PART I. Underground - Chapter I |
Erster Teil. Das Kellerloch - Kapitel I |
I am a sick man… . I am a spiteful man. |
Ich bin ein kranker Mensch… Ich bin ein böser Mensch. |
I am an unattractive man. |
Ein abstoßender Mensch bin ich. |
I believe my liver is diseased. |
Ich glaube, meine Leber ist krank. |
However, I know nothing at all about my disease, and do not know for certain what ails me. |
Übrigens habe ich keinen blassen Dunst von meiner Krankheit und weiß gar nicht mit Sicherheit, was an mir krank ist. |
I don’t consult a doctor for it, and never have, though I have a respect for medicine and doctors. |
Für meine Gesundheit tue ich nichts und habe auch nie etwas dafür getan, obwohl ich vor der Medizin und den Ärzten alle Achtung habe. |
Besides, I am extremely superstitious, sufficiently so to respect medicine, anyway (I am well-educated enough not to be superstitious, but I am superstitious). |
Zudem bin ich noch äußerst abergläubisch, so weit z.B., daß ich vor der Medizin alle Achtung habe. (Ich bin gebildet genug, um nicht abergläubisch zu sein, aber ich bin abergläubisch.) |
No, I refuse to consult a doctor from spite. That you probably will not understand. |
Nein, meine Herrschaften, wenn ich für meine Gesundheit nichts tue, so geschieht das nur aus Bosheit. |
Well, I understand it, though. |
Sie werden sicher nicht geneigt sein, das zu verstehen. |
Of course, I can’t explain who it is precisely that I am mortifying in this case by my spite: I am perfectly well aware that I cannot “pay out” the doctors by not consulting them; I know better than anyone that by all this I am only injuring myself and no one else. |
Nun, meine Herrschaften, ich verstehe es aber. Ich kann Ihnen natürlich nicht klarmachen, wen ich mit meiner Bosheit ärgern will, ich weiß auch ganz genau, daß ich nicht einmal den Ärzten dadurch schaden kann, daß ich mich nicht von ihnen behandeln lasse; ich weiß am allerbesten, daß ich damit einzig und allein mir selbst schade und niemandem sonst. |
But still, if I don’t consult a doctor it is from spite. My liver is bad, well — let it get worse! |
Und dennoch, wenn ich nichts für meine Gesundheit tue, so geschieht es aus Bosheit, und ist die Leber krank, dann mag sie noch ärger krank werden! |
I have been going on like that for a long time — twenty years. |
Ich lebe schon lange so – fast zwanzig Jahre. |
Now I am forty. |
Jetzt bin ich vierzig. |
I used to be in the government service, but am no longer. |
Früher habe ich gedient, jetzt aber diene ich nicht mehr. |
I was a spiteful official. |
Ich war ein boshafter Beamter. |
I was rude and took pleasure in being so. |
Ich war grob und machte mir daraus ein Vergnügen. |
I did not take bribes, you see, so I was bound to find a recompense in that, at least. |
Ich war unbestechlich, folglich mußte ich mich wenigstens dadurch entschädigen. |
(A poor jest, but I will not scratch it out. |
(Ein fauler Witz; aber ich streiche ihn nicht aus. |
I wrote it thinking it would sound very witty; but now that I have seen myself that I only wanted to show off in a despicable way, I will not scratch it out on purpose!) |
Ich schrieb ihn hin in dem Glauben, er würde sich sehr geistreich ausnehmen; aber jetzt, da ich selbst sehe, daß ich mit diesem Witz nur erbärmlich angeben wollte – jetzt streiche ich ihn erst recht nicht aus!) |
When petitioners used to come for information to the table at which I sat, I used to grind my teeth at them, and felt intense enjoyment when I succeeded in making anybody unhappy. |
Wenn sich dem Pult, an dem ich saß, Bittsteller mit Anfragen näherten, fuhr ich sie an und empfand tiefste Genugtuung, wenn es mir gelang, jemanden einzuschüchtern. Und das gelang fast immer. |
I almost did succeed. For the most part they were all timid people — of course, they were petitioners. |
Meistens war das ein recht schüchternes Volk: eben Bittsteller. |
But of the uppish ones there was one officer in particular I could not endure. |
Unter den Dreisteren gab es einen Offizier, den ich nicht ausstehen konnte. |
He simply would not be humble, and clanked his sword in a disgusting way. |
Er wollte sich nicht ergeben und rasselte geradezu widerwärtig mit seinem Säbel. |
I carried on a feud with him for eighteen months over that sword. |
Dieses Säbels wegen habe ich mit ihm anderthalb Jahre Krieg geführt. |
At last I got the better of him. |
Schließlich war der Sieg mein. |
He left off clanking it. |
Er unterließ das Rasseln. |
That happened in my youth, though. |
Aber das war noch in meiner Jugend. |
But do you know, gentlemen, what was the chief point about my spite? |
Wissen Sie auch, meine Herrschaften, worin gerade der Hauptgrund meiner Bosheit lag? |
Why, the whole point, the real sting of it lay in the fact that continually, even in the moment of the acutest spleen, I was inwardly conscious with shame that I was not only not a spiteful but not even an embittered man, that I was simply scaring sparrows at random and amusing myself by it. |
Das war es ja, darin lag ja die größte Gemeinheit, daß ich in jeder Minute, selbst im Augenblick der galligsten Wut, mir schmählich eingestehen mußte, daß ich nicht nur kein böser, sondern nicht einmal ein boshafter Mensch bin, daß ich mit Kanonen auf Spatzen schieße und darin mein Vergnügen suche. |
I might foam at the mouth, but bring me a doll to play with, give me a cup of tea with sugar in it, and maybe I should be appeased. |
Schaum steht mir vor dem Munde, aber bringt mir irgendein Püppchen, gebt mir ein Täßchen Tee mit Zucker, und ich werde mich höchstwahrscheinlich besänftigen. |
I might even be genuinely touched, though probably I should grind my teeth at myself afterwards and lie awake at night with shame for months after. |
Ich werde gerührt sein, wenn ich mich auch nachher, wahrscheinlich, selbst zerfleischen und vor Scham monatelang an Schlaflosigkeit leiden werde. |
That was my way. |
Das ist nun einmal meine Art. |
I was lying when I said just now that I was a spiteful official. I was lying from spite. |
Übrigens habe ich mich vorhin verleumdet, als ich sagte, daß ich ein boshafter Beamter gewesen sei. |
I was simply amusing myself with the petitioners and with the officer, and in reality I never could become spiteful. |
Ich habe nur Mutwillen getrieben, sowohl mit den Bittstellern als auch mit dem Offizier, in Wirklichkeit konnte ich niemals böse werden. |
I was conscious every moment in myself of many, very many elements absolutely opposite to that. |
In jedem Augenblick war ich mir vieler widersprechender Regungen bewußt. Ich fühlte sie nur so wimmeln in mir, diese widersprechenden Regungen. |
I felt them positively swarming in me, these opposite elements. |
Ich wußte, daß sie ein ganzes Leben lang in mir wimmelten und aus mir heraus wollten, aber ich ließ sie nicht heraus. |
I knew that they had been swarming in me all my life and craving some outlet from me, but I would not let them, would not let them, purposely would not let them come out. |
Ich ließ sie nicht heraus, absichtlich ließ ich sie nicht heraus. Sie quälten mich bis zur Scham; sie brachten mich bis zu Krämpfen, und ich – ich wurde sie schließlich leid, maßlos leid! |
They tormented me till I was ashamed: they drove me to convulsions and — sickened me, at last, how they sickened me! |
Glauben Sie, meine Herrschaften, daß ich jetzt etwa irgend etwas bereue, vor Ihnen? Daß ich für irgend etwas Ihre Verzeihung erbitte? |
Now, are not you fancying, gentlemen, that I am expressing remorse for something now, that I am asking your forgiveness for something? I am sure you are fancying that… However, I assure you I do not care if you are… . It was not only that I could not become spiteful, I did not know how to become anything; neither spiteful nor kind, neither a rascal nor an honest man, neither a hero nor an insect. |
Ich bin überzeugt, daß Sie das glauben… Doch übrigens, ich versichere Sie, mir ist es ganz gleich, was Sie da glauben… Nicht nur, daß ich es nicht fertigbrachte, böse zu werden, ich brachte es nicht einmal fertig, überhaupt etwas zu werden, weder böse noch gut, weder Schuft noch Ehrenmann, weder Held noch Insekt. |
Now, I am living out my life in my corner, taunting myself with the spiteful and useless consolation that an intelligent man cannot become anything seriously, and it is only the fool who becomes anything. |
Jetzt friste ich die Tage in meinem Winkel, indem ich mich selbst mit dem böswilligen und zugleich sinnlosen Trost aufstachle, daß ein kluger Mensch ernsthaft überhaupt nie etwas werden kann und nur ein Dummkopf etwas wird. |
Yes, a man in the nineteenth century must and morally ought to be pre-eminently a characterless creature; a man of character, an active man is pre-eminently a limited creature. That is my conviction of forty years. |
Ja, der Mensch des neunzehnten Jahrhunderts muß, er ist dazu sogar moralisch verpflichtet, ein im großen und ganzen charakterloses Wesen sein; dagegen ist ein charakterfester Mensch, ein Tatmensch – ein im großen und ganzen beschränktes Wesen. |
I am forty years old now, and you know forty years is a whole lifetime; you know it is extreme old age. |
Ich bin jetzt vierzig Jahre alt, und vierzig Jahre – das ist doch das ganze Leben; das ist das äußerste Alter. |
To live longer than forty years is bad manners, is vulgar, immoral. |
Länger als vierzig Jahre zu leben ist unanständig, trivial, unsittlich. |
Who does live beyond forty? |
Wer lebt denn noch über vierzig Jahre? |
Answer that, sincerely and honestly I will tell you who do: fools and worthless fellows. |
Antworten Sie aufrichtig und ehrlich. Ich kann Ihnen sagen, wer über vierzig Jahre lebt: Dummköpfe und Spitzbuben. |
I tell all old men that to their face, all these venerable old men, all these silver-haired and reverend seniors! |
Ich will das allen Greisen ins Gesicht sagen, all diesen ehrwürdigen Greisen, all diesen silberhaarigen und parfümierten Greisen! |
I tell the whole world that to its face! I have a right to say so, for I shall go on living to sixty myself. |
Ich sage es der ganzen Welt ins Gesicht, ich habe das Recht, so zu sprechen, weil ich selbst bis sechzig leben werde! |
To seventy! |
Bis siebzig werde ich leben! |
To eighty!… Stay, let me take breath… You imagine no doubt, gentlemen, that I want to amuse you. |
Bis achtzig werde ich leben! Warten Sie! Lassen Sie mich Atem holen… Sie glauben wahrscheinlich, meine Herrschaften, daß ich Sie zum Lachen bringen möchte, aber auch darin irren Sie sich. |
You are mistaken in that, too. I am by no means such a mirthful person as you imagine, or as you may imagine; however, irritated by all this babble (and I feel that you are irritated) you think fit to ask me who I am — then my answer is, I am a collegiate assessor. |
Ich bin durchaus kein so lustiger Mensch, wie es Ihnen vorkommt, oder wie es Ihnen vielleicht vorkommt; sollten Sie aber, verärgert durch dieses Geschwätz (ich spüre ja, daß Sie verärgert sind), auf den Gedanken kommen, mich zu fragen, wer ich denn eigentlich sei – so werde ich Ihnen antworten: ich bin ein Kollegienassessor. |
I was in the service that I might have something to eat (and solely for that reason), and when last year a distant relation left me six thousand roubles in his will I immediately retired from the service and settled down in my corner. |
Ich diente, um nicht zu verhungern (einzig aus diesem Grund), und als im vorigen Jahr ein entfernter Verwandter mir testamentarisch sechstausend Rubel hinterließ, nahm ich sofort meinen Abschied und ließ mich hier in meinem Winkel nieder. |
I used to live in this corner before, but now I have settled down in it. |
Ich habe schon früher in diesem Winkel gelebt, jetzt aber ließ ich mich in diesem Winkel nieder. |
My room is a wretched, horrid one in the outskirts of the town. |
Mein Zimmer ist ein elendes, scheußliches Loch am Rande der Stadt. |
My servant is an old country- woman, ill-natured from stupidity, and, moreover, there is always a nasty smell about her. |
Meine Aufwartefrau – ein Bauernweib, alt, vor lauter Dummheit böse, zudem noch ständig unausstehlich riechend. |
I am told that the Petersburg climate is bad for me, and that with my small means it is very expensive to live in Petersburg. |
Man sagt mir, das Petersburger Klima sei mir schädlich und Petersburg für meine kümmerlichen Mittel viel zu teuer. |
I know all that better than all these sage and experienced counsellors and monitors… . |
Ich weiß das alles ganz genau, besser als diese erfahrenen und überklugen Ratgeber und Kopfnicker. |
But I am remaining in Petersburg; I am not going away from Petersburg! |
Aber ich bleibe in Petersburg; ich werde Petersburg nicht verlassen. |
I am not going away because… ech! |
Ich werde es nicht verlassen, weil… ach! |
Why, it is absolutely no matter whether I am going away or not going away. |
Aber es ist doch vollkommen gleichgültig, ob ich es nun verlassen oder nicht verlassen werde. |
But what can a decent man speak of with most pleasure? |
Übrigens: worüber kann ein anständiger Mensch mit dem größten Vergnügen reden? |
Answer: Of himself. |
Antwort: über sich selbst. |
Well, so I will talk about myself. |
Also werde auch ich über mich selbst reden. |
PART I. Underground - Chapter II |
Erster Teil. Das Kellerloch - Kapitel II |
I want now to tell you, gentlemen, whether you care to hear it or not, why I could not even become an insect. |
Meine Herrschaften, jetzt möchte ich Ihnen erzählen, gleichviel, ob Sie es hören wollen oder nicht, warum ich nicht einmal ein Insekt zu werden verstand. |
I tell you solemnly, that I have many times tried to become an insect. |
Ich möchte feierlichst erklären, daß ich schon mehrere Male ein Insekt werden wollte. |
But I was not equal even to that. |
Doch nicht einmal dazu ist es gekommen. |
I swear, gentlemen, that to be too conscious is an illness — a real thorough-going illness. |
Ich schwöre Ihnen, meine Herrschaften, daß zuviel Bewußtsein – eine Krankheit ist, eine richtige, regelrechte Krankheit. |
For man’s everyday needs, it would have been quite enough to have the ordinary human consciousness, that is, half or a quarter of the amount which falls to the lot of a cultivated man of our unhappy nineteenth century, especially one who has the fatal ill-luck to inhabit Petersburg, the most theoretical and intentional town on the whole terrestrial globe. |
Für den alltäglichen menschlichen Bedarf wäre ein gewöhnliches menschliches Bewußtsein mehr als genug, also etwa die Hälfte, ein Viertel jener Portion, die dem entwickelten Menschen unseres unglücklichen neunzehnten Jahrhunderts zukommt, der dazu noch das besondere Unglück hat, in Petersburg zu leben, der abstraktesten und ausgedachtesten Stadt der ganzen Welt. |
(There are intentional and unintentional towns.) |
(Es gibt ausgedachte und nicht ausgedachte Städte.) |
It would have been quite enough, for instance, to have the consciousness by which all so-called direct persons and men of action live. |
So würde z. B. jenes Bewußtsein, mit dem alle sogenannten unmittelbaren Menschen, die Tatmenschen, leben, vollkommen ausreichen. |
I bet you think I am writing all this from affectation, to be witty at the expense of men of action; and what is more, that from ill-bred affectation, I am clanking a sword like my officer. |
Ich könnte wetten, Sie glauben jetzt, daß ich dies aus Anmaßung schreibe, um mich über die Tatmenschen lustig zu machen, noch dazu aus einer Anmaßung von allerschlechtestem Geschmack, daß ich mit dem Säbel raßle, wie mein Offizier. |
But, gentlemen, whoever can pride himself on his diseases and even swagger over them? |
Aber meine Herrschaften, wer könnte denn auf seine Krankheit, auf seine Leiden stolz sein? |
Though, after all, everyone does do that; people do pride themselves on their diseases, and I do, may be, more than anyone. |
Wer könnte sich mit ihnen brüsten? Übrigens, was sage ich? – Alle tun das. Man prahlt mit seinen Krankheiten und ich – meinetwegen – mehr als alle anderen. |
We will not dispute it; my contention was absurd. |
Streiten wir nicht darüber: mein Einwand ist absurd. |
But yet I am firmly persuaded that a great deal of consciousness, every sort of consciousness, in fact, is a disease. |
Aber ich bin fest überzeugt, daß nicht nur zuviel Bewußtsein, sondern sogar jedes Bewußtsein eine Krankheit ist. |
I stick to that. |
Ich bestehe darauf. |
Let us leave that, too, for a minute. |
Aber lassen wir auch dieses Thema für einen Augenblick fallen. |
Tell me this: why does it happen that at the very, yes, at the very moments when I am most capable of feeling every refinement of all that is “sublime and beautiful,” as they used to say at one time, it would, as though of design, happen to me not only to feel but to do such ugly things, such that… Well, in short, actions that all, perhaps, commit; but which, as though purposely, occurred to me at the very time when I was most conscious that they ought not to be committed. |
Sagen Sie mir bitte folgendes: Wie kommt es, daß ich ausgerechnet in jenen, ja, ausgerechnet in jenen Augenblicken, in denen ich mir aller Feinheiten ›des Schönen und Erhabenen‹ – so wurde es bei uns genannt – bewußt war, zuweilen derart unansehnlicher Handlungen mir nicht allein nur bewußt war, sondern sie auch begehen konnte, Handlungen, die… nun ja, mit einem Wort, die meinetwegen von allen begangen werden, die aber von mir gerade dann begangen wurden, wenn ich am deutlichsten erkannte, daß man sie überhaupt nie begehen sollte? |
The more conscious I was of goodness and of all that was “sublime and beautiful,” the more deeply I sank into my mire and the more ready I was to sink in it altogether. |
Je mehr ich von der Erkenntnis des Guten und von all diesem ›Schönen und Erhabenen‹ durchdrungen war, um so tiefer versank ich in meinem Schlamm, um so bereitwilliger war ich, völlig in ihm steckenzubleiben. |
But the chief point was that all this was, as it were, not accidental in me, but as though it were bound to be so. It was as though it were my most normal condition, and not in the least disease or depravity, so that at last all desire in me to struggle against this depravity passed. |
Doch das wichtigste war, daß all dies gewissermaßen nicht zufällig sich so verhielt, sondern als müßte es geradezu so sein, als sei dies mein allernormalster Zustand, durchaus nicht Krankheit und Makel, so daß mir schließlich die Lust verging, gegen diesen Makel anzukämpfen. |
It ended by my almost believing (perhaps actually believing) that this was perhaps my normal condition. |
Es endete damit, daß ich beinahe glaubte (vielleicht aber habe ich es in der Tat geglaubt), dies sei unter Umständen mein eigentlicher, normaler Zustand. |
But at first, in the beginning, what agonies I endured in that struggle! |
Zuerst aber, am Anfang, wie viele Qualen habe ich in diesem Kampf ausgestanden! |
I did not believe it was the same with other people, and all my life I hid this fact about myself as a secret. |
Ich glaubte nicht, anderen erginge es ebenso, und verbarg es mein Leben lang wie ein Geheimnis. |
I was ashamed (even now, perhaps, I am ashamed): I got to the point of feeling a sort of secret abnormal, despicable enjoyment in returning home to my corner on some disgusting Petersburg night, acutely conscious that that day I had committed a loathsome action again, that what was done could never be undone, and secretly, inwardly gnawing, gnawing at myself for it, tearing and consuming myself till at last the bitterness turned into a sort of shameful accursed sweetness, and at last — into positive real enjoyment! |
Ich schämte mich (vielleicht schäme ich mich sogar jetzt noch); es kam so weit, daß ich einen heimlichen, anormalen, gemeinen Genuß empfand, wenn ich in einer der ekelhaftesten Petersburger Nächte in meinen Winkel zurückkehrte und dabei mit aller Deutlichkeit einsah, daß ich heute wieder eine Gemeinheit begangen hatte, daß das Getane auf keine Weise ungeschehen gemacht werden konnte, und mich dafür innerlich, verstohlen zu zerfleischen, zu foltern begann, so lange, bis die Verbitterung sich schließlich in irgendeine schmähliche, verfluchte Süße wandelte – in einen entschiedenen, wirklichen Genuß. |
Yes, into enjoyment, into enjoyment! |
Ja, in einen Genuß, in einen Genuß! |
I insist upon that. |
Ich bestehe darauf. |
I have spoken of this because I keep wanting to know for a fact whether other people feel such enjoyment? |
Deswegen habe ich doch überhaupt angefangen zu sprechen, weil ich schon immer ganz genau erfahren wollte: haben die anderen auch solche Genüsse? |
I will explain; the enjoyment was just from the too intense consciousness of one’s own degradation; it was from feeling oneself that one had reached the last barrier, that it was horrible, but that it could not be otherwise; that there was no escape for you; that you never could become a different man; that even if time and faith were still left you to change into something different you would most likely not wish to change; or if you did wish to, even then you would do nothing; because perhaps in reality there was nothing for you to change into. |
Ich werde es Ihnen erklären; der Genuß liegt gerade in dem allzu grellen Bewußtsein der eigenen Erniedrigung; in dem Bewußtsein, daß man an der letzten Mauer angelangt ist; daß es zwar schändlich ist, aber auch nicht anders sein kann; daß man keinen Ausweg hat, daß man nie und nimmer ein anderer Mensch werden wird; daß, selbst wenn man noch Zeit und Glauben hätte, sich in etwas anderes zu verändern, man wahrscheinlich selber eine solche Veränderung nicht wollte; wollte man sie aber, so ließe sich auch hier nichts ausrichten, weil es im Grunde genommen vielleicht gar nichts gibt, in das man sich verändern könnte. |
And the worst of it was, and the root of it all, that it was all in accord with the normal fundamental laws of over-acute consciousness, and with the inertia that was the direct result of those laws, and that consequently one was not only unable to change but could do absolutely nothing. |
Aber in der Hauptsache und letzten Endes verläuft das alles nach den normalen und fundamentalen Gesetzen des gesteigerten Bewußtseins und der Trägheit, die sich unmittelbar aus diesen Gesetzen ergibt. Folglich kann man nicht nur sich nicht verändern, sondern man kann überhaupt nichts ändern. |
Thus it would follow, as the result of acute consciousness, that one is not to blame in being a scoundrel; as though that were any consolation to the scoundrel once he has come to realise that he actually is a scoundrel. |
Zum Beispiel ergibt sich aus dem gesteigerten Bewußtsein: stimmt, du bist ein Schuft – als ob es für den Schuft ein Trost wäre, wenn er schon selbst empfindet, daß er tatsächlich ein Schuft ist. |
But enough… . Ech, I have talked a lot of nonsense, but what have I explained? |
Aber genug… Ich habe viel geschwatzt, ist aber dadurch etwas geklärt? |
How is enjoyment in this to be explained? |
Wodurch läßt sich dieser Genuß erklären? |
But I will explain it. I will get to the bottom of it! |
Aber ich werde es erklären, ich werde es schon zu Ende führen! |
That is why I have taken up my pen… . I, for instance, have a great deal of AMOUR PROPRE. |
Deswegen habe ich doch zur Feder gegriffen… Ich bin zum Beispiel ganz furchtbar ehrgeizig. |
I am as suspicious and prone to take offence as a humpback or a dwarf. But upon my word I sometimes have had moments when if I had happened to be slapped in the face I should, perhaps, have been positively glad of it. |
Ich bin argwöhnisch und empfindlich wie ein Buckliger oder ein Zwerg, aber offen gestanden, ich habe auch Augenblicke erlebt, in denen ich mich, wäre ich von jemandem geohrfeigt worden, sogar darüber gefreut hätte. |
I say, in earnest, that I should probably have been able to discover even in that a peculiar sort of enjoyment — the enjoyment, of course, of despair; but in despair there are the most intense enjoyments, especially when one is very acutely conscious of the hopelessness of one’s position. |
Im Ernst: ich hätte es bestimmt verstanden, auch darin einen Genuß eigener Art zu finden, einen Genuß der Verzweiflung, versteht sich, aber gerade in der Verzweiflung liegen die verzehrendsten Genüsse, besonders, wenn man die Aussichtslosigkeit seiner Lage deutlich erkennt. |
And when one is slapped in the face — why then the consciousness of being rubbed into a pulp would positively overwhelm one. |
Und hier, nämlich bei der Ohrfeige, hier wird man ja förmlich von dem Bewußtsein der eigenen Erniedrigung erdrückt. |
The worst of it is, look at it which way one will, it still turns out that I was always the most to blame in everything. And what is most humiliating of all, to blame for no fault of my own but, so to say, through the laws of nature. |
Die Hauptsache aber, wie man es auch dreht und wendet, liegt darin, daß ich als erster an allem schuld bin, und zwar – das ist das kränkendste – schuldlos schuldig, sozusagen gemäß der Natur der Dinge. |
In the first place, to blame because I am cleverer than any of the people surrounding me. (I have always considered myself cleverer than any of the people surrounding me, and sometimes, would you believe it, have been positively ashamed of it. At any rate, I have all my life, as it were, turned my eyes away and never could look people straight in the face.) |
Erstens deshalb, weil ich klüger bin als alle, die mich umgeben (ich habe mich stets für klüger gehalten als alle, die mich umgaben, und bin manches Mal – glauben Sie mir – deswegen verlegen geworden; wenigstens habe ich mein Leben lang immer irgendwie zur Seite gesehen und niemals den Menschen gerade in die Augen blicken können). |
To blame, finally, because even if I had had magnanimity, I should only have had more suffering from the sense of its uselessness. |
Und schließlich bin ich deshalb schuldig, weil ich, selbst wenn ich großmütig gewesen wäre, infolge des Bewußtseins der ganzen Nutzlosigkeit dieser Großmut nur noch mehr gelitten hätte. |
I should certainly have never been able to do anything from being magnanimous — neither to forgive, for my assailant would perhaps have slapped me from the laws of nature, and one cannot forgive the laws of nature; nor to forget, for even if it were owing to the laws of nature, it is insulting all the same. |
Ich hätte doch bestimmt nichts mit meiner Großmut anzufangen gewußt; weder zu verzeihen – der Beleidiger hätte mich vielleicht aus einer Naturgesetzmäßigkeit heraus geohrfeigt, und der Naturgesetzmäßigkeit hat man nicht zu verzeihen – noch zu vergessen; denn wenn es auch eine Naturgesetzmäßigkeit ist, so bleibt es doch eine Beleidigung. |
Finally, even if I had wanted to be anything but magnanimous, had desired on the contrary to revenge myself on my assailant, I could not have revenged myself on any one for anything because I should certainly never have made up my mind to do anything, even if I had been able to. |
Und schließlich, hätte ich mich entschlossen, durchaus nicht großmütig zu verfahren, und mich, ganz im Gegenteil, am Beleidiger rächen wollen, so hätte ich mich doch für nichts und an niemandem rächen können, weil ich wahrscheinlich nicht gewagt hätte, etwas zu tun, selbst wenn ich es gekonnt hätte. |
Why should I not have made up my mind? |
Warum hätte ich es nicht gewagt? |
About that in particular I want to say a few words. |
Darauf möchte ich mit einigen Worten eingehen. |
PART I. Underground - Chapter III |
Erster Teil. Das Kellerloch - Kapitel III |
With people who know how to revenge themselves and to stand up for themselves in general, how is it done? |
Wie ergeht es denn Menschen, die es verstehen, sich zu rächen, und die überhaupt verstehen, sich zu behaupten? |
Why, when they are possessed, let us suppose, by the feeling of revenge, then for the time there is nothing else but that feeling left in their whole being. |
Wenn sie von Rachedurst gepackt werden, bleibt von ihrem ganzen Wesen überhaupt nichts mehr übrig außer dem einen Gefühl. |
Such a gentleman simply dashes straight for his object like an infuriated bull with its horns down, and nothing but a wall will stop him. |
Ein Herr von dieser Sorte schießt denn auch sofort wie ein wildgewordener Stier mit gesenkten Hörnern auf das Ziel los, und höchstens eine Mauer kann ihn noch zum Stehen bringen. |
(By the way: facing the wall, such gentlemen — that is, the “direct” persons and men of action — are genuinely nonplussed. |
(Bei dieser Gelegenheit sei noch bemerkt: vor einer Mauer geben sich solche Herrschaften, d. h. die Unmittelbaren und die Tatmenschen, bedenkenlos geschlagen. |
For them a wall is not an evasion, as for us people who think and consequently do nothing; it is not an excuse for turning aside, an excuse for which we are always very glad, though we scarcely believe in it ourselves, as a rule. |
Für sie ist die Mauer kein Einspruch, wie z. B. für uns denkende und folglich tatenlose Menschen; kein Vorwand, auf dem Wege umzukehren, ein Vorwand, der für unsereinen meistens unglaubwürdig, aber stets willkommen ist. |
No, they are nonplussed in all sincerity. |
Nein, sie geben sich bedenkenlos geschlagen. |
The wall has for them something tranquillising, morally soothing, final — maybe even something mysterious… but of the wall later.) |
Die Mauer ist für sie stets etwas Beruhigendes, moralisch Eindeutiges und Endgültiges, meinetwegen sogar etwas Mystisches… Doch von der Mauer später.) |
Well, such a direct person I regard as the real normal man, as his tender mother nature wished to see him when she graciously brought him into being on the earth. |
Also gerade diesen unmittelbaren Menschen halte ich für den eigentlichen, den normalen Menschen, wie ihn die zärtliche Mutter Natur selbst wollte, als sie ihn liebenswürdigerweise auf Erden entstehen ließ. |
I envy such a man till I am green in the face. |
Solch einen Menschen beneide ich bis zur grünen Galle. |
He is stupid. |
Er ist dumm. |
I am not disputing that, but perhaps the normal man should be stupid, how do you know? |
Darüber will ich mit Ihnen nicht streiten, vielleicht muß der normale Mensch dumm sein, woher wollen Sie das wissen? |
Perhaps it is very beautiful, in fact. |
Vielleicht ist das sogar ganz schön. |
And I am the more persuaded of that suspicion, if one can call it so, by the fact that if you take, for instance, the antithesis of the normal man, that is, the man of acute consciousness, who has come, of course, not out of the lap of nature but out of a retort (this is almost mysticism, gentlemen, but I suspect this, too), this retort-made man is sometimes so nonplussed in the presence of his antithesis that with all his exaggerated consciousness he genuinely thinks of himself as a mouse and not a man. |
Ich bin um so mehr von diesem, sozusagen, Argwohn überzeugt, weil – nehmen wir beispielsweise die Antithese des normalen Menschen, d. h. den überbewußten Menschen, der selbstverständlich nicht dem Schoße der Natur, sondern der Retorte entsprungen ist (das ist schon fast Mystizismus, meine Herrschaften; ich argwöhne auch das) –, weil dieser Retortenmensch zuweilen dermaßen vor seiner Antithese versagt, daß er sich selbst samt seinem Überbewußtsein in aller Aufrichtigkeit für eine Maus hält, nicht aber für einen Menschen. |
It may be an acutely conscious mouse, yet it is a mouse, while the other is a man, and therefore, et caetera, et caetera. |
Mag er auch eine überbewußte Maus sein, er ist doch nur eine Maus, jener aber ist ein Mensch, daraus folgt alles andere. |
And the worst of it is, he himself, his very own self, looks on himself as a mouse; no one asks him to do so; and that is an important point. |
Die Hauptsache aber, er selbst hält sich für eine Maus; keiner verlangt es von ihm; und das ist ein wichtiger Umstand. |
Now let us look at this mouse in action. |
Betrachten wir nun diese Maus in Aktion. |
Let us suppose, for instance, that it feels insulted, too (and it almost always does feel insulted), and wants to revenge itself, too. |
Nehmen wir zum Beispiel an, daß sie auch beleidigt ist (und sie ist fast immer beleidigt) und sich gleichfalls rächen will. |
There may even be a greater accumulation of spite in it than in L’HOMME DE LA NATURE ET DE LA VERITE. The base and nasty desire to vent that spite on its assailant rankles perhaps even more nastily in it than in L’HOMME DE LA NATURE ET DE LA VERITE. |
Bosheit kann sich in ihr noch mehr ansammeln als in dem Ich fahre ruhig fort, über die Menschen mit starken Nerven zu sprechen, denen ein gewisser erlesener Genuß unzugänglich bleibt. |
For through his innate stupidity the latter looks upon his revenge as justice pure and simple; while in consequence of his acute consciousness the mouse does not believe in the justice of it. To come at last to the deed itself, to the very act of revenge. |
Diese Herrschaften brüllen zwar beispielsweise in bestimmten Fällen wie die Ochsen, aus vollem Halse, was ihnen meinetwegen die größte Ehre einbringt, aber, wie ich bereits erwähnte, beruhigen sie sich sofort vor jeder Unmöglichkeit. |
Apart from the one fundamental nastiness the luckless mouse succeeds in creating around it so many other nastinesses in the form of doubts and questions, adds to the one question so many unsettled questions that there inevitably works up around it a sort of fatal brew, a stinking mess, made up of its doubts, emotions, and of the contempt spat upon it by the direct men of action who stand solemnly about it as judges and arbitrators, laughing at it till their healthy sides ache. |
Eine Unmöglichkeit – also eine Mauer! Was für eine Mauer? Nun, versteht sich, Naturgesetze, naturwissenschaftliche Ergebnisse, Mathematik. Hat man dir einmal zum Beispiel bewiesen, daß du vom Affen abstammst, so darfst du nicht einmal die Nase rümpfen, sondern hast es hinzunehmen, wie es ist. |
Of course the only thing left for it is to dismiss all that with a wave of its paw, and, with a smile of assumed contempt in which it does not even itself believe, creep ignominiously into its mouse-hole. There in its nasty, stinking, underground home our insulted, crushed and ridiculed mouse promptly becomes absorbed in cold, malignant and, above all, everlasting spite. |
Hat man dir bewiesen, daß ein einziges Tröpfchen deines eigenen Fettes dir teurer sein muß als Hunderttausend deinesgleichen und daß diese Einsicht schließlich alle sogenannten Tugenden und Pflichten und sonstige Spinnereien und Vorurteile aufklärt, so mußt du das ruhig hinnehmen, nichts dagegen zu machen, denn zwei mal zwei – ist Mathematik. |
For forty years together it will remember its injury down to the smallest, most ignominious details, and every time will add, of itself, details still more ignominious, spitefully teasing and tormenting itself with its own imagination. |
Versuchen Sie, es zu widerlegen. »Gestatten Sie«, wird man Ihnen zurufen, »dagegen gibt es keine Auflehnung: das ist Zwei-mal-zwei-gleich-vier! Die Natur wird sich nach Ihnen nicht richten; was gehen die Natur Ihre Wünsche an und ob ihre Gesetze Ihnen gefallen oder mißfallen. |
It will itself be ashamed of its imaginings, but yet it will recall it all, it will go over and over every detail, it will invent unheard of things against itself, pretending that those things might happen, and will forgive nothing. |
Sie müssen die Natur so nehmen, wie sie ist, und folglich auch ihre Resultate. Mauer bleibt also Mauer… usw. usw.« Herrgott, was gehen mich aber die Naturgesetze und die Arithmetik an, wenn mir diese Gesetze und das Zwei-mal-zwei-gleich-vier nicht gefallen? |
Maybe it will begin to revenge itself, too, but, as it were, piecemeal, in trivial ways, from behind the stove, incognito, without believing either in its own right to vengeance, or in the success of its revenge, knowing that from all its efforts at revenge it will suffer a hundred times more than he on whom it revenges itself, while he, I daresay, will not even scratch himself. |
Versteht sich, ich werde in eine solche Mauer mit der Stirn keine Bresche schlagen können, wenn ich tatsächlich die Kraft dazu nicht habe, aber ich werde mich mit ihr auch nicht abfinden, bloß, weil ich vor einer Mauer stehe und meine Kräfte nicht ausreichen. Als ob eine solche Mauer tatsächlich eine Beruhigung wäre, als ob sie den geringsten Trost enthielte, einzig, weil sie Zwei-mal-zwei-gleich-vier ist. |
On its deathbed it will recall it all over again, with interest accumulated over all the years and… But it is just in that cold, abominable half despair, half belief, in that conscious burying oneself alive for grief in the underworld for forty years, in that acutely recognised and yet partly doubtful hopelessness of one’s position, in that hell of unsatisfied desires turned inward, in that fever of oscillations, of resolutions determined for ever and repented of again a minute later — that the savour of that strange enjoyment of which I have spoken lies. |
Oh, Ungereimtheit aller Ungereimtheiten! Eine ganz andere Sache ist es doch: alles verstehen, alles einsehen, alle Unmöglichkeiten und alle Mauern; mit keiner Unmöglichkeit und mit keiner Mauer sich zufriedengeben, wenn einem das Sich-Zufriedengeben zuwider ist, mittels unausweichlicher logischer Kombinationen zu den allerwiderlichsten Schlüssen gelangen über das ewige Thema, daß man sogar an der Mauer irgendwie selbst schuld ist, obgleich es sich mit größter Klarheit zeigt, daß man durchaus schuldlos ist, infolgedessen schweigend und machtlos zähneknirschend wollüstig in Trägheit verweilen in dem Gedanken, daß es nicht einmal einen Grund gibt, sich über jemanden zu ärgern; daß überhaupt kein Objekt vorhanden ist und sich wahrscheinlich nie eines finden lassen wird, daß hier eine Täuschung vorliegt, eine Falschspielerei, einfach Schlamm – unbekannt was, unbekannt wer, aber ungeachtet all der Unsicherheit und Täuschung leidet man doch, und je mehr einem unbekannt ist, um so mehr leidet man. |
PART I. Underground - Chapter V |
Erster Teil. Das Kellerloch - Kapitel V |
Come, can a man who attempts to find enjoyment in the very feeling of his own degradation possibly have a spark of respect for himself? |
Nun, wie ist es denn möglich, wie kann ein Mensch sich auch im geringsten achten, der danach trachtet, gerade in dem Gefühl eigener Erniedrigung einen Genuß zu finden? |
I am not saying this now from any mawkish kind of remorse. |
Ich sage das nicht aus irgendeiner Anwandlung süßlicher Reue. |
And, indeed, I could never endure saying, “Forgive me, Papa, I won’t do it again,” not because I am incapable of saying that — on the contrary, perhaps just because I have been too capable of it, and in what a way, too. |
Überhaupt habe ich es nie leiden können, dieses: »Verzeihung, Papachen, ich werde nicht mehr… « – weniger, weil ich nicht fähig gewesen wäre, so etwas zu sagen, sondern im Gegenteil, vielleicht, weil ich gerade eilfertig dazu bereit war, viel zu bereit? |
As though of design I used to get into trouble in cases when I was not to blame in any way. |
Absichtlich ließ ich mich beschuldigen in Fällen, in denen ich völlig unschuldig war. |
That was the nastiest part of it. |
Das war ja gerade das schlimme. |
At the same time I was genuinely touched and penitent, I used to shed tears and, of course, deceived myself, though I was not acting in the least and there was a sick feeling in my heart at the time… . |
Dabei verging ich fast vor Rührung, vor Reue, ich vergoß Tränen und, versteht sich, hielt mich selbst zum besten, wobei ich auch nicht im geringsten heuchelte. |
For that one could not blame even the laws of nature, though the laws of nature have continually all my life offended me more than anything. |
Sogar das Herz machte irgendwie mit… Hier ließen sich nicht einmal die Naturgesetze beschuldigen, obwohl gerade die Naturgesetze mich fortwährend und das ganze Leben lang am meisten beleidigten. |
It is loathsome to remember it all, but it was loathsome even then. |
Es ist widerlich, sich daran zu erinnern, und auch damals schon war es widerlich. |
Of course, a minute or so later I would realise wrathfully that it was all a lie, a revolting lie, an affected lie, that is, all this penitence, this emotion, these vows of reform. |
Denn bereits nach einer Minute erkannte ich mit Widerwillen, daß das alles Lüge, ekelhafte, vorsätzliche Lüge war, ich meine all diese Reue, all diese Rührung, all diese Gelübde, sich zu bessern. |
You will ask why did I worry myself with such antics: answer, because it was very dull to sit with one’s hands folded, and so one began cutting capers. |
Fragen Sie mich aber, warum ich mich selbst so verunstaltete und peinigte? Antwort: weil es gar zu langweilig war, mit den Händen im Schoß still dazusitzen – so begann ich denn, vor mir selbst Haken zu schlagen. |
That is really it. |
Wahrhaftig, so war es. |
Observe yourselves more carefully, gentlemen, then you will understand that it is so. |
Beobachten Sie sich selbst, meine Herrschaften, und Sie werden begreifen, daß es so ist. |
I invented adventures for myself and made up a life, so as at least to live in some way. |
Ich habe mir Abenteuer ausgedacht und das Leben selbst zurechtgedichtet, um wenigstens auf irgendeine Weise zu leben. |
How many times it has happened to me — well, for instance, to take offence simply on purpose, for nothing; and one knows oneself, of course, that one is offended at nothing; that one is putting it on, but yet one brings oneself at last to the point of being really offended. |
Wie oft ist es geschehen, daß ich mir, sagen wir, beleidigt vorkam, so, ohne jeden Grund, absichtlich; und obwohl ich selbst wußte, daß ich überhaupt keinen Grund hatte, daß ich mir selbst etwas vormachte, brachte ich mich trotzdem so weit, daß ich mich schließlich tatsächlich tief gekränkt fühlte. |
All my life I have had an impulse to play such pranks, so that in the end I could not control it in myself. |
Irgendwie neigte ich lebenslang dazu, derartige Kunststücke vorzuführen, bis ich schließlich meiner selbst nicht mehr mächtig war. |
Another time, twice, in fact, I tried hard to be in love. I suffered, too, gentlemen, I assure you. |
Einmal wollte ich mich um jeden Preis verlieben, zweimal sogar, ich habe gelitten, meine Herrschaften, seien Sie versichert. |
In the depth of my heart there was no faith in my suffering, only a faint stir of mockery, but yet I did suffer, and in the real, orthodox way; I was jealous, beside myself… and it was all from ENNUI, gentlemen, all from ENNUI; inertia overcame me. |
Im tiefsten Grund der Seele zwar traut man dem Leiden nicht so ganz, dort regt sich der Hohn. Und dennoch leide ich, und zwar auf die wirkliche, übliche Weise; bin eifersüchtig, gerate außer mir… Und alles aus Langeweile, meine Herrschaften, alles aus Langeweile; die Trägheit erdrückt mich, denn die direkte, legitime, unmittelbare Frucht des Bewußtseins – ist Trägheit, d. h. bewußtes Mit-den-Händen-im-Schoß-Dasitzen. |
You know the direct, legitimate fruit of consciousness is inertia, that is, conscious sitting-with-the-hands-folded. |
Das habe ich schon früher erwähnt. |
I repeat, I repeat with emphasis: all “direct” persons and men of action are active just because they are stupid and limited. |
Ich wiederhole, wiederhole nachdrücklich: alle unmittelbaren und alle Tatmenschen sind ja nur tätig, weil sie stumpfsinnig und beschränkt sind. |
How explain that? |
Wie sich das erklären läßt? |
I will tell you: in consequence of their limitation they take immediate and secondary causes for primary ones, and in that way persuade themselves more quickly and easily than other people do that they have found an infallible foundation for their activity, and their minds are at ease and you know that is the chief thing. |
Folgendermaßen: Infolge ihrer Beschränktheit nehmen sie die augenscheinlichen und zweitrangigen Ursachen für die primären und lassen sich auf diese Weise rascher und leichter als die anderen überzeugen, daß sie einen unanfechtbaren Grund für ihre Tätigkeit gefunden haben; damit geben sie sich zufrieden, und das ist die Hauptsache. |
To begin to act, you know, you must first have your mind completely at ease and no trace of doubt left in it. |
Denn, um eine Tätigkeit zu beginnen, muß man restlos beruhigt und aller Zweifel enthoben sein. Nun, wie soll zum Beispiel ich mich beruhigen? |
Why, how am I, for example, to set my mind at rest? |
Wo sind meine primären Gründe, auf die ich mich stützen kann, wo meine Ursachen? |
Where are the primary causes on which I am to build? |
Woher nehme ich sie? Ich übe mich im Denken, folglich zieht bei mir jeder primäre Grund einen anderen nach sich, der noch primärer ist, und so geht es weiter ins Endlose. |
Where are my foundations? Where am I to get them from? |
Darin besteht das Wesen jeglichen Bewußtseins und Denkens. |
I exercise myself in reflection, and consequently with me every primary cause at once draws after itself another still more primary, and so on to infinity. |
Somit sind wir schon wieder bei den Naturgesetzen. Und was ist also das Resultat? Dasselbe. Sie erinnern sich: vorhin sprach ich von der Rache (Sie haben es bestimmt nicht verstehen können). |
That is just the essence of every sort of consciousness and reflection. |
Da hieß es: der Mensch rächt sich, weil er es für gerecht hält. |
It must be a case of the laws of nature again. |
Folglich fand er einen primären Grund, nämlich: die Gerechtigkeit. |
What is the result of it in the end? Why, just the same. Remember I spoke just now of vengeance. (I am sure you did not take it in.) |
Also ist er rundum beruhigt und rächt sich friedlich und erfolgreich in der tiefen Überzeugung, eine ehrliche und gerechte Tat zu vollbringen. |
I said that a man revenges himself because he sees justice in it. |
Ich dagegen kann hier keine Gerechtigkeit sehen und schon gar keine Tugend. |
Therefore he has found a primary cause, that is, justice. |
Wollte ich mich also trotzdem noch rächen, so könnte es allenfalls aus Bosheit geschehen. |
Spite, of course, might overcome everything, all my doubts, and so might serve quite successfully in place of a primary cause, precisely because it is not a cause. |
Die Bosheit könnte, versteht sich, alles übertönen, alle meine Zweifel, und somit mit vollem Erfolg den primären Grund abgeben, gerade weil sie kein Grund sein kann. |
But what is to be done if I have not even spite (I began with that just now, you know). |
Aber was soll ich tun, da ich nicht einmal böse bin (davon bin ich vorhin ausgegangen). |
In consequence again of those accursed laws of consciousness, anger in me is subject to chemical disintegration. |
Auch die Bosheit unterliegt bei mir infolge dieser verwünschten Gesetze des Bewußtseins einer chemischen Zersetzung. |
You look into it, the object flies off into air, your reasons evaporate, the criminal is not to be found, the wrong becomes not a wrong but a phantom, something like the toothache, for which no one is to blame, and consequently there is only the same outlet left again — that is, to beat the wall as hard as you can. |
Bei näherem Betrachten verflüchtigt sich das Objekt, die Gründe verdunsten, ein Schuldiger ist nicht aufzutreiben, die Beleidigung bleibt nicht Beleidigung, sondern wird Fatum, eine Art Zahnschmerz, an dem keiner schuld ist, und so bleibt wiederum nur ein Ausweg, nämlich die Mauer so schmerzhaft wie möglich zu bearbeiten. |
So you give it up with a wave of the hand because you have not found a fundamental cause. |
Und schließlich zuckt man mit den Schultern, denn der primäre Grund bleibt unauffindbar. |
And try letting yourself be carried away by your feelings, blindly, without reflection, without a primary cause, repelling consciousness at least for a time; hate or love, if only not to sit with your hands folded. The day after tomorrow, at the latest, you will begin despising yourself for having knowingly deceived yourself. |
Versucht man aber, blindlings, ohne abzuwägen, ohne primären Grund für einen Augenblick das Bewußtsein vertreibend, sich vom Gefühl hinreißen zu lassen; läßt man sich von Haß oder Liebe ergreifen, nur, um nicht mit den Händen im Schoß stillzusitzen – übermorgen, das ist die allerletzte Frist, wirst du dich selbst verachten, weil du dich selbst wissentlich betrogen hast. |
Result: a soap-bubble and inertia. |
Resultat: Seifenblase und Trägheit. |
Oh, gentlemen, do you know, perhaps I consider myself an intelligent man, only because all my life I have been able neither to begin nor to finish anything. |
Oh, meine Herrschaften, vielleicht halte ich mich nur deswegen für einen klugen Menschen, weil ich in meinem ganzen Leben weder etwas habe beginnen noch beenden können. |
Granted I am a babbler, a harmless vexatious babbler, like all of us. |
Schon gut, schon gut, ich mag ein Schwätzer sein, ein harmloser, lästiger Schwätzer, wie wir es ja alle sind. |
But what is to be done if the direct and sole vocation of every intelligent man is babble, that is, the intentional pouring of water through a sieve? |
Aber was soll man denn tun, wenn die einzige und direkte Bestimmung eines jeglichen klugen Menschen in Schwatzen besteht: das heißt darin, mit Vorsatz leeres Stroh zu dreschen. |
PART I. Underground - Chapter VII |
Erster Teil. Das Kellerloch - Kapitel VII |
But these are all golden dreams. |
Doch das sind alles goldene Träume. |
Oh, tell me, who was it first announced, who was it first proclaimed, that man only does nasty things because he does not know his own interests; and that if he were enlightened, if his eyes were opened to his real normal interests, man would at once cease to do nasty things, would at once become good and noble because, being enlightened and understanding his real advantage, he would see his own advantage in the good and nothing else, and we all know that not one man can, consciously, act against his own interests, consequently, so to say, through necessity, he would begin doing good? Oh, the babe! Oh, the pure, innocent child! Why, in the first place, when in all these thousands of years has there been a time when man has acted only from his own interest? |
Oh, sagen Sie bitte, wer hat als erster verkündigt, wer zuerst bekanntgemacht, daß der Mensch nur deswegen Gemeinheiten begehe, weil er seine wahren Interessen nicht kenne; und daß, wollte man ihn aufklären, ihm die Augen für diese wahren, normalen Interessen öffnen, der Mensch sofort aufhören würde, Gemeinheiten zu begehen; er würde gut und edel werden, denn einmal aufgeklärt und seinen eigentlichen Vorteil einsehend, müßte er seinen Vorteil in dem Guten finden, denn bekanntermaßen könne niemand vorsätzlich gegen seinen eigenen Vorteil handeln. |
What is to be done with the millions of facts that bear witness that men, CONSCIOUSLY, that is fully understanding their real interests, have left them in the background and have rushed headlong on another path, to meet peril and danger, compelled to this course by nobody and by nothing, but, as it were, simply disliking the beaten track, and have obstinately, wilfully, struck out another difficult, absurd way, seeking it almost in the darkness. |
Folglich würde der aufgeklärte Mensch gewissermaßen aus Notdurft das Gute tun. O Unschuld! O heilige Unschuld! Wann ist es denn schon vorgekommen im Laufe all dieser verflossenen Jahrtausende, daß der Mensch einzig und allein um des eigenen Vorteils willen gehandelt hätte? |
So, I suppose, this obstinacy and perversity were pleasanter to them than any advantage… . Advantage! What is advantage? And will you take it upon yourself to define with perfect accuracy in what the advantage of man consists? |
Wohin mit den Millionen von Tatsachen, die da bezeugen, daß Menschen »Aber es geht doch wieder um Vorteile!« unterbrechen Sie mich. |
And what if it so happens that a man’s advantage, SOMETIMES, not only may, but even must, consist in his desiring in certain cases what is harmful to himself and not advantageous. And if so, if there can be such a case, the whole principle falls into dust. What do you think — are there such cases? You laugh; laugh away, gentlemen, but only answer me: have man’s advantages been reckoned up with perfect certainty? |
Erlauben Sie, meine Herrschaften, wir werden uns noch verständigen, mir ist es nicht um ein Wortspiel zu tun, sondern darum, daß dieser Vorteil gerade deswegen bemerkenswert ist, weil er unsere ganzen Klassifikationen zerstört und auch alle Systeme, die von den Menschenfreunden zum Wohl des Menschengeschlechts aufgestellt wurden, immer wieder sprengt. |
Are there not some which not only have not been included but cannot possibly be included under any classification? |
Kurz, er ist ein Hindernis. |
You see, you gentlemen have, to the best of my knowledge, taken your whole register of human advantages from the averages of statistical figures and politico-economical formulas. Your advantages are prosperity, wealth, freedom, peace — and so on, and so on. So that the man who should, for instance, go openly and knowingly in opposition to all that list would to your thinking, and indeed mine, too, of course, be an obscurantist or an absolute madman: would not he? |
Aber bevor ich Ihnen diesen Vorteil nennen werde, möchte ich mich persönlich kompromittieren und verkünde darum dreist, daß all diese ausgezeichneten Systeme, diese ganzen Theorien zur Aufklärung der Menschheit über ihre eigentlichen, normalen Interessen, auf daß sie, zwangsläufig diesen Interessen nachgehend, sofort gut und edel werde – zunächst, meiner Meinung nach, nichts als Logistik sind. |
But, you know, this is what is surprising: why does it so happen that all these statisticians, sages and lovers of humanity, when they reckon up human advantages invariably leave out one? |
Jawohl, Logistik. Eine Theorie der Wiedererneuerung des Menschengeschlechts zu vertreten, z. |
They don’t even take it into their reckoning in the form in which it should be taken, and the whole reckoning depends upon that. It would be no greater matter, they would simply have to take it, this advantage, and add it to the list. |
B. durch das System der eigenen Vorteile, das ist meines Erachtens beinahe dasselbe, wie mit Buckle zu behaupten, der Mensch werde durch die Zivilisation sanfter, folglich weniger blutrünstig und weniger kriegslustig. |
But the trouble is, that this strange advantage does not fall under any classification and is not in place in any list. |
Er kommt zu dieser Schlußfolgerung, glaube ich, gemäß der Logik. |
I have a friend for instance… Ech! gentlemen, but of course he is your friend, too; and indeed there is no one, no one to whom he is not a friend! When he prepares for any undertaking this gentleman immediately explains to you, elegantly and clearly, exactly how he must act in accordance with the laws of reason and truth. |
Der Mensch hat aber eine solche Vorliebe für Systeme und abstrakte Schlußfolgerungen, daß er bereit ist, die Wahrheit willentlich zu entstellen, sich Augen und Ohren zuzuhalten, nur um seine Logik zu rechtfertigen. |
What is more, he will talk to you with excitement and passion of the true normal interests of man; with irony he will upbraid the short- sighted fools who do not understand their own interests, nor the true significance of virtue; and, within a quarter of an hour, without any sudden outside provocation, but simply through something inside him which is stronger than all his interests, he will go off on quite a different tack — that is, act in direct opposition to what he has just been saying about himself, in opposition to the laws of reason, in opposition to his own advantage, in fact in opposition to everything… I warn you that my friend is a compound personality and therefore it is difficult to blame him as an individual. |
Deswegen greife ich auch zu diesem Beispiel, weil es ein viel zu grelles Beispiel ist. Aber sehen Sie sich um: Blut fließt in Strömen, dazu noch auf die fidelste Art und Weise wie Champagner. Da haben Sie unser neunzehntes Jahrhundert, in dem auch Buckle zu Hause ist. Da haben Sie Napoleon, sowohl den Großen als auch den jetzigen. |
The fact is, gentlemen, it seems there must really exist something that is dearer to almost every man than his greatest advantages, or (not to be illogical) there is a most advantageous advantage (the very one omitted of which we spoke just now) which is more important and more advantageous than all other advantages, for the sake of which a man if necessary is ready to act in opposition to all laws; that is, in opposition to reason, honour, peace, prosperity — in fact, in opposition to all those excellent and useful things if only he can attain that fundamental, most advantageous advantage which is dearer to him than all. |
Da haben Sie Nordamerika, die ewige Union. Da haben Sie schließlich die Karikatur Schleswig-Holstein… Und was hat die Zivilisation in uns besänftigt? Die Zivilisation bringt im Menschen nur Differenziertheit der Empfindungen hervor und… nichts weiter. Aber gerade durch die Pflege dieser Differenziertheit wird der Mensch womöglich noch so weit gehen, daß er auch im Blutvergießen einen Genuß finden wird. |
“Yes, but it’s advantage all the same,” you will retort. |
So etwas ist schon bei ihm vorgekommen. |
But excuse me, I’ll make the point clear, and it is not a case of playing upon words. What matters is, that this advantage is remarkable from the very fact that it breaks down all our classifications, and continually shatters every system constructed by lovers of mankind for the benefit of mankind. |
Ist Ihnen nicht aufgefallen, daß die schlimmsten Blutvergießer fast ausnahmslos höchst zivilisierte Herrschaften waren, denen all diese Attilas und Stenka Rasins nicht das Wasser reichen konnten? |
In fact, it upsets everything. But before I mention this advantage to you, I want to compromise myself personally, and therefore I boldly declare that all these fine systems, all these theories for explaining to mankind their real normal interests, in order that inevitably striving to pursue these interests they may at once become good and noble — are, in my opinion, so far, mere logical exercises! |
Und wenn sie nicht so auffallen wie Attila und Stenka Rasin, so rührt das nur daher, daß sie allzu häufig vorkommen, allzu gewöhnlich sind, allzu vertraut. |
Yes, logical exercises. Why, to maintain this theory of the regeneration of mankind by means of the pursuit of his own advantage is to my mind almost the same thing… as to affirm, for instance, following Buckle, that through civilisation mankind becomes softer, and consequently less bloodthirsty and less fitted for warfare. |
Jedenfalls wurde der Mensch durch die Zivilisation, wo nicht noch blutrünstiger, so doch gewiß blutrünstig auf üblere, gemeinere Art. |
Logically it does seem to follow from his arguments. But man has such a predilection for systems and abstract deductions that he is ready to distort the truth intentionally, he is ready to deny the evidence of his senses only to justify his logic. I take this example because it is the most glaring instance of it. |
Früher hielt er das Blutvergießen für Gerechtigkeit und vertilgte mit ruhigem Gewissen, wen er zu vertilgen hatte; jetzt aber halten wir das Blutvergießen zwar für eine Gemeinheit, können aber von dieser Gemeinheit nicht lassen und treiben es ärger denn je. |
Only look about you: blood is being spilt in streams, and in the merriest way, as though it were champagne. |
Was ist schlimmer? – Entscheiden Sie selbst. |
Take the whole of the nineteenth century in which Buckle lived. Take Napoleon — the Great and also the present one. Take North America — the eternal union. Take the farce of Schleswig-Holstein… . |
Man erzählt, Kleopatra (ich bitte das Beispiel aus der römischen Geschichte zu entschuldigen) habe besonders gern mit goldenen Nadeln in die Brüste ihrer Sklavinnen gestochen und sich an ihren Schreien und Krämpfen ergötzt. |
And what is it that civilisation softens in us? The only gain of civilisation for mankind is the greater capacity for variety of sensations — and absolutely nothing more. And through the development of this many- sidedness man may come to finding enjoyment in bloodshed. In fact, this has already happened to him. |
Sie werden einwenden, daß dies in einem relativ barbarischen Zeitalter gewesen sei; daß wir auch jetzt noch in einem barbarischen Zeitalter leben, denn (wiederum relativ gemeint) auch jetzt steche man noch mit Nadeln, und daß der Mensch auch jetzt noch, obwohl er schon gelernt habe, zuweilen klarer zu erkennen als in barbarischen Zeiten, bei weitem nicht |
PART I. Underground - Chapter IX |
Erster Teil. Das Kellerloch - Kapitel IX |
Gentlemen, I am joking, and I know myself that my jokes are not brilliant,but you know one can take everything as a joke. I am, perhaps, jesting against the grain. |
Meine Herrschaften, natürlich scherze ich, und ich weiß auch, daß ich wenig geistreich scherze, aber Sie dürfen nicht alles für einen Scherz halten. |
Gentlemen, I am tormented by questions; answer them for me. |
Vielleicht scherze ich zähneknirschend. |
You, for instance, want to cure men of their old habits and reform their will in accordance with science and good sense. |
Meine Herrschaften, ich werde von Fragen gequält; antworten Sie mir darauf. |
But how do you know, not only that it is possible, but also that it is DESIRABLE to reform man in that way? And what leads you to the conclusion that man’s inclinations NEED reforming? In short, how do you know that such a reformation will be a benefit to man? |
Sie schicken sich beispielsweise an, den Menschen von seinen alten Angewohnheiten abzubringen und seinen Willen auszurichten gemäß den Forderungen der Wissenschaft und des gesunden Menschenverstandes. |
And to go to the root of the matter, why are you so positively convinced that not to act against his real normal interests guaranteed by the conclusions of reason and arithmetic is certainly always advantageous for man and must always be a law for mankind? So far, you know, this is only your supposition. |
Woher aber wollen Sie wissen, nicht nur, ob es möglich, sondern ob es überhaupt Mit dem Ameisenhaufen haben die ehrenwerten Ameisen angefangen, mit dem Ameisenhaufen werden sie auch enden, was ihrer Beständigkeit und ihrem Wirklichkeitssinn große Ehre macht. |
It may be the law of logic, but not the law of humanity. You think, gentlemen, perhaps that I am mad? Allow me to defend myself. I agree that man is pre-eminently a creative animal, predestined to strive consciously for an object and to engage in engineering — that is, incessantly and eternally to make new roads, WHEREVER THEY MAY LEAD. |
Aber der Mensch ist ein leichtsinniges und unlauteres Wesen und liebt vielleicht, gleich dem Schachspieler, nur den Prozeß des Strebens zum Ziel, nicht aber das Ziel selbst. |
But the reason why he wants sometimes to go off at a tangent may just be that he is PREDESTINED to make the road, and perhaps, too, that however stupid the “direct” practical man may be, the thought sometimes will occur to him that the road almost always does lead SOMEWHERE, and that the destination it leads to is less important than the process of making it, and that the chief thing is to save the well-conducted child from despising engineering, and so giving way to the fatal idleness, which, as we all know, is the mother of all the vices. |
Und wer weiß (man kann nicht dafür bürgen), vielleicht liegt auch das ganze Erdenziel, dem die Menschheit zustrebt, allein in der Unaufhaltsamkeit des Strebens, mit anderen Worten – im Leben selbst, nicht aber in dem eigentlichen Ziel, das nichts anderes sein kann, versteht sich, als zwei mal zwei gleich vier, das heißt eine Formel; zwei mal zwei gleich vier ist aber nicht mehr Leben, meine Herrschaften, sondern der Anfang des Todes. |
Man likes to make roads and to create, that is a fact beyond dispute. But why has he such a passionate love for destruction and chaos also? Tell me that! |
Wenigstens hat der Mensch dieses Zwei-mal-zwei-gleich-vier immer irgendwie gefürchtet, ich aber fürchte es jetzt auch noch. |
But on that point I want to say a couple of words myself. May it not be that he loves chaos and destruction (there can be no disputing that he does sometimes love it) because he is instinctively afraid of attaining his object and completing the edifice he is constructing? |
Freilich, der Mensch tut nichts anderes, als diesem Zwei-mal-zwei-gleich-vier nachzujagen, er durchschwimmt Meere, er opfert das Leben, um es zu suchen; aber es zu finden, es wirklich zu finden – bei Gott, davor fürchtet er sich irgendwie. |
Who knows, perhaps he only loves that edifice from a distance, and is by no means in love with it at close quarters; perhaps he only loves building it and does not want to live in it, but will leave it, when completed, for the use of LES ANIMAUX DOMESTIQUES— such as the ants, the sheep, and so on. |
Denn er spürt, daß ihm nichts mehr zu suchen übrigbleibt, sobald er es gefunden hat. Die Tagelöhner bekommen nach Feierabend wenigstens ihren Lohn, gehen in die Schenke, um sich bald danach auf dem Polizeirevier wiederzufinden – nun, und damit wäre die Woche ausgefüllt. |
Now the ants have quite a different taste. |
Und wohin soll der Mensch gehen? |
They have a marvellous edifice of that pattern which endures for ever — the ant-heap. |
Jedenfalls kann man immer, sobald er ein ähnliches Ziel erreicht hat, eine gewisse Verlegenheit beobachten. |
With the ant-heap the respectable race of ants began and with the ant- heap they will probably end, which does the greatest credit to their perseverance and good sense. |
Er liebt das Streben, das Erreichen aber ungleich weniger, und das ist selbstverständlich höchst lächerlich. Kurz, der Mensch ist komisch eingerichtet. |
But man is a frivolous and incongruous creature, and perhaps, like a chess player, loves the process of the game, not the end of it. |
Das alles ist offensichtlich ein Calembourg, aber zwei mal zwei gleich vier bleibt unter allen Umständen eine verdammt unerträgliche Sache. |
And who knows (there is no saying with certainty), perhaps the only goal on earth to which mankind is striving lies in this incessant process of attaining, in other words, in life itself, and not in the thing to be attained, which must always be expressed as a formula, as positive as twice two makes four, and such positiveness is not life, gentlemen, but is the beginning of death. |
Zwei mal zwei gleich vier, das ist doch meiner Meinung nach eine Dreistigkeit, jawohl. Zwei mal zwei gleich vier hat einen unverschämten Blick, stemmt die Hände in die Hüften, stellt sich Ihnen in den Weg und spuckt. Ich gebe zu, daß zwei mal zwei gleich vier eine fabelhafte Sache ist; aber wenn man schon alles lobt, so ist auch zwei mal zwei gleich fünf mitunter ein allerliebstes Sächelchen. |
Anyway, man has always been afraid of this mathematical certainty, and I am afraid of it now. Granted that man does nothing but seek that mathematical certainty, he traverses oceans, sacrifices his life in the quest, but to succeed, really to find it, dreads, I assure you. |
Und warum sind Sie so fest, so feierlich davon überzeugt, daß einzig das Normale und Positive, mit einem Wort: nur die Glückseligkeit für den Menschen vorteilhaft sei? |
He feels that when he has found it there will be nothing for him to look for. |
Sollte da nicht die Vernunft in der Wahl ihrer Vorteile irren? |
When workmen have finished their work they do at least receive their pay, they go to the tavern, then they are taken to the police-station — and there is occupation for a week. |
Denn vielleicht liebt der Mensch nicht allein die Glückseligkeit? Vielleicht liebt er im gleichen Maße auch das Leiden? |
But where can man go? Anyway, one can observe a certain awkwardness about him when he has attained such objects. |
Vielleicht ist für ihn das Leiden ebenso vorteilhaft wie die Glückseligkeit? |
He loves the process of attaining, but does not quite like to have attained, and that, of course, is very absurd. |
Und zuweilen liebt der Mensch das Leiden fürchterlich, bis zur Leidenschaft. Das ist eine Tatsache. |
In fact, man is a comical creature; there seems to be a kind of jest in it all. But yet mathematical certainty is after all, something insufferable. Twice two makes four seems to me simply a piece of insolence. |
Dabei ist man nicht einmal auf die Weltgeschichte angewiesen; fragen Sie sich selbst, falls Sie ein Mensch sind und falls Sie auch nur ein bißchen gelebt haben. |
Twice two makes four is a pert coxcomb who stands with arms akimbo barring your path and spitting. |
Was meine persönliche Meinung betrifft, so ist die Liebe zur puren Glückseligkeit sogar irgendwie unanständig. |
I admit that twice two makes four is an excellent thing, but if we are to give everything its due, twice two makes five is sometimes a very charming thing too. |
Mag es gut oder schlecht sein – einmal etwas zu zerbrechen, ist ebenfalls äußerst angenehm. |
And why are you so firmly, so triumphantly, convinced that only the normal and the positive — in other words, only what is conducive to welfare — is for the advantage of man? |
Ich bin eigentlich nicht für das Leiden, aber auch nicht für die Glückseligkeit. Ich bin… für meine Laune und dafür, daß ich sie jederzeit haben kann. |
Is not reason in error as regards advantage? Does not man, perhaps, love something besides well-being? Perhaps he is just as fond of suffering? Perhaps suffering is just as great a benefit to him as well-being? |
Das Leiden wird zum Beispiel in Vaudevilles nicht zugelassen, das weiß ich wohl, im Kristallpalast ist es völlig undenkbar: Leiden ist Zweifel, ist Verneinung; was aber wäre das für ein Kristallpalast, wo man noch zweifeln könnte? |
Man is sometimes extraordinarily, passionately, in love with suffering, and that is a fact. There is no need to appeal to universal history to prove that; only ask yourself, if you are a man and have lived at all. |
Indessen bin ich davon überzeugt, daß der Mensch auf wirkliches Leiden, das heißt auf Zerstörung und Chaos, niemals verzichten wird. |
As far as my personal opinion is concerned, to care only for well-being seems to me positively ill-bred. |
Das Leiden – das ist ja der einzige Grund des Bewußtseins. |
Whether it’s good or bad, it is sometimes very pleasant, too, to smash things. I hold no brief for suffering nor for well-being either. I am standing for… my caprice, and for its being guaranteed to me when necessary. Suffering would be out of place in vaudevilles, for instance; I know that. |
Habe ich auch anfangs behauptet, daß das Bewußtsein meiner Meinung nach für den Menschen das größte Unglück ist, so weiß ich doch, daß der Mensch es liebt und es gegen keinerlei Befriedigungen eintauschen würde. |
In the “Palace of Crystal” it is unthinkable; suffering means doubt, negation, and what would be the good of a “palace of crystal” if there could be any doubt about it? |
So steht das Bewußtsein beispielsweise unendlich höher als zwei mal zwei. Nach dem Zwei-mal-zwei, versteht sich, bleibt nicht nur nichts mehr zu tun, sondern auch nichts mehr zu erkennen übrig. |
And yet I think man will never renounce real suffering, that is, destruction and chaos. Why, suffering is the sole origin of consciousness. |
Alles, was dann noch möglich sein wird, ist – seine fünf Sinne verstopfen und in Kontemplation versinken. |
Though I did lay it down at the beginning that consciousness is the greatest misfortune for man, yet I know man prizes it and would not give it up for any satisfaction. Consciousness, for instance, is infinitely superior to twice two makes four. |
Nun, und wenn man für das Bewußtsein auch zum selben Ergebnis kommt, nämlich, daß nichts mehr zu tun sei, so kann man sich wenigstens zuweilen selbst auspeitschen, und das belebt immerhin. |
Once you have mathematical certainty there is nothing left to do or to understand. |
Es ist zwar rückständig, aber besser als nichts. |
PART I. Underground - Chapter XI |
Erster Teil. Das Kellerloch - Kapitel XI |
The long and the short of it is, gentlemen, that it is better to do nothing! |
Letztlich und endlich, meine Herrschaften: Lieber gar nichts tun! Lieber bewußte Passivität! |
Better conscious inertia! |
Also: es lebe das Kellerloch! |
And so hurrah for underground! Though I have said that I envy the normal man to the last drop of my bile, yet I should not care to be in his place such as he is now (though I shall not cease envying him). |
Ich habe zwar gesagt, daß ich den normalen Menschen galligst beneide; aber unter den Bedingungen, unter denen ich ihn sehe, möchte ich mit ihm nicht tauschen (obwohl ich nicht aufhören werde, ihn zu beneiden). |
No, no; anyway the underground life is more advantageous. |
Nein, nein, das Kellerloch ist unter allen Umständen vorteilhafter! |
There, at any rate, one can… Oh, but even now I am lying! |
Dort kann man wenigstens… Ach! Sogar jetzt lüge ich! |
I am lying because I know myself that it is not underground that is better, but something different, quite different, for which I am thirsting, but which I cannot find! |
Ich lüge, weil ich selbst weiß wie zwei mal zwei, daß das Beste keineswegs das Kellerloch ist, sondern etwas anderes, etwas ganz anderes, wonach ich mich sehne, das ich aber auf keine Weise finden kann! |
Damn underground! |
Zum Teufel mit dem Kellerloch! |
I will tell you another thing that would be better, and that is, if I myself believed in anything of what I have just written. |
Sogar Folgendes wäre schon besser: es wäre besser – wenn ich selbst nur an irgend etwas von dem glauben könnte, was ich soeben geschrieben habe. |
I swear to you, gentlemen, there is not one thing, not one word of what I have written that I really believe. |
Ich schwöre Ihnen, meine Herrschaften, daß ich kein einziges, aber auch wirklich kein einziges Wörtchen von all dem hier Zusammengeschriebenen glaube! |
That is, I believe it, perhaps, but at the same time I feel and suspect that I am lying like a cobbler. |
Das heißt, ich glaube schon daran, doch im selben Augenblick, aus einem unbekannten Grund, fühle und argwöhne ich, daß ich lüge wie gedruckt. |
“Then why have you written all this?” you will say to me. |
»Ja, wozu haben Sie denn das alles geschrieben?« fragen Sie mich. |
“I ought to put you underground for forty years without anything to do and then come to you in your cellar, to find out what stage you have reached! |
»Sitzen Sie mal vierzig Jahre tatenlos in einem Kellerloch! Und warten Sie, bis einer kommt und sich nach vierzig Jahren erkundigt, wie es um Sie steht! |
How can a man be left with nothing to do for forty years?” “Isn’t that shameful, isn’t that humiliating?” you will say, perhaps, wagging your heads contemptuously. |
Darf man denn einen unbeschäftigten Menschen vierzig Jahre lang allein lassen?« »Das ist doch peinlich! Das ist doch erniedrigend!« werden Sie mir vielleicht mit einem verächtlichen Kopfschütteln sagen. |
“You thirst for life and try to settle the problems of life by a logical tangle. |
»Sie lechzen nach Leben und wollen Lebensfragen durch logische Konfusion lösen. |
And how persistent, how insolent are your sallies, and at the same time what a scare you are in! |
Und wie zudringlich, wie frech sind Ihre Ausfälle, und wie ängstlich sind Sie dabei! |
You talk nonsense and are pleased with it; you say impudent things and are in continual alarm and apologising for them. |
Sie schwatzen Unsinn und sind noch stolz darauf; Sie sagen Frechheiten, derentwegen Sie zittern und um Entschuldigung bitten. |
You declare that you are afraid of nothing and at the same time try to ingratiate yourself in our good opinion. |
Sie versichern, Sie hätten keine Angst, und zu gleicher Zeit versuchen Sie, sich bei uns beliebt zu machen. |
You declare that you are gnashing your teeth and at the same time you try to be witty so as to amuse us. |
Sie versichern, Sie knirschten mit den Zähnen, und reißen zu gleicher Zeit Witze, um uns zum Lachen zu bringen. |
You know that your witticisms are not witty, but you are evidently well satisfied with their literary value. |
Sie wissen, daß Ihre Witze platt sind, und doch sind Sie mit ihrem literarischen Wert offensichtlich sehr zufrieden. |
You may, perhaps, have really suffered, but you have no respect for your own suffering. |
Vielleicht haben Sie wirklich einiges durchgemacht, aber Sie haben vor Ihrem eigenen Leiden nicht die geringste Achtung. |
You may have sincerity, but you have no modesty; out of the pettiest vanity you expose your sincerity to publicity and ignominy. |
Sie haben in manchem recht, aber Ihnen fehlt jedes Schamgefühl. |
You doubtlessly mean to say something, but hide your last word through fear, because you have not the resolution to utter it, and only have a cowardly impudence. |
Aus kleinlichster Eitelkeit tragen Sie Ihre Wahrheit zur Schau, zu Schimpf und Schande auf den Markt… Sie haben wirklich irgend etwas zu sagen, doch aus Furcht halten Sie Ihr letztes Wort zurück, denn Sie besitzen nicht die Entschlossenheit, es auszusprechen, sondern nur feige Dreistigkeit. |
You boast of consciousness, but you are not sure of your ground, for though your mind works, yet your heart is darkened and corrupt, and you cannot have a full, genuine consciousness without a pure heart. |
Sie prahlen mit Ihrem Bewußtsein, aber Sie schwanken bloß hin und her, denn wenn Ihr Verstand auch funktioniert, Ihr Herz ist vom Laster verfinstert, und ohne reines Herz kann es kein volles, richtiges Bewußtsein geben. Und wie zudringlich Sie sind! |
And how intrusive you are, how you insist and grimace! |
Wie vorlaut! Wie affektiert! Lüge, Lüge und nochmals Lüge!« Selbstverständlich habe ich diese Worte, Ihre Worte, selbst erfunden. |
Lies, lies, lies!” Of course I have myself made up all the things you say. |
Das stammt auch aus dem Kellerloch. Dort habe ich vierzig Jahre lang auf diese Ihre Worte durch ein Spältchen gelauscht. |
That, too, is from underground. I have been for forty years listening to you through a crack under the floor. |
Ich habe sie mir selbst ausgedacht, das war ja das einzige, was sich ausdenken ließ. |
It is no wonder that I have learned it by heart and it has taken a literary form… . |
Kein Wunder, daß ich sie auswendig kann und daß sie eine literarische Form angenommen haben. |
But can you really be so credulous as to think that I will print all this and give it to you to read too? |
Ist es denn die Möglichkeit, ist es denn die Möglichkeit, daß Sie tatsächlich so leichtgläubig sind und sich einbilden, ich würde das alles drucken lassen und Ihnen sogar zu lesen geben? |
And another problem: why do I call you “gentlemen,” why do I address you as though you really were my readers? |
Und dann finde ich noch etwas komisch: Warum nenne ich Sie ›meine Herrschaften‹, warum wende ich mich an Sie, ganz, als ob ich mich wirklich an Leser wendete? |
Such confessions as I intend to make are never printed nor given to other people to read. |
Geständnisse, wie ich sie zu machen beabsichtige, läßt man nicht drucken und gibt sie keinem zu lesen. |
Anyway, I am not strong-minded enough for that, and I don’t see why I should be. |
Ich wenigstens habe nicht so viel Charakterstärke und halte es auch für überflüssig, sie zu besitzen. |
But you see a fancy has occurred to me and I want to realise it at all costs. |
Aber sehen Sie: mir ist ein phantastischer Gedanke in den Kopf gekommen, und nun will ich ihn um jeden Preis verwirklichen. |
Let me explain. Every man has reminiscences which he would not tell to everyone, but only to his friends. |
Es handelt sich um Folgendes: In den Erinnerungen jedes Menschen gibt es Dinge, die er nicht allen mitteilt, höchstens seinen Freunden. |
He has other matters in his mind which he would not reveal even to his friends, but only to himself, and that in secret. |
Aber es gibt auch Dinge, die er nicht einmal den Freunden gesteht, sondern höchstens sich selbst und auch das nur unter dem Siegel der Verschwiegenheit. |
But there are other things which a man is afraid to tell even to himself, and every decent man has a number of such things stored away in his mind. |
Schließlich gibt es auch solche Dinge, die der Mensch sogar sich selbst zu gestehen fürchtet, und solche Dinge sammeln sich bei jedem anständigen Menschen in ziemlicher Menge an. |
The more decent he is, the greater the number of such things in his mind. |
Es ist sogar so: je anständiger der Mensch ist, desto mehr davon hat er. |
Anyway, I have only lately determined to remember some of my early adventures. Till now I have always avoided them, even with a certain uneasiness. |
Jedenfalls habe ich selbst mich erst vor kurzer Zeit entschließen können, mich einiger meiner früheren Abenteuer zu erinnern, bis dahin hatte ich immer einen Bogen um sie gemacht, sogar mit einem gewissen Unbehagen. |
Now, when I am not only recalling them, but have actually decided to write an account of them, I want to try the experiment whether one can, even with oneself, be perfectly open and not take fright at the whole truth. |
Jetzt aber, da ich mich nicht nur ihrer erinnere, sondern mich sogar entschlossen habe, sie aufzuschreiben, jetzt will ich es gerade ausprobieren: Kann man denn wenigstens sich selbst gegenüber ganz und gar aufrichtig sein, ohne vor der vollen Wahrheit zurückzuschrecken? |
I will observe, in parenthesis, that Heine says that a true autobiography is almost an impossibility, and that man is bound to lie about himself. |
Bei dieser Gelegenheit: Heine behauptet, zuverlässige Autobiographien seien etwas Unmögliches, der Mensch werde über sich selbst niemals die Wahrheit sagen. |
He considers that Rousseau certainly told lies about himself in his confessions, and even intentionally lied, out of vanity. |
Er meint, Rousseau habe sich in seinen Bekenntnissen zweifellos selbst verleumdet, und sogar aus Eitelkeit bewußt verleumdet. |
I am convinced that Heine is right; I quite understand how sometimes one may, out of sheer vanity, attribute regular crimes to oneself, and indeed I can very well conceive that kind of vanity. |
Ich bin überzeugt, daß Heine recht hat; ich begreife vollkommen, wie man sich zuweilen einzig aus Eitelkeit ganze Verbrechen zuschreiben kann, und ich begreife auch vollkommen, welcher Art diese Eitelkeit ist. |
But Heine judged of people who made their confessions to the public. |
Aber Heine urteilte über einen Menschen, der vor einem Publikum beichtete. |
I write only for myself, and I wish to declare once and for all that if I write as though I were addressing readers, that is simply because it is easier for me to write in that form. |
Ich jedoch schreibe nur für mich selbst und erkläre hiermit ein für allemal: Wenn ich auch so schreibe, als wendete ich mich an Leser, so tue ich das doch nur zum Schein, weil es mir leichter fällt, so zu schreiben. |
It is a form, an empty form — I shall never have readers. |
Das ist eine Formsache, eine reine Formsache. Leser werde ich niemals haben. |
I have made this plain already… I don’t wish to be hampered by any restrictions in the compilation of my notes. |
Ich habe das schon einmal gesagt… Ich möchte mir beim Niederschreiben meiner Aufzeichnungen keinen Zwang auferlegen lassen. |
I shall not attempt any system or method. |
Ich werde mich weder an eine Ordnung noch an ein System halten. |
I will jot things down as I remember them. |
Ich werde aufschreiben, was mir gerade einfällt. |
But here, perhaps, someone will catch at the word and ask me: if you really don’t reckon on readers, why do you make such compacts with yourself — and on paper too — that is, that you won’t attempt any system or method, that you jot things down as you remember them, and so on, and so on? |
Nun, da könnte man mich beispielsweise beim Wort nehmen und fragen: Wenn Sie wirklich nicht auf Leser rechnen, warum treffen Sie mit sich selbst, dazu noch schriftlich, solche Abmachungen, daß Sie sich zum Beispiel an keine Ordnung und an kein System halten werden, daß Sie alles so niederschreiben wollen, wie es Ihnen einfällt usw. usw.? |
Why are you explaining? |
Warum entschuldigen Sie sich? |
Why do you apologise? |
Warum entschuldigen Sie sich? |
Well, there it is, I answer. |
»Das ist nun einmal so«, antworte ich. |
There is a whole psychology in all this, though. |
Darin liegt übrigens eine ganze Psychologie. |
Perhaps it is simply that I am a coward. |
Vielleicht ist es aber auch einfach meine Feigheit. |
And perhaps that I purposely imagine an audience before me in order that I may be more dignified while I write. |
Es kann aber auch sein, daß ich mir absichtlich ein Publikum vorstelle, um mich, solange ich schreibe, manierlicher zu benehmen. |
There are perhaps thousands of reasons. |
Gründe kann es wirklich zu Tausenden geben. |
Again, what is my object precisely in writing? |
Aber noch etwas: Warum eigentlich, wozu will ich schreiben? |
If it is not for the benefit of the public why should I not simply recall these incidents in my own mind without putting them on paper? |
Wenn es nicht für ein Publikum geschieht, könnte man sich dann nicht auch so, in Gedanken, erinnern, ohne es zu Papier zu bringen? |
Quite so; but yet it is more imposing on paper. |
Stimmt; aber auf dem Papier nimmt es sich doch gewissermaßen feierlicher aus. |
There is something more impressive in it; I shall be better able to criticise myself and improve my style. |
Es ist eindringlicher. Man geht mit sich strenger ins Gericht. Der Stil entwickelt sich. |
Besides, I shall perhaps obtain actual relief from writing. |
Außerdem: es könnte immerhin sein, daß mir das Niederschreiben wirklich Erleichterung verschaffte. |
Today, for instance, I am particularly oppressed by one memory of a distant past. |
Im Augenblick zum Beispiel bedrückt mich ganz besonders die Erinnerung an ein weit zurückliegendes Ereignis. |
It came back vividly to my mind a few days ago, and has remained haunting me like an annoying tune that one cannot get rid of. |
Vor einigen Tagen tauchte sie in mir auf und will seither nicht weichen, wie eine lästige Melodie, die einem nicht aus dem Sinn gehen will. |
And yet I must get rid of it somehow. I have hundreds of such reminiscences; but at times some one stands out from the hundred and oppresses me. |
Solche Erinnerungen gibt es bei mir zu Hunderten; von Zeit zu Zeit steigt eine von ihnen auf und quält mich. |
For some reason I believe that if I write it down I should get rid of it. |
Aus irgendeinem Grunde glaube ich, daß ich sie los bin, sobald ich sie niedergeschrieben habe. |
Why not try? |
Warum sollte man es nicht versuchen? |
Besides, I am bored, and I never have anything to do. |
Und endlich: ich langweile mich und tue nie etwas. |
Writing will be a sort of work. |
Schreiben ist immerhin so etwas wie eine Arbeit. |
They say work makes man kind-hearted and honest. |
Man sagt, daß der Mensch durch Arbeit gut und redlich werde. |
Well, here is a chance for me, anyway. |
Nun, da hätte man wenigstens eine Chance. |
Snow is falling today, yellow and dingy. |
Es schneit, naß, gelb, trübe. |
It fell yesterday, too, and a few days ago. |
Gestern schneite es, und auch vor einigen Tagen hat es geschneit. |
I fancy it is the wet snow that has reminded me of that incident which I cannot shake off now. |
Ich glaube, bei dem nassen Schnee erinnerte ich mich an jenen Vorfall, der mir nun nicht mehr aus dem Sinn gehen will. |
And so let it be a story A PROPOS of the falling snow. |
So mag es denn eine Erzählung bei nassem Schnee werden. |
PART II. A Propos of the Wet Snow - Chapter I |
Zweiter Teil - Kapitel I |
AT THAT TIME I was only twenty-four. My life was even then gloomy, ill- regulated, and as solitary as that of a savage. |
Damals war ich erst vierundzwanzig Jahre alt. |
I made friends with no one and positively avoided talking, and buried myself more and more in my hole. |
Mein Leben war auch schon damals düster, ungeordnet und einsam bis zur Menschenscheu. |
At work in the office I never looked at anyone, and was perfectly well aware that my companions looked upon me, not only as a queer fellow, but even looked upon me — I always fancied this — with a sort of loathing. |
Ich pflegte mit niemandem Umgang, vermied nach Möglichkeit jede Unterhaltung und zog mich immer mehr in meinen Winkel zurück. |
I sometimes wondered why it was that nobody except me fancied that he was looked upon with aversion? One of the clerks had a most repulsive, pock-marked face, which looked positively villainous. I believe I should not have dared to look at anyone with such an unsightly countenance. Another had such a very dirty old uniform that there was an unpleasant odour in his proximity. |
Im Amt, in der Kanzlei, bemühte ich mich sogar, niemanden anzusehen, und stellte fest, daß meine Amtskollegen mich nicht nur für einen Sonderling hielten, sondern mich – immer wieder glaubte ich es zu beobachten – mit einem gewissen Ekel betrachteten. |
Yet not one of these gentlemen showed the slightest self-consciousness — either about their clothes or their countenance or their character in any way. |
Immer wieder ging es mir durch den Sinn: Warum glaubt keiner außer mir, daß man ihn mit Ekel betrachtet? |
Neither of them ever imagined that they were looked at with repulsion; if they had imagined it they would not have minded — so long as their superiors did not look at them in that way. |
Einer unserer Kanzleibeamten hatte ein abscheuliches, pockennarbiges Gesicht, ein Verbrechergesicht, könnte man sagen. |
It is clear to me now that, owing to my unbounded vanity and to the high standard I set for myself, I often looked at myself with furious discontent, which verged on loathing, and so I inwardly attributed the same feeling to everyone. |
Ich glaube, ich hätte es nicht gewagt, mit einem so unanständigen Gesicht irgend jemanden auch nur anzublicken. |
I hated my face, for instance: I thought it disgusting, and even suspected that there was something base in my expression, and so every day when I turned up at the office I tried to behave as independently as possible, and to assume a lofty expression, so that I might not be suspected of being abject. |
Ein anderer hatte eine so abgetragene Uniform, daß es in seiner Nähe schon übel roch. Indessen genierte sich kein einziger von diesen Herrschaften – weder seiner Kleider oder seines Gesichts wegen noch aus sonst irgendeinem moralischen Grund. |
“My face may be ugly,” I thought, “but let it be lofty, expressive, and, above all, EXTREMELY intelligent.” But I was positively and painfully certain that it was impossible for my countenance ever to express those qualities. And what was worst of all, I thought it actually stupid looking, and I would have been quite satisfied if I could have looked intelligent. In fact, I would even have put up with looking base if, at the same time, my face could have been thought strikingly intelligent. |
Weder der eine noch der andere hat sich je eingebildet, daß man vor ihm Ekel empfinden könnte; und selbst wenn sie es sich eingebildet hätten, sie hätten sich nichts daraus gemacht, solange nur die Vorgesetzten dies nicht zu tun geruhten. |
Of course, I hated my fellow clerks one and all, and I despised them all, yet at the same time I was, as it were, afraid of them. In fact, it happened at times that I thought more highly of them than of myself. It somehow happened quite suddenly that I alternated between despising them and thinking them superior to myself. A cultivated and decent man cannot be vain without setting a fearfully high standard for himself, and without despising and almost hating himself at certain moments. |
Jetzt ist mir vollkommen klar, daß ich mich selbst, infolge meiner grenzenlosen Eitelkeit, meiner grenzenlosen Ansprüche an mich selbst, ziemlich oft mit rasendem Mißmut betrachtete, einem Mißmut, der sich bis zum Abscheu steigerte, und so schrieb ich denn mein eigenes Empfinden allen anderen zu. |
But whether I despised them or thought them superior I dropped my eyes almost every time I met anyone. I even made experiments whether I could face so and so’s looking at me, and I was always the first to drop my eyes. This worried me to distraction. I had a sickly dread, too, of being ridiculous, and so had a slavish passion for the conventional in everything external. |
Ich haßte beispielsweise mein Gesicht, fand es widerwärtig, vermutete, daß es irgendeinen niederträchtigen Ausdruck habe, und quälte mich deshalb, wenn ich ins Amt kam, immer damit, möglichst ungezwungen zu erscheinen, damit man mich keiner Niedertracht verdächtige, und in meinem Gesicht möglichst viel Edelmut auszudrücken. |
I loved to fall into the common rut, and had a whole-hearted terror of any kind of eccentricity in myself. But how could I live up to it? I was morbidly sensitive as a man of our age should be. They were all stupid, and as like one another as so many sheep. |
“Mag es auch ein unschönes Gesicht sein”, dachte ich, “dafür soll es edel, ausdrucksvoll und vor allem Unsere Kanzlisten haßte ich natürlich, vom ersten bis zum letzten, verachtete sie alle, zugleich aber fürchtete ich sie auch gewissermaßen. |
Perhaps I was the only one in the office who fancied that I was a coward and a slave, and I fancied it just because I was more highly developed. |
Es kam vor, daß ich sie sogar plötzlich über mich erhob. |
But it was not only that I fancied it, it really was so. I was a coward and a slave. I say this without the slightest embarrassment. Every decent man of our age must be a coward and a slave. |
Das geschah bei mir damals immer ganz plötzlich, bald verachtete ich sie, bald erhob ich sie über mich. |
That is his normal condition. Of that I am firmly persuaded. He is made and constructed to that very end. And not only at the present time owing to some casual circumstances, but always, at all times, a decent man is bound to be a coward and a slave. |
Ein gebildeter und anständiger Mensch kann nicht ehrgeizig sein, ohne dabei grenzenlose Ansprüche an sich selbst zu stellen und sich in manchen Augenblicken glühend zu verachten. |
It is the law of nature for all decent people all over the earth. If anyone of them happens to be valiant about something, he need not be comforted nor carried away by that; he would show the white feather just the same before something else. |
Aber ob ich zu ihm hinab- oder hinaufblickte, ich schlug doch vor jedem Menschen die Augen nieder. |
That is how it invariably and inevitably ends. Only donkeys and mules are valiant, and they only till they are pushed up to the wall. It is not worth while to pay attention to them for they really are of no consequence. |
Ich stellte daraufhin sogar Versuche an: Würde ich den Blick wenigstens dieses Menschen aushalten können? |
Another circumstance, too, worried me in those days: that there was no one like me and I was unlike anyone else. |
Und jedesmal habe ich als erster die Augen niedergeschlagen. |
“I am alone and they are EVERYONE,” I thought — and pondered. |
Das quälte mich bis zur Raserei. |
From that it is evident that I was still a youngster. The very opposite sometimes happened. It was loathsome sometimes to go to the office; things reached such a point that I often came home ill. But all at once, A PROPOS of nothing, there would come a phase of scepticism and indifference (everything happened in phases to me), and I would laugh myself at my intolerance and fastidiousness, I would reproach myself with being ROMANTIC. |
Außerdem fürchtete ich mich krankhaft, lächerlich zu sein, darum vergötterte ich sklavisch jegliche Routine in allen Äußerlichkeiten; mit Hingabe bewegte ich mich in ausgetretenen Spuren und erschrak aus ganzer Seele vor jeder Exzentrizität in mir. |
At one time I was unwilling to speak to anyone, while at other times I would not only talk, but go to the length of contemplating making friends with them. |
Aber wie sollte ich das aushalten? Ich war entwickelt bis zum Krankhaften, wie es sich für einen Menschen unserer Zeit gehört. |
All my fastidiousness would suddenly, for no rhyme or reason, vanish. Who knows, perhaps I never had really had it, and it had simply been affected, and got out of books. |
Sie aber waren alle stumpfsinnig und glichen einander wie die Hammel einer Herde. |
I have not decided that question even now. Once I quite made friends with them, visited their homes, played preference, drank vodka, talked of promotions… . But here let me make a digression. |
Vielleicht schien es mir als einzigem in der ganzen Kanzlei, daß ich ein Feigling und Sklave sei, vielleicht schien es mir gerade deshalb so, weil ich so entwickelt war. |
We Russians, speaking generally, have never had those foolish transcendental “romantics”— German, and still more French — on whom nothing produces any effect; if there were an earthquake, if all France perished at the barricades, they would still be the same, they would not even have the decency to affect a change, but would still go on singing their transcendental songs to the hour of their death, because they are fools. |
Aber es schien mir nicht nur so, sondern es war auch wirklich der Fall: ich war ein Feigling und ein Sklave. Ich sage das ohne jede Verlegenheit. Jeder anständige Mensch unserer Zeit ist ein Feigling oder ein Sklave und muß es sein. |
We, in Russia, have no fools; that is well known. |
Das ist sein normaler Zustand. |
That is what distinguishes us from foreign lands. |
Davon bin ich tief überzeugt. |
Consequently these transcendental natures are not found amongst us in their pure form. |
So ist er beschaffen und dafür ist er geschaffen. |
The idea that they are is due to our “realistic” journalists and critics of that day, always on the look out for Kostanzhoglos and Uncle Pyotr Ivanitchs and foolishly accepting them as our ideal; they have slandered our romantics, taking them for the same transcendental sort as in Germany or France. |
Und nicht nur in der Gegenwart, nicht nur infolge irgendwelcher zufälligen Umstände, sondern überhaupt zu allen Zeiten muß ein anständiger Mensch ein Feigling und Sklave sein. |
On the contrary, the characteristics of our “romantics” are absolutely and directly opposed to the transcendental European type, and no European standard can be applied to them. |
Das ist ein Naturgesetz für alle anständigen Menschen auf Erden. |
(Allow me to make use of this word “romantic”— an old-fashioned and much respected word which has done good service and is familiar to all.) The characteristics of our romantic are to understand everything, TO SEE EVERYTHING AND TO SEE IT OFTEN INCOMPARABLY MORE CLEARLY THAN OUR MOST REALISTIC MINDS SEE IT; to refuse to accept anyone or anything, but at the same time not to despise anything; to give way, to yield, from policy; never to lose sight of a useful practical object (such as rent-free quarters at the government expense, pensions, decorations), to keep their eye on that object through all the enthusiasms and volumes of lyrical poems, and at the same time to preserve “the sublime and the beautiful” inviolate within them to the hour of their death, and to preserve themselves also, incidentally, like some precious jewel wrapped in cotton wool if only for the benefit of “the sublime and the beautiful.” Our “romantic” is a man of great breadth and the greatest rogue of all our rogues, I assure you… . |
Und sollte es einmal vorkommen, daß einer von ihnen sich tapfer zeigt, so braucht er sich deshalb noch nichts einzubilden und sich nicht gleich am eigenen Mut zu berauschen; bei nächster Gelegenheit wird er schon den kürzeren ziehen. |
I can assure you from experience, indeed. Of course, that is, if he is intelligent. |
Das ist seine einzige und ewige Aussicht. |
But what am I saying! The romantic is always intelligent, and I only meant to observe that although we have had foolish romantics they don’t count, and they were only so because in the flower of their youth they degenerated into Germans, and to preserve their precious jewel more comfortably, settled somewhere out there — by preference in Weimar or the Black Forest. |
Tapfer sind nur die Esel und ihre Bastarde und selbst die nur bis zu der bewußten Mauer. |
I, for instance, genuinely despised my official work and did not openly abuse it simply because I was in it myself and got a salary for it. |
Aber es lohnt nicht, sie weiter zu beachten, denn sie spielen überhaupt keine Rolle. |
Anyway, take note, I did not openly abuse it. Our romantic would rather go out of his mind — a thing, however, which very rarely happens — than take to open abuse, unless he had some other career in view; and he is never kicked out. |
Und noch ein Umstand quälte mich damals: daß mir niemand glich und auch ich keinem ähnlich war. |
At most, they would take him to the lunatic asylum as “the King of Spain” if he should go very mad. But it is only the thin, fair people who go out of their minds in Russia. |
“Ich bin Einer, und sie sind Daraus ist zu ersehen, daß ich noch ein ganz grüner Junge war. |
Innumerable “romantics” attain later in life to considerable rank in the service. |
Mitunter geschah aber auch das Entgegengesetzte. |
Their many-sidedness is remarkable! And what a faculty they have for the most contradictory sensations! I was comforted by this thought even in those days, and I am of the same opinion now. |
Zuweilen widerte mich der Dienst über alle Maßen an; es ging so weit, daß ich häufig ganz krank aus der Kanzlei nach Hause kam. |
That is why there are so many “broad natures” among us who never lose their ideal even in the depths of degradation; and though they never stir a finger for their ideal, though they are arrant thieves and knaves, yet they tearfully cherish their first ideal and are extraordinarily honest at heart. Yes, it is only among us that the most incorrigible rogue can be absolutely and loftily honest at heart without in the least ceasing to be a rogue. |
Und plötzlich beginnt dann wiederum, mir nichts, dir nichts, eine Periode der Skepsis und Gleichgültigkeit (bei mir geschah alles in Perioden), und siehe, da lache ich selbst über meine Unduldsamkeit und meinen Ekel und werfe mir Romantizismus vor. |
I repeat, our romantics, frequently, become such accomplished rascals (I use the term “rascals” affectionately), suddenly display such a sense of reality and practical knowledge that their bewildered superiors and the public generally can only ejaculate in amazement. |
Bald will ich überhaupt nicht reden, bald werde ich nicht nur gesprächig, sondern sogar zutraulich. Der ganze Ekel ist im Handumdrehn, mir nichts, dir nichts, verflogen. |
Their many-sidedness is really amazing, and goodness knows what it may develop into later on, and what the future has in store for us. It is not a poor material! |
Wer weiß, vielleicht war ich auch nie von ihm befallen, vielleicht war er nur gespielt, angelesen? |
I do not say this from any foolish or boastful patriotism. But I feel sure that you are again imagining that I am joking. |
Bis jetzt habe ich diese Frage noch nicht lösen können. |
Or perhaps it’s just the contrary and you are convinced that I really think so. Anyway, gentlemen, I shall welcome both views as an honour and a special favour. And do forgive my digression. I did not, of course, maintain friendly relations with my comrades and soon was at loggerheads with them, and in my youth and inexperience I even gave up bowing to them, as though I had cut off all relations. |
Einmal hatte ich mich schon ganz mit den Anderen angefreundet, ich machte ihnen meine Aufwartung, spielte Préférence, trank Wodka, unterhielt mich über nationalökonomische Fragen… Aber erlauben Sie mir, hier einige vom Thema abweichende Worte einzuschalten. |
That, however, only happened to me once. As a rule, I was always alone. In the first place I spent most of my time at home, reading. I tried to stifle all that was continually seething within me by means of external impressions. |
Bei uns Russen, ganz allgemein gesprochen, hat es niemals jene törichten deutschen und besonders französischen Romantiker gegeben, die über den Sternen thronen und sich durch nichts beirren lassen, mag auch die Erde unter ihnen bersten, mag auch ganz Frankreich auf den Barrikaden zugrunde gehen – sie bleiben immer dieselben, sie werden sich nicht einmal anstandshalber verändern, und sie singen ihre weltentrückten Lieder fort, bis an ihr Lebensende, denn sie sind Toren. |
And the only external means I had was reading. Reading, of course, was a great help — exciting me, giving me pleasure and pain. But at times it bored me fearfully. One longed for movement in spite of everything, and I plunged all at once into dark, underground, loathsome vice of the pettiest kind. |
Bei uns, das heißt in russischen Landen, gibt es keine Toren; das weiß jeder: eben dadurch unterscheiden wir uns von den übrigen europäischen Ländern. |
My wretched passions were acute, smarting, from my continual, sickly irritability I had hysterical impulses, with tears and convulsions. |
Folglich gibt es bei uns keine weltentrückten Naturen in Reinkultur. |
I had no resource except reading, that is, there was nothing in my surroundings which I could respect and which attracted me. I was overwhelmed with depression, too; I had an hysterical craving for incongruity and for contrast, and so I took to vice. I have not said all this to justify myself… . But, no! |
Das haben unsere damaligen ›positiven‹ Publizisten und Kritiker auf der Jagd nach Kostanschoglo und Onkelchen Pjotr Iwanowitsch, die sie törichterweise für unser aller Ideal gehalten haben, unseren Romantikern in die Schuhe geschoben, indem sie diese für ebenso weltentrückt hielten wie jene in Deutschland oder in Frankreich. |
I am lying. I did want to justify myself. I make that little observation for my own benefit, gentlemen. I don’t want to lie. |
Im Gegenteil, die Eigenschaften unseres Romantikers sind denen des europäisch-weltentrückten gerade entgegengesetzt und lassen sich darum mit keinem europäischen Maß messen. |
I vowed to myself I would not. And so, furtively, timidly, in solitude, at night, I indulged in filthy vice, with a feeling of shame which never deserted me, even at the most loathsome moments, and which at such moments nearly made me curse. |
(Sie müssen mir schon gestatten, dieses Wort ›Romantiker‹ zu gebrauchen. |
Already even then I had my underground world in my soul. I was fearfully afraid of being seen, of being met, of being recognised. |
Ein althergebrachtes Wörtchen, ehrwürdig, verdient und geläufig.) |
I visited various obscure haunts. One night as I was passing a tavern I saw through a lighted window some gentlemen fighting with billiard cues, and saw one of them thrown out of the window. At other times I should have felt very much disgusted, but I was in such a mood at the time, that I actually envied the gentleman thrown out of the window — and I envied him so much that I even went into the tavern and into the billiard-room. |
Die Eigenschaften unseres Romantikers sind: alles verstehen, Diese Vielseitigkeit ist wahrlich erstaunlich, und Gott mag wissen, wozu sie sich unter künftigen Verhältnissen noch entwickeln und was sie dann in folgenden Zeiten uns bescheren wird? |
“Perhaps,” I thought, “I’ll have a fight, too, and they’ll throw me out of the window.” I was not drunk — but what is one to do — depression will drive a man to such a pitch of hysteria? |
Die Aussichten sind wirklich nicht schlecht! Ich sage das nicht etwa aus irgendeinem lächerlichen und hausbackenen Patriotismus. |
But nothing happened. It seemed that I was not even equal to being thrown out of the window and I went away without having my fight. |
Übrigens bin ich überzeugt, daß Sie wohl wieder glauben, ich scherze. |
An officer put me in my place from the first moment. I was standing by the billiard-table and in my ignorance blocking up the way, and he wanted to pass; he took me by the shoulders and without a word — without a warning or explanation — moved me from where I was standing to another spot and passed by as though he had not noticed me. |
Vielleicht auch umgekehrt, das heißt, vielleicht sind Sie überzeugt, daß ich tatsächlich so denke. |
I could have forgiven blows, but I could not forgive his having moved me without noticing me. Devil knows what I would have given for a real regular quarrel — a more decent, a more LITERARY one, so to speak. I had been treated like a fly. This officer was over six foot, while I was a spindly little fellow. |
Wie dem auch sei, meine Herrschaften, ich werde Ihre beiden Meinungen mir zur Ehre und zum besonderen Vergnügen anrechnen, und meine Abschweifungen wollen Sie mir bitte verzeihen. |
But the quarrel was in my hands. I had only to protest and I certainly would have been thrown out of the window. But I changed my mind and preferred to beat a resentful retreat. I went out of the tavern straight home, confused and troubled, and the next night I went out again with the same lewd intentions, still more furtively, abjectly and miserably than before, as it were, with tears in my eyes — but still I did go out again. |
Die Freundschaft mit meinen Kollegen hielt ich natürlich nicht lange durch, ich überwarf mich sehr bald mit ihnen, und infolge meiner damaligen jugendlichen Unreife hörte ich sogar auf, sie zu grüßen, wie abgeschnitten. |
Don’t imagine, though, it was coward- ice made me slink away from the officer; I never have been a coward at heart, though I have always been a coward in action. |
Übrigens geschah das nur ein einziges Mal. Im allgemeinen war ich ganz allein. |
Don’t be in a hurry to laugh — I assure you I can explain it all. Oh, if only that officer had been one of the sort who would consent to fight a duel! But no, he was one of those gentlemen (alas, long extinct!) |
Zu Hause las ich meist, wollte ich doch durch äußere Reize alles in mir unaufhörlich Brodelnde unterdrücken. |
who preferred fighting with cues or, like Gogol’s Lieutenant Pirogov, appealing to the police. |
Und von allen äußeren Reizen gab es für mich nur das Lesen. |
They did not fight duels and would have thought a duel with a civilian like me an utterly unseemly procedure in any case — and they looked upon the duel altogether as something impossible, something free-thinking and French. |
Das Lesen natürlich hat oft geholfen – es regte auf, erquickte und quälte. Mitunter aber wurde ich seiner entsetzlich überdrüssig. |
But they were quite ready to bully, especially when they were over six foot. |
Immerhin wollte man sich bewegen. |
I did not slink away through cowardice, but through an unbounded vanity. I was afraid not of his six foot, not of getting a sound thrashing and being thrown out of the window; I should have had physical courage enough, I assure you; but I had not the moral courage. |
So ergab ich mich dunklen, kellerhaften, widerlichen – nicht eigentlich Liederlichkeiten, sondern kleinen, schäbigen Liederlichkeiten. |
What I was afraid of was that everyone present, from the insolent marker down to the lowest little stinking, pimply clerk in a greasy collar, would jeer at me and fail to understand when I began to protest and to address them in literary language. |
In mir steckte eine scharfe, brennende, ständig krankhaft reizbare Leidenschaftlichkeit. Die Ausbrüche waren hysterisch, mit Tränen und Krämpfen. |
For of the point of honour — not of honour, but of the point of honour (POINT D’HONNEUR)— one cannot speak among us except in literary language. You can’t allude to the “point of honour” in ordinary language. I was fully convinced (the sense of reality, in spite of all my romanticism!) |
Lesen war die einzige Zuflucht – das heißt, es gab nichts, was ich in meiner ganzen Umgebung hätte achten oder für erstrebenswert halten können. |
that they would all simply split their sides with laughter, and that the officer would not simply beat me, that is, without insulting me, but would certainly prod me in the back with his knee, kick me round the billiard- table, and only then perhaps have pity and drop me out of the window. |
Außerdem stieg die Langeweile auf; hysterisches Verlangen nach Widersprüchen, nach Kontrasten überkam mich, und so stürzte ich mich in Liederlichkeiten. |
Of course, this trivial incident could not with me end in that. I often met that officer afterwards in the street and noticed him very carefully. |
Das sage ich durchaus nicht zu meiner Rechtfertigung… Doch nein, stimmt nicht! |
I am not quite sure whether he recognised me, I imagine not; I judge from certain signs. |
Gelogen! Ich habe mich ja gerade rechtfertigen wollen. |
But I— I stared at him with spite and hatred and so it went on… for several years! My resentment grew even deeper with years. |
Diese Bemerkung mache ich nur für mich, meine Herrschaften, für mich allein. |
At first I began making stealthy inquiries about this officer. |
Ich will nicht lügen. Ich habe mir das Wort gegeben. |
It was difficult for me to do so, for I knew no one. But one day I heard someone shout his surname in the street as I was following him at a distance, as though I were tied to him — and so I learnt his surname. Another time I followed him to his flat, and for ten kopecks learned from the porter where he lived, on which storey, whether he lived alone or with others, and so on — in fact, everything one could learn from a porter. |
Ich trieb mein Unwesen verstohlen, nachts, heimlich, ängstlich, schmutzig, mit einer Scham, die mich selbst in den ekelhaftesten Minuten nicht verließ, ja sogar gerade in solchen Minuten zu einem Fluch wurde. |
One morning, though I had never tried my hand with the pen, it suddenly occurred to me to write a satire on this officer in the form of a novel which would unmask his villainy. |
Schon damals trug ich das Kellerloch in meiner Seele. Ich fürchtete mich bis zum Entsetzen, daß man mich vielleicht irgendwie sehen, mir begegnen, mich erkennen könnte. |
I wrote the novel with relish. |
Ich suchte die dunkelsten Gegenden auf. |
I did unmask his villainy, I even exaggerated it; at first I so altered his surname that it could easily be recognised, but on second thoughts I changed it, and sent the story to the OTETCHESTVENNIYA ZAPISKI. But at that time such attacks were not the fashion and my story was not printed. That was a great vexation to me. Sometimes I was positively choked with resentment. |
Einmal, als ich nachts an einem schäbigen Restaurant vorüberkam, sah ich durch das Fenster, wie sich einige Herrschaften am Billard mit den Queues prügelten und wie dann jemand durchs Fenster hinausbefördert wurde. |
At last I determined to challenge my enemy to a duel. I composed a splendid, charming letter to him, imploring him to apologise to me, and hinting rather plainly at a duel in case of refusal. The letter was so composed that if the officer had had the least understanding of the sublime and the beautiful he would certainly have flung himself on my neck and have offered me his friendship. And how fine that would have been! |
Zu jeder anderen Zeit hätte es mich angewidert; damals jedoch kam plötzlich eine solche Stimmung über mich, daß ich diesen hinausgeworfenen Herrn einfach beneidete, dermaßen beneidete, daß ich sofort hineinging und das Billardzimmer betrat: “Vielleicht werde ich mich auch prügeln und auch durch das Fenster hinausfliegen.” Ich war nicht betrunken, aber was soll man machen – die Langeweile kann einen bis zur Hysterie quälen! |
How we should have got on together! |
Es wurde aber nichts daraus. |
“He could have shielded me with his higher rank, while I could have improved his mind with my culture, and, well… my ideas, and all sorts of things might have happened.” Only fancy, this was two years after his insult to me, and my challenge would have been a ridiculous anachronism, in spite of all the ingenuity of my letter in disguising and explaining away the anachronism. |
Es hat sich herausgestellt, daß ich nicht einmal zum Fenstersprung befähigt war, ich ging unverprügelt fort. Gleich im ersten Moment wurde ich von einem Offizier abgefertigt. |
But, thank God (to this day I thank the Almighty with tears in my eyes) I did not send the letter to him. Cold shivers run down my back when I think of what might have happened if I had sent it. And all at once I revenged myself in the simplest way, by a stroke of genius! A brilliant thought suddenly dawned upon me. |
Ich stand am Billard und versperrte ihm ahnungslos den Weg, er aber mußte vorbei; so packte er mich denn an den Schultern – ohne Warnung oder Erklärung –, stellte mich von dem Platz, wo ich stand, auf einen anderen und ging weiter, als hätte er überhaupt nichts bemerkt. |
Sometimes on holidays I used to stroll along the sunny side of the Nevsky about four o’clock in the afternoon. Though it was hardly a stroll so much as a series of innumerable miseries, humiliations and resentments; but no doubt that was just what I wanted. |
Ich hätte sogar Prügel verziehen, doch ich konnte keineswegs verzeihen, daß er mich so einfach beiseite stellte und vollständig übersah. |
I used to wriggle along in a most unseemly fashion, like an eel, continually moving aside to make way for generals, for officers of the guards and the hussars, or for ladies. At such minutes there used to be a convulsive twinge at my heart, and I used to feel hot all down my back at the mere thought of the wretchedness of my attire, of the wretchedness and abjectness of my little scurrying figure. This was a regular martyrdom, a continual, intolerable humiliation at the thought, which passed into an incessant and direct sensation, that I was a mere fly in the eyes of all this world, a nasty, disgusting fly — more intelligent, more highly developed, more refined in feeling than any of them, of course — but a fly that was continually making way for everyone, insulted and injured by everyone. |
Der Teufel weiß, was ich damals nicht alles für einen wirklichen, richtigen Streit gegeben hätte, für einen anständigeren, für einen – sagen wir – mehr Ich verließ das Restaurant verwirrt und erregt, ging geradewegs nach Hause, am nächsten Tag aber setzte ich meine Ausschweifungen wieder fort, noch zaghafter, noch schüchterner, noch trauriger als zuvor, gleichsam mit Tränen in den Augen – aber ich setzte sie fort. |
Why I inflicted this torture upon myself, why I went to the Nevsky, I don’t know. I felt simply drawn there at every possible opportunity. Already then I began to experience a rush of the enjoyment of which I spoke in the first chapter. After my affair with the officer I felt even more drawn there than before: it was on the Nevsky that I met him most frequently, there I could admire him. |
Sie brauchen übrigens nicht zu glauben, daß ich aus Feigheit mich vor dem Offizier feige verzogen habe: in meiner Seele bin ich niemals feige gewesen, wenn ich mich auch im Leben immer feige benommen habe, aber – lachen Sie nicht – dafür gibt es eine Erklärung; ich habe für alles eine Erklärung, seien Sie überzeugt. |
He, too, went there chiefly on holidays, He, too, turned out of his path for generals and persons of high rank, and he too, wriggled between them like an eel; but people, like me, or even better dressed than me, he simply walked over; he made straight for them as though there was nothing but empty space before him, and never, under any circumstances, turned aside. |
Oh, wenn dieser Offizier zu denjenigen gehört hätte, die sich zu duellieren pflegen! Aber nein – das war gerade einer von jenen (leider schon längst nicht mehr vorhandenen) Herrschaften, die es vorzogen, mit dem Queue oder, wie der Leutnant Pirogow bei Gogol, vermittels ihres Vorgesetzten zu handeln. |
I gloated over my resentment watching him and… always resentfully made way for him. It exasperated me that even in the street I could not be on an even footing with him. “Why must you invariably be the first to move aside?” I kept asking myself in hysterical rage, waking up sometimes at three o’clock in the morning. “Why is it you and not he? |
Fordern jedoch lassen sie sich nie; und sich mit unsereinem zu schlagen, würden sie unter allen Umständen für ungehörig halten – überhaupt halten sie das Duell für etwas Verrücktes, Freidenkerisches, Französisches, teilen aber selbst nicht selten Beleidigungen aus, besonders wenn sie von hünenhafter Gestalt sind. |
There’s no regulation about it; there’s no written law. Let the making way be equal as it usually is when refined people meet; he moves half-way and you move half-way; you pass with mutual respect.” But that never happened, and I always moved aside, while he did not even notice my making way for him. |
Ich habe mich nicht aus Feigheit feige verzogen, sondern aus grenzenloser Eitelkeit. |
And lo and behold a bright idea dawned upon me! “What,” I thought, “if I meet him and don’t move on one side? What if I don’t move aside on purpose, even if I knock up against him? How would that be?” This audacious idea took such a hold on me that it gave me no peace. |
Nicht vor der hünenhaften Gestalt schreckte ich zurück und auch nicht vor der Aussicht, schmerzhaft verprügelt und aus dem Fenster geworfen zu werden; physischen Mut hatte ich wahrlich genug; aber der moralische Mut reichte nicht hin. |
I was dreaming of it continually, horribly, and I purposely went more frequently to the Nevsky in order to picture more vividly how I should do it when I did do it. I was delighted. This intention seemed to me more and more practical and possible. “Of course I shall not really push him,” I thought, already more good- natured in my joy. |
Ich fürchtete, daß die Anwesenden alle – von dem unverschämten Marqueur bis zu dem letzten ranzigen, finnigen kleinen Beamten, der sich dort herumtrieb, mit speckigem Kragen – mich nicht verstehen und mich auslachen würden, sobald ich protestierte und literarisch mit ihnen redete. |
“I will simply not turn aside, will run up against him, not very violently, but just shouldering each other — just as much as decency permits. I will push against him just as much as he pushes against me.” At last I made up my mind completely. But my preparations took a great deal of time. To begin with, when I carried out my plan I should need to be looking rather more decent, and so I had to think of my get-up. |
Denn von dem Ehrenstandpunkt – nicht von der Ehre, sondern eben vom Ehrenstandpunkt Schon damals begann ich auf den Geschmack jener Genüsse zu kommen, die ich bereits im ersten Kapitel erwähnt habe. |
“In case of emergency, if, for instance, there were any sort of public scandal (and the public there is of the most RECHERCHE: the Countess walks there; Prince D. walks there; all the literary world is there), I must be well dressed; that inspires respect and of itself puts us on an equal footing in the eyes of the society.” With this object I asked for some of my salary in advance, and bought at Tchurkin’s a pair of black gloves and a decent hat. |
Nach der Geschichte mit dem Offizier aber zog es mich noch mehr dorthin: gerade auf dem Newskij traf ich ihn am häufigsten, gerade dort konnte ich mich an ihm satt sehen. Auch er ging dort vornehmlich an Feiertagen spazieren. |
Black gloves seemed to me both more dignified and BON TON than the lemon-coloured ones which I had contemplated at first. “The colour is too gaudy, it looks as though one were trying to be conspicuous,” and I did not take the lemon-coloured ones. I had got ready long beforehand a good shirt, with white bone studs; my overcoat was the only thing that held me back. The coat in itself was a very good one, it kept me warm; but it was wadded and it had a raccoon collar which was the height of vulgarity. |
Wenn er auch vor Generälen und Personen von Rang Platz machte und zwischen diesen sich wie ein Aal hindurchschlängelte, so wurde doch unsereiner, ja sogar mancher, der um einiges besser war, von ihm einfach überfahren; auf solche ging er geradewegs los, als sei vor ihm leerer Raum, und machte unter keinen Umständen Platz. |
I had to change the collar at any sacrifice, and to have a beaver one like an officer’s. For this purpose I began visiting the Gostiny Dvor and after several attempts I pitched upon a piece of cheap German beaver. |
Ich berauschte mich an meinem Haß, wenn ich ihn beobachtete, und wich ihm jedesmal voll Haß aus. |
Though these German beavers soon grow shabby and look wretched, yet at first they look exceedingly well, and I only needed it for the occasion. |
Es quälte mich, daß ich ihm selbst auf der Straße nicht standhalten konnte. |
I asked the price; even so, it was too expensive. After thinking it over thoroughly I decided to sell my raccoon collar. The rest of the money — a considerable sum for me, I decided to borrow from Anton Antonitch Syetotchkin, my immediate superior, an unassuming person, though grave and judicious. |
“Warum weichst du unbedingt als erster aus?” fragte ich mich in rasender Erregung, wenn ich zuweilen gegen drei Uhr nachts erwachte, “warum denn gerade du und nicht er? |
He never lent money to anyone, but I had, on entering the service, been specially recommended to him by an important personage who had got me my berth. |
Dafür gibt es doch kein Gesetz, das steht doch nirgends geschrieben. |
I was horribly worried. To borrow from Anton Antonitch seemed to me monstrous and shameful. I did not sleep for two or three nights. Indeed, I did not sleep well at that time, I was in a fever; I had a vague sinking at my heart or else a sudden throbbing, throbbing, throbbing! |
Nun, kann es denn nicht halb und halb sein, wie es zu sein pflegt, wenn höfliche Leute sich begegnen: er gibt halb nach und du gibst halb nach, ihr geht beide einfach aneinander vorbei, in gegenseitiger Hochachtung.” Doch das geschah nie, nach wie vor machte nur ich Platz, er aber bemerkte nicht einmal, daß ich ihm auswich. |
Anton Antonitch was surprised at first, then he frowned, then he reflected, and did after all lend me the money, receiving from me a written authorisation to take from my salary a fortnight later the sum that he had lent me. In this way everything was at last ready. |
– Da kam mir plötzlich der allerverblüffendste Gedanke: “Wie aber”, dachte ich, “wie wäre es, wenn ich ihm begegnete und… nicht auswiche? |
The handsome beaver replaced the mean-looking raccoon, and I began by degrees to get to work. It would never have done to act offhand, at random; the plan had to be carried out skilfully, by degrees. But I must confess that after many efforts I began to despair: we simply could not run into each other. |
Absichtlich nicht auswiche, und wenn ich ihn auch anstoßen sollte; wie wäre das?” Dieser kühne Gedanke bemächtigte sich meiner allmählich derart, daß ich überhaupt keine Ruhe mehr finden konnte. |
I made every preparation, I was quite determined — it seemed as though we should run into one another directly — and before I knew what I was doing I had stepped aside for him again and he had passed without noticing me. I even prayed as I approached him that God would grant me determination. |
Ich träumte ununterbrochen davon, es war ganz fürchterlich, und ich ging absichtlich öfters auf den Newskij, um mir noch deutlicher auszumalen, wie ich es machen würde, wenn ich es täte. |
One time I had made up my mind thoroughly, but it ended in my stumbling and falling at his feet because at the very last instant when I was six inches from him my courage failed me. |
Ich war entzückt. Immer mehr erschien mir mein Vorhaben ebenso wahrscheinlich wie ausführbar. |
He very calmly stepped over me, while I flew on one side like a ball. That night I was ill again, feverish and delirious. And suddenly it ended most happily. The night before I had made up my mind not to carry out my fatal plan and to abandon it all, and with that object I went to the Nevsky for the last time, just to see how I would abandon it all. |
“Versteht sich, nicht umrennen”, dachte ich, schon im voraus vor Freude wohlwollend gestimmt, “sondern nur einfach nicht ausweichen. |
Suddenly, three paces from my enemy, I unexpectedly made up my mind — I closed my eyes, and we ran full tilt, shoulder to shoulder, against one another! I did not budge an inch and passed him on a perfectly equal footing! He did not even look round and pretended not to notice it; but he was only pretending, I am convinced of that. I am convinced of that to this day! |
Zusammenstoßen, aber nicht schmerzhaft, nur so, Schulter an Schulter, gerade so stark, wie es der Anstand erlaubt; so daß ich ihn ebenso stark stoße, wie er mich stößt.” Endlich entschloß ich mich endgültig. |
Of course, I got the worst of it — he was stronger, but that was not the point. |
Doch die Vorbereitungen nahmen sehr viel Zeit in Anspruch. |
The point was that I had attained my object, I had kept up my dignity, I had not yielded a step, and had put myself publicly on an equal social footing with him. I returned home feeling that I was fully avenged for everything. |
Vor allen Dingen mußte man für die Ausführung möglichst respektabel aussehen und sich um seine Kleider kümmern. |
I was delighted. I was triumphant and sang Italian arias. Of course, I will not describe to you what happened to me three days later; if you have read my first chapter you can guess for yourself. The officer was afterwards transferred; I have not seen him now for fourteen years. |
“Auf alle Fälle, wenn dabei zum Beispiel ein Auflauf entsteht (das Publikum nämlich ist hier superfein: die Gräfin kommt, Fürst D. kommt, die ganze Literatur kommt), muß man doch gut angezogen sein; das imponiert und hebt uns gewissermaßen in den Augen der höheren Gesellschaft auf die gleiche Stufe.” Zu diesem Zweck erbettelte ich mir einen Vorschuß und kaufte dann im besten Herrengeschäft ein Paar schwarze Handschuhe und einen anständigen Hut. |
What is the dear fellow doing now? Whom is he walking over? |
Schwarze Handschuhe erschienen mir sowohl seriöser als auch mehr |
PART II. A Propos of the Wet Snow - Chapter II |
Zweiter Teil - Kapitel II |
But the period of my dissipation would end and I always felt very sick afterwards. |
Näherte sich aber die Zeit meiner Ausschweifungen ihrem Ende, so wurde mir entsetzlich übel. Es kam die Reue, ich verjagte sie: es war nicht zum Aushalten. |
It was followed by remorse — I tried to drive it away; I felt too sick. |
Mit der Zeit aber gewöhnte ich mich auch daran. Ich gewöhnte mich ja an alles, das heißt, nicht daß ich mich eigentlich gewöhnte, vielmehr willigte ich gewissermaßen freiwillig ein, alles auszuhalten. |
By degrees, however, I grew used to that too. I grew used to everything, or rather I voluntarily resigned myself to enduring it. |
Doch hatte ich einen Ausweg, der mich voll und ganz entschädigte, nämlich – in alles ›Schöne und Erhabene‹ zu entfliehen, natürlich nur in meinen Träumen. |
But I had a means of escape that reconciled everything — that was to find refuge in “the sublime and the beautiful,” in dreams, of course. |
Ich träumte fürchterlich viel. Ich träumte zuweilen drei Monate lang in einem Zug, in meinen Winkel verkrochen; und Sie können es mir schon glauben, daß ich in diesen Augenblicken durchaus nicht jenem Herrn glich, der in der Verwirrung seines Hühnerherzens einen deutschen Biber an den Kragen seines Mantels nähte. |
I was a terrible dreamer, I would dream for three months on end, tucked away in my corner, and you may believe me that at those moments I had no resemblance to the gentleman who, in the perturbation of his chicken heart, put a collar of German beaver on his great-coat. |
Ich wurde plötzlich ein Held. Ich hätte den hünenhaften Leutnant nicht einmal empfangen, ich konnte ihn mir nicht einmal vorstellen zu dieser Zeit. Welcher Art mein Träumen war und wie es mir genügen konnte – das ist jetzt schwer zu sagen, doch damals genügte es mir vollkommen. Übrigens genügt es mir ja auch teilweise jetzt noch. |
I suddenly became a hero. I would not have admitted my six-foot lieutenant even if he had called on me. |
Die süßesten und farbigsten Träume kamen mir nach meinen jämmerlichen Ausschweifungen. |
I could not even picture him before me then. |
Sie kamen mit Reue und Tränen, mit Fluch und Entzücken. |
What were my dreams and how I could satisfy myself with them — it is hard to say now, but at the time I was satisfied with them. |
Augenblicke gab es, in denen meine Wonnen und mein Glück so eindeutig waren, daß ich nicht den leisesten Hohn empfand, bei Gott. |
I had faith, hope, love. |
Nichts als Glaube, Hoffnung, Liebe. |
I believed blindly at such times that by some miracle, by some external circumstance, all this would suddenly open out, expand; that suddenly a vista of suitable activity — beneficent, good, and, above all, READY MADE (what sort of activity I had no idea, but the great thing was that it should be all ready for me)— would rise up before me — and I should come out into the light of day, almost riding a white horse and crowned with laurel. |
Das war es ja, daß ich dann blind daran glaubte, durch irgendein Wunder, durch irgendein äußeres Ereignis, würde dieses alles plötzlich sich dehnen und weiten; und plötzlich würde sich das weite Feld einer mir entsprechenden Tätigkeit eröffnen, einer segensreichen, schönen und vor allen Dingen einer Aber wieviel Liebe, Herrgott, wieviel Liebe erlebte ich zuweilen in diesen meinen Träumen, in dieser ›Zuflucht bei allem Schönen und Erhabenen‹: wenn es auch eine phantastische Liebe war, wenn sie sich auch in Wirklichkeit niemals auf Menschliches richtete, so gab es ihrer so viel, dieser Liebe, daß man später, in Wirklichkeit, gar kein Bedürfnis empfand, sie zu verwenden: das wäre schon ganz überflüssiger Luxus gewesen. |
Anything but the foremost place I could not conceive for myself, and for that very reason I quite contentedly occupied the lowest in reality. |
Übrigens mündete alles immer überaus glücklich, tatenlos und schwelgend im Reich der Kunst, das heißt in schönen, fix und fertigen Formen des Seins, unverkennbar den Dichtern und Romanschriftstellern entliehen und allen möglichen Anforderungen und Dienstleistungen angepaßt. |
Either to be a hero or to grovel in the mud — there was nothing between. |
Ich triumphiere zum Beispiel über alle; selbstverständlich liegen alle im Staube vor mir und sind gezwungen, freiwillig meine sämtlichen Vollkommenheiten anzuerkennen, ich aber vergebe ihnen allen. |
That was my ruin, for when I was in the mud I comforted myself with the thought that at other times I was a hero, and the hero was a cloak for the mud: for an ordinary man it was shameful to defile himself, but a hero was too lofty to be utterly defiled, and so he might defile himself. |
Ich verliebe mich als berühmter Dichter und Kammerherr; bekomme unzählige Millionen und opfere sie sofort für das Wohl der Menschheit, zu gleicher Zeit aber beichte ich vor dem ganzen Volk alle meine Sünden, die selbstverständlich keine gewöhnlichen Sünden sind, sondern ungemein viel ›Schönes und Erhabenes‹ in sich schließen, irgend etwas à la Manfred. Alle weinen und küssen mich (sie wären doch dumm, wenn sie das nicht täten), ich aber ziehe barfüßig und hungrig von dannen, um neue Ideen zu verkünden, und schlage die Reaktionäre bei Austerlitz. |
It is worth noting that these attacks of the “sublime and the beautiful” visited me even during the period of dissipation and just at the times when I was touching the bottom. |
Darauf erklingt ein Marsch, eine Amnestie wird erlassen, der Papst erklärt sich bereit, von Rom nach Brasilien überzusiedeln; darauf ein Ball für ganz Italien in der Villa Borghese, die aber am Comer See liegt, so daß der Comer See einzig zu diesem Zweck nach Rom verlegt ist, darauf eine Szene im Boskett usw. usw. – das kennen Sie doch auch? |
They came in separate spurts, as though reminding me of themselves, but did not banish the dissipation by their appearance. |
Sie werden sagen, daß es niedrig und gemein sei, alles das jetzt auf den Markt zu tragen, nach soviel Begeisterung und Tränen, die ich selbst eingestanden hätte. Aber warum soll es denn gemein sein, mit Verlaub? |
On the contrary, they seemed to add a zest to it by contrast, and were only sufficiently present to serve as an appetising sauce. |
Glauben Sie denn wirklich, daß ich mich all dessen schäme und daß all dies dümmer sei als irgend etwas in Ihrem Leben, meine Herrschaften? Zudem, Sie können mir glauben, war bei mir manches durchaus nicht schlecht komponiert. |
That sauce was made up of contradictions and sufferings, of agonising inward analysis, and all these pangs and pin-pricks gave a certain piquancy, even a significance to my dissipation — in fact, completely answered the purpose of an appetising sauce. |
Es spielte sich nicht alles am Comer See ab. Übrigens haben Sie recht; es ist wirklich niedrig und gemein, aber das gemeinste ist, daß ich mich jetzt vor Ihnen zu rechtfertigen suche. Aber noch gemeiner ist, daß ich jetzt diese Bemerkung mache. Doch genug, sonst käme man überhaupt nie auf einen Grund: immer wird das eine noch gemeiner sein als das andere… Ich war nicht imstande, länger als drei Monate hintereinander zu träumen und empfand dann ein unüberwindliches Bedürfnis, mich in menschliche Gesellschaft zu stürzen. |
There was a certain depth of meaning in it. |
Mich in menschliche Gesellschaft stürzen bedeutete, einen Besuch bei meinem Bürovorsteher Anton Antonytsch Setotschkin machen. |
And I could hardly have resigned myself to the simple, vulgar, direct debauchery of a clerk and have endured all the filthiness of it. |
Das war der einzige ständige Bekannte in meinem ganzen Leben, und heute wundere ich mich selbst über diesen Umstand. Doch auch zu ihm ging ich erst dann, wenn eine solche Phase anbrach und meine Träume einen solchen Glücksgrad erreichten, daß ich unbedingt und unverzüglich Menschen und die ganze Menschheit umarmen mußte. |
What could have allured me about it then and have drawn me at night into the street? |
Zu dem Zweck aber mußte wenigstens ein Mensch vorhanden sein, ein wirklich existierender Mensch. |
No, I had a lofty way of getting out of it all. And what loving-kindness, oh Lord, what loving-kindness I felt at times in those dreams of mine! |
Anton Antonytsch konnte man übrigens nur dienstags besuchen (das war sein Übrigens gab es da noch einen Bekannten, Simonow, meinen ehemaligen Schulkameraden. |
in those “flights into the sublime and the beautiful”; though it was fantastic love, though it was never applied to anything human in reality, yet there was so much of this love that one did not feel afterwards even the impulse to apply it in reality; that would have been superfluous. |
Solche Schulkameraden hatte ich genaugenommen mehrere in Petersburg, doch verkehrte ich mit ihnen nicht und hörte sogar auf, sie auf der Straße zu grüßen. Vielleicht trat ich nur aus dem einen Grunde in ein anderes Amt ein, um ihnen aus dem Weg zu gehen und sie samt meiner verhaßten Kindheit hinter mir zu lassen. Fluch über diese Schule, über diese furchtbaren Zuchthausjahre! Mit einem Wort, ich wollte von meinen Kameraden nichts mehr wissen, sobald ich in die Freiheit entlassen war. |
Everything, however, passed satisfactorily by a lazy and fascinating transition into the sphere of art, that is, into the beautiful forms of life, lying ready, largely stolen from the poets and novelists and adapted to all sorts of needs and uses. |
Es blieben höchstens zwei, drei Menschen, die ich, wenn wir uns trafen, noch grüßte. Zu diesen gehörte auch Simonow, der sich in der Schule durch nichts ausgezeichnet hatte, still und ausgeglichen war, in dessen Charakter ich aber eine gewisse Unabhängigkeit und sogar Ehrlichkeit entdeckte. Ich glaube nicht einmal, daß er besonders beschränkt war. Früher hatten wir ziemlich helle Stunden miteinander, aber das hielt nicht lange an, und sie verdüsterten sich plötzlich. |
I, for instance, was triumphant over everyone; everyone, of course, was in dust and ashes, and was forced spontaneously to recognise my superiority, and I forgave them all. |
Offenbar waren ihm diese Erinnerungen peinlich, und er fürchtete jedesmal, wie es schien, ich könnte in den alten Ton fallen. Ich vermutete, daß ich ihn abstieß, fuhr aber fort, ihn zu besuchen, da ich nicht ganz davon überzeugt war. |
I was a poet and a grand gentleman, I fell in love; I came in for countless millions and immediately devoted them to humanity, and at the same time I confessed before all the people my shameful deeds, which, of course, were not merely shameful, but had in them much that was “sublime and beautiful” something in the Manfred style. |
Und einmal, an einem Donnerstag, als ich meine Einsamkeit nicht mehr ertragen konnte und wußte, daß donnerstags Anton Antonytschs Tür verschlossen war, erinnerte ich mich an Simonow. Während ich zu ihm in den vierten Stock hinaufstieg, dachte ich, daß ich diesem Herrn nur lästig wäre und daher eigentlich nicht zu ihm gehen sollte. Doch da es bei mir immer so endete, daß gerade derartige Überlegungen mich veranlaßten, eine für mich zweideutige Situation heraufzubeschwören, trat ich trotzdem ein. Es war fast ein ganzes Jahr vergangen, seit ich Simonow zum letztenmal gesehen hatte. |
PART II. A Propos of the Wet Snow - Chapter III |
Zweiter Teil - Kapitel III |
I found two of my old schoolfellows with him. |
Ich traf bei ihm noch zwei meiner früheren Schulkameraden an. |
They seemed to be discussing an important matter. |
Offensichtlich besprachen sie etwas sehr Wichtiges. |
All of them took scarcely any notice of my entrance, which was strange, for I had not met them for years. |
Meinem Eintritt schenkte keiner von ihnen sonderliche Aufmerksamkeit, was eigentlich seltsam war, denn wir hatten uns jahrelang nicht gesehen. |
Evidently they looked upon me as something on the level of a common fly. |
Augenscheinlich hielt man mich für eine Art ganz gewöhnlicher Fliege. |
I had not been treated like that even at school, though they all hated me. |
So hat man mich nicht einmal in der Schule behandelt, obgleich mich dort alle haßten. |
I knew, of course, that they must despise me now for my lack of success in the service, and for my having let myself sink so low, going about badly dressed and so on — which seemed to them a sign of my incapacity and insignificance. |
Ich verstand natürlich, daß sie mich jetzt verachten mußten, weil ich keine Karriere machte, weil ich mich gehenließ, wegen der schlechten Kleidung usw. – was in ihren Augen geradezu das Aushängeschild für meine Unfähigkeit und Bedeutungslosigkeit war. |
But I had not expected such contempt. |
Trotzdem hatte ich keine derart tiefe Verachtung erwartet. |
Simonov was positively surprised at my turning up. |
Simonow staunte sogar über meinen Besuch. |
Even in old days he had always seemed surprised at my coming. |
Auch früher hatte er sich schon immer über mein Kommen gewundert. |
All this disconcerted me: I sat down, feeling rather miserable, and began listening to what they were saying. |
Alles das machte mich stutzig; bedrückt setzte ich mich und hörte ihrem Gespräch zu. |
They were engaged in warm and earnest conversation about a farewell dinner which they wanted to arrange for the next day to a comrade of theirs called Zverkov, an officer in the army, who was going away to a distant province. |
Man sprach mit Ernst und sogar mit Feuer über das Abschiedsdiner, das diese Herrschaften schon morgen ihrem Freund Swerkow geben wollten, einem Offizier, der sehr weit weg versetzt werden sollte. |
This Zverkov had been all the time at school with me too. |
Monsieur Swerkow war gleichfalls von der ersten Klasse an mein Mitschüler gewesen. |
I had begun to hate him particularly in the upper forms. |
In den oberen Klassen hatte ich ihn ganz besonders zu hassen begonnen. |
In the lower forms he had simply been a pretty, playful boy whom everybody liked. |
In den unteren Klassen war er bloß ein hübscher lustiger Knabe gewesen, den alle liebten. |
I had hated him, however, even in the lower forms, just because he was a pretty and playful boy. |
Übrigens haßte ich ihn auch schon in den unteren Klassen eben gerade deshalb, weil er hübsch und lustig war. |
He was always bad at his lessons and got worse and worse as he went on; however, he left with a good certificate, as he had powerful interests. |
Er lernte von Anfang an schlecht und im Lauf der Jahre immer schlechter; trotzdem schloß er die Schule erfolgreich ab, denn er hatte Protektion. |
During his last year at school he came in for an estate of two hundred serfs, and as almost all of us were poor he took up a swaggering tone among us. |
Im letzten Schuljahr fiel ihm eine Erbschaft zu, zweihundert Seelen, und da wir andern fast alle arm waren, prahlte er sogar vor uns mit seinem Reichtum. |
He was vulgar in the extreme, but at the same time he was a good-natured fellow, even in his swaggering. |
Er war ausgesprochen gewöhnlich, doch ein guter Junge, selbst dann, wenn er prahlte. |
In spite of superficial, fantastic and sham notions of honour and dignity, all but very few of us positively grovelled before Zverkov, and the more so the more he swaggered. |
Ungeachtet unserer äußerlichen, phrasenhaften und phantastischen Begriffe von Standesgefühl und Ehre lagen alle, ganz wenige ausgenommen, Swerkow zu Füßen, je mehr er prahlte. |
And it was not from any interested motive that they grovelled, but simply because he had been favoured by the gifts of nature. |
Und zwar nicht etwa aus Berechnung, sondern einfach so, weil er ein vom Schicksal favorisierter Mensch war. |
Moreover, it was, as it were, an accepted idea among us that Zverkov was a specialist in regard to tact and the social graces. |
Zudem war es bei uns üblich, Swerkow für einen Spezialisten in allem zu halten, was Gewandtheit und gute Manieren betraf. |
This last fact particularly infuriated me. |
Letzteres brachte mich besonders auf. |
I hated the abrupt self-confident tone of his voice, his admiration of his own witticisms, which were often frightfully stupid, though he was bold in his language; I hated his handsome, but stupid face (for which I would, however, have gladly exchanged my intelligent one), and the free-and-easy military manners in fashion in the “‘forties.” I hated the way in which he used to talk of his future conquests of women (he did not venture to begin his attack upon women until he had the epaulettes of an officer, and was looking forward to them with impatience), and boasted of the duels he would constantly be fighting. |
Ich haßte seine scharfe, selbstsichere Stimme, die Bewunderung der eigenen Witze, die bei ihm schrecklich dumm ausfielen, obwohl er eine lockere Zunge hatte; ich haßte sein schönes, aber einfältiges Gesicht (gegen das ich übrigens mit Vergnügen mein Von den beiden Gästen Simonows war der eine Ferfitschkin, ein Deutschrusse – ein Männchen mit einem Affengesicht, ein über alle Welt spottender Dummkopf, mein größter Feind schon aus den untersten Klassen, gemein und frech, ein Aufschneider, und noch dazu mit einem gespielt empfindlichen Ehrgefühl, in Wirklichkeit natürlich ein Hasenfuß. |
I remember how I, invariably so taciturn, suddenly fastened upon Zverkov, when one day talking at a leisure moment with his schoolfellows of his future relations with the fair sex, and growing as sportive as a puppy in the sun, he all at once declared that he would not leave a single village girl on his estate unnoticed, that that was his DROIT DE SEIGNEUR, and that if the peasants dared to protest he would have them all flogged and double the tax on them, the bearded rascals. |
Er gehörte zu jenen Bewunderern Swerkows, die ihn aus Berechnung hofierten und von ihm oft Geld borgten. Der andere Gast Simonows, Trudoljubow, war in keiner Weise bemerkenswert, ein echter Soldat, von hohem Wuchs, mit einer kalten Physiognomie, ziemlich ehrlich, aber jeden Erfolg bewundernd und im übrigen nur fähig, über Beförderung zu reden. Mit Swerkow war er irgendwie entfernt verwandt, und – es ist kaum zu glauben – dieser Umstand verlieh ihm unter uns eine gewisse Bedeutung. |
Our servile rabble applauded, but I attacked him, not from compassion for the girls and their fathers, but simply because they were applauding such an insect. |
Von mir hielt er überhaupt nichts, er behandelte mich zwar nicht sehr höflich, aber immerhin erträglich. |
I got the better of him on that occasion, but though Zverkov was stupid he was lively and impudent, and so laughed it off, and in such a way that my victory was not really complete; the laugh was on his side. |
»Also«, begann Trudoljubow, »pro Mann sieben Rubel, wir sind zu dritt, macht also einundzwanzig, dafür kann man gut essen. Swerkow zahlt natürlich nichts.« »Selbstverständlich nicht – wir laden ihn doch ein«, entschied Simonow. |
He got the better of me on several occasions afterwards, but without malice, jestingly, casually. I remained angrily and contemptuously silent and would not answer him. When we left school he made advances to me; I did not rebuff them, for I was flattered, but we soon parted and quite naturally. |
»Glaubt ihr denn wirklich«, mischte sich Ferfitschkin hochnäsig und eifrig ein – ganz und gar unverschämter Lakai, der mit den Orden seines Herren prahlt –, »glaubt ihr denn wirklich, Swerkow wird uns allein zahlen lassen? |
Afterwards I heard of his barrack-room success as a lieutenant, and of the fast life he was leading. Then there came other rumours — of his successes in the service. By then he had taken to cutting me in the street, and I suspected that he was afraid of compromising himself by greeting a personage as insignificant as me. |
Aus Delikatesse wird er es vielleicht annehmen, dafür aber von sich aus ein halbes Dutzend spendieren.« »Nun, sechs Flaschen Champagner sind für uns vier zuviel«, meinte Trudoljubow, dem nur das halbe Dutzend aufgefallen war. |
I saw him once in the theatre, in the third tier of boxes. By then he was wearing shoulder-straps. He was twisting and twirling about, ingratiating himself with the daughters of an ancient General. |
»Also wir drei, mit Swerkow vier, einundzwanzig Rubel, im Hôtel de Paris, morgen um fünf«, schloß Simonow, der zum Festordner gewählt worden war. |
In three years he had gone off considerably, though he was still rather handsome and adroit. One could see that by the time he was thirty he would be corpulent. So it was to this Zverkov that my schoolfellows were going to give a dinner on his departure. They had kept up with him for those three years, though privately they did not consider themselves on an equal footing with him, I am convinced of that. |
»Wieso einundzwanzig?« sagte ich in einer gewissen Erregung, ja sogar sichtlich gekränkt, »mich mitgerechnet, sind es nicht einundzwanzig, sondern achtundzwanzig Rubel.« Es schien mir, mich so plötzlich und unerwartet anzubieten, würde sich sehr schön ausnehmen, und alle würden augenblicklich besiegt sein und mich voller Hochachtung ansehen. |
Of Simonov’s two visitors, one was Ferfitchkin, a Russianised German — a little fellow with the face of a monkey, a blockhead who was always deriding everyone, a very bitter enemy of mine from our days in the lower forms — a vulgar, impudent, swaggering fellow, who affected a most sensitive feeling of personal honour, though, of course, he was a wretched little coward at heart. |
»Wollen Sie denn etwa mit?« sagte Simonow verstimmt, wobei er vermied, mich anzusehen. Er kannte mich durch und durch. Ich war wütend, weil er mich durch und durch kannte. »Aber ich bitte, warum denn nicht? |
He was one of those worshippers of Zverkov who made up to the latter from interested motives, and often borrowed money from him. |
Ich bin doch, glaube ich, auch sein Schulkamerad, und ich fühle mich sogar gekränkt, daß man mich übergangen hat«, begann ich wieder zu grollen. |
Simonov’s other visitor, Trudolyubov, was a person in no way remarkable — a tall young fellow, in the army, with a cold face, fairly honest, though he worshipped success of every sort, and was only capable of thinking of promotion. |
»Wo sollte man Sie denn suchen?« mischte sich Ferfitschkin grob ein. »Sie haben sich mit Swerkow nie gut verstanden«, fügte Trudoljubow stirnrunzelnd hinzu. Aber ich biß mich fest und ließ nicht mehr los. |
He was some sort of distant relation of Zverkov’s, and this, foolish as it seems, gave him a certain importance among us. |
»Ich glaube, keinem steht es zu, darüber zu urteilen«, entgegnete ich mit bebender Stimme, ganz, als ob Gott weiß was geschehen wäre. |
He always thought me of no consequence whatever; his behaviour to me, though not quite courteous, was tolerable. “Well, with seven roubles each,” said Trudolyubov, “twenty-one roubles between the three of us, we ought to be able to get a good dinner. |
»Vielleicht will ich es gerade deswegen, weil ich mich früher mit ihm nicht verstanden habe.« »Nun, wer kann das ahnen… diese Feinheiten… «, lächelte Trudoljubow. |
Zverkov, of course, won’t pay.” “Of course not, since we are inviting him,” Simonov decided. “Can you imagine,” Ferfitchkin interrupted hotly and conceitedly, like some insolent flunkey boasting of his master the General’s decorations, “can you imagine that Zverkov will let us pay alone? |
»Gut, Sie werden eingetragen«, entschied Simonow, sich an mich wendend, »morgen um fünf im Hôtel de Paris; vergessen Sie es nicht.« »Das Geld!« begann Ferfitschkin halblaut, indem er auf mich zeigte, verstummte aber, da sogar Simonow verlegen wurde. |
He will accept from delicacy, but he will order half a dozen bottles of champagne.” “Do we want half a dozen for the four of us?” observed Trudolyubov, taking notice only of the half dozen. |
»Genug«, sagte Trudoljubow und erhob sich. »Wenn ihm so viel daran liegt, mag er nur kommen.« »Aber wir sind doch im engsten Kreise, ganz unter uns«, giftete Ferfitschkin und griff gleichfalls nach seinem Hut. |
“So the three of us, with Zverkov for the fourth, twenty-one roubles, at the Hotel de Paris at five o’clock tomorrow,” Simonov, who had been asked to make the arrangements, concluded finally. |
»Das ist doch keine offizielle Veranstaltung. Vielleicht sind Sie überhaupt unerwünscht.« Sie gingen. Ferfitschkin grüßte mich nicht einmal, Trudoljubow nickte kaum, ohne aufzublicken. |
“How twenty-one roubles?” I asked in some agitation, with a show of being offended; “if you count me it will not be twenty-one, but twenty-eight roubles.” It seemed to me that to invite myself so suddenly and unexpectedly would be positively graceful, and that they would all be conquered at once and would look at me with respect. |
Simonow, mit dem ich nun allein blieb, verharrte in ärgerlicher Verwunderung und blickte mich sonderbar an. Er setzte sich nicht und forderte mich auch nicht auf, Platz zu nehmen. »Hm!… Ja… also morgen. Wollen Sie mir das Geld gleich geben? |
“Do you want to join, too?” Simonov observed, with no appearance of pleasure, seeming to avoid looking at me. |
Ich meine der Ordnung halber«, murmelte er verlegen. |
He knew me through and through. It infuriated me that he knew me so thoroughly. “Why not? I am an old schoolfellow of his, too, I believe, and I must own I feel hurt that you have left me out,” I said, boiling over again. |
Ich wurde rot, aber während ich rot wurde, erinnerte ich mich daran, daß ich Simonow seit undenklichen Zeiten fünfzehn Rubel schuldete, was ich übrigens nie vergaß, die ich ihm aber noch immer nicht zurückgegeben hatte. |
“And where were we to find you?” Ferfitchkin put in roughly. “You never were on good terms with Zverkov,” Trudolyubov added, frowning. But I had already clutched at the idea and would not give it up. |
»Geben Sie doch zu, Simonow, daß ich nicht wissen konnte, als ich herkam… und es tut mir sehr leid, daß ich vergaß… « »Schon gut, schon gut, egal, Sie zahlen morgen beim Diner. |
“It seems to me that no one has a right to form an opinion upon that,” I retorted in a shaking voice, as though something tremendous had happened. |
Ich wollte nur wissen… bitte… « Er verstummte und begann im Zimmer auf und ab zu gehen, noch ungehaltener. Beim Gehen trat er jetzt mit den Absätzen auf und stampfte immer lauter. |
“Perhaps that is just my reason for wishing it now, that I have not always been on good terms with him.” “Oh, there’s no making you out… with these refinements,” Trudolyubov jeered. |
»Ich halte Sie doch nicht auf?« fragte ich nach einem Schweigen, das zwei Minuten lang angehalten hatte. »O nein«, fuhr er plötzlich auf, »das heißt, im Grunde ja. |
“We’ll put your name down,” Simonov decided, addressing me. “Tomorrow at five-o’clock at the Hotel de Paris.” “What about the money?” Ferfitchkin began in an undertone, indicating me to Simonov, but he broke off, for even Simonov was embarrassed. |
Sehen Sie, ich hätte noch etwas zu besorgen… hier in der Nähe… «, fügte er mit irgendwie schuldbewußter Stimme hinzu, ein wenig verlegen. |
“That will do,” said Trudolyubov, getting up. “If he wants to come so much, let him.” “But it’s a private thing, between us friends,” Ferfitchkin said crossly, as he, too, picked up his hat. |
»Ach, mein Gott, warum haben Sie das nicht gleich gesagt«, rief ich, indem ich nach meiner Mütze griff, und zwar mit erstaunlicher Ungezwungenheit, die Gott weiß woher über mich kam. |
“It’s not an official gathering.” “We do not want at all, perhaps… ” They went away. Ferfitchkin did not greet me in any way as he went out, Trudolyubov barely nodded. |
»Es ist ja nicht weit… ein paar Schritte… «, wiederholte Simonow, als er mich durch den Flur begleitete, mit einer Geschäftigkeit, die ihm durchaus nicht zu Gesicht stand. |
Simonov, with whom I was left TETE-A-TETE, was in a state of vexation and perplexity, and looked at me queerly. |
»Also morgen Punkt fünf!« rief er mir nach, als ich bereits auf der Treppe stand; er war zu froh, daß ich ging. |
He did not sit down and did not ask me to. |
Ich war rasend vor Wut. |
“H’m… yes… tomorrow, then. Will you pay your subscription now? I just ask so as to know,” he muttered in embarrassment. |
“Mußtest du dich einmischen!” knirschte ich mit den Zähnen, indem ich durch die Straßen lief, “ausgerechnet diesem Gauner, diesem Ferkel, diesem Swerkow. |
I flushed crimson, as I did so I remembered that I had owed Simonov fifteen roubles for ages — which I had, indeed, never forgotten, though I had not paid it. |
Selbstverständlich darf man nicht hingehen; selbstverständlich soll sie der Kuckuck holen: bin ich denn etwa verpflichtet hinzugehen? |
“You will understand, Simonov, that I could have no idea when I came here… . I am very much vexed that I have forgotten… . ” “All right, all right, that doesn’t matter. You can pay tomorrow after the dinner. |
Morgen werde ich Simonow durch die Stadtpost benachrichtigen… ” Aber ich war gerade deshalb so wütend, weil ich mit Sicherheit wußte, daß ich doch hingehen würde, daß ich absichtlich hingehen würde; und je taktloser, je ungehöriger es wäre hinzugehen, um so eher würde ich es tun. |
I simply wanted to know… . Please don’t… ” He broke off and began pacing the room still more vexed. |
Es gab sogar einen positiven Grund, nicht hinzugehen: ich hatte kein Geld. |
As he walked he began to stamp with his heels. |
Alles in allem besaß ich neun Rubel. |
“Am I keeping you?” I asked, after two minutes of silence. “Oh!” he said, starting, “that is — to be truthful — yes. I have to go and see someone… not far from here,” he added in an apologetic voice, somewhat abashed. |
Aber sieben davon mußte ich bereits morgen Apollon, meinem Diener, als Monatsgehalt auszahlen, der mir für sieben Rubel monatlich, bei eigener Kost, aufwartete. |
“My goodness, why didn’t you say so?” I cried, seizing my cap, with an astonishingly free-and-easy air, which was the last thing I should have expected of myself. |
Ihn nicht auszuzahlen war unmöglich, da ich Apollons Charakter nur zu gut kannte. Doch auf diese Kanaille, auf dieses Kreuz werde ich noch ausführlich zu sprechen kommen. |
“It’s close by… not two paces away,” Simonov repeated, accompanying me to the front door with a fussy air which did not suit him at all. |
Übrigens wußte ich ja, daß ich ihn doch nicht entlohnen, sondern unbedingt hingehen würde. In jener Nacht hatte ich die abscheulichsten Träume. |
“So five o’clock, punctually, tomorrow,” he called down the stairs after me. He was very glad to get rid of me. I was in a fury. |
Kein Wunder: den ganzen Abend hatten mich Erinnerungen aus den Zuchthausjahren meiner Schulzeit gequält, und ich konnte sie nicht loswerden. |
“What possessed me, what possessed me to force myself upon them?” I wondered, grinding my teeth as I strode along the street, “for a scoundrel, a pig like that Zverkov! Of course I had better not go; of course, I must just snap my fingers at them. I am not bound in any way. I’ll send Simonov a note by tomorrow’s post… . |
In diese Schule war ich von meinen entfernten Verwandten abgeschoben worden, von denen ich abhängig war und die ich seither völlig aus den Augen verloren habe – ich wurde einfach abgeschoben, eine Waise, durch ihre Vorwürfe schon verschüchtert, schon nachdenklich, schweigsam und scheu um mich blickend. |
” But what made me furious was that I knew for certain that I should go, that I should make a point of going; and the more tactless, the more unseemly my going would be, the more certainly I would go. |
Meine Mitschüler empfingen mich mit boshaftem und unbarmherzigem Spott, weil ich keinem von ihnen ähnlich war. Ich aber konnte keinen Spott ertragen; ich konnte mich nicht so leicht mit ihnen abfinden, wie sie sich miteinander abgefunden hatten. |
And there was a positive obstacle to my going: I had no money. All I had was nine roubles, I had to give seven of that to my servant, Apollon, for his monthly wages. |
Ich haßte sie vom ersten Tage an und verschanzte mich vor ihnen hinter einem scheuen, tödlich verwundeten und unbändigen Stolz. |
That was all I paid him — he had to keep himself. |
Ihre Roheit empörte mich. |
Not to pay him was impossible, considering his character. But I will talk about that fellow, about that plague of mine, another time. |
Sie lachten zynisch über mein Gesicht, über meine unbeholfene Gestalt; und was hatten sie selbst für dumme Gesichter! |
However, I knew I should go and should not pay him his wages. That night I had the most hideous dreams. |
In unserer Schule nahmen die Gesichter mit der Zeit einen irgendwie ganz besonders dummen und veränderten Ausdruck an. |
No wonder; all the evening I had been oppressed by memories of my miserable days at school, and I could not shake them off. |
Wie viele prächtige Kinder traten bei uns ein! Nach einigen Jahren war es schon widerlich, sie auch nur anzusehen. |
I was sent to the school by distant relations, upon whom I was dependent and of whom I have heard nothing since — they sent me there a forlorn, silent boy, already crushed by their reproaches, already troubled by doubt, and looking with savage distrust at everyone. |
Mit sechzehn Jahren wunderte ich mich über sie voller Grimm; schon damals wunderte ich mich über die Kleinlichkeit ihres Denkens, die Dummheit ihrer Beschäftigungen, ihrer Spiele, ihrer Reden. |
My schoolfellows met me with spiteful and merciless jibes because I was not like any of them. But I could not endure their taunts; I could not give in to them with the ignoble readiness with which they gave in to one another. |
Sie hatten so wenig Verständnis für die notwendigsten Dinge, so wenig Interesse für die auffallendsten und erstaunlichsten Gegenstände, daß ich sie unwillkürlich für unter mir stehende Geschöpfe hielt. |
I hated them from the first, and shut myself away from everyone in timid, wounded and disproportionate pride. Their coarseness revolted me. They laughed cynically at my face, at my clumsy figure; and yet what stupid faces they had themselves. |
Nicht etwa beleidigter Ehrgeiz brachte mich dazu, und kommen Sie mir um Gottes willen nicht mit den bis zur Übelkeit bekannten Gemeinplätzen: ich hätte wohl nur in meinen Träumen gelebt, sie aber hätten schon damals das wirkliche Leben begriffen. |
In our school the boys’ faces seemed in a special way to degenerate and grow stupider. |
Nichts hatten sie begriffen, keinerlei wirkliches Leben. |
How many fine-looking boys came to us! In a few years they became repulsive. |
Ich schwöre, das war es ja gerade, was mich an ihnen am meisten ärgerte. |
Even at sixteen I wondered at them morosely; even then I was struck by the pettiness of their thoughts, the stupidity of their pursuits, their games, their conversations. |
Im Gegenteil, die offenkundigste, ins Auge springende Wirklichkeit nahmen sie phantastisch dumm auf und huldigten schon damals nur dem Erfolg. |
They had no understanding of such essential things, they took no interest in such striking, impressive subjects, that I could not help considering them inferior to myself. |
Alles, was zwar im Recht, jedoch erniedrigt und eingeschüchtert war, wurde von ihnen hartherzig und schändlich verhöhnt. |
It was not wounded vanity that drove me to it, and for God’s sake do not thrust upon me your hackneyed remarks, repeated to nausea, that “I was only a dreamer,” while they even then had an understanding of life. |
Rang galt für Verstand; schon mit sechzehn Jahren hatten sie es auf eine fette Pfründe abgesehen. Natürlich mußte man vieles auf Dummheit und schlechtes Beispiel zurückführen, die sie in ihrer Kindheit und Jugend ununterbrochen umgeben hatten. |
They understood nothing, they had no idea of real life, and I swear that that was what made me most indignant with them. |
Lasterhaft waren sie bis zur Ungeheuerlichkeit. Auch hier war manches nur äußerlich, manches gespielter Zynismus. |
On the contrary, the most obvious, striking reality they accepted with fantastic stupidity and even at that time were accustomed to respect success. |
Das Junge und eine gewisse Frische brachen auch bei ihnen durch all das Laster hindurch; aber selbst ihre Frische war abstoßend und äußerte sich als Angeberei. |
Everything that was just, but oppressed and looked down upon, they laughed at heartlessly and shamefully. |
Ich haßte sie maßlos, obgleich ich womöglich noch schlechter war als sie. |
They took rank for intelligence; even at sixteen they were already talking about a snug berth. |
Sie zahlten mir mit derselben Münze heim und machten aus ihrem Ekel kein Hehl. |
Of course, a great deal of it was due to their stupidity, to the bad examples with which they had always been surrounded in their childhood and boyhood. |
Doch ich habe mir schon damals ihre Liebe nicht mehr gewünscht; im Gegenteil, ich trachtete nur danach, sie zu erniedrigen. |
They were monstrously depraved. Of course a great deal of that, too, was superficial and an assumption of cynicism; of course there were glimpses of youth and freshness even in their depravity; but even that freshness was not attractive, and showed itself in a certain rakishness. |
Um mich von ihrem Spott zu befreien, begann ich möglichst eifrig zu lernen und gehörte bald zu den Besten. |
I hated them horribly, though perhaps I was worse than any of them. |
Das imponierte ihnen. |
They repaid me in the same way, and did not conceal their aversion for me. But by then I did not desire their affection: on the contrary, I continually longed for their humiliation. To escape from their derision I purposely began to make all the progress I could with my studies and forced my way to the very top. |
Obendrein begannen sie allmählich zu begreifen, daß ich bereits Bücher las, die sie nicht lesen konnten, und daß ich schon Dinge (die nicht zu unserem speziellen Kursus gehörten) begriff, von denen sie nicht einmal etwas gehört hatten. |
This impressed them. Moreover, they all began by degrees to grasp that I had already read books none of them could read, and understood things (not forming part of our school curriculum) of which they had not even heard. |
Sie sahen mich verständnislos und höhnisch an, moralisch aber unterwarfen sie sich um so mehr, als sogar die Lehrer mich in dieser Beziehung bereits auszeichneten. |
They took a savage and sarcastic view of it, but were morally impressed, especially as the teachers began to notice me on those grounds. |
Die Hänseleien hörten auf, doch die Feindseligkeit blieb, und es stellten sich kalte und gezwungene Beziehungen ein. |
The mockery ceased, but the hostility remained, and cold and strained relations became permanent between us. |
Zu guter Letzt hielt ich es nicht mehr aus: mit den Jahren wuchs in mir das Bedürfnis nach Menschen, nach Freunden. |
In the end I could not put up with it: with years a craving for society, for friends, developed in me. |
Ich versuchte mich manchen zu nähern, aber stets waren die Beziehungen gekünstelt und gingen bald von selbst wieder ein. |
I attempted to get on friendly terms with some of my schoolfellows; but somehow or other my intimacy with them was always strained and soon ended of itself. Once, indeed, I did have a friend. But I was already a tyrant at heart; I wanted to exercise unbounded sway over him; I tried to instil into him a contempt for his surroundings; I required of him a disdainful and complete break with those surroundings. |
Einmal hatte ich sogar einen Freund, aber in meinem Herzen war ich schon ein Despot; ich wollte unbeschränkt über seine Seele herrschen; ich wollte ihm Verachtung für seine Umgebung einpflanzen; ich verlangte von ihm einen hochmütigen und endgültigen Bruch mit dieser Umgebung; ich erschreckte ihn mit meiner leidenschaftlichen Freundschaft. |
I frightened him with my passionate affection; I reduced him to tears, to hysterics. He was a simple and devoted soul; but when he devoted himself to me entirely I began to hate him immediately and repulsed him — as though all I needed him for was to win a victory over him, to subjugate him and nothing else. |
Ich brachte ihn bis zu Tränen, zu Krämpfen; er war eine naive und hingebungsvolle Seele, doch als er sich mir ganz ergeben hatte, begann ich ihn sofort zu hassen und verstieß ihn – ganz als ob ich ihn nur gebraucht hätte, um ihn zu besiegen, um ihn mir zu unterwerfen. |
But I could not subjugate all of them; my friend was not at all like them either, he was, in fact, a rare exception. |
Alle jedoch konnte ich nicht besiegen; mein Freund glich auch keinem einzigen unter ihnen und war eine seltene Ausnahme. |
The first thing I did on leaving school was to give up the special job for which I had been destined so as to break all ties, to curse my past and shake the dust from off my feet… . And goodness knows why, after all that, I should go trudging off to Simonov’s! Early next morning I roused myself and jumped out of bed with excitement, as though it were all about to happen at once. |
Meine erste Tat nach dem Verlassen der Schule bestand darin, jene Laufbahn, für die ich vorgesehen war, sofort aufzugeben, um alle Fäden zu zerreißen, die Vergangenheit zu verfluchen und Staub und Asche darauf zu streuen… Und der Teufel mag wissen, weshalb ich mich nach all dem zu diesem Simonow schleppte!… Am nächsten Morgen wachte ich mit Schrecken auf und sprang aufgeregt aus dem Bett, ganz als ob das alles sofort beginnen müßte. |
But I believed that some radical change in my life was coming, and would inevitably come that day. |
Aber ich glaubte, daß noch am selben Tag ein radikaler Umbruch in meinem Leben eintreten, unbedingt eintreten werde. |
Owing to its rarity, perhaps, any external event, however trivial, always made me feel as though some radical change in my life were at hand. I went to the office, however, as usual, but sneaked away home two hours earlier to get ready. |
Vielleicht lag es an meiner Unerfahrenheit, aber mein ganzes Leben lang, bei jedem äußeren, wenn auch noch so geringfügigen Ereignis, schien es mir immer, daß auf der Stelle irgendein radikaler Umbruch in meinem Leben eintreten würde. |
The great thing, I thought, is not to be the first to arrive, or they will think I am overjoyed at coming. But there were thousands of such great points to consider, and they all agitated and overwhelmed me. |
Übrigens begab ich mich wie gewöhnlich in die Kanzlei, machte mich aber schon zwei Stunden früher als üblich davon, um mich zu Hause vorzubereiten. |
I polished my boots a second time with my own hands; nothing in the world would have induced Apollon to clean them twice a day, as he considered that it was more than his duties required of him. |
Die Hauptsache ist nur, dachte ich, daß ich nicht als erster erscheine, sonst wird man denken, ich freute mich allzusehr. Doch solcher Hauptsachen gab es Tausende, und sie alle regten mich bis zur Erschöpfung auf. |
I stole the brushes to clean them from the passage, being careful he should not detect it, for fear of his contempt. Then I minutely examined my clothes and thought that everything looked old, worn and threadbare. |
Eigenhändig putzte ich mir noch einmal die Stiefel; Apollon hätte sie um nichts in der Welt zweimal am Tage geputzt, denn er fand, daß das gegen die Ordnung sei. |
I had let myself get too slovenly. My uniform, perhaps, was tidy, but I could not go out to dinner in my uniform. The worst of it was that on the knee of my trousers was a big yellow stain. |
Und so putzte ich sie denn selbst, nachdem ich mich mit der Bürste aus dem Flur davongestohlen hatte, damit er nichts merke und mich später nicht verachte. |
I had a foreboding that that stain would deprive me of nine-tenths of my personal dignity. |
Darauf untersuchte ich meine Kleider und fand, daß alles alt, abgetragen, schäbig war. |
I knew, too, that it was very poor to think so. |
Ich war schlampig geworden. |
“But this is no time for thinking: now I am in for the real thing,” I thought, and my heart sank. |
Die Vizeuniform war noch am ehesten in Ordnung, aber ich konnte doch nicht in Vizeuniform dinieren. |
I knew, too, perfectly well even then, that I was monstrously exaggerating the facts. |
Besonders schlimm war ein riesiger gelber Fleck auf der Hose, gerade auf dem Knie. |
But how could I help it? I could not control myself and was already shaking with fever. |
Ich ahnte schon, daß allein dieser Fleck mich neun Zehntel meiner Würde kosten würde. |
With despair I pictured to myself how coldly and disdainfully that “scoundrel” Zverkov would meet me; with what dull-witted, invincible contempt the blockhead Trudolyubov would look at me; with what impudent rudeness the insect Ferfitchkin would snigger at me in order to curry favour with Zverkov; how completely Simonov would take it all in, and how he would despise me for the abjectness of my vanity and lack of spirit — and, worst of all, how paltry, UNLITERARY, commonplace it would all be. |
Allerdings wußte ich auch, daß es unter meiner Würde war, so zu denken. ›Aber jetzt geht es nicht mehr ums Denken: jetzt beginnt die Wirklichkeit‹, dachte ich und verlor immer mehr den Mut. Ich wußte im selben Augenblick ganz genau, daß ich alle diese Tatsachen ungeheuer übertrieb; aber was sollte ich machen, ich konnte mich nicht mehr beherrschen und hatte Schüttelfrost. |
Of course, the best thing would be not to go at all. But that was most impossible of all: if I feel impelled to do anything, I seem to be pitchforked into it. I should have jeered at myself ever afterwards: “So you funked it, you funked it, you funked the REAL THING!” On the contrary, I passionately longed to show all that “rabble” that I was by no means such a spiritless creature as I seemed to myself. What is more, even in the acutest paroxysm of this cowardly fever, I dreamed of getting the upper hand, of dominating them, carrying them away, making them like me — if only for my “elevation of thought and unmistakable wit.” They would abandon Zverkov, he would sit on one side, silent and ashamed, while I should crush him. |
Verzweifelt malte ich mir aus, wie herablassend und kühl mich dieser ›Schuft‹ Swerkow begrüßen würde; mit welch stumpfsinniger, unüberwindlicher Verachtung dieser Schafskopf Trudoljubow mich betrachten, wie niederträchtig und dreist der Kakerlak Ferfitschkin über mich kichern würde, um sich bei Swerkow einzuschmeicheln; wie vorzüglich Simonow das alles überschauen und mich wegen meiner Eitelkeit und Schwäche verachten würde, und die Hauptsache – wie kläglich, wie Endlich zischte meine kleine erbärmliche Wanduhr fünfmal. |
Then, perhaps, we would be reconciled and drink to our everlasting friendship; but what was most bitter and humiliating for me was that I knew even then, knew fully and for certain, that I needed nothing of all this really, that I did not really want to crush, to subdue, to attract them, and that I did not care a straw really for the result, even if I did achieve it. |
Ich nahm meine Mütze und schlüpfte dann, bemüht, ihn nicht anzusehen, an Apollon vorbei, der schon seit dem Morgen auf seinen Lohn wartete, mich aber vor lauter Stolz nicht ansprechen wollte, und fuhr in einem guten Schlitten, den ich für meinen letzten Fünfziger nahm, vornehm am Hôtel de Paris vor. |
PART II. A Propos of the Wet Snow - Chapter IV |
Zweiter Teil - Kapitel IV |
I had been certain the day before that I should be the first to arrive. |
Schon am Vorabend war mir klar, daß ich als erster eintreffen würde. |
But it was not a question of being the first to arrive. |
Aber jetzt war das nicht mehr das schlimmste. |
Not only were they not there, but I had difficulty in finding our room. |
Nicht nur, daß noch keiner von ihnen erschienen war, ich konnte nicht einmal unser Zimmer finden. |
The table was not laid even. |
Der Tisch war noch nicht fertig gedeckt. |
What did it mean? |
Was sollte das bedeuten? |
After a good many questions I elicited from the waiters that the dinner had been ordered not for five, but for six o’clock. |
Nach langem Hin und Her erfuhr ich endlich von den Kellnern, daß das Essen auf sechs und nicht auf fünf Uhr bestellt war. |
This was confirmed at the buffet too. |
Das bestätigte man mir auch am Buffet. |
I felt really ashamed to go on questioning them. |
Es wurde peinlich, weiter nachzuforschen. |
It was only twenty-five minutes past five. |
Es war erst fünfundzwanzig Minuten nach fünf. |
If they changed the dinner hour they ought at least to have let me know — that is what the post is for, and not to have put me in an absurd position in my own eyes and… and even before the waiters. |
Wenn sie schon die Zeit geändert hatten, so wäre es in jedem Falle ihre Pflicht gewesen, mich davon zu unterrichten, dazu gab es die Stadtpost, und mich nicht der ›Schande‹ auszusetzen, sowohl vor mir selbst als auch… auch vor dem Personal. |
I sat down; the servant began laying the table; I felt even more humiliated when he was present. |
Ich setzte mich; ein Kellner deckte den Tisch; in seiner Gegenwart war das Warten noch kränkender. |
Towards six o’clock they brought in candles, though there were lamps burning in the room. It had not occurred to the waiter, however, to bring them in at once when I arrived. |
Gegen sechs Uhr wurden zu den bereits brennenden Lampen noch Kerzen gebracht, dem Kellner war es gar nicht eingefallen, sie sofort bei meinem Eintreffen zu holen. |
In the next room two gloomy, angry- looking persons were eating their dinners in silence at two different tables. |
Im Nebenzimmer speisten an verschiedenen Tischen zwei verdrießliche Gäste, mürrisch und schweigsam. |
There was a great deal of noise, even shouting, in a room further away; one could hear the laughter of a crowd of people, and nasty little shrieks in French: there were ladies at the dinner. |
In einem der entfernteren Zimmer ging es laut her, es wurde sogar gebrüllt. Man hörte das Gelächter einer ganzen Menge Menschen; man hörte ordinäres französisches Gekreisch: ein Essen mit Damen. |
It was sickening, in fact. |
Kurz, es war widerlich. |
I rarely passed more unpleasant moments, so much so that when they did arrive all together punctually at six I was overjoyed to see them, as though they were my deliverers, and even forgot that it was incumbent upon me to show resentment. |
Selten habe ich scheußlichere Minuten erlebt, und als sie endlich Punkt sechs gemeinsam erschienen, freute ich mich über sie wie über Befreier und vergaß beinahe, daß ich verpflichtet war, den Beleidigten zu spielen. |
Zverkov walked in at the head of them; evidently he was the leading spirit. |
Swerkow trat als erster ein, der unverkennbare Anführer. |
He and all of them were laughing; but, seeing me, Zverkov drew himself up a little, walked up to me deliberately with a slight, rather jaunty bend from the waist. He shook hands with me in a friendly, but not over- friendly, fashion, with a sort of circumspect courtesy like that of a General, as though in giving me his hand he were warding off something. |
Er lachte, und alle anderen lachten mit; aber als er mich erblickte, nahm er sofort Haltung an, näherte sich mir langsam, in der Taille ein wenig vorgebeugt, fast kokett, und reichte mir gemessen freundlich die Hand, mit einer gewissen vorsichtigen, beinahe fürstlichen Höflichkeit, ganz, als ob er, indem er mir die Hand reichte, sich gleichzeitig vor irgend etwas zurückziehe. |
I had imagined, on the contrary, that on coming in he would at once break into his habitual thin, shrill laugh and fall to making his insipid jokes and witticisms. |
Ich aber hatte erwartet, daß er, sobald er ins Zimmer träte, in seiner gewohnten Art auflachen würde, hoch und glucksend, und bei den ersten Worten mit seinen seichten Späßchen und Witzen beginnen würde. |
I had been preparing for them ever since the previous day, but I had not expected such condescension, such high-official courtesy. |
Auf diese hatte ich mich schon seit dem Vorabend eingestellt, doch nie und nimmer hatte ich eine so herablassende, eine so überlegene Freundlichkeit erwartet. |
So, then, he felt himself ineffably superior to me in every respect! |
Hält er sich also jetzt in jeder Beziehung für unvergleichlich höherstehend? |
If he only meant to insult me by that high-official tone, it would not matter, I thought — I could pay him back for it one way or another. |
Will er mich mit seiner Generals-Würde nur kränken, so ist das nicht schlimm, dachte ich; ich würde mich irgendwie darüber hinwegsetzen. |
But what if, in reality, without the least desire to be offensive, that sheepshead had a notion in earnest that he was superior to me and could only look at me in a patronising way? The very supposition made me gasp. |
Wie aber, wenn dieser Schafskopf tatsächlich von der blödsinnigen Idee besessen ist, er stehe hoch über mir und könne mich gar nicht anders als gönnerhaft behandeln, ohne die geringste Absicht, mich irgendwie zu kränken? |
“I was surprised to hear of your desire to join us,” he began, lisping and drawling, which was something new. |
Bei der bloßen Vorstellung einer solchen Möglichkeit kam ich in Atemnot. |
“You and I seem to have seen nothing of one another. You fight shy of us. You shouldn’t. We are not such terrible people as you think. |
»Ich hörte mit Erstaunen von Ihrem Wunsch, an unserem Abend teilzunehmen«, begann er affektiert, die Worte in die Länge ziehend, was er früher nie getan hatte. |
Well, anyway, I am glad to renew our acquaintance.” And he turned carelessly to put down his hat on the window. |
Nun, jedenfalls erfreut, unsere Bekanntschaft zu… « Und schon wandte er sich achtlos ab, um seinen Hut auf das Fensterbrett zu legen. |
“Have you been waiting long?” Trudolyubov inquired. |
»Warten Sie schon lange?« fragte Trudoljubow. |
“I arrived at five o’clock as you told me yesterday,” I answered aloud, with an irritability that threatened an explosion. |
»Ich kam Punkt fünf, wie gestern abgesprochen«, antwortete ich laut und mit einer Gereiztheit, die einen baldigen Ausbruch ankündigte. |
“Didn’t you let him know that we had changed the hour?” said Trudolyubov to Simonov. |
»Hast du ihn denn nicht benachrichtigt, daß wir umdisponiert haben?« wandte sich Trudoljubow an Simonow. |
“No, I didn’t. I forgot,” the latter replied, with no sign of regret, and without even apologising to me he went off to order the HORS D’OEUVRE. “So you’ve been here a whole hour? |
»Nein, ich habe es vergessen«, antwortete dieser ohne die geringste Verlegenheit und ging, sogar ohne sich bei mir zur entschuldigen, zum Buffet, um die »So sitzen Sie hier schon eine ganze Stunde? |
Oh, poor fellow!” Zverkov cried ironically, for to his notions this was bound to be extremely funny. |
Ach, Sie Ärmster!« rief Swerkow spöttisch, denn nach seinen Begriffen mußte das allerdings ungemein komisch sein. |
That rascal Ferfitchkin followed with his nasty little snigger like a puppy yapping. |
Und der Schuft Ferfitschkin sekundierte mit seiner schuftigen kläffenden Stimme wie ein Schoßhündchen. |
My position struck him, too, as exquisitely ludicrous and embarrassing. |
Auch er fand meine Lage außerordentlich komisch und peinlich. |
“It isn’t funny at all!” I cried to Ferfitchkin, more and more irritated. “It wasn’t my fault, but other people’s. |
»Das ist durchaus nicht komisch«, schrie ich Ferfitschkin plötzlich an, ich wurde immer gereizter, »die andern sind schuld und nicht ich. |
They neglected to let me know. |
Man hat es nicht für nötig befunden, mich zu benachrichtigen. |
It was… it was… it was simply absurd.” “It’s not only absurd, but something else as well,” muttered Trudolyubov, naively taking my part. |
Das ist, das ist… das ist… einfach unmöglich.« »Nicht nur unmöglich, sondern noch etwas ganz anderes«, brummte Trudoljubow, mich naiv verteidigend. |
“You are not hard enough upon it. |
»Sie sind zu weich. Das ist einfach eine Unhöflichkeit. |
It was simply rudeness — unintentional, of course. |
Selbstverständlich ohne Absicht. |
And how could Simonov… h’m!” “If a trick like that had been played on me,” observed Ferfitchkin, “I should… ” “But you should have ordered something for yourself,” Zverkov interrupted, “or simply asked for dinner without waiting for us.” “You will allow that I might have done that without your permission,” I rapped out. |
Wie hat aber Simonow nur… hm!« »Wenn man sich mir gegenüber so etwas erlaubt hätte… «, mischte sich Ferfitschkin ein, »ich hätte… « »Ja, aber Sie hätten sich etwas bestellen sollen«, unterbrach ihn Swerkow, »oder das Essen auftragen lassen, ohne auf uns zu warten.« »Sie müssen zugeben, daß ich das ohne weiteres hätte tun können«, bemerkte ich kurz. |
“If I waited, it was… ” “Let us sit down, gentlemen,” cried Simonov, coming in. |
»Wenn ich gewartet habe, so geschah es nur… « »Zu Tisch, meine Herren«, rief der eintretende Simonow. |
“Everything is ready; I can answer for the champagne; it is capitally frozen… . You see, I did not know your address, where was I to look for you?” he suddenly turned to me, but again he seemed to avoid looking at me. |
»Alles ist bereit; für den Champagner garantiere ich, er ist vortrefflich gekühlt… Ich wußte doch nicht, wo Sie wohnen, wo sollte man denn nach Ihnen suchen?« wandte er sich plötzlich an mich, vermied es jedoch wiederum, mich anzusehen. |
Evidently he had something against me. |
Offensichtlich hatte er etwas gegen mich. |
It must have been what happened yesterday. |
Der gestrige Abend steckte ihm noch in den Knochen. |
All sat down; I did the same. |
Alle nahmen Platz; ich setzte mich auch. |
It was a round table. |
Der Tisch war rund. |
Trudolyubov was on my left, Simonov on my right, Zverkov was sitting opposite, Ferfitchkin next to him, between him and Trudolyubov. |
Links von mir saß Trudoljubow, rechts Simonow, Swerkow mir gegenüber; Ferfitschkin an seiner Seite, zwischen ihm und Trudoljubow. |
“Tell me, are you… in a government office?” Zverkov went on attending to me. Seeing that I was embarrassed he seriously thought that he ought to be friendly to me, and, so to speak, cheer me up. |
»Saaagen Sie… sind Sie im Departement?« setzte Swerkow seine Unterhaltung mit mir fort; da er sah, daß ich verlegen war, glaubte er allen Ernstes, man müsse mich freundlich behandeln und sozusagen ein wenig ermutigen. |
“Does he want me to throw a bottle at his head?” I thought, in a fury. |
“Will er eigentlich, daß ich ihm eine Flasche an den Kopf werfe?” dachte ich aufgebracht. |
In my novel surroundings I was unnaturally ready to be irritated. |
Ungeübt im Umgang mit Menschen, war ich übertrieben reizbar. |
“In the N—— office,” I answered jerkily, with my eyes on my plate. |
»In der… schen Kanzlei«, antwortete ich schroff, den Blick auf den Teller gesenkt. |
“And ha-ave you a go-od berth? |
»Und… !… siiind Siiie zufrieden? |
I say, what ma-a-de you leave your original job?” “What ma-a-de me was that I wanted to leave my original job,” I drawled more than he, hardly able to control myself. |
Saaagen Siiie, was veraaanlaßte Siiie, Ihre frühere Stellung zu verlaaassen?« »Mich veraaanlaßte, daß ich meine frühere Stellung verlassen wollte«, ich dehnte dreimal so lange. |
Ferfitchkin went off into a guffaw. |
Ich konnte mich beinahe nicht mehr beherrschen. |
Simonov looked at me ironically. Trudolyubov left off eating and began looking at me with curiosity. |
Ferfitschkin prustete; Simonow sah mich ironisch an; Trudoljubow hielt mitten im Essen inne und begann mich neugierig zu betrachten. |
Zverkov winced, but he tried not to notice it. |
Swerkow verzog das Gesicht, wollte aber nichts gehört haben. |
“And the remuneration?” “What remuneration?” “I mean, your sa-a-lary?” “Why are you cross-examining me?” However, I told him at once what my salary was. |
»Nuuun, und wie ist Ihr Auskommen?« »Welches Auskommen?« »Ich meine Ihr Gehaaalt?« »Wieso examinieren Sie mich?« Übrigens sagte ich gleich darauf, wieviel ich bekam. |
I turned horribly red. |
Ich lief dunkelrot an. |
“It is not very handsome,” Zverkov observed majestically. |
»Nicht allzuviel«, bemerkte Swerkow gravitätisch. |
“Yes, you can’t afford to dine at cafes on that,” Ferfitchkin added insolently. |
»Jawohl, damit kann man nicht in Café-Restaurants dinieren«, fügte Ferfitschkin unverschämt hinzu. |
“To my thinking it’s very poor,” Trudolyubov observed gravely. |
»Ich finde das einfach ärmlich«, meinte Trudoljubow ernst. |
“And how thin you have grown! How you have changed!” added Zverkov, with a shade of venom in his voice, scanning me and my attire with a sort of insolent compassion. “Oh, spare his blushes,” cried Ferfitchkin, sniggering. |
»Und wie mager Sie geworden sind, wie Sie sich verändert haben… seitdem… «, fuhr Swerkow, schon nicht mehr ganz ohne Gift, mit einem gewissen herausfordernden Bedauern fort, während er mich und meinen Anzug eingehend musterte. |
“My dear sir, allow me to tell you I am not blushing,” I broke out at last; “do you hear? |
»Sie machen ihn ja vollends konfus«, rief kichernd Ferfitschkin. »Mein Herr, machen Sie sich klar, daß ich durchaus nicht konfus bin«, brauste ich schließlich auf. |
I am dining here, at this cafe, at my own expense, not at other people’s — note that, Mr. Ferfitchkin.” “Wha-at? |
»Hören Sie! Ich speise hier im ›Café-Restaurant‹ für mein Geld, für meines, und nicht auf fremde Kosten, merken Sie sich das, Monsieur Ferfitschkin.« »Wieso? |
Isn’t every one here dining at his own expense? |
Wer speist denn hier nicht für sein Geld? |
You would seem to be… ” Ferfitchkin flew out at me, turning as red as a lobster, and looking me in the face with fury. |
Sie tun wirklich so, als ob… «, fuhr Ferfitschkin auf, krebsrot im Gesicht, und starrte mich wütend an. »Wieso? |
“Tha-at,” I answered, feeling I had gone too far, “and I imagine it would be better to talk of something more intelligent.” “You intend to show off your intelligence, I suppose?” “Don’t disturb yourself, that would be quite out of place here.” “Why are you clacking away like that, my good sir, eh? |
Ganz einfach«, sagte ich, weil ich fühlte, daß ich schon zu weit gegangen war. »Ich glaube, wir täten besser, ein vernünftigeres Gespräch zu beginnen.« »Es scheint, Sie haben die Absicht, Ihren Verstand glänzen zu lassen?« »Machen Sie sich keine Sorgen, das wäre hier durchaus nicht am Platze.« »Aber, mein Verehrtester, warum gackern Sie so? |
Have you gone out of your wits in your office?” “Enough, gentlemen, enough!” Zverkov cried, authoritatively. |
Oder haben Sie den Verstand in Ihrem Departement liegengelassen?« »Genug, meine Herrschaften, genug!« rief gebieterisch Swerkow. |
“How stupid it is!” muttered Simonov. |
»Wie dumm«, murmelte Simonow. »Wirklich dumm. |
“It really is stupid. We have met here, a company of friends, for a farewell dinner to a comrade and you carry on an altercation,” said Trudolyubov, rudely addressing himself to me alone. |
Wir haben uns im vertrauten Kreise versammelt, um unseren guten Freund zu verabschieden, Sie aber wollen hier alte Rechnungen begleichen«, sagte Trudoljubow, wobei er sich grob an mich allein wandte. |
“You invited yourself to join us, so don’t disturb the general harmony.” “Enough, enough!” cried Zverkov. |
»Sie haben sich uns gestern ja selbst aufgedrängt, also stören Sie jetzt nicht die allgemeine Harmonie… « »Genug, genug«, rief Swerkow. |
“Give over, gentlemen, it’s out of place. |
»Halten Sie ein, meine Herrschaften, so geht es nicht weiter. |
Better let me tell you how I nearly got married the day before yesterday… . ” And then followed a burlesque narrative of how this gentleman had almost been married two days before. |
Ich will Ihnen lieber erzählen, wie ich vor drei Tagen beinahe geheiratet hätte… « Und so begann eine Geschichte, wie dieser Herr vor drei Tagen beinahe geheiratet hätte. |
There was not a word about the marriage, however, but the story was adorned with generals, colonels and kammer-junkers, while Zverkov almost took the lead among them. |
Von der Heirat selbst war eigentlich gar nicht die Rede, aber ständig kamen in der Erzählung Generäle, Obristen, sogar Kammerjunker vor, und Swerkow – ständig in ihrer Mitte, ja fast an der Spitze. |
It was greeted with approving laughter; Ferfitchkin positively squealed. |
Beifälliges Lachen erscholl; Ferfitschkin winselte sogar vor Vergnügen. |
No one paid any attention to me, and I sat crushed and humiliated. |
Alle vergaßen mich, und ich saß zertreten und vernichtet da. |
“Good Heavens, these are not the people for me!” I thought. |
“Herrgott, ist denn das ein Umgang für dich!” dachte ich. |
“And what a fool I have made of myself before them! |
“Welche Blöße habe ich mir vor ihnen gegeben! |
I let Ferfitchkin go too far, though. |
Ich habe Ferfitschkin allerdings viel durchgehen lassen. |
The brutes imagine they are doing me an honour in letting me sit down with them. They don’t understand that it’s an honour to them and not to me! I’ve grown thinner! My clothes! |
Diese Dummköpfe glauben, mir eine große Ehre zu erweisen, wenn sie mir an ihrem Tisch einen Platz einräumen, weil sie nicht begreifen, daß ich, ich es bin, der ihnen die Ehre erweist und nicht etwa sie mir! |
Oh, damn my trousers! |
‹Abgemagert! |
Zverkov noticed the yellow stain on the knee as soon as he came in… . |
Anzug!› Oh, diese verfluchte Hose. |
But what’s the use! I must get up at once, this very minute, take my hat and simply go without a word… with contempt! And tomorrow I can send a challenge. The scoundrels! |
Swerkow hat schon vorhin den gelben Fleck auf dem Knie bemerkt… Ach was – man sollte sich sofort, auf der Stelle, vom Tisch erheben, den Hut nehmen, einfach weggehen, ohne ein Wort zu sagen… Aus Verachtung! |
As though I cared about the seven roubles. |
Und morgen meinetwegen Duell. Schufte! |
I don’t care about the seven roubles. |
Es geht mir nicht um die sieben Rubel. |
I don’t care about the seven roubles. |
Es geht mir nicht um die sieben Rubel! |
I’ll go this minute!” Of course I remained. |
Ich gehe sofort!” Selbstverständlich blieb ich. |
I drank sherry and Lafitte by the glassful in my discomfiture. |
Vor Kummer trank ich ein Glas Lafitte und Cherry nach dem anderen. |
Being unaccustomed to it, I was quickly affected. My annoyance increased as the wine went to my head. |
Des Trinkens ungewohnt, war ich bald betrunken, und mit dem Rausch stieg auch der Ärger. |
I longed all at once to insult them all in a most flagrant manner and then go away. |
Plötzlich kam mich Lust an, sie alle in der ausfallendsten Weise zu beleidigen und erst dann wegzugehen. |
To seize the moment and show what I could do, so that they would say, “He’s clever, though he is absurd,” and… and… in fact, damn them all! |
Den günstigsten Augenblick abwarten und sich im rechten Lichte zeigen: Sie sollen sagen: mag er auch komisch sein, auf jeden Fall ist er gescheit… und… kurz, hol’ sie der Teufel! |
I scanned them all insolently with my drowsy eyes. |
Ich betrachtete sie der Reihe nach herausfordernd mit glasigen Augen. |
But they seemed to have forgotten me altogether. |
Sie hatten mich überhaupt vergessen. |
They were noisy, vociferous, cheerful. Zverkov was talking all the time. I began listening. |
Bei »Indessen ist dieser Kolja, der dreitausend Seelen besitzt, eigentümlicherweise nicht hier, um Ihren Abschied zu feiern«, mischte ich mich plötzlich in das Gespräch. |
Zverkov was talking of some exuberant lady whom he had at last led on to declaring her love (of course, he was lying like a horse), and how he had been helped in this affair by an intimate friend of his, a Prince Kolya, an officer in the hussars, who had three thousand serfs. |
Alle verstummten für einen Augenblick. »Sie sind ja schon betrunken«, Trudoljubow war endlich bereit, mich zu bemerken, und schielte verächtlich herüber. Swerkow musterte mich schweigend wie ein winziges Insekt. Ich senkte den Blick. |
“And yet this Kolya, who has three thousand serfs, has not put in an appearance here tonight to see you off,” I cut in suddenly. |
Simonow beeilte sich, Champagner einzuschenken. |
Trudolyubov raised his glass, as did everyone else but me. |
Trudoljubow erhob das Glas, seinem Beispiel folgten alle außer mir. |
“Your health and good luck on the journey!” he cried to Zverkov. “To old times, to our future, hurrah!” They all tossed off their glasses, and crowded round Zverkov to kiss him. |
»Auf dein Wohl und Glück auf den Weg!« rief er Swerkow zu, »auf unsere Vergangenheit, meine Herren, auf unsere Zukunft, hurra!« Alle tranken und schickten sich an, Swerkow zu küssen. |
I did not move; my full glass stood untouched before me. |
Ich rührte mich nicht. Das volle Glas stand unberührt vor mir. |
“Why, aren’t you going to drink it?” roared Trudolyubov, losing patience and turning menacingly to me. |
»Wollen Sie etwa nicht trinken?« brüllte Trudoljubow, der schließlich die Geduld verlor, und wandte sich drohend zu mir. |
“I want to make a speech separately, on my own account… and then I’ll drink it, Mr. Trudolyubov.” “Spiteful brute!” muttered Simonov. |
»Ich möchte meinerseits auch einen Speech halten, einen speziellen… und dann trinken, Herr Trudoljubow.« »Widerlicher Giftpilz!« murmelte Simonow. |
I drew myself up in my chair and feverishly seized my glass, prepared for something extraordinary, though I did not know myself precisely what I was going to say. |
Ich richtete mich auf meinem Stuhl auf, hob das Glas wie im Fieber und bereitete mich auf etwas Außerordentliches vor, ohne selbst zu wissen, was ich eigentlich sagen wollte. |
“SILENCE!” cried Ferfitchkin. |
»Silence«, rief Ferfitschkin. |
“Now for a display of wit!” Zverkov waited very gravely, knowing what was coming. |
»Jetzt kommt der Verstand!« Swerkow blieb sehr ernst, denn er begriff, worum es ging. |
“Mr. Lieutenant Zverkov,” I began, “let me tell you that I hate phrases, phrasemongers and men in corsets… that’s the first point, and there is a second one to follow it.” There was a general stir. |
»Herr Leutnant Swerkow«, begann ich, »Sie müssen wissen, ich hasse Phrasen, Phraseure und betonte Taillen… Das ist Punkt eins. |
“The second point is: I hate ribaldry and ribald talkers. |
Und hierauf folgt Punkt zwei.« Man wurde unruhig. |
Especially ribald talkers! |
»Punkt zwei: Ich hasse Erdbeeren und Erdbeergenießer, besonders die letzteren! |
The third point: I love justice, truth and honesty.” I went on almost mechanically, for I was beginning to shiver with horror myself and had no idea how I came to be talking like this. |
Punkt drei: Ich liebe Wahrheit, Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit«, fuhr ich fast mechanisch fort, denn ich erstarrte selbst vor Entsetzen, ohne begreifen zu können, wie ich das alles hervorbrachte. |
“I love thought, Monsieur Zverkov; I love true comradeship, on an equal footing and not… H’m… I love… But, however, why not? |
»Ich liebe Ideen, Monsieur Swerkow, ich liebe wahre Kameradschaft, auf gleichem Fuß, ohne… hm… Ich liebe… Aber warum auch nicht? |
I will drink your health, too, Mr. Zverkov. |
Auch ich werde auf Ihr Wohl trinken, Monsieur Swerkow. |
Seduce the Circassian girls, shoot the enemies of the fatherland and… and… to your health, Monsieur Zverkov!” Zverkov got up from his seat, bowed to me and said: “I am very much obliged to you.” He was frightfully offended and turned pale. |
Verführen Sie Tscherkessinnen, schießen Sie auf die Feinde des Vaterlandes und… und… auf Ihr Wohl, Monsieur Swerkow!« Swerkow erhob sich von seinem Stuhl, verbeugte sich und sagte: »Sehr verbunden.« Er war furchtbar gekränkt und sogar blaß geworden. |
“Damn the fellow!” roared Trudolyubov, bringing his fist down on the table. |
»Verdammt!« brüllte Trudoljubow und schlug mit der Faust auf den Tisch. |
“Well, he wants a punch in the face for that,” squealed Ferfitchkin. |
»Nein, dafür kriegt man doch eins in die Fresse!« kreischte Ferfitschkin. |
“We ought to turn him out,” muttered Simonov. |
»Einfach rausschmeißen!« murmelte Simonow. |
“Not a word, gentlemen, not a movement!” cried Zverkov solemnly, checking the general indignation. |
»Kein Wort, meine Herren, keine Bewegung!« rief Swerkow feierlich, der allgemeinen Empörung Einhalt gebietend. |
“I thank you all, but I can show him for myself how much value I attach to his words.” “Mr. Ferfitchkin, you will give me satisfaction tomorrow for your words just now!” I said aloud, turning with dignity to Ferfitchkin. |
»Ich danke Ihnen allen, aber ich werde selbst imstande sein, ihm zu beweisen, wie sehr ich seine Worte schätze.« »Herr Ferfitschkin, morgen schon werden Sie mir für Ihre Worte Satisfaktion geben!« sagte ich laut und wandte mich gravitätisch Ferfitschkin zu. |
“A duel, you mean? |
»Sie meinen ein Duell? |
Certainly,” he answered. But probably I was so ridiculous as I challenged him and it was so out of keeping with my appearance that everyone including Ferfitchkin was prostrate with laughter. “Yes, let him alone, of course! |
Ganz nach Belieben!« antwortete jener, doch muß ich in dem Augenblick, als ich ihn forderte, wahrscheinlich so komisch gewirkt haben, die große Geste stand mir so wenig, daß alle, und endlich auch Ferfitschkin, in schallendes Gelächter ausbrachen. |
He is quite drunk,” Trudolyubov said with disgust. |
Er ist ja total besoffen!« sagte Trudoljubow angeekelt. |
“I shall never forgive myself for letting him join us,” Simonov muttered again. |
»Nie werde ich mir verzeihen, daß ich ihn eingetragen habe«, murmelte wieder Simonow. |
“Now is the time to throw a bottle at their heads,” I thought to myself. I picked up the bottle… and filled my glass… . |
“Jetzt sollte man ihnen allen eine Flasche an den Kopf werfen”, dachte ich, griff nach der Flasche und… schenkte mir das Glas bis zum Rand voll. |
“No, I’d better sit on to the end,” I went on thinking; “you would be pleased, my friends, if I went away. |
“Nein, lieber werde ich bis zum Schluß ausharren!” dachte ich weiter, “Sie wären hocherfreut, meine Herren, wenn ich jetzt ginge. |
Nothing will induce me to go. |
Um keinen Preis. |
I’ll go on sitting here and drinking to the end, on purpose, as a sign that I don’t think you of the slightest consequence. |
Ihnen zum Trotz werde ich bis zum Schluß bleiben und bis zum Schluß trinken, zum Zeichen, daß ich Ihnen nicht die geringste Wichtigkeit beimesse. |
I will go on sitting and drinking, because this is a public-house and I paid my entrance money. |
Ich werde sitzen und trinken, denn wir sind in einer Kneipe, und ich habe meine Zeche bezahlt. |
I’ll sit here and drink, for I look upon you as so many pawns, as inanimate pawns. |
Ich werde sitzen und trinken, weil ich euch alle für Nullen halte, für nichtexistierende Nullen. |
I’ll sit here and drink… and sing if I want to, yes, sing, for I have the right to… to sing… H’m!” But I did not sing. |
Ich werde sitzen und trinken… und singen, wenn es mir einfällt, jawohl, auch singen, denn ich habe das Recht… zu singen… !” Aber ich habe nicht gesungen. |
I simply tried not to look at any of them. |
Ich bemühte mich bloß, keinen von ihnen anzusehen. |
I assumed most unconcerned attitudes and waited with impatience for them to speak FIRST. But alas, they did not address me! And oh, how I wished, how I wished at that moment to be reconciled to them! It struck eight, at last nine. |
Ich nahm die unabhängigsten Posen an und wartete ungeduldig darauf, daß sie, Ich lächelte verächtlich vor mich hin und ging in der anderen Hälfte des Zimmers auf und ab, direkt dem Sofa gegenüber, die Wand entlang, vom Tisch bis zum Ofen und zurück. |
They moved from the table to the sofa. Zverkov stretched himself on a lounge and put one foot on a round table. Wine was brought there. He did, as a fact, order three bottles on his own account. |
Mit allen Kräften bemühte ich mich zu beweisen, daß ich auch ohne sie auskommen könne; unterdessen aber polterte ich absichtlich mit den Stiefeln, hart mit den Absätzen auftretend. |
I, of course, was not invited to join them. |
Aber alles war vergeblich. |
They all sat round him on the sofa. They listened to him, almost with reverence. It was evident that they were fond of him. “What for? |
“Oh, wenn ihr nur wüßtet, welcher Gefühle und welcher Gedanken ich fähig, wie hoch ich entwickelt bin!” dachte ich zuweilen und wandte mich in Gedanken an das Sofa, auf dem meine Feinde saßen. |
What for?” I wondered. From time to time they were moved to drunken enthusiasm and kissed each other. |
Aber meine Feinde taten, als gäbe es mich überhaupt nicht. |
They talked of the Caucasus, of the nature of true passion, of snug berths in the service, of the income of an hussar called Podharzhevsky, whom none of them knew personally, and rejoiced in the largeness of it, of the extraordinary grace and beauty of a Princess D., whom none of them had ever seen; then it came to Shakespeare’s being immortal. |
Einmal, ein einziges Mal blickten sie sich nach mir um, nämlich als Swerkow von Shakespeare anfing, ich aber plötzlich höhnisch auflachte. Ich lachte so gewollt und gemein, daß sie auf einmal alle verstummten und beinahe zwei Minuten lang schweigend, ernst, ohne zu lachen, zusahen, wie ich die Wand entlangwanderte, zwischen Tisch und Ofen, und wie ich »Meine Herren!« rief Swerkow, sich vom Sofa erhebend. |
I smiled contemptuously and walked up and down the other side of the room, opposite the sofa, from the table to the stove and back again. |
»Und jetzt alle »Aber klar, aber klar!« schrien die anderen. Ich drehte mich hastig um und trat auf Swerkow zu. |
I tried my very utmost to show them that I could do without them, and yet I purposely made a noise with my boots, thumping with my heels. |
Ich war dermaßen zerquält, dermaßen zermartert, daß ich, koste es auch mein Leben, auf irgendeine Weise Schluß machen wollte. |
But it was all in vain. They paid no attention. |
Ich fieberte; die Haare klebten an Stirn und Schläfen. |
I had the patience to walk up and down in front of them from eight o’clock till eleven, in the same place, from the table to the stove and back again. |
»Swerkow! Ich bitte Sie um Verzeihung«, sagte ich schroff und entschlossen. »Ferfitschkin, Sie auch, und alle, alle. Ich habe alle beleidigt!« »Aha! |
“I walk up and down to please myself and no one can prevent me.” The waiter who came into the room stopped, from time to time, to look at me. |
Das Duellieren scheint nicht so einfach zu sein!« zischte Ferfitschkin giftig. Das schnitt mir ins Herz. »Nein, ich habe keine Angst vor dem Duell, Ferfitschkin! |
I was somewhat giddy from turning round so often; at moments it seemed to me that I was in delirium. |
Ich bin bereit, mich gleich morgen mit Ihnen zu duellieren, aber erst nach der Versöhnung. |
During those three hours I was three times soaked with sweat and dry again. |
Ich bestehe sogar darauf, und Sie dürfen es mir nicht abschlagen. |
At times, with an intense, acute pang I was stabbed to the heart by the thought that ten years, twenty years, forty years would pass, and that even in forty years I would remember with loathing and humiliation those filthiest, most ludicrous, and most awful moments of my life. |
Ich werde Ihnen beweisen, daß ich das Duell nicht fürchte. Sie haben den ersten Schuß, ich aber werde in die Luft schießen.« »Er spielt vor sich selbst Theater«, meinte Simonow. »Einfach übergeschnappt«, bemerkte Trudoljubow. »So lassen Sie mich doch bitte vorbei, Sie stehen ja im Weg… Was wünschen Sie?« antwortete Swerkow verächtlich. |
No one could have gone out of his way to degrade himself more shamelessly, and I fully realised it, fully, and yet I went on pacing up and down from the table to the stove. |
Sie hatten alle rote Gesichter; ihre Augen glänzten: sie hatten viel getrunken. »Ich bitte um Ihre Freundschaft, Swerkow. Ich habe Sie beleidigt, aber… « »Beleidigt? Siiie! |
“Oh, if you only knew what thoughts and feelings I am capable of, how cultured I am!” I thought at moments, mentally addressing the sofa on which my enemies were sitting. |
Miiich! Merken Sie sich, mein Verehrtester, daß Sie »Jetzt aber genug! Fort!« bekräftigte Trudoljubow. »Fahren wir.« »Olympia gehört mir, meine Herren, abgemacht!« rief Swerkow. |
But my enemies behaved as though I were not in the room. |
»Einverstanden! Einverstanden!« antworteten sie lachend. |
Once — only once — they turned towards me, just when Zverkov was talking about Shakespeare, and I suddenly gave a contemptuous laugh. |
Ich stand da wie angespuckt. Die Bande verließ lärmend das Zimmer, Trudoljubow stimmte irgendein albernes Lied an. |
I laughed in such an affected and disgusting way that they all at once broke off their conversation, and silently and gravely for two minutes watched me walking up and down from the table to the stove, TAKING NO NOTICE OF THEM. |
Simonow blieb einen Augenblick zurück, um den Kellnern das Trinkgeld zu geben. Plötzlich trat ich auf ihn zu. »Simonow! Geben Sie mir sechs Rubel!« sagte ich entschlossen und verzweifelt. |
But nothing came of it: they said nothing, and two minutes later they ceased to notice me again. |
Er sah mich über die Maßen verwundert und irgendwie stumpfsinnig an. Er war ebenfalls betrunken. |
It struck eleven. “Friends,” cried Zverkov getting up from the sofa, “let us all be off now, THERE!” “Of course, of course,” the others assented. |
»Ja, wollen Sie etwa auch mit?« »Ja!« »Ich habe kein Geld«, versetzte er kurz, lächelte verächtlich und wollte schon das Zimmer verlassen. |
I turned sharply to Zverkov. |
Ich hielt ihn am Rock fest. |
I was so harassed, so exhausted, that I would have cut my throat to put an end to it. |
Es war ein Alpdruck. »Simonow! Ich habe bei Ihnen Geld gesehen, warum schlagen Sie es mir ab? |
I was in a fever; my hair, soaked with perspiration, stuck to my forehead and temples. |
Bin ich denn ein Schuft? Hüten Sie sich, es mir abzuschlagen. Wenn Sie wüßten, wenn Sie nur wüßten, weshalb ich darum bitte! |
“Zverkov, I beg your pardon,” I said abruptly and resolutely. “Ferfitchkin, yours too, and everyone’s, everyone’s: I have insulted you all!” “Aha! |
Alles hängt davon ab, meine ganze Zukunft, alle meine Pläne… « Simonow holte das Geld heraus und warf es mir beinahe ins Gesicht. |
A duel is not in your line, old man,” Ferfitchkin hissed venomously. It sent a sharp pang to my heart. |
»Nehmen Sie, wenn Sie schon so unverschämt sind!« sagte er mitleidlos und eilte den anderen nach. |
“No, it’s not the duel I am afraid of, Ferfitchkin! |
Für einen Augenblick blieb ich allein zurück. |
I am ready to fight you tomorrow, after we are reconciled. I insist upon it, in fact, and you cannot refuse. I want to show you that I am not afraid of a duel. You shall fire first and I shall fire into the air.” “He is comforting himself,” said Simonov. |
Unordnung, Speisereste, ein zerschlagenes Glas auf dem Fußboden, verschütteter Wein, Zigarettenstummel, Rausch und Fieber im Kopf, quälender Schmerz in der Seele; und dann der Kellner, der alles gesehen, alles gehört hatte und mir neugierig in die Augen blickte. |
PART II. A Propos of the Wet Snow - Chapter V |
Zweiter Teil - Kapitel V |
“So this is it, this is it at last — contact with real life,” I muttered as I ran headlong downstairs. |
“So sieht er aus, so sieht er aus, dieser Zusammenstoß mit der Wirklichkeit!” murmelte ich, während ich Hals über Kopf die Treppe hinunterlief. |
“This is very different from the Pope’s leaving Rome and going to Brazil, very different from the ball on Lake Como!” “You are a scoundrel,” a thought flashed through my mind, “if you laugh at this now.” “No matter!” I cried, answering myself. |
“Das ist nicht mehr der Papst, der Rom aufgibt und nach Brasilien auswandert, das ist nicht mehr der Ball am Comer See!” “Du bist ein Schuft”, fuhr es mir durch den Kopf, “wenn du jetzt darüber spottest.” “Und wenn!” gab ich mir selbst zur Antwort. |
“Now everything is lost!” There was no trace to be seen of them, but that made no difference — I knew where they had gone. |
“Jetzt ist sowieso alles verloren.” Von ihnen war nichts mehr zu sehen; aber das machte nichts; ich wußte, wohin sie fuhren. |
At the steps was standing a solitary night sledge-driver in a rough peasant coat, powdered over with the still falling, wet, and as it were warm, snow. |
Vor dem Eingang stand ein einsamer Schlitten, ein Nachtkutscher im groben Bauernmantel, ganz eingeschneit von den noch immer dicht fallenden nassen und gleichsam warmen Flocken. |
It was hot and steamy. |
Die Luft war dunstig und drückend. |
The little shaggy piebald horse was also covered with snow and coughing, I remember that very well. |
Sein kleiner zottiger Schecke war auch eingeschneit und hustete. Daran erinnere ich mich genau. |
I made a rush for the roughly made sledge; but as soon as I raised my foot to get into it, the recollection of how Simonov had just given me six roubles seemed to double me up and I tumbled into the sledge like a sack. |
Ich stürzte auf den Schlitten zu; aber kaum hatte ich den Fuß gehoben, um einzusteigen, als mich plötzlich die Erinnerung, wie Simonow mir eben die sechs Rubel gegeben hatte, umwarf und ich wie ein Sack in den Schlitten fiel. |
“No, I must do a great deal to make up for all that,” I cried. |
»Nein, ich muß viel tun, um das alles wieder gutzumachen!« rief ich aus. |
“But I will make up for it or perish on the spot this very night. |
»Aber ich werde es gutmachen oder diese Nacht nicht überleben. |
Start!” We set off. |
Fahr zu!« Wir fuhren los. |
There was a perfect whirl in my head. |
Die Kutsche setzte sich in Bewegung. |
“They won’t go down on their knees to beg for my friendship. |
“Sie werden niemals auf Knien um meine Freundschaft betteln. |
That is a mirage, cheap mirage, revolting, romantic and fantastical — that’s another ball on Lake Como. |
Das ist ja eine Fata Morgana, eine triviale Fata Morgana, widerwärtig, romantisch und phantastisch; das ist wieder der Ball am Comer See. |
And so I am bound to slap Zverkov’s face! |
Darum Der Kutscher zog die Zügel an. |
It is my duty to. |
“Sowie ich drin bin, gebe ich sie ihm. |
And so it is settled; I am flying to give him a slap in the face. |
Soll man vor einer Ohrfeige etwas sagen, gewissermaßen als Vorwort? Nein! |
Hurry up!” The driver tugged at the reins. |
Ich werde einfach reinkommen und sie ihm geben. |
“As soon as I go in I’ll give it him. |
Sie werden alle im Salon sitzen, er mit Olympia auf dem Sofa. |
Ought I before giving him the slap to say a few words by way of preface? |
Verwünschte Olympia! Sie hat sich einmal über mein Gesicht lustig gemacht und mich verschmäht. |
No. I’ll simply go in and give it him. |
Ich werde Olympia an den Haaren packen und Swerkow an den Ohren! |
They will all be sitting in the drawing-room, and he with Olympia on the sofa. That damned Olympia! |
Nein, besser an einem Ohr, und so an diesem Ohr werde ich ihn dann durch das ganze Zimmer hinter mir herziehen. |
She laughed at my looks on one occasion and refused me. |
Sie werden sich vielleicht alle auf mich stürzen, mich prügeln und hinauswerfen. |
I’ll pull Olympia’s hair, pull Zverkov’s ears! |
Bestimmt sogar. Sollen sie nur. |
No, better one ear, and pull him by it round the room. Maybe they will all begin beating me and will kick me out. That’s most likely, indeed. No matter! |
Immerhin habe ich ihm die Ohrfeige zuerst gegeben, also ist die Initiative bei mir; und nach dem Ehrenkodex bedeutet das: er ist gebrandmarkt und kann sich mit keiner Prügelei von der Ohrfeige reinwaschen, nur durch ein Duell. |
Anyway, I shall first slap him; the initiative will be mine; and by the laws of honour that is everything: he will be branded and cannot wipe off the slap by any blows, by nothing but a duel. |
Er wird sich duellieren müssen, und mögen sie mich jetzt nur prügeln. Sollen sie nur, diese Undankbaren! Am heftigsten wird Trudoljubow prügeln: er ist so stark; Ferfitschkin wird von der Seite angreifen und unbedingt an den Haaren ziehen, bestimmt sogar. |
He will be forced to fight. |
Sollen sie nur, immer zu! Ich nehme es auf mich. |
And let them beat me now. Let them, the ungrateful wretches! |
Endlich werden diese Schafsköpfe gezwungen sein, das Tragische darin zu begreifen! |
Trudolyubov will beat me hardest, he is so strong; Ferfitchkin will be sure to catch hold sideways and tug at my hair. But no matter, no matter! |
Und wenn sie mich zur Tür schleppen, so werde ich ihnen zurufen, daß sie im Grunde nicht einmal meinen kleinen Finger wert sind.” »Fahr zu, fahr zu!« schrie ich meinen Kutscher an. |
That’s what I am going for. |
Er fuhr zusammen und holte mit der Peitsche aus. |
The blockheads will be forced at last to see the tragedy of it all! |
Ich hatte gar zu wild geschrien. “Wir schlagen uns beim Morgengrauen, das steht fest. |
When they drag me to the door I shall call out to them that in reality they are not worth my little finger. |
Mit der Kanzlei ist es aus. Wo soll man die Pistolen hernehmen? Unsinn! Ich lasse mir einen Vorschuß geben und werde welche kaufen. |
Get on, driver, get on!” I cried to the driver. |
Aber das Pulver, aber die Kugeln? Das ist Sache der Sekundanten. |
He started and flicked his whip, I shouted so savagely. |
Wie soll das alles vor Morgengrauen fertig sein? Woher soll ich einen Sekundanten nehmen? |
“We shall fight at daybreak, that’s a settled thing. |
Ich kenne ja keinen Menschen… ” »Unsinn!« rief ich, immer erregter. |
I’ve done with the office. |
“Unsinn! |
The first person I meet in the street is bound to be my second, just as he would be bound to pull a drowning man out of water. |
Der erste beste, den ich auf der Straße treffe und den ich darum angehe, ist verpflichtet, mein Sekundant zu werden, genauso wie er verpflichtet wäre, einen Ertrinkenden aus dem Wasser zu ziehen. |
The most eccentric things may happen. |
Die allerexzentrischsten Fälle können dabei eintreten! |
Even if I were to ask the director himself to be my second tomorrow, he would be bound to consent, if only from a feeling of chivalry, and to keep the secret! |
Sogar wenn ich morgen den Direktor höchstpersönlich bitten würde, mein Sekundant zu sein, so müßte er sich dazu bereit erklären, schon allein aus Ritterlichkeit, und mein Geheimnis wahren! |
Anton Antonitch… . ” The fact is, that at that very minute the disgusting absurdity of my plan and the other side of the question was clearer and more vivid to my imagination than it could be to anyone on earth. But… . “Get on, driver, get on, you rascal, get on!” “Ugh, sir!” said the son of toil. |
Anton Antonytsch… ” Es war an dem, daß ich im selben Augenblick deutlicher und klarer als irgend jemand anderer auf der ganzen Welt die widerliche Unsinnigkeit meiner Absichten und auch die Kehrseite der Medaille überschaute, aber… »Fahr zu, Kutscher, fahr zu, du Gauner, fahr zu!« »Ach, Herr!« sagte der Bauernmantel. |
Cold shivers suddenly ran down me. |
Kälte durchschauerte mich plötzlich. |
Wouldn’t it be better… to go straight home? My God, my God! |
»Aber wäre es nicht besser… wäre es nicht besser… sofort, geradewegs nach Hause? |
Why did I invite myself to this dinner yesterday? |
Oh, mein Gott! warum, warum drängte ich mich gestern zu diesem Essen! |
But no, it’s impossible. |
Nein, nein, unmöglich! |
And my walking up and down for three hours from the table to the stove? |
Und der dreistündige Spaziergang zwischen Tisch und Ofen? |
No, they, they and no one else must pay for my walking up and down! |
Nein, sie, sie müssen für diesen Spaziergang büßen, und niemand anders! |
They must wipe out this dishonour! Drive on! And what if they give me into custody? |
Sie müssen diese Schmach tilgen!« »Fahr zu!« “Und wenn man mich auf die Polizeiwache bringt! |
They won’t dare! |
Das werden sie nicht wagen! |
They’ll be afraid of the scandal. |
Sie werden vor einem Skandal zurückschrecken. |
And what if Zverkov is so contemptuous that he refuses to fight a duel? |
Wenn aber Swerkow aus Verachtung das Duell verweigert? |
He is sure to; but in that case I’ll show them… I will turn up at the posting station when he’s setting off tomorrow, I’ll catch him by the leg, I’ll pull off his coat when he gets into the carriage. |
Das ist beinahe sicher; aber dann werde ich ihnen beweisen, daß… dann werde ich morgen, wenn er abreisen will, auf den Posthof gehen, ihn am Bein packen, ihm den Mantel herunterreißen, wenn er in die Postkutsche steigen will. |
I’ll get my teeth into his hand, I’ll bite him. |
Ich werde mich mit Zähnen an seiner Hand festbeißen, ja, ich werde beißen. |
“See what lengths you can drive a desperate man to!” He may hit me on the head and they may belabour me from behind. |
Alle sollen sehen, wie weit man einen verzweifelten Menschen bringen kann! Mag er mich auf den Kopf schlagen, und mögen alle anderen von hinten auf mich losprügeln. |
I will shout to the assembled multitude: “Look at this young puppy who is driving off to captivate the Circassian girls after letting me spit in his face!” Of course, after that everything will be over! |
Ich werde dem ganzen Publikum zurufen: ‹Seht diesen jungen Hund, der auszieht, Tscherkessinnen zu verführen, mit meiner Spucke im Gesicht!› Selbstverständlich ist dann alles aus! Das Departement ist vom Angesicht der Welt verschwunden. |
The office will have vanished off the face of the earth. |
Ich werde verhaftet, verurteilt, aus dem Dienst gejagt, ich komme ins Zuchthaus, nach Sibirien, zu den Siedlern. |
I shall be arrested, I shall be tried, I shall be dismissed from the service, thrown in prison, sent to Siberia. |
Was kümmert’s mich! Nach fünfzehn Jahren mache ich mich zu ihm auf den Weg, in Lumpen, als Bettler, sobald man mich aus dem Zuchthaus entlassen hat. |
Never mind! In fifteen years when they let me out of prison I will trudge off to him, a beggar, in rags. |
Ich werde ihn irgendwo in einer Gouvernementsstadt finden. |
I shall find him in some provincial town. |
Er ist dann verheiratet und glücklich. |
He will be married and happy. He will have a grown-up daughter… . I shall say to him: “Look, monster, at my hollow cheeks and my rags! |
Er hat eine erwachsene Tochter… Ich werde sagen: ‹Sieh, du Unmensch, sieh meine eingefallenen Wangen, und sieh meine Lumpen! |
I’ve lost everything — my career, my happiness, art, science, THE WOMAN I LOVED, and all through you. Here are pistols. I have come to discharge my pistol and… and I… forgive you. |
Ich habe alles verloren: Karriere, Glück, Kunst, Wissenschaft, Mir kamen sogar Tränen, obwohl ich ganz genau wußte, im selben Augenblick, daß das alles aus Silvio und »Der Maskenball« von Lermontow war. |
Then I shall fire into the air and he will hear nothing more of me… . ” I was actually on the point of tears, though I knew perfectly well at that moment that all this was out of Pushkin’s SILVIO and Lermontov’s MASQUERADE. |
Und plötzlich schämte ich mich furchtbar, ich schämte mich dermaßen, daß ich das Pferd anhalten ließ, aus dem Schlitten stieg und mitten auf der Straße im Schnee stehen blieb. |
And all at once I felt horribly ashamed, so ashamed that I stopped the horse, got out of the sledge, and stood still in the snow in the middle of the street. |
Der Kutscher sah mich verwundert an und seufzte. Was sollte ich tun? Ich konnte unmöglich dorthin – das war Unsinn – aber ebensowenig die Sache auf sich beruhen lassen, denn dann würde… »Herrgott! |
The driver gazed at me, sighing and astonished. |
Wie könnte man so etwas auf sich beruhen lassen? |
What was I to do? |
Nach solchen Beleidigungen! |
I could not go on there — it was evidently stupid, and I could not leave things as they were, because that would seem as though… Heavens, how could I leave things! |
Nein!« rief ich aus und warf mich wieder in den Schlitten, »das ist vorbestimmt, das ist Schicksal! Fahr zu, fahr zu, dorthin!« Und vor Ungeduld hieb ich dem Kutscher mit der Faust ins Genick. |
And after such insults! “No!” I cried, throwing myself into the sledge again. “It is ordained! It is fate! |
»Was hast du, warum schlägst du mich?« schrie das Bäuerlein erschrocken, peitschte jedoch auf seine Mähre los, so daß sie mit den Hinterbeinen ausschlug. |
Drive on, drive on!” And in my impatience I punched the sledge-driver on the back of the neck. |
Der nasse Schnee fiel in dichten großen Flocken; ich machte den Mantel auf, ich kümmerte mich nicht um den Schnee. |
“What are you up to? What are you hitting me for?” the peasant shouted, but he whipped up his nag so that it began kicking. |
Ich vergaß alles, weil ich mich endgültig zu der Ohrfeige entschlossen hatte und mit Grauen fühlte, daß es nun »Wo sind sie denn?« fragte ich irgend jemand. |
The wet snow was falling in big flakes; I unbuttoned myself, regardless of it. |
Selbstverständlich waren sie bereits auf die Zimmer gegangen… Vor mir stand eine töricht lächelnde Person, es war die Wirtin selbst, die mich bereits kannte. |
I forgot everything else, for I had finally decided on the slap, and felt with horror that it was going to happen NOW, AT ONCE, and that NO FORCE COULD STOP IT. |
Einen Augenblick später ging eine Tür, und eine andere Person trat ein. Ohne irgend etwas zu beachten, lief ich im Raum auf und ab und redete, glaube ich, laut mit mir selber. |
The deserted street lamps gleamed sullenly in the snowy darkness like torches at a funeral. |
Es war mir, als sei ich vom Tode errettet, ich fühlte es freudig mit meiner ganzen Seele: denn ich hätte ihn geohrfeigt, ich hätte ihn unbedingt geohrfeigt! |
The snow drifted under my great-coat, under my coat, under my cravat, and melted there. |
Doch jetzt waren sie fort und… alles war verflogen, alles war verändert!… Ich blickte immer wieder umher. |
I did not wrap myself up — all was lost, anyway. |
Ich konnte noch nicht recht begreifen. |
At last we arrived. I jumped out, almost unconscious, ran up the steps and began knocking and kicking at the door. I felt fearfully weak, particularly in my legs and knees. |
Mechanisch sah ich das eintretende Mädchen an: ein frisches junges, etwas blasses Gesicht tauchte vor mir auf, mit geraden dunklen Augenbrauen, mit ernstem und fast ein wenig verwundertem Blick. |
The door was opened quickly as though they knew I was coming. |
Das gefiel mir sofort; ich hätte sie gehaßt, wenn sie gelächelt hätte. |
As a fact, Simonov had warned them that perhaps another gentleman would arrive, and this was a place in which one had to give notice and to observe certain precautions. |
Ich begann, sie aufmerksamer, gleichsam angestrengt, zu betrachten: ich hatte meine Gedanken noch immer nicht beisammen. Etwas Treuherziges und Gutes lag in diesem Gesicht, doch war es geradezu seltsam ernst. |
It was one of those “millinery establishments” which were abolished by the police a good time ago. |
Ich bin überzeugt, daß das hier als Mangel galt und daß sie keinem von diesen Tölpeln gefallen hätte. |
By day it really was a shop; but at night, if one had an introduction, one might visit it for other purposes. |
Übrigens war sie nicht gerade eine Schönheit, wenn auch groß, kräftig und gut gebaut. Sie war äußerst schlicht gekleidet. |
I walked rapidly through the dark shop into the familiar drawing- room, where there was only one candle burning, and stood still in amazement: there was no one there. |
Etwas Häßliches stach mich; ich trat direkt auf sie zu. Zufällig sah ich mich in einem Spiegel. Mein erregtes Gesicht erschien mir ganz besonders ekelhaft: bleich, böse, gemein, mit wirrem Haar. |
“Where are they?” I asked somebody. But by now, of course, they had separated. |
“Das macht nichts, um so besser”, dachte ich; “es freut mich gerade, daß ich ihr ekelhaft erscheinen muß; das ist mir angenehm… ” |
PART II. A Propos of the Wet Snow - Chapter VI |
Zweiter Teil - Kapitel VI |
Somewhere behind a screen a clock began wheezing, as though oppressed by something, as though someone were strangling it. |
… Irgendwo hinter der Zwischenwand begann plötzlich wie gewürgt, wie in Atemnot, eine Uhr heiser zu ächzen. |
After an unnaturally prolonged wheezing there followed a shrill, nasty, and as it were unexpectedly rapid, chime — as though someone were suddenly jumping forward. |
Dem widernatürlich langen Ächzen folgte ein dünner, abscheulicher und irgendwie überraschend hastiger Schlag – ganz als dränge sich jemand vor. |
It struck two. |
Es schlug zwei. |
I woke up, though I had indeed not been asleep but lying half-conscious. |
Ich kam zu mir, wenn ich auch vorher nicht geschlafen, sondern nur vor mich hingedämmert hatte. |
It was almost completely dark in the narrow, cramped, low-pitched room, cumbered up with an enormous wardrobe and piles of cardboard boxes and all sorts of frippery and litter. |
In diesem Zimmer, schmal, eng und niedrig, von einem riesigen Kleiderschrank ausgefüllt und mit Schachteln, Lumpen und alten Kleidern vollgestopft, war es fast ganz dunkel. |
The candle end that had been burning on the table was going out and gave a faint flicker from time to time. |
Der Kerzenstumpf, der auf einem Tisch am anderen Ende des Zimmers brannte, drohte schon auszulöschen und flackerte nur ab und zu auf. |
In a few minutes there would be complete darkness. |
Nach wenigen Minuten mußte vollkommenes Dunkel herrschen. |
I was not long in coming to myself; everything came back to my mind at once, without an effort, as though it had been in ambush to pounce upon me again. |
Es dauerte nicht lange, bis ich ganz zu mir kam; mit einemmal, ohne mein Zutun, fiel mir sofort alles ein, als ob es nur gelauert hätte, um mich plötzlich wieder zu überfallen. |
And, indeed, even while I was unconscious a point seemed continually to remain in my memory unforgotten, and round it my dreams moved drearily. |
Ja, selbst im Dahindämmern war in meinem Gedächtnis irgendein Punkt geblieben, der sich durchaus nicht vergessen ließ, um den meine Träume sich lastend bewegten. |
But strange to say, everything that had happened to me in that day seemed to me now, on waking, to be in the far, far away past, as though I had long, long ago lived all that down. |
Aber sonderbar: alles, was mit mir an diesem Tage geschehen war, schien mir jetzt beim Erwachen lange, lange vergangen zu sein, als ob ich das alles schon längst, längst überstanden hätte. |
My head was full of fumes. |
Mein Kopf war benommen. |
Something seemed to be hovering over me, rousing me, exciting me, and making me restless. |
Irgend etwas schwebte über mir und beunruhigte mich, erregte und verstimmte. |
Misery and spite seemed surging up in me again and seeking an outlet. |
Sehnsucht und Galle wallten wieder auf und suchten einen Ausweg. |
Suddenly I saw beside me two wide open eyes scrutinising me curiously and persistently. |
Plötzlich, dicht neben mir, sah ich zwei offene Augen, die mich neugierig und beharrlich betrachteten. |
The look in those eyes was coldly detached, sullen, as it were utterly remote; it weighed upon me. |
Der Blick war kalt und teilnahmslos, düster und so völlig fremd – es wurde einem schwer ums Herz. |
A grim idea came into my brain and passed all over my body, as a horrible sensation, such as one feels when one goes into a damp and mouldy cellar. There was something unnatural in those two eyes, beginning to look at me only now. |
Ein düsterer Gedanke entstand in meinem Kopf und durchzuckte den ganzen Körper als scheußliches Gefühl, wie etwa jenes, das einen überkommt, wenn man in einen Keller steigt, der feucht und dumpf ist. |
I recalled, too, that during those two hours I had not said a single word to this creature, and had, in fact, considered it utterly superfluous; in fact, the silence had for some reason gratified me. |
Es war irgendwie unnatürlich, daß es diesen zwei Augen jetzt erst einfiel, mich zu betrachten. Es kam mir in den Sinn, daß ich in den ganzen zwei Stunden mit diesem Wesen kein einziges Wort gewechselt und das auch gar nicht für nötig gehalten hatte; aus irgendeinem Grund hatte mir das Schweigen vorhin sogar gefallen. |
Now I suddenly realised vividly the hideous idea — revolting as a spider — of vice, which, without love, grossly and shamelessly begins with that in which true love finds its consummation. |
Jetzt jedoch erkannte ich deutlich die Idee des Lasters, widersinnig, scheußlich wie eine Spinne, das ohne Liebe, roh und schamlos damit beginnt, womit wahre Liebe sich krönt. |
For a long time we gazed at each other like that, but she did not drop her eyes before mine and her expression did not change, so that at last I felt uncomfortable. |
Lange sahen wir uns an, aber sie senkte ihre Augen nicht und veränderte auch nicht ihren Blick, so daß es mir schließlich aus irgendeinem Grunde unheimlich wurde. |
“What is your name?” I asked abruptly, to put an end to it. |
»Wie heißt du?« fragte ich kurz, um schneller ein Ende zu machen. |
“Liza,” she answered almost in a whisper, but somehow far from graciously, and she turned her eyes away. |
»Lisa«, antwortete sie fast flüsternd, aber seltsam unfreundlich, und wandte die Augen ab. |
I was silent. “What weather! |
Ich schwieg eine Weile. |
The snow… it’s disgusting!” I said, almost to myself, putting my arm under my head despondently, and gazing at the ceiling. |
»Das Wetter heute… Schnee… scheußlich!« sagte ich wie vor mich hin, schob gelangweilt die Hand unter den Kopf und blickte zur Decke hinauf. |
She made no answer. |
Sie antwortete nicht. |
This was horrible. |
Abscheulich war das alles. |
“Have you always lived in Petersburg?” I asked a minute later, almost angrily, turning my head slightly towards her. |
»Bist du von hier?« fragte ich nach einer Minute beinahe ärgerlich und wandte mich ein wenig ihr zu. |
“No.” “Where do you come from?” “From Riga,” she answered reluctantly. |
»Nein.« »Woher?« »Aus Riga«, sagte sie unwillig. |
“Are you a German?” “No, Russian.” “Have you been here long?” “Where?” “In this house?” “A fortnight.” She spoke more and more jerkily. |
»Deutsche?« »Russin.« »Bist du schon lange hier?« »Wo?« »Hier im Haus?« »Zwei Wochen.« Sie antwortete immer schroffer und schroffer. |
The candle went out; I could no longer distinguish her face. |
Die Kerze war erloschen; ich konnte ihr Gesicht nicht mehr erkennen. |
“Have you a father and mother?” “Yes… no… I have.” “Where are they?” “There… in Riga.” “What are they?” “Oh, nothing.” “Nothing? |
»Hast du Vater und Mutter?« »Ja… nein… doch.« »Wo sind sie?« »Dort… in Riga.« »Was sind sie?« »So… « »Was heißt: so? |
Why, what class are they?” “Tradespeople.” “Have you always lived with them?” “Yes.” “How old are you?” “Twenty.” “Why did you leave them?” “Oh, for no reason.” That answer meant “Let me alone; I feel sick, sad.” We were silent. |
Was sind sie, von welchem Stande?« »Kleinbürger.« »Hast du immer bei ihnen gelebt?« »Ja.« »Wie alt bist du?« »Zwanzig.« »Warum bist du denn von ihnen weggegangen?« »So… « Dieses Gott weiß, warum ich blieb. |
God knows why I did not go away. I felt myself more and more sick and dreary. |
Es wurde mir immer schwerer und elender zumute. |
The images of the previous day began of themselves, apart from my will, flitting through my memory in confusion. |
Die Bilder des vergangenen Tages begannen irgendwie von selbst, ohne mein Zutun, wirr durch mein Gedächtnis zu ziehen. |
I suddenly recalled something I had seen that morning when, full of anxious thoughts, I was hurrying to the office. |
Plötzlich fiel mir die Szene ein, die ich am Morgen, als ich in Gedanken versunken zur Kanzlei trabte, auf der Straße beobachtet hatte. |
“I saw them carrying a coffin out yesterday and they nearly dropped it,” I suddenly said aloud, not that I desired to open the conversation, but as it were by accident. |
»Heute wurde ein Sarg hinausgetragen, und beinahe haben sie ihn fallen lassen«, sagte ich plötzlich, ohne jede Absicht, ein Gespräch zu beginnen, sondern nur so, beinahe unwillkürlich. |
“A coffin?” “Yes, in the Haymarket; they were bringing it up out of a cellar.” “From a cellar?” “Not from a cellar, but a basement. Oh, you know… down below… from a house of ill-fame. It was filthy all round… Egg-shells, litter… a stench. It was loathsome.” Silence. |
»Den Sarg?« »Ja, auf der Sennaja; aus einem Keller.« »Aus einem Keller?« »Nicht aus dem Keller, sondern aus der Kellerwohnung: du weißt schon… dort unten… aus dem liederlichen Haus… Dreckig war es überall… Eierschalen, Kehricht… Gestank… Widerlich.« Schweigen. |
“A nasty day to be buried,” I began, simply to avoid being silent. |
»Heute ist schlecht beerdigen!« begann ich von neuem, nur um nicht schweigen zu müssen. |
“Nasty, in what way?” “The snow, the wet.” (I yawned.) |
»Wieso schlecht?« »Schnee, Nässe… « (ich gähnte). |
“It makes no difference,” she said suddenly, after a brief silence. |
»Das ist doch egal«, sagte sie plötzlich, nach längerem Schweigen. |
“No, it’s horrid.” (I yawned again). |
»Nein, häßlich… « (ich gähnte wieder). |
“The gravediggers must have sworn at getting drenched by the snow. |
»Die Totengräber haben sicher geflucht, weil sie im Schnee naß wurden. |
And there must have been water in the grave.” “Why water in the grave?” she asked, with a sort of curiosity, but speaking even more harshly and abruptly than before. |
Und im Grab stand sicher Wasser.« »Woher kommt das Wasser im Grab?« fragte sie mit einer gewissen Neugierde, aber noch gröber und unfreundlicher als vorhin. |
I suddenly began to feel provoked. |
Plötzlich war mir, als stachelte mich jemand auf. |
“Why, there must have been water at the bottom a foot deep. |
»Wieso denn, da steht eben Wasser drin, sechs Werschki. |
You can’t dig a dry grave in Volkovo Cemetery.” “Why?” “Why? Why, the place is waterlogged. It’s a regular marsh. |
Hier auf dem Wolkowo-Friedhof kannst du kein einziges trockenes Grab finden.« »Warum?« »Was heißt warum? |
So they bury them in water. |
Sumpf. Hier ist überall Sumpf. |
I’ve seen it myself… many times.” (I had never seen it once, indeed I had never been in Volkovo, and had only heard stories of it.) |
So wird man einfach ins Wasser gelegt. Ich habe es selbst gesehen… mehrere Male… « (Kein einziges Mal hatte ich es gesehen und war überhaupt noch nie auf dem Wolkowo-Friedhof gewesen. |
“Do you mean to say, you don’t mind how you die?” “But why should I die?” she answered, as though defending herself. |
Ich hatte nur andere davon sprechen gehört.) »Ist es dir denn wirklich ganz egal, daß du stirbst?« »Warum soll ich denn sterben?« fragte sie, wie wenn sie sich verteidigen wollte. |
“Why, some day you will die, and you will die just the same as that dead woman. |
»Einmal wirst auch du sterben, und zwar wirst du genauso sterben wie die Frau von heute morgen. |
She was… a girl like you. She died of consumption.” “A wench would have died in hospital… ” (She knows all about it already: she said “wench,” not “girl.”) “She was in debt to her madam,” I retorted, more and more provoked by the discussion; “and went on earning money for her up to the end, though she was in consumption. |
Das war… auch so ein Mädchen… Sie hatte Schwindsucht.« »Eine Dirne wäre doch im Krankenhaus gestorben… « (Sie weiß also schon, wie das ist, dachte ich, und sie sagte auch: Dirne.) |
Some sledge-drivers standing by were talking about her to some soldiers and telling them so. No doubt they knew her. They were laughing. |
»Sie war bei der Wirtin verschuldet«, entgegnete ich, zunehmend schadenfroh, »und mußte fast bis zum Tode bei ihr bleiben, obwohl sie schwindsüchtig war. |
They were going to meet in a pot-house to drink to her memory.” A great deal of this was my invention. |
Die Droschkenkutscher unterhielten sich mit den Soldaten, die dabeistanden, und sprachen davon. |
Silence followed, profound silence. |
Wahrscheinlich ihre einstigen Kunden. |
She did not stir. |
Sie lachten. |
“And is it better to die in a hospital?” “Isn’t it just the same? |
Und nahmen sich vor, in der Schenke ihrer zu gedenken. |
Besides, why should I die?” she added irritably. |
(Auch hier habe ich manches hinzugedichtet.) |
“If not now, a little later.” “Why a little later?” “Why, indeed? |
Schweigen, tiefes Schweigen. Sie rührte sich nicht. |
Now you are young, pretty, fresh, you fetch a high price. But after another year of this life you will be very different — you will go off.” “In a year?” “Anyway, in a year you will be worth less,” I continued malignantly. |
»Ist denn das Sterben im Krankenhaus etwa leichter?« »Ist das denn nicht gleich?… Und warum soll ich denn sterben?« fügte sie gereizt hinzu. |
“You will go from here to something lower, another house; a year later — to a third, lower and lower, and in seven years you will come to a basement in the Haymarket. |
»Wenn nicht jetzt, dann später?« »Nun, und später… « »Von wegen! Jetzt bist du jung, hübsch, frisch – dafür schätzt man dich auch. |
That will be if you were lucky. But it would be much worse if you got some disease, consumption, say… and caught a chill, or something or other. It’s not easy to get over an illness in your way of life. |
Nach einem Jahr solchen Lebens aber bist du nicht mehr die gleiche, dann bist du verwelkt.« »Nach einem Jahr?« »Jedenfalls bist du in einem Jahr weniger wert«, fuhr ich schadenfroh fort. |
If you catch anything you may not get rid of it. |
»Und dann wirst du aus diesem Haus in ein anderes, schlechteres kommen. |
And so you would die.” “Oh, well, then I shall die,” she answered, quite vindictively, and she made a quick movement. “But one is sorry.” “Sorry for whom?” “Sorry for life.” Silence. |
Nach einem zweiten Jahr – in ein drittes Haus, immer schlechter und schlechter, und etwa nach sieben Jahren wirst du im Keller auf der Sennaja angelangt sein. |
“Have you been engaged to be married? |
Das ginge noch. |
Eh?” “What’s that to you?” “Oh, I am not cross-examining you. It’s nothing to me. Why are you so cross? Of course you may have had your own troubles. |
Schlimm wäre es, wenn du außerdem krank würdest, nun, sagen wir, schwach auf der Brust… oder du erkältest dich, oder sonst irgendwas. |
What is it to me? It’s simply that I felt sorry.” “Sorry for whom?” “Sorry for you.” “No need,” she whispered hardly audibly, and again made a faint movement. |
Bei so einem Leben wird man die Krankheit nicht so leicht los. |
That incensed me at once. What! I was so gentle with her, and she… . |
Hat man sie sich einmal zugezogen, wird man sie nicht mehr los. |
“Why, do you think that you are on the right path?” “I don’t think anything.” “That’s what’s wrong, that you don’t think. Realise it while there is still time. |
Nun, und dann wirst du eben sterben.« »Dann werde ich eben sterben!« antwortete sie, nun ganz böse, und machte eine heftige Bewegung. |
There still is time. You are still young, good-looking; you might love, be married, be happy… . |
»Es ist aber doch schade.« »Um was?« »Um das Leben.« Schweigen. |
” “Not all married women are happy,” she snapped out in the rude abrupt tone she had used at first. |
»Hast du einen Bräutigam gehabt? Ja?« »Was geht das Sie an?« »Ich will dich ja nicht ausfragen. |
“Not all, of course, but anyway it is much better than the life here. |
Mir kann es ja egal sein. Warum ärgerst du dich? |
Infinitely better. Besides, with love one can live even without happiness. |
Natürlich kannst du deinen eigenen Kummer haben. |
Even in sorrow life is sweet; life is sweet, however one lives. |
Was es mich angeht? Nur so, es tut mir einfach leid.« »Was?« »Du tust mir leid.« »Kein Grund… «, flüsterte sie kaum hörbar und bewegte sich wieder. |
But here what is there but… foulness? |
Das ärgerte mich sofort. Wie! |
Phew!” I turned away with disgust; I was no longer reasoning coldly. |
Ich war so sanft zu ihr, sie aber… »Aber was denkst du denn eigentlich? |
I began to feel myself what I was saying and warmed to the subject. I was already longing to expound the cherished ideas I had brooded over in my corner. |
Bist du etwa auf einem guten Wege?« »Nichts denke ich.« »Das ist ja das schlimme, daß du nichts denkst. |
Something suddenly flared up in me. |
Besinne dich, solange es nicht zu spät ist. |
An object had appeared before me. |
Jetzt geht es noch. |
“Never mind my being here, I am not an example for you. I am, perhaps, worse than you are. I was drunk when I came here, though,” I hastened, however, to say in self-defence. “Besides, a man is no example for a woman. |
Du bist noch jung, du bist hübsch; du könntest dich verlieben, heiraten, glücklich sein… « »Nicht alle Verheirateten sind glücklich«, unterbrach sie mich in ihrer immer noch groben Art. |
It’s a different thing. I may degrade and defile myself, but I am not anyone’s slave. |
»Natürlich nicht alle, und dennoch ist es besser als das hier. |
I come and go, and that’s an end of it. |
Unvergleichlich besser. Mit Liebe kann man ohne Glück auskommen. |
I shake it off, and I am a different man. |
Auch im Leid ist dann das Leben schön. |
But you are a slave from the start. Yes, a slave! You give up everything, your whole freedom. |
Überhaupt ist es dann schön, auf der Welt zu leben, wie das Leben auch sein mag. |
If you want to break your chains afterwards, you won’t be able to; you will be more and more fast in the snares. |
Und hier, was ist hier außer… Gestank. Pfui!« Ich wandte mich angeekelt ab; ich räsonierte nicht mehr mit kühler Überlegenheit. |
It is an accursed bondage. I know it. |
Ich fühlte bereits selbst, was ich gerade sagte, und geriet in Feuer. |
I won’t speak of anything else, maybe you won’t understand, but tell me: no doubt you are in debt to your madam? |
Ich dürstete danach, meine heiligsten »Du denkst wohl, daß ich ja auch hier bin, aber an mir darfst du dir kein Beispiel nehmen. |
There, you see,” I added, though she made no answer, but only listened in silence, entirely absorbed, “that’s a bondage for you! |
Vielleicht bin ich noch schlechter als du. Übrigens war ich betrunken, als ich hierher kam«, ich hatte es eilig, mich zu rechtfertigen. |
You will never buy your freedom. They will see to that. |
»Zudem kann ein Mann einem Weibe niemals Beispiel sein. |
It’s like selling your soul to the devil… . And besides… perhaps, I too, am just as unlucky — how do you know — and wallow in the mud on purpose, out of misery? |
Das ist zweierlei; wenn ich mich auch ruiniere und mich besudele, so bin ich doch niemandes Sklave, ich komme und gehe wieder, und fort bin ich. |
You know, men take to drink from grief; well, maybe I am here from grief. |
Ich schüttle alles ab und bin wieder der alte. |
Come, tell me, what is there good here? |
Du aber, du bist gleich von Anfang an eine Sklavin, ja, eine Sklavin! |
Here you and I… came together… just now and did not say one word to one another all the time, and it was only afterwards you began staring at me like a wild creature, and I at you. |
Du lieferst dich ganz aus, mit deinem ganzen Willen. Willst du später diese Ketten zerreißen, so wird es nicht mehr gehen: immer tiefer und tiefer wirst du dich verstricken. |
Is that loving? Is that how one human being should meet another? |
Das ist schon eine verfluchte Kette. |
It’s hideous, that’s what it is!” “Yes!” she assented sharply and hurriedly. |
Ich kenne sie. Alles übrige will ich erst gar nicht erwähnen, du würdest es auch nicht verstehen. |
I was positively astounded by the promptitude of this “Yes.” So the same thought may have been straying through her mind when she was staring at me just before. |
Aber sag mir nur noch eins: du bist doch sicher schon bei deiner Wirtin verschuldet? Aha, siehst du!« fügte ich hinzu, obwohl sie nicht geantwortet hatte, sondern nur schweigend mit ihrem ganzen Wesen zuhörte, »da hast du die Kette! |
So she, too, was capable of certain thoughts? |
Du wirst dich nie mehr loskaufen können, dafür wird man schon sorgen. |
“Damn it all, this was interesting, this was a point of likeness!” I thought, almost rubbing my hands. And indeed it’s easy to turn a young soul like that! It was the exercise of my power that attracted me most. |
Wie wenn man dem Teufel die Seele… … Außerdem bin ich… vielleicht, genauso unglücklich, woher willst du das wissen, und will absichtlich im Schmutz versinken, weil es mir genauso schlecht geht. |
She turned her head nearer to me, and it seemed to me in the darkness that she propped herself on her arm. |
Andere trinken aus Kummer: nun, und ich komme hierher – aus Kummer. |
Perhaps she was scrutinising me. How I regretted that I could not see her eyes. I heard her deep breathing. “Why have you come here?” I asked her, with a note of authority already in my voice. |
Sag doch selbst, was ist daran gut: wir beide sind… vorhin zusammengekommen und haben doch kein Wort miteinander gesprochen, und erst hinterher hast du angefangen, mich wie eine Wilde anzustarren; und ich dich ebenso. |
“Oh, I don’t know.” “But how nice it would be to be living in your father’s house! |
Liebt man denn etwa so? Soll denn der Mensch mit dem Menschen auf diese Weise zusammenkommen? |
It’s warm and free; you have a home of your own.” “But what if it’s worse than this?” “I must take the right tone,” flashed through my mind. |
Das ist doch eine einzige Widerwärtigkeit und weiter nichts!« »Ja!« bestätigte sie hastig und schroff. |
“I may not get far with sentimentality.” But it was only a momentary thought. |
Mich wunderte sogar die Hastigkeit dieses Am meisten lockte mich das Spiel. |
I swear she really did interest me. Besides, I was exhausted and moody. And cunning so easily goes hand-in-hand with feeling. |
Sie rückte näher und stützte, so kam es mir in der Dunkelheit vor, den Kopf auf ihrem Arm. |
“Who denies it!” I hastened to answer. |
Vielleicht betrachtete sie mich wieder. |
“Anything may happen. I am convinced that someone has wronged you, and that you are more sinned against than sinning. |
Wie bedauerte ich, daß ich ihre Augen nicht erkennen konnte. |
Of course, I know nothing of your story, but it’s not likely a girl like you has come here of her own inclination… . |
Ich hörte sie tief atmen. »Warum bist du hierher gekommen?« begann ich bereits mit einer gewissen Macht. |
” “A girl like me?” she whispered, hardly audibly; but I heard it. |
»So… « »Aber wie gut könnte man es im Elternhaus haben! |
Damn it all, I was flattering her. That was horrid. But perhaps it was a good thing… . She was silent. |
Warm, frei; ein eigenes Nest.« »Wenn es aber schlimmer ist als hier?« “Man muß den richtigen Ton treffen”, zuckte es mir durch den Kopf, “mit Sentimentalität wird man wahrscheinlich wenig erreichen.” Allerdings huschte das nur flüchtig vorüber. |
“See, Liza, I will tell you about myself. |
Ich schwöre, sie interessierte mich wirklich. |
If I had had a home from childhood, I shouldn’t be what I am now. I often think that. |
Dazu kam, daß ich irgendwie abgespannt und eigentümlich empfindsam war. |
However bad it may be at home, anyway they are your father and mother, and not enemies, strangers. |
Das Schwindeln aber verträgt sich ja so gut mit Gefühl. »Wer will darüber etwas sagen!« beeilte ich mich ihr beizupflichten, »alles kommt vor. |
Once a year at least, they’ll show their love of you. Anyway, you know you are at home. I grew up without a home; and perhaps that’s why I’ve turned so… unfeeling.” I waited again. |
Ich für mein Teil bin überzeugt, daß irgend jemand dich beleidigt hat, daß man eher vor dir schuldig ist als du vor »Was für ein Mädchen bin ich denn?« flüsterte sie kaum hörbar, aber ich hörte es doch. |
“Perhaps she doesn’t understand,” I thought, “and, indeed, it is absurd — it’s moralising.” “If I were a father and had a daughter, I believe I should love my daughter more than my sons, really,” I began indirectly, as though talking of something else, to distract her attention. |
“Hol’s der Teufel, ich schmeichle ja. Das ist schändlich. Vielleicht ist es auch gut… ” Sie schwieg. »Siehst du, Lisa, ich spreche von mir! |
I must confess I blushed. “Why so?” she asked. Ah! so she was listening! |
Wäre ich als Kind in einer Familie aufgewachsen, so würde ich anders sein, als ich jetzt bin. |
“I don’t know, Liza. |
Ich denke oft darüber nach. |
I knew a father who was a stern, austere man, but used to go down on his knees to his daughter, used to kiss her hands, her feet, he couldn’t make enough of her, really. |
Denn wie schlecht es in einer Familie auch sein mag – es sind doch immerhin Vater und Mutter und keine Feinde, keine Fremden. |
When she danced at parties he used to stand for five hours at a stretch, gazing at her. |
Und sollten sie nur einmal im Jahr ihre Liebe beweisen, so weißt du immerhin, daß du zu Hause bist. |
He was mad over her: I understand that! She would fall asleep tired at night, and he would wake to kiss her in her sleep and make the sign of the cross over her. |
Ich aber bin ohne Familie aufgewachsen; deshalb bin ich wahrscheinlich auch so geworden… gefühllos.« Ich wartete wieder eine Weile. |
He would go about in a dirty old coat, he was stingy to everyone else, but would spend his last penny for her, giving her expensive presents, and it was his greatest delight when she was pleased with what he gave her. |
“Wahrscheinlich versteht sie das überhaupt nicht”, dachte ich. “Es ist ja auch lächerlich: Moral.” »Wenn ich Vater wäre und eine Tochter hätte, so würde ich, glaube ich, meine Tochter mehr als meine Söhne lieben, wirklich«, begann ich beiläufig, als wollte ich sie zerstreuen. |
Fathers always love their daughters more than the mothers do. |
Ich muß gestehen, ich errötete. »Warum denn das?« fragte sie. |
Some girls live happily at home! And I believe I should never let my daughters marry.” “What next?” she said, with a faint smile. |
“Aha, sie hört also doch zu!” »Einfach so, ich weiß nicht warum. |
“I should be jealous, I really should. To think that she should kiss anyone else! That she should love a stranger more than her father! It’s painful to imagine it. |
Siehst du, ich kannte einen Vater, einen strengen und harten Mann, vor seiner Tochter aber lag er auf den Knien, küßte ihre Hände und Füße und konnte sich nicht an ihr satt sehen. |
Of course, that’s all nonsense, of course every father would be reasonable at last. |
Wirklich. Wenn sie auf einem Ball tanzte, blieb er fünf Stunden auf einem Fleck stehen und ließ kein Auge von ihr. |
But I believe before I should let her marry, I should worry myself to death; I should find fault with all her suitors. |
Ganz närrisch ist er gewesen: ich kann das verstehen! Nachts, wenn sie schlief, wachte er bei ihr, küßte sie im Schlaf und bekreuzte sie fortwährend. |
But I should end by letting her marry whom she herself loved. The one whom the daughter loves always seems the worst to the father, you know. That is always so. |
Selbst ging er in einem schäbigen Rock, war geizig, für sie aber war ihm nichts zu teuer, er beschenkte sie fürstlich und hatte keine größere Freude, als wenn das Geschenk ihr gefiel. |
So many family troubles come from that.” “Some are glad to sell their daughters, rather than marrying them honourably.” Ah, so that was it! |
Der Vater liebt die Töchter immer mehr als die Mutter, viele Töchter haben es gut im Elternhause! |
“Such a thing, Liza, happens in those accursed families in which there is neither love nor God,” I retorted warmly, “and where there is no love, there is no sense either. |
Und ich würde meine Tochter wahrscheinlich überhaupt nicht heiraten lassen.« »Wieso nicht?« fragte sie mit dem Anflug eines Lächelns. »Aus Eifersucht, bei Gott. |
There are such families, it’s true, but I am not speaking of them. |
Sie soll einen Fremden küssen? Einen Fremden mehr als den Vater lieben? |
You must have seen wickedness in your own family, if you talk like that. |
Man kann sich das kaum vorstellen. Natürlich ist das alles Unsinn; natürlich wird jeder schließlich zur Vernunft kommen. |
Truly, you must have been unlucky. H’m!… that sort of thing mostly comes about through poverty.” “And is it any better with the gentry? Even among the poor, honest people who live happily?” “H’m… yes. |
Allerdings hätte ich mich vor ihrer Heirat schon zu Tode gesorgt: ich hätte jeden Bräutigam schlechtgemacht; zu guter Letzt aber sie dem gegeben, den sie liebt! |
Perhaps. Another thing, Liza, man is fond of reckoning up his troubles, but does not count his joys. |
Derjenige, den die Tochter liebgewinnt, scheint dem Vater immer der Schlimmste zu sein. |
If he counted them up as he ought, he would see that every lot has enough happiness provided for it. |
Das ist nun einmal so. Deswegen kommt es in manchen Familien zu großem Unglück.« »Manchen aber ist es lieber, ihre Tochter zu verkaufen, statt sie in Ehren aus dem Haus zu geben«, sagte sie plötzlich. |
And what if all goes well with the family, if the blessing of God is upon it, if the husband is a good one, loves you, cherishes you, never leaves you! |
“Aha! Das ist es also!” »Das, Lisa, kommt in jenen verruchten Familien vor, die weder Gott noch Liebe kennen«, griff ich mit Feuer ihre Worte auf, »wo es aber keine Liebe gibt, gibt es auch keine Vernunft. |
There is happiness in such a family! Even sometimes there is happiness in the midst of sorrow; and indeed sorrow is everywhere. |
Solche Familien gibt es, das stimmt, aber nicht von ihnen spreche ich. |
If you marry YOU WILL FIND OUT FOR YOURSELF. |
Du mußt wohl in deiner Familie wenig Gutes gesehen haben, wenn du so sprichst. |
But think of the first years of married life with one you love: what happiness, what happiness there sometimes is in it! |
Ganz bestimmt bist du unglücklich. Hm… ! Meistens ist die Armut daran schuld.« »Geht es denn bei den Herrschaften etwa besser zu? |
And indeed it’s the ordinary thing. In those early days even quarrels with one’s husband end happily. |
Auch in Armut leben ehrliche Menschen, wie es sich gehört.« »Hm… ja. |
Some women get up quarrels with their husbands just because they love them. |
Vielleicht. Eins kommt noch dazu, Lisa: Der Mensch liebt es, nur sein Unglück zu beachten, sein Glück aber zu übersehen. |
Indeed, I knew a woman like that: she seemed to say that because she loved him, she would torment him and make him feel it. |
Würde er aber richtig sehen, so würde er erkennen, daß ihm beides beschert ist. |
You know that you may torment a man on purpose through love. Women are particularly given to that, thinking to themselves ‘I will love him so, I will make so much of him afterwards, that it’s no sin to torment him a little now.’ And all in the house rejoice in the sight of you, and you are happy and gay and peaceful and honourable… . |
Wie schön ist es doch, wenn die Familie wohlgeraten ist, wenn Gottes Segen auf ihr ruht, wenn du einen guten Mann hast, der dich liebt, dich schont, keinen Schritt von dir weicht! |
Then there are some women who are jealous. |
In einer solchen Familie ist gut leben! |
If he went off anywhere — I knew one such woman, she couldn’t restrain herself, but would jump up at night and run off on the sly to find out where he was, whether he was with some other woman. |
Selbst das Unglück läßt sich dann ertragen; wo gibt es denn kein Unglück? Solltest du einmal heiraten – “Mit Bildern, gerade mit solchen Bildern muß man dir kommen!” dachte ich im stillen, obwohl ich bei Gott mit Gefühl gesprochen hatte, und errötete plötzlich: “Und wenn sie jetzt lacht, was dann?” Dieser Gedanke machte mich rasend. |
That’s a pity. And the woman knows herself it’s wrong, and her heart fails her and she suffers, but she loves — it’s all through love. |
Gegen Schluß meiner Rede war ich wirklich in Feuer geraten und war jetzt in meinem Ehrgeiz gewissermaßen getroffen. |
And how sweet it is to make up after quarrels, to own herself in the wrong or to forgive him! |
Das Schweigen dauerte an. Ich wollte sie schon anstoßen. »Aber, Sie… «, begann sie plötzlich und stockte. |
And they both are so happy all at once — as though they had met anew, been married over again; as though their love had begun afresh. And no one, no one should know what passes between husband and wife if they love one another. And whatever quarrels there may be between them they ought not to call in their own mother to judge between them and tell tales of one another. |
Doch ich hatte schon alles begriffen: in ihrer Stimme zitterte bereits etwas anderes, nicht das Schroffe, Rauhe und Unansprechbare wie vorher, sondern etwas Weiches und Verschämtes, dermaßen Verschämtes, daß ich mich plötzlich selbst vor ihr schämte und mich vor ihr schuldig fühlte. |
They are their own judges. |
»Was denn?« fragte ich mit zarter Neugier. |
Love is a holy mystery and ought to be hidden from all other eyes, whatever happens. That makes it holier and better. They respect one another more, and much is built on respect. |
»Aber Sie… « »Was denn?« »Aber Sie sprechen… genau wie nach dem Buch«, sagte sie, und plötzlich glaubte ich wieder etwas Spöttisches in ihrer Stimme zu hören. |
And if once there has been love, if they have been married for love, why should love pass away? |
Diese Bemerkung versetzte mir einen schmerzhaften Stich. Ich hatte etwas anderes erwartet. |
Surely one can keep it! It is rare that one cannot keep it. And if the husband is kind and straightforward, why should not love last? The first phase of married love will pass, it is true, but then there will come a love that is better still. |
Ich hatte nicht begriffen, daß sie sich absichtlich hinter dem Spott versteckte, daß dies gewöhnlich der letzte Zug aller verschämten und in ihrem Herzen keuschen Menschen ist, wenn man ihre Seele roh und aufdringlich bestürmt, die bis zum letzten Augenblick aus Stolz sich nicht ergeben und fürchten, ihr Gefühl zu zeigen. |
Then there will be the union of souls, they will have everything in common, there will be no secrets between them. |
Schon aus der Schüchternheit, mit der sie nach mehreren Ansätzen ihren Spott endlich vorbrachte, hätte ich alles erraten müssen. |
And once they have children, the most difficult times will seem to them happy, so long as there is love and courage. |
Ich aber erriet nichts, und ein ungutes Gefühl stieg in mir auf. “Warte nur”, dachte ich. |
PART II. A Propos of the Wet Snow - Chapter VII |
Zweiter Teil - Kapitel VII |
“Oh, hush, Liza! How can you talk about being like a book, when it makes even me, an outsider, feel sick? |
»Hör auf, Lisa, was heißt hier ›wie nach dem Buch‹, wenn das alles mich schon als Unbeteiligten anekelt. |
Though I don’t look at it as an outsider, for, indeed, it touches me to the heart… . |
Dabei bin ich ja nicht unbeteiligt. Alles erwacht jetzt in meiner Seele… Sollte dieses Haus dich wirklich, wirklich nicht anekeln? |
Is it possible, is it possible that you do not feel sick at being here yourself? |
Nein, das ist also die Gewohnheit! Weiß der Teufel, was die Gewohnheit alles aus einem Menschen machen kann. |
Can you seriously think that you will never grow old, that you will always be good- looking, and that they will keep you here for ever and ever? |
Solltest du denn im Ernst denken, daß du nicht alt wirst, ewig hübsch bleibst und daß man dich bis in alle Ewigkeit hierbehält? |
I say nothing of the loathsomeness of the life here… . Though let me tell you this about it — about your present life, I mean; here though you are young now, attractive, nice, with soul and feeling, yet you know as soon as I came to myself just now I felt at once sick at being here with you! |
Ich rede nicht einmal davon, daß hier nichts als Widerwärtigkeiten… Übrigens, weißt du, was ich dir darüber, über dein jetziges Leben nämlich, sagen werde: Jetzt bist du immerhin noch jung, hübsch, gut, du hast Gefühl und Herz; weißt du eigentlich, daß ich vorhin, als ich wieder zu mir kam, mich sofort vor dir ekelte! |
One can only come here when one is drunk. |
Man kann ja doch nur in betrunkenem Zustand hierhergeraten. |
But if you were anywhere else, living as good people live, I should perhaps be more than attracted by you, should fall in love with you, should be glad of a look from you, let alone a word; I should hang about your door, should go down on my knees to you, should look upon you as my betrothed and think it an honour to be allowed to. |
Wärest du aber an einem anderen Ort, lebtest du, wie gute Menschen leben, so würde ich dir vielleicht nicht nur den Hof machen, sondern mich einfach in dich verlieben und über jeden deiner Blicke, nicht nur über jedes Wort, glücklich sein. Am Haustor würde ich dich erwarten, auf den Knien vor dir liegen; würde zu dir wie zu meiner Braut emporschauen und es mir zur Ehre anrechnen. |
I should not dare to have an impure thought about you. |
Ich würde nicht wagen, etwas Unsauberes von dir auch nur zu denken. |
But here, you see, I know that I have only to whistle and you have to come with me whether you like it or not. I don’t consult your wishes, but you mine. |
Hier aber weiß ich doch, daß ich nur zu pfeifen brauche, und du mußt kommen, ob du willst oder nicht, und nicht ich habe mich nach deinem, sondern du hast dich nach meinem Willen zu richten. |
The lowest labourer hires himself as a workman, but he doesn’t make a slave of himself altogether; besides, he knows that he will be free again presently. |
Selbst der letzte Bauer, wenn er auf Tagelohn geht, ist nicht mit Leib und Seele verdingt und weiß darüber hinaus, daß es nur eine gewisse Zeit dauert. |
But when are you free? |
Wann aber ist deine Zeit um? |
Only think what you are giving up here? |
Besinne dich doch: Was gibst du hin? |
What is it you are making a slave of? |
Was hast du hier verkauft? |
It is your soul, together with your body; you are selling your soul which you have no right to dispose of! |
Die Seele, die Seele, die nicht dir gehört, hast du hier zusammen mit deinem Leibe verkauft. |
You give your love to be outraged by every drunkard! |
Deine Liebe gibst du jedem Trunkenbold zu Schimpf und Schande preis. |
Love! |
Liebe! |
But that’s everything, you know, it’s a priceless diamond, it’s a maiden’s treasure, love — why, a man would be ready to give his soul, to face death to gain that love. |
Das ist ja das Ein und Alles, das ist ja der Diamant, der Schatz eines Mädchens, die Liebe. Um sie zu erringen, ist doch manch einer bereit, seine Seele hinzugeben, in den Tod zu gehen. |
But how much is your love worth now? |
Und wie hoch wird deine Liebe hier geschätzt? |
You are sold, all of you, body and soul, and there is no need to strive for love when you can have everything without love. |
Man kauft dich ja ganz, mit Leib und Seele, wozu sich da noch besonders um Liebe bemühen, wenn auch ohne Liebe alles zu haben ist! |
And you know there is no greater insult to a girl than that, do you understand? |
Eine größere Kränkung kann es für ein Mädchen nicht geben, begreifst du das auch? |
To be sure, I have heard that they comfort you, poor fools, they let you have lovers of your own here. But you know that’s simply a farce, that’s simply a sham, it’s just laughing at you, and you are taken in by it! |
Ich habe gehört, daß man euch Närrinnen hier Liebhaber erlaubt, um euch zu trösten; das ist doch aber nur Gaukelei, Betrug, Spott, ihr aber nehmt es ernst. |
Why, do you suppose he really loves you, that lover of yours? |
Soll er dich etwa wirklich lieben, dieser Liebhaber? |
I don’t believe it. |
Das glaube ich nicht. |
How can he love you when he knows you may be called away from him any minute? |
Wie soll er dich lieben, wenn er weiß, daß man dich zu jeder Zeit von ihm wegrufen kann. |
He would be a low fellow if he did! |
Ein Schweinekerl ist er. |
Will he have a grain of respect for you? |
Achtet er dich denn auch nur ein wenig? |
What have you in common with him? |
Was hast du mit ihm Gemeinsames? |
He laughs at you and robs you — that is all his love amounts to! |
Er lacht ja nur über dich und bestiehlt dich obendrein – das ist seine ganze Liebe! |
You are lucky if he does not beat you. |
Man kann noch froh sein, wenn er dich nicht prügelt. |
Very likely he does beat you, too. |
Vielleicht prügelt er dich auch. |
Ask him, if you have got one, whether he will marry you. |
Frag ihn doch, wenn du einen hast, ob er dich heiraten würde. |
He will laugh in your face, if he doesn’t spit in it or give you a blow — though maybe he is not worth a bad halfpenny himself. |
Er wird dir ins Gesicht lachen, wenn er dir nicht ins Gesicht spuckt oder dich verprügelt. Er selbst aber ist keine halbe Kopeke wert. |
And for what have you ruined your life, if you come to think of it? |
Und wofür, besinne dich, wofür richtest du dein Leben zugrunde? |
For the coffee they give you to drink and the plentiful meals? |
Weil du hier Kaffee zu trinken bekommst und dich hier satt essen kannst? |
But with what object are they feeding you up? |
Wofür aber wirst du hier gefüttert? |
An honest girl couldn’t swallow the food, for she would know what she was being fed for. |
Eine andere, eine Anständige, würde einen solchen Bissen nicht herunterkriegen, weil sie weiß, wofür man ihr zu essen gibt. |
You are in debt here, and, of course, you will always be in debt, and you will go on in debt to the end, till the visitors here begin to scorn you. |
Du bist hier verschuldet, und du bleibst hier verschuldet bis an das letzte Ende, bis zu dem Tage, an dem die Gäste sich vor dir ekeln werden. |
And that will soon happen, don’t rely upon your youth — all that flies by express train here, you know. |
Das aber wird bald sein, verlaß dich ja nicht auf deine Jugend. Hier geht es ja wie mit der Post. Man wirft dich hinaus. |
You will be kicked out. And not simply kicked out; long before that she’ll begin nagging at you, scolding you, abusing you, as though you had not sacrificed your health for her, had not thrown away your youth and your soul for her benefit, but as though you had ruined her, beggared her, robbed her. |
Aber man wird dich nicht einfach hinauswerfen, sondern lange vorher wird man dich schikanieren, dir Vorwürfe machen, dich beschimpfen – als ob du ihr nicht deine Gesundheit hingegeben, deine Jugend und deine Seele umsonst ihr geopfert, als ob du deine Wirtin zugrunde gerichtet, ruiniert, bestohlen hättest. |
And don’t expect anyone to take your part: the others, your companions, will attack you, too, win her favour, for all are in slavery here, and have lost all conscience and pity here long ago. |
Erwarte keine Hilfe. Die anderen, deine Freundinnen, werden gleichfalls über dich herfallen, um sich bei der Wirtin einzuschmeicheln, denn hier sind alle Sklaven und haben längst Mitleid und Gewissen eingebüßt. |
They have become utterly vile, and nothing on earth is viler, more loathsome, and more insulting than their abuse. |
Durch und durch gemein sind sie geworden, und es gibt auf der ganzen Welt nichts Widerlicheres, Kränkenderes und Gemeineres als ihre Flüche. |
And you are laying down everything here, unconditionally, youth and health and beauty and hope, and at twenty-two you will look like a woman of five-and-thirty, and you will be lucky if you are not diseased, pray to God for that! |
Alles wirst du hier opfern, alles, ohne Rest – Gesundheit, Jugend, Schönheit, Hoffnungen, mit zweiundzwanzig Jahren wirst du aussehen wie eine Fünfunddreißigjährige und wirst noch Glück haben, wenn du bis dahin noch nicht krank bist, und Gott dafür danken müssen. |
No doubt you are thinking now that you have a gay time and no work to do! |
Du denkst jetzt sicher noch, daß du hier nicht zu arbeiten brauchst und dich vergnügen kannst! |
Yet there is no work harder or more dreadful in the world or ever has been. |
Aber es gibt auf der ganzen Welt keine Arbeit, die schwerer und gemeiner wäre. |
One would think that the heart alone would be worn out with tears. |
Das Herz zerfließt förmlich in Tränen. |
And you won’t dare to say a word, not half a word when they drive you away from here; you will go away as though you were to blame. |
Aber kein Wort wirst du sagen dürfen, kein halbes Wörtchen, wenn man dich hier hinauswirft, du schleichst dich wie eine Schuldige davon. |
You will change to another house, then to a third, then somewhere else, till you come down at last to the Haymarket. |
Du kommst in ein anderes Haus, dann in ein drittes, dann wieder in ein anderes und wirst schließlich auf der Sennaja landen. |
There you will be beaten at every turn; that is good manners there, the visitors don’t know how to be friendly without beating you. |
Dort aber ist das Prügeln an der Tagesordnung; es ist die dort übliche Zärtlichkeit. Dort kann der Gast ohne Prügel nicht zärtlich sein. |
You don’t believe that it is so hateful there? |
Du glaubst nicht, daß es dort so zugeht? |
Go and look for yourself some time, you can see with your own eyes. |
Geh mal hin, dann wirst du’s mit eigenen Augen sehen. |
Once, one New Year’s Day, I saw a woman at a door. |
Ich habe dort einmal am Neujahrstage eine vor der Tür gesehen. |
They had turned her out as a joke, to give her a taste of the frost because she had been crying so much, and they shut the door behind her. |
Ihre eigenen Genossinnen hatten sie hinausgesetzt und hinter ihr die Tür zugeschlagen; sie sollte sich ein wenig abkühlen, weil sie allzu laut geheult hatte. |
At nine o’clock in the morning she was already quite drunk, dishevelled, half-naked, covered with bruises, her face was powdered, but she had a black-eye, blood was trickling from her nose and her teeth; some cabman had just given her a drubbing. |
Schon um neun Uhr morgens war sie völlig betrunken, zerzaust, halb nackt und blaugeschlagen. Das Gesicht geschminkt, aber unter den Augen blaue Flecke; blutende Nase und Lippen; irgendein Droschkenkutscher mußte sie gerade gehörig bearbeitet haben. |
She was sitting on the stone steps, a salt fish of some sort was in her hand; she was crying, wailing something about her luck and beating with the fish on the steps, and cabmen and drunken soldiers were crowding in the doorway taunting her. |
Sie ließ sich auf die steinernen Stufen nieder, in der Hand hielt sie irgendeinen gesalzenen Fisch; sie heulte, beklagte ihr Los und schlug dabei mit dem Fisch gegen die Stufen. Kutscher und betrunkene Soldaten versammelten sich um die Treppe und neckten sie. |
You don’t believe that you will ever be like that? |
Du kannst dir wohl nicht denken, daß es auch dir so gehen wird. |
I should be sorry to believe it, too, but how do you know; maybe ten years, eight years ago that very woman with the salt fish came here fresh as a cherub, innocent, pure, knowing no evil, blushing at every word. |
Auch ich möchte lieber nicht daran denken; aber woher willst du es wissen, vielleicht kam gerade diese mit dem gesalzenen Fisch vor etwa zehn oder acht Jahren hierher – sie kam frisch, wie ein kleiner Engel, unschuldig und rein; sie ahnte nichts Böses und errötete bei jedem Wort. |
Perhaps she was like you, proud, ready to take offence, not like the others; perhaps she looked like a queen, and knew what happiness was in store for the man who should love her and whom she should love. |
Vielleicht war sie genauso wie du, stolz und empfindlich, den anderen unähnlich, sah vielleicht wie eine Königin drein und wußte selbst, welches Glück jenen erwartet, der sie lieben und den sie wiederlieben würde. |
Do you see how it ended? |
Und siehst du nun, welches Ende es genommen hat? |
And what if at that very minute when she was beating on the filthy steps with that fish, drunken and dishevelled — what if at that very minute she recalled the pure early days in her father’s house, when she used to go to school and the neighbour’s son watched for her on the way, declaring that he would love her as long as he lived, that he would devote his life to her, and when they vowed to love one another for ever and be married as soon as they were grown up! |
Und wenn sie im selben Augenblick, als sie dort mit diesem Fisch auf die schmutzigen Stufen klopfte, betrunken und zerzaust, wenn sie sich gerade in diesem Augenblick ihrer früheren reinen Jahre im Elternhaus erinnerte, als sie noch in die Schule ging und der Nachbarssohn sie auf dem Heimweg erwartete und ihr beteuerte, daß er sie sein ganzes Leben lang lieben werde, daß er nur für sie leben möchte, und wie sie dann zusammen beschlossen, sich ewig zu lieben und zu heiraten, wenn sie groß wären! |
No, Liza, it would be happy for you if you were to die soon of consumption in some corner, in some cellar like that woman just now. |
Nein, Lisa, du kannst von Glück, wirklich von Glück sagen, wenn du irgendwo dort in der Ecke, in einem Keller, so bald wie möglich an Schwindsucht stirbst. |
In the hospital, do you say? |
Du sprachst vorhin vom Krankenhaus. |
You will be lucky if they take you, but what if you are still of use to the madam here? |
Wenn man dich hinbringt, ist alles gut, wenn aber die Wirtin dich noch brauchen kann? |
Consumption is a queer disease, it is not like fever. |
Schwindsucht ist etwas anderes als Influenza. |
The patient goes on hoping till the last minute and says he is all right. He deludes himself And that just suits your madam. |
Ein Schwindsüchtiger hofft bis zum letzten Augenblick und behauptet, er sei gesund, er macht sich das selbst vor. |
Don’t doubt it, that’s how it is; you have sold your soul, and what is more you owe money, so you daren’t say a word. |
Für die Wirtin aber ist das vorteilhaft. Glaub mir, das ist so; du hast dich verkauft, du bist Geld schuldig, also darfst du keinen Muckser tun. |
But when you are dying, all will abandon you, all will turn away from you, for then there will be nothing to get from you. |
Wenn’s aber ans Sterben geht, werden alle dich verlassen, alle dir den Rücken zukehren, denn dann ist bei dir nichts mehr zu holen. |
What’s more, they will reproach you for cumbering the place, for being so long over dying. |
Dann wird man dir auch noch vorwerfen, daß du unnütz Platz wegnimmst und nicht schnell genug stirbst. |
However you beg you won’t get a drink of water without abuse: ‘Whenever are you going off, you nasty hussy, you won’t let us sleep with your moaning, you make the gentlemen sick.’ That’s true, I have heard such things said myself. |
Du wirst sie um einen Schluck Wasser anflehen, aber auch den bekommst du nur unter Verwünschungen: ›Wann krepierst du endlich, du Aas, du läßt uns nicht schlafen, stöhnst in der Nacht, die Gäste nehmen daran Anstoß.‹ Das wird bestimmt so kommen; ich selbst habe solche Reden einmal gehört. |
They will thrust you dying into the filthiest corner in the cellar — in the damp and darkness; what will your thoughts be, lying there alone? |
Man steckt dich, wenn du mit dem Tode ringst, in den schmutzigsten Kellerwinkel – in Dunkelheit und Moder; was für Gedanken werden dir durch den Kopf gehen, wenn du dort allein liegst? |
When you die, strange hands will lay you out, with grumbling and impatience; no one will bless you, no one will sigh for you, they only want to get rid of you as soon as may be; they will buy a coffin, take you to the grave as they did that poor woman today, and celebrate your memory at the tavern. |
Bist du gestorben, so packt man dich hastig, lieblos, mürrisch und ungeduldig in den Sarg – keiner segnet dich, keinem entringt sich auch nur ein Seufzer, alles geschieht in größter Eile. Man kauft einen billigen Sarg und trägt dich dann hinaus, so wie man heute diese Arme hinausgetragen hat, und dann gedenkt man deiner in der Schenke. |
In the grave, sleet, filth, wet snow — no need to put themselves out for you —‘Let her down, Vanuha; it’s just like her luck — even here, she is head-foremost, the hussy. |
Im Grabe Schlamm, Moder, nasser Schnee – sollte man denn deinetwegen Umstände machen? ›Runter mit ihr, Wanka; siehst du – auch hier streckt sie noch die Beine hoch, so eine war das. |
Shorten the cord, you rascal.’ ‘It’s all right as it is.’ ‘All right, is it? |
Zieh den Strick an, du Gauner.‹ – ›Ist schon recht.‹ – ›Wieso recht? |
Why, she’s on her side! She was a fellow-creature, after all! |
Siehst du denn nicht, daß sie auf der Seite liegt? |
But, never mind, throw the earth on her.’ And they won’t care to waste much time quarrelling over you. |
Immerhin ist sie doch auch ein Mensch gewesen, oder nicht? Ist schon recht, schütt zu.‹ Deinetwegen lohnt es sich nicht zu streiten. |
They will scatter the wet blue clay as quick as they can and go off to the tavern… and there your memory on earth will end; other women have children to go to their graves, fathers, husbands. While for you neither tear, nor sigh, nor remembrance; no one in the whole world will ever come to you, your name will vanish from the face of the earth — as though you had never existed, never been born at all! |
Eilig schütten sie das Grab mit nassem, blauem Lehm zu und gehen in die Schenke… Und damit hat die Erinnerung an dich auf Erden ein Ende; andere Gräber werden von den Kindern, den Vätern oder Gatten besucht, über dir aber – keine Träne, kein Seufzer, keine Erinnerung, und niemand, niemand auf der ganzen Welt wird je an dein Grab kommen; dein Name verschwindet auf ewig vom Angesicht der Erde, als ob es dich nie gegeben hätte, als ob du nie geboren wärest! |
Nothing but filth and mud, however you knock at your coffin lid at night, when the dead arise, however you cry: ‘Let me out, kind people, to live in the light of day! |
Schlamm und Sumpf, und es bleibt dir nichts anderes übrig, als nachts, wenn die Toten sich erheben, gegen den Sargdeckel zu klopfen und zu rufen: ›Laßt mich noch einmal leben, ihr guten Menschen! |
My life was no life at all; my life has been thrown away like a dish- clout; it was drunk away in the tavern at the Haymarket; let me out, kind people, to live in the world again.’” And I worked myself up to such a pitch that I began to have a lump in my throat myself, and… and all at once I stopped, sat up in dismay and, bending over apprehensively, began to listen with a beating heart. |
Ich lebte – ohne das Leben zu kennen, mein Leben wurde zu einem Wischlumpen gemacht; in einer Schenke auf der Sennaja wurde es versoffen, laßt mich, ihr guten Menschen, noch einmal leben!‹« Ich geriet in Pathos, so sehr, daß ich einen Weinkrampf nahen spürte und… plötzlich hielt ich inne, erhob mich erschrocken und horchte mit ängstlich eingezogenem Kopf und pochendem Herzen. |
I had reason to be troubled. |
Ich hatte wahrlich genügend Grund, verlegen zu werden. |
I had felt for some time that I was turning her soul upside down and rending her heart, and — and the more I was convinced of it, the more eagerly I desired to gain my object as quickly and as effectually as possible. |
Schon lange hatte ich gespürt, daß ich ihre ganze Seele aufgewühlt und ihr Herz zerbrochen hatte; und je mehr ich mich davon überzeugte, desto mehr drängte es mich, so schnell wie möglich und so stark wie möglich das Ziel zu erreichen. |
It was the exercise of my skill that carried me away; yet it was not merely sport… . |
Das Spiel, das Spiel riß mich mit. Übrigens war es nicht nur Spiel… Ich wußte, daß ich gespreizt und steif gesprochen hatte, mit einem Wort, ›literarisch‹, ich konnte ja gar nicht anders sprechen als eben ›wie nach dem Buch‹. |
I knew I was speaking stiffly, artificially, even bookishly, in fact, I could not speak except “like a book.” But that did not trouble me: I knew, I felt that I should be understood and that this very bookishness might be an assistance. |
Das aber störte mich nicht: ich wußte, ich ahnte, daß ich verstanden wurde und daß dieses Literarische die Wirkung womöglich noch steigerte. Jetzt aber, angesichts des Erfolges, bekam ich plötzlich Angst. Nein, niemals, niemals war ich Zeuge einer solchen Verzweiflung gewesen! |
But now, having attained my effect, I was suddenly panic-stricken. Never before had I witnessed such despair! |
Sie hatte das Gesicht tief in die Kissen vergraben, die sie mit beiden Händen umklammert hielt. |
Her heart was being torn. |
Ihre Brust drohte zu zerspringen. |
Her youthful body was shuddering all over as though in convulsions. |
Der ganze junge Körper bebte und zuckte wie in Krämpfen. |
Suppressed sobs rent her bosom and suddenly burst out in weeping and wailing, then she pressed closer into the pillow: she did not want anyone here, not a living soul, to know of her anguish and her tears. |
Das unterdrückte Schluchzen ballte sich in ihrer Brust, würgte sie und brach in Schreien und Stöhnen aus ihr heraus. Dann preßte sie sich noch fester an das Kissen: sie wollte vermeiden, daß irgend jemand hier in diesem Hause, auch nicht eine einzige Seele, von ihren Qualen und ihren Tränen erführe. |
She bit the pillow, bit her hand till it bled (I saw that afterwards), or, thrusting her fingers into her dishevelled hair, seemed rigid with the effort of restraint, holding her breath and clenching her teeth. |
Sie biß in das Kissen, sie biß sich die Hand blutig (das sah ich später), sie krallte die Finger in ihre aufgelösten Zöpfe und erstarb förmlich, mit angehaltenem Atem und zusammengebissenen Zähnen. |
I began saying something, begging her to calm herself, but felt that I did not dare; and all at once, in a sort of cold shiver, almost in terror, began fumbling in the dark, trying hurriedly to get dressed to go. |
Ich begann auf sie einzureden, ich bat sie, sich zu beruhigen, doch schon fühlte ich, daß ich es nicht durfte, stürzte plötzlich, selbst fiebernd, beinahe von Sinnen aus dem Bett und begann hastig, meine Sachen tastend zusammenzusuchen. |
It was dark; though I tried my best I could not finish dressing quickly. |
Es war vollkommen dunkel: wie sehr ich mich auch bemühte, es dauerte mir viel zu lange. |
Suddenly I felt a box of matches and a candlestick with a whole candle in it. |
Plötzlich hatte ich eine Streichholzschachtel und einen Leuchter mit einer neuen, noch nicht angebrannten Kerze. |
As soon as the room was lighted up, Liza sprang up, sat up in bed, and with a contorted face, with a half insane smile, looked at me almost senselessly. |
Kaum flackerte die Kerze auf, erhob sich Lisa plötzlich, setzte sich hin und starrte mich an, mit verzerrtem Gesicht, verstört lächelnd, wie von Sinnen. |
I sat down beside her and took her hands; she came to herself, made an impulsive movement towards me, would have caught hold of me, but did not dare, and slowly bowed her head before me. |
Ich setzte mich neben sie und ergriff ihre Hände; sie kam zu sich, wandte sich mir heftig zu, als wollte sie mich umarmen, doch wagte sie es nicht und senkte still den Kopf. |
“Liza, my dear, I was wrong… forgive me, my dear,” I began, but she squeezed my hand in her fingers so tightly that I felt I was saying the wrong thing and stopped. |
»Lisa, meine Freundin, ich durfte nicht… vergib mir«, begann ich, sie aber preßte meine Hände so stark mit ihren Fingern, daß ich erriet, wie unpassend meine Worte waren, und verstummte. |
“This is my address, Liza, come to me.” “I will come,” she answered resolutely, her head still bowed. |
»Hier ist meine Adresse, Lisa, du sollst zu mir kommen.« »Ich werde kommen… «, flüsterte sie entschlossen, immer noch ohne aufzublicken. |
“But now I am going, good-bye… till we meet again.” I got up; she, too, stood up and suddenly flushed all over, gave a shudder, snatched up a shawl that was lying on a chair and muffled herself in it to her chin. |
»Und jetzt werde ich gehen, leb wohl… auf Wiedersehen.« Ich erhob mich, und auch sie stand auf, wurde plötzlich über und über rot, fuhr zusammen, griff nach einem auf dem Stuhl liegenden Schal, warf ihn über die Schultern und hüllte sich bis zum Kinn ein. |
As she did this she gave another sickly smile, blushed and looked at me strangely. |
Dann lächelte sie wieder schmerzlich, errötete und sah mich mit einem sonderbaren Blick an. |
I felt wretched; I was in haste to get away — to disappear. |
Es tat mir weh; ich wollte so schnell wie möglich hinaus, verschwinden. |
“Wait a minute,” she said suddenly, in the passage just at the doorway, stopping me with her hand on my overcoat. She put down the candle in hot haste and ran off; evidently she had thought of something or wanted to show me something. |
»Warten Sie«, sagte sie plötzlich, als wir schon im Flur an der Tür angelangt waren, wobei sie mich am Mantel zupfte, stellte dann das Licht irgendwo ab und stürzte davon –, offensichtlich war ihr etwas eingefallen oder sie wollte mir etwas zeigen. |
As she ran away she flushed, her eyes shone, and there was a smile on her lips — what was the meaning of it? |
Im Weglaufen errötete sie wieder, ihre Augen glänzten, ein Lächeln spielte um ihren Mund – was mochte es sein? |
Against my will I waited: she came back a minute later with an expression that seemed to ask forgiveness for something. |
Ich wartete: sie kam sofort zurück mit einem Blick, der gleichsam um Vergebung bat. |
In fact, it was not the same face, not the same look as the evening before: sullen, mistrustful and obstinate. |
Überhaupt war es nicht mehr dasselbe Gesicht, nicht mehr derselbe Blick wie vorhin – düster, mißtrauisch und starr. |
Her eyes now were imploring, soft, and at the same time trustful, caressing, timid. |
Ihre Augen waren jetzt bittend, weich und zutraulich, zärtlich und schüchtern zugleich. |
The expression with which children look at people they are very fond of, of whom they are asking a favour. |
So pflegen Kinder diejenigen anzusehen, die sie sehr lieben und von denen sie etwas erbitten möchten. |
Her eyes were a light hazel, they were lovely eyes, full of life, and capable of expressing love as well as sullen hatred. |
Sie hatte hellbraune Augen, wundervolle, lebendige Augen, die sowohl Liebe als auch düsteren Haß widerzuspiegeln vermochten. |
Making no explanation, as though I, as a sort of higher being, must understand everything without explanations, she held out a piece of paper to me. |
Ohne mir etwas zu erklären, als ob ich wie ein höheres Wesen alles auch ohne Erklärung wissen müßte, hielt sie mir ein Blatt hin. |
Her whole face was positively beaming at that instant with naive, almost childish, triumph. |
Ihr ganzes Gesicht erstrahlte in diesem Augenblick in einem naiven, beinahe kindlichen Triumph. |
I unfolded it. |
Ich entfaltete das Blatt. |
It was a letter to her from a medical student or someone of that sort — a very high-flown and flowery, but extremely respectful, love-letter. |
Es war ein Brief an sie, von irgendeinem Medizinstudenten oder so etwas – eine hochtrabende, blumenreiche, doch außerordentlich ehrerbietige Liebeserklärung. |
I don’t recall the words now, but I remember well that through the high-flown phrases there was apparent a genuine feeling, which cannot be feigned. |
Ich habe die Einzelheiten vergessen, aber ich kann mich noch sehr gut erinnern, daß durch den verschnörkelten Stil ein aufrichtiges Gefühl hindurchleuchtete, das man nicht vortäuschen kann. |
When I had finished reading it I met her glowing, questioning, and childishly impatient eyes fixed upon me. |
Als ich zu Ende gelesen hatte, begegnete ich ihrem heißen, neugierigen und kindlich ungeduldigen Blick. |
She fastened her eyes upon my face and waited impatiently for what I should say. |
Ihre Augen hingen an meinem Gesicht, und sie wartete ungeduldig, was ich sagen würde. |
In a few words, hurriedly, but with a sort of joy and pride, she explained to me that she had been to a dance somewhere in a private house, a family of “very nice people, WHO KNEW NOTHING, absolutely nothing, for she had only come here so lately and it had all happened… and she hadn’t made up her mind to stay and was certainly going away as soon as she had paid her debt… ” and at that party there had been the student who had danced with her all the evening. |
In kurzen Worten, eilig, aber irgendwie freudig und voll Stolz, erklärte sie mir, daß sie auf einem Tanzabend in einer Familie gewesen wäre, bei »sehr, sehr guten Menschen, in einer Irgendwie verschämt senkte sie ihre funkelnden Augen, als sie ihre Erzählung beendet hatte. |
The poor girl was keeping that student’s letter as a precious treasure, and had run to fetch it, her only treasure, because she did not want me to go away without knowing that she, too, was honestly and genuinely loved; that she, too, was addressed respectfully. |
Die Ärmste, sie bewahrte diesen Brief wie eine Kostbarkeit und holte diese einzige Kostbarkeit eilig hervor, weil sie nicht wollte, daß ich fortginge, ohne zu erfahren, daß auch sie in Ehren und aufrichtig geliebt wurde, daß man auch zu ihr ehrerbietig sprach. |
No doubt that letter was destined to lie in her box and lead to nothing. |
Vermutlich war es wohl diesem Brief beschieden, ohne alle Folgen in einem Kästchen liegenzubleiben. |
But none the less, I am certain that she would keep it all her life as a precious treasure, as her pride and justification, and now at such a minute she had thought of that letter and brought it with naive pride to raise herself in my eyes that I might see, that I, too, might think well of her. |
Aber das hatte nichts zu sagen; ich bin überzeugt, daß sie ihn ihr Leben lang wie eine Kostbarkeit bewahren würde, als ihren Stolz und ihre Rechtfertigung. Jetzt, in diesem Augenblick, fiel ihr der Brief ein, und sie holte ihn hervor, um ihn mir mit naivem Stolz zu zeigen, um in meinen Augen wieder zu steigen, auch ich sollte ihn sehen, auch ich sollte ihn bewundern. |
I said nothing, pressed her hand and went out. |
Ich sagte kein Wort, drückte ihr die Hand und ging hinaus. |
I so longed to get away… I walked all the way home, in spite of the fact that the melting snow was still falling in heavy flakes. |
Ich wollte fort… Ich legte den ganzen Weg zu Fuß zurück, obwohl der nasse Schnee immer noch in dichten schweren Flocken fiel. |
I was exhausted, shattered, in bewilderment. |
Ich war zerquält, vernichtet, fassungslos. |
But behind the bewilderment the truth was already gleaming. The loathsome truth. |
Doch die Wahrheit schimmerte bereits durch die Fassungslosigkeit hindurch. |
PART II. A Propos of the Wet Snow - Chapter VIII |
Zweiter Teil - Kapitel VIII |
It was some time, however, before I consented to recognise that truth. |
Ich habe mich übrigens mit dieser Wahrheit nicht so bald einverstanden erklärt. |
Waking up in the morning after some hours of heavy, leaden sleep, and immediately realising all that had happened on the previous day, I was positively amazed at my last night’s SENTIMENTALITY with Liza, at all those “outcries of horror and pity.” “To think of having such an attack of womanish hysteria, pah!” I concluded. |
Als ich am Morgen nach einigen Stunden schweren, bleiernen Schlafes erwachte und mich sofort an den ganzen vergangenen Tag erinnerte, wunderte ich mich sogar über meine gestrige “Was für eine weibische Nervosität einen doch manchmal überfallen kann!” entschied ich. |
And what did I thrust my address upon her for? |
“Und wozu habe ich ihr eigentlich meine Adresse aufgedrängt? |
What if she comes? |
Und wenn sie nun jetzt kommt? |
Let her come, though; it doesn’t matter… . But OBVIOUSLY, that was not now the chief and the most important matter: I had to make haste and at all costs save my reputation in the eyes of Zverkov and Simonov as quickly as possible; that was the chief business. |
Und übrigens mag sie nur kommen; egal… ” Die Hauptsache war, Simonow die gestrige Schuld zurückzuzahlen. |
And I was so taken up that morning that I actually forgot all about Liza. First of all I had at once to repay what I had borrowed the day before from Simonov. |
Ich entschloß mich zu einem gewagten Schritt: Anton Antonytsch um ganze fünfzehn Rubel anzugehen. |
I resolved on a desperate measure: to borrow fifteen roubles straight off from Anton Antonitch. |
Ausgerechnet an diesem Morgen war er bei bester Laune und erfüllte meine Bitte ohne weiteres, nach den ersten Worten. |
As luck would have it he was in the best of humours that morning, and gave it to me at once, on the first asking. |
Ich war darüber so froh, daß ich ihm beim Unterschreiben der Quittung mit verwegener Miene Nach Hause zurückgekehrt, schrieb ich sofort an Simonow. |
I was so delighted at this that, as I signed the IOU with a swaggering air, I told him casually that the night before “I had been keeping it up with some friends at the Hotel de Paris; we were giving a farewell party to a comrade, in fact, I might say a friend of my childhood, and you know — a desperate rake, fearfully spoilt — of course, he belongs to a good family, and has considerable means, a brilliant career; he is witty, charming, a regular Lovelace, you understand; we drank an extra ‘half-dozen’ and… ” And it went off all right; all this was uttered very easily, unconstrainedly and complacently. |
Bis auf den heutigen Tag habe ich meine Freude daran, wenn ich an den wahrhaft weltmännischen, gutmütigen und offenherzigen Ton meines Briefes zurückdenke. Gewandt, vornehm und vor allen Dingen ohne jedes überflüssige Wort nahm ich alle Schuld auf mich. Ich rechtfertigte mich, »wenn es mir überhaupt noch zusteht, mich zu rechtfertigen«, mit der Erklärung, daß ich, an Alkohol nicht gewöhnt, bereits nach dem ersten Gläschen betrunken war, welches ich (angeblich) vor ihrer Ankunft getrunken hatte, als ich von fünf bis sechs im Hôtel de Paris auf sie wartete. |
On reaching home I promptly wrote to Simonov. To this hour I am lost in admiration when I recall the truly gentlemanly, good-humoured, candid tone of my letter. With tact and good- breeding, and, above all, entirely without superfluous words, I blamed myself for all that had happened. |
Ich entschuldigte mich eigentlich nur bei Simonow; ich bat ihn lediglich, meine Erklärungen auch allen anderen zu übermitteln, besonders Swerkow, den ich, »ich glaube mich wie im Traum zu erinnern«, vielleicht beleidigt hätte. |
I defended myself, “if I really may be allowed to defend myself,” by alleging that being utterly unaccustomed to wine, I had been intoxicated with the first glass, which I said, I had drunk before they arrived, while I was waiting for them at the Hotel de Paris between five and six o’clock. |
Ich fügte hinzu, daß ich gerne persönlich bei allen vorgesprochen hätte, wenn nicht die Kopfschmerzen wären und ich mich nicht so sehr schämte. |
I begged Simonov’s pardon especially; I asked him to convey my explanations to all the others, especially to Zverkov, whom “I seemed to remember as though in a dream” I had insulted. I added that I would have called upon all of them myself, but my head ached, and besides I had not the face to. I was particularly pleased with a certain lightness, almost carelessness (strictly within the bounds of politeness, however), which was apparent in my style, and better than any possible arguments, gave them at once to understand that I took rather an independent view of “all that unpleasantness last night”; that I was by no means so utterly crushed as you, my friends, probably imagine; but on the contrary, looked upon it as a gentleman serenely respecting himself should look upon it. |
Besonders gefiel mir diese ›gewisse Leichtigkeit‹, beinahe eine Lässigkeit (übrigens eine durch und durch vornehme), die sich plötzlich in jeder Zeile spiegelte und besser als alle Beweise zu verstehen geben mußte, daß ich dieser »ganzen gestrigen Scheußlichkeit« ziemlich überlegen gegenüberstehe, daß ich durchaus nicht zerknirscht bin, wie Sie, meine Herrschaften, wahrscheinlich glauben, keineswegs, sondern ganz im Gegenteile die Sache so auffasse, wie ein Gentleman mit ruhigem Selbstbewußtsein sie eben auffassen muß. |
“On a young hero’s past no censure is cast!” “There is actually an aristocratic playfulness about it!” I thought admiringly, as I read over the letter. |
»Die Wahrheit bringt dem Helden keinen Vorwurf.« “Ist das nicht einfach galant und spielerisch?” staunte ich, den Brief noch einmal überfliegend. |
“And it’s all because I am an intellectual and cultivated man! |
“Und das alles, weil ich ein entwickelter und gebildeter Mensch bin! |
Another man in my place would not have known how to extricate himself, but here I have got out of it and am as jolly as ever again, and all because I am ‘a cultivated and educated man of our day.’ And, indeed, perhaps, everything was due to the wine yesterday. |
Jeder andere würde an meiner Stelle nicht wissen, wie er sich aus dieser Affäre ziehen soll, ich aber bin schon wieder obenauf und lebe drauflos, und das nur, weil ich eben ein ‹gebildeter und entwickelter Mensch unserer Zeit› bin. |
H’m!”… No, it was not the wine. |
Vielleicht lag es wirklich gestern nur am Wein? |
I did not drink anything at all between five and six when I was waiting for them. |
Hm, das stimmt ja nun nicht, das lag nicht am Wein. |
I had lied to Simonov; I had lied shamelessly; and indeed I wasn’t ashamed now… . Hang it all though, the great thing was that I was rid of it. |
Und Wodka hatte ich ja überhaupt nicht getrunken zwischen fünf und sechs, als ich auf sie wartete. |
I put six roubles in the letter, sealed it up, and asked Apollon to take it to Simonov. |
Da habe ich Simonow belogen; gewissenlos belogen; aber auch jetzt macht es mir nichts aus… Bah, übrigens, Schwamm drüber! |
When he learned that there was money in the letter, Apollon became more respectful and agreed to take it. |
Als er erfuhr, daß das Kuvert Geld enthielt, wurde er ehrerbietiger und erklärte sich bereit hinzugehen. |
Towards evening I went out for a walk. |
Gegen Abend ging ich spazieren. |
My head was still aching and giddy after yesterday. |
Mein Kopf tat immer noch weh, und mir schwindelte. |
But as evening came on and the twilight grew denser, my impressions and, following them, my thoughts, grew more and more different and confused. |
Doch je näher der Abend heranrückte und je dichter die Dämmerung wurde, desto schneller und verwirrender wechselten meine Empfindungen und auch meine Gedanken. |
Something was not dead within me, in the depths of my heart and conscience it would not die, and it showed itself in acute depression. |
Irgend etwas in mir, in der Tiefe des Herzens, wollte nicht sterben, es wollte nicht sterben und blieb als brennende Sehnsucht. |
For the most part I jostled my way through the most crowded business streets, along Myeshtchansky Street, along Sadovy Street and in Yusupov Garden. |
Ich suchte die belebtesten Geschäftsstraßen, die Meschtschanskije, die Sadowaja, entlang dem Jusupow-Park. |
I always liked particularly sauntering along these streets in the dusk, just when there were crowds of working people of all sorts going home from their daily work, with faces looking cross with anxiety. What I liked was just that cheap bustle, that bare prose. |
Ich liebte es besonders, in der Dämmerung durch diese Straßen zu gehen, wenn dort die Menge der Fußgänger dichter wurde, wenn Handwerker und Arbeiter mit ihren bis zur Boshaftigkeit sorgenvollen Gesichtern von ihrer Arbeit nach Hause strebten. |
On this occasion the jostling of the streets irritated me more than ever, I could not make out what was wrong with me, I could not find the clue, something seemed rising up continually in my soul, painfully, and refusing to be appeased. |
Mir gefiel gerade dieses Hasten nach der Kopeke, diese unverfrorene Prosa. An jenem Abend wirkte das Straßengedränge ganz besonders aufreizend auf mich. Ich konnte mit mir nicht fertig werden, ich konnte die Enden nicht finden. |
I returned home completely upset, it was just as though some crime were lying on my conscience. The thought that Liza was coming worried me continually. |
Irgend etwas stieg in mir auf, ununterbrochen stieg es in meiner Seele auf, unter Schmerzen, und ließ sich nicht abweisen. |
It seemed queer to me that of all my recollections of yesterday this tormented me, as it were, especially, as it were, quite separately. |
Gänzlich zerschlagen kehrte ich schließlich heim. Es war mir, als laste auf meiner Seele irgendein Verbrechen. |
Everything else I had quite succeeded in forgetting by the evening; I dismissed it all and was still perfectly satisfied with my letter to Simonov. |
Es quälte mich beständig der Gedanke, daß Lisa kommen würde. Mich wunderte, daß von allen gestrigen Erinnerungen die Erinnerung an sie mich irgendwie besonders, von allem anderen irgendwie unabhängig quälte. |
But on this point I was not satisfied at all. It was as though I were worried only by Liza. “What if she comes,” I thought incessantly, “well, it doesn’t matter, let her come! H’m! |
Es gelang mir, alles andere bis zum Abend zu vergessen, einen Schlußstrich zu ziehen, und ich war immer noch mit meinem Brief an Simonow völlig zufrieden. |
it’s horrid that she should see, for instance, how I live. Yesterday I seemed such a hero to her, while now, h’m! |
Aber mit dem einen war ich nicht zufrieden, Es war geradezu, als quälte mich nur Lisa allein. |
It’s horrid, though, that I have let myself go so, the room looks like a beggar’s. |
“Wenn sie aber jetzt kommt?” dachte ich ununterbrochen. “Nun, dann wird sie eben kommen. |
And I brought myself to go out to dinner in such a suit! |
Hm! Allein schon, daß sie zum Beispiel sehen wird, wie ich wohne. |
And my American leather sofa with the stuffing sticking out. |
Gestern trat ich als Held auf… Und jetzt, hm! |
And my dressing-gown, which will not cover me, such tatters, and she will see all this and she will see Apollon. |
Eigentlich ist es doch schändlich, daß ich so heruntergekommen bin. Die Wohnung ist richtig armselig. |
That beast is certain to insult her. He will fasten upon her in order to be rude to me. |
Und gestern konnte ich mich entschließen, in solchen Kleidern zum Essen zu gehen! |
And I, of course, shall be panic-stricken as usual, I shall begin bowing and scraping before her and pulling my dressing-gown round me, I shall begin smiling, telling lies. |
Und mein Wachstuchsofa, aus dem das Seegras herausquillt! Und mein Schlafrock, der vorne nicht zugeht! Lauter Fetzen… Und sie wird das alles sehen; und auch Apollon wird sie sehen. |
Oh, the beastliness! And it isn’t the beastliness of it that matters most! |
Dieses Rindvieh wird sie bestimmt beleidigen. |
There is something more important, more loathsome, viler! |
Er wird sie beleidigen, um mich zu ärgern. |
Yes, viler! And to put on that dishonest lying mask again!… ” When I reached that thought I fired up all at once. “Why dishonest? How dishonest? |
Ich aber werde selbstverständlich nach alter Gewohnheit verlegen werden, vor ihr tänzeln, die Schlafrockschöße übereinanderschlagen, werde lächeln, lügen. |
I was speaking sincerely last night. |
Oh, diese Schändlichkeit! |
I remember there was real feeling in me, too. |
Aber das ist noch nicht die größte Schändlichkeit! |
What I wanted was to excite an honourable feeling in her… . |
Hier gibt es etwas noch Tieferes, Widerlicheres, Gemeineres! |
Her crying was a good thing, it will have a good effect.” Yet I could not feel at ease. |
Ja, Gemeineres! Und wieder, wieder diese ehrlose, verlogene Maske!” Bei diesem Gedanken angelangt, fuhr ich förmlich hoch: “Warum denn ehrlos? |
All that evening, even when I had come back home, even after nine o’clock, when I calculated that Liza could not possibly come, still she haunted me, and what was worse, she came back to my mind always in the same position. |
Wieso ehrlos? Ich habe doch gestern aufrichtig gesprochen. Ich erinnere mich doch noch, daß auch in mir ein echtes Gefühl war. |
One moment out of all that had happened last night stood vividly before my imagination; the moment when I struck a match and saw her pale, distorted face, with its look of torture. |
Ich wollte ja gerade in ihr edle Gefühle wecken… Und wenn sie ein wenig weinte, so ist das gut, es wird eine heilsame Wirkung haben.” Und dennoch konnte ich mich nicht beruhigen. |
And what a pitiful, what an unnatural, what a distorted smile she had at that moment! But I did not know then, that fifteen years later I should still in my imagination see Liza, always with the pitiful, distorted, inappropriate smile which was on her face at that minute. |
Diesen ganzen Abend, auch nachdem ich zurückgekehrt war, bereits nach neun, also zu einer Zeit, da Lisa wohl nicht mehr kommen konnte, sah ich sie immer wieder vor mir, und zwar in ein und derselben Stellung. |
Next day I was ready again to look upon it all as nonsense, due to over- excited nerves, and, above all, as EXAGGERATED. I was always conscious of that weak point of mine, and sometimes very much afraid of it. “I exaggerate everything, that is where I go wrong,” I repeated to myself every hour. |
Es war ein Bild, das von allem Gestrigen sich besonders deutlich mir eingeprägt hatte: wie ich mit dem Streichholz plötzlich das Zimmer erhellte und ihr bleiches, verzerrtes Gesicht mit dem leidenden Blick vor mir sah. |
But, however, “Liza will very likely come all the same,” was the refrain with which all my reflections ended. |
Und was für ein klägliches, was für ein gezwungenes, verzerrtes Lächeln hatte sie in diesem Augenblick! |
I was so uneasy that I sometimes flew into a fury: “She’ll come, she is certain to come!” I cried, running about the room, “if not today, she will come tomorrow; she’ll find me out! The damnable romanticism of these pure hearts! |
Dabei wußte ich damals noch nicht, daß ich auch nach fünfzehn Jahren Lisa noch immer mit diesem kläglichen, verzerrten, unnötigen Lächeln von damals vor mir sehen würde. |
Oh, the vileness — oh, the silliness — oh, the stupidity of these ‘wretched sentimental souls!’ Why, how fail to understand? |
Am folgenden Tage war ich wieder bereit, das Ganze für Unsinn, Nervosität und vor allen Dingen übertrieben zu halten. |
How could one fail to understand?… ” But at this point I stopped short, and in great confusion, indeed. And how few, how few words, I thought, in passing, were needed; how little of the idyllic (and affectedly, bookishly, artificially idyllic too) had sufficed to turn a whole human life at once according to my will. |
Ich war mir dieser Schwäche immer bewußt und habe mich zuweilen sehr vor ihr gefürchtet: “Das ist es ja, daß ich alles übertreibe, das ist nun einmal mein Elend”, wiederholte ich mir stündlich. |
That’s virginity, to be sure! Freshness of soil! At times a thought occurred to me, to go to her, “to tell her all,” and beg her not to come to me. |
Aber übrigens, “übrigens wird Lisa wahrscheinlich trotzdem kommen” – das war der Refrain, mit dem alle meine Gedanken damals endeten. |
But this thought stirred such wrath in me that I believed I should have crushed that “damned” Liza if she had chanced to be near me at the time. |
Ich war dermaßen aufgeregt, daß ich zuweilen in größte Wut geriet: “Sie wird kommen! Sie wird unbedingt kommen!” rief ich aus, im Zimmer auf und ab laufend. |
I should have insulted her, have spat at her, have turned her out, have struck her! |
“Wenn nicht heute, dann morgen, sie wird mich schon finden! |
One day passed, however, another and another; she did not come and I began to grow calmer. I felt particularly bold and cheerful after nine o’clock, I even sometimes began dreaming, and rather sweetly: I, for instance, became the salvation of Liza, simply through her coming to me and my talking to her… . I develop her, educate her. |
Das ist die verfluchte Romantik all dieser “Und wie wenige, wenige Worte waren erforderlich”, dachte ich flüchtig, “wie wenige Worte, wie wenig Idyll (und dazu noch gespreiztes, erdachtes, literarisches Idyll), um sofort ein ganzes Leben nach eigenem Willen in eine andere Bahn zu lenken. |
Finally, I notice that she loves me, loves me passionately. |
Das ist Jungfräulichkeit! |
I pretend not to understand (I don’t know, however, why I pretend, just for effect, perhaps). At last all confusion, transfigured, trembling and sobbing, she flings herself at my feet and says that I am her saviour, and that she loves me better than anything in the world. |
Das ist Neuland!” Zuweilen kam mir auch der Gedanke, selbst zu ihr zu gehen, “ihr alles zu gestehen” und sie anzuflehen, nicht zu mir zu kommen. |
I am amazed, but… . “Liza,” I say, “can you imagine that I have not noticed your love? I saw it all, I divined it, but I did not dare to approach you first, because I had an influence over you and was afraid that you would force yourself, from gratitude, to respond to my love, would try to rouse in your heart a feeling which was perhaps absent, and I did not wish that… because it would be tyranny… it would be indelicate (in short, I launch off at that point into European, inexplicably lofty subtleties a la George Sand), but now, now you are mine, you are my creation, you are pure, you are good, you are my noble wife. |
Aber in diesem Augenblick, bei diesem Gedanken stieg in mir eine solche Wut auf, daß ich diese “verfluchte” Lisa einfach vernichtet hätte, wäre sie zufällig in meiner Nähe gewesen, daß ich sie beleidigt, angespuckt, hinausgeworfen, geschlagen hätte! |
‘Into my house come bold and free, Its rightful mistress there to be’.” Then we begin living together, go abroad and so on, and so on. |
Inzwischen verging der erste Tag, ein zweiter und ein dritter – sie kam immer noch nicht, und ich begann mich zu beruhigen. |
In fact, in the end it seemed vulgar to me myself, and I began putting out my tongue at myself. Besides, they won’t let her out, “the hussy!” I thought. They don’t let them go out very readily, especially in the evening (for some reason I fancied she would come in the evening, and at seven o’clock precisely). |
Ich faßte Mut und wurde wieder munter, besonders nach neun, ja ich begann sogar wieder zu träumen, und zwar recht hübsch: “Ich rette Lisa zum Beispiel gerade dadurch, daß sie mich besucht und ich zu ihr spreche… Ich erziehe, ich bilde sie. |
Though she did say she was not altogether a slave there yet, and had certain rights; so, h’m! |
Ich sehe schließlich, daß sie mich liebt, daß sie mich leidenschaftlich liebt. |
Damn it all, she will come, she is sure to come! It was a good thing, in fact, that Apollon distracted my attention at that time by his rudeness. |
Ich tue, als merke ich nichts (warum ich das tue, weiß ich übrigens selbst nicht, wahrscheinlich weil es schöner ist). |
He drove me beyond all patience! He was the bane of my life, the curse laid upon me by Providence. We had been squabbling continually for years, and I hated him. My God, how I hated him! |
Schließlich stürzt sie, verwirrt und schön, bebend und schluchzend mir zu Füßen und sagt mir, daß ich ihr Retter sei, daß sie mich mehr als alles auf der Welt liebe. |
I believe I had never hated anyone in my life as I hated him, especially at some moments. He was an elderly, dignified man, who worked part of his time as a tailor. |
Ich bin erstaunt, aber… Lisa, sage ich, glaubst du wirklich, daß ich deine Liebe nicht bemerkt hätte? |
But for some unknown reason he despised me beyond all measure, and looked down upon me insufferably. Though, indeed, he looked down upon everyone. Simply to glance at that flaxen, smoothly brushed head, at the tuft of hair he combed up on his forehead and oiled with sunflower oil, at that dignified mouth, compressed into the shape of the letter V, made one feel one was confronting a man who never doubted of himself. He was a pedant, to the most extreme point, the greatest pedant I had met on earth, and with that had a vanity only befitting Alexander of Macedon. |
Alles habe ich gesehen, alles habe ich erraten, aber ich habe es nicht gewagt, als erster um dein Herz zu werben, weil ich von meinem Einfluß auf dich wußte und deshalb fürchtete, daß du dich vielleicht nur aus Dankbarkeit, um meine Liebe zu erwidern, mit Gewalt zu einem Gefühl zwingen würdest, das du vielleicht gar nicht hast, das aber wollte ich vermeiden, denn das ist… despotisch… Das wäre unzart (kurz, ich verlor hier den Boden unter den Füßen vor lauter europäischer George-Sandscher unaussprechlich edler Feinheit). |
He was in love with every button on his coat, every nail on his fingers — absolutely in love with them, and he looked it! |
Aber jetzt, jetzt bist du mein, mein Geschöpf, du bist rein, schön, du bist mein wundervolles Weib. |
In his behaviour to me he was a perfect tyrant, he spoke very little to me, and if he chanced to glance at me he gave me a firm, majestically self- confident and invariably ironical look that drove me sometimes to fury. |
Dann leben wir in aller Herrlichkeit los, fahren ins Ausland usw. usw.” Mit einem Wort, es wurde selbst mir zuwider, und ich schloß damit, daß ich mir selbst die Zunge herausstreckte. |
He did his work with the air of doing me the greatest favour, though he did scarcely anything for me, and did not, indeed, consider himself bound to do anything. There could be no doubt that he looked upon me as the greatest fool on earth, and that “he did not get rid of me” was simply that he could get wages from me every month. |
“Man läßt sie ja überhaupt nicht gehen, die Hure!” dachte ich, “man läßt sie nicht besonders gerne aus dem Haus, glaube ich, abends schon gar nicht (aus irgendeinem Grunde glaubte ich, daß sie bestimmt am Abend kommen würde, und zwar gerade um sieben Uhr). |
He consented to do nothing for me for seven roubles a month. Many sins should be forgiven me for what I suffered from him. |
Allerdings hat sie mir gesagt, daß sie sich dort noch nicht endgültig verkauft hat und besondere Vorrechte genießt; hm! |
My hatred reached such a point that sometimes his very step almost threw me into convulsions. What I loathed particularly was his lisp. |
Hol’s der Teufel, dann wird sie kommen, dann wird sie unbedingt kommen!” Es war noch ein Glück, daß Apollon mich während dieser Zeit durch seine Dreistigkeit ablenkte. |
His tongue must have been a little too long or something of that sort, for he continually lisped, and seemed to be very proud of it, imagining that it greatly added to his dignity. |
Er brachte mich um meine letzte Fassung! Er war mein Verderben, eine Geißel Gottes, die von der Vorsehung geschwungen wurde. |
He spoke in a slow, measured tone, with his hands behind his back and his eyes fixed on the ground. |
Wir lagen dauernd im Krieg miteinander, schon seit mehreren Jahren, und ich haßte ihn. |
He maddened me particularly when he read aloud the psalms to himself behind his partition. |
Mein Gott, wie ich ihn haßte! Niemand habe ich in meinem Leben so gehaßt wie ihn, besonders in gewissen Augenblicken. |
Many a battle I waged over that reading! But he was awfully fond of reading aloud in the evenings, in a slow, even, sing-song voice, as though over the dead. |
Er war ein älterer gravitätischer Mensch, der nebenher ein wenig schneiderte. |
It is interesting that that is how he has ended: he hires himself out to read the psalms over the dead, and at the same time he kills rats and makes blacking. |
Aber aus einem unbekannten Grund verachtete er mich über alle Maßen und sah unerträglich hochmütig auf mich herab. Übrigens sah er auf alle herab. |
But at that time I could not get rid of him, it was as though he were chemically combined with my existence. Besides, nothing would have induced him to consent to leave me. I could not live in furnished lodgings: my lodging was my private solitude, my shell, my cave, in which I concealed myself from all mankind, and Apollon seemed to me, for some reason, an integral part of that flat, and for seven years I could not turn him away. |
Man brauchte nur einen Blick auf diesen weißblonden, gestriegelten Kopf zu werfen, auf die sorgfältig gedrehte Tolle, die er mit Sonnenblumenöl salbte, auf diesen seriösen, stets tugendhaft geschürzten Mund – und man merkte sofort, daß man ein Wesen vor sich hatte, das keinerlei Zweifel an sich selbst empfand. |
To be two or three days behind with his wages, for instance, was impossible. He would have made such a fuss, I should not have known where to hide my head. |
Er war ein Pedant höchsten Grades, der größte Pedant von allen, denen ich je begegnet bin, und dazu noch von einer Eitelkeit, die sich höchstens ein Alexander von Mazedonien hätte leisten dürfen. |
But I was so exasperated with everyone during those days, that I made up my mind for some reason and with some object to PUNISH Apollon and not to pay him for a fortnight the wages that were owing him. |
Er war in jeden seiner Knöpfe verliebt, in jeden seiner Fingernägel – eben verliebt. Diese Verliebtheit sah man ihm sofort an! |
I had for a long time — for the last two years — been intending to do this, simply in order to teach him not to give himself airs with me, and to show him that if I liked I could withhold his wages. I purposed to say nothing to him about it, and was purposely silent indeed, in order to score off his pride and force him to be the first to speak of his wages. |
Mich behandelte er ausgesprochen despotisch, sprach mit mir äußerst selten, und wenn er mich eines Blickes würdigte, so geschah das mit einem sicheren, würdevoll-selbstbewußten und stets spöttischen Ausdruck, der mich bisweilen zur Raserei brachte. |
Then I would take the seven roubles out of a drawer, show him I have the money put aside on purpose, but that I won’t, I won’t, I simply won’t pay him his wages, I won’t just because that is “what I wish,” because “I am master, and it is for me to decide,” because he has been disrespectful, because he has been rude; but if he were to ask respectfully I might be softened and give it to him, otherwise he might wait another fortnight, another three weeks, a whole month… . |
Seinen Dienst versah er mit einem Gesicht, als erweise er mir die größte Gnade. Übrigens tat er so gut wie gar nichts für mich und hielt sich auch nicht für verpflichtet, etwas zu tun. Es bestand keinerlei Zweifel, daß er mich als den letzten Trottel der ganzen Welt betrachtete, und er ›duldete mich nur deshalb in seiner Nähe‹, weil er von mir seinen monatlichen Lohn fordern konnte. |
But angry as I was, yet he got the better of me. I could not hold out for four days. |
Er war bereit, bei mir für diese sieben Rubel monatlich ›nichts zu tun‹. |
He began as he always did begin in such cases, for there had been such cases already, there had been attempts (and it may be observed I knew all this beforehand, I knew his nasty tactics by heart). |
Seinetwegen werden mir bestimmt viele Sünden vergeben. Zuweilen war mein Haß auf ihn so groß, daß mir schon sein Gang Krämpfe verursachte. Doch ganz besonders widerlich war mir sein Lispeln. |
He would begin by fixing upon me an exceedingly severe stare, keeping it up for several minutes at a time, particularly on meeting me or seeing me out of the house. If I held out and pretended not to notice these stares, he would, still in silence, proceed to further tortures. |
Seine Zunge war etwas länger, als es sich gehört, oder was weiß ich, jedenfalls lispelte er beständig und war auch noch stolz darauf, weil er sich einbildete, daß es ihm eine gewisse Vornehmheit verleihe. |
All at once, A PROPOS of nothing, he would walk softly and smoothly into my room, when I was pacing up and down or reading, stand at the door, one hand behind his back and one foot behind the other, and fix upon me a stare more than severe, utterly contemptuous. |
Er sprach immer leise, gesetzt, die Hände auf dem Rücken und die Augen zu Boden gesenkt. Ganz besonders brachte er mich auf, wenn er in seiner Kammer Psalmen zu lesen begann. Dieser Psalmen wegen habe ich die härtesten Kämpfe mit ihm ausgefochten. |
If I suddenly asked him what he wanted, he would make me no answer, but continue staring at me persistently for some seconds, then, with a peculiar compression of his lips and a most significant air, deliberately turn round and deliberately go back to his room. |
Aber er liebte es sehr, allabendlich zu lesen, mit leiser gleichmäßiger Stimme in singendem Tonfall, ganz wie über einem Toten. Es ist bemerkenswert, daß er dabei blieb: jetzt liest er Psalmen bei den Toten, nebenbei vertilgt er Ratten und stellt Schuhwichse her. |
Two hours later he would come out again and again present himself before me in the same way. |
Damals jedoch konnte ich mich von ihm nicht trennen, ganz, als wäre er mit meiner Existenz irgendwie chemisch verbunden. |
It had happened that in my fury I did not even ask him what he wanted, but simply raised my head sharply and imperiously and began staring back at him. |
Außerdem wäre er nie bereit gewesen zu gehen. Ich konnte niemals in möblierten Zimmern wohnen: meine winzige Wohnung war mein Haus, meine Schale, mein Futteral, in das ich mich vor aller Menschheit verkroch, Apollon aber, der Teufel weiß warum, schien mir zu dieser Wohnung zu gehören, und so brachte ich es ganze sieben Jahre lang nicht fertig, mich seiner zu entledigen. |
So we stared at one another for two minutes; at last he turned with deliberation and dignity and went back again for two hours. |
Sein Gehalt auch nur zwei, drei Tage lang zurückzuhalten war ausgeschlossen. Er hätte sich so aufgeführt, daß ich weder aus noch ein gewußt hätte. |
If I were still not brought to reason by all this, but persisted in my revolt, he would suddenly begin sighing while he looked at me, long, deep sighs as though measuring by them the depths of my moral degradation, and, of course, it ended at last by his triumphing completely: I raged and shouted, but still was forced to do what he wanted. |
In diesen Tagen aber war ich dermaßen mit allem zerfallen, daß ich mich aus irgendeinem Grund und zu irgendeinem Zweck entschloß, Apollon Aber wie aufgebracht ich auch war, gesiegt hat er doch. Ich habe keine vier Tage durchgehalten. |
This time the usual staring manoeuvres had scarcely begun when I lost my temper and flew at him in a fury. I was irritated beyond endurance apart from him. “Stay,” I cried, in a frenzy, as he was slowly and silently turning, with one hand behind his back, to go to his room. “Stay! |
Er begann, womit er schon immer in ähnlichen Fällen zu beginnen pflegte, denn ähnliche Fälle hatte es schon gegeben, ähnliche Fälle waren schon herbeigeführt worden (und ich möchte gleich hinzufügen, daß ich das alles im voraus wußte, daß ich seine ganze niederträchtige Taktik auswendig kannte); nämlich: er begann damit, daß er einen ungemein strengen Blick auf mich richtete und einige Minuten lang auf mir ruhen ließ, insbesondere, wenn er mich an der Tür empfing oder hinausbegleitete. |
Come back, come back, I tell you!” and I must have bawled so unnaturally, that he turned round and even looked at me with some wonder. However, he persisted in saying nothing, and that infuriated me. |
Hielt ich dann zum Beispiel stand und tat, als bemerke ich diese Blicke überhaupt nicht, so ging er, immer noch schweigend, zu der nächsten Folter über. |
“How dare you come and look at me like that without being sent for? Answer!” After looking at me calmly for half a minute, he began turning round again. “Stay!” I roared, running up to him, “don’t stir! There. |
Plötzlich, mir nichts, dir nichts, kommt er mit leisen und gemessenen Schritten in mein Zimmer, wenn ich auf und ab gehe oder lese, bleibt an der Tür stehen, legt eine Hand auf den Rücken, stellt ein Bein vor und richtet den Blick auf mich – einen nicht mehr bloß strengen, sondern vollends verächtlichen Blick. |
Answer, now: what did you come in to look at?” “If you have any order to give me it’s my duty to carry it out,” he answered, after another silent pause, with a slow, measured lisp, raising his eyebrows and calmly twisting his head from one side to another, all this with exasperating composure. |
Wenn ich ihn dann frage, was er wolle, antwortet er mit keiner Silbe, fährt fort, mich noch einige Sekunden lang anzustarren, um sich dann mit seltsam zusammengekniffenen Lippen und bedeutsamer Miene langsam umzudrehen und sich langsam in seine Kammer zurückzuziehen. |
“That’s not what I am asking you about, you torturer!” I shouted, turning crimson with anger. |
Nach etwa zwei Stunden kommt er wieder heraus und pflanzt sich wieder vor mir auf. |
“I’ll tell you why you came here myself: you see, I don’t give you your wages, you are so proud you don’t want to bow down and ask for it, and so you come to punish me with your stupid stares, to worry me and you have no sus-pic-ion how stupid it is — stupid, stupid, stupid, stupid!… ” He would have turned round again without a word, but I seized him. |
Es kam vor, daß ich ihn vor Zorn überhaupt nicht mehr fragte, was er wolle, sondern mich entschlossen und gebieterisch aufrichtete und ihn gleichfalls unbeweglich ansah. So starrten wir einander etwa zwei Minuten lang an; schließlich drehte er sich wieder langsam und gravitätisch um und verließ mich auf weitere zwei Stunden. |
“Listen,” I shouted to him. “Here’s the money, do you see, here it is,” (I took it out of the table drawer); “here’s the seven roubles complete, but you are not going to have it, you… are… not… going… to… have it until you come respectfully with bowed head to beg my pardon. Do you hear?” “That cannot be,” he answered, with the most unnatural self-confidence. “It shall be so,” I said, “I give you my word of honour, it shall be!” “And there’s nothing for me to beg your pardon for,” he went on, as though he had not noticed my exclamations at all. |
Ließ ich mich auch dadurch nicht zur Vernunft bringen und fuhr in meiner Rebellion fort, so begann er, während er mich ansah, zu seufzen, lange und tief zu seufzen, als wolle er mit diesem einen Seufzer den ganzen Abgrund meiner moralischen Verkommenheit ausmessen; und das Ganze, versteht sich, endete schließlich damit, daß er vollständig die Übermacht gewann: ich tobte, ich schrie, aber ich wurde trotzdem gezwungen, in allem nachzugeben. |
“Why, besides, you called me a ‘torturer,’ for which I can summon you at the police-station at any time for insulting behaviour.” “Go, summon me,” I roared, “go at once, this very minute, this very second! |
Dieses Mal aber, sobald das übliche Manöver der ›strengen Blicke‹ begann, geriet ich sofort außer mir und fuhr ihn wütend an. Ich war ohnedies schon gereizt. |
You are a torturer all the same! a torturer!” But he merely looked at me, then turned, and regardless of my loud calls to him, he walked to his room with an even step and without looking round. “If it had not been for Liza nothing of this would have happened,” I decided inwardly. Then, after waiting a minute, I went myself behind his screen with a dignified and solemn air, though my heart was beating slowly and violently. |
»Bleib!« schrie ich wie rasend, als er sich langsam und schweigend, die eine Hand auf dem Rücken, wieder umdrehen wollte, um sich in sein Zimmer zurückzuziehen, »bleib, zurück, zurück, sag ich!« Und ich muß wohl so unnatürlich gebrüllt haben, daß er sich wieder umdrehte und mich sogar gewissermaßen erstaunt betrachtete. |
“Apollon,” I said quietly and emphatically, though I was breathless, “go at once without a minute’s delay and fetch the police-officer.” He had meanwhile settled himself at his table, put on his spectacles and taken up some sewing. |
Übrigens sprach er kein Wort, aber das war es ja, was mich am meisten reizte. »Was unterstehst du dich, hier ohne Erlaubnis einzutreten und mich so anzustarren? |
But, hearing my order, he burst into a guffaw. “At once, go this minute! Go on, or else you can’t imagine what will happen.” “You are certainly out of your mind,” he observed, without even raising his head, lisping as deliberately as ever and threading his needle. |
Antworte!« Aber nachdem er mich in aller Seelenruhe etwa eine halbe Minute lang betrachtet hatte, schickte er sich wieder an kehrtzumachen. |
“Whoever heard of a man sending for the police against himself? |
»Bleib!« brüllte ich und stürzte auf ihn zu, »nicht vom Fleck! |
And as for being frightened — you are upsetting yourself about nothing, for nothing will come of it.” “Go!” I shrieked, clutching him by the shoulder. |
So. Antworte jetzt: Warum kommst du und guckst?« »Wenn Sie mir jetzt etwas zu befehlen haben, so ist es an mir, es auszuführen«, antwortete er nach einigem Schweigen, leise und umständlich lispelnd, wobei er die Augenbrauen hochzog und den Kopf von einer Schulter zur anderen wiegte – und das alles wiederum mit der grauenhaftesten Gelassenheit. |
I felt I should strike him in a minute. |
»Es geht nicht darum, nicht darum, du Henker«, schrie ich zornbebend. |
But I did not notice the door from the passage softly and slowly open at that instant and a figure come in, stop short, and begin staring at us in perplexity I glanced, nearly swooned with shame, and rushed back to my room. There, clutching at my hair with both hands, I leaned my head against the wall and stood motionless in that position. Two minutes later I heard Apollon’s deliberate footsteps. “There is some woman asking for you,” he said, looking at me with peculiar severity. |
»Ich werde dir sagen, du Henker, ich, warum du herkommst: du siehst, daß ich dir deinen Lohn nicht auszahle, willst aber aus Stolz nicht darum bitten, willst dich nicht erniedrigen und schleichst dann mit deinen dummen Blicken herum, um mich zu bestrafen, zu quälen, ohne zu begreifen, du Henker, wie dumm das ist: Dumm, dumm, dumm, dumm, dumm!« Wieder schickte er sich schweigend an kehrtzumachen, ich aber hielt ihn fest. |
Then he stood aside and let in Liza. |
»Höre!« schrie ich ihn an. |
He would not go away, but stared at us sarcastically. “Go away, go away,” I commanded in desperation. At that moment my clock began whirring and wheezing and struck seven. |
»Hier ist Geld, siehst du, hier ist es (ich riß das Geld aus der Schublade), die ganzen sieben Rubel, aber du bekommst sie nicht, du bekommst sie nicht, so lange, bis du kommst und mich ehrerbietig, reumütig um Verzeihung bittest! |
PART II. A Propos of the Wet Snow - Chapter IX |
Zweiter Teil - Kapitel IX |
“ I stood before her crushed, crestfallen, revoltingly confused, and I believe I smiled as I did my utmost to wrap myself in the skirts of my ragged wadded dressing-gown — exactly as I had imagined the scene not long before in a fit of depression. |
Und in mein Haus zieh stolz und frei,Du, seine rechte Herrin, ein! Ich stand vor ihr, erschlagen, überführt, widerlich verlegen und lächelte, glaube ich, wobei ich mir die größte Mühe gab, die Schöße meines zottigen wattierten Schlafröckchens übereinanderzuschlagen – genauso, wie ich es mir noch kurz vorher in meiner Verzagtheit ausgemalt hatte. |
After standing over us for a couple of minutes Apollon went away, but that did not make me more at ease. |
Apollon, nachdem er etwa zwei Minuten neben uns gestanden hatte, war nun fort, aber mir ging es nicht besser. |
What made it worse was that she, too, was overwhelmed with confusion, more so, in fact, than I should have expected. |
Das schlimmste war, daß auch sie plötzlich verlegen wurde, und zwar so, wie ich es nie erwartet hätte. |
At the sight of me, of course. |
Bei meinem Anblick, versteht sich. |
“Sit down,” I said mechanically, moving a chair up to the table, and I sat down on the sofa. |
»Setz dich«, sagte ich mechanisch und rückte für sie einen Stuhl an den Tisch, nahm aber selbst auf dem Sofa Platz. |
She obediently sat down at once and gazed at me open-eyed, evidently expecting something from me at once. |
Sie setzte sich augenblicklich und gehorsam, blickte mich mit weit aufgerissenen Augen an, offensichtlich etwas Besonderes von mir erwartend. |
This naivete of expectation drove me to fury, but I restrained myself. |
Eben diese naive Erwartung machte mich rasend, aber ich beherrschte mich. |
She ought to have tried not to notice, as though everything had been as usual, while instead of that, she… and I dimly felt that I should make her pay dearly for ALL THIS. “You have found me in a strange position, Liza,” I began, stammering and knowing that this was the wrong way to begin. |
Gerade jetzt hätte man tun sollen, als gäbe es nichts Auffallendes, als sei alles so, wie es sein müsse, sie aber… Und ich ahnte dunkel, daß sie mir »Du hast mich in einer sonderbaren Lage angetroffen, Lisa«, begann ich stotternd und mit dem Bewußtsein, daß man gerade so nicht hätte anfangen sollen. |
“No, no, don’t imagine anything,” I cried, seeing that she had suddenly flushed. |
»Nein, nein, du sollst nicht irgend etwas denken!« rief ich aus, als ich bemerkte, daß sie plötzlich errötete. |
“I am not ashamed of my poverty… . |
»Ich schäme mich nicht meiner Armut. |
On the contrary, I look with pride on my poverty. I am poor but honourable… . One can be poor and honourable,” I muttered. |
Im Gegenteil, ich bin stolz auf meine Armut, ich bin arm, aber edel… Man kann arm und edel sein«, murmelte ich. |
“However… would you like tea?… . ” “No,” she was beginning. |
»Übrigens… möchtest du Tee?« »Nein… «, begann sie und stockte. |
“Wait a minute.” I leapt up and ran to Apollon. |
»Warte!« Ich sprang auf und lief zu Apollon. |
I had to get out of the room somehow. |
Ich mußte doch irgendwie in die Erde versinken. |
“Apollon,” I whispered in feverish haste, flinging down before him the seven roubles which had remained all the time in my clenched fist, “here are your wages, you see I give them to you; but for that you must come to my rescue: bring me tea and a dozen rusks from the restaurant. |
»Apollon«, flüsterte ich in fieberhafter Eile und warf die sieben Rubel, die ich die ganze Zeit in der Faust gehalten hatte, vor ihn auf den Tisch. »Hier ist dein Lohn, siehst du, du bekommst ihn; aber dafür mußt du mich retten: bring mir sofort aus dem nächsten Restaurant Tee und zehn Stück Gebäck. Wenn du dich weigerst, stürzt du einen Menschen ins Unglück! |
If you won’t go, you’ll make me a miserable man! |
Du weißt nicht, was das für eine Frau ist… Sie ist – alles! |
You don’t know what this woman is… . This is — everything! You may be imagining something… . But you don’t know what that woman is!… ” Apollon, who had already sat down to his work and put on his spectacles again, at first glanced askance at the money without speaking or putting down his needle; then, without paying the slightest attention to me or making any answer, he went on busying himself with his needle, which he had not yet threaded. |
Vielleicht denkst du irgend etwas… Aber du weißt nicht, was das für eine Frau ist!… « Apollon, der schon wieder bei seiner Näharbeit war und sich schon wieder die Brille aufgesetzt hatte, schielte zuerst, ohne die Nadel aus der Hand zu legen, schweigend nach dem Geld; dann aber fuhr er fort, ohne mir die geringste Aufmerksamkeit zu schenken und mich einer Antwort zu würdigen, sich mit seinem Faden zu beschäftigen, den er immer noch einfädelte. |
I waited before him for three minutes with my arms crossed A LA NAPOLEON. |
Ich wartete ungefähr drei Minuten, vor ihm stehend, mit verschränkten Armen à la Napoleon. |
My temples were moist with sweat. I was pale, I felt it. |
Auf meinen Schläfen perlte Schweiß; ich war blaß, ich spürte es selbst. |
But, thank God, he must have been moved to pity, looking at me. |
Aber Gott sei Dank, offensichtlich bekam er doch noch Mitleid mit mir. |
Having threaded his needle he deliberately got up from his seat, deliberately moved back his chair, deliberately took off his spectacles, deliberately counted the money, and finally asking me over his shoulder: “Shall I get a whole portion?” deliberately walked out of the room. |
Nachdem er mit seinem Faden fertig war, erhob er sich langsam, schob langsam den Stuhl zurück, nahm langsam die Brille ab, zählte langsam das Geld nach, und nachdem er mich über die Schulter gefragt hatte, ob er eine ganze Portion holen solle, verließ er langsam das Zimmer. |
As I was going back to Liza, the thought occurred to me on the way: shouldn’t I run away just as I was in my dressing-gown, no matter where, and then let happen what would? |
Während ich zu Lisa zurückging, kam mir unterwegs ein Gedanke: einfach, so wie ich dastehe, in dem schäbigen Schlafröckchen, Reißaus zu nehmen, und dann komme, was kommen mag. |
I sat down again. |
Ich setzte mich wieder hin. |
She looked at me uneasily. |
Sie sah mich voll Unruhe an. |
For some minutes we were silent. |
Einige Minuten schwiegen wir. |
“I will kill him,” I shouted suddenly, striking the table with my fist so that the ink spurted out of the inkstand. |
»Ich bringe ihn um!« schrie ich plötzlich auf und schlug dabei mit der Faust auf den Tisch, daß die Tinte aus dem Tintenfaß schwappte. |
“What are you saying!” she cried, starting. |
»Ach, was haben Sie?« rief sie zusammenfahrend. |
“I will kill him! kill him!” I shrieked, suddenly striking the table in absolute frenzy, and at the same time fully understanding how stupid it was to be in such a frenzy. |
»Ich bringe ihn um, ich bringe ihn um«, kreischte ich und fuhr fort, in völliger Raserei auf den Tisch zu trommeln, in dem deutlichen Bewußtsein, daß es dumm war, derart die Fassung zu verlieren. |
“You don’t know, Liza, what that torturer is to me. |
»Du weißt nicht, Lisa, was dieser Henker für mich bedeutet. |
He is my torturer… . He has gone now to fetch some rusks; he… ” And suddenly I burst into tears. |
Er ist mein Henker… Jetzt holt er Gebäck; er… « Und plötzlich brach ich in Tränen aus. |
It was an hysterical attack. |
Das war ein Anfall. |
How ashamed I felt in the midst of my sobs; but still I could not restrain them. |
Beim Schluchzen fühlte ich mich äußerst unbehaglich; aber ich konnte es nicht mehr unterdrücken. |
She was frightened. |
Sie erschrak. |
“What is the matter? What is wrong?” she cried, fussing about me. |
»Was haben Sie nur!« rief sie immer wieder erregt aus, indem sie sich um mich bemühte. |
“Water, give me water, over there!” I muttered in a faint voice, though I was inwardly conscious that I could have got on very well without water and without muttering in a faint voice. |
»Wasser, gib mir Wasser, da!« murmelte ich mit schwacher Stimme, wobei ich mir allerdings durchaus bewußt war, daß ich auch sehr gut ohne Wasser auskommen konnte und nicht mit versagender Stimme zu sprechen brauchte. |
But I was, what is called, PUTTING IT ON, to save appearances, though the attack was a genuine one. |
Aber ich Sie reichte mir Wasser, indem sie mich ratlos ansah. In diesem Augenblick brachte Apollon den Tee. |
She gave me water, looking at me in bewilderment. At that moment Apollon brought in the tea. |
Und plötzlich schien mir, daß dieser gewöhnliche und prosaische Tee nach allem Vorgefallenen furchtbar unanständig und kläglich war, und ich errötete. |
It suddenly seemed to me that this commonplace, prosaic tea was horribly undignified and paltry after all that had happened, and I blushed crimson. |
Lisa betrachtete Apollon sogar ängstlich. Er ging wieder hinaus, ohne uns eines Blickes zu würdigen. »Lisa, verachtest du mich?« fragte ich. Ich starrte sie an, zitternd vor Ungeduld zu erfahren, was sie dachte. |
Liza looked at Apollon with positive alarm. |
Sie wurde verlegen und wußte nichts zu antworten. |
He went out without a glance at either of us. |
»Trink den Tee«, sagte ich böse. Ich wütete gegen mich, aber natürlich mußte sie dafür herhalten. |
“Liza, do you despise me?” I asked, looking at her fixedly, trembling with impatience to know what she was thinking. |
Ein schrecklicher Zorn auf sie kochte plötzlich in meinem Herzen; am liebsten hätte ich sie totgeschlagen, glaube ich. |
She was confused, and did not know what to answer. “Drink your tea,” I said to her angrily. |
Um mich an ihr zu rächen, schwor ich mir in Gedanken, die ganze Zeit über kein Wort mit ihr zu sprechen. |
I was angry with myself, but, of course, it was she who would have to pay for it. |
“Sie ist doch an allem schuld”, dachte ich. Unser Schweigen hielt schon etwa fünf Minuten an. |
A horrible spite against her suddenly surged up in my heart; I believe I could have killed her. To revenge myself on her I swore inwardly not to say a word to her all the time. |
Der Tee stand auf dem Tisch; wir hatten noch nichts getrunken: ich war schon so weit, daß ich absichtlich nicht anfangen wollte, um sie noch mehr in Verlegenheit zu bringen; sie aber konnte sich doch nicht zuerst einschenken. |
“She is the cause of it all,” I thought. |
Sie sah mich einige Male traurig und verständnislos an. |
Our silence lasted for five minutes. |
Ich schwieg unnachgiebig. |
The tea stood on the table; we did not touch it. I had got to the point of purposely refraining from beginning in order to embarrass her further; it was awkward for her to begin alone. |
Natürlich war ich selbst der größte Märtyrer, denn ich war mir der widerlichen Niedertracht meiner boshaften Dummheit vollkommen bewußt, zugleich aber konnte ich mich nicht beherrschen. |
Several times she glanced at me with mournful perplexity. I was obstinately silent. |
»Ich will… dort… ganz fortgehen«, begann sie schließlich, um das Schweigen irgendwie zu brechen. |
I was, of course, myself the chief sufferer, because I was fully conscious of the disgusting meanness of my spiteful stupidity, and yet at the same time I could not restrain myself. |
Die Arme! Gerade davon hätte man in einem ohnehin schon so dummen Augenblick, zu einem ohnehin so dummen Menschen, wie ich es war, nicht anfangen sollen. Sogar mein Herz zog sich zusammen vor Mitleid mit ihrer Unbeholfenheit und überflüssigen Offenheit. |
“I want to… get away… from there altogether,” she began, to break the silence in some way, but, poor girl, that was just what she ought not to have spoken about at such a stupid moment to a man so stupid as I was. |
Aber etwas Scheußliches erwürgte in mir sofort das ganze Mitleid, ja, es reizte mich noch mehr auf; mag doch die ganze Welt untergehen! Es vergingen weitere fünf Minuten. »Habe ich Sie vielleicht gestört?« fragte sie schüchtern, kaum hörbar, und wollte sich erheben. |
My heart positively ached with pity for her tactless and unnecessary straightforwardness. |
Kaum aber sah ich diesen ersten Funken gekränkter Würde, als ich vor Bosheit förmlich zu zittern begann und es sofort mit mir durchging. |
But something hideous at once stifled all compassion in me; it even provoked me to greater venom. I did not care what happened. |
»Wozu bist du eigentlich zu mir gekommen, kannst du es mir bitte sagen?« begann ich keuchend und ohne auf die logische Ordnung in meinen Reden zu achten. |
Another five minutes passed. “Perhaps I am in your way,” she began timidly, hardly audibly, and was getting up. |
Ich wollte alles mit einem Mal aussprechen, in einem Zug; da war es egal, womit ich anfing. |
But as soon as I saw this first impulse of wounded dignity I positively trembled with spite, and at once burst out. |
»Warum bist du gekommen? Kannst du mir das bitte sagen!« rief ich wie von Sinnen. »Ich werde dir sagen, Mütterchen, warum du gekommen bist. |
“Why have you come to me, tell me that, please?” I began, gasping for breath and regardless of logical connection in my words. I longed to have it all out at once, at one burst; I did not even trouble how to begin. |
Du bist gekommen, weil ich damals zu dir Ich wußte, daß sie vielleicht nicht alles erfassen und die Einzelheiten nicht verstehen würde, gleichzeitig wußte ich, daß sie das Wesentliche vorzüglich verstehen würde. |
“Why have you come? |
So kam es auch. |
Answer, answer,” I cried, hardly knowing what I was doing. “I’ll tell you, my good girl, why you have come. |
Sie wurde kreideweiß, wollte etwas sagen, ihre Lippen verzogen sich schmerzlich; plötzlich sank sie wie von einem Schlag getroffen auf den Stuhl zurück. |
You’ve come because I talked sentimental stuff to you then. So now you are soft as butter and longing for fine sentiments again. |
Und die ganze Zeit darauf hörte sie mir mit offenem Mund zu, mit weit aufgerissenen Augen, zitternd vor Angst. |
So you may as well know that I was laughing at you then. And I am laughing at you now. Why are you shuddering? |
Der Zynismus, der Zynismus meiner Worte erdrückte sie… »Retten!« fuhr ich fort, indem ich aufsprang und vor ihr im Zimmer auf und ab rannte. |
Yes, I was laughing at you! |
»Wovor denn retten? |
I had been insulted just before, at dinner, by the fellows who came that evening before me. |
Ich bin ja selbst vielleicht schlimmer als du. |
I came to you, meaning to thrash one of them, an officer; but I didn’t succeed, I didn’t find him; I had to avenge the insult on someone to get back my own again; you turned up, I vented my spleen on you and laughed at you. |
Warum bist du mir denn nicht übers Maul gefahren, als ich dir die Leviten las: ›Wozu bist du denn zu uns gekommen, etwa um uns Moral zu predigen?‹ – Nach Macht gelüstete es mich damals, nach Macht, nach Spiel, deine Tränen wollte ich, deine Erniedrigung, die Hysterie – das brauchte ich damals! |
I had been humiliated, so I wanted to humiliate; I had been treated like a rag, so I wanted to show my power… . |
Ich bin ja damals selbst weich geworden, denn ich bin ein Schlappschwanz. Ich bekam Angst und gab dir aus Dummheit, weiß der Teufel wozu, meine Adresse. |
That’s what it was, and you imagined I had come there on purpose to save you. |
Später aber, noch unterwegs, bedachte ich dich wegen dieser Adresse mit allen Flüchen der Welt. |
Yes? You imagined that? |
Schon damals begann ich dich zu hassen, denn ich hatte dich belogen. |
You imagined that?” I knew that she would perhaps be muddled and not take it all in exactly, but I knew, too, that she would grasp the gist of it, very well indeed. |
Ich will nämlich nur in Worten spielen, nur im Kopf träumen, in Wirklichkeit aber brauche ich, weißt du was: daß euch der Teufel holt, das brauche ich! Ich will meine Ruhe haben. |
And so, indeed, she did. She turned white as a handkerchief, tried to say something, and her lips worked painfully; but she sank on a chair as though she had been felled by an axe. |
Ich würde ja dafür, daß man mich nicht belästigt, die ganze Welt sofort für eine Kopeke verkaufen. |
And all the time afterwards she listened to me with her lips parted and her eyes wide open, shuddering with awful terror. |
Soll die Welt untergehen, oder soll ich jetzt keinen Tee trinken? Ich sage, die Welt mag untergehen, ich aber will immer meinen Tee trinken. Wußtest du das oder nicht? |
The cynicism, the cynicism of my words overwhelmed her… . |
Nun, ich aber weiß, daß ich ein gemeiner Kerl bin, ein Schuft, ein Egoist, ein Faulpelz. |
“Save you!” I went on, jumping up from my chair and running up and down the room before her. |
Diese drei Tage habe ich vor Angst gezittert, du könntest kommen. Weißt du aber auch, was mich in diesen drei Tagen am meisten beunruhigt hat? |
“Save you from what? But perhaps I am worse than you myself. Why didn’t you throw it in my teeth when I was giving you that sermon: ‘But what did you come here yourself for? |
Am meisten, daß ich mich damals vor dir wie ein Held aufgeführt habe, du mich aber hier in meinem schäbigen Schlafröckchen sehen würdest, bettelarm und ekelhaft. |
was it to read us a sermon?’ Power, power was what I wanted then, sport was what I wanted, I wanted to wring out your tears, your humiliation, your hysteria — that was what I wanted then! Of course, I couldn’t keep it up then, because I am a wretched creature, I was frightened, and, the devil knows why, gave you my address in my folly. |
Ich sagte dir vorhin, daß ich mich meiner Armut nicht schäme; du sollst wissen, daß ich mich schäme, mich ihrer am meisten schäme, mich ihretwegen am meisten fürchte, mehr, als wenn ich ein Dieb wäre, denn ich bin so eitel, als hätte man mir die Haut abgezogen, und schon der bloße Luftzug verursacht mir Schmerz. |
Afterwards, before I got home, I was cursing and swearing at you because of that address, I hated you already because of the lies I had told you. |
Solltest du wirklich auch jetzt noch nicht auf den Gedanken kommen, daß ich dir niemals verzeihen werde, daß du mich in diesem Schlafröckchen angetroffen hast, als ich mich wie ein bösartiger Kläffer auf Apollon stürzte? |
Because I only like playing with words, only dreaming, but, do you know, what I really want is that you should all go to hell. |
Der Erlöser, der einstige Held, stürzt sich wie ein räudiger, zottiger Kläffer auf seinen Diener, und der lacht ihn aus! |
That is what I want. I want peace; yes, I’d sell the whole world for a farthing, straight off, so long as I was left in peace. |
Und die Tränen vorhin, die ich vor dir wie ein beschämtes Weib nicht verbergen konnte, die werde ich dir niemals verzeihen! |
Is the world to go to pot, or am I to go without my tea? |
Und alles das, was ich dir jetzt gestehe, werde ich Und da geschah plötzlich etwas Sonderbares. |
I say that the world may go to pot for me so long as I always get my tea. Did you know that, or not? Well, anyway, I know that I am a blackguard, a scoundrel, an egoist, a sluggard. |
Ich war dermaßen gewöhnt, wie nach dem Buch zu denken und zu träumen und mir die ganze Welt so vorzustellen, wie ich sie mir in meiner Phantasie vorher zurechtgelegt hatte, daß ich damals dieses Sonderbare zunächst gar nicht begriff. |
Here I have been shuddering for the last three days at the thought of your coming. |
Es geschah aber folgendes: Lisa, diese von mir gekränkte und verwundete Lisa, begriff weit mehr, als ich mir eingebildet hatte. |
And do you know what has worried me particularly for these three days? |
Sie begriff trotz allem, was eine Frau, wenn sie nur aufrichtig liebt, immer als erstes begreift, nämlich: daß ich selbst unglücklich war. |
That I posed as such a hero to you, and now you would see me in a wretched torn dressing-gown, beggarly, loathsome. |
Der Ausdruck des Schreckens und der Kränkung in ihrem Gesicht war zunächst einem schmerzlichen Staunen gewichen. |
I told you just now that I was not ashamed of my poverty; so you may as well know that I am ashamed of it; I am more ashamed of it than of anything, more afraid of it than of being found out if I were a thief, because I am as vain as though I had been skinned and the very air blowing on me hurt. |
Als ich mich aber einen Schuft und Schurken nannte und mir die Tränen kamen (diese ganze Tirade brachte ich unter Tränen hervor), da zuckte ihr Gesicht wie in einem Krampf. Sie wollte aufstehen, mich unterbrechen; als ich verstummte, dachte sie nicht an mein Schreien: »Warum hockst du hier, warum gehst du nicht?«, sondern sah nur, daß es mir selbst sehr schwerfallen mußte, das alles auszusprechen. |
Surely by now you must realise that I shall never forgive you for having found me in this wretched dressing-gown, just as I was flying at Apollon like a spiteful cur. |
Zudem war sie so eingeschüchtert, die Arme; sie hielt sich für unendlich tief unter mir stehend; wie sollte sie sich erbosen, sich beleidigt fühlen? |
The saviour, the former hero, was flying like a mangy, unkempt sheep-dog at his lackey, and the lackey was jeering at him! And I shall never forgive you for the tears I could not help shedding before you just now, like some silly woman put to shame! |
Plötzlich, wie von einem unbezwinglichen Gefühl getrieben, zu mir hindrängend, sprang sie vom Stuhl auf, aber immer noch unsicher und ohne sich von der Stelle zu wagen, und streckte mir ihre Hände entgegen… Da drehte sich auch mir das Herz um. |
And for what I am confessing to you now, I shall never forgive you either! |
Dann stürzte sie plötzlich auf mich zu, schlang ihre Arme um meinen Hals und brach in Tränen aus. |
Yes — you must answer for it all because you turned up like this, because I am a blackguard, because I am the nastiest, stupidest, absurdest and most envious of all the worms on earth, who are not a bit better than I am, but, the devil knows why, are never put to confusion; while I shall always be insulted by every louse, that is my doom! |
Auch ich hielt es nicht mehr aus und schluchzte, wie ich noch nie geschluchzt hatte. »Man läßt mich nicht… ich kann nicht… gut sein!« stammelte ich, ging zum Sofa, warf mich nieder und schluchzte eine Viertelstunde in einem wirklichen hysterischen Anfall. Sie schmiegte sich an mich, umfaßte mich und erstarb in dieser Umarmung. Der Witz dabei aber war, daß das Weinen doch einmal ein Ende nehmen mußte. |
And what is it to me that you don’t understand a word of this! And what do I care, what do I care about you, and whether you go to ruin there or not? Do you understand? How I shall hate you now after saying this, for having been here and listening. |
Und nun (ich will die ekelhafte Wahrheit niederschreiben), als ich noch schluchzend auf dem Sofa lag, das Gesicht fest an mein schäbiges Lederkissen gepreßt, begann ich allmählich, zuerst ganz von ferne, unwillkürlich, aber unaufhaltsam zu fühlen, daß es mir jetzt doch peinlich sein würde, den Kopf zu erheben und Lisa direkt in die Augen zu sehen. |
Why, it’s not once in a lifetime a man speaks out like this, and then it is in hysterics!… What more do you want? |
Weswegen schämte ich mich? – Ich weiß es nicht, aber ich schämte mich. |
Why do you still stand confronting me, after all this? Why are you worrying me? Why don’t you go?” But at this point a strange thing happened. I was so accustomed to think and imagine everything from books, and to picture everything in the world to myself just as I had made it up in my dreams beforehand, that I could not all at once take in this strange circumstance. |
Und dann tauchte in meiner Erregung auch noch der Gedanke auf, daß die Rollen nun endgültig vertauscht waren, daß sie jetzt die Heldin war, ich aber ein ebenso erniedrigtes und zerstörtes Geschöpf wie sie in jener Nacht – vor vier Tagen… Und dies alles ging mir bereits in jenen Minuten durch den Sinn, während ich mit dem Gesicht auf dem Sofa lag! |
What happened was this: Liza, insulted and crushed by me, understood a great deal more than I imagined. |
Mein Gott, sollte ich sie denn wirklich damals beneidet haben? Ich weiß es nicht, bis heute kann ich es noch nicht entscheiden, damals aber begriff ich es noch weniger als jetzt. |
She understood from all this what a woman understands first of all, if she feels genuine love, that is, that I was myself unhappy. |
Ohne Macht und ohne Tyrannei über einen Anderen kann ich nicht leben… Aber… aber durch Überlegungen läßt sich ja nichts erklären, folglich sollte man auch weiter nicht überlegen. |
The frightened and wounded expression on her face was followed first by a look of sorrowful perplexity. When I began calling myself a scoundrel and a blackguard and my tears flowed (the tirade was accompanied throughout by tears) her whole face worked convulsively. |
Ich überwand mich schließlich doch und hob den Kopf; einmal mußte es ja geschehen… Und da, ich bin heute noch fest davon überzeugt, daß es so kam, gerade weil ich mich vor ihr schämte, regte sich in meinem Herzen plötzlich ein anderes Gefühl… die Gier nach Macht und Besitz. |
She was on the point of getting up and stopping me; when I finished she took no notice of my shouting: “Why are you here, why don’t you go away?” but realised only that it must have been very bitter to me to say all this. |
In meinen Augen flackerte die Leidenschaft, und ich drückte fest ihre Hände. Wie haßte ich sie, und wie zog es mich in diesem Augenblick zu ihr hin! Die eine Empfindung steigerte die andere. Es war fast wie Rache!… Auf ihrem Gesicht zeigte sich zuerst Verblüffung, beinahe sogar Angst, doch nur für einen Augenblick. |
Besides, she was so crushed, poor girl; she considered herself infinitely beneath me; how could she feel anger or resentment? |
Sie umarmte mich voller Hingabe und Leidenschaft. |
PART II. A Propos of the Wet Snow - Chapter X |
Zweiter Teil - Kapitel X |
A quarter of an hour later I was rushing up and down the room in frenzied impatience, from minute to minute I went up to the screen and peeped through the crack at Liza. |
Eine Viertelstunde später rannte ich in wütender Ungeduld im Zimmer auf und ab, lief immer wieder zum Wandschirm und spähte durch einen Spalt nach Lisa. |
She was sitting on the ground with her head leaning against the bed, and must have been crying. |
Sie saß auf dem Fußboden, den Kopf an den Bettrand gelehnt und weinte, wie es schien. |
But she did not go away, and that irritated me. |
Aber sie ging nicht, und das war es, was mich so reizte. |
This time she understood it all. |
Nun wußte sie alles. |
I had insulted her finally, but… there’s no need to describe it. |
Ich hatte sie im Tiefsten beleidigt, aber… dazu ist nichts mehr zu sagen. |
She realised that my outburst of passion had been simply revenge, a fresh humiliation, and that to my earlier, almost causeless hatred was added now a PERSONAL HATRED, born of envy… . Though I do not maintain positively that she understood all this distinctly; but she certainly did fully understand that I was a despicable man, and what was worse, incapable of loving her. |
Sie hatte erraten, daß der Ausbruch meiner Leidenschaft Rache war, eine neue Erniedrigung ihrer Person, und daß zu meinem ursprünglichen, beinahe grundlosen Haß jetzt ein persönlicher, neidischer Haß hinzugekommen war… Übrigens will ich nicht behaupten, sie hätte das alles vollkommen klar verstanden; dafür aber hatte sie verstanden, daß ich ein ekelhafter Mensch war und vor allem nicht fähig, sie zu lieben. |
I know I shall be told that this is incredible — but it is incredible to be as spiteful and stupid as I was; it may be added that it was strange I should not love her, or at any rate, appreciate her love. |
Ich weiß, man wird mir einwenden, das sei unwahrscheinlich – es sei unwahrscheinlich, so böse, so dumm zu sein, wie ich es war; man wird vielleicht auch hinzufügen, es sei doch unmöglich gewesen, sie nicht zu lieben oder eine solche Liebe nicht wenigstens zu würdigen. |
Why is it strange? |
Warum sollte es unwahrscheinlich sein? |
In the first place, by then I was incapable of love, for I repeat, with me loving meant tyrannising and showing my moral superiority. |
Erstens konnte ich schon gar nicht mehr lieben, denn, ich wiederhole, Liebe bedeutet für mich Tyrannei und moralische Überlegenheit. |
I have never in my life been able to imagine any other sort of love, and have nowadays come to the point of sometimes thinking that love really consists in the right — freely given by the beloved object — to tyrannise over her. |
Mein ganzes Leben lang habe ich mir keine andere Liebe vorstellen können und bin so weit gekommen, daß ich jetzt zuweilen denke, die Liebe bestehe gerade in einem von dem geliebten Wesen freiwillig zugestandenen Recht, es zu beherrschen. |
Even in my underground dreams I did not imagine love except as a struggle. I began it always with hatred and ended it with moral subjugation, and afterwards I never knew what to do with the subjugated object. |
Auch in meinen Kellerlochträumen habe ich mir die Liebe nie anders als einen Kampf vorgestellt, habe sie stets mit Haß begonnen und mit moralischer Unterwerfung gekrönt; dann aber war es mir unmöglich, mir auch nur im entferntesten vorzustellen, was man mit dem besiegten Wesen noch hätte anfangen können. |
And what is there to wonder at in that, since I had succeeded in so corrupting myself, since I was so out of touch with “real life,” as to have actually thought of reproaching her, and putting her to shame for having come to me to hear “fine sentiments”; and did not even guess that she had come not to hear fine sentiments, but to love me, because to a woman all reformation, all salvation from any sort of ruin, and all moral renewal is included in love and can only show itself in that form. |
Und was kann denn da unwahrscheinlich sein, wenn es mir schon gelungen war, mich so weit mit mir zu entzweien, mich so weit des ›lebendigen Lebens‹ zu entwöhnen, daß ich sie mit dem Vorwurf beschämen wollte, sie sei gekommen, um von ›Gefühlen‹ zu hören; ich selbst kam nicht auf den Gedanken, daß sie überhaupt nicht der Gefühle wegen gekommen war, sondern um mich zu lieben, denn für die Frau liegt die ganze Auferstehung in der Liebe, die ganze Rettung, einerlei von welchem Verderben, und die ganze Wiedergeburt, die sich ja auch in nichts anderem offenbaren kann als gerade in ihr. |
I did not hate her so much, however, when I was running about the room and peeping through the crack in the screen. |
Übrigens haßte ich sie gar nicht so sehr, als ich im Zimmer auf und ab lief und durch die Spalte des Wandschirms spähte. |
I was only insufferably oppressed by her being here. |
Es war mir nur unerträglich, daß sie hier war. |
I wanted her to disappear. |
Ich wollte sie fort haben. |
I wanted “peace,” to be left alone in my underground world. |
Ich wünschte ›Ruhe‹, ich wünschte das Alleinsein im Kellerloch. |
Real life oppressed me with its novelty so much that I could hardly breathe. |
Das ungewohnte ›lebendige Leben‹ erdrückte mich dermaßen, daß mir sogar das Atmen schwerfiel. |
But several minutes passed and she still remained, without stirring, as though she were unconscious. |
Aber es vergingen noch etliche Minuten, sie erhob sich immer noch nicht, als hätte sie alles um sich vergessen. |
I had the shamelessness to tap softly at the screen as though to remind her… . She started, sprang up, and flew to seek her kerchief, her hat, her coat, as though making her escape from me… . Two minutes later she came from behind the screen and looked with heavy eyes at me. |
Ich besaß die Gewissenlosigkeit, leicht an den Wandschirm zu klopfen, um sie zu erinnern… Sie fuhr erschrocken zusammen, sprang hastig auf und suchte eilig ihr Tuch, ihr Hütchen, ihren Pelz zusammen, als wollte sie vor mir fliehen… Nach zwei Minuten trat sie langsam hinter dem Schirm hervor und sah mich mit einem schweren Blick an. |
I gave a spiteful grin, which was forced, however, to KEEP UP APPEARANCES, and I turned away from her eyes. |
Ich grinste boshaft, übrigens absichtlich, »Leben Sie wohl«, sagte sie und ging zur Tür. |
I ran up to her, seized her hand, opened it, thrust something in it and closed it again. |
Da lief ich auf sie zu, nahm ihre Hand, öffnete sie, drückte etwas hinein… und schloß dann die Finger wieder. |
Then I turned at once and dashed away in haste to the other corner of the room to avoid seeing, anyway… . I did mean a moment since to tell a lie — to write that I did this accidentally, not knowing what I was doing through foolishness, through losing my head. But I don’t want to lie, and so I will say straight out that I opened her hand and put the money in it… from spite. |
Darauf wandte ich mich sofort um und floh in die andere Ecke des Zimmers, um wenigstens nichts zu sehen… Soeben, in dieser Minute, wollte ich lügen – ich wollte schreiben, daß ich dies aus Versehen, halb bewußtlos, in Verwirrung, aus Kopflosigkeit getan hätte; ich will aber nicht lügen, und darum sage ich jetzt offen, daß ich ihre Hand geöffnet und etwas hineingesteckt habe… aus Bosheit. |
It came into my head to do this while I was running up and down the room and she was sitting behind the screen. |
Ich kam darauf, als ich im Zimmer auf und ab lief und sie hinter dem Wandschirm saß. |
But this I can say for certain: though I did that cruel thing purposely, it was not an impulse from the heart, but came from my evil brain. |
Eines jedoch kann ich mit Bestimmtheit sagen: ich beging diese Grausamkeit, wenn auch absichtlich, doch nicht mit dem Herzen, sondern mit dem Kopf. |
This cruelty was so affected, so purposely made up, so completely a product of the brain, of books, that I could not even keep it up a minute — first I dashed away to avoid seeing her, and then in shame and despair rushed after Liza. |
Diese Grausamkeit war dermaßen gekünstelt, dermaßen ausgeklügelt, willkürlich ausgedacht, »Lisa, Lisa!« rief ich durchs Treppenhaus, aber zaghaft, halblaut. Es kam keine Antwort, ich glaubte, daß ich ihre Schritte unten auf der Treppe hörte. »Lisa!« rief ich lauter. Keine Antwort. |
I opened the door in the passage and began listening. “Liza! Liza!” I cried on the stairs, but in a low voice, not boldly. |
Aber im gleichen Augenblick hörte ich von unten, daß die schwere verglaste Haustür sich quietschend öffnete und mit dumpfem Krach zuschlug. |
There was no answer, but I fancied I heard her footsteps, lower down on the stairs. |
Das Treppenhaus dröhnte. Sie war fort. Nachdenklich kehrte ich in mein Zimmer zurück. |
“Liza!” I cried, more loudly. |
Furchtbar schwer war mir zumute. |
No answer. But at that minute I heard the stiff outer glass door open heavily with a creak and slam violently; the sound echoed up the stairs. |
Ich blieb am Tisch stehen, neben dem Stuhl, auf dem sie gesessen hatte, und starrte gedankenverloren vor mich hin. |
She had gone. I went back to my room in hesitation. I felt horribly oppressed. I stood still at the table, beside the chair on which she had sat and looked aimlessly before me. |
Es war ungefähr eine Minute vergangen, als ich plötzlich zusammenfuhr: gerade vor mir auf dem Tisch sah ich… kurz, ich sah einen zerknitterten blauen Fünfrubelschein, denselben, den ich ihr vor einer Minute in die Hand gedrückt hatte. |
A minute passed, suddenly I started; straight before me on the table I saw… . |
Es war Und nun? Ich hätte ja erwarten können, daß sie es tun würde. Hätte ich es erwarten können? |
In short, I saw a crumpled blue five- rouble note, the one I had thrust into her hand a minute before. |
Nein. Ich war so sehr Egoist, achtete die Menschen im Grunde so gering, daß ich nie darauf gekommen wäre, sie könnte so handeln. |
It was the same note; it could be no other, there was no other in the flat. |
Das ertrug ich nicht. Im nächsten Augenblick fuhr ich wie ein Wahnsinniger in meine Kleider, warf mir das erste beste über, was mir unter die Hände kam, und stürzte atemlos ihr nach. |
So she had managed to fling it from her hand on the table at the moment when I had dashed into the further corner. |
Sie konnte noch keine zweihundert Schritte gegangen sein, als ich auf die Straße hinauslief. |
Well! I might have expected that she would do that. Might I have expected it? |
Es war ganz still, schwere dichte Schneeflocken fielen fast senkrecht zur Erde und legten das Trottoir und die leere Straße mit einem Polster aus. |
No, I was such an egoist, I was so lacking in respect for my fellow-creatures that I could not even imagine she would do so. |
Kein Mensch, kein Laut. Traurig und unnütz flimmerten die Laternen. Ich lief etwa zweihundert Schritte bis zur Kreuzung und blieb dann stehen. |
I could not endure it. |
– Wohin ist sie gegangen? |
A minute later I flew like a madman to dress, flinging on what I could at random and ran headlong after her. |
Und wozu laufe ich ihr nach? Wozu? Um vor ihr niederzuknien, in Reue zu weinen, ihre Füße zu küssen, Vergebung zu erflehen! |
She could not have got two hundred paces away when I ran out into the street. |
Das wollte ich: meine Brust drohte zu zerspringen, und niemals, niemals werde ich dieses Augenblicks gleichgültig gedenken können. |
It was a still night and the snow was coming down in masses and falling almost perpendicularly, covering the pavement and the empty street as though with a pillow. |
Aber – wozu? dachte ich. Werde ich sie denn nicht vielleicht morgen schon hassen, gerade deshalb, weil ich ihr heute die Füße geküßt habe? Werde ich ihr denn das Glück bringen? |
There was no one in the street, no sound was to be heard. |
Habe ich heute nicht wieder zum hundertsten Male gesehen, was ich wert bin? |
The street lamps gave a disconsolate and useless glimmer. |
Werde ich sie nicht zugrunde richten? Ich stand im Schnee, spähte in die trübe Dunkelheit und dachte darüber nach. |
I ran two hundred paces to the cross-roads and stopped short. Where had she gone? And why was I running after her? Why? |
“Und ist es nicht besser, ist es nicht besser”, grübelte ich, wieder zu Hause, später, indem ich mit Phantasien den lebendigen inneren Schmerz zu betäuben suchte, “ist es nicht besser, daß sie nun die Kränkung ewig mit sich trägt? |
To fall down before her, to sob with remorse, to kiss her feet, to entreat her forgiveness! |
Kränkung – das ist doch Läuterung; das ist das ätzendste und schmerzendste Bewußtsein! |
I longed for that, my whole breast was being rent to pieces, and never, never shall I recall that minute with indifference. |
Morgen schon würde ich ihre Seele durch mich verunreinigt und ihr Herz ermüdet haben. |
But — what for? I thought. Should I not begin to hate her, perhaps, even tomorrow, just because I had kissed her feet today? Should I give her happiness? |
Die Beleidigung aber wird niemals in ihr erlöschen, und wie ekelhaft auch der Sumpf sein mag, der sie erwartet, die Beleidigung wird sie erheben und läutern… durch den Haß… hm!… vielleicht auch durch die Vergebung… Aber übrigens, wird ihr denn davon leichter?” In der Tat: jetzt möchte ich eine müßige Frage stellen: was ist besser – billiges Glück oder erhabenes Leid? |
Had I not recognised that day, for the hundredth time, what I was worth? |
Nun also, was ist besser? So war es mir, als ich an jenem Abend bei mir zu Hause saß, halb tot vor seelischem Schmerz. |
Should I not torture her? I stood in the snow, gazing into the troubled darkness and pondered this. “And will it not be better?” I mused fantastically, afterwards at home, stifling the living pang of my heart with fantastic dreams. |
Niemals noch hatte ich so viel Leid und Reue durchgestanden; aber hätte der geringste Zweifel bestehen können, als ich aus der Wohnung stürzte, daß ich nicht auf halbem Wege umkehren und zurückkommen würde? |
“Will it not be better that she should keep the resentment of the insult for ever? |
Lisa habe ich nie mehr wiedergesehen und auch nie mehr etwas von ihr gehört. |
Resentment — why, it is purification; it is a most stinging and painful consciousness! Tomorrow I should have defiled her soul and have exhausted her heart, while now the feeling of insult will never die in her heart, and however loathsome the filth awaiting her — the feeling of insult will elevate and purify her… by hatred… h’m!… perhaps, too, by forgiveness… . |
Ich möchte noch hinzufügen, daß ich mich mit der Selbst heute noch, nach so vielen Jahren, kommt mir dies alles irgendwie Übrigens sind hier die Aufzeichnungen dieses paradoxen Menschen noch nicht zu Ende. |
Will all that make things easier for her though?… ” And, indeed, I will ask on my own account here, an idle question: which is better — cheap happiness or exalted sufferings? |
Er konnte es nicht lassen und setzte sie fort. Aber auch uns will scheinen, daß man hier ohne weiteres aufhören kann. |