant you were to go then, when I sent you. Hast du denn glauben können, ich würde es zugeben, daß du dich mit de Grieux duelliertest? Und auch den Baron wirst du nicht töten«, lugte sie auflachend hinzu.
How I laughed then, how I laughed,” she added, laughing loudly. »Ach, wie komisch du damals in der Szene mit dem Baron warst!
And again she suddenly kissed me and embraced me, again she pressed her face to mine passionately and tenderly. Ich beobachtete euch beide von der Bank aus. Und wie ungern du damals hingingst, als ich dich schickte!
I no longer thought or heard anything. My head was spinning… I think it was about seven o’clock in the morning when I came to my senses; the sun was shining into the room. Was habe ich damals gelacht, was habe ich damals gelacht!« fügte sie kichernd hinzu.
Polina was sitting next to me and looking around strangely, as if coming out of some darkness and collecting her memories. Und dann küßte und umarmte sie mich wieder und schmiegte wieder leidenschaftlich und zärtlich ihr Gesicht an das meinige.
She also had only just woken up and gazed intently at the table and the money. My head was heavy and ached. Ich hatte jetzt keine Gedanken mehr und hörte nichts mehr; es war mir ganz schwindlig zumute.
I was about to take Polina’s hand; she suddenly pushed me away and jumped up from the sofa. Ich glaube, es war gegen sieben Uhr morgens, als ich erwachte; die Sonne schien ins Zimmer.
The beginning day was overcast; it had rained before dawn. She went to the window, opened it, thrust out her head and chest, and, propping herself on her hands, her elbows resting on the windowsill, stayed that way for about three minutes, without turning to me or listening to what I was saying to her. Polina saß neben mir und blickte in sonderbarer Art und Weise rings um sich, als wäre sie eben erst aus einer dunklen Bewußtlosigkeit zu sich gekommen und nun bemüht, in ihre Erinnerungen Klarheit zu bringen.
With fear it came to my head: what will come now and how will it end? Sie war ebenfalls erst vor kurzem aufgewacht und blickte nun starr auf den Tisch und das Geld.
Suddenly she got up from the window, went over to the table, and, looking at me with an expression of boundless hatred, her lips trembling with anger, said to me: “Well, now give me my fifty thousand francs!” “Again, again, Polina!” I tried to begin. Der Kopf war mir schwer und tat mir weh. Ich wollte Polinas Hand ergreifen; aber sie stieß mich zurück und sprang vom Sofa auf. Der beginnende Tag war trübe; es hatte vor Sonnenaufgang geregnet.
“Or have you changed your mind? Ha, ha, ha! Maybe you’re sorry now?” The twentyfive thousand florins, already counted out last night, were lying on the table. I took them and gave them to her. Sie trat an das Fenster, öffnete es, bog den Kopf und den Oberkörper hinaus, stützte sich mit den Händen auf das Fensterbrett und lehnte die Ellbogen gegen den Rahmen; in dieser Stellung verharrte sie etwa drei Minuten lang, ohne sich zu mir umzuwenden und ohne zu hören, was ich zu ihr sagte.
“So it’s mine now? Is it? Is it?” she asked me spitefully, holding the money in her hands. Voll Angst mußte ich denken: was wird jetzt geschehen, und wie wird das enden?
“But it has always been yours,” I said. “Well, then, here’s your fifty thousand francs!” She swung and sent them flying at me. The wad struck me painfully in the face and scattered over the floor. Having done that, Polina ran out of the room. Plötzlich richtete sie sich wieder auf und verließ das Fenster; sie trat an den Tisch, blickte mich mit einem Ausdruck grenzenlosen Hasses an und sagte mit Lippen, die vor Ingrimm bebten: »Nun, dann gib mir jetzt meine fünfzigtausend Franc!« »Polina, wie sprichst du wieder?« begann ich.
I know, of course, she was not in her right mind at that moment, though I don’t understand this temporary madness. »Oder hast du dich anders besonnen? Hahaha! Es ist dir vielleicht schon wieder leid geworden?« Die fünfundzwanzigtausend Gulden, die ich schon gestern abgezählt hatte, lagen auf dem Tisch, ich nahm sie und reichte sie ihr hin.
True, even now, a month later, she’s still unwell. »Also sie gehören jetzt mir? Es ist doch so?
What, however, was the cause of this condition and, above all, of this escapade? Nicht wahr?« fragte sie mich ergrimmt, während sie das Geld in der Hand hielt.
Injured pride? Despair over the fact that she had even ventured to come to me? »Sie haben dir schon immer gehört«, erwiderte ich.
Did I look to her as if I was glorying in my success and indeed, just like des Grieux, wanted to get rid of her by giving her fifty thousand francs? »Nun dann also: da hast du deine fünfzigtausend Franc!« Sie holte aus und schleuderte sie mir ins Gesicht, so daß mich der Wurf schmerzte.
But that wasn’t so, I know it by my own conscience. Dann fiel das Päckchen auseinanderblätternd auf den Fußboden.
I think that part of the blame here lay in her vanity: vanity prompted her not to believe me and to insult me, though all this may have presented itself to her quite vaguely. Nachdem sie das vollführt hatte, lief sie aus dem Zimmer. Ich weiß, sie hatte in diesem Augenblick sicherlich nicht ihren vollen Verstand, obgleich ich mir diese zeitweilige Geistesstörung nicht recht erklären kann.
In that case, of course, I answered for des Grieux, and was to blame, maybe, without much blame. Allerdings ist sie auch jetzt noch, das heißt einen Monat nach jenem Ereignis, krank.
True, all this was only delirium; it’s also true that I knew she was delirious, and… paid no attention to that circumstance. Aber was war die Ursache dieses Zustandes und namentlich eines so schroffen Benehmens? Beleidigter Stolz?
Maybe now she can’t forgive me for it? Yes, but that’s now; but then, then? Verzweiflung darüber, daß sie sich dazu entschlossen hatte, zu mir zu kommen?
Her delirium and illness were not so strong that she totally forgot what she was doing when she came to me with des Grieux’s letter? So she knew what she was doing. Machte ich ihr vielleicht den Eindruck, als triumphiere ich wegen meines Glückes und wolle mich im Grunde ebenso wie de Grieux durch ein Geschenk von fünfzigtausend Franc von ihr losmachen?
Carelessly, hastily, I stuffed all my paper money and my whole heap of gold into the bed, covered it, and left some ten minutes after Polina. Aber das traf doch in keiner Weise zu; das kann ich auf mein Gewissen sagen.
I was sure she had run home, and wanted to get to their suite quietly and ask the nanny in the front room about the young lady’s health. What was my amazement when, meeting the nanny on the stairs, I learned that Polina had not returned home yet and that the nanny herself was coming to my room to fetch her. Ich glaube, ihre Handlungsweise war zum Teil eine Folge ihres Hochmutes; ihr Hochmut veranlaßte sie, mir zu mißtrauen und mich zu beleidigen, obgleich sie sich über alles dies wohl selbst nicht ganz klar wurde.
“Just now,” I said to her, “she left me only just now, some ten minutes ago, where could she have gone?” The nanny looked at me reproachfully. Wenn dem so ist, so habe ich für de Grieux gebüßt und bin vielleicht bestraft worden, ohne daß ich selbst eine sehr große Schuld gehabt hätte.
And meanwhile a whole story had come out, which had already spread through the hotel. Ich muß zugeben: sie befand sich bei diesem Besuch auf meinem Zimmer in einem fieberhaften Zustand, und ich erkannte diesen Zustand, berücksichtigte ihn aber nicht, wie ich gesollt hätte.
In the porter’s lodge and at the manager’s it was whispered that, at six o’clock in the morning, the It was still early; Mr. Astley was not receiving anyone; learning that it was I, he came out to me in the corridor and stood before me, silently aiming his tinny gaze at me, waiting for what I was going to say. Vielleicht ist es das, was sie mir jetzt nicht verzeihen kann? Ja, für heute mag das richtig sein; aber damals, damals? So arg war schließlich ihr krankhafter Fieberzustand doch nicht, daß sie gar nicht mehr gewußt hätte, was sie tat, als sie mit de Grieux' Brief zu mir kam. Nein, sie wußte, was sie tat.
I inquired at once about Polina. “She’s ill,” Mr. Astley replied, looking at me pointblank as before and not taking his eyes off me. Eilig und ohne Sorgfalt legte ich meine Banknoten und meinen ganzen Haufen Gold in das Bett, deckte dieses wieder zu und ging hinaus, etwa zehn Minuten nach Polina.
“So she’s really here with you?” “Oh, yes, with me.” “So, then, you… you intend to keep her with you?” “Oh, yes, I do.” “Mr. Astley, this will cause a scandal; this is impossible. Ich war überzeugt, daß sie nach ihrem Zimmer gelaufen sei, und wollte mich daher unauffällig nach dem Logis des Generals begeben und im Vorzimmer die Kinderfrau nach dem Befinden des Fräuleins fragen.
Besides, she’s quite ill; maybe you haven’t noticed?” “Oh, yes, I have, and I’ve already told you she’s ill. If she weren’t ill, she wouldn’t have spent the night with you.” “So you know that, too?” “I know that. Wie groß war mein Erstaunen, als ich von der Kinderfrau, die mir auf der Treppe begegnete, erfuhr, daß Polina noch nicht in die Wohnung zurückgekehrt sei, und daß sie, die Kinderfrau, auf dem Weg zu mir gewesen sei, um sie zu suchen.
She was on her way here yesterday, and I would have taken her to my female relation, but since she was ill, she went to you by mistake.” “Imagine that! »Sie ist eben erst«, sagte ich zu ihr, »eben erst von mir weggegangen, vor etwa zehn Minuten. Wo kann sie denn nur geblieben sein?« Die Kinderfrau sah mich vorwurfsvoll an.
Well, I congratulate you, Mr. Astley. By the way, you’ve given me an idea: didn’t you spend the whole night standing under the window? Unterdessen waren die einzelnen Tatsachen zu einer Skandalgeschichte zusammengefügt worden, die bereits im ganzen Hotel kursierte.
Miss Polina kept telling me all night to open the window and see whether you were standing there, and she laughed terribly.” “Really? In der Loge des Portiers und im Büro des Oberkellners flüsterte man sich zu, das Fräulein sei am Morgen, um sechs Uhr, im Regen aus dem Hotel gelaufen und habe die Richtung nach dem Hotel d'Angleterre eingeschlagen.
No, I wasn’t standing under the window; but I waited in the corridor and walked about.” “But she needs to be treated, Mr. Astley.” “Oh, yes, I’ve already sent for a doctor, and if she dies, you will give me an accounting for her death.” I was amazed. Aus den Reden und Andeutungen des Hotelpersonals entnahm ich, daß bereits bekannt war, daß Polina die ganze Nacht in meinem Zimmer verbracht hatte. Auch über die ganze Familie des Generals wurde allerlei erzählt: man behauptete, der General habe am vorigen Tage den Verstand verloren und dermaßen geweint, daß man es durch das ganze Hotel habe hören können.
“For pity’s sake, Mr. Astley, what is it you want?” “Is it true that you won two hundred thousand thalers yesterday?” “Only one hundred thousand florins in all.” “Well, you see! So, then, go to Paris this morning.” “What for?” “All Russians go to Paris when they have money,” Mr. Astley explained in a voice and tone as if he was reading it from a book. “What will I do in Paris now, in the summer? I love her, Mr. Astley! Dazu wurde noch erzählt, die alte Dame, die angereist gekommen sei, wäre seine Mutter und wäre expreß aus Rußland hergekommen, um ihrem Sohn die Heirat mit Mademoiselle Cominges zu verbieten und ihm im Falle des Ungehorsams die Erbschaft zu entziehen, und da er ihr nun wirklich nicht gehorcht habe, so hätte die Gräfin vor seinen Augen absichtlich all ihr Geld im Roulett verspielt, damit er auf diese Weise nichts bekäme.
You know it yourself.” “Really? I’m convinced that you don’t. »Diese Russen!« wiederholte der Oberkellner mehrmals mit verwundertem, tadelndem Kopfschütteln.
Besides, if you stay here, you’re certain to lose everything, and you won’t have the money to go to Paris. Die andern lachten. Der Oberkellner machte die Rechnung fertig. Auch mein Spielgewinn war schon allgemein bekannt; Karl, mein Zimmerkellner, war der erste, der mir Glück wünschte.
But goodbye, I’m perfectly convinced that you’ll go to Paris today.” “Very well, goodbye, only I won’t go to Paris. Aber ich war nicht in der Stimmung, mich mit diesen Menschen abzugeben. Ich eilte nach dem Hotel d'Angleterre.
Think, Mr. Astley, about how it will be for us now. In short, the general… and now what’s happend with Miss Polina–why, it will get all over town.” “Yes, all over town. The general, I think, doesn’t think about it and couldn’t care less. Besides, Miss Polina is fully entitled to live wherever she likes. Es war noch früh am Tag; man sagte mir, Mister Astley nehme jetzt keinen Besuch an; als er jedoch hörte, daß ich es sei, kam er zu mir auf den Korridor heraus, blieb vor mir stehen, richtete schweigend seine zinnernen Augen auf mich und wartete, was ich ihm sagen würde.
As for this family, it would be correct to say that this family no longer exists.” I walked along and chuckled at this Englishman’s strange certainty that I would go to Paris. Ich fragte ihn nach Polina. »Sie ist krank«, antwortete Mister Astley und fuhr fort, mich starr und unverwandt anzusehen.
“Anyhow he wants to shoot me in a duel,” I thought, “if Mlle Polina dies–there’s another business!” I swear I felt sorry for Polina, but, strangely, since the moment I touched the gaming table the night before and began to rake in wads of money, it was as if my love moved into the background. »Also ist sie wirklich bei Ihnen?« »O ja, sie ist bei mir.« »Aber wie können Sie denn… Beabsichtigen Sie, sie bei sich zu behalten?« »O ja, ich beabsichtige es.« »Mister Astley, das wird eine sehr häßliche Nachrede zur Folge haben; das geht nicht.
I say that now; but at the time I still hadn’t noted it all clearly. Can it be that I’m really a gambler, can it be that I indeed… loved Polina so strangely? Außerdem ist sie ernstlich krank; Sie haben das vielleicht nicht bemerkt?« »O ja, ich habe es bemerkt und habe Ihnen ja schon selbst gesagt, daß sie krank ist.
No, I love her even now, by God! And at that moment, when I left Mr. Astley and walked home, I sincerely suffered and blamed myself. Wenn sie nicht krank wäre, hätte sie nicht die Nacht bei Ihnen zugebracht.« »Also wissen Sie auch das?« »Ich weiß es.
But… but here I got involved in an extremely strange and stupid story. I was hurrying to the general’s when a door suddenly opened near their suite and someone called out to me. Sie kam gestern hierher, und ich wollte sie zu einer Verwandten von mir bringen; aber da sie eben krank war, beging sie den Fehler, zu Ihnen zu gehen.« »Was Sie da sagen!
It was Mme They had a small tworoom suite. Nun, ich wünsche Ihnen Glück, Mister Astley.
I could hear the laughter and cries of Mlle Blanche from the bedroom. She was getting up. “ “I did win,” I answered, laughing. Apropos, da bringen Sie mich auf einen Gedanken: haben Sie nicht die ganze Nacht bei uns unter dem Fenster gestanden?
“How much?” “A hundred thousand florins.” “ I went into her room. Miß Polina verlangte in der Nacht fortwährend von mir, ich sollte das Fenster aufmachen und nachsehen, ob Sie unten ständen.
She was lying under a pink satin spread, from which her swarthy, healthy, astonishing shoulders protruded–shoulders such as can only be seen in a dream–negligently covered by a batiste nightgown trimmed with the whitest lace, which went wonderfully with her swarthy skin. Sie hat gewaltig darüber gelacht.« »Wirklich? Nein, unter dem Fenster habe ich nicht gestanden; aber ich wartete auf dem Korridor und ging um das Hotel herum.« »Aber sie muß in ärztliche Behandlung kommen, Mister Astley.« »O ja, ich habe schon nach einem Arzt geschickt, und wenn sie sterben sollte, so werden Sie mir Rechenschaft für ihren Tod geben.« Ich war ganz erstaunt.
“ “ “You see, “Now?” “In half an hour.” Indeed, everything was packed. »Ich bitte Sie, Mister Astley«, sagte ich.
All her suitcases and things were standing ready. Coffee had been served long ago. “ She stuck out a really delightful little foot, swarthy, small, not misshapen, like almost all those little feet that look so cute in shoes. »Was meinen Sie damit?« »Ist das richtig, daß Sie gestern zweihunderttausend Taler im Spiel gewonnen haben?« »Im ganzen nur hunderttausend Gulden.« »Nun, sehen Sie!
I laughed and began to pull a silk stocking onto it. Mlle Blanche meanwhile sat on the bed and chattered. “ “Wait, so I give you fifty thousand francs, and what am I left with?” “ “What, all in two months?” “What? Fahren Sie also heute vormittag nach Paris!« »Wozu?« »Alle Russen, die Geld haben, fahren nach Paris«, erwiderte Mister Astley in einem Ton, als ob er diesen Satz aus einem Buch vorläse.
So it frightens you? »Was soll ich jetzt im Sommer in Paris anfangen?
At that moment I was putting a stocking on her other foot, but I couldn’t help myself and kissed it. Ich liebe sie, Mister Astley. Das wissen Sie selbst.« »Wirklich? Ich bin überzeugt, daß das nicht der Fall ist.
She pulled it back and began flicking me in the face with her toe. Finally, she drove me out altogether. “ Returning home, I was already as if in a whirl. Außerdem werden Sie, wenn Sie hierbleiben, aller Wahrscheinlichkeit nach Ihren ganzen Gewinn wieder verlieren, und dann haben Sie kein Geld, um nach Paris zu fahren.
What, then, was it my fault that Mlle Polina had thrown the whole wad in my face and already yesterday had preferred Mr. Astley to me? Some stray banknotes still lay on the floor; I picked them up. Nun, leben Sie wohl; ich bin der festen Überzeugung, daß Sie heute nach Paris fahren werden.« »Nun gut, leben Sie wohl; aber nach Paris werde ich nicht fahren.
At that moment the door opened and the manager himself (who wouldn’t even look at me before) came with an invitation: wouldn’t I like to move downstairs to an excellent suite in which Count V. had just been staying? Denken Sie doch nur daran, Mister Astley, welches Schicksal jetzt bei uns der ganzen Familie bevorsteht! Der General ist, kurz gesagt… Und jetzt dieser Vorfall mit Miß Polina; diese Geschichte wird ja durch die ganze Stadt die Runde machen.« »Ja, durch die ganze Stadt; aber der General kümmert sich meiner Ansicht nach nicht darum; der hat jetzt andere Gedanken.
I stood and thought a moment. “The bill!” I cried. Außerdem hat Miß Polina ein volles Recht zu leben, wo es ihr beliebt.
“I’m leaving right now, in ten minutes.” “If it’s Paris, let it be Paris,” I thought to myself, “it must have been written down at my birth!” A quarter of an hour later the three of us were indeed sitting in a family compartment: myself, Mlle Blanche, and Mme “But what is it to you? Diese Familie anlangend kann man wahrheitsgemäß sagen, daß sie nicht mehr existiert.« Ich ging und amüsierte mich über den seltsamen Glauben dieses Engländers, daß ich nach Paris fahren würde.
How stupid you are! oh, how stupid!” cried Blanche, interrupting her laughter and beginning to scold me seriously. “Well, yes, yes, we’ll go through your two hundred thousand francs, but to make up for it, “And the general?” I asked her. “And the general, as you know yourself, goes to fetch me a bouquet every day at this hour. »Aber er will mich im Duell erschießen«, dachte ich, »wenn Mademoiselle Polina stirbt – das ist ja eine tolle Geschichte!« Ich schwöre es, Polina tat mir leid; aber sonderbar: von diesem Augenblick an, wo ich gestern an den Spieltisch getreten war und angefangen hatte, Haufen Geldes zusammenzuscharren, von diesem Augenblick an war meine Liebe sozusagen in die zweite Reihe zurückgerückt.
Today I purposely told him to find the rarest flowers. So spreche ich jetzt; aber damals hatte ich das alles noch nicht klar erkannt.
The poor thing will come back, and the bird will have flown. Bin ich denn wirklich eine Spielernatur?
He’ll fly after us, you’ll see. Ha, ha, ha! I’ll be very glad. Habe ich Polina wirklich nur in dieser sonderbaren Weise geliebt?
He’ll be useful to me in Paris; here Mr. Astley will pay for him… ” And so it was that I left for Paris then. Nein, ich liebe sie bis auf den heutigen Tag, das weiß Gott! Damals aber, als ich Mister Astley verlassen hatte und wieder nach Hause ging, empfand ich den bittersten Schmerz und machte mir schwere Vorwürfe.


Chapter - 16

CHAPTER XVI Sechzehntes Kapitel
WHAT SHALL I SAY about Paris? Was soll ich von Paris sagen?
It was all, of course, both delirium and foolery. Mein ganzes Leben dort war einerseits ein fieberhafter Taumel, andrerseits eine große Narrheit.
I lived in Paris for only a little more than three weeks, and in that time my hundred thousand francs were completely finished. Ich lebte in Paris im ganzen nur drei Wochen und einige Tage, und in diesem Zeitraum gingen meine hunderttausend Franc vollständig drauf.
I’m speaking of only a hundred thousand; the remaining hundred thousand I gave to Mlle Blanche in straight cash–fifty thousand in Frankfurt, and three days later in Paris I handed her the other fifty thousand francs in a promissory note, for which, however, she took the money from me a week later, “ “What do you need money for?” she said occasionally with a most artless look, and I didn’t argue with her. Ich rede nur von einhunderttausend; denn die andern hunderttausend hatte ich Mademoiselle Blanche in barem Gelde gegeben: fünfzigtausend gab ich ihr in Frankfurt, und drei Tage darauf stellte ich ihr in Paris noch einen Wechsel über fünfzigtausend Franc aus, für den sie sich aber eine Woche darauf von mir das Geld geben ließ; »et les cent mille Francs, qui nous restent, tu les mangeras avec moi, mon outchitel«. Sie nannte mich beständig mit dieser Bezeichnung. Es ist schwer, sich in der Welt etwas Sparsameres, Geizigeres, Knauserigeres zu denken, als es die Gattung von Geschöpfen ist, zu der Mademoiselle Blanche gehörte. Aber das bezieht sich nur auf die Art, wie sie mit ihrem eigenen Geld umgehen.
Instead, she decorated her apartment very, very nicely on this money, and later when she moved me to the new place, she said, as she was showing me the rooms: “See what can be done, with calculation and taste, on the scantiest means.” This scantiness added up, however, to exactly fifty thousand francs. The other fifty thousand she spent on a carriage and horses, and besides that we threw two balls, that is, two evening parties, to which Hortense, and Lisette, and Cléopatre came–women remarkable in many, many respects, and even far from bad. Was die hunderttausend Franc betrifft, die eigentlich mir hätten verbleiben sollen, so erklärte sie mir nachher geradezu, die habe sie für ihre erste Einrichtung in Paris gebraucht, und fügte hinzu: »Jetzt habe ich aber auch ein für allemal in der besseren Gesellschaft Fuß gefaßt; nun wird so bald niemand meine Stellung erschüttern; wenigstens habe ich getan, was in meinen Kräften stand.« Übrigens hatte ich von diesen hunderttausend Franc, bis sie zu Ende waren, fast gar nichts mehr zu sehen bekommen; das Geld hielt sie die ganze Zeit über in ihrem eigenen Gewahrsam, und meine Börse, die sie selbst täglich revidierte, enthielt nie mehr als hundert Franc und meistens weniger.
At these two parties I was forced to play the utterly stupid role of host, to meet and entertain some rich and extremely dull merchants, impossibly ignorant and shameless army lieutenants of various sorts, and pathetic little authors and magazine midges, who arrived in fashionable tailcoats, strawcolored gloves, and with a vanity and conceit of dimensions inconceivable even in Petersburg–which is saying a lot. »Wozu brauchst du Geld?« sagte sie manchmal mit der harmlosesten Miene, und ich ließ mich darüber in keinen Streit mit ihr ein. Sie dagegen richtete von diesem Geld ihre neue Wohnung außerordentlich hübsch ein, und als sie mich dann hindurchführte und mir alle Zimmer zeigte, sagte sie: »Da kannst du sehen, was sich mit den armseligsten Mitteln ausrichten läßt, wenn man nur ökonomisch ist und Geschmack besitzt.« Diese armseligen Mittel, das waren aber genau fünfzigtausend Franc. Für die übrigen fünfzigtausend schaffte sie sich eine Equipage und Pferde an; außerdem gaben wir zwei Bälle oder vielmehr kleine Soiréen, auf denen auch Hortense und Lisette und Cléopâtre erschienen, Damen, die in vielfacher Hinsicht interessant und ganz und gar nicht häßlich waren.
They even ventured to make fun of me, but I got drunk on champagne and lay about in the back room. Sie erdreisteten sich sogar, sich über mich lustig zu machen; aber ich trank tüchtig Champagner und legte mich dann in der Hinterstube eine Weile aufs Sofa.
All this was loathsome to me in the highest degree. All das war mir im höchsten Grade widerlich.
“ “Well, so, Bibi, you’re not angry?” she came up to me. “Nooo! »C'est un outchitel«, sagte Blanche von mir, »il a gagné deux cent mille francs und würde ohne mich nicht wissen, wie er sie ausgeben soll.
How boooring!” I said, moving her away with my hand, but this made her so curious that she at once sat down beside me: “You see, if I decided to pay so much, it’s because they were a good deal. Nachher wird er wieder Lehrer werden; weiß keiner von Ihnen eine Stelle für ihn? Man muß etwas für ihn tun.« Zum Champagner nahm ich recht oft meine Zuflucht, weil ich beständig in sehr trüber Stimmung war und mich aufs äußerste langweilte.
They can be sold again for twenty thousand francs.” “I believe you, I believe you; they’re splendid horses; and now you’ve got a nice turnout; it will be useful; well, and enough.” “So you’re not angry?” “At what? Der Haushalt, in dem ich lebte, trug einen im höchsten Grade kleinbürgerlichen, krämerhaften Charakter: bei jedem Sou, der ausgegeben werden sollte, wurde gerechnet und überlegt. Blanche liebte mich in den ersten zwei Wochen sehr wenig; das merkte ich recht wohl. Allerdings sorgte sie dafür, daß ich elegant gekleidet ging, und band mir eigenhändig alle Tage die Krawatte; aber im Grunde ihrer Seele verachtete sie mich.
It’s smart of you to stock up on a few things you need. Ich meinerseits kümmerte mich darum nicht im geringsten.
It will all be of use later. I see you really have to put yourself on such a footing, otherwise you’ll never make a million. Aus Langeweile und Trübsinn wurde ich ein regelmäßiger Besucher des Château des Fleurs, wo ich mich jeden Abend betrank und Cancan tanzen lernte (der dort in recht garstiger Manier getanzt wird) und schließlich auf diesem Gebiet sogar einige Berühmtheit erwarb.
Here our hundred thousand francs is only a beginning, a drop in the ocean.” Blanche, who least of all expected such talk from me (instead of shouts and reproaches! Dann aber gewann Blanche doch etwas mehr Verständnis für mein Wesen. Aus irgendwelchem Grund hatte sie sich früher die Vorstellung gebildet, ich würde während der ganzen Dauer unseres Zusammenlebens mit dem Bleistift und dem Notizbuch in den Händen hinter ihr hergehen und alles berechnen, was sie mir gestohlen und ausgegeben habe, und was sie mir noch stehlen und ausgeben werde.
), looked as if she’d fallen from the sky. “So you… so that’s how you are! Und sie war fest überzeugt, daß es bei uns um eines jeden Zehnfrancstücks willen eine hitzige Schlacht setzen werde.
“Who cares, the quicker the better!” “ “ “ “No, lies! And with Albert, that swarthy little officer–as if I didn’t see it last time?” “ “No, lies, lies; and what do you think, that I’m angry? Auf jeden meiner Angriffe, die sie mit Sicherheit erwartete, hatte sie sich schon im voraus eine Erwiderung zurechtgelegt; aber da sie von meiner Seite keine Angriffe erfolgen sah, machte sie selbst mit ihren Erwiderungen den Anfang.
I spit on it; “So you’re not angry about that either? And, indeed, since then it was even as if she really did become attached to me, even in a friendly way, and so we spent our last ten days. Manchmal begann sie sehr hitzig; wenn sie dann aber sah, daß ich schwieg (ich rekelte mich meist auf einer Chaiselongue und blickte, ohne mich zu rühren, nach der Zimmerdecke), da wunderte sie sich schließlich doch.
The promised “stars” I didn’t see; but in some respects she really kept her word. Anfangs dachte sie, ich sei einfach dumm, »un outchitel«, und brach einfach ihre Erklärungen ab, weil sie sich wahrscheinlich sagte: »Er ist ja dumm; es hat keinen Zweck, ihn erst auf etwas zu bringen, wenn er es nicht von selbst versteht.
Moreover, she got me acquainted with Hortense, who was even all too remarkable a woman in her own way and in our circle was known as However, there’s no point expanding on it; all this could make up a special story, with a special coloring, which I don’t want to put into this story. «Es kam jedoch vor, daß sie aus dem Zimmer ging, aber nach zehn Minuten wieder zurückkehrte und ihr Thema wieder aufnahm. Das folgende Gespräch begab sich in einem solchen Fall zur Zeit ihrer sinnlosen Ausgaben, Ausgaben, die weit über unsere Mittel hinausgingen: so gab sie zum Beispiel unsere Pferde weg und kaufte für sechzehntausend Franc ein anderes Paar. »Na, also du bist nicht böse darüber, bibi?« fragte sie, zu mir herantretend.
The thing is that I wished with all my might that it would all be over soon. »Nein, nein, wozu redest du noch?« antwortete ich gähnend und schob sie mit der Hand von mir weg.
But our hundred thousand francs lasted, as I’ve already said, for almost a month–at which I was genuinely surprised: at least eighty thousand of this money Blanche spent buying things for herself, and we lived on no more than twenty thousand francs, and even so it was enough. Aber dieses Benehmen von meiner Seite war ihr so merkwürdig, daß sie sich sofort neben mich setzte. »Siehst du, wenn ich mich entschlossen habe, so viel dafür zu bezahlen, so habe ich es nur deswegen getan, weil es ein Gelegenheitskauf war. Wir können sie für zwanzigtausend Franc wieder verkaufen.« »Ich glaube es, ich glaube es; es sind schöne Pferde, und wenn du jetzt ausfährst, wird es sich sehr gut ausnehmen; das wird dir für deine weitere Karriere zustatten kommen.
Blanche, who towards the end was even almost candid with me (at least in certain things she didn’t lie to me), confessed that at least the debts she had had to incur wouldn’t fall on me. Na, nun genug davon!« »Also du bist nicht böse?« »Warum sollte ich böse sein? Du handelst sehr verständig, wenn du dir einiges anschaffst, was du notwendig brauchst. All das wird dir später von Nutzen sein. Ich sehe ein, daß du dir in der Tat eine solche Stellung in der Gesellschaft schaffen mußt; sonst wirst du nie eine Million erwerben.
“I didn’t give you any bills or promissory notes to sign,” she said to me, “because I felt sorry for you; another woman would certainly have done that and packed you off to prison. Da sind unsere hunderttausend Franc nur der Anfang, nur ein Tropfen im Meer.« Blanche, die von mir alles andere eher erwartet hatte als solche Anschauungen (sie hatte gemeint, ich würde ein großes Geschrei erheben und ihr Vorwürfe machen), fiel aus den Wolken. »Also so einer… also so einer bist du!
You see, you see how I’ve loved you and how kind I am! Mais tu as l'esprit pour comprendre. Sais-tu, mon garçon, du bist zwar ein outchitel, aber du hättest als Prinz auf die Welt kommen müssen!
This damned wedding alone is going to cost me quite a bit!” We did indeed have a wedding. Also es tut dir nicht leid, daß das Geld bei uns schnell davongeht?« »Laß es in Gottes Namen davongehen; so schnell wie es will!« »Mais… sais-tu… mais dis donc, bist du denn reich?
It took place at the very end of our month, and I suppose the last dregs of my hundred thousand francs went on it; with that the affair ended, that is, with that our month ended, after which I was formally dismissed. Mais sais-tu, du schätzt denn doch das Geld gar zu gering. Qu'est-ce que tu feras après, dis donc?« »Après? Ich werde nach Homburg fahren und wieder hunderttausend Franc gewinnen.« »Qui, oui, c'est ça, c'est magnifique! Und ich weiß, du wirst bestimmt gewinnen und mir das Geld herbringen.
It happened like this: a week after we installed ourselves in Paris, the general came. Dis donc, du bringst es noch dahin, daß ich dich wirklich liebgewinne. Eh bien, zum Lohn dafür, daß du so bist, werde ich dich auch diese ganze Zeit über lieben und dir kein einziges Mal untreu werden.
He came straight to Blanche and from the very first visit all but stayed with us. Siehst du, diese ganze Zeit her habe ich dich allerdings nicht geliebt, parce que je croyais, que tu n'es qu'un outchitel (quelque chose comme un laquais, n'est-ce pas?
True, he had his own little apartment somewhere. ); aber ich bin dir trotzdem treu gewesen, parce que je suis bonne fille.« »Na, na, rede mir nichts vor!
Blanche greeted him joyfully, with shrieks and loud laughter, and even rushed to embrace him; as things turned out, she herself wouldn’t let him go, and he had to follow her everywhere: to the boulevards, and for carriage rides, and to the theater, and to see acquaintances. Habe ich dich nicht das vorige Mal mit Albert, diesem kleinen, brünetten Offizier, zusammen gesehen?« »Oh, oh, mais tu es… « »Na, nur nicht schwindeln, nur nicht schwindeln! Aber denkst du denn, daß ich darüber böse bin? Mir ganz gleichgültig; il faut que jeunesse se passe. Du kannst ihn doch nicht wegjagen, wenn du ihn vor meiner Zeit gehabt hast und ihn liebst.
The general was still fit for this employment; he was rather stately and respectable–almost tall, with dyed sidewhiskers and enormous mustaches (he served formerly in the cuirassiers), with a distinguished though somewhat flabby face. Nur gib ihm kein Geld, hörst du?« »Also auch darüber bist du nicht böse? Mais tu es un vrai philosophe, sais-tu? Un vrai philosophe!« rief sie ganz entzückt. »Eh bien, je t'aimerai, je t'aimerai – tu verras, tu seras content!« Und wirklich bewies sie mir seitdem eine Art von Anhänglichkeit, ja Freundschaft, und so vergingen unsere letzten zehn Tage.
His manners were excellent, he wore a tailcoat very smartly. In Paris he started wearing his decorations. Die ›Sterne‹, die sie versprochen hatte mir zu zeigen, habe ich freilich nicht gesehen; aber in mancher Beziehung hielt sie tatsächlich Wort.
With such a man, to stroll down the boulevard was not only possible, but, if one may put it so, even As soon as he appeared at our place, Blanche at once began acting as his advocate before me. She even waxed eloquent. Auch machte sie mich mit Hortense bekannt, die eine in ihrem Genre sehr bemerkenswerte Dame war und in unserm Kreis »Thérèse philosophe« genannt wurde… Aber es hat keinen Zweck, darüber ausführlicher zu handeln; alles dies könnte eine besondere Erzählung abgeben; eine Erzählung mit besonderem Kolorit, die ich in die hier vorliegende nicht einschieben will.
She reminded me that she had been unfaithful to the general because of me, that she had almost been his fiancée, had given him her word; that because of her he had abandoned his family, and that, finally, I worked for him and should be sensible of that, and–shame on me… I kept silent, and she rattled on terribly. In summa: ich wünschte von ganzem Herzen, daß alles recht bald zu Ende sein möchte. Aber unsere hunderttausend Franc reichten, wie schon gesagt, fast einen Monat lang – worüber ich wirklich erstaunt war: denn für mindestens achtzigtausend Franc von diesem Geld hatte Blanche sich allerlei angeschafft, und wir hatten für unsern Lebensunterhalt nicht mehr als zwanzigtausend Franc verbraucht – und es hatte doch gereicht.
Finally, I burst out laughing, and the matter ended there, that is, at first she thought I was a fool, but towards the end she arrived at the notion that I was a very good and agreeable man. Blanche, die gegen Ende unseres Zusammenseins mir gegenüber beinah aufrichtig war (wenigstens in manchen Dingen belog sie mich nicht), rühmte sich, daß ich wenigstens nicht für die Schulden würde einzustehen haben, die sie genötigt gewesen sei zu machen.
In short, I had the luck, towards the end, decidedly to earn the full good favor of this worthy girl. »Ich habe«, sagte sie zu mir, »dich keine Rechnungen und Wechsel unterschreiben lassen, weil du mir leid tatest; eine andere hätte das unbedingt getan und dich ins Schuldgefängnis gebracht.
(However, Blanche was in fact a most kind girl–only in her own way, of course; I didn’t appreciate her at first.) Da siehst du, wie ich dich geliebt habe, und wie gut ich bin! Was wird mich schon allein diese verwünschte Hochzeit kosten!« Es wurde bei uns wirklich Hochzeit gehalten.
“You’re an intelligent and kind man,” she used to say to me towards the end, “and… and… it’s too bad you’re such a fool! You’ll never, never be rich!” “ I saw that things were coming along between them, but kept silent as usual. Sie fiel bereits ganz an das Ende unseres Monats, und es war anzunehmen, daß für sie der letzte Rest meiner hunderttausend Franc draufgehen werde; damit war denn auch die Sache zum Abschluß gelangt, das heißt unser Monat war zu Ende, und ich trat nun in aller Form in den Ruhestand.
Blanche was the first to announce it to me: this was exactly a week before we parted. Das trug sich folgendermaßen zu. Eine Woche, nachdem wir uns in Paris niedergelassen hatten, kam der General angereist.
“ “Well, but if he begins to get jealous, demands… God knows what–you understand?” “Oh, no, “Well, so marry him… ” The wedding was quiet and familial, with no great pomp. Er begab sich direkt zu Blanche und blieb von seinem ersten Besuch an fast dauernd bei uns. Allerdings hatte er irgendwo in der Nähe auch eine eigene Wohnung. Blanche begrüßte ihn freudig, mit Lachen und Ausrufen des Entzückens, und umarmte ihn sogar stürmisch; das Verhältnis gestaltete sich dann so, daß sie selbst ihn gar nicht mehr von sich fortlassen wollte und er sie überallhin begleiten mußte: auf den Boulevard, bei Spazierfahrten, ins Theater und zu Bekannten.
Among those invited were Albert and a few close acquaintances. Hortense, Cléopatre, and the rest were decidedly excluded. The groom was exceedingly concerned with his position. Für diese Verwendung war der General ganz wohl brauchbar; er war eine stattliche, vornehme Erscheinung von mehr als Mittelgröße, mit gefärbtem Backenbart und gefärbtem, gewaltigem Schnurrbart (er hatte seinerzeit bei den Kürassieren gedient) und mit einem angenehmen, wenn auch etwas aufgedunsenen Gesicht.
Blanche herself tied his necktie, pomaded him, and in his tailcoat and white waistcoat he looked “ “I must behave quite differently now,” she said to me with extreme seriousness, “ Finally we parted, and Blanche, that silly Blanche, even became tearful, saying goodbye to me. Er besaß vortreffliche Manieren und trug seinen Frack mit vielem Anstand. In Paris legte er auch seine Orden wieder an. Mit einem solchen Mann auf dem Boulevard zu gehen war nicht nur möglich, sondern, wenn ich mich so ausdrücken darf, sogar eine Empfehlung. Der gutmütige, einfältige General war mit alledem höchst zufrieden; er hatte darauf gar nicht gerechnet, als er nach seiner Ankunft in Paris zu uns kam.
“ I still have about five hundred francs left; besides, I have a magnificent watch worth a thousand francs, diamond cuff links and the like, so I may still last a rather long time without worrying about anything. Er hatte damals beinah gezittert vor Angst, er hatte gedacht, Blanche würde ihn anschreien und ihm die Tür weisen; da er nun einen so ganz anderen Empfang gefunden hatte, war er in das größte Entzücken geraten und befand sich nun diesen ganzen Monat über in dem Zustand eines sinnlosen Wonnerausches; in diesem Zustand verließ ich ihn auch.
I’ve purposely lodged myself in this little town in order to pull myself together, but I’m mainly waiting for Mr. Astley. Erst hier habe ich genauer erfahren, daß ihm damals nach unserer plötzlichen Abreise aus Roulettenburg an demselben Vormittag etwas in der Art eines Schlaganfalls zugestoßen war.
I’ve learned for certain that he’ll be passing through and will stop here for a day on business. Er war besinnungslos niedergestürzt und war dann eine ganze Woche lang wie ein Wahnsinniger gewesen und hatte lauter törichtes Zeug geredet.
I’ll find out about everything… and then–then go straight to Homburg. Er war ärztlich behandelt worden, hatte aber auf einmal alles stehen und liegen lassen, sich auf die Bahn gesetzt und war nach Paris gefahren.
I won’t go to Roulettenburg, or not until next year. Indeed, they say it bodes ill to try your luck twice in a row at one and the same table, and Homburg is also where the real gambling is. Natürlich erwies sich der freundliche Empfang, den er bei Blanche fand, für ihn als das beste Heilmittel; aber Spuren seiner Krankheit blieben bei ihm noch lange Zeit zurück, trotz seiner frohen, seligen Gemütsstimmung.


Chapter - 17

CHAPTER XVII Siebzehntes Kapitel
IT’S A YEAR AND eight months since I’ve looked at these notes, and only now, out of anguish and grief, has it occurred to me to divert myself and by chance read through them. Nun ist es schon ein Jahr und acht Monate, daß ich diese Aufzeichnungen nicht angesehen habe, und erst heute bin ich in meinem Kummer und Gram zufällig auf den Einfall gekommen, sie zu meiner Zerstreuung noch einmal durchzulesen.
So I left off then on the point of going to Homburg. Also ich blieb damals dabei stehen, daß ich nach Homburg fahren wollte.
God! with what a–comparatively speaking–light heart I wrote those last lines then! Wie leicht (das heißt verhältnismäßig leicht) war mir damals zumute, als ich diese letzten Zeilen schrieb!
That is, not really with a light heart–but with what selfassurance, with what unshakable hopes! Did I at least have some doubts of myself? Ich will nicht sagen, daß mir so schlechthin leicht zumute gewesen wäre; aber was besaß ich für ein Selbstvertrauen, wie unerschütterlich glaubte ich an die Erfüllung meiner Hoffnungen!
And here over a year and a half has gone by, and in my opinion I’m much worse than a beggar! Und nun ist nur wenig mehr als eine Zeit von anderthalb Jahren vergangen, und ich bin meiner Ansicht nach weit schlechter als ein Bettler!
What’s a beggar! Spit on beggary! Denn was hat ein Bettler groß zu klagen?
I’ve simply ruined myself! Armut ist kein Unglück.
However, there’s hardly anything that compares to it, and there’s no point in reading moral lessons to myself! Ich aber habe geradezu mich selbst, meine Persönlichkeit, zugrunde gerichtet! Übrigens gibt es eigentlich kaum etwas, was ich mit mir in Vergleich stellen könnte.
Nothing could be more absurd than moral lessons at such a moment! Und es hätte keinen Zweck, wenn ich mir jetzt selbst eine Moralpredigt halten wollte!
Oh, selfsatisfied people: with what proud selfsatisfaction such babblers are ready to utter their pronouncements! Nichts kann abgeschmackter sein als Moralpredigten in solcher Lage! O über die selbstzufriedenen Leute: mit welchem Stolz auf ihre eigenen Personen sind diese Schwätzer bereit, einem ihre Sentenzenweisheit vorzutragen!
If they only knew to what degree I myself understand all the loathsomeness of my present condition, they wouldn’t have the heart to teach me. Wenn sie wüßten, wie klar ich selbst die ganze Erbärmlichkeit meines jetzigen Zustandes erkenne, so würden sie sich die Mühe sparen, mich belehren zu wollen. In der Tat, was könnten sie mir Neues sagen, das ich nicht wüßte?
Well, what, what new thing can they say to me that I don’t know myself? And is that the point? The point here is that–one turn of the wheel, and everything changes, and these same moralizers will be the first (I’m sure of it) to come with friendly jokes to congratulate me. Aber hier handelt es sich nicht um Sagen und Wissen; hier handelt es sich darum, daß das Rad nur eine einzige Drehung zu machen braucht, und alles ändert sich, und diese selben Moralprediger werden dann (das ist meine feste Überzeugung) die ersten sein, die mit freundschaftlichen Scherzworten zu mir kommen, um mich zu beglückwünschen.
And they won’t all turn away from me as they do now. Dann werden alle sich nicht so von mir abwenden, wie sie es jetzt tun.
Spit on them all! Hol sie alle der Teufel!
What am I now? Was bin ich jetzt?
I actually went to Homburg then, but… later I was in Roulettenburg again, I was in Spa as well, I was even in Baden, where I went as the valet of the councillor Hintze, a scoundrel and my former master here. Zéro. Und was bin ich vielleicht morgen? Morgen erstehe ich vielleicht von den Toten und beginne ein neues Leben! Ich kann in mir den Menschen wiederfinden, solange er noch nicht ganz zugrunde gegangen ist.
Yes, I was also a lackey, for five whole months! Ja, ja, auch Diener bin ich gewesen, ganze fünf Monate lang!
That happened right after prison. Das war, gleich nachdem ich aus dem Schuldgefängnis gekommen war.
(I got to prison in Roulettenburg for a debt I incurred here. Ich habe nämlich auch im Schuldgefängnis gesessen, in Roulettenburg.
An unknown person bought me out–who was it? Ein Unbekannter kaufte mich los; wer mag es gewesen sein?
Mr. Astley? Mister Astley?
Polina? Polina?
I don’t know, but the debt was paid, two hundred thalers in all, and I was released.) Ich weiß es nicht; aber die Schuld wurde bezahlt, im ganzen zweihundert Taler, und so kam ich frei.
Where was I to go? Wo sollte ich bleiben?
I went to work for this Hintze. So trat ich bei diesem Hinze in Dienst.
He’s a young and flighty man, likes to be lazy, and I can speak and write in three languages. Er war ein junger, leichtlebiger Mensch, der gern faulenzte; ich aber verstehe drei Sprachen zu sprechen und zu schreiben.
I began working for him as some sort of secretary, for thirty guldens a month; but I ended in real lackeydom with him: he didn’t have the means to keep a secretary, and he lowered my salary; since I had nowhere to go, I stayed–and thus turned myself into a lackey. Ich war ursprünglich bei ihm als eine Art von Sekretär eingetreten, mit dreißig Gulden Monatsgehalt; aber ich wurde schließlich bei ihm ein bloßer Diener, da es auf die Dauer doch seine Mittel überstieg, sich einen Sekretär zu halten, und er mein Gehalt verringerte; ich aber wußte keine andere Stelle, die ich hätte annehmen können. So blieb ich denn bei ihm und wandelte mich auf diese Weise ganz von selbst in einen Diener um.
I ate little and drank little while with him, and that way I saved seventy guldens in five months. Ich gönnte mir in seinem Dienste weder Essen noch Trinken in auskömmlichem Maß, sparte mir aber dadurch in den fünf Monaten siebzig Gulden.
One evening in Baden, I announced to him that I wished to part with him; that same evening I went to play roulette. Und eines Abends in Baden machte ich ihm die Mitteilung, ich wolle aus seinem Dienst gehen, und noch an demselben Abend begab ich mich zum Roulett.
Oh, how my heart throbbed! Oh, wie pochte mir das Herz!
No, it wasn’t money that was dear to me! Nein, nicht um das Geld war es mir zu tun!
My only wish then was that the next day all those Hintzes, all those hotel managers, all those magnificent Baden ladies–that they would all be talking about me, telling my story, astonished at me, praising me, and bowing before my new winnings. Damals wünschte ich weiter nichts als dies: es möchten am folgenden Tage alle diese Hinzes, alle diese Oberkellner, alle diese eleganten Badener Damen, die möchten alle von mir reden, einander meinen gelungenen Streich erzählen, mich bewundern und loben und vor meinem neuen Spielgewinn eine Reverenz machen.
That was all childish dreams and concerns, but… who knows, maybe I’d meet Polina, too, and tell her, and she’d see that I was above all these absurd jolts of fate… Oh, it’s not money that’s dear to me! Das waren ja alles nur kindische Gedanken und Hoffnungen; aber… wer konnte es wissen: vielleicht würde ich Polina treffen und ihr alles erzählen, und sie würde sehen, daß mir all diese albernen Schicksalsschläge nichts hatten anhaben können… Oh, nicht um das Geld war es mir zu tun!
I’m sure I would have frittered it all away on some Blanche again and driven around Paris for three weeks with my own pair of horses worth sixteen thousand francs. Ich war überzeugt, daß ich es wieder irgendeiner Blanche in den Schoß werfen und wieder in Paris drei Wochen lang mit einem Paar eigener Pferde für sechzehntausend Franc umherkutschieren würde.
I know for certain that I’m not stingy: I even think I’m a spendthrift–and yet, even so, with what trepidation, with what a sinking heart I listen to the cry of the croupier: Oh, that evening when I carried my seventy guldens to the gaming table was also remarkable. Ich weiß ja recht gut, daß ich nicht geizig bin; ich halte mich sogar für einen Verschwender; aber trotzdem, mit welchem Zittern, mit welcher Herzbeklemmung höre ich jedesmal den Croupier rufen: trente et un, rouge, impair et passe, oder: quatre, noir, pair et manque!
I began with ten guldens, and again with I took a room, locked myself in, and sat till three o’clock counting my money. The next morning I woke up a lackey no more. I decided that same day to leave for Homburg: there I had never served as a lackey or sat in prison. Mit welcher Gier blicke ich auf den Spieltisch, auf dem die Louisdors und Friedrichsdors und Taler umherliegen, und auf die kleinen Stapel von Goldstücken, wenn sie unter der Krücke des Croupiers in Häufchen auseinanderfallen, die wie feurige Glut schimmern, oder auf die eine halbe Elle langen Silberrollen, die um das Rad herumliegen.
Half an hour before the train, I went to make two stakes, no more, and lost fifteen hundred florins. Schon wenn ich mich dem Spielsaal nähere und noch zwei Zimmer von ihm entfernt bin, bekomme ich fast Krämpfe, sobald ich das Klirren des hingeschütteten Geldes höre.
However, I still moved to Homburg, and it’s a month now that I’ve been here… I live, of course, in constant anxiety, play for the smallest stakes, and am waiting for something, I calculate, I stand for whole days at the gaming table and “So you’re here! Oh, jener Abend, an dem ich meine siebzig Gulden zum Spieltisch trug, war für mich äußerst merkwürdig. Ich begann mit zehn Gulden, und zwar wieder auf passe. Für passe habe ich eine Vorliebe. Ich verlor.
I just thought I’d meet you,” he said to me. Es blieben mir noch sechzig Gulden in Silbergeld; ich überlegte und wählte zéro.
“Don’t bother telling me: I know, I know everything; your whole life for the past year and eight months is known to me.” “Hah! see how you keep track of old friends!” I replied. Ich setzte auf zéro jedesmal fünf Gulden; beim dritten Einsatz kam plötzlich zéro; ich war halbtot vor Freude, als ich hundertfünfundsiebzig Gulden bekam; so sehr hatte ich mich nicht einmal damals gefreut, als ich die hunderttausend Gulden gewann.
“It’s to your credit that you don’t forget… Wait, though, that gives me an idea–was it you who bought me out of the Roulettenburg prison, where I was sent for a debt of two hundred guldens? Sofort setzte ich hundert Gulden auf rouge – ich gewann; alle zweihundert auf rouge – ich gewann; alle vierhundert auf noir – ich gewann; alle achthundert auf manque – ich gewann; mit dem Früheren zusammen waren es jetzt tausendsiebenhundert Gulden, und das in weniger als fünf Minuten!
Some unknown person bought me out.” “No, oh, no! Ja, in solchen Augenblicken vergißt man alles frühere Mißgeschick!
I didn’t buy you out of the Roulettenburg prison, where you were sent for a debt of two hundred guldens, but I knew you had been sent to prison for a debt of two hundred guldens.” “So all the same you know who bought me out.” “Oh, no, I can’t say as I know who bought you out.” “Strange; our Russians don’t know me, and the Russians here probably wouldn’t buy anyone out; it’s there in Russia that Orthodox people buy out their own. Ich hatte das erreicht dadurch, daß ich mehr als mein Leben gewagt hatte; ich hatte mich zu diesem Wagnis erkühnt, und siehe da, ich gehörte wieder zu den Menschen! Ich nahm mir in einem Hotel ein Zimmer, schloß mich ein und saß bis drei Uhr nachts und zählte mein Geld. Am Morgen erwachte ich mit dem Bewußtsein, daß ich nicht mehr Diener war. Ich beschloß, gleich an diesem Tag nach Homburg zu fahren: dort war ich nicht Diener gewesen und hatte nicht im Schuldgefängnis gesessen.
So I thought it might have been some odd Englishman, out of eccentricity.” Mr. Astley listened to me with some astonishment. Eine halbe Stunde vor Abgang des Zuges ging ich nochmals zum Roulett, um zweimal zu setzen, nicht öfter, und verlor tausendfünfhundert Gulden. Indes ich fuhr trotzdem nach Homburg und bin jetzt schon einen Monat hier.
It seems he expected to find me crestfallen and crushed. “However, I’m very glad to see you have completely preserved all your independence of mind and even your gaiety,” he said with a rather unpleasant look. Ich lebe natürlich in beständiger Aufregung, spiele nur mit ganz kleinem Einsatz und warte immer auf etwas; ich rechne fortwährend und stehe ganze Tage lang am Spieltisch und beobachte das Spiel; sogar im Traum glaube ich immer das Spiel zu sehen.
“That is, you’re inwardly gnashing your teeth in vexation because I’m not crushed and humiliated,” I said, laughing. Aber dabei habe ich eine Empfindung, als ob ich eine Holzpuppe geworden wäre, oder als sei ich in tiefem Schlamm steckengeblieben. Ich schließe das aus meinem Gefühl bei meinem Zusammentreffen mit Mister Astley.
He didn’t understand at once, but when he did, he smiled. Wir hatten uns seit jenem verhängnisvollen Tag nicht wieder gesehen und begegneten einander nun unerwartet.
“I like your observations. Das ging folgendermaßen zu.
I recognize in those words my former intelligent, rapturous, and at the same time cynical friend. Russians alone are able to combine so many opposites in themselves at one and the same time. Ich ging im Park spazieren und überlegte, daß ich fast ganz abgebrannt war, da ich nur noch fünfzig Gulden besaß; im Hotel, wo ich ein geringes Kämmerchen bewohne, hatte ich meine Rechnung zwei Tage vorher vollständig beglichen.
Actually, man likes seeing his best friend humiliated before him; friendship is mostly based on humiliation; and that is an old truth known to all intelligent people. Also blieb mir die Möglichkeit, jetzt noch einmal zum Roulett zu gehen; gewann ich, und wenn's auch nur wenig war, so konnte ich das Spiel fortsetzen; verlor ich, so mußte ich wieder Bedienter werden, falls es mir nicht gelang, schleunigst eine russische Familie zu finden, die einen Hauslehrer brauchte.
But in the present case, I assure you, I am sincerely glad that you are not crestfallen. Tell me, do you intend to give up gambling?” “Oh, devil take it! I’ll give it up at once, as soon as… ” “As soon as you win? Mit diesem Gedanken beschäftigt, schritt ich auf meinem gewöhnlichen Spazierweg dahin, der mich täglich durch den Park und einen Wald nach dem benachbarten Fürstentum führte; manchmal machte ich auf diese Art eine vierstündige Wanderung und kehrte müde und hungrig nach Homburg zurück.
So I thought. Don’t finish–I know you said it inadvertently, and therefore spoke the truth… Tell me, besides gambling, is there nothing that occupies you?” “No, nothing… ” He began testing me. Diesmal war ich kaum aus dem Kurgarten in den Park gelangt, als ich plötzlich auf einer Bank Mister Astley erblickte.
I knew nothing, I hardly ever looked at the newspapers, and in all that time I had positively not opened a single book. Er hatte mich zuerst bemerkt und rief mich nun an. Ich setzte mich neben ihn. Da ich an ihm ein ungewöhnlich ernstes Wesen wahrnahm, so stimmte ich meine Freude sogleich herab; sonst hätte ich mich außerordentlich über das Wiedersehen gefreut.
“You’ve turned to wood,” he observed, “you’ve not only renounced life, your own interests and society’s, your duty as a citizen and a human being, your friends (all the same you did have them), you’ve not only renounced any goal whatsoever apart from winning, but you’ve even renounced your memories. »Also Sie sind hier! Das hatte ich mir wohl gedacht, daß ich Sie treffen würde«, sagte er zu mir. »Machen Sie sich nicht die Mühe zu erzählen, wie es Ihnen gegangen ist; ich weiß das, ich weiß das alles; Ihr ganzes Leben in diesen zwanzig Monaten ist mir bekannt.« »Ei, sehen Sie mal! Also so verfolgen Sie die Schicksale Ihrer alten Freunde!« antwortete ich.
I remember you in an ardent and strong moment of your life; but I’m sure you’ve forgotten all your best impressions then; your dreams, your most essential desires at present don’t go beyond “Enough, Mr. Astley, please, please don’t remind me,” I cried in vexation, all but in anger. »Das macht Ihnen Ehre, daß Sie sie nicht vergessen… Warten Sie mal, da bringen Sie mich auf einen Gedanken: sind nicht etwa Sie derjenige gewesen, der mich aus dem Roulettenburger Gefängnis losgekauft hat, wo ich wegen einer Schuld von zweihundert Talern saß?
“Know that I’ve forgotten precisely nothing; but I’ve driven it all out of my head for a time, even the memories–until I’ve radically improved my circumstances. Then… then you’ll see, I’ll rise from the dead!” “You’ll still be here ten years from now,” he said. “I’ll make you a bet that I’ll remind you of it, if I live, right here on this bench.” “Well, enough,” I interrupted him impatiently, “and to prove to you that I’m not so forgetful of the past, allow me to ask: where is Miss Polina now? Ein Unbekannter hat mich losgekauft.« »Nein, o nein; ich habe Sie nicht aus dem Roulettenburger Gefängnis losgekauft, wo Sie wegen einer Schuld von zweihundert Talern saßen; aber ich wußte, daß Sie wegen einer solchen Schuld im Gefängnis waren.« »Also wissen Sie doch, wer mich losgekauft hat?« »O nein, ich kann nicht sagen, daß ich weiß, wer Sie losgekauft hat.« »Sonderbar; von meinen russischen Landsleuten war ich niemandem bekannt, und die Russen lassen sich hier auch wohl kaum darauf ein, einen Landsmann aus dem Schuldgefängnis loszukaufen; das kommt wohl bei uns in Rußland vor; da erweist wohl ein Rechtgläubiger einem Glaubensgenossen eine solche Liebe.
If it wasn’t you who bought me out, then it must have been her. Since that time I’ve had no news of her.” “No, oh, no! Darum hatte ich mir gedacht, es hätte es irgend so ein Kauz von Engländer aus Lust am Sonderbaren getan.« Mister Astley hörte mich einigermaßen verwundert an.
I don’t think she bought you out. Er hatte wohl gedacht, mich in trüber, niedergedrückter Stimmung zu finden.
She’s in Switzerland now, and you will give me great pleasure if you stop asking me about Miss Polina,” he said resolutely and even crossly. »Nun, ich freue mich sehr zu sehen, daß Sie sich Ihre ganze seelische Festigkeit, ja Heiterkeit bewahrt haben«, sagte er mit ziemlich unzufriedener Miene. »Das heißt, innerlich knirschen Sie vor Ärger darüber, daß ich nicht geknickt und niedergeschlagen bin«, sagte ich lachend.
“That means she’s wounded you badly as well!” I laughed involuntarily. Er verstand nicht gleich; aber als er es dann verstanden hatte, lächelte er. »Ihre Bemerkung gefällt mir.
“Miss Polina is the best being of all beings most worthy of respect, but, I repeat, you will give me great pleasure if you stop asking me about Miss Polina. Ich erkenne in diesen Worten meinen früheren verständigen, idealgesinnten und dabei zugleich zynischen Freund wieder; nur die Russen bringen es fertig, solche Gegensätze in sich gleichzeitig zu vereinigen.
You never knew her, and I consider her name on your lips an insult to my moral sense.” “So that’s how it is! You’re wrong, however; and, just think, what else am I to talk to you about except that? In der Tat, der Mensch sieht gern auch seinen besten Freund im Zustand der Erniedrigung vor sich; die Freundschaft basiert größtenteils auf der Erniedrigung des einen und der Überlegenheit des andern; das ist eine alte, allen klugen Leuten bekannte Wahrheit.
That’s all our memories consist of. Aber im vorliegenden Falle kann ich Sie versichern, ich freue mich aufrichtig darüber, daß Sie nicht niedergeschlagen sind.
Don’t worry, by the way, I don’t need any of your innermost secret matters… I’m interested only in Miss Polina’s external situation, only in her present external circumstances. Sagen Sie, Sie beabsichtigen wohl nicht, das Spiel aufzugeben?« »Ach, hol das ganze Spiel der Teufel! Ich will es sofort aufgeben, ich möchte nur… .« »Sie möchten nur erst das Verlorene wiedergewinnen? Das habe ich mir wohl gedacht; Sie brauchen nicht weiterzureden, ich weiß schon; das kam Ihnen ganz unwillkürlich heraus, also ist es Ihre wahre Meinung.
That can be said in a couple of words.” “If you please, provided that these couple of words will end it all. Sagen Sie, außer dem Spiel beschäftigen Sie sich mit nichts?« »Nein, mit nichts.« Er fragte mich nach allerlei Dingen.
Miss Polina was ill for a long time; she’s ill now, too. Ich wußte nichts; ich hatte fast gar nicht in die Zeitungen gesehen und faktisch die ganze Zeit über kein Buch aufgeschlagen.
For some time she lived with my mother and sister in the north of England. »Sie sind gegen alles stumpf und gleichgültig geworden«, bemerkte er.
Six months ago her granny–that same crazy woman, you remember–died and left to her personally a fortune of seven thousand pounds. Now Miss Polina is traveling with the family of my sister, who has since married. »Sie haben sich vom frisch pulsierenden Leben losgesagt, sich losgesagt von Ihren eigenen Interessen und von denen der Gesellschaft, von Ihrer Pflicht als Bürger und Mensch, von Ihren Freunden (und Sie hatten doch solche), von dem Streben nach irgendeinem Ziel mit Ausnahme des Gewinnes im Spiel; ja, was noch mehr ist.
Her little brother and sister were also provided for by the granny’s inheritance and are studying in London. Sie haben sich sogar von Ihren Erinnerungen losgesagt.
A month ago the general, her stepfather, died of a stroke in Paris. Mlle Blanche treated him well, but managed to transfer everything he got from the granny to her own name… that, it seems, is all.” “And des Grieux? Sie stehen mir noch vor der Seele, wie Sie damals waren, als in Ihnen Glut und Kraft lebten; aber ich bin überzeugt, Sie haben all Ihre damaligen guten und schönen Empfindungen vergessen; Ihre Zukunftspläne, Ihre Wünsche für jeden Tag gehen jetzt nicht hinaus über pair, impair, rouge, noir, die zwölf mittleren Zahlen usw. usw.; das ist meine Überzeugung!« »Hören Sie auf, Mister Astley; bitte, erinnern Sie mich nicht daran!« rief ich ärgerlich und beinahe grimmig.
Isn’t he also traveling in Switzerland?” “No, des Grieux is not traveling in Switzerland, and I don’t know where des Grieux is; besides, I warn you once and for all to avoid such hints and ignoble juxtapositions, otherwise you will certainly have to deal with me.” “What! »Glauben Sie: ich habe nichts davon vergessen; nur zeitweilig habe ich das alles aus meinem Kopf verbannt, sogar die Erinnerungen, nur so lange bis ich meine Verhältnisse gründlich gebessert haben werde; dann… dann (das sollen Sie sehen!) werde ich von den Toten auferstehen!« »Sie werden noch nach zehn Jahren hier sein«, erwiderte er.
despite our former friendly relations?” “Yes, despite our former friendly relations.” “A thousand pardons, Mr. Astley. Excuse me, however: there’s nothing offensive or ignoble; I don’t blame Miss Polina for anything. »Ich biete Ihnen eine Wette an, daß ich Sie daran erinnern werde, wenn ich solange lebe, hier auf dieser Bank.« »Na, nun hören Sie auf!« unterbrach ich ihn ungeduldig; »und um Ihnen zu beweisen, daß ich die Vergangenheit doch nicht so ganz vergessen habe, gestatten Sie mir die Frage: wo ist jetzt Miß Polina?
Besides that, a Frenchman and a Russian young lady, generally speaking–that is such a juxtaposition, Mr. Astley, as neither you nor I can resolve or understand definitively.” “If you will not mention the name of des Grieux together with the other name, I would ask you to explain to me what you mean by the expression ‘a Frenchman and a Russian young lady.’ What sort of ‘juxtaposition’ is it? Wenn Sie es nicht gewesen sind, der mich damals loskaufte, dann war es wahrscheinlich sie. Seit unserer Trennung habe ich nicht das geringste von ihr gehört.« »Nein, o nein! Ich glaube nicht, daß sie Sie losgekauft hat. Sie ist jetzt in der Schweiz, und Sie werden mir einen großen Gefallen tun, wenn Sie mich nicht weiter nach Miß Polina fragen«, sagte er in energischem und sogar zornigem Ton.
Why precisely a Frenchman and a Russian young lady?” “You see, you’ve become interested. »Danach scheint es, daß sie auch Ihrem Herzen bereits eine schwere Wunde beigebracht hat!« erwiderte ich und mußte unwillkürlich lachen.
But this is lengthy stuff, Mr. Astley. Here you have to know a lot beforehand. However, it’s an important question–ridiculous as it all is at first sight. »Miß Polina ist das beste, hochachtungswürdigste Wesen, das es auf der Welt gibt; aber ich wiederhole es Ihnen, Sie werden mir einen großen Gefallen tun, wenn Sie mich nicht weiter nach Miß Polina fragen.
A Frenchman, Mr. Astley, is a finished, beautiful form. You, as a Briton, might disagree with that; I, as a Russian, also disagree–well, let’s say, out of envy; but our young ladies may be of a different opinion. Sie haben sie nie gekannt, und wenn Sie ihren Namen in den Mund nehmen, so empfinde ich das als eine Beleidigung meines sittlichen Gefühls.« »Nun sehen Sie mal!
You may find Racine{21} affected, distorted, and perfumed; you probably wouldn’t even bother to read him. Übrigens, was das Kennen betrifft, haben Sie unrecht. Und wovon könnte ich denn auch mit Ihnen reden, wenn nicht davon? Sagen Sie selbst! Eben darin bestehen ja unsere ganzen gemeinsamen Erinnerungen.
I, too, find him affected, distorted, and perfumed, even ridiculous from a certain point of view; but he’s charming, Mr. Astley, and, above all–he’s a great poet, whether we like it or not. Aber seien sie unbesorgt: ich habe kein Verlangen, die Geheimnisse Ihres Seelenlebens zu erfahren. Ich interessiere mich nur für Miß Polinas äußere Lebenslage, für das Milieu, in dem sie sich jetzt befindet. Das läßt sich doch in wenigen Worten sagen.« »Meinetwegen, aber unter der Bedingung, daß mit diesen wenigen Worten die Sache abgetan ist.
The national form of the Frenchman, that is, the Parisian, began composing itself into a graceful form while we were still bears. Miß Polina war lange krank, und sie ist es auch jetzt noch; eine Zeitlang lebte sie bei meiner Mutter und meiner Schwester im nördlichen England.
The revolution was heir to the nobility. Nowadays even the most banal little Frenchman may have manners, ways, expressions, and even thoughts of a fully graceful form, without partaking in that form either with his own initiative, or with his soul, or with his heart; he has come into it all by inheritance. Vor einem halben Jahr ist ihre Großtante gestorben (Sie erinnern sich wohl: jenes verrückte Weib) und hat ihr persönlich ein Vermögen von siebentausend Pfund hinterlassen.
In himself he may be emptier than the emptiest and lower than the lowest. Jetzt ist Miß Polina mit der Familie meiner verheirateten Schwester zusammen auf Reisen.
Well, Mr. Astley, sir, I shall now inform you that there is no being in the world more trustful and candid than a good, clever, and not too affected Russian young lady. Ihr kleiner Bruder und ihre kleine Schwester sind gleichfalls durch das Testament der Großtante versorgt und besuchen in London die Schule. Der General, ihr Stiefvater, ist vor einem Monat in Paris an einem Schlaganfall gestorben.
A des Grieux, appearing in some sort of role, appearing masked, can win her heart with extraordinary ease; he is of graceful form, Mr. Astley, and the young lady takes this form for his very soul, for the natural form of his soul and heart, and not for clothing that has come to him through inheritance. Wenn nun so ein de Grieux in einer theatralischen Rolle, mit einer Maske vor seinem wahren Gesicht erscheint, so kann er mit größter Leichtigkeit ihr Herz erobern; er hat die elegante Form, Mister Astley, und die junge Dame hält diese Form für seine eigene Seele, für die natürliche Form seiner Seele und seines Herzens, und nicht für ein Gewand, das er durch Erbschaft erlangt hat.
To your greatest displeasure, I must confess that Englishmen are for the most part angular and graceless, while Russians have a rather keen ability to discern beauty and to fall for it. Gewiß zu Ihrem größten Miß- vergnügen muß ich Ihnen gestehen, daß die Engländer größtenteils recht eckig und unelegant sind; die Russinnen aber besitzen ein sehr feines Urteil für Schönheit und fühlen sich zu ihr besonders hingezogen.
But to discern the beauty of a soul and the originality of a person–for that one needs incomparably more independence and freedom than our women, especially young ladies, possess–and in any case more experience. Um dagegen die Schönheit einer Seele und die Eigenart einer Persönlichkeit zu erkennen, dazu ist sehr viel mehr Selbständigkeit und Unbefangenheit des Urteils erforderlich, als unsere Frauen und nun gar unsere jungen Damen besitzen, und jedenfalls auch mehr Erfahrung.
And Miss Polina–forgive me, what’s said can’t be unsaid–needs a very, very long time to decide that she prefers you to the scoundrel des Grieux. Miß Polina – verzeihen Sie; aber das ausgesprochene Wort kann man nicht zurückholen – wird eine sehr, sehr lange Überlegung nötig haben, ehe sie sich dazu entschließt, Sie dem Schuft de Grieux vorzuziehen.
She will appreciate you, will become your friend, will open all her heart to you, but even so in that heart will reign the hateful blackguard, the nasty and petty moneygrubber des Grieux. Sie wird Sie hochschätzen, Ihre Freundin sein, Ihnen ihr ganzes Herz aufschließen; aber in diesem Herzen wird doch der schändliche Schurke, der ekelhafte, armselige Wucherer de Grieux herrschen.
This will even persist, so to speak, out of obstinacy and vanity alone, because the same des Grieux once appeared to her in the aureole of a graceful marquis, a disenchanted liberal, who (supposedly!) ruined himself helping her family and the lightminded general. Und schon allein Eigensinn und Eitelkeit werden diesem Zustand Dauer verleihen, weil dieser selbe de Grieux ihr früher einmal mit der Aureole eines eleganten Marquis erschienen ist, eines enttäuschten liberalen Idealisten, eines Mannes, der ihrer Familie und dem leichtsinnigen General hilfreich war und sich dabei selbst zugrunde richtete (wenn's wahr wäre).
All these tricks were uncovered afterwards. But never mind that they were uncovered: even so, give her the former des Grieux now–that’s what she wants! Alle diese Verkleidungen sind ja nachher als solche erkannt worden; aber das tut nichts; trotz alledem: wenn Sie ihr jetzt den früheren de Grieux wiedergeben könnten, so hätte sie alles, was sie haben möchte!
And the more she hates the present des Grieux, the more she pines for the former one, though the former one existed only in her imagination. Und je mehr sie den jetzigen de Grieux haßt, um so mehr sehnt sie sich nach dem früheren, obgleich der frühere nur in ihrer Vorstellung existiert hat.
Are you in sugar, Mr. Astley?” “Yes, I’m a partner in the wellknown sugar refinery Lowell and Co.” “Well, so you see, Mr. Astley. On one side there’s a sugar refiner, on the other–the Apollo Belvedere. Sie sind Zuckerfabrikant, Mister Astley?« »Ja, ich bin jetzt bereits Kompagnon bei der bekannten Zuckerfirma Lowell und Comp.« »Nun, dann sehen Sie selbst, Mister Astley: auf der einen Seite ein Zuckerfabrikant, auf der andern Seite ein Apollo von Belvedere; das ist ein schroffer Gegensatz.
{22} All this somehow doesn’t hang together. And I’m not even a sugar refiner; I’m simply a petty gambler at roulette, and was even a lackey, which is certainly already known to Miss Polina, because she seems to have good police.” “You’re bitter, that’s why you talk all this nonsense,” Mr. Astley said coolly, having pondered. Und ich bin nicht einmal Zuckerfabrikant; ich bin weiter nichts als ein armseliger Roulettspieler und bin sogar Bedienter gewesen, was Miß Polina wahrscheinlich schon weiß, da sie ja, wie es scheint, von einer guten Geheimpolizei bedient wird.« »Sie sind verbittert, und deshalb reden Sie all diesen Unsinn«, erwiderte nach kurzem Nachdenken Mister Astley kaltblütig.
“Besides, there’s no originality in your words.” “I agree! »Übrigens war in dem, was Sie sagten, nichts Neues und Originelles enthalten.« »Das gebe ich zu!
But that’s the horror of it, my noble friend, that all these accusations of mine, however outdated, however banal, however farcical–are still true! Aber gerade das ist das Schreckliche, mein verehrter Freund, daß alle diese meine Beschuldigungen, so alt und vulgär und possenhaft sie auch sein mögen, doch der Wahrheit entsprechen!
You and I still never got anywhere!” “That’s vile nonsense… because, because… be it known to you!” Mr. Astley pronounced in a trembling voice and flashing his eyes, “be it known to you, ungrateful and unworthy, petty and unhappy man, that I have come to Homburg especially on her orders, so as to see you, have a long and heartfelt talk with you, and report everything to her–your feelings, thoughts, hopes and… memories!” “It can’t be! Jedenfalls haben wir beide, Sie und ich, bei Miß Polina nichts erreicht!« »Das ist abscheulicher Unsinn… denn… denn… nun, so mögen Sie es denn wissen!« rief Mister Astley mit zitternder Stimme und funkelnden Augen. »So mögen Sie denn wissen. Sie undankbarer und unwürdiger, armseliger und unglücklicher Mensch, daß ich mit Absicht nach Homburg gekommen bin, in ihrem Auftrag, um Sie wiederzusehen, eingehend und herzlich mit Ihnen zu reden und ihr dann alles zu berichten: welches Ihre Gefühle und Empfindungen seien, welche Gedanken und Pläne Sie hegten, was Sie von der Zukunft hofften, und… wie sie der Vergangenheit gedächten!« »Wirklich?
Can it be?” I cried, and tears gushed from my eyes. Ist das die Wahrheit?« rief ich, und die Tränen stürzten mir stromweise aus den Augen.
I couldn’t hold them back, and that, I believe, for the first time in my life. Ich konnte sie nicht zurückhalten; es war wohl das erstemal in meinem Leben.
“Yes, unhappy man, she loved you, and I can reveal it to you, because you’re a lost man! »Ja, Sie unglücklicher Mensch, sie hat Sie geliebt, und ich kann Ihnen das jetzt mitteilen, weil Sie ein verlorener Mensch sind!
What’s more, even if I tell you that she loves you to this day–why, you’ll stay here all the same! Noch mehr: selbst wenn ich Ihnen sage, daß sie Sie noch heutigen Tages liebt, so werden Sie trotzdem hierbleiben!
Yes, you’ve ruined yourself. Ja, Sie haben sich selbst zugrunde gerichtet.
You had certain abilities, a lively character, and were not a bad man; you could even have been of use to your country, which has such need of people, but–you’ll stay here, and your life is ended. Sie besaßen einige Fähigkeiten und einen lebhaften Charakter und waren kein schlechter Mensch; Sie hätten sogar Ihrem Vaterland nützlich sein können, das an tüchtigen Männern wahrlich keinen Überfluß hat; aber – Sie werden hierbleiben, und Ihr Leben ist abgeschlossen.
I’m not blaming you. Ich mache Ihnen keine Vorwürfe.
In my view, all Russians are that way, or are inclined to be that way. Meiner Ansicht nach sind alle Russen von dieser Art, oder sie neigen wenigstens dazu.
If it’s not roulette, it’s something else like it. Ist es nicht das Roulett, so ist es etwas anderes, dem Ähnliches.
The exceptions are all too rare. Ausnahmen sind nur sehr selten.
You’re not the first to have no understanding of what work is (I’m not speaking of your peasants). Sie sind nicht der erste, der kein Verständnis dafür hat, was Arbeit bedeutet. (Ich rede nicht von den unteren Volksschichten in Ihrem Lande.)
Roulette is for the most part a Russian game. Das Roulett ist ein spezifisch russisches Spiel.
So far you’ve been honest and would sooner go to work as a lackey than steal… but I’m afraid to think what the future may hold. Bisher waren Sie noch ehrenhaft und entschlossen sich lieber dazu, Bedienter zu werden, als zu stehlen… Aber es ist mir ein furchtbarer Gedanke, was noch in Zukunft alles geschehen kann. Aber genug!
Enough, and farewell! Leben Sie wohl! Sie sind gewiß in Geldnot?
Here are ten louis d’or for you, I won’t give you more, because you’ll gamble it away anyway. Hier haben Sie zehn Louisdor; mehr werde ich Ihnen nicht geben, da Sie das Geld ja doch nur verspielen werden.
Take it, and farewell! Nehmen Sie, und leben Sie wohl!
Take it!” “No, Mr. Astley, after all that’s been said now… ” “Taaake it!” he cried. So nehmen Sie doch!« »Nein, Mister Astley, nach allem, was wir jetzt miteinander gesprochen haben… « Neh-men – Sie!« rief er.
“I’m convinced that you are still a noble person, and I’m giving it to you as a friend can give to a true friend. »Ich bin überzeugt, daß Sie noch ein anständiger Mensch sind, und gebe es Ihnen so, wie ein Freund einem wahren Freunde etwas geben darf.
If I could be certain that you would give up gambling right now, leave Homburg, and go to your own country–I would be ready to give you a thousand pounds immediately to start a new career. Könnte ich überzeugt sein, daß Sie unverzüglich das Spiel aufgeben, Homburg verlassen und in Ihr Vaterland zurückreisen würden, so wäre ich bereit, Ihnen sofort tausend Pfund zu geben, damit Sie eine neue Lebenslaufbahn beginnen könnten.
But I precisely do not give you a thousand pounds, but give you only ten louis d’or, because whether it’s a thousand pounds or ten louis d’or at the present time is perfectly one and the same to you; all the same–you’ll gamble it away. Aber eben deswegen gebe ich Ihnen nicht tausend Pfund, sondern nur zehn Louisdor, weil tausend Pfund und zehn Louisdor jetzt für Sie doch ein und dasselbe sind; Sie verspielen es doch nur. Nehmen Sie, und leben Sie wohl!« »Ich nehme es, wenn Sie mir erlauben, Sie zum Abschied zu umarmen.« »Oh, mit Vergnügen!« Wir umarmten uns herzlich, und Mister Astley ging weg.
No, he’s wrong! Nein, er hat nicht recht!
If I was sharp and stupid about Polina and des Grieux, he is sharp and hasty about Russians. Wenn ich törichterweise mich zu scharf über Polina und de Grieux aussprach, so hat er vorschnell ein zu scharfes Urteil über die Russen gefällt.
I’m not talking about myself. Von mir will ich nicht reden.
However… however, meanwhile that’s all not it. It’s all words, words, words, and we want deeds! Übrigens… übrigens handelt es sich vorläufig um all das gar nicht: das sind alles nur Worte und wieder Worte, und hier sind Taten nötig!
The main thing now is Switzerland! Die Hauptsache ist für mich jetzt die Schweiz!
Tomorrow–oh, if only I could set out tomorrow! Morgen – o wenn ich gleich morgen hinfahren könnte!
To be born anew, to resurrect. Ich will von neuem geboren werden, ich will auferstehen.
I must prove to them… Let Polina know that I can still be a human being. Ich muß ihnen beweisen… Polina soll sehen, daß ich noch imstande bin ein Mensch zu sein.
All it takes… now it’s late, though–but tomorrow… Oh, I have a presentiment, and it cannot be otherwise! Ich brauche ja nur… Jetzt ist es freilich schon zu spät, aber morgen… Oh, ich habe ein Vorgefühl, und es muß, es muß so kommen!
I have fifteen louis d’or now, and I began once with only fifteen guldens! Ich habe jetzt zehn Louisdor und fünfzig Gulden, zusammen fünfzehn Louisdor, und ich habe früher schon mit fünfzehn Gulden angefangen zu spielen.
If you begin cautiously… –and can I possibly, can I possibly be such a little child? Wenn man am Anfang vorsichtig ist… Aber bin ich denn wirklich ein so kleines Kind? Begreife ich denn nicht, daß ich ein verlorener Mensch bin?
Can I possibly not understand myself that I’m a lost man? Aber doch… warum sollte ich nicht auferstehen können? Ja!
But–why can’t I resurrect? Yes! it only takes being calculating and patient at least once in your life and–that’s all! Ich brauche nur ein einziges Mal im Leben ein guter Rechner zu sein und Geduld zu haben; das ist alles!
It only takes being steadfast at least once, and in an hour I can change my whole destiny! Ich brauche mich nur ein einziges Mal charakterfest zu zeigen, und in einer Stunde kann ich mein Schicksal völlig umändern!
The main thing is character. Die Hauptsache ist Charakterfestigkeit.
Only remember what happened to me of this sort seven months ago in Roulettenburg, before I lost definitively. Ich brauche nur daran zu denken, wie es mir in dieser Hinsicht vor sieben Monaten in Roulettenburg ging, in der Zeit vor meinem völligen Zusammenbruch.
Oh, it was a remarkable case of determination: I lost everything then, everything… I walk out of the vauxhall, I look–one last gulden is stirring in my waistcoat pocket: “Ah, so I’ll have money for dinner!” I thought, but after going a hundred steps, I changed my mind and went back. Oh, das war ein merkwürdiger Beweis von Entschlußfähigkeit! Ich hatte damals alles verspielt, alles. Ich verließ das Kurhaus, da merkte ich, daß in meiner Westentasche noch ein Gulden steckte. »Ah«, dachte ich, »da habe ich ja noch etwas, wofür ich Mittagbrot essen kann!« Aber nachdem ich hundert Schritte weitergegangen war, wurde ich anderen Sinnes und kehrte wieder um.
I staked that gulden on Tomorrow, tomorrow it will all be over! Ich setzte diesen Gulden auf manque (beim vorigen Mal war manque gekommen), und wirklich, es ist eine ganz besondere Empfindung, wenn man ganz allein, in fremdem Land, fern von der Heimat und allen Freunden, ohne zu wissen, was man an dem Tag essen soll, den letzten Gulden setzt, den allerletzten!